Gesucht: Sonntagszeitungen

Wo sind sie geblieben, wer hat sie versteckt?

Es war ein guter Plan. ZACKBUM kauft die «SonntagsZeitung» und die «NZZamSonntag», haut sich mit ihnen in die besonnte Wiese und liest.

Allerdings muss es da zu einer fiesen Guerilla-Aktion gekommen sein. Für stolze 6.40 Franken wurden 62 Seiten eines Look-Alike ausgehändigt. Eine Imitation der SoZ, von irgendeinem C-Team zusammengeschustert. Auf der Front, in täuschend ähnlicher Aufmachung, unter dem Original-Logo, ein Riesenschwarzweissfoto von Dutti. Vorwand: «100 Jahre Migros. Erfolge und Skandale».

Autor der mehrteiligen Serie ist der unermüdliche Arthur Rutishauser, dessen Text irgendwie den Weg in diese Nachahmung fand.

Aber sonst? «In der Badi daheim. Bei den Stammgästen am Beckenrand». Wie verzweifelt muss man sein, das eine «Reportage» zu nennen? Und daraus fast eine Doppelseite mit anmächeligen Riesenfotos zu machen?

«An der Sonne. Wann ist es zu viel? Tipps der Ärztin». Wie verzweifelt muss man sein, daraus eine Doppelseite mit einem Riesenriesensymbolfoto zu machen? Und das dann noch «Sonntagsgespräch» zu nennen?

Fast eine Doppelseite, wie der Ortsbildschutz den Neubau eines Hauses blockiert. Wie verzweifelt muss man sein, oder sagten wir das schon?

Riesenfoto von Blocher Vater und Blocher Tochter, auf Heuhaufen sitzend. Kleine Story, dass die SVP mit Bauernverbänden über Kreuz liegt, die die EU-Verträge gut finden. Hätte man in besseren Zeiten eine Meldung, allerhöchstens eine halbe Spalte draus gemacht.

Dann beginnt nach den Badistammgästen das grosse Blättern.

Wirtschaft? Geschichtsstunde über Dutti, und sonst nicht viel.

«Leben & Kultur» und der ganze Rest? Aufmacher: «Während unserer Ehekrise war Chat-GPT wie eine Schulter zum Anlehnen». Der Text könnte von einer KI geschrieben worden sein, hat aber angeblich eine Autorin.

Andreas Vollenweider. Ja, der Harfengott lebt noch und greift auch noch rein.

Dann durfte eine Journalistin auf Kosten des Hauses ein Luxus-Ferienressort in der Provence besuchen. Das sei ihr gegönnt. Allerdings: «Suiten ab 1100 Euro». Pro Nacht, versteht sich, Verpflegung extra. Genau die Preisklasse für den SoZ-Leser.

Rätsel, Rätsel, Rätsel, TV-Programm und ein erschütternder Bericht, wie die Kultur der absaufenden Insel Tuvalu gerettet werden soll.

Dann die Erlösung: das war’s. Bleibt die Frage: wer war das? Die Überreste der «SoZ»-Redaktion oder wurde ausgesourct? Oder hat sich hier jemand einen üblen Scherz erlaubt?

Die gleiche Frage stellt sich bei der «NZZamSonntag». Schlappe 52 Seiten für stolze 7.10 Franken. Die Look-Alike Front:

Wenn der angeblich neue Körperkult sprechen könnte, würde er uns vielleicht etwas sagen. So aber wird eine nichtssagende Doppelseite mit schwellenden Muskelfotos draus.

Zuvor Turnübungen am Sprachreck von Chefredaktor Beat Balzli (mitsamt Bauchlandung beim Abgang) und Zahlensalat zum Dichtestress.
Dann ein Kriminal-Tango-Foto vom Gottseibeiuns Björn Höcke von der AfD. «Wolf im Wolfspelz»; für einen solchen Titel ist nicht mal ein Hitzschlag eine Entschuldigung.

Dann beginnt auch hier das Blättern. Kurzer Zwischenhalt beim Kampffeministen Peer Teuwsen, der die «Debatte» eröffnet mit: «Der Frauenfussball braucht keinen Artenschutz». Gegenteiliges hat auch niemand behauptet.

In der Wirtschaft hat der Chef der Schweizerisch amerikanischen Handelskammer seinen grossen Auftritt. Auch er wird dem Sommerloch dankbar sein dafür.

Der Dilettantenstadl zwischen Klaus Schwab und dem WEF profitiert auch von «und sonst haben wir wirklich nichts?»

«Wissen» droht: «Tod aus Schlafmangel». Die «Kultur weiss Abhilfe: «Museum der Langweile». Also das Zürcher Kunsthaus besuchen, schon schnarcht man friedlich. Dann noch die Sommerquälserie: «Postkarte aus Vaduz». Ein Kaff, das man nie besuchen möchte. Ausser, man will dort seine Stiftung streicheln. Wenn sie einem noch nicht geklaut wurde.

Auch hier endet endlich die Qual. Und auch hier bleibt die Frage: wer war das? Sogar das «Magazin» der NZZaS schlägt fotografisch nach unten alles, was es sich sonst schon leistet.

Wurde auch hier ein Dummy hergestellt und versehentlich ausgeliefert?

Es gäbe auch noch den SoBli? Also bitte, es gibt Grenzen.

So war die Lektüre auf der besonnten Wiese in ungefähr 15 Minuten vorbei. Fast ein Stutz pro Minute für nix. Gut, dass ZACKBUM vorausschauend den Riesenwälzer «Permafrost» von Viktor Remizov dabei hatte. Das sorgt nicht nur wegen des Titels für Abkühlung. Sondern ist ein Riesenstück Literatur, Liga Grossman oder Tolstoi.

Grenzen

Ist es schlimm, wenn die offene Debatte stirbt?

Israelische Kriegsverbrechen. Heikel, von Antisemitismuskeulen umstellt.

Klimawandel. Heikel, schnell ist man ein Klimaleugner, obwohl das ein selten bescheuerter Ausdruck ist.

Alles, was mit rund 165 verschiedenen Gendern zu tun hat. Schnell ist man ein Sexist und Gegner der Inklusion.

AfD in  Deutschland. Wenn die CDU ihre Programmpunkte übernimmt, ist das gut. Wer das Original dafür lobt, ist ein rechtsradikaler, angebräunter Hetzer.

Und die Grünen. Ist das nicht die opportunistischste, wendehalsigste, für Posten und Machterhalt alle Prinzipien aufgebende Partei, seit dem Zweiten Weltkrieg? Aber immer der moralische Zeigefinger in der Luft.

Asylanten und Immigranten. Wer darauf hinweist, dass sich Europa (und die Schweiz) damit gröbere Probleme geschaffen haben, ist ein Fremdenfeind, ach was, ein Rassist.

Ausufernder Sozialstaat, nicht länger bezahlbare Renten. Sozialdarwinist, hat kein Verständnis für die Armen und Bedürftigen. Wobei doch die Armut, trotz allen Anstrengungen, immer weiter zunimmt, gerade in der reichen Schweiz.

Wer zwischen Trump und Putin nur graduelle Unterschiede sieht, setzt sich gleich zwischen alle Stühle.

Unbezahlbare Schuldentürme der wichtigsten industrialisierten Länder, der geniale Täuschungsbegriff vom Sondervermögen. Schwarzseher, das wird alles durch ein gesteigertes BIP weggeputzt. Oder durch Zölle.

Die Corona-Krise, an der sich dank unfähigen Regierungen Pharmakonzerne und sogar zwei Maskenkids in der Schweiz dumm und krumm verdienten. Allgemeine Aufrüstung, Waffenhersteller auf der ganzen Welt können ihr Glück nicht fassen. Wohl ein Systemkritiker, der so was sagt, hat doch keine Ahnung.

Der Iran wird angeführt von fundamentalistischen Ayatollen; der Bevölkerung kann man nur wünschen, dass die hinweggefegt werden. Saudi-Arabien wird angeführt von einem fundamentalistischen Wahnsinnigen, der auch mal einen Oppositionellen in Einzelteile zerlegen lässt und seit Jahren einen schmutzigen Krieg im Jemen führt.

Moment, Iran ist Bestandteil der Achse des Bösen und der Terrorunterstützer, Saudi-Arabien ist ein Verbündeter des Westens.

Russland ist korrupt und wird autoritär regiert, eine einigermassen freie Presse gibt es nicht. Die Ukraine ist korrupt, wird autoritär regiert und eine einigermassen freie Presse gibt es nicht. Moment, die Russkis sind die Bösen, die Ukrainer die Guten.

Deutschland kennt Informationsfreiheit, aber Sender wie Russia Today oder Sputnik dürfen dort, wie in der ganzen EU, nicht empfangen werden. Will das völlig legale Internetradio Kontrafunk einen Bootsausflug auf dem Bodensee machen, können das linksradikale, gewaltbereite Chaoten verhindern. Keiner protestiert, niemand nimmt Notiz.

Man könnte die Beispiele ad libitum fortsetzen.

Was haben sie alle gemeinsam? Offensichtlich hat das dank Internet unendlich ausufernde Angebot an Informationen nicht dazu geführt, dass die breite Masse, die öffentliche Meinung qualitativ zugelegt hätte. Sich aufgrund leicht und für jeden erhältlicher Fakten, Analysen, Darstellungen eine eigen Meinung bilden möchte.

Im Gegenteil. Es wird immer einfacher, Etiketten anzukleben und durch ständige Wiederholung in die Köpfe zu hämmern. Statt den Kopf dazu zu benützen, wozu er eigentlich da ist, geben sich die meisten damit zufrieden, auf solch einfache und übersichtliche Art die Welt ordnen zu können.

Dass sich immer wieder herausstellt, dass es so einfach eben nicht ist, das vermag keinen Irrgläubigen zu irritieren, der zu wissen meint.

Ist die israelische Armee vielleicht doch nicht ein Hort von guten Friedensbringern? Sind die Werte der USA vielleicht doch nicht segensreich für die ganze Welt? Könnte es wirklich sein, dass die überwältigende Mehrheit aller Staaten die Sanktionen gegen Russland nicht mitträgt? Sind afrikanische Staaten nicht Opfer der Kolonialzeit und postkolonialer Ausbeutung? Sondern werden von ihren eigenen korrupten Diktatorenclans ausgebeutet?

Ging es dem durchschnittlichen Libyer unter Gaddafi, dem durchschnittlichen Iraker unter Hussein, nicht etwa besser als heute, nach der Befreiung von diesen grausamen Diktatoren?

Wer all das liest und ein wenig über diese Fragen nachdenkt, gehört heute bereits zu den happy few, die unter Umständen tatsächlich bereit sind, sich auf die anstrengende Tätigkeit einzulassen, die Welt und die Wirklichkeit verstehen zu wollen.

SRG – Sender ruht gut

Hörerschwund im Radio. Na und?

SRF 1, SRF 2 Kultur, SRF 3: täglich eine halbe Million weniger Zuhörer. Insgesamt in allen Landessprachen ein Verlust von fast einem Viertel der Hörerschaft.

Das ist eine Katastrophe – und hausgemacht. Durch die vorgezogene Abschaltung von UKW seit Anfang Jahr. Bei jedem Privatradio würde das für rote Köpfe sorgen – und für Köpferollen.

Aber doch nicht beim Gebührenfunk SRG. Der vermeldet die Zahlen trocken und weist nicht mal darauf hin, dass natürlich die Privaten gewaltig davon profitieren. 188’400 mehr Zuhörer, täglich. Dafür bedankt sich vor allem CH Media, denen inzwischen die meisten Privatstationen gehören. Und auch Ringier freut sich. Endlich mal positive Zahlen bei der Einschaltquote. Die «Blick»-Familie wird ganz neidisch.

Gleichzeitig kündigt SRG mit grossem Trara angeblich gewaltige Einsparungen an. Mitsamt Entlassungen. Dabei sind die Sparmassnahmen in der Höhe von ein paar Millionen lächerlich – im Vergleich zum Jahresbudget von rund 1,5 Milliarden.

Die eigentliche Absicht ist klar: schon die Gebührenreduktion zwingt uns zu schmerzlichen Einschnitten. Stellt euch nur vor, wie schlimm das wird, sollte die 200-Franken-Initiative angenommen werden. Ja nicht.

Für einen Betrieb, der von Kommunikation lebt, ein Trauerspiel. Die ehemalige Nachrichtensprecherin und Kulturredaktorin Susanne Wille zeigt: sie kann’s genauso wenig wie ihr Vorgänger. Es scheint niemand im Haus in der Lage zu sein, eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln,

So sad, würde Trump sagen. Der zwar im zweiten Satz häufig das Gegenteil vom ersten behauptet, aber damit bislang durchkommt.

Die Auftritte und Erklärungsversuche von Wille in den Medien waren zum Fremdschämen. Etwas Manager-Bullshit-Bingo, nicht einmal ein Erklärungsversuch, wieso trotz eisernem Sparwillen mitsamt Stellenabbau die Work Force letztes Jahr fröhlich zugenommen hat.

Keine Erklärung, wieso nicht am Unfug sparen, dass auf jeden journalistisch Arbeitenden bei der SRG zwei Sesselfurzer kommen, die verwalten, administrieren und Akten ablegen.

Kein klares Wort dazu, ob es nun scheibchenweise weitergehen soll – oder vielleicht ein Plan dahinterstecken könnte.

Genau die Methode, mit der man die Belegschaft verunsichert und demotiviert. Zudem: sollte es tatsächlich dann mal zu Massenentlassungen kommen (die einzige Möglichkeit, den grössten Budgetposten abzubauen), was machen dann die Arbeitslosen?

Wer sich nicht in die Frühpensionierung retten kann, wird auf dem RAV und anschliessend in der Sozialhilfe enden. Also nicht mehr dem Gebühren-, sondern dem Steuerzahler zur Last fallen.

Dass Wille für diese lausige Leistung mit über 500’000 Franken im Jahr mehr als ein Bundesrat verdient: nun, es braucht halt attraktive Gehälter, um die Besten zu finden.

Falsche Entscheidung mit katastrophalen Folgen, falsch kommuniziert, anschliessend die Behäbigkeit eines Zwangsgebührenapparats, dem Erfolg am Markt eigentlich schnurz ist.

Roger Schawinski, der alte Pirat, hatte lautstark, mit guten Argumenten und auf allen Kanälen davor gewarnt, UKW abzuschalten. Während die Privatradios, Buebetrickli, durchaus wohlwollend gefasst auf diese Fehlentscheidung reagierten. Denn sie wussten natürlich, dass ihnen das ungeahnte Mengen von Hörern zutreiben wird. Je mehr Hörer, desto höhere Werbeeinnahmen, so einfach ist das.

Also muss man an der meist lausigen Qualität der Inhalte vieler Dudelfunks nicht verbessern. Im Gegenteil, auch hier kann noch durch Zusammenlegungen und Ausdünnung gespart werden. Wenn einem der Platzhirsch ein solches Geschenk macht.

Es ist wohl in der ganzen Radiogeschichte einmalig, dass sich ein Sender freiwillig und ohne Not einfach mal so von einem Viertel seiner Zuhörer verabschiedet. Und ihnen empfiehlt, doch auf DAB+ umzusteigen. Was teuer und letztlich sinnlos ist, weil sich auch dieses Übertragungsmodell dann einmal verabschieden wird.

In den vielen Tunnels der Schweiz gibt es kein UKW mehr. Und am Ende des Tunnels ist kein Licht erkennbar, sondern es bleibt zappenduster.

Muss man mal hinkriegen. Vorausgesetzt, man gehört nicht zu den erbitterten Gegnern des Zwangsgebührenfunks. Die Devise scheint zu sein: wenn wir uns schon verzwergen, dann aber richtig falsch.

News-Pause bei Tamedia

Der Sommer ist da. Mitsamt Loch.

Bilder sagen mehr als tausend Worte. Das kann man bebildern – mit wortreich nichtssagenden Artikeln der Qualitätszeitung «Tages-Anzeiger», samt angehängtem Kopfblattsalat.

Das ist der zeitweilige Aufmacher auf der Homepage, glücklicherweise nur für Masochisten lesbar. Denn die zahlen dafür, um gequält zu werden.

Wer noch nicht genug hat:

Keiner zu klein, Besserwisser zu sein.

Wie Ironie zu Sauglattismus werden kann:

Frei nach dem Uralt-Brüller: Schirmträger, aufgepasst: morgen regnet’s. Wenn man die Interpunktion im Griff hat.

Nein, die Berichterstattung war von Anfang an eine Tortur:

Die Quälerei geht weiter; nichts und niemand ist einsam genug, um den neugierigen Augen eines aus dem letzten Sommerloch pfeifenden Blatts zu entgehen:

News-Pause nennt der Tagi dieses Gefäss, obwohl die Rubrik eigentlich generell verwendet werden könnte:

Man hört deutliche Kratzgeräusche, wo ganz unten im Topf noch die letzten Reste ins Internet befördert werden.

News von gestern, knackfrisch serviert:

Hier wird sogar der Gratis-Leser nicht verschont und atmet (ohne Maske) den Geruch von getragenen, alten Socken ein.

Hier hingegen werden seine Augen geschont, Abo-Schranke:

Das hier ist eine Leiharbeit von Max Fluder, Volontär bei der «Süddeutschen Zeitung», dem Tamedia-Leser kostenpflichtig serviert:

Wir nähern uns dem Ende:

Ob’s dann mal heissen wird: Den Tagi käuflich zu erwerben, war immer ein bisschen Zeitverschwendung?

Ganz zum Schluss noch einen Schuss Realsatire, die unermüdlich beim Aufrufen der Homepage weckert:

Billig, billiger, am billigsten. Angefangen bei der Illustration.

 

Ex-Banker Thiam: eine Zierde seines Berufs

Er erfüllt alle Vorurteile vorbildlich.

Der gescheiterte Präsidentschaftskandidat in der Elfenbeinküste zahlt seiner Ex-Haushälterin den geschuldeten Lohn nicht. Und die UBS hilft dabei.

Es ist ein Mosaikstein im kläglichen Bild des Niedergangs der zweitgrössten Bank der Schweiz.

Der Versagerrat Urs Rohner, der mit prall gefüllten Taschen als VR-Präsident noch vor dem Untergang von Bord ging, hatte den Versicherungsexperten Tidjane Thiam am 1. Juli 2015 als Nachfolger des wilden Investmentbankers Brady Dougan (Schweizer Rekordhalter im Bonuskassieren) als CEO der Credit Suisse installiert.

Schon knapp fünf Jahre später musste Thiam zurücktreten. Nach einer Beschattungsaffäre, die aus einem Nachbarschaftsstreit mit seinem Konkurrenten Iqbal Kahn entstanden war. Obwohl auch der über keinerlei Bankerfahrung verfügte, wechselte Khan gelenkig zur UBS.

Dort ist er inzwischen alleiniger Chef der globalen Vermögensverwaltung.

Mit Thiam ging’s allerdings bergab. Wie sein Vorgänger Dougan hinterliess Thiam in seiner Amtszeit Milliardenverluste. Heute hat er, dank üppiger Honorierung, seinen Wohnsitz in Miami Beach und ist Vorsitzender der «Demokratischen Partei» der Elfenbeinküste. Wurde aber von der Präsidentschaftswahl wegen seiner doppelten Staatsbürgerschaft ausgeschlossen.

Und dann gibt es einen hässlichen Streit mit seiner ehemaligen Haushälterin und Assistentin.

Die arbeitete seit 2015 für ihn und musste rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Am 9. Dezember 2018 kam es in Thiams Villa in Herrliberg zum Eklat. Sie wurde um 5 Uhr morgens aufgeboten, weil der Boiler nicht funktionierte, schreibt Arthur Rutishauser in der «SonntagsZeitung». Nachdem der herbeigerufene Handwerker sich verspätete, soll sie von Thiams Lebensgefährtin übel beschimpft worden sein, die kalt duschen musste.

Die Haushälterin erlitt einen Zusammenbruch und wurde am 12. Juni 2019 gekündigt. Sie wehrte sich dagegen, es entspann sich ein übler Rechtstreit.

Der endete mit einem rechtsgültigen Urteil: Thiam muss rund 235’000 Franken zahlen. Müsste, denn er tut es nicht.

Da die Haushälterin in einem Mail mit dem Gang an die Medien gedroht hatte, reichte Thiam eine Strafanzeige wegen Nötigung und Erpressung ein. Bereits die Staatsanwaltschaft stellte die Strafuntersuchung wegen Erpressung ein, vom Bezirksgericht Meilen wurde die Haushälterin freigesprochen.

Dagegen legte Thiam Berufung ein, die am Mittwoch vor dem Obergericht verhandelt wurde. Die Haushälterin wurde erneut freigesprochen und erhält eine Genugtuung von 2000 Franken. Das deckt bei Weitem nicht ihre bislang angefallenen Anwaltskosten in sechsstelliger Höhe.

Noch widerwärtiger ist, dass sich Thiam trotz rechtsgültigem Urteil einfach weigert, das der Haushälterin zustehende Geld auszuzahlen. Deren Anwalt ist es allerdings in einem Betreibungsverfahren gelungen, Vermögenswerte von Thiam in der Schweiz beschlagnahmen zu lassen.

Eine besondere Rolle spielt dabei unsere letzte existierende Grossbank UBS.

Rutishauser: «Die UBS behauptete gegenüber dem Betreibungsamt, Thiam habe kein Geld mehr bei ihr. Nach neun Monaten schrieb sie schliesslich, dass es zu einem Fehler gekommen sei – und Thiam habe doch 50’000 Franken auf einem ehemaligen CS-Konto liegen. Warum sie dies zuerst bestritt, wollte die UBS nicht sagen.»

Angesichts des Untergangs der CS, die durch jahrelanges Missmanagement in den Ruin getrieben wurde und Milliardenverluste einfuhr, mögen das Peanuts sein, wie der Banker gerne sagt.

Aber hier kommt alles zusammen, was das moderne Banking und seine geldgierigen Banker so verächtlich macht. Die pure Arroganz der Macht gegenüber einer ausgebeuteten Mitarbeiterin.

In der Hoffnung, dass der, trotz einer gerichtlich gestützten Forderung, doch mal das Geld und der Schnauf ausgeht. Sich um ein Gerichtsurteil foutieren. Eine aussichtslose Gegenklage im Bereich Strafrecht erheben, wo der Erstatter der Strafanzeige die weitere Arbeit kostengünstig der Staatsanwaltschaft überlassen kann.

So einer war mal CEO der zweitgrössten Bank der Schweiz. Weitere Qualifikationen verbietet das Straf- und Zivilrecht.

Und dann noch die UBS, die neun Monate braucht, um ein Konto Thiams in ihren Büchern zu entdecken.

Das alles schafft viel Vertrauen, dass die UBS-Führer alles im Griff haben und sich der Schweizer Steuerzahler keine Sorgen zu machen braucht, dass er der Monsterbank in Zukunft nochmal unter die Arme greifen müsste.

Ukrainer welcome

Oder doch nicht? Sascha Britsko weiss es besser.

Die gebürtige Ukrainerin arbeitet als Reporterin beim Tagi. Das ist legal und ein schönes Beispiel gelungener Integration. Gut auch, dass in der Schweiz weitgehend Meinungsfreiheit herrscht, von der Britsko reichlich Gebrauch macht. Die allerdings in ihrer Heimat nicht existiert.

Sie ist aber schon mehrfach verhaltensauffällig geworden. Indem sie negative und stossende Auswirkungen der Massenflucht von Ukrainern in die Schweiz ausblendet, die hier vom Schutzstatus S profitieren. Dadurch geniessen sie diverse Privilegien (Arbeitsbewilligung, Unterstützung durch das RAV, Ausreise für Ferien in der Ukraine, was vor Kriegsgefahr Flüchtende normalerweise eher nicht tun).

Allerdings ist die Erwerbsquote mit knapp 37 Prozent bei den ungefähr 70’000 in der Schweiz lebenden Ukrainern unterdurchschnittlich tief, alle Integrationsmassnahmen haben nicht die gewünschten Ziele erreicht. Da gibt es offensichtlich ein Problem.

Das sieht Britsko anders: «Doch was nach Kontrolle und Härte aussieht, ist bei genauerer Betrachtung reine Symbolpolitik. Ein Manöver, das kein Problem löst, sondern es nur von einem System ins andere verlagert.» Ihr Kommentar zum Versuch, der zunehmenden Kritik am Verhalten von Exil-Ukrainern mit schärferen Massnahmen gegen den Missbrauch des Schutzstatus S zu begegnen.

Indem genauer überprüft wird – wie bei jedem Flüchtling –, dass nur noch dann dieser Schutzstatus gewährt wird, wenn der Gesuchsteller aus «unsicheren Gebieten» in der Ukraine kommt.

Das findet Britsko empörend: «Statt eines schnellen, unbürokratischen Verfahrens beginnt ein monate-, wenn nicht jahrelanges teures Asylverfahren, das am Ende womöglich auch noch das Bundesverwaltungsgericht beschäftigt.»

Sie bezeichnet es als «Illusion», dass die Schweiz nur noch – von ihr in Anführungszeichen gesetzte – «richtige» Flüchtlinge aufnehmen will. Also wäre es besser, nicht zwischen richtigen, die Asyl verdienen, und falschen zu unterscheiden. Wohin eine solche Politik führt (Merkel: «Wir schaffen das»), das zeigt sich in Deutschland in aller Schärfe. Und dabei nimmt die Schweiz, prozentual auf die Einwohnerzahl umgerechnet, viel mehr Asylanten auf als der grosse Kanton im Norden.

Zum Schluss schwingt sie sich zu einer Behauptung auf, die zumindest gelinde Zweifel erweckt, ob ihr rechtsstaatliche Prinzipien vertraut sind:

«Wir schaffen Rechtsunsicherheit für Geflüchtete und einen administrativen Mehraufwand für uns selbst. Das ist keine Steuerung. Das ist die organisierte Verwaltung von Absurdität

Was meint sie mit «Rechtsunsicherheit»? Die soll durch die Anwendung gültiger Regeln und Gesetze entstehen?

Sie wiederholt sich, ZACKBUM muss sich auch wiederholen:

Es sei ihr unbenommen, immer wieder eine Lanze für ihre Landsgenossen zu brechen und völlig einseitig zu berichten. Wieso aber Tamedia – als angebliche Qualität- und Podiumszeitung – kein Gegensteuer gibt oder die Mitarbeiterin auffordert, vielleicht auch weniger positive Seiten der ukrainischen Flüchtlinge in einem ausgewogenen Artikel darzustellen – was für ein Elend.

Denn eigentlich ist es ganz einfach und leicht zu verstehen: Wer Rechte in Anspruch nimmt, hat auch Pflichten. Wer dem Schweizer Steuerzahler zur Last fällt, hat Rechenschaft abzulegen und muss sich Prüfungen seiner Berechtigung unterziehen.

Im Rahmen der Meinungsfreiheit darf Britsko natürlich immer wieder die gleiche Suada schreiben. Dass in der angeblichen Podiumszeitung mit Kopfblättersalat von Tamedia niemand wagt, ihr Kontra zu geben, dass man ihre Meinung unwidersprochen und zum Unbehagen vieler Leser einfach so stehen lässt: das ist ein Beitrag zu echter Leser-Blatt-Bindung.

Oder weniger vornehm ausgedrückt: Leserverarschung.

Kalte Dusche

Es regnet und ist eher frisch. Blöd gelaufen für die Medien.

Wenn man in der Datenbank SMD unter dem Stichwort «Hitze» sucht, bekommt man im letzten Monat 5372 Treffer. «Hitzesommer» ergibt 214 Resultate, «Klimawandel» wurde in 2220 Werken beklagt und beschrieben.

«Gerade schwappt eine weitere Hitzewelle über ganz Europa. Prognostiziert ist ein extremer Hitzesommer – vielleicht erwartet uns sogar der heisseste seit Messbeginn. Das sind die spürbaren Auswirkungen des Klimawandels», prognostiziert der «Blick».

«Während der Hitzetage verwandeln sich einige Drämmli in eine Sauna», schwitzt die «Basler Zeitung». «Die Kerntemperatur des Körpers wird entscheidend», diagnostiziert CH Media. «Was steigende Wassertemperaturen für unsere Seen bedeuten», sorgt sich der «Zürcher Oberländer».

«AKW Beznau stellt wegen der Hitze einen seiner Reaktoren ab», alarmieren diverse Medien. Und srf.ch resümiert:
«Lokal wärmster und sonnigster Juni seit Messbeginn».
Dazu gab es natürlich Unmengen von Tips und Ratschlägen, wie man diese brütende Hitze überleben kann. Welche Wassermengen sollte man zu sich nehmen, nützt Glacé oder schadet sie, welche Kleidung braucht’s, sollte man sich noch sportlich betätigen, welchen Einfluss hat die Hitze aufs Hirn, kann man arbeitsfrei oder hitzefrei verlangen? Ist schwitzen gesund, und wenn nein, warum nicht? Kann man heisse Luft unbeschadet einatmen?
So haben es auch Fische nicht leicht: «35 Grad im Anmarsch – in Gewässern beginnt der Überlebenskampf», berichtet «20 Minuten» von der Kriegszone Gewässer. srf.ch geht dem weiter auf den Grund: «Geht Äschen und Forellen bald der Sauerstoff aus?« Und eifrig warnt auch der Bund vor Gesundheitsrisiken wegen Wärme. Von Hautkrebs und anderen schweren Schäden durch Sonneneinstrahlung ganz zu schweigen.
Immerhin, Zol-Online hat wenigstens einen originellen Ratschlag auf Lager: «Jammern hilft gegen Hitze». Tamedia hingegen überrascht mit: «Städtische Hitze: Überraschung im Hitzesommer: Bäume kühlen mehr als gedacht». Das dürfte bei der Fraktion der Klimawandel-Beklager für heisse und rote Köpfe gesorgt haben.
Und dann das. Es regnet, Temperatursturz, blöd aber auch. «Das Wetter war ein richtiges Arschloch», sagte Steven Spielberg über die Dreharbeiten zum «Weissen Hai».
Gerade, wo sich die Medien in Sachen Hitzesommer so richtig warm gelaufen hatten, mit Angstschweiss auf der Stirne eine unerträgliche und kontinuierliche Hitze über Europa, über der Schweiz verkündeten, kommt eine kalte Dusche.
Es ist halt für die Journaille ein zunehmend ernster werdendes Problem, dass sich die Wirklichkeit nicht so verhalten will, wie ihr unablässig angeraten wird. Trump, Putin, Teheran, Israel, niemand und nichts tut ihnen den Gefallen, innezuhalten, in sich zu gehen, ein Einsehen zu haben und endlich mal Besserung zu geloben.
Auf nichts ist mehr Verlass, nicht mal aufs Wetter.

 

 

Wie 15 Minuten zur Ewigkeit werden

Nora Zukker von Tamedia ist noch im Amt. Manche mögen das bedauern.

Die ehemalige Literaturchefin (jetzt ist sie nur noch «Literaturredaktorin») lässt die Verfasser von Werken weitgehend in Ruhe. Die Literatur dankt es ihr.

Nun hatte Zukker Gelegenheit, 15 Minuten mit Otto Waalkes zu verbringen (ja, den gibt es auch noch, und er malt). Sie melkt aus dieser Begegnung einen ellenlangen Text. Wie man das macht? Na klar, man beginnt mit einem Gespräch mit dem Taxifahrer (immerhin muss sie trotz Sparmassnahmen keinen ÖV verwenden).

Dann braucht es eine  Ortsbeschreibung: «Man betritt das Haus und ist sofort in der Ottifanten-Mania. Auf der Toilette gibt es Ottifanten-Taschentücher, vor fast jeder Tür eine Ottifanten-Fussmatte, alle Gläser, Tassen und Teller: Ottifanten-Geschirr.»

Die Einordnung darf nicht fehlen:

«Loriot, Helge Schneider und Otto haben die deutsche Komik zu einem guten Ort gemacht

Dabei vergisst Zukker ungefähr ein Dutzend andere, von Harald Schmidt abwärts. Aber fundierte Kenntnisse waren noch nie ein Kriterium, um bei Tamedia was zu werden.

Dann ein offenes Wort, womit sie sich zufrieden gibt: «15 Minuten bekommt, wer sich angemeldet hat, vielen Journalistenkollegen war das zu wenig.» Aber he, ist doch genug, wenn man mal auf Spesen aus dem Glashaus an der Werdstrasse raus darf.

Dafür kann sie die Kunst, aus 15 Minuten für den Leser eine gefühlte Ewigkeit zu machen.

Sie mäandert zum Gespräch mit dem Künstler: «In wenigen Wochen wird er 77, also müssen wir ihn ansprechen: The Ottifant in the room (nur einmal, versprochen!) – das Alter. Das ist ja so eine Sache mit den berühmten Männern, die in aller Öffentlichkeit älter werden und manchmal lustige Dinge tun, um nicht vergessen zu gehen. Aber Otto sieht einfach immer noch aus wie Otto, das fliehende Haar, die wachen Augen, er spricht schnell und präzise und hat sich das Kindliche bewahrt, einer seiner grössten Schätze vielleicht.»

Routiniert spult Otto ein Best-of seiner Interviewantworten ab, schliesslich hat er sein neustes Werk zu verkaufen. Er malt berühmte Gemälde nach, eine Hammeridee. Aber herrje: «Gleich sind die 15 Minuten vorbei, letzte Frage: An welches Kunstwerk haben Sie sich bis jetzt noch nicht herangetraut, Otto? «Ich möchte irgendwann ‹Die Nachtwache› von Rembrandt malen, aber es sind so viele Leute auf dem Bild.»»

Heissasa, es gab noch einen Nachschlag: «Nach dem Interview sitzen wir zusammen am Tisch, essen Fruchtsalat von Ottifanten-Tellerchen und trinken Kaffee aus Ottifanten-Tässchen. «In der Schweiz gab es noch nie eine Otto-Ausstellung. Haben Sie dort gute Kontakte?», fragt er.»

Cleveres Kerlchen, das muss man ihm lassen. Auch clever von Zukker, dieses 15-minütige Interview (plus Fruchtsalat) zur Selbstvermarktung Ottos zu benützen, um sich einen netten Ausflug zu gönnen.Das sei ihr gegönnt.

Daher ersparen wir ihr die Frage, so als Kulturredaktorin, was sie eigentlich von «Permafrost» von Viktor Remizov hält. Gerade auf Deutsch erschienen und auf der Flughöhe von Wassili GrossmanLeben und Schicksal»), der wiederum in der Liga Tolstoi schrieb.

Aber he, das Werk hat 1253 Seiten, der Schinken könnte einem beim Lesen auf den Kopf fallen, was für Zukker durchaus ein literarisches Kriterium ist. Und dann müsste man ihr erklären, wer Grossman und wer Tolstoi war, die haben auch gewaltige Schinken geschrieben.

Also dann doch lieber Otto Waalkes, dem man wohl nicht zu nahe tritt, wenn man ihn als begabten Volkskomiker bezeichnet, der aufs Alter die Malerei entdeckt hat. Die wiederum, Kultur ist halt komplex, hat eigentlich wenig mit Literatur zu tun.

Womit sich der Kreis zur Literaturredaktorin Zukker schliesst: sie auch nicht.

Wenn wünschen wirken würde

Peter Burghardt schreibt sich mal wieder die Welt zurecht.

Es ist sicherlich frustrierend, wenn der US-Präsident nicht so regiert, wie er es der Meinung eines Korrespondenten der «Süddeutschen Zeitung» nach tun sollte.

Es ist echt blöd, wenn die blöden US-Wähler ihn demokratisch zum zweiten Mal ins Amt gehievt haben («So stirbt die Demokratie»). Vergeblich hat Burghardt die ganzen Vorwahlen und die ganzen Wahlen lang dagegen angeschrieben.

Niemand hört auf ihn, aber die Leser der SZ und somit des Hauses der Qualitätsmedien Tamedia müssen ihn lesen. Und erst noch dafür zahlen, dass da jemand seinem Unwohlsein Ausdruck verleiht.

Allerdings schafft es die kompetente Auslandredaktion des Kopfblattsalats von der Werdstrasse, noch einen draufzusetzen.

«Vielleicht hat Trump mit der „Big Beautiful Bill“ einen entscheidenden Fehler gemacht», lautet der Originaltitel in der SZ. Daraus macht der Tagi: ««Big Beautiful Bill»: Vielleicht hat Trump einen entscheidenden Fehler gemacht». Das nennt man Redigierkunst at its best.

Es wird aber im SMD-Tagi etwas abtemperiert: «Vielleicht hat Trump mit dem Haushaltsgesetz den Bogen überspannt».

Allerdings gibt der Tagi im Lead dann etwas mehr Gas. Original: «Im Moment sieht es so aus, als sei der Präsident durch nichts und niemanden aufzuhalten. Das könnte sich ändern, wenn Millionen Amerikaner die Folgen seines jüngsten Gesetzes zu spüren bekommen.»

Kopie: «Der Präsident fährt einen harten Kurs – gut möglich, dass ihm das Volk bald die Gefolgschaft verweigert.»

Vielleicht, gut möglich, die Hoffnung stirbt zuletzt, dass sich die Wirklichkeit endlich eines Besseren besinnt und den Wünschen hart geprüfter Journalisten gehorcht. Denn verflixt und zugenäht, es kann doch nicht sein, dass sie sich hartnäckig weigert, den Ordnungsrufen des «Spiegel» («Trump wegschreiben»), aus München und aus Zürich zu folgen.

Denn herrje, jammert Burghardt: «In der zweiten Amtszeit dieses Mannes scheint nur noch einer zu bestimmen: er.» Im Gegensatz zu allen früheren Präsidenten, die ihre Entscheidungen immer im Kollektiv unter Berücksichtigung von Zwischenrufen aus Deutschland und der Schweiz fällten.

Denn es ist unglaublich, was Trump alles kann:

«Er kann nach Belieben Strafzölle erlassen und kassieren, über Nacht Irans Atomanlagen bombardieren lassen und Teheran vorübergehend ruhigstellen. Er kann maskierten Männern erlauben, irgendwie verdächtige Immigranten festzunehmen, manche von ihnen landen in Floridas Sumpf, El Salvador oder Ostafrika.»

Dass die «irgendwie verdächtigen Immigranten» meistens illegal in den USA leben und die Massenimmigration eines der gröberen Probleme darstellt, weswegen Trump nicht zuletzt gewählt wurde – das versinkt im Sumpf der unbelehrbaren eigenen Meinung.

Immerhin – ein Hoffnungsschimmer – muss Burghardt einräumen: «Viele Leute haben ihn allerdings genau deshalb gewählt. Sie wollten, dass er anders als der aus ihrer Sicht schwache Joe Biden sein Programm knallhart durchzieht. Das tut er, muss man ihm lassen.»

Aber der verdunkelt sich schnell wieder: «Für Wirtschaft und Gesellschaft kann der Alleingang übel ausgehen. Doch Trump zieht seine Solonummer durch, vorläufig hält ihn niemand auf.»

Nicht mal Burghardt, und das nimmt er persönlich sehr übel.

So ganz sattelfest bei politischen Begriffen sind aber weder er noch die eigentlich arbeitslose Auslandredaktion an der Werdstrasse. So heisst es am Schluss des Kommentars in der SZ: «Korrekturhinweis: In einer früheren Fassung dieses Artikels wurden die Zwischenwahlen als Primaries bezeichnet. Es handelt sich aber um die Midterms. Wir haben den Fehler korrigiert.»

Das hat sich allerdings nicht bis nach Zürich durchgesprochen: «Die führungslosen Demokraten hoffen auf die Zwischenwahlen 2026. Diese Primaries könnten die Republikaner viele Sitze kosten».

Meine Güte. In seinem Furor hat Burghardt nicht mal die Begrifflichkeit im Griff. Immerhin wird das in München korrigiert. Aber im Glashaus an der Werdstrasse wurde wahrscheinlich aus Gründen des Umweltschutzes die Klimaanlage ausgeschaltet, und es ist viel zu heiss, um zu arbeiten.

Für einen solchen Schrott aber eiskalt Geld zu verlangen, das lässt sich nur mit einem Hitzschlag erklären.

Schiffli versenken gegen Kontrafunk

Das Internetradio lud zur Bodenseefahrt. Fanatiker hatten etwas dagegen.

Die «MS Bodensee» war angemietet, diesen Samstag hätte ein lustiger Ausflug im Dreiländereck stattfinden sollen. Mit den Kontrafunk-Machern, unter ihnen Peter Hahne, Matthias Matussek, Ulrich Vosgerau, Achim Winter und dem Gründer und Chef Burkhard Müller-Ulrich. Dazu der Redaktor von ZACKBUM.

Der Sender setzt auf das Wort, über seinen Inhalt kann sich jeder selbst informieren und eine eigene Meinung bilden. Geframt wird das erfolgreiche Radio als zumindest rechtskonservativ, wenn nicht schlimmer. René Zeyer kann dazu nur sagen, dass es eine Oase der Freiheit ist, in der er seine Sendungen und Beiträge ohne irgendwelche Vorgaben völlig nach eigenem Gutdünken gestalten kann.

Das sehen Linksradikale um das Bündnis «Konstanz für Demokratie – klare Kante gegen rechts» entschieden anders. Ihre Auffassung von Meinungsfreiheit und Debatte sieht so aus:

«Auch wenn eine*n die geplante braune Bootstour leicht auf fiese andere Gedanken bringen könnte: Wir wünschen natürlich selbst diesen Leuten, dass ihnen jemand hilft, sollte ihr Kahn kentern. Menschen nicht ersaufen zu lassen, gebietet die Humanität.»

Ein juristisch abgesicherter Aufruf zur Gewalt.

Dann wird es völlig haltlos: «Zu welcher Sorte der Ausflug gehört, den das rechtspopulistische schweizerische Internetradio Kontrafunk anbietet, lässt die Gästeliste erahnen. Wenn ihr einen Haufen homophoner, rassistischer, antisemitischer Klimawandel- und Coronaleugner*innen mit Verständnis für Putin, Hitler oder beide treffen wollt …»

Es wurde unverhohlen mit einer Demonstration am Hafen gedroht: «Wir können niemanden daran hindern, sich am 5. Juli um 15 Uhr am Platz 8 im Hafen Konstanz nach eventuellen Protestaktionen umzusehen.»

Das schüchterte den Bootseigner und den Käpt’n dermassen ein, dass der Mietvertrag ruckzuck gekündigt und der Ausflug abgeblasen wurde.

In linksradikalen Kreisen herrschen inzwischen raue Sitten. Je mehr ihnen die Felle davonschwimmen, desto kreischiger wird der Ton. Politische Debatte und demokratische Auseinandersetzung war gestern, haltlose Beschimpfungen und offene Drohung mit Gewalt ist heute. Verblendet wird so getan, als würde mit diesem Ausflug Rassismus, Faschismus, Hitler- und Putinbewunderung, dazu Schwulenfeindlichkeit befördert. Während das Absaufen des Schiffs samt Passagieren ein Fanal für einen freien Diskurs setzen würde.

In den zahlreichen Sendungen des ZACKBUM-Redaktors sind nicht einmal Spurenelemente dieser absurden Unterstellungen enthalten, wie jeder nachhören kann.

Dieses «Bündnis» behauptet auf seiner Webseite: «Konstanz setzt ein Zeichen: Vielfalt, Freiheit und Gerechtig­keit für alle.» Die paar Hansln, die namentlich aufgeführt sind, behaupten arrogant, dass sie für Konstanz sprechen würden.

Ihr Verständnis von Vielfalt, Freiheit und Gerechtigkeit für alle ist, dass das selbstverständlich nicht für alle, sondern nur für diejenigen gilt, die in ihr ideologisches Raster passen. Freiheit endet dort, wo jemand es wagt, anderer Meinung zu sein. Vielfalt ist Einfalt.

Kein Kontrafunker käme auf die Idee, gewalttätig gegen diese Chaotentruppe zu werden. Die ohne rot zu werden behauptet: «Wir glauben an eine offene, vielfältige Gesell­schaft, die auf Respekt, Solidarität und Menschen­rechten basiert.»

Dieser Glauben gilt allerdings nur für Gläubige, er hat mit ihren realen Untaten nichts zu tun. Triumphierend verkündete der gewaltbereite Haufen: «Bootsfahrt des rechts-nationalen Webradios „Kontrafunk“ fällt ins Wasser». Ihr «Alle-Treffen mit Sommerfest» hingegen ging ungestört über die Bühne. Es fand in bescheidenem Rahmen in einem Café statt.

Eine Gesellschaft, die nach den Prinzipien dieser Ansammlung von kleinen Torquemadas funktionieren müsste, wäre genauso zu fürchten wie die Rückkehr eines mittelalterlichen Europas unter der Knute der Inquisition.

Wer für sich in Anspruch nimmt, mit unfehlbarer, fanatischer Gewissheit Gut von Böse unterscheiden zu können, wobei im Kampf für das unbezweifelbare Gute auch böse Mittel erlaubt sind, ist nicht nur ein Feind der freien Meinungsäusserung. Er ist zum Fürchten. Und stellt selbst eine Bedrohung dessen dar, das er zu verteidigen vorgibt.

Glücklicherweise handelt es sich nur um einen versprengten Haufen von Desperados und Politamoks. Auch ohne diese Schifffahrt wird der «Kontrafunk», ein völlig legaler Sender, sein Programm unbeeindruckt fortsetzen. Zuhören ist völlig freiwillig, anderer Meinung zu sein, eine Selbstverständlichkeit.

Dass dieser unverschämte Anschlag auf die Versammlung- und Meinungsfreiheit in den Medien kaum wahrgenommen, lediglich von einem Lokalblatt hämisch und mit grosser Sympathie für diese Linksradikalen kommentiert wurde, ist befremdlich. Aber nicht überraschend.