Kriegsgeschrei aus der NZZ

Ein weiterer Sandkastengeneral sändelet und zündelt.

Normalerweise beherrscht Eric Gujer den «anderen Blick» der NZZ, mit dem sie sich an ihre reichsdeutschen Leser wendet. Nicht zuletzt damit hat sich das Blatt von der Falkenstrasse in Zürich in Deutschland einen Namen gemacht. Denn Gujers Blick ist meist gnadenlos, er führt eine scharfe Klinge und kann – für einen Schweizer – elegant formulieren.

Aber auch God Almighty muss mal ruhen, dann dürfen andere ran. Da fängt dann der «andere Blick» schwer an zu schielen. Daran schuld ist Marco Seliger. Der deutsche Journalist arbeitet für die deutsche Redaktion der NZZ. Zuvor war er Chefredaktor von «Loyal», der Zeitschrift des deutschen Reservistenverbands, 2020 wurde er Leiter Kommunikation und Pressesprecher der deutschen Waffenschmiede Heckler & Koch. Man kann ihn vielleicht als nicht ganz unbelastet bezeichnen.

In diesem Sinn legt er gleich offensiv los: «Die Ukraine braucht dringend weit reichende Präzisionswaffen», weiss Seliger. Da trifft es sich gut, dass «in der deutschen Armee nicht alles schlecht» sei. Zum Beispiel der «hochmoderne Marschflugkörper Taurus», der gehöre «zu den besten Lenkflugkörpern der Welt». Wunderbar, wenn den Hitlers Armee schon gehabt hätte, wäre die Panzerschlacht bei Kursk vielleicht anders ausgegangen.

Aber es gibt natürlich auch heute Wehrkraftzersetzer und Defätisten, die Seliger scharf zurechtweisen muss: «Mitunter mutet die deutsche Verteidigungspolitik grotesk an.» Kein Wehrwille mehr, keine Angriffslust, nix «Germans to the front», keine Rede von «Marschflugkörper müssen fliegen bis zum Sieg». Stattdessen «gerierten sich ganze Kohorten von Politikern und Wissenschaftlern als Panzerexperten» und diskutierten Für und Wider einer Lieferung von Leopard 2. Kein Wunder: «Russlands Präsident Putin dürfte sich damals schlapp gelacht haben

Das mag stimmen, dass Putin darüber lacht, dass in Deutschland doch noch so etwas wie ein Rechtsstaat mit restriktiven Waffenausfuhrgesetzen existiert. Über die sich eine Kriegsgurgel wie der Reserveoffizier Seliger natürlich kaltlächelnd hinwegsetzen würde. Aber während sich Merkel immerhin sichtbar wegguckte, sei Bundeskanzler Scholz «in der Taurus-Frage schlicht nicht präsent». Typisch, haben Sie überhaupt gedient? Antwort: nein, Scholz hat verweigert und Zivildienst geleistet. Aha, Drückeberger.

Es gebe Bedenken, dass die Ukraine solche Distanzwaffen auch auf russischem Gebiet einsetzen könnte? Papperlapapp: «Das Argument, westliche Marschflugkörper würden den Krieg eskalieren, zieht daher nicht. Sie befinden sich bereits im Einsatz.» Aber die sind natürlich nicht so gut wie echte deutsche Wertarbeit: «Der britische Storm Shadow und der französische Scalp sind nur bedingt geeignet, einen Brückenpfeiler zum Einbrechen zu bringen. Taurus aber, so heisst es unter deutschen Militärfachleuten, kann das.» Oder: «wir schaffen das», wie Merkel gesagt hätte.

Also her damit, keine Weichheiten, was muss, das muss: «Eine deutsche Politik, die Sinn für das Wesentliche hat, würde den Taurus deshalb jetzt freigeben.» Aber leider, leider ist es mal wieder so: die deutsche Politik interessiert es einen feuchten Kehricht, was Seliger für den Sinn fürs Wesentliche hält. Glücklicherweise, denn das ist Unsinn. Während es sich beim Taurus offenbar um eine deutsche Präzisionswaffe handelt, ist Seliger ein Unguided Missile.

 

9 Kommentare
  1. H.R. Füglistaler
    H.R. Füglistaler sagte:

    Die atlantischen Transen können ihre Hiwis von der Falkenstrasse
    gut gebrauchen.
    NZZ – Leibblatt der Berufsreaktionäre!

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  2. René Küng
    René Küng sagte:

    Darf der Herr Derungs diese Nettekette, den Chef als (unterwürfigen) Hund hin stellen,
    Wadevacuum?
    Oder zählt der Chef auf seine Mitläufer,
    die den bei den ‹Guten›, Freiheitsverteidigern, mitlaufenden Benno beissen?

    Herr Derungs, Sie meinen’s schon gut, mixen mit Zaren, Stalin & Co alles zusammen, was wir auch nicht mögen.
    Aber Sie humpeln mit den gesteuerten Medien zusammen, die alles tun müssen, um den Menschen den Blick zu vernebeln, wo denn die allerschlimmsten Despoten hocken.
    Nicht erst seit 2020, aber ab da lassen die alle Hemmungen fallen.
    Demokratische Ukraine? Weiter Republik lesen, den nächsten Buuster reservieren, anders Denkende als unterwürfige ____ betiteln und schön solidarisch bleiben……

    Wir sind alle etwas durcheinander Herr Derungs, ich auch.
    Weiss nicht, wie ich es Ihnen sagen soll, oder was, wann, oben, unten.

    Aber lassen Sie doch steile, sehr gewagte Vergleiche
    «Dies äussert er durch Sich-auf-den-Rücken-Legen, Vermeidung von Blickkontakt und angeklappte Ohren. Durch gezieltes Anspannen der Kopfhaut erzeugt der Hund ausserdem welpenhafte Gesichtszüge und signalisiert so Hilflosigkeit».
    Es könnte im Spiegel auf Sie zurück fallen.
    Sie wissen, welchen Spiegel ich meine?

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    • Mario Sacco
      Mario Sacco sagte:

      „Wir sind alle etwas durcheinander Herr Derungs“.

      Bitte schreiben sie nicht von „wir“ Herr Küng, wenn sie persönlich durcheinander sind.

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  3. René Küng
    René Küng sagte:

    Unguided missile?
    Wenn die Pharma-Titel schon vorübergehend (die PR für das nächste Verbrechen läuft schon zünftig an) schwächelt, dann muss die NZZ doch zumindest das prächtig florierende Kriegsgeschäft schön schreiben.
    Got Almighty (stimmt schon so) ruht nicht, er lässt gnadenlos auch die Unbedarften, geistig durchkorrumpierten schreiben in seinem Blatt für das almighty Kapital.

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    • ErnieM
      ErnieM sagte:

      …die Pharma-Titel… (die PR für das nächste Verbrechen läuft schon zünftig an)…

      …mir graut es davor, begegne jetzt schon Leuten mit Masken.
      In what a f*****g world we live in…

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  4. Martin Hefti
    Martin Hefti sagte:

    Drückeberger trifft es recht gut. Physisch drückt man sich vor dem Wehrdienst, psychisch drückt man sich vor dem rationalen Blick auf die Menschheitsgeschichte. Diesen ersetzt man durch angenehme Wunschvorstellungen von paradiesischem Gratisfrieden, wie ja bei den Sozialisten alles kosten- und mühsalfrei zu haben ist, Kita, Bürgergeld, Abitur, OPNV, Klimawende. Panzer brauchts keine mehr, auch keine Bullenschweine, alles wird im fairen Dialog gut und dank richtiger Sprachregelung.

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  5. Benno Derungs
    Benno Derungs sagte:

    Wie zeigt ein Hund Unterwerfung?

    «Dies äussert er durch Sich-auf-den-Rücken-Legen, Vermeidung von Blickkontakt und angeklappte Ohren. Durch gezieltes Anspannen der Kopfhaut erzeugt der Hund ausserdem welpenhafte Gesichtszüge und signalisiert so Hilflosigkeit».

    Autor René Zeyer scheint wohl auf die Karte Unterwerfung zu setzen. Glücklicherweise zeigt die Republik Ukraine dem Aggressor mutig seine Zähne.

    Die Russen waren schon immer in den letzten 500 Jahren Mitläufer eines Führers, seien es Zaren, Lenin, Stalin bis Putin. Die kurze Zeit der Hoffnung unter Gorbatschow und Jelzin war nichts als ein Augenblick in deren Geschichte. Oft wird vergessen, dass nicht nur Stalin sondern auch der oft verklärte Lenin 20 Millionen Russen töten oder in Lagern verrecken liess.


    Das Wort «Kriegsgurgel» muss gefälligst an der richtigen Stelle angewendet werden. Die demokratische Republik Ukraine legt sich nicht einfach auf den Rücken. Es braucht aber die richtigen Waffen, um seine festgelegten Grenzen zu schützen.

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