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Kleiner Lichtblick beim Tagi

Allerdings hat es auch Schattenseiten.

Aber zunächst das Positive: In den allgemeinen Jubel, die Durchhalteparolen und die Verdammung des russischen Angriffskrieg hinein wagt es Tamedia, die offenbar desolate Situation der ukrainischen Armee zu beschreiben. Nicht nur durch Feindeinwirkung.

«Am 16. Mai veröffentlichte Bataillonskommandant Schyrschyn, Codename Genie, einen explosiven Beitrag auf seiner Facebook-Seite. «Ich habe nie mehr idiotische Aufgaben bekommen als in der heutigen Anweisung … Der dumme Verlust an Leuten und das Zittern vor den dämlichen Generälen führt zu nichts als Fehlschlägen. Alles, was sie tun können, ist schimpfen, nachforschen und Strafen auferlegen. Sie können alle zur Hölle gehen. Die politischen Spiele und Einschätzungen der Dinge haben nichts mit der Realität oder den Möglichkeiten zu tun.»

Das sei keine Einzelstimme, weiss der Autor Florian Hassel. Die Gesamtlage sei kritisch, protestierende Stimmen mehren sich. Sieht nach einem starken Stück Recherchierjournalismus aus.

Es gibt aber auch jede Menge Negatives. Zunächst einmal fiel der Ukraine-Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung» schon mehrfach durch peinliche Meldungen auf. Dann ist er der Korrespondent der SZ, also besteht die Eigenleistung der Qualitätszeitungen aus dem Hause Supino aus einer runden Null.

Also nicht ganz, so lauteten Titel und Lead im Original in der SZ: ««Sie können alle zur Hölle gehen.» Immer mehr ukrainische Offiziere kritisieren Entscheidungen ihres Generalstabs. Gleichzeitig hat Russland die Taktik geändert – und bereitet eine neue Sommeroffensive vor.»

Daraus machte die kompetente Auslandredaktion von Tamedia: ««Dumme Verluste» und «dämliche Generäle»: Ukrainische Offiziere kritisieren die Armee­führung. Die Armee der Ukraine pfeife aus dem letzten Loch. Doch die katastrophale Situation werde geschönt, sagen Experten und Offiziere. Gleichzeitig bereitet Russland eine Sommeroffensive vor.»

Also Titel abgeschwächt, Lead sinnlos verlängert, die Taktikänderung gespült und gleich noch einen Kommentar reingepackt («pfeift aus dem letzten Loch»). Könnte in der Journalistenausbildung als Beispiel dienen, wie man es nicht machen sollte.

Dann schreibt Hassel auch dies: «Im Juni 2024 hatte Bohdan Krotewytsch, früher Stabschef der militärisch hoch angesehenen Asow-Brigade, auf X ähnlich festgestellt …» Vielleicht hätte er hinzufügen können, dass diese Brigade ein Haufen von Neofaschisten ist. Die USA hatten bis Mitte letztes Jahr jegliche Waffenlieferungen an sie verboten: «Das stand im Einklang mit dem sogenannten «Leahy-Gesetz», das die Ausbildung und Bewaffnung ausländischer militärischer Gruppen verbietet, die schwere Menschenrechtsverletzungen begangen haben», weiss das ZDF.

Diese Brigade stand lange unter der Führung einer Neonazigruppe, ihr gehören auch rechtsextreme Strassenkämpfer an, das Kennzeichen der Truppe hat eine entlarvende Ähnlichkeit mit einem Nazi-Symbol aus dem Zweiten Weltkrieg. Kein Wunder in einem Land, in dem der Kriegsverbrecher und Nazi-Helfer Stepan Bandera bis heute mit Denkmälern geehrt wird. Aber wenn sie halt «militärisch hoch angesehen» sein soll …

Erschwerend kommt weiter hinzu, dass Hassel einfach einen Zusammenschrieb von kritischen Meldungen über den Zustand der ukrainischen Armee abliefert. Die «New York Times», BBC, «Washington Post», Reuters und viele andere haben bereits über die anschwellende Kritik an der Militärführung und an inkompetenten Generälen berichtet. Allerdings auf Englisch.

Natürlich berichten auch ukrainische Medien, die allerdings im Ausland erscheinen. Denn in der Ukraine herrscht die gleiche Pressezensur wie in Russland.

Bei genauerer Betrachtung verdüstert sich also dieser Lichtblick, und der Artikel schrumpft auf das Niveau des normalen Elendsjournalismus. Der noch elendiglicher wird, wenn Tamedia ihn hinter der Bezahlschranke versteckt und von seinen Lesern auch noch Geld dafür will, dass sie per copy/paste ein Produkt aus München vorgesetzt bekommen.

In der Hoffnung: merkt doch keiner. Und woher die Weisheiten des Autors stammen, das weiss doch keiner.

Wie lange man wohl noch den zahlenden Tamedia-Leser für dumm verkaufen kann?

Orwell lässt grüssen

Moskau feiert, Kiew feiert. Und Gaza wird zerstört und entvölkert.

Massenmedien, die den Anspruch auf Glaubwürdigkeit erheben wollen, sollten ein Mindestmass an Objektivität bewahren. Die es absolut nicht gibt, aber man könnte ja versuchen, sich ihr anzunähern.

Russland begeht den 80. Jahrestag des Sieges über den Hitler-Faschismus. Kein Land der Welt hat wie die verblichene Sowjetunion einen dermassen hohen Blutzoll (mehr als 27 Millionen Tote) und gigantische Zerstörungen durch den Angriffskrieg des Hitler-Faschismus erlitten. Die Westalliierten haben erst 1944 mit der Landung in der Normandie ernsthaft eingegriffen. Aus Furcht, dass die nach Stalingrad siegreiche Rote Armee ganz Europa, mindestens das ganze Deutsche Reich erobern könnten.

Winston Churchill, nie um ein offenes Wort verlegen, meinte nach dem Sieg: «Vielleicht haben wir das falsche Schwein geschlachtet.» Das war auch die Hoffnung der Soldateska um den Kriegsverbrecher Graf von Stauffenberg, die Hitler vergeblich aus dem Weg räumen wollte, um einen Separatfrieden mit dem Westen auszuhandeln, um dann gemeinsam die UdSSR zu vernichten.

Dass Präsident Putin den Jahrestag dazu missbraucht, den Überfall auf die Ukraine zu rechtfertigen, kann als Propagandagedöns denunziert werden. Es ist genauso dummes Gequatsche wie die Ankündigung Präsident Trumps, den Ukrainekrieg am ersten Tag, allenfalls nach 100 Tagen zu beenden.

Die westlichen Staatschefs glänzten in Moskau durch Abwesenheit, knirschend musste eingestanden werden, dass dennoch viele Führer grosser Staaten in Moskau anwesend waren, in erster Linie Chinas Präsident Xi.

Die Anwesenheit eines Vertreters der EU in Moskau wurde im Rahmen der Meinungsfreiheit und der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten hingegen harsch kritisiert.

Respektvolles Gedenken an die unvorstellbaren Opfer der Sowjetunion ist eine Sache. Das kurz erwähnen, um dann auf Putin einzuprügeln, ist eine andere, unerträgliche.

Der US-Regisseur und Oscar-Preisträger Oliver Stone lässt sich von «Russia Today» zitieren: «Vor Journalisten äusserte er seine Empörung über Geschichtsrevisionismus und russophobe Politik in der Europäischen Union. «Ich finde das echt krass und bin echt schockiert, aber es passiert».» Damit hat er, anwesend in Moskau, den Bereich des Erwähnbaren in den westlichen Mainstreammedien verlassen.

Dafür gaben sich an der Gedenkfeier in Kiew die wichtigsten Vertreter der EU ein Stelldichein. Deutschland, England, Frankreich, auch Polen, waren mit Präsident und Ministerpräsidenten anwesend. Dabei waren grosse Teile der ukrainischen Bevölkerung Helfershelfer des Faschismus, halfen willig dabei, Hunderttausende von Juden zu deportieren oder gleich vor Ort umzubringen.  Der Kriegsverbrecher Stepan Bandera wird bis heute im Westen der Ukraine mit Denkmälern und Heldenverehrung gewürdigt. Die Asow-Brigaden, eine kriminelle ukrainische Soldateska, halten sein Andenken und seine Ideologie weiter hoch.

Die Teilnahme russischer Vertreter an den peinlichen, kleinen Gedenkveranstaltungen in Deutschland (der 8. Mai ist nichtmal ein allgemeiner Feiertag) ist unerwünscht. Als Ausdruck höchster Toleranz werden die Denkmäler zur Erinnerung an den heldenhaften Kampf der UdSSR (noch) nicht geschleift. Kann aber noch kommen.

Die DDR feierte den 8. Mai als Tag der Befreiung, die wiedervereinigte BRD wenn schon als Tag der Niederlage.

Zudem ist die israelische Regierung rund um den zur Fahndung ausgeschriebenen mutmasslichen Kriegsverbrecher Netanyahu finster entschlossen, die letzten Reste der Infrastruktur im Gazastreifen zu zerstören. Seit Längerem werden keine Hilfslieferungen mehr nach Gaza durchgelassen. Die Bevölkerung sollte sich am besten in Luft auflösen – oder einfach  krepieren. Frauen, Kinder, Alte, das ist der israelischen Soldateska so egal wie zuvor der Hamas.

Auch das ist natürlich eine nicht ausgewogene Darstellung dieser Ereignisse. Aber Moskaus Siegesparade als reine «Propagandashow» zu denunzieren, über Kiew hingegen wohlwollend zu berichten, beim Völkermord im Gazastreifen so distanziert wie möglich der Berichterstatterpflicht nachzugehen, das hat nichts mehr mit geldwerten Leistungen zu tun.

Der Konsument würde gerne dafür bezahlen, in einer aus den Fugen geratenen Welt Orientierungshilfe, Einordnung zu bekommen. Für diese Hilfestellung wären viele gerne bereit, Abonnements zu unterhalten, die inzwischen auch nicht mehr ganz billig sind.

Obwohl seit Jahren das Prinzip herrscht: weniger Angebot für höhere Preise.

Stattdessen:

«Protzparade, wie Putin seinen Krieg rechtfertigt, Kriegspropaganda, Moskau schränkt das Internet ein, insgesamt 29 ausländische Staats- und Regierungschefs sollen russischen Staatsmedien zufolge an der Parade teilnehmen».

Oder gleich, auch «Die Zeit» zerstört ihr Renommee: «Die Erinnerung an den Weltkrieg muss eine Mahnung sein, Russland bei seinem Angriff auf die Ukraine zu stoppen.» Oder der «Spiegel»: «Ein Aussteiger berichtet, wie Putin die Geschichte missbraucht».

Dagegen Schalmeien bei der Beschreibung des Propaganda-Events in Kiew.

Schön, gibt es die Papstwahl. Da rücken die Verbrechen der israelischen Regierung im Gazastreifen, die allen Regeln des Völkerrechts widersprechenden Angriffe auf Syrien und den Libanon in den Hintergrund. Man stelle sich vor, Russland würde nicht nur in der Ukraine einen Krieg führen, sondern auch noch willkürlich umliegende Staaten bombardieren und attackieren.

Die Journaille würde sich nicht mehr einkriegen. Aus Furcht, mit der Antisemitismus-Keule erschlagen zu werden, wagt es kaum einer, an Israels völlig illegalen, menschenverachtenden Militäroperationen Kritik zu üben.

Dafür gibt es einen Stellvertreterkrieg um den European Song Contest in Basel. Soll Israel daran teilnehmen? Nemo, der Vorjahressieger, und viele andere Kunstschaffende haben sich dagegen ausgesprochen, die Veranstalter halten unverbrüchlich daran fest. Statt Friede, Freude, Eierkuchen, bereitet sich die Stadt auf Ausschreitungen und üble Zusammenstösse vor.

Natürlich sind alle Solidaritätsadressen an die verbrecherische Hamas verächtlich und zeugen von völliger Verspeiltheit. Aber dass Events, die Multimillionen von Zuschauern haben, ein Geschenk für alle sind, für ihre Anliegen einzutreten, kann wohl nicht überraschen.

Liest man hier Einordnung, Reflexion? «So tobt Basel», schreibt die bz doppeldeutig. Denn es steht ja auch noch die Meisterfeier an. Hier wird mal wieder «unabdingbare Verteidigung des Existenzrechts Israels» und «from the river to the sea» aufeinanderprallen. Natürlich unversöhnlich, und sicherlich auch gewalttätig.

Bemühen sich da die Medien, die Gründe für das Verhalten beider Antagonisten ihren Konsumenten verständlich zu machen? Die Frage stellen, heisst, sie zu beantworten.

 

Das dröhnende Schweigen der Medien

Multimillionenschaden für die CS, Niederlage für SRF, Israel, Sudan und Trump. Ist da was?

Es bröckelt überall. Die UBS muss über eine halbe Milliarde zahlen, um weitere Altlasten der Credit Suisse wegzuräumen. Die hatte trotz Multimilliardenbusse weiterhin US-Schwarzgelder gebunkert – und wurde dabei neuerlich erwischt.

Zudem stellte sich heraus, dass sie ihr sicherstes Asset, Schweizer Hypotheken, ausgelagert und verpfändet hatte. Um weiterhin horrende Boni für ihre Versager zahlen zu können. Und der Hauptverantwortliche Urs Rohner geniesst sein unverdientes Millionengehalt – so wie alle anderen Versagerräte und CEOs und angeblich für Compliance Zuständige.

Und? Arthur Rutishauser arbeitet sich weiterhin unermüdlich an der CS ab, ansonsten herrscht – immer abgesehen von «Inside Paradeplatz» – betroffenes Schweigen.

Das Schweizer Farbfernsehen SRF musste sich nach einer Falschberichterstattung über einen Unternehmer offiziell entschuldigen, wollte die Veröffentlichung mit einer Schweigevereinbarung verhindern, an die sich der Betroffene aber nicht hält. Zudem hat der Gebührensender mit geballter juristischer Kraft von einigen Anwälten versucht, genau das zu unterbinden. Was dieser Spass den Gebührenzahler gekostet hat, bleibt geheim. Und? Da in den Mainstreammedien niemand so richtig Munition für die Initiative zur Herabsetzung der Gebühren liefern will – tiefes Schweigen.

Die isrealische Regierung begeht fortgesetzt Kriegsverbrechen in Syrien, im Libanon und im Gazastreifen. Selbst die Israelfreunde in den Medien, und von denen gibt es viele, schweigen betroffen. oder drücken sich vor klaren Worten.

Sudan, das grösste Massaker der Menschheit zurzeit? Ach, falsche Hautfarbe, falscher Ort, was soll man dazu auch sagen, wenn in der Ukraine zwei Kinder sterben.

Und dann der Grölaz, der grösste Lümmel aller Zeiten. Macht von sich ein Selfie als Papst, behauptet, dass seine Frau das lustig gefunden hat. Der mächtigste Mann der Welt als Clown, der immer mal wieder einen raushaut. Auch Donald Trump hat noch erschreckend viele Anhänger, die über solche Bodenlosigkeit schweigen.

Es bröckelt überall. Die Schweizer Regierung will aus dem existenziellen Vertragsentwurf über den EU-Deal eine Geheimsache machen, gibt nur Ausgewählten Einblick in das 1800 Seiten umfassende Werk. Will das Ständemehr ausschalten, weil zu Recht befürchtet wird, dass es die Chancen einer Ablehnung deutlich erhöhte. Der neue deutsche Bundeskanzler in spe schafft es nicht im ersten Anlauf, gewählt zu werden. In den USA regiert ein Amok. Der ukrainische Präsident warnt vor einer Teilnahme an den Siegesfeierlichkeiten in Moskau. Das Freihandelsabkommen mit China will sich die Schweiz doch nicht durch ein paar chinesische Menschenrechtsverletzungen verderben lassen.

Gibt es Meldungen in den Medien, die all diesem Wahnsinn wenigstens Ausdruck verleihen wollen? Ach was, es wird geschwiemelt, gemeint, es wird der eigene Bauchnabel betrachtet und darüber lamentiert, dass eine solche Karikatur von geldwertem Journalismus immer weniger zahlende Konsumenten findet.

Es ist die Betrachtung einer ganzen Branche im unaufhaltsamen Niedergang. Sie hat kein Geschäftsmodell mehr, sie liefert kaum mehr Mehrwert oder Hilfe zur Orientierung in der Welt. Das liegt an schwindenden Ressourcen, das liegt an der Negativauswahl, dass erfahrene Kenner zu teuer werden und rausgeschmissen. Stattdessen Egoshooter, die die Leser mit ihrer höchsteigenen Meinung über die Welt langweilen und so sinnlos wie umsonst Ratschläge erteilen, an die sich niemand hält.

Ersetzt werden sie durch Kindersoldaten in der Hölle des Newsrooms, wo News schneller rausgehauen werden müssen, als der Verstand der Fliessbandarbeiter nachkommt. Im Fall Schwab hat sich keiner, ausser dem Autor dieses Blogs, an den Skandal Think Tools erinnert, wie ärmlich ist das denn.

Unter dem Leichentuch regt sich manchmal noch etwas, aber man weiss nie, ob das einfach Gärungsprozesse einer verwesenden Leiche sind – oder echte Lebenszeichen.

Was soll man darüber noch Sinnvolles schreiben, ohne sich ständig zu wiederholen?

Ausser, dem eigenen Schreibzwang nachzugeben und vielleicht zum Chronisten eines Niedergangs zu werden, der nach dem absehbaren Ende auch niemanden mehr interessiert.

Trotteleien

Wie ein Präsident die Würde des Amtes ins Lächerliche zieht.

Donald Trump hat weiterhin eine erstaunliche Anzahl von Anhängern, auch in der Schweiz. Er kann die Weltwirtschaft schwer beschädigen, einen grotesken Zickzackkurs mit Zollandrohungen, Zollschranken, Ausnahmen, Ausnahmen von den Ausnahmen und neuen Deals aufführen.

Er kann einen «Deal» mit der Ukraine aushandeln, der das Papier nicht wert ist, auf dem er festgehalten wurde. Reines Wischiwaschi als Inhalt.

Er kann behaupten, dass er den Gazastreifen in eine neue Riviera verwandeln und die dort überflüssigen Palästinenser irgendwohin an einen «schönen Ort» vertreiben werde, wo sie in schönen Häusern ein schönes Leben führen könnten.

Er kann sich als Papst ausgeben und dann etwas zurückrudern, als der Shitstorm zu gross wird.

Er kann sich und seinen Clan schamlos am helllichten Tag bereichern, auf jede erdenkliche Art, inklusive der Herausgabe von irgendwelchen Coins wie $Trump, um mit Bauernfängermethoden blöden Investoren ihr Geld abzunehmen.

Er kann sogar vor einer Entscheidung Börsenempfehlungen abgeben.

Und der kann den Chef der US-Notenbank FED öffentlich beschimpfen:

«Powell ist ein Trottel, der keine Ahnung hat.»

Aber ansonsten möge er ihn, eiert Trump auf seiner eigenen Plattform mit dem bescheuerten Namen «Truth Social». Schon zuvor hatte er ihn als «Loser» oder «Mister zu spät» verhöhnt.

Der unabhängige Notenbankchef Jerome Powell hat dem Drängen Trumps widerstanden, endlich den Leitzins zu senken. Denn der Amok im Weissen Haus befürchtet zu recht, dass seine aberwitzige Zollpolitik zu steigenden Preisen und einem Abschmieren der Wirtschaft in den USA führen wird.

Die Importe aus China sind um 50 Prozent eingebrochen, der Hafen von Los Angeles verzeichnet einen Umsatzrückgang von 30 Prozent.

Überall in den Läden gibt es Sonderangebote, das Zeugs muss noch schnell raus, bevor die Konsumlust endgültig stirbt. Viele US-Firmen sehen der Zukunft mit Bangen entgegen, viele Lieferketten sind zerstört worden, viele Exporteure in die USA rechnen fast täglich durch, ob sich die Produkte mit Zollaufschlägen überhaupt noch verkaufen lassen. Abgesehen davon, dass in diesem Dschungel sowieso niemand mehr den Überblick hat, am allerwenigsten Trump selbst.

Die Rentner in den USA blicken bang auf ihre Pension Funds, die von der Börsenentwicklung abhängig sind, und der geht es gar nicht gut. Alle fürchten die bereits lautstarke Ruhe vor dem Sturm, bevor es dann mit Rezession richtig losgeht.

Zudem ist das nicht ganz der Umgangston und das Verhalten, das man von einem US-Präsidenten erwarten darf.

Trump ist ein Paradebeispiel für das alte Sprichwort: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt’s sich ungeniert.

Nun ist sein Problem, dass er immer wieder einen raushauen muss, um wenigstens seine Anhänger zu unterhalten. Der grosse Friedensmacher in der Ukraine: ein Flop. Der Reindustrialisierer der USA? Blödsinn. Alle werden dank ihm reich und reicher, ein goldenes Zeitalter bricht heran? Schwachsinn.

Die Zölle werden die USA reich machen? Unsinn. Am Handelsbilanzdefizit lasse sich messen, wie unfair die USA behandelt wurden, und aus diesem Defizit, sogar beim Handel mit Pinguinen, berechnet sich dann die Höhe Strafzolls. Das kann  man nicht ernstnehmen.

Aber Trump nimmt sich selbst sehr ernst. Deshalb weiss er, dass er demnächst mal wieder alle verblüffen muss, um von seinen bisherigen Flops abzulenken.

Da drängt sich, haltlose Prognose, eigentlich nur ein Staat auf, nachdem das mit der Annexion Kanadas oder Grönlands nichts wird und auch der Panama-Kanal nicht an die USA zurückfällt.

Der Staat heisst Iran. Und was das so gefährlich macht: auch dort sind Amoks an der Spitze, die dem Volk erklären müssen, wieso es dank den Ayatollen immer ärmer wird, es ihm immer schlechter geht.

Das steht Trump noch bevor, und so eine kleine Rangelei mit den Fundamentalisten dort, die dann in einem wertlosen «Deal» enden wird, das wäre doch genau das Richtige.

Wem der Geruch der Worte egal ist

Schon wieder ein geschichtsvergessener SZ-Autor.

Sebastian Gierke «weiss, was schlechte Popmusik ist». Der Politredaktor der «Südeutschen Zeitung», degradiert vom Posten des stellvertretenden Ressortleiters, macht sich als Schreibtischgeneral so seine Gedanken über die Ukraine. Da weiss er eher wenig.

Das ist nun für den Kriegsausgang, die Welt und vor allem die Leser von Tamedia, die sich das Geseier auch zu Gemüte führen können, völlig unerheblich.

Der Schnösel Gierke (Jahrgang 1978) will aber ungebührlich von der Ungnade der späten Geburt und des Nichts-aus-der-Geschichte-Gelernt profitieren.

So fabuliert er in seinem Meinungsstück «Noch ist die Ukraine nicht verloren» ohne Rücksichten auf historische Parallelen seiner Aussagen. Fängt beim Titel an, eine Anspielung auf «noch ist Polen nicht verloren». Das geht ja noch, stammt allerdings von Tamedia. Denn der Originaltitel des Originaltexts in der SZ lautete: «Militärisch unbesiegt».

Anrüchiger wird es schon im ersten Absatz: «Aber die Ukraine ist nicht verloren. Sie ist militärisch nicht besiegt.» Genau das war der Kern der Dolchstosslegende nach dem Ersten Weltkrieg. Mit dieser Geschichtsfälschung versuchte die deutsche Oberste Heeresleitung, ihr eigenes Versagen zu kaschieren. Es habe sich um einen Hochverrat feiger Politiker (natürlich vor allem jüdische) gehandelt, während die tapfere Armee unbesiegt geblieben sei. Die Folgen sind bekannt, allerdings nicht Gierke.

Denn die Lage ist natürlich ernst: «Es sei vorbei, der Diktatfrieden – den der US-Vorschlag aus der vergangenen Woche de facto bedeutet – komme unweigerlich.» Das Wort Diktatfrieden ist auch aus dem Ende des Ersten Weltkriegs bekannt. So wurde der Friedensvertrag von Versailles bezeichnet. Dieses Schimpfwort benützten rechte Nationalisten, um der damaligen deutschen Regierung die Schuld an den wirtschaftlichen Folgen des verlorenen Weltkrieg in die Schuhe zu schieben. Die Folgen sind bekannt, allerdings nicht Gierke.

Nun begibt sich der Politstratege in weitere Sumpfgebiete: «Die Stärke des russischen Präsidenten wächst proportional in dem Mass, in dem der Defätismus bei den Unterstützern (von der Ukraine, R.Z.) steigt.» Auch das Wort Defätismus kam im Ersten Weltkrieg auf. Damit wurde Mutlosigkeit und Schwarzseher denunziert, die Vermutung, dass ein Krieg militärisch verloren sei. Wer öffentlich des Defätismus beschuldigt wurde, musste mit Gefängnisstrafen und Schlimmerem rechnen. Die Folgen sind bekannt, allerdings nicht Gierke.

Deshalb müsse Europa seine Unterstützung für die Ukraine deutlich steigern, behauptet Gierke, denn unsere westlichen Werte müssen bekanntlich auf Kosten der ukrainischen Bevölkerung verteidigt werden. Dumm auch, dass der Popmusik-Kenner Gierke da nur vom Schreibtisch in München aus aufmunternde Worte rüberrufen kann.

Dann wird er, aus sicherer Distanz zum bösen russischen Bären, noch nassforsch: «Putin ist, wie jeder Verbrecher, zum ewigen Erfolg gezwungen – befindet sich deshalb aber ständig in Gefahr, zu scheitern.» Gierke ist, wie jeder Maulheld, zu ewigen Steigerungen gezwungen, befindet sich dabei aber nicht nur in der Gefahr zu scheitern.

Wie schon im Ersten Weltkrieg fehlt es in Deutschland einfach mal wieder an einem: «Woran es fehlt, sind Entschlossenheit und Einigkeit.» Woran genau mangelt es? «Nur wenn sich das ändert – erste Erfolge, etwa bei der Produktion von Artilleriemunition, werden gerade sichtbar –, wird Putin zu ernsthaften Friedensgesprächen bereit sein. Das ist die Chance der Ukraine.»

Früher sagte der Deutsche: «Jeder Schuss ein toter Russ.» Die moderne Version ist: Wenn die Granate explodiert, der Russ den Kopf verliert.

 

Sudan? Ist da was?

Einzig die NZZ berichtet. Andere betrachten lieber ihren Bauchnabel.

Im Sudan findet die grösste humanitäre Katastrophe dieser Zeit statt. Zwei Tyrannen ringen um die Macht, rund 12 Millionen Sudanesen  (von schätzungsweise 48 Millionen) sind vor den Kämpfen in die mausarmen Nachbarländer geflüchtet. Die Hälfte der Bevölkerung hat nicht genug zu essen. Schätzungsweise 150’000 Menschen sind bei den Kämpfen bislang umgekommen.

Die Infrastruktur, mit der es auch vorher nicht weit her war, ist weitgehend zusammengebrochen. Schätzungsweise 80 Prozent aller Spitäler oder Gesundheitszentren sind nicht mehr benutzbar.

Im Kampf um die Macht schrecken weder die Rebellentruppe Rapid Support Forces, noch die offizielle sudanesische Armee vor Gräueltaten, Massakern und Völkermord zurück. Besonders umkämpft ist die Provinz Darfur, aber auch um die Hauptstadt Khartum herum und in anderen Landesteilen wird erbittert um die Macht gefunden.

Dabei stehen sich RSF-Führer Mohammed Hamdan Daglo und Militärgeneral Abdelfatah Burhan feindlich gegenüber. Sie hatten noch gemeinsam mit einem Putsch im Jahr 2019 die Macht vom damaligen Herrscher Omar al-Bashir übernommen und mit einer Militärjunta gemeinsam regiert. Vier Jahre später zerbrach dieses Zweckbündnis, erklärt die NZZ die Hintergründe.

Darfur galt einst als die Kornkammer Sudans, inzwischen schrecken die Kriegsparteien nicht einmal davor zurück, humanitäre Hilfe nur gegen Bestechung zuzulassen. Die enormen Kriegskosten werden mit den Goldschätzen des Sudans bezahlt, damit lassen sich auf den internationalen Märkten problemlos Waffen und alles Nötige besorgen, um die Schlachtereien und Metzeleien fortzusetzen.

Die internationale Gemeinschaft wirft ab und an mal ein Auge auf die Situation, die USA sprechen ein paar Sanktionen aus – ansonsten interessiert das kein Schwein. Auch der Tagi lässt verdienstvollerweise manchmal einen Korrespondenten zu Wort kommen, Arne Perras von der «Süddeutschen Zeitung».

Aber ansonsten interessiert sich der Wertewesten einen Dreck für diese humanitäre Katastrophe. Falsche Weltgegend, falsche Hautfarbe, es lässt sich kein Konflikt zwischen den Guten (wir) und den Bösen (Russland, China und alle anderen) konstruieren. Da ist es dann mit der Verteidigung unserer Werte nicht weit her. Nennenswerte Sanktionen existieren auch nicht.

Es wäre nicht allzu schwierig, diesem Morden ein Ende zu bereiten, indem eine internationale Friedenstruppe einmarschiert. Aber werder die Organisation afrikanischer Staaten (OAS) noch sonstjemand bringt das Interesse, die Energie und die Finanzmittel dafür auf.

Daraus lernt die Welt wieder einmal, dass die universelle Gültigkeit von westlichen Werten doch eher sehr partiell gehandhabt wird. Nicht zuletzt deswegen hat sich nur eine einstellige Zahl von Staaten (wenn man die EU insgesamt als einen nimmt) den Sanktionen gegen Russland angeschlossen. Denn die damit verbundene Heuchelei und die Finanzierung dieses Krieges mit Multimilliarden und immer wieder neuen Unterstütztungspaketen beruht nur darauf, dass damit den Grossmachtsstreben Russlands empfindliche Schläge versetzt werden können.

Da ist dann jedes einzelne tote Kind (wenn es auf ukrainischer Seite zu beklagen ist) Schlagzeilen wert. Dass sudanesische Kinder wie die Fliegen sterben, interessiert hingegen entschieden weniger.

Das Sprachenverbotsgesetz in der Ukraine war eine Kriegsursache

Es gibt mehrere Schlüsselfaktoren für den Ukraine-Krieg. Diese werden aber von den Mainstream-Medien verschwiegen, was der Kriegspropaganda dient.

Von Thomas Mayer*

Dazu gehört das ukrainische Sprachenverbotsgesetz von 2019. Mit dem Verbot der russischen Sprache im öffentlichen Leben verhinderte die nationalistische Kiewer Regierung eine friedliche Lösung des seit 2014 laufenden Donbass-Krieges. Die weitere Eskalation bis zum heutigen Ukraine-Krieg war damit vorprogrammiert. Die EU und die NATO unterstützte das.

In der alten Ukraine sprachen etwa 30 Prozent der Einwohner Russisch als Muttersprache. Im täglichen Gebrauch wurde Russisch noch viel häufiger verwendet. Im Osten der Ukraine und im Donbass ist Russisch die Hauptsprache. Ukrainisch und Russisch sind verwandte slawische Sprachen, unterscheiden sich aber deutlich, vergleichbar mit Spanisch und Portugiesisch.

Es gibt in Europa einige Staaten mit mehreren unabhängigen Sprachen, die dort Amtssprachen sind und an Schulen unterrichtet werden. In der Schweiz sind das: Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch. In Belgien: Französisch, Flämisch und Deutsch. Und in Irland: Englisch und Irisch (Gälisch).

Ohne die Achtung und aktive Unterstützung der jeweiligen Sprachen wären diese Staaten längst gespalten und auseinandergefallen. In Belgien würde es einen Bürgerkrieg geben, wenn die Walonen die Flamen zwingen würden, Französisch zu sprechen. In der Schweiz würden die französischsprechenden Welschen sich von den deutschschweizer Kantonen trennen, wenn diese auf die Idee kämen, im Welschland Französisch zu unterdrücken. Für das schweizer Empfinden wäre das eine völlig absurde und undenkbare Idee. Dort ist man stolz auf die Sprachenvielfalt.

In der Ukraine ist das ganz anders. Am 5. Mai 2019 trat das Sprachenverbotsgesetz in Kraft, das Russisch aus dem öffentlichen Leben verdrängte.

Damit hatten die ukrainischen Nationalisten, die durch den Staatsstreich am 22. Februar 2014 in Kiew die wichtigsten Regierungsämter besetzten, eines ihrer Ziele erreicht. Schon am Tag nach dem Putsch, dem 23. Februar 2014, setzte das Kiewer Parlament das damals bestehende Gesetz über Regionalsprachen außer Kraft. Dieses Gesetz räumte der russischen Sprache in den Gebieten, in denen mehr als zehn Prozent der Einwohner Russisch als ihre Muttersprache angaben, den Status einer zweiten Amtssprache ein. Die Abschaffung dieses Gesetzes war ein klares Statement, worum es beim Maidan-Putsch ging. Die Verdrängung des Russischen, also eine „ethnische Säuberung“, war den Nationalisten am wichtigsten.

Das Gesetz ist enggedruckt 30 Seiten lang und bürokratisch kompliziert. Die Regelungen betreffen alle Lebensgebiete. Es gibt eine offizielle Übersetzung ins Englische auf der Webseite des Kiewer Parlamentes. (zakon.rada.gov.ua/laws/show/en/2704-19#Text)

Das Gesetz verlangt die Verwendung der ukrainischen Sprache im öffentlichen und geschäftlichen Leben. Das heißt: Nur in rein privaten Gesprächen und bei religiösen Riten darf noch Russisch gesprochen werden. Auch in russisch sprechenden Regionen ist es Verwaltungen und Behörden verboten Russisch zu verwenden. Im Wahlkampf ist es pro-russischen Parteien und Kandidaten verboten Werbung auf Russisch zu machen. In den Schulen und Universitäten ist Ukrainisch die Unterrichtssprache, alle Prüfungen finden in Ukrainisch statt. In der Grundschule dürfen russisch sprechenden Kinder „in gesonderten Gruppen“ neben Ukrainisch auch noch in Russisch unterrichtet werden. Die ukrainischen Muttersprachler lernen aber kein Russisch mehr. Und nach der Grundschule gibt es nur noch Ukrainisch. Das Sprachenverbotsgesetz regelt die Ausmerzung des Russischen in Wissenschaft, Kultur, Filmen, Kinos und Medien. Auch die Computersoftware, Webseiten und Seiten in sozialen Netzwerken müssen in ukrainischer Sprache sein. Im Gesetz gibt seitenlange Regelungen für alle Fälle des gesellschaftlichen Lebens. In allen Unternehmen, Einrichtungen und Arztpraxen muss Ukrainisch mit den Kunden gesprochen werden. Über eine Bedienung in Russisch kann sich der Kunde beschweren, es drohen dann Geldstrafen. Nur auf ausdrücklichen Wunsch des Kunden darf dieser in einer anderen Sprache als Ukrainisch bedient werden.

Diese Regelungen greifen tief in das zwischenmenschliche Leben ein. Die Menschen werden vom ukrainischen Staat bis in die feinsten Fasern ihres Lebens bevormundet. Überall ist Ukrainisch vorgeschrieben, nur noch in der Familie, unter Freunden oder in der Kirche darf man so sprechen, wie man selbst möchte.

Zur Durchsetzung dieses Gesetzes wurden Sprachenkommissare eingesetzt. Für eine Missachtung fallen Strafen in Höhe eines Monatslohnes an.

Die größte Oppositionspartei „Plattform für das Leben“ – die 2019 noch nicht verboten war – kritisierte das Gesetz scharf als „erneuten Versuch, die Gesellschaft entlang der Sprache zu spalten.“ In einer Erklärung, die auf der Webseite der Partei veröffentlicht wurde, hieß es: „In der Ukraine werden die Rechte einzelner russischsprachiger Bürger und ganzer Gemeinschaften mit Füßen getreten. Die Regierung missachtet unverhohlen die Normen der Verfassung, die die Rechte aller Bürger des Landes schützt, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, politischen Ansichten und Religion.“

Die „Plattform für das Leben“ – wie gesagt damals größte Oppositionspartei – wurde in den folgenden Jahren von der Kiewer Regierung schikaniert, parteinahe Sender und Medien verboten, führende Politiker verhaftet, bis die Partei dann 2022 ganz verboten und alles Vermögen beschlagnahmt wurde.

Den EU-Regierungen war das rassistische Sprachengesetz natürlich bekannt. Die Venedig-Kommission des Europarats wertete das Gesetz in ihrem Bericht vom 9. Dezember 2019 als „Verstoß gegen das Prinzip der Nicht-Diskriminierung“. (www.venice.coe.int/webforms/documents/default.aspx?pdffile=CDL-AD(2019)032-e#page=11)

Passiert ist nichts, es gab keinen politischen Protest oder gar die Einstellung von Zahlungen und Waffenlieferungen seitens der EU. Stattdessen unterstützte die EU und NATO den Rassismus in der Ukraine mit sehr großem Aufwand politisch, finanziell und militärisch. Denn in der Ukraine würden ja die „westlichen Werte“ verteidigt.

Es ist erschreckend festzustellen, wie gut die Desinformation der Mainstream-Medien funktionierte. Über das Sprachenverbot wurde einfach nicht berichtet. Deshalb weiß kaum jemand davon. Auf diese Weise wurde einer der wesentlichen Kriegsgründe verschwiegen. Stattdessen etablierten die Mainstream-Medien die Sprachregelung des „unprovozierten Angriffskrieges Russlands“ und brannten dies durch ständige Wiederholung ins öffentliche Bewusstsein ein. Solche hypnotisierende Kriegspropaganda kann nur durch klares Denken und darüber sprechen wieder aufgelöst werden.

Mit dem 2019 mitten im Donbass-Krieg beschlossenen Sprachenverbotsgesetz wurde eine friedliche Lösung des Donbass-Krieges zu Grabe getragen. Dieses Gesetz signalisierte, dass es mit Kiew keinen Frieden und keine Einigung geben wird. Die Kiewer Machthaber zeigten den russischen Einwohner der beiden abgespaltenen Donbass-Volksrepubliken, dass sie deren Sprache verbieten und sie zu Bürgern zweiter Klasse degradieren wollen. Damit hatte Kiew das 2015 unterzeichnete Minsker Abkommen de facto beerdigt. Das Minsker Abkommen sah für die beiden Donbass-Republiken einen autonomen föderalen Status mit kulturellen und wirtschaftlichen Rechten vor, eben auch mit dem Recht auf die Benützung der eigenen Sprache. Das wäre die Friedenslösung gewesen. Doch Kiew und auch die NATO-Staaten und EU waren daran nicht interessiert. Damit war die weitere Kriegseskalation vorprogrammiert.


*Thomas Mayer: Wahrheitssuche im Ukraine-Krieg – Um was es wirklich geht
Oktober 2023, kartoniert, 600 Seiten, durchgehend farbig bebildert, Euro 28,-, Print-ISBN 978-3-89060-863-1, E-Book-ISBN 978-3-89060-483-1
Infos zum Buch: kurzelinks.de/h10a
Thomas Mayer ist Bürgerrechtler, Meditationslehrer, Autor, www.thomasmayer.org

Grün vor Neid und Häme

Wenn der Tagi über eine Veranstaltung berichtet, verlässt er den Bereich des seriösen Journalismus.

Simon Widmer «beschäftigt sich schwerpunktmässig mit Lateinamerika». Vom sicheren Schwerpunkt an der Zürcher Werdstrasse aus. Das lastet ihn aber nicht vollständig aus: «Sein besonderes Interesse gilt dem Aufstieg von populistischen Politikern.» Offenbar weltweit.

Für die Pflege dieses Schwerpunkts hatte er reichlich Gelegenheit, denn im Zürcher Hotel Dolder fand ein Anlass mit dem «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel und dem serbischen Präsidenten Aleksander Vucic statt. Dahin konnte Widmer per ÖV reisen, den Eintritt von 120 Franken ersparte er sich – oder nahm ihn auf Spesen, wenn’s das beim Tagi noch gibt.

Bei der Beschreibung beweist er ein Auge für wichtige Details: es sei ein «vermögendes Publikum» anwesend, «Männer in gut sitzenden Anzügen, Frauen mit Taschen von Louis Vuitton und Gucci». Bevor Widmer zur Beschreibung des Inhalts kommt, macht er zuerst Appell der Anwesenden: «der umstrittene Historiker Daniele Ganser ist da», auch Alt-Bundesrat Blocher, dazu «der Unternehmer und SVP-Politiker Peter Spuhler sowie Milorad Dodik, der Führer der bosnischen Serben, der unter US-Sanktionen steht». Also eigentlich die Haute-Volée und dazu Pfuibäh-Gäste. Das konnte ja nichts werden, bei so einem Publikum.

Das disqualifiziert sich für Widmer schon von Anfang an durch eine höfliche Geste: «Einen solchen Auftritt bekommt Aleksandar Vucic wohl nicht einmal vor Parteifreunden in Belgrad. Als der serbische Präsident mit Veranstalter Roger Köppel einen Saal des Zürcher Hotels Dolder Grand betritt, erheben sich fast alle der rund 500 Zuschauerinnen und Zuschauer und applaudieren.» Für jemanden, der noch nie bei einer Parteiveranstaltung in Belgrad war, eine kühn-absurde Vermutung, die ihm jede seriöse Redaktion sofort aus dem Manuskript gestrichen hätte. Der Tagi publiziert den Stuss.

Dann kann sich Widmer endlich auf den Inhalt konzentrieren. Beziehungsweise, er muss dumme Aussagen von Vucic sogleich korrigieren:

«Dem Westen wirft er mehrmals Heuchelei vor, gerade in der Ukraine-Frage. Regierungschefs würden auf die territoriale Integrität der Ukraine pochen, hätten diese aber in Serbien 1999 ignoriert.»

So nicht, Vucic, schulmeistert Widmer sogleich: «Allerdings sind die Differenzen zwischen dem Krieg gegen die Ukraine und der Nato-Intervention gegen Serbien offensichtlich. Damals griff die Nato ein, um einen drohenden Völkermord zu verhindern.» Tja, Geschichtskentnisse eines Lateinamerika-Spezialisten. Der sich die historische Wahrheit zurechtbiegt – oder schlichtweg nicht kennt. Denn in Wirklichkeit hatte die EU Serbien damals territoriale Integrität zugesagt, dann aber – leider angeführt von der Schweizer Aussenministerin Calmy-Rey – hatten einige, nicht alle EU-Mitglieder die Unabhängigkeit des Mafiastaats Kosovo anerkannt. Ein klarer Bruch der Zusage, so wie Putin die territoriale Integrität der Ukraine zugesagt hatte. Also ein völlig erlaubter Vergleich.

Immerhin muss Widmer einräumen, dass Vucic etwas hat, was Widmer völlig abgeht: «Seine Ausführungen unterbricht Vucic immer wieder mit selbstironischem Humor. «Die Serben wissen immer alles besser, auch wenn wir nichts wissen», sagt er einmal. Ein anderes Mal bezeichnet er sich als «überhaupt nicht charmant – im Gegensatz zu Roger»

Eigentlich ginge es darum, auf über 9000 A Bericht zu erstatten, was an diesem Abend stattfand. Das war eine Rede von Vucic, auf die aber Widmer keinen einzigen Satz verschwendet. Und eine Diskussion zwischen Köppel und Vucic, von der Widmer nur Bruchstücke wiedergibt, die sich für Häme eignen. So war auch der ursprüngliche Titel «Köppel und sein Stargast aus Belgrad» nicht angriffig genug, Er wurde ersetzt durch «Roger Köppel feiert Aleksander Vucic als Friedensbringer».

Dann setzt Widmer zu einer Reise in die Vergangenheit an: «Nicht zur Sprache kommt hingegen Vucics Vergangenheit in den 90er-Jahren. Diese hätte das von Köppel gezeichnete Bild des serbischen Präsidenten auch mächtig angekratzt.»

Sicherlich gibt es da Aussagen und Tätigkeiten von Vucic, die man kritisieren kann. Aber wieso Widmer weit mehr als die Hälfte seines Berichts darauf verschwendet, plus auf weitere Begegnungen Köppels, ist unerfindlich. Der serbische Präsident benützte seinen Aufenthalt in der Schweiz, um sich auch noch mit Bundespräsidentin Amherd und Bundesrat Jans zu treffen. Das kommentiert Widmer so: «Es handelt sich um einen informellen Höflichkeitsbesuch, keinen offiziellen Staatsempfang. Damit zeigt sich, dass Vucic wegen Roger Köppel in die Schweiz kommt, die Schweizer Regierung ist für ihn zweitrangig.» Hat Vucic mit Köppel einen «offiziellen Staatsempfang» zelebriert? Wie absurd kann Häme werden?

In jeder anständigen Redaktion würde spätestens der Ressortchef sagen: Thema verfehlt, was soll das? Papierkorb, nochmal neu, aber diesmal richtig, journalistisch und dem Thema entsprechend.

Im völlig haltlos gewordenen Tagi darf offensichtlich jeder hergelaufene Redaktor sein Mütchen kühlen, grün vor Neid über Köppels Reisebewegungen und Gesprächspartner demagogische Polemik ausgiessen.

Offensichtlich ist Oberchefredaktorin Raphaela Birrer nicht in der Lage, minimale Qualitätsstandards durchzusetzen, höchstens noch ein Schreibverbot. Offensichtlich ist die publizistische Leiter nach unten Simon Bärtschi dazu auch nicht in der Lage. Offensichtlich ist es der Führungsriege von Tamedia, mit Absicht oder aus Unfähigkeit, völlig egal, dass mit einer solchen Berichterstattung die Reise in die Bedeutungslosigkeit des Kopfsalatmischmaschs weiter an Fahrt aufnimmt.

Es ist durchaus erlaubt, an Köppel und seinen publizistischen Positionen Kritik zu üben. Das gilt selbstverständlich auch für den serbischen Präsidenten. Aber über «Köppel und sein Stargast aus Belgrad» – nach Aufzählung des Publikums – reine Häme zu giessen, das ist nicht nur unredlich. Es ist dumm und selbstmörderisch.

Dazu passt auch, dass man sogar einen Fotografen an die Veranstaltung schickt und dann ein Bild auswählt, auf dem beide Protagonisten so unvorteilhaft wie möglich aussehen. Aus Copyrightgründen können wir das hier nicht abbilden, aber es ist widerlich demagogisch. So wie der Text dazu.

Dass das in der Gesinnungsblase einiger Tamedia-Leser auf Anklang stösst, ist völlig klar. Es ist allerdings die Frage, wann die «Republik» mit ihrer Abonnentenzahl auf Augenhöhe mit dem Tagi liegen wird. Dauert wohl nicht mehr allzu lange. Vorausgesetzt, der Tagi und sein Kopfblattsalat wird nicht vorher eingestampft.

Die braune Brut der Ukraine

Gemeinsam mit der finnischen Premierministerin Sanna Marin nahm Präsident Selensky 2023 am Staatsbegräbnis für den gefallenen Neonazi Kotsiubailo teil, wo sie Blumen am Sarg des Mannes niederlegten, der sich damit brüstete, dass sein Wolfshund die Knochen russischer Kinder fressen könne. Der Führer der „Da-Vinci-Wölfe“, der für ethnische Säuberungen eintrat und dessen Soldaten laut New York Times „Abzeichen im Nazi-Stil, einschließlich des Totenkopfes, trugen“, wurde zum Nationalhelden erklärt.

Von westlichen Politikern und Medien ausgeblendet: Die Nationalhelden der Ukraine sind blutrünstige Nazi-Verbrecher.

 Von Felix Abt

Die Verteidiger des ukrainischen Neonazi-Regimes argumentieren, dass die Ukraine wegen ihres jüdischen Präsidenten und Premierministers nicht nazistisch sein kann. Das klingt so, als ob es in den Vereinigten Staaten keinen Rassismus gäbe, weil Amerika einen schwarzen Präsidenten hatte, oder als ob es im Warschauer Ghetto keine Verbrechen gegen Juden gegeben hätte, weil es eine jüdische Ghetto-Polizei gab, die für die Nazis arbeitete. Der polnische Historiker Emanuel Ringelblum, der mit seiner jüdischen Familie einige Zeit im Warschauer Ghetto verbrachte, beschrieb die Grausamkeit der jüdischen Polizei als oft viel größer als die der deutschen Nazis und der fanatischen Ukrainer und Letten.

Wolodimir Selensky ist ein Mann jüdischen Glaubens, dessen richtiger Vorname Wladimir ist, weil er in die russischsprachige Minderheit hineingeboren wurde.

2014 erklärte er im Fernsehen:

Im Osten und auf der Krim wollen die Menschen Russisch sprechen. Lasst sie in Ruhe, lasst sie einfach in Ruhe. Geben Sie ihnen das Recht, Russisch zu sprechen. Die Sprache sollte unser Land niemals spalten…. Wir haben die gleiche Hautfarbe, das gleiche Blut, unabhängig von der Sprache.

Ukrainisch lernte er erst, als er Politiker wurde.

Er wollte den Krieg gegen die russischsprachige Bevölkerung im Donbass, einschließlich der Diskriminierung dieser Minderheit, beenden, den das banderistische Kiewer Regime seit 2014 gegen die russischsprachige Bevölkerung im Osten führt, nachdem es durch einen vom Westen unterstützten Sturz der demokratisch gewählten Regierung an die Macht kam. Mit dem Versprechen, den Krieg und die Diskriminierung zu beenden, wurde er mit einer sehr hohen Unterstützung durch russischsprachige Wähler zum Präsidenten gewählt.

Als Präsident wurde er von den Banderisten bedroht und unterzeichnete, wie von ihm erwartet, ein Gesetz, das Russisch als Amtssprache verbietet. Russische Fernsehsendungen wurden abgeschafft, und selbst in den Schulen ist Russisch nur noch von der ersten bis zur fünften Klasse für Kinder der russischsprachigen Minderheit erlaubt, während die Lehrer verpflichtet sind, für alle anderen Interaktionen ausschließlich Ukrainisch zu verwenden. Selensky ist zur tragischen Galionsfigur eines russophoben Regimes geworden, dessen Staatsorgane, insbesondere Polizei, Geheimdienste und Streitkräfte, von Neonazis unterwandert sind und kontrolliert werden.

Die Werchowna Rada, das ukrainische Parlament, twitterte das Selfie des ukrainischen Oberbefehlshabers Zaluzhny (bis Februar 2024, seither ukrainischer Botschafter in London) mit dem Nationalidol Stepan Bandera, löschte den Tweet jedoch, nachdem sie erkannt hatte, dass Nazi-Sympathien nicht öffentlich zur Schau gestellt werden sollten, um die westlichen Sponsoren, die angeblich Freiheit und Demokratie in der Ukraine verteidigen, nicht zu blamieren.

Der Vorläufer des heutigen westukrainischen Regimes in Kiew ist die UPA (Ukrainische Aufständische Armee), eine ukrainische Miliz während des Zweiten Weltkriegs, die von dem Kollaborateur und Verbündeten Nazideutschlands, Stepan Bandera, gegründet wurde.

Bandera half Nazi-Deutschland tatkräftig bei der Umsetzung der „Endlösung“ in der Ukraine, bis er 1941 in Berlin in Ungnade fiel, verhaftet und nach Deutschland zurückgeschickt wurde.

Seine UPA massakrierte Juden und andere Minderheiten und war für einen der schlimmsten Völkermorde während des Zweiten Weltkriegs verantwortlich, den Völkermord in Wolyn, bei dem über 100 000 Polen getötet wurden.

Die ukrainische UPA folterte ihre Opfer mit unvorstellbarer Grausamkeit. Selbst die Deutschen waren über das Ausmaß ihres Sadismus schockiert.

Die Opfer wurden skalpiert. Ihnen wurden Nasen, Lippen und Ohren abgeschnitten. Ihnen wurden die Augen ausgestochen, die Hände abgetrennt und die Köpfe in Klemmen gequetscht. Frauen wurden die Brüste abgeschnitten und schwangeren Frauen wurde in den Bauch gestochen. Männern wurden die Genitalien mit Sicheln abgetrennt.

Die neuen Helden der Verfechter der ukrainischen Herrenrasse stehen mit ihren alten Idealen für eine Zukunft in einer “gesäuberten” Ukraine, frei von Russischsprachigen, Juden und anderen “geringwertigen” Minderheiten.  [Quelle: Ynet News]

Professor Timothy Snyder, der in den Medien oft zitierte amerikanische Historiker, der heute das ukrainische Regime, das sich auf Bandera beruft, durch dick und dünn unterstützt und rechtfertigt, schrieb früher, dass Banderas OUN (die später zur „Ukrainischen Aufständischen Armee“ oder UPA wurde) :

 „…den Deutschen half, mörderische Pogrome gegen Juden, Polen und andere Minderheiten zu organisieren. Damit trieben sie eine deutsche Politik voran, die jedoch mit ihrem eigenen Programm der ukrainischen ethnischen Reinheit übereinstimmte. Bandera wollte aus der Ukraine eine faschistische Einparteiendiktatur ohne nationale Minderheiten machen.“

Wussten Sie, dass es heute sogar eine Banderitische Internationale gibt, die das Kiewer Regime weltweit unterstützt? Sie heißt zwar nicht „Internationale“, aber sie tut so, als wäre sie es. Sie übt einen großen Einfluss auf die westliche Politik und Meinungsbildung aus. Natürlich haben Sie wahrscheinlich noch nie von dieser Bandera-Lobby gehört, denn es gibt keinen einzigen Journalisten in Europa (soweit ich herausgefunden habe), der darüber recherchiert hat.

Lew Golinkin, ein renommierter ukrainischer Journalist jüdischen Glaubens, der in der Ukraine aufgewachsen ist und derzeit in den USA lebt, kritisiert die Berichterstattung der Mainstream-Medien, die den neonazistischen Charakter des Kiewer Regimes verschleiern.

Und was die Bandera-Lobby betrifft, so gibt es im Westen nur einen einzigen Journalisten, nämlich den jungen amerikanischen Enthüllungsjournalisten und Historiker Moss Robeson, der sich auf dieses Thema spezialisiert hat. Er wird nicht von den Mainstream-Medien veröffentlicht. Stattdessen landete er auf der Todesliste derer, die er beobachtet. Das macht Sinn.
Den westlichen Politikern und Medien, insbesondere den deutschen, ist es recht, wenn niemand weiß, welches Regime sie unterstützen, vor allem, wenn es ein Neonazi-Regime ist. (Und nein, es braucht keinen Putin, um das herauszufinden).

Hier sind zwei Artikel von Robeson:

The Holodomor Industry. The ‘Bandera Lobby’ and the ‘Ukrainian Holocaust’ industry

‘100% Gentle Azovization.’ Neo-Nazis train Ukraine’s Presidential Brigade, and top instructor calls Ukrainians slaves that must be weaponized.

Und hier posiert Volodymyr Zelensky mit der schwarz-roten banderistischen UPA-Flagge, die hinter ihm weht.

Wenn das alles nicht gut zusammenpasst!

Ukrainerin schreibt über Ukrainer

Nichts gegen Patriotismus. Aber gibt es keine Qualitätskontrolle bei Tamedia mehr?

Sascha Britsko ist gebürtige Ukrainerin. Das macht ja nichts. Sie arbeitet als Journalistin für Tamedia. Das macht eigentlich auch nichts. Ausser, dass sie immer wieder einseitig das Wort zur Verteidigung ukrainischer Flüchtlinge in der Schweiz ergreift.

Sie tat das schon, als die ersten Kritiken laut wurden, dass verblüffend wenig Flüchtlinge mit dem Sonderstatus S sich erfolgreich darum bemühen, dem Steuerzahler nicht auf der Tasche zu liegen. Als militante Kriegsbefürworterin aus der geschützten Werkstatt an der Werdstrasse trompetete sie auch schon heraus – unter dem Zitat-Titel «Sind Sie noch ganz bei Trost?» –, dass Verhandlungen «Kapitulation» seien. Also muss die Ukraine inzwischen am Rand der Kapitulation stehen, da Verhandlungen immer näher rücken.

Bevor das aber geschieht, macht sich Britsko Sorgen um ihre Landsgenossen (generisches Maskulin) in der Schweiz und bangt schon im Titel: «Kippt die Stimmung gegenüber Ukraine-Flüchtlingen?» Denn es gibt Furchtbares zu vermelden: «Menschen werden auf der Strasse beleidigt, Hilfsorganisationen werden angefeindet, der Schutzstatus S gerät politisch unter Druck.»

Da gibt es auch schlimme Einzelschicksale wie das von Julia Peters, die einen Verein namens «Good Friends for Ukraine» betreibt. Die wurde bereits 2023 von zwei Tamedia-Kollegen porträtiert und jammerte schon damals: «Die Stimmung kippt». Unglaublich, wie diese Stimmung kippen und kippen kann – ohne umzufallen. Wie kann man das Kippen noch drastischer darstellen? So:

«Hundekot im Briefkasten. Unfreundliche Postkarten. Und ein Brief, der einen Mann mit Ukraine-Fahne und Hitlergruss zeigt. Was Julia Peters derzeit erlebt, ist für sie zu einem traurigen Alltag geworden. «Ich überlege mir ernsthaft, mit der Arbeit aufzuhören», sagt sie.»

Furchtbar, ob Peters vielleicht selbst in einem Drittland um politisches Asyl nachsuchen sollte? Allerdings vielleicht nicht in Deutschland, denn nach Peters gehen Britsko etwas die Schweizer Beispiele von drangsalierten Helfern aus, daher wechselt sie ins deutsche Mönchengladbach, wo einem Leiter einer Hilfsorganisation Ähnliches widerfährt.

Nun versucht Britsko den Rücksturz in die Schweiz und in die Verallgemeinerung: ««Wir stellen natürlich schon länger fest, dass die Solidarität mit der Ukraine grundsätzlich nachlässt und der Unmut gegenüber den ukrainischen Flüchtlingen langsam wächst», sagt Sasha Volkov, Vorstand des Ukrainischen Vereins Schweiz.»

Dann folgt das Beispiel von Olga, die allerdings anonym bleiben will. Auch sie sei schon als Ukrainerin beschimpft worden. Blöd nur: sie ist Russin, kann also schlecht als Direktbetroffene gelten. Aber in der Not … Peinlich ist dann, dass die angeblich anonyme Olga in der Bildlegende als «Olga Zuyeva» identifiziert wird. Im Text heisst es über sie, sie lebe seit fünf Jahren zusammen mit ihrer Familie in der Schweiz. In der Bildlegende ist sie seit drei Jahren als Flüchtling hier. Ja was denn nun; macht ein Qualitätsorgan solche Schnitzer?

Auch das «Beratungsnetz für Rassismusopfer» kann leider nicht wirklich weiterhelfen. Die Zahl der Beratungen von Personen aus der Ukraine sei nur leicht gestiegen, «von 11 auf 17 Beratungen». Bei über 70’000 Flüchtlingen wohl eher ein Beweis dafür, dass Britsko fantasiert.

Aber ihr geht es um etwas anderes: «Klar ist aber, dass der Schutzstatus S politisch immer mehr unter Druck gerät.» Denn, oh Schreck oh Graus, der Zürcher Sicherheitsdirektor Mario Fehr hat doch tatsächlich vorgeschlagen, «alle geflüchteten Ukrainerinnen und Ukrainer zurückzuschicken, wenn sie nicht arbeiten oder nicht aus besetzten oder umkämpften Gebieten stammen». Unmenschlich, das.

Denn, wie Britsko einräumen muss, die Zahl der arbeitstätigen Ukrainer ist weiterhin meilenweit von der Vorgabe des Bundes (40 Prozent der Arbeitsfähigen) entfernt; mit schlappen 28 Prozent, etwas mehr als ein Viertel. Im Feuer steht auch, dass angeblich an Leib und Leben gefährdete Ukrainer auch gerne mal ihren SUV in der Schweiz parkiert lassen und fröhlich ausufernde Ferien in der Ukraine verbringen. Und völlig unbeschädigt wieder zurückkommen.

Das ist natürlich nicht wahr, überlässt Britsko der solidaritätsmüden Peters der Schlusswort: ««Viele haben das Gefühl, die Ukrainer seien Touristen», sagt sie. «Sie machen sich eine Meinung, weil sie ein paar wenige gesehen haben, die mit teuren Autos gekommen sind. Die tausend, die ohne Geld in ihren kleinen Zimmern sitzen, sehen sie nicht.»»

Ein paar wenige? Alles ist relativ im Leben.

Dass die Ukrainer selbst allenfalls daran beteiligt sein könnten, dass ihr Image nicht das beste ist, dass sie sich lauthals über inakzeptable, weil zu kleine Zimmer beschweren, dass sie ungeniert jede Art von Sozialzusatzleistungen einfordern, dass sie gerne Kosmetik-Salons aufsuchen und sich darum kümmern, dass die Haare schön blondiert bleiben, dass sie gerne und ausführlich Ferien im angeblich so gefährlichen Kriegsgebiet Ukraine machen – das alles ist für Britsko nicht der Rede wert.

Es sei ihr unbenommen, immer wieder eine Lanze für ihre Landsgenossen zu brechen und völlig einseitig zu berichten. Wieso aber Tamedia – als angebliche Qualität- und Podiumszeitung – kein Gegensteuer gibt oder die Mitarbeiterin auffordert, vielleicht auch weniger positive Seiten der ukrainischen Flüchtlinge in einem ausgewogenen Artikel darzustellen – was für ein Elend.

Schon wieder ein Beispiel dafür, dass alle Behauptungen von Qualitätsjournalismus Pipifax sind. Solange nicht einmal die primitivsten journalistischen Prinzipien eingehalten werden.

Man will ja von der links-woken SZ-Tamedia-Redaktion nicht verlangen, dass sie vielleicht mal zu erklären versucht, wieso mehr als die Hälfte der US-Stimmbürger Donald Trump gewählt haben (oberhalb davon, dass sie halt bescheuert, rassistisch und chauvinistisch sind). Aber selbst bei der Thematik Ukraine-Flüchtlinge in der Schweiz versagt diese Redaktion kläglich.