Wenn eine Liebe zerbricht

Die «Blick»-Familie mag DJ Bobo nicht mehr. Warum bloss?

Vor zehn Jahren hing der Himmel noch voller Geigen:

«Die «magischen Momente vor der Show», sülzte der «Blick». Damals war die Welt zwischen dem klebrigen Zuckerbäcker und dem Boulevard noch in Ordnung. Damals gab es ja auch noch eine Sex-Kolumne.

Auch beim «SonntagsBlick» war zwei Jahre später keine Beziehungskrise erkennbar:

Ohne Rücksicht auf die Gefühle der Leser servierte das Blatt einen wiederauferstandenen Bobo, was sicher nicht alle eine gute Nachricht fanden. Aber genügend viele, denn Bobo (Spanisch für Trottel) ist einer der erfolgreichsten Schweizer, nun ja, Musiker. Nicht zuletzt, weil er das Image des bescheidenen, aufrechten, anständigen Normalo pflegt und hätschelt, des vielleicht etwas bünzligen, aber senkrechten Eidgenossen, der niemals für niemanden ein böses Wort hat. Von Taten ganz zu schweigen.

Und jetzt das:

Und das:

Eine Hinrichtung des «Systems Bobo». Zuerst das Lob: «So anständig. So normal. So harmlos. Mit diesen helvetischen Tugenden ist der Sänger so beliebt wie kaum ein anderer.» Dann die Zerlegung in Scheibchen: «Wie sehr sein Saubermann-Image täuscht, wird den Schweizern mit dem Musical «Last Night a DJ Took My Life» gerade öffentlich vorgeführt.» Die Sängerin Lori Gloris über den Tisch gezogen. Ihre Stimme wird von René Baumanns Frau Nancy bei den Shows lippensynchronisiert. Nicht nur bei ihr, auch bei anderen habe sich Bobo unziemlich bedient, Weggefährten übel rausgedrängt, überhaupt sei er ein knallharter Geschäftsmann, ein mieser Musiker:

«Künstlerisch anspruchslos trifft es auch: Bobo kann weder Noten lesen, noch beherrscht er ein Instrument.»

Anständig auch nur in Grenzen: «Bobo war der Erfolg mehr als einmal wichtiger als Integrität. Der Refrain seines ersten Hits ist geklaut. Nach einem Vergleich muss er für jede Platte Tantiemen in die USA zahlen. Später gab es Vorwürfe, sein Berater habe für einen Preis bei den Verkaufszahlen geschummelt.»

Der Artikel enthält eine ganze Liste von Personen, die Bobo auf die eine oder andere Art übervorteilt haben soll. Und das Bild vom einfachen Mitmenschen stimme auch schon lange nicht mehr:

«Der Superstar gibt sich in den Medien als «Bünzli», Familienmensch, Normalo. Dabei hat sein Leben schon lange nur noch wenig damit zu tun: Seit 2008 lebt er mit seiner Frau und den beiden Kindern in einer Villa im luzernischen Kastanienbaum – samt Indoor-Schwimmbad und privater Badewiese am See. Die Winter verbringen sie im Zweitwohnsitz in Miami, Florida.»

Was ist da in Ringier gefahren, dass Lisa Aeschlimann und Katja Richard eine solche Hinrichtung durchführen dürfen? Sie wurde schon angewärmt mit einer tränenreichen Story über die Sängerin Lori Gloris, die meinte, eine Quittung zu unterschreiben, dabei aber alle Rechte abtrat.

Nun aber, wenn schon, denn schon. Das Ein-Mann-Investigativteam Fabian Eberhard darf dem DJ in einem Editorial noch den Todesstoss versetzen. Er sei ein Fan gewesen, «dafür schämen muss man sich ja eigentlich nicht», behauptet Eberhard wahrheitswidrig.

«Den Refrain seines grössten Hits «Somebody Dance with Me» hat er schamlos abgekupfert, einige seiner Sängerinnen kämpften jahrelang um Anerkennung und Geld», meckert dann auch er, «René Baumann war stets vor allem eines: ein knallharter Geschäftsmann». Nun werfe der SoBli «einen lesenswerten Blick hinter die Kulissen des Phänomens DJ Bobo– kritisch, aber fair». Das dürfte zumindest Baumann etwas anders sehen.

Und was sagt der? Nichts, kein Kommentar, keine Stellungnahme. Das wird nun interessant: hat die «Blick»-Familie noch die Kraft, das klassische Boulevard-Ding durchzuziehen? Hochjubeln, nah begleiten – niederschreiben, ausbuhen. Der knallharte Geschäftsmann Baumann traut es dem «Blick» nicht mehr zu und will die Kampagne einfach aussitzen. ZACKBUM ist gespannt.

7 Kommentare
  1. Karl Warth
    Karl Warth sagte:

    Mutmasslich eine Leservergraulungsmassnahme von oben. Gar nicht schlecht umgesetzt, weckt doch „System Bobo“ sofort Assoziationen zum „System Rammstein“ – irgendwas ganz grusiges, mit alten Rüpeln und ganz unschuldigen kleinen Meitli.
    So arm und unschuldig und klein, dass sie Dinge unterschreiben ohne sie zu lesen. Hauptsache radikalfeministisches Opfernarrativ, das ist immer wichtig! Dann noch eine hübsche Neid-Garnitur, funktioniert bei linksradikalen Frauen-Fanatics immer… Frauen haben heute die hässlichsten Ultras von allen Vereinen!

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  2. C. Rickenbacher
    C. Rickenbacher sagte:

    Ganz einfach nur Neid, der vergessenen «Stars» und Journalistinnen die niemand kennt.
    Sie hätten die Chance es besser zu machen aber sie haben sich für einen anderen Weg entschieden. Dafür ist DJ Bobo nicht verantwortlich.

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  3. Manfred
    Manfred sagte:

    Lustig. Reich und berühmt werden die Künstler, weil sie so gut singen können. Und die Rolle der Medien ist es, diesen Sachverhalt objektiv zu verbreiten. Und er Blick schreibt immer die Wahrheit. Lustig.

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  4. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Ah, Zackbum ist wieder da. Mit Entourage. Freut mich, dass alle Ostern gut überstanden haben. Bobo wie Me Too. Plötzlich erinnern sich alle, finanziell missbraucht worden zu sein. Nach Jahrzehnten. Das muss schon mit einem Drang nach Aufmerksamkeit zu tun haben. Wenn man sonst nichts kann dann zieht man halt über andere her.

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  5. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Enthüllungsjournalismus! Aeschlimann und Richard ist zu danken. Ihr Artikel beweist das Blick in den letzten Jahren nur die Werbetexte vom Bobo abgeschrieben sich zum Sprachrohr gemacht hat. Monetäre Interesse vor Journalismus?
    Der neue Bobo ist jetzt Baschi, erst 37, 20 Jahre jünger als Bobo. Da können Volontäre von der Dufourstrasse einige Jahre von den Werbetexten abschreiben!
    Blick einmal mehr saudoof, hat die Redaktion gemeint der vielfache Millionär wohne mit seiner Familie in einer Notunterkunft, hole das Essen bei der «Tafel», besorge die Kleider im Brocki?

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