Amtlich: Trump ist irr

Wer sollte noch Zweifel haben?

Der US-Präsident Donald Tump nutzte seine Arabien-Reise in erster Linie dazu, seine eigenen Taschen und die seines Clans zu füllen. Nicht nur, dass er sich eine Air Force One schenken liess. Er vereinbarte jede Menge «Deals», die mit neuen Trunp-Towers Geld in seinem Beutel klingeln lassen  sollen. Obwohl sie, wie die meisten seiner Projekte, in einem Desaster enden werden.

Ein Raubzug am helllichten Tag, nannte das die  «Financial Times».

All das ist menschlich verständlich. Nach einem Leben voller Flops ist er endlich am Ziel seiner Wünsche angelangt. Als US-Präsident in seiner zweiten Amtstzeit geht es den multipel gestörten Narzissten um nichts anderes als Selbstbereicherung.

Bei Treffen mit dem saudirarabischen Schlächter Mohammed Bin Salman oder beim Handshake mit dem gewendeten fundamentalistischen Irren Mohammed al-Baschir ging es ihm nur um eins: um Deals, die auch seine Taschen füllen.

Dabei liess er den grossen Partner der USA links liegen; Israel, no deal, zero points.

Nachdem er sich bereits als valablen Kandidaten als Papst lächerlich machte, liess er ein neues Video posten, das ihn als musikalisches Multitalent präsentiert.

Seit seiner aberwitzigen Berechnung von Strafzöllen, die er dann Schritt für Schritt zurücknahm, hat er für Handlungsunsicherheit auf den Weltmärkten gesorgt und musste erkennen, dass der Bond-Markt stärker ist als er. Zudem will er die US-Staatsschulden auf Kosten aller Dollar-Besitzer herunterfahren.

All das lässt nur einen Schluss zu: der mächtigste Mann der Welt ist irre geworden.

Das ist ein Fakt. Umso verblüffender ist es, dass es von Köppel abwärts («Friedensfürst») immer noch genügend Fans gibt, die all sein erratisches und unverantwortliches Handeln mit Lobeshymnen begleiten.

Die menschliche Dummheit, im Gegensatz zum Universum, ist unendlich, sagte Einstein so richtig.

Hier zerstört der mächtigste Mann der Welt aus Eigennutz die wirtschaftliche Basis von Verlässlichkeit und Berechenbarkeit der nach wie vor wichtigsten und militärisch stärksten Macht der Welt.

Und bekommt dabei Applaus von Verpeilten und Vollpfosten, die seinem verantwortlosen Handel durchaus Positives abzugewinnnen meinen.

Dabei ist ein skrupelloser Irrer an der Macht, dem es ausschliesslich um die Partikiuärinterressen von ihm selbst und seines Clans geht.

Die angekündigten «Deals» in Multimillardenhöhe von über einer Billion werden sich bei genauerer Betrachtung in Luft auslösen.

Sein Vorgänger versuchte immerhin, finanzielle Engagements mit Unrechtsstaaten wie Saudiarabien, Katar oder den VAE an Bedigungen zu knüpfen. Darunter die, dass kein Technologietransfer zu Staaten stattfinden dürfe,  die die völlige Vernichtung Israels fordern. Oder solche Erkenntnisse an Russland oder China weiterleiten werden.

All das ist dem multipel gescheiterten «Deal Maker» Trump völlig egal. Man muss  ihn nur mit genügend Gold und Pomp und einem dicken Bakschisch empfangen, und schon hat man ihn um den Finger gewickelt.

«World gone wrong», sang Bob Dylan einst. Er wusste nicht, wie die Realität ihn überholt.

Denn  eine Figur wie Trump konnten wir uns in unseren Alpträumen nicht vorstellen.

Schon wieder …

Fällt dir gar nichts ein, mach doch ein Redesign.

So sah das Logo auf der  Frontseite des «SonntagsBlick» vor zehn Jahren aus:

So sah es 2020 aus:

 

So sah es vor drei Jahren nach dem völlig verunglückten Redesign aus:

Zusammenhangslose Kästchen und ein Regenrohr statt eines l. Plus ein unverständlicher Strich, der – AD-Furz – den Cursor im Internet symbolisieren soll. Im Print …

So sah das Logo in der vorletzten Ausgabe aus:

Die schlimmsten Fehler sind wieder korrigiert, die Kästchen sind weg, ebenfalls das Regenrohr, und das c ist nicht mehr gequetscht wie noch vor zehn Jahren. Seine Enden sind wieder schräg, was mehr Dynamik gibt.

Könnte man so lassen.

Aber wenn man sonst nichts zu tun hat, weil die Qualität des Inhalts gar nicht mehr gesteigert werden kann, macht man doch einfach ein neues Redesign. Und diesmal gleich radikal:

Begleitet von dem üblichen Gequatsche, diesmal vom Chefredaktor Reza Rafi: «Es ist an der Zeit, den SonntagsBlick ansprechender und moderner zu gestalten – dabei sollen sowohl gute Geschichten als auch kraftvolle Optik weiterhin im Zentrum stehen.» Schon wieder?

Damit unterscheidet sich der SoBli nun deutlich von der Konkurrenz:

Ebenfalls ausgeschrieben über die ganze Seite und mit Grossbuchstaben im Schriftzug drin. Nur wird hier der Platz besser ausgenützt als beim neuen SoBli-Logo. Ach, und man verwendet Blau statt Rot.

Die «SonntagsZeitung» blieb über die Jahre recht konstant, wenn wir bis 2014 zurückgehen:

Jetzt ist der SoBli nach dem x-ten Redesign auch nahe an der NZZaS:

Die hatte allerdings auch schon Geschmacksverwirrungen und liess sich doch tatsächlich diese Gestaltung aufschwatzen:

Besonders hirnrissig der grosszügige Weissraum oben rechts, die reine Platzverschwendung.

Auch die alte Tante entfernte sich damit von ihrem bewährten Logo, an dem es nicht viel zu meckern gab, wenn wir zehn Jahre zurückschauen:

Aber die NZZaS hat sich wieder erholt.

Der SoBli versucht nun mal was ganz Neues, Altes. Um ihn wie immer noch «ansprechender und moderner zu gestalten».

Zugegeben, es war auch schon schlimmer. Warum aber an dem Markenzeichen der «Blick»-Familie, die knallige weisse Schrift im roten Feld, herumgefummelt werden musste, das Bewährte durch die viel schwächere rote Schrift auf Weiss gekontert werden muss, dass wissen nur Rafi und sein AD, der sich hier selbstverwirklichen durfte.

Das ist das aktuelle Logo des «Blick»:

Das kann man schlecht über die ganze Seite ziehen, zu wenig Buchstaben. Dass man bei seiner Sonntagsausgabe die CI beibehält und halt noch das längere Wort Sonntag dazustellt, macht eigentlich Sinn.

Das wegzuschmeissen ist eigentlich Unsinn.

 

 

 

 

Ein «Blick» ins tägliche Grauen

So sieht «qualitativ hochwertiger Journalismus» aus.

Dazu bekannte sich Ringier-CEO Marc Walder. Der ewige Kronprinz von VR-Präsident Michael RingierWir sehen einen steigenden Bedarf an gutem Journalismus als Chance»), sozusagen der Prinz Charles von der Dufourstrasse, sieht dabei vor allem KI als grosse Chance.

Und übersieht, dass doch kein Leser etwas dafür zahlen will, was er sich gratis aus dem Internet holt. Nach diesen vollmundigen Ankündigungen hat ZACKBUM mal wieder die Qual auf sich genommen, einen Blick in den «Blick» zu werfen.

Die wollen wir mit unseren Lesern gerne teilen.

Zunächst die Meldung über einen weiteren schweren Rückschlag für Elon Musk:

Und tragen sicher den Kleber: Ich habe meinen Tesla gekauft, bevor Musk verrückt wurde.

Dann die Nummer «Experten warnen». Kann man immer mal wieder machen, weder die Leser, noch die Experten werden sich an solche Prognosen erinnern. Und schön, dass eine adäquate Reaktion im Bild festgehalten wird.

Es folgt ein Bericht zum Thema: was die Welt nicht wissen will und wonach sie auch nicht gefragt hat:

Und zwei Rennreifen waren Trauzeugen …

Wenn ein Kommentar mit einem so bescheuerten Sprachbild und einer so beknackten Frage beginnt, könnte man auch schreiben: bitte nicht lesen.

Nun kommen wir zur Abteilung knallharter Recherchierjournalismus:

Es ist zu hoffen, dass ihnen so die gut abgehangenen Scherze zum Fremdschämen von Giacobbo/Müllerdas Seebecken zubetonieren, dann ist das Parkplatzproblem gelöst») erspart bleiben.

Und fällt dir gar nix ein, lass es ein Ratgeber sein:

Besser wäre: Häufigste Fehler beim Entsorgen von Journalisten-Flaschen.

Als Steigerung gibt es noch den angetäuschten Ratgeber in Frageform:

Oder besser: Kann die Airbag-Jacke «Blick»-Leser retten?

Ein «Blick» vor die Kulissen des ESC:

Das wäre dem «Blick»-Leser sonst nicht aufgefallen.

Ein Höhenflug in die grosse weite Welt der Luftfahrt:

Ein echter Beitrag zur Völkerfreundschaft.

Natürlich darf auch ein Beitrag über tragische Schicksale nicht fehlen:

Kilos weg, gut. Lebenslust weg, schlecht. Leselust auch weg. Vielleicht kann die Dame sie sich wieder anfuttern.

Wenn das nicht Altersdiskriminierung ist:

Aber ätsch, nur für die kümmerlichen 25’000 Leser von «Blick+». Und ganz im Gegensatz zu alten schwarzen (Pardon, pigmentös herausgeforderten) Potentaten in Afrika.

Nutzwert, Nutzwert, Nutzwert:

Allerdings bezahlt von einer fusionierten Versicherung, die von der Baloise geschluckt wurde.

Zum Schluss das, was von «sex sells» übrigblieb:

Entweder sagt sich der Milliardär «pfeif drauf», oder das kann noch teuer werden.

Angesichts dieses Elends ist man versucht zu sagen, dass KI tatsächlich helfen könnte. Sie trägt immerhin das Wort Intelligenz im Namen. Bloss: jeder kann ihr die Frage stellen: Zeige mir eine Ansammlung von völlig überflüssigen Meldungen vom heutigen Tage. Dafür muss er weder den «Blick» lesen noch ein «Blick+»-Abo lösen …

Verlegerverband: die Lachnummer

Die Schweizer Medien sprechen mit gespaltener Zunge.

Am Donnerstag verkündeten Susanne Wille (Generaldirektorin SRG) und Andreas Masüger (Präsident Verband Schweizer Medien, VSM) einträchtig eine neue friedliche Koexistenz.

Die SRG fährt die Publikation von Tickermeldungen im Internet runter, dafür spricht sich der VSM gegen die Reduktion der Zwangsgebühren auf 200 Franken aus.

Am Mittwoch veröffentlichte der ehemalige Präsident des VSM unter Berücksichtigung der strikten Trennung zwischen Verlag und redaktionellem Inhalt im Kopfblattsalat von Tamedia eine ellenlange Stellungnahme. Wer nicht beim Lesen weggeschnarcht ist, bekam mit, dass Pietro Supino, Bigboss von Tx, ein unbedingter Befürworter des neuerlichen Versuchs ist, den Velegerclans diesmal sogar 1,4 Milliarden Franken an Steuergeldern – über die nächsten Jahre verteilt – reinzuschieben.

Nachdem Supino einen wesentlichen Anteil daran hatte, dass der erste Versuch, eine Milliarde abzukassieren, durch ein Referendum verhindert wurde.

Zudem plädiert er für die Annahme der Initiative, die Zwangsgebühren deutlich zu senken.

2015 war der Ringier-Verlag unter Getöse aus dem VSM ausgetreten, um 2022 zurückzukehren. Alleine CH Media verhält sich relativ ruhig und hofft, mit seinem Sammelsurium an Radio- und TV-Stationen weiterhin genügend Staatsknete zu erhalten, um diese kühne Strategie finanziell abpolstern zu können.

Das nennt man mit einer Stimme sprechen.

Eigentlich sollte ein Verband, der stolz verkündet: «Der Verlegerverband vereinigt über 100 Medienunternehmen, die zusammen rund 300 Publikationen herausgeben und zahlreiche digitale Newsplattformen sowie über 30 Radio- und TV-Sender betreiben», in der Lage sein, die Gesamtinteressen der privaten Schweizer Anbieter von Medienprodukten zu vertreten.

Aber stattdessen herrschen Krach und Zwietracht und man haut sich öffentlich gegenseitig eins über die Rübe. Natürlich wusste Supino, was am Donnerstag verkündet werden wird. Also zündete er am Mittwoch seine Bombe, allerdings mit überlanger Zündschnur.

Masüger, der auch noch Verwaltungsrat von Somedia ist, die gerade in höchster Not mithilfe des Bundesverwaltungsgerichts Staatsgelder für sein Privatradio vom ewigen Piraten Roger Schawinski zurückerobert hat, ist auf diese Kohle angewiesen.

Tamedia hingegen hat sich von seiner gescheiterten Multi-Channel-Strategie verabschiedet. Nachdem der Verlag mit TV3 und dem Ankauf des Radio 24-Imperiums von Schawinski zwei Stiefel voll rausgezogen hatte.

Die vier Verlage, Ringier, Tamedia, CH Media und Somedia eint einzig, dass sie keinerlei erkennbare Strategie haben, wie sie die Talfahrt ihrer Medien abbremsen könnten. Allerdings unternehmen sie untaugliche Versuche unterschiedlicher Art.

Ach, und zudem ein fataler Denkfehler. Sie wollen alle auf KI setzen, als sei das die Rettung des geldwerten Qualitätsjournalismus. Dabei kann sich inzwischen fast jeder mit chatgpt & Co. selbst schlau machen, wenn er eine präzise Frage stellt. Und dadurch erkennt, dass er für die gleichen Antworten nicht noch etwas bezahlen muss.

Ringier setzt auf Digitales und das Joint Venture mit Tamedia bei den Handels- und Verkaufsplattformen. Tamedia setzt auf Profitcenter und lässt das publizistische Standbein verkümmern. Der Wanner-Clan von CH Media setzt wieder auf Multi-Channel (TV, Radio und Kopfsalatblätter), Somedia auf die Verteidigung seines Monopols in der Südostschweiz.

Alle vier Strategien haben eins gemeinsam: das wird nicht mittelfristig funktionieren. Aber aus ihnen entstehen natürlich ganz verschiedene Interessenlagen. Nachdem Ringier mit «Blick TV» baden gegangen ist, bleiben ihm noch die Beteiligungen an den «Energy»-Dudelfunkanstalten und an «Radio 32». Das wohl im Namen die Anzahl der Hörer abbilden möchte (Pardon, es sollen täglich 90’000 sein).

CH Media wäre der Hauptinteressent, dass es eine friedliche Koexistenz mit der SRG gibt, damit möglichst viel Content (und Programmfenster innerhalb der SRG) die Bemühungen der Schrumpfredaktionen aufpeppen.

Somedia hat im Wesentlichen die bayerische Mentalität übernommen: mir san mir und uns kann keiner in unserem Einzugsgebiet.

Der vierte im Bunde glänzt mit einer völligen Abwesenheit einer Medienstrategie. Ausser pompösen Worten («Es stehen die Errungenschaften der Aufklärung auf dem Spiel») hat Supino nichts zu bieten. Ach, doch: Profitmarge, Dividende für den weltverzweigten Coninx-Clan und sportliche Gewinnvorgaben für die Bestandteile der Tx-Holding, die Tamedia nur durch ein Runtersparen aufs Skelett erreichen kann.

Ringier lehnt die Reduktion der Zwangsgebühren ab. CH Media und Tamedia befürworten sie, Somedia merkwürdigerweise ebenfalls.

Die Aufgabe eines kompetenten Verbandspräsidiums wäre es, wenigstens öffentlich einen Konsens innerhalb des Verbands zu präsentieren.

Stattdessen krähen die grossen Verlage herum wie auf einem Hühnerhof. Der aktuelle Präsident sagt so, der ehemalige Präsident sagt das Gegenteil.

Und die SRG lacht sich tot, dass sie mit so einfachen Mitteln und kleinen Zückerchen Präsident Masüger dazu bewegen konnte, sich im Namen des Verbands gegen die Initiative auszusprechen. Die sein Vorgänger befürwortet.

Ein weiterer Beweis für die alte und richtige These von ZACKBUM:

Am Elend der Medien sind nicht in erster Linie die Arglist der Zeit, das Internet oder Google & Co. schuld.

Sondern die schreiende Unfähigkeit der Verlagsmanager und ihrer Anführer. Im Vergleich dazu, was hier aufgeführt wird, ist die Migros ein blitzsauberes und zukunftsträchtig aufgestelltes Unternehmen.

Ach, Supino

Der Tx-Boss macht sich wieder lächerlich.

Es ist noch nicht so lange her, dass Pietro Supino unter strikter Beachtung der Trennung von Verlag und redaktionellem Inhalt im Tamedia-Kopfblattsalat das Wort ergriff und für die Ablehnung des Referendums weibelte, das den Verlegerclans die schon sicher geglaubte Steuersubventionsmilliarde vor der Nase wegzog.

Dass Tx fast gleichzeitig eine Sonderdividende ausschüttete und den milliardenschweren Zusammenschluss seiner Handelsplattformen mit Ringier bekannt gab, hatte dabei sehr geholfen.

Nun hält er in den gleichen Organen ein 17’000 A schweres «Plädoyer für eine aufgeklärte Medienpolitik». Nicht zu vergessen, dass er damals den Untergang der kontrollierenden Vierten Gewalt an die Wand malte, sollte sie keine Staatssubventionen in Milliardenhöhe kriegen. Der Mann kennt kein Schamgefühl.

Denn jetzt schreibt er: «Die Aufgaben der SRG … liessen sich mit 200 Franken Gebühren pro Haushalt erfüllen.» Er ist also für die Halbierungs-Initiative. Bis er zu diesem Schluss kommt, eiert er Tausende von Buchstaben lang um die Bedeutung der Medien für die Demokratie herum, als habe er eine Schnupperlehre bei der «Republik» absolviert.

Er holt bis ins 19. Jahrhundert aus, erklärt nochmal Banalitäten wie die veränderten technologischen Möglichkeiten der Newsdistribution. Und bläst in die grosse Trompete: «Unabhängige Medien sind wichtig für das Funktionieren des demokratischen Gemeinwesens.» Im Gestus tiefsinniger Bedeutung Flachheiten absondern, das ist sonst nur Politikern eigen.

Er versteigt sich sogar dazu, Thomas Jefferson zu zitieren, und den englischen Verleger Lord Northcliff. Hübsch versteckt in diesem Brimborium ist sein Kernsatz:

«Angesichts dieser Realität ist der vom Parlament beschlossene Ausbau der indirekten Presseförderung von existenzieller Bedeutung für die Zukunft der gedruckten Zeitung

Kleiner hat er es dabei nicht: «Es stehen die Errungenschaften der Aufklärung auf dem Spiel.» Wenn es nicht neuerlich Staatsknete gibt, obwohl der erste Versuch abgeschmettert wurde. Nun fürchtet er bei der Wiederholung eine neuerliche Klatsche.

Dann schreibt er sich noch in eigener Sache um Kopf und Kragen: «Die Forderung, dass der damit erzielte Gewinn zur Querfinanzierung rückläufiger oder gar unrentabler Aktivitäten eingesetzt werden sollte, ist nicht überzeugend.»

Im Gegenteil. Es ist nicht überzeugend, dass Supino seinem Stammblatt die Einnahmequellen der Stellen- und anderes -anzeiger wegnahm, die nur durch den Tagi gross geworden sind, dazu «20 Minuten» in ein eigenes Profitcenter auslagerte, weil es immer noch  ertragreich ist. Und die restlichen Medien ins Elend stiess, denn auch Tagi & Co. müssen seine sportlichen Renditevorstellungen erfüllen.

Das geht nur mit runtersparen, rausschmeissen, grosse Teile des Inhalts aus München übernehmen. Mit dem Verkauf von Blättern, die für mehr Geld weniger Content liefern. Dafür hat er sich mit dem Quartet Jessica Peppel-Schulz, ihrem plappernden Avatar, dem Kommunikationsgenie Simon Bärtschi und der farblosen Raphaela Birrer eine Mannschaft geholt, die das Ziel, Aufgabe der Printherstellung, sicher erreichen wird.

Das ist die Realität, alles andere ist Nonsens.

Aber er hat noch mehr Gejammer auf Lager: «Die globalen marktmächtigen Plattformen betreiben ihr Geschäft mit journalistischen Inhalten, die sie von regionalen und nationalen Medienanbietern übernehmen, ohne dafür zu bezahlen.»

Das tun sie deswegen, weil die Verlage zu blöd sind, dafür ein ausreichendes Entgelt zu verlangen. Sie träumen von grösseren Reichweiten, haben aber keine Erklärung, was ihnen das bringen soll. Sie sind insbesondere in der Schweiz so blöd, sich über 80 Prozent der Erträge des Online-Marketings von den Plattformen Google, Facebook und Amazon wegnehmen zu lassen.

Statt sich mit Google-Ads vollklatschen zu lassen und dafür ein Trinkgeld zu kassieren, hätten Verlagsführer wie Supino so in den letzten 15 Jahren vielleicht mal eine Idee haben können, wie man das ändert. Den Middle Man ausschaltet, der sich in der normalen Distributionskette von Herstellung zum Konsumenten vielleicht maximal 10 Prozent abschneidet. Aber sicher nicht 80.

In seinem «Fazit» sorgt Supino nochmals für grosse Heiterkeit: «Die Medienbranche ist mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Sie wird sich weiter fundamental ändern, aber aus Nutzersicht besteht kein grundlegendes Angebotsproblem.»

Aus Nutzersicht der zahlenden Konsumenten der papierdünnen Inhalte seines Hauses besteht allerdings ein grundlegendes Problem. Wieso sollen sie für diesen Dünnpfiff immer mehr bezahlen? Was ist die geldwerte Leistung? Selbst die Migros, in schweren Turbulenzen, käme nie auf die Idee, ein halbes Gipfeli für mehr Geld als zuvor ein ganzes anzubieten. Und das mit «Fokussierung, Qualitätssteigerung, noch näher an den Bedürfnissen des Konsumenten» schönzuschwatzen.

Statt wenigstens eine brauchbare Digitalstrategie zu entwickeln, wurden Bruchpiloten wie Mathias Müller von Blumencron geholt, der nach einer abgekupferten Flop-Idee und viel heisser Luft wieder das Weite suchte. Genau wie der AD, der das verunglückte Redesign des Internet-Auftritts verbrach.

Supino selbst profitiert davon, dass er als Mitglied des Coninx-Clans unkaputtbar ist. Und sich seine vor dem nächsten Rausschmeissen fürchtende Redaktionen nicht trauen, ihm zu sagen, dass er seinen Stuss doch bitte wenn schon als bezahltes Inserat unter die Leute bringen soll. Denn selbstverständlich dürfe auch der Big Boss eine Meinung haben und die auch so länglich absondern, wie es ihm drum ist. Aber Geld genug hätte Supino, sich dafür ein Inserat zu leisten.

Im Tagi kostet eine Doppelseite schlappe 43’560 Franken. Bei einem Jahreseinkommen (inkl. Bonus) von 7,5 Millionen wären das aufgerundet 7 Prozent eines Monatsgehalts. So viel sollte ihm seine Meinung doch noch wert sein. Dazu käme noch, dass er seinen Organen einen Reputationsschaden ersparte, wenn sie nicht einfach «his master’s voice» publizieren müssten.

Der Treppenwitz dabei: einen Tag, bevor der Deutschschweizer Verlegerverband eine Einigung mit der SRG bekannt gab und offiziell verkündete, dass er gegen die Halbierungsinitiative sei, veröffentlichte Supino sein Pamphlet, dass er dafür sei. Um diese Einigung wissend. Das nennt man einen veritablen Blattschuss. Dabei ist Tx Mitglied bei «Schweizer Medien». Noch. Das nennt man kompetente Vereinspolitik. Oder einfach: wie blöd ist das denn.

Aber immerhin wurden damit nicht die schlappen 32 Seiten des Print-«Tages-Anzeiger» gefüllt, für die das Blatt stolze Fr. 4.60 heuschen will. Was immer weniger Leser zu zahlen bereit sind, wie die Auflage beweist …

Tx steht wohl für «täglich ein X für ein U vormachen.» U wie unfähig.

Schamlos

Boni für CS-Versager: abkassieren, sagt das Bundesverwaltungsgericht.

Geldgierige Banker kennen nix, wenn es um ihren eigenen Geldbeutel geht. Mit vereinten Kräften, angeführt von einem Versagerrat und einer inkompetenten Führungsriege, führte Missmanagement in erschreckendem Ausmass die einstmals angesehene Credit Suisse in den Abgrund.

Um trotz Milliardenverlusten weiter Boni auszahlen zu können, wurden sogar Filetstücke wie Hypotheken ausgelagert und verpfändet. Ein Skandal im Skandal.

Zwei Monate nach der Notübernahme durch die UBS stricht im Mai 2023 der Bundesrat die Boni von rund 1000 CS-Managern. Vergleichsweise lächerliche 62 Millionen Franken.

Dagegen gelangten zwölf schamlose CS-Banker, stellvertretend für ihre Kollegen, ans Bundesverwaltungsgericht. Das ihnen nun Recht gab. Für diese Kürzung fehle die rechtliche Grundlage, zudem sei sie ein Eingriff in die Eigentumsgarantie. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Ob Gewinn oder Verlust, der Bankerbonus ist ein Menschenrecht.

Statt sich abgrundtief zu schämen, die Bank über Jahre hinweg gegen die Wand gefahren zu haben, statt zur Kenntnis zu nehmen, dass es nicht sein kann, dass für kumulierte 32,3 Milliarden Verlust eine fast gleich grosse Summe an Boni ausbezahlt wurde, haben diese Gierbanker noch die Stirn, sich gegen eine vergleichsweise läppische Kürzung juristisch zu wehren.

Aber das ist noch nicht der ganze Skandal.

Das Bundesverwaltungsgericht stellt fest, dass dem Bundesrat die rechtliche Grundlage für einen solchen Entscheid gefehlt habe.

«Die Frage der Verantwortung der betroffenen Manager ist laut dem Gericht rechtlich irrelevant. Ausserdem konnte der Bund keinem der zwölf beschwerdeführenden Manager ein Fehlverhalten nachweisen», schreibt die NZZ.

Das Sahnehäubchen ist, dass einige der Beschwerdeführer weiterhin für die UBS arbeiten. Ein schwerer Fehler, solche Nulpen weiter zu beschäftigen.

Der Bundesrat, ansonsten mit Notrecht schnell zur Hand, hat hier offensichtlich eine dermassen schwache Begründung für den Entscheid geliefert, dass sie einer rechtlichen Überprüfung nicht standhielt. Eine Klatsche für Karin Keller-Sutter, die hier der Öffentlichkeit Zucker geben wollte und damit kläglich gescheitert ist.

Weder im Grossen, noch im Kleinen ist die Landesregierung in der Lage, Banker in die Schranken zu weisen.

Aber damit ist der Skandal noch nicht zu Ende erzählt.

Auf der anderen Seite entschied der überforderte Bundesrat, per Notrecht der Bankenaufsicht Finma die Anweisung zu geben, AT1-Wandelanleihen im Nominalwert von rund 16 Milliarden Franken auf null abzuschreiben. Dadurch verloren weltweit institutionelle und Kleinanleger ihre gesamte Investition.

Dagegen wird nun überall geklagt, der Reputationsschaden für den Finanzplatz Schweiz ist immens. Auch hier ist die Rechtsgrundlage mehr als wackelig.

Während aber im Fall der Bonusgierigen das Bundesverwaltungsgericht relativ schnell zu einem Entscheid gelangte, verlieren sich diese Klage im Dickicht von rechtlichen Hürden, müssen Akteneinsicht und andere Voraussetzungen für eine erfolgreiche Klage mühsam und teuer erkämpft werden – in der Schweiz.

Ein Entscheid des gleichen Gerichts liegt noch in weiter Ferne. Wahrscheinlich werden zuerst in England oder in den USA Gerichtsentscheide erfolgen.

Sollten sie zugunsten der Kläger ausfallen, kommen auf den Bundesrat – und somit auf den Schweizer Steuerzahler – Milliardenforderung zu, es greift die Staatshaftung für fahrlässiges und gesetzlich nicht gedecktes Verhalten. Aber auch der Bundesrat wird dafür persönlich nicht geradestehen müssen.

Die CS ist noch nicht tot, ihr Kadaver verfault immer noch und lässt übelreichende Blasen platzen.

Ganz abgesehen davon, dass die Boni der obersten Führungsriege, von der mehr als traurigen Gestalt Urs Rohnerweisse Weste») abwärts, nicht mal in der Gefahr stehen, ihre Multimilliardenboni über die lange Zeit des Untergangs hinweg zu verlieren.

Sie werden weder strafrechtlich noch zivilrechtlich verfolgt. Alleine in den USA drohen einigen von ihnen Verantwortlichkeitsklagen für klare Lügen, für ein unverantwortliches Schönschwatzen der lebensgefährlichen Situation der CS.

All das macht den selbstverschuldeten Untergang der Bank, die von Alfred Escher gegründet wurde, zum grössten Skandal der Schweizer Bankengeschichte.

Ganz zu schweigen von den Aktionären, die über Jahre hinweg zuschauen konnten, wie ihre Investitionen durch schreiende Inkompetenz abgeschmolzen wurden.

In der Schweiz ist offenbar nicht einmal die Landesregierung in der Lage, solchem Treiben Einhalt zu bieten. Ganz abgesehen davon dass der Notverkauf an einen cleveren UBS-Boss, der die Bundeszwerge eiskalt über den Tisch zog, erbärmlich war.

Der bot zunächst für eine Bank, die immer noch ein Vielfaches wert war, eine mickrige Milliarde. Und liess sich dann, gegen einen üppigen Strauss von Zusicherungen, um sein angeblich risikohaftes, aber aus staatstragendem Gewissen erfolgendes Handeln abzusichern, auf genauso mickrige drei Milliarden hochhandeln.

Dabei hatte die UBS sich schon lange vor dem Bundesrat auf dieses Ende vorbereitet, eigene Manager in höchste Position der serbelnden Bank gehievt, um haargenau über ihren Zustand informiert zu sein.

Banker können sich alles erlauben, sie kommen damit davon. Das ist die bittere Bilanz dieses Trauerspiels.

 

 

«Blick»-Mitarbeiter, fürchtet Euch

CEO Marc Walder übt sich im Doublespeak nach Orwell.

Der Umsatz schrumpfte um 13 Prozent auf nur noch 800 Millionen. Der Digital-Anteil am Geschäft ging von zwar beeindruckenden 83 auf 82 Prozent zurück. Walder: «Der Online-Werbemarkt ist nicht mehr gewachsen.» Dabei wächst er weltweit mit zweistelligen Raten, letztes Jahr um über 15 Prozent.

2024 wurden 500 Mitarbeiter entsorgt. Walder verkündete nur den «operativen Gewinn», was davon als eigentlicher Profit übrigbleibt, ist Geschäftsgeheimnis. Auch das kann er knapp schönreden: das Ergebnis sei «gut und zufriedenstellend». Jubel hört sich anders an.

Es habe halt «Portfolio-Bereinigungen» gegeben, Doublespeak für die Schliessung der letzten Druckerei und den Abschied vom Flop «meindeal». Der Zusammenschluss mit Tx bei den Verkaufs- und Handelsplattformen spülte einen noch nicht realisierten Gewinn bei einem möglichen Börsengang in die Kasse. Ob und wann der stattfindet?

Sobald die Platzhirsche Google, Facebook und Amazon ernsthaft in der Schweiz in diesen Markt eindringen, wird das wie Eis an der Sonne schmelzen. Die kassieren bereits heute mehr als 80 Prozent vom Online-Werbekuchen. Dank eines jahrelangen Versagens der Verlagsmanager. Und wer sucht, geht immer auf die grösste Plattform, nicht auf die kleinen Brüder und Schwestern.

Apropos, wer meint, mit dem Trio Ladina Heimgartner, Marc Walder und einem «wie heisst er doch gleich»-«Blick»-Oberofficer für die Zukunft gut aufgestellt zu sein: viel Glück!

Knüppeldick kommt es aber mal wieder für die vermeintlich so glückliche «Blick»-Familie. Das Bezahlmodell «Blick+» plusst überhaupt nicht. Nach einer völlig verunglückten Werbekampagne, die immerhin für Heiterkeit sorgte. Rund 25’000 Abonnenten werden eingestanden, mehr als ein «Ok-Wert» fällt dazu selbst Walder nicht ein.

Dabei ist es nicht klar, wie viele Schnupper-, Gratis- und Kurzzeit-Abos mitgezählt werden.

Dann kommen wir zum Spassfaktor. «Über die vergangenen Jahre sind mehrere Hundert Millionen an klassischem Medienumsatz weggebrochen», jammert Walder, als sei ihm diese Erkenntnis erst neulich gekommen. Aber Ringier bekenne sich sich weiterhin zu einem «qualitativ hochwertigen Journalismus». Auch VR-Präsident Michael Ringier, der trotz fortgeschrittenen Alters (76) sich nicht traut, Walder als seinen Nachfolger zu inthronisieren, behauptet: «Wir sehen einen steigenden Bedarf an gutem Journalismus als Chance

Der Bedarf ist tatsächlich da. Die Ausnützung dieser Chance zeigt die «Blick»-Familie auf allen Kanälen täglich und wöchentlich. Ein enteierter Boulevard, der weiblicher und runder werden will. Was allerdings nur zu einem Regenrohr in den verunstalteten neuen Kasten-Logos geführt hat. Wie viel Schnauf Ringier da hat, zeigte sich auch im Flop «Blick TV».

Das regelmässige Feuern des «Chief Content Officer» und der Aufbau einer amüsanten Riege von Officers, Chiefs, Heads of und Heads off, bei denen niemand mehr weiss, wer wofür zuständig ist, trägt auch nicht zur qualitativen Verbesserung bei. Das Fehlen eines Chefredaktors wie Christian Dorer, der ganz übel entsorgt wurde (und seither gibt es seinen Titel nicht mehr), ein gravierender Fehler.

Nun soll ausgerechnet mit dem Einsatz von KI «mehr Tiefe im Journalismus» erreicht werden. Kleiner Denkfehler: chatgpt und Co. kann inzwischen fast jeder selbst bedienen. Der Unterschied zu dem, was ein Kindersoldat im Newsroom in seiner Verrichtungsbox daraus macht, ist nicht sichtbar.

Grosser Fehler: «Blick» & Co. haben keine USP mehr, kein übergreifendes Konzept, keine Richtung, keine erkennbare Position, keine Mission. Was sich nicht zuletzt in einem Niedergang der Zahl der online-User niederschlägt. Kam der «Blick» mal auf Augenhöhe mit «20 Minuten», ist er inzwischen wieder abgeschlagen.

Und die Print-Auflage beträgt laut letzten Zahlen kümmerliche 73’869 Exemplare. Wie viele davon tatsächlich verkauft werden, ist ebenfalls Betriebsgeheimnis.

Online 25’000 wie auch immer geartete Abos seit dem Start 2023. Bei 800’000 täglichen Nutzern sind das aufgerundet 3,13 Prozent. Darauf kann man eine solide Zukunft bauen. Ganz abgesehen davon, dass alle Leser sauer gemacht werden, die einen «Blick+»-Artikel mangels Abo nicht zu sehen kriegen.

Also in einem Satz: Blickler, fürchtet Euch. Oder eher: ihr 6000 übrig gebliebenen Ringier-Mitarbeiter, fürchtet Euch. Viele werden es nicht zur ersehnten Frühpensionierung schaffen. Und wohin dann?

Oder in Umformulierung des bescheuerten Slogans «Ich bin dabei»: «Ich war dabei.»

Wumms: Barbara Günthard-Maier

Ein Beispiel, wie man nicht kommuniziert.

Von Remo Maßat

Barbara Günthard-Maier, eine durchaus sympathische Frau, berät laut SRF Ignazio Cassis´ Stab in der Kommunikation. Und hat ein Buch zum Thema Kommunikation verfasst. Was man allerdings nicht mehr kaufen will nach dem Konsum eines Beitrags von ihr zum Thema auf dem Portal IP:

Denn dieser liest sich dann so:
«Schweigen und Ausrufen. Gute Bilder, schlechte Bilder und gute und schlechte Fortsetzungsgeschichten.

Mit diesen Sätzen lässt sich zusammenfassen, womit wir die Medien-Mechanik und deren Produktion veranschaulichen.»

Oder auch so:

«Mit diesem Wissen nichts tun, ist nichts.»

Hä?

Beim Lesen ihres Beitrags fragt man sich verzweifelt:
Worauf will sie hinaus?
Was will sie uns sagen?
Was ist Aussage ihres Beitrags?
Was ist eine wie auch immer geartete Botschaft darin?
Wo liegt ein wie auch immer gearteter Erkenntnisgewinn für den Leser?.

Am Schluss des Beitrags von ihr heisst es: «’Effektiv kommunizieren als Regierung und Verwaltung’ ist von ihr im Haupt-Verlag erschienen.» Zudem leitet Günthard-Maier eine Kommunikationsagentur «Günthard. Politumsetzung GmbH (umsetzung.ch)».

Nach dem Konsum des inhaltslosen Geschwafel-Textes weiss man zumindest, welches Buch man nicht kaufen wird.

Übrigens, wer einen peinlich werblichen SRF-Reklamefilm für die Autorin sehen will, der schaue hier.

Es ist ja nicht so, dass ein Bundesrat Cassis oder die Ex-CS-Verwaltungsrätin Iris Bohnetich sage nichts dazu») die einzigen zwei Beispiele einer versemmelten Kommunikation wären.

So wie eine Beratung durch McGrinsey meistens in den Abgrund führt, sind die meisten sogenannten Krisen-Kommunikationsberater in der Schweiz keinen Rappen wert. Grosses Auftreten, Wichtigtuerei («wir haben beste Kontakte zu allen Meinungsbildnern in der Schweiz»), tiefschürfende Analyse mit Strategie, Milestones und Umsetzungsvorschlägen. Bitte gerne eine Vorauskasse von 50’000 oder lieber von 100’000, die dann schnell verbraucht ist.

Und wie sagte Thomas Mann im kleinen Kreis so bösartig, nachdem er öffentlich die Schreibwerkstatt des Bestsellerautors Lion Feuchtwanger über den grünen Klee gelobt hatte: «Und was kommt heraus? Lauter Scheisse.»

 

Die Judenfrage

ZACKBUM begibt sich mutig auf dünnes Eis.

Ist Kritik an Israel, einem jüdischen Staat, erlaubt? Oder ist das gleich Kritik an «den Juden» und damit antisemitisch?

«Der jüdische Schriftsteller Thomas Meyer findet die Parteinahme von Nemo «dumm» und erklärt, warum wir Schweizer ein sehr spezifisches Antisemitismus-Problem haben.»

So leitet die «SonntagsZeitung» das Interview mit Meyer ein. Ginge es nach dem Schriftsteller, stünde bereits das Adjektiv «jüdisch» unter strengem Antisemitismusverdacht. Allein darin zeigt sich die Absurdität seiner Position.

Er wertet, urteilt, qualifiziert und denunziert. All das mit der Massgabe: «Ich finde jegliche Parteinahme dumm.» Also sind seine Parteinahmen auch dumm. Oder ist das bereits antisemitisch?

Dabei widerspricht er sich gleich selbst.

Auf die Frage, ob denn in keinem Konflikt eine Parteinahme erlaubt sei, antwortet er: «Natürlich nicht. Beim Ukraine-Krieg oder den Nazigräueln ist der Fall klar. Der Israel-Palästina-Konflikt aber ist so alt und komplex, dass man sich als vernünftiger und intelligenter Mensch keine Parteinahme leisten sollte.»

Ist im Ukrainekrieg der Fall wirklich «klar»? Ist dessen Geschichte nicht auch alt und komplex? Und worin bestünde dann diese «Klarheit»? Urteilen also nur unvernünftige und blöde Menschen über den Palästina-Konflikt? So wie er es weiter unten auch tut.

Man dürfte also weder die Verbrechen der fundamentalistischen Wahnsinnigen von der Hamas, noch die Kriegsverbrechen der israelischen Regierung verurteilen? Es wäre nicht erlaubt, darauf hinzuweisen, dass der Ministerpräsident Netanyahu, der sich an sein Amt klammert, um dem Knast wegen Korruptionsanklagen zu entgehen, auf einer Fahndungsliste steht und eigentlich in jedem Land, das er besucht und das die Hoheit des Internationalen Strafgerichtshof anerkennt, verhaftet werden müsste?

So wie Putin, so wie die führenden Verbrecher der Hamas?

Noch mehr Unausgegorenes: «Parteinahme wertet bloss. Sie sagt: Dieses Leid ist schlimmer als das andere. Das halte ich für zynisch.» Man sollte also angesichts der völligen Zerstörung der Infrastruktur im Gazastreifen, der verbrecherischen Blockade jeglicher Hilfslieferungen an die leidenden Hunderttausenden von unschuldigen Zivilisten nicht parteilich werten dürfen, weil man dann bereits Antisemit sei? Und das Leiden der israelischen Geiseln sowie den terroristischen Angriff der Hamas damit als weniger schlimm taxierte?

Dass Meyer diese naheliegenden Fragen nicht gestellt wurden, zeugt von der Beisshemmung des Interviewers Christian Brüngger. Der ist «ist Redaktor, er kam 2001 zum Tages-Anzeiger. Er schreibt für das Ressort Reportagen & Storytelling. Davor arbeitete er viele Jahre fürs Sport-Team. Er studierte Geschichte und Filmwissenschaften in Zürich.» Also ein rundum qualifizierter, gut vorbereiteter Journalist, der hier seine Schleimspur hinterlässt.

Genauso hanebüchen ist Meyers Unterstellung aller Schweizer unter einen Generalverdacht. Die Schweiz habe seit den Pogromen im 14 Jahrhundert keine «Extreme» erlebt: «Viele Schweizerinnen und Schweizer glauben deshalb, das Land sei frei von diesem Problem. Das verleitet zu sagen: «Ich bin kein Antisemit, weil ich ja Schweizer bin. Und ausserdem ein guter Mensch.» Das führt dazu, dass man sein antisemitisches Gedankengut nicht als solches erkennt.»

Schön, dass Meyer, im Besitz eines geeichten Messgeräts für Antisemitismus, «vielen Schweizern» in die Fresse hauen kann, dass sie eben doch Antisemiten seien, es bloss nicht merkten. Denn auch wenn sie es nicht wissen, er weiss es:

«Alle Menschen, die mir antisemitische Dinge ins Gesicht sagten, waren überzeugt, keine Antisemiten zu sein. Vielmehr war in ihren Augen ich das Problem, weil ich angeblich überall Antisemitismus wittere.»

Wer also Meyer vorwirft, wie so viele andere, die die Antisemitismuskeule missbrauchen, selbst mit dieser Arroganz Antisemitismus zu befördern, ist in seinen Augen ein Antisemit. Dabei ist Kritik an den Untaten der israelischen Regierung keinesfalls per Definition antisemitisch. Sondern nötig und berechtigt. Es steht Meyer nicht an, hier den Schiedsrichter zu spielen, was zu sagen erlaubt ist und was nicht.

Seiner Logik folgend, dürfen nur Juden wie er Israel kritisieren: «Ich selber finde es, gerade als Jude, absolut unerträglich, in was für einen blindwütigen Verbrecherstaat sich Israel verwandelt hat.» Aber würde ZACKBUM als Nichtjude dasselbe sagen, stünde es bereits unter Antisemitismusverdacht, hätte Partei genommen, was Meyer ja eigentlich verurteilt, ausser, er tut es selbst.

Dass er die Parteinahme von Nemo und anderen Kunstschaffenden als «dumm» abqualifiziert, ist sein gutes Recht. Ist es dann auch möglich, seine Absonderungen als «dumm» zu bezeichnen? So als Nichtjude einem Juden gegenüber?

Folgte man seiner Aberwitzlogik, dürfte das allerhöchstens ein Jude tun. Das ist die gleiche woke Verpeiltheit, die fordert, dass nur Schwarze etwas über Angelegenheiten von Schwarzen sagen dürfen. Nur ein schwuler Schauspieler einen Schwulen spielen darf. Nur eine Frau über den Feminismus öffentlich nachdenken darf.

Meyer fordert einen «safe room» für alles, was mit dem Palästinakonflikt zu tun hat. In dem nur Juden Partei ergreifen dürfen, obwohl das eigentlich dumm sei.

Ein freier Diskurs, seit der Aufklärung unser probates Mittel zu Erkenntnisgewinn zu kommen, soll hier wieder in mittelalterliche Kerker der unberührbaren Themen gesperrt werden. Was die katholische Kirche damit angerichtet hat, ist bekannt.

Jeder Versuch einer Wiederholung ist strikt zurückzuweisen. Die Kirche masste sich an, als Verkünder des Wort Gottes über eine unumstössliche und nicht bezweifelbare Wahrheit zu verfügen. Wenn vergleichsweise kleine Lichter wie Meyer das auch für sich beanspruchen, machen sie sich nur lächerlich. Ein solches Urteil als antisemitisch zu denunzieren, was ja Meyers einziges, ärmliches Argument wäre, lässt die Frage aufkommen, ob dumm steigerbar ist.

Vermutlich ja.

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Der Artikel erschien zuerst auf «Inside Paradeplatz». 

Orwell lässt grüssen

Moskau feiert, Kiew feiert. Und Gaza wird zerstört und entvölkert.

Massenmedien, die den Anspruch auf Glaubwürdigkeit erheben wollen, sollten ein Mindestmass an Objektivität bewahren. Die es absolut nicht gibt, aber man könnte ja versuchen, sich ihr anzunähern.

Russland begeht den 80. Jahrestag des Sieges über den Hitler-Faschismus. Kein Land der Welt hat wie die verblichene Sowjetunion einen dermassen hohen Blutzoll (mehr als 27 Millionen Tote) und gigantische Zerstörungen durch den Angriffskrieg des Hitler-Faschismus erlitten. Die Westalliierten haben erst 1944 mit der Landung in der Normandie ernsthaft eingegriffen. Aus Furcht, dass die nach Stalingrad siegreiche Rote Armee ganz Europa, mindestens das ganze Deutsche Reich erobern könnten.

Winston Churchill, nie um ein offenes Wort verlegen, meinte nach dem Sieg: «Vielleicht haben wir das falsche Schwein geschlachtet.» Das war auch die Hoffnung der Soldateska um den Kriegsverbrecher Graf von Stauffenberg, die Hitler vergeblich aus dem Weg räumen wollte, um einen Separatfrieden mit dem Westen auszuhandeln, um dann gemeinsam die UdSSR zu vernichten.

Dass Präsident Putin den Jahrestag dazu missbraucht, den Überfall auf die Ukraine zu rechtfertigen, kann als Propagandagedöns denunziert werden. Es ist genauso dummes Gequatsche wie die Ankündigung Präsident Trumps, den Ukrainekrieg am ersten Tag, allenfalls nach 100 Tagen zu beenden.

Die westlichen Staatschefs glänzten in Moskau durch Abwesenheit, knirschend musste eingestanden werden, dass dennoch viele Führer grosser Staaten in Moskau anwesend waren, in erster Linie Chinas Präsident Xi.

Die Anwesenheit eines Vertreters der EU in Moskau wurde im Rahmen der Meinungsfreiheit und der Nichteinmischung in innere Angelegenheiten hingegen harsch kritisiert.

Respektvolles Gedenken an die unvorstellbaren Opfer der Sowjetunion ist eine Sache. Das kurz erwähnen, um dann auf Putin einzuprügeln, ist eine andere, unerträgliche.

Der US-Regisseur und Oscar-Preisträger Oliver Stone lässt sich von «Russia Today» zitieren: «Vor Journalisten äusserte er seine Empörung über Geschichtsrevisionismus und russophobe Politik in der Europäischen Union. «Ich finde das echt krass und bin echt schockiert, aber es passiert».» Damit hat er, anwesend in Moskau, den Bereich des Erwähnbaren in den westlichen Mainstreammedien verlassen.

Dafür gaben sich an der Gedenkfeier in Kiew die wichtigsten Vertreter der EU ein Stelldichein. Deutschland, England, Frankreich, auch Polen, waren mit Präsident und Ministerpräsidenten anwesend. Dabei waren grosse Teile der ukrainischen Bevölkerung Helfershelfer des Faschismus, halfen willig dabei, Hunderttausende von Juden zu deportieren oder gleich vor Ort umzubringen.  Der Kriegsverbrecher Stepan Bandera wird bis heute im Westen der Ukraine mit Denkmälern und Heldenverehrung gewürdigt. Die Asow-Brigaden, eine kriminelle ukrainische Soldateska, halten sein Andenken und seine Ideologie weiter hoch.

Die Teilnahme russischer Vertreter an den peinlichen, kleinen Gedenkveranstaltungen in Deutschland (der 8. Mai ist nichtmal ein allgemeiner Feiertag) ist unerwünscht. Als Ausdruck höchster Toleranz werden die Denkmäler zur Erinnerung an den heldenhaften Kampf der UdSSR (noch) nicht geschleift. Kann aber noch kommen.

Die DDR feierte den 8. Mai als Tag der Befreiung, die wiedervereinigte BRD wenn schon als Tag der Niederlage.

Zudem ist die israelische Regierung rund um den zur Fahndung ausgeschriebenen mutmasslichen Kriegsverbrecher Netanyahu finster entschlossen, die letzten Reste der Infrastruktur im Gazastreifen zu zerstören. Seit Längerem werden keine Hilfslieferungen mehr nach Gaza durchgelassen. Die Bevölkerung sollte sich am besten in Luft auflösen – oder einfach  krepieren. Frauen, Kinder, Alte, das ist der israelischen Soldateska so egal wie zuvor der Hamas.

Auch das ist natürlich eine nicht ausgewogene Darstellung dieser Ereignisse. Aber Moskaus Siegesparade als reine «Propagandashow» zu denunzieren, über Kiew hingegen wohlwollend zu berichten, beim Völkermord im Gazastreifen so distanziert wie möglich der Berichterstatterpflicht nachzugehen, das hat nichts mehr mit geldwerten Leistungen zu tun.

Der Konsument würde gerne dafür bezahlen, in einer aus den Fugen geratenen Welt Orientierungshilfe, Einordnung zu bekommen. Für diese Hilfestellung wären viele gerne bereit, Abonnements zu unterhalten, die inzwischen auch nicht mehr ganz billig sind.

Obwohl seit Jahren das Prinzip herrscht: weniger Angebot für höhere Preise.

Stattdessen:

«Protzparade, wie Putin seinen Krieg rechtfertigt, Kriegspropaganda, Moskau schränkt das Internet ein, insgesamt 29 ausländische Staats- und Regierungschefs sollen russischen Staatsmedien zufolge an der Parade teilnehmen».

Oder gleich, auch «Die Zeit» zerstört ihr Renommee: «Die Erinnerung an den Weltkrieg muss eine Mahnung sein, Russland bei seinem Angriff auf die Ukraine zu stoppen.» Oder der «Spiegel»: «Ein Aussteiger berichtet, wie Putin die Geschichte missbraucht».

Dagegen Schalmeien bei der Beschreibung des Propaganda-Events in Kiew.

Schön, gibt es die Papstwahl. Da rücken die Verbrechen der israelischen Regierung im Gazastreifen, die allen Regeln des Völkerrechts widersprechenden Angriffe auf Syrien und den Libanon in den Hintergrund. Man stelle sich vor, Russland würde nicht nur in der Ukraine einen Krieg führen, sondern auch noch willkürlich umliegende Staaten bombardieren und attackieren.

Die Journaille würde sich nicht mehr einkriegen. Aus Furcht, mit der Antisemitismus-Keule erschlagen zu werden, wagt es kaum einer, an Israels völlig illegalen, menschenverachtenden Militäroperationen Kritik zu üben.

Dafür gibt es einen Stellvertreterkrieg um den European Song Contest in Basel. Soll Israel daran teilnehmen? Nemo, der Vorjahressieger, und viele andere Kunstschaffende haben sich dagegen ausgesprochen, die Veranstalter halten unverbrüchlich daran fest. Statt Friede, Freude, Eierkuchen, bereitet sich die Stadt auf Ausschreitungen und üble Zusammenstösse vor.

Natürlich sind alle Solidaritätsadressen an die verbrecherische Hamas verächtlich und zeugen von völliger Verspeiltheit. Aber dass Events, die Multimillionen von Zuschauern haben, ein Geschenk für alle sind, für ihre Anliegen einzutreten, kann wohl nicht überraschen.

Liest man hier Einordnung, Reflexion? «So tobt Basel», schreibt die bz doppeldeutig. Denn es steht ja auch noch die Meisterfeier an. Hier wird mal wieder «unabdingbare Verteidigung des Existenzrechts Israels» und «from the river to the sea» aufeinanderprallen. Natürlich unversöhnlich, und sicherlich auch gewalttätig.

Bemühen sich da die Medien, die Gründe für das Verhalten beider Antagonisten ihren Konsumenten verständlich zu machen? Die Frage stellen, heisst, sie zu beantworten.