Was ist das für eine Welt,

bei der ZACKBUM nicht weiss, in welche wir in zehn Tagen zurückkehren.

Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist.
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschliesst!

An die Nachgeborenen. Bertolt Brecht, 1938

Es geschieht, was wir uns nicht vorstellen konnten. Manche hatten eine Vorahnung, aber la réalité dépasse la fiction, wie Niklaus Meienberg selig zitierte. Nicht die Welt ist übergeschnappt, also nicht mehr, als sie es ohnehin war. Aber an den mächtigsten Schalthebeln der Macht sitzt ein Mad Man, ein gekränkter Narzisst, so viel mal gescheitert, dass ihm schlichtweg alles zuzutrauen ist.

Als er wie ein Berserker mit presidential orders alles zu übersteuern versuchte, was Checks and Balances in den USA seit vielen Jahren einigermassen im Gleichgewicht hält, sahen das einige als erfrischenden Neuanfang nach der Agonie eines senilen Greises, der zwar nicht mehr ganz Herr seiner Sinne und Wahrnehmung war; vielleicht gaga, aber nicht verrückt.

Nun kommt der grosse Baumeister, der nichts als Trümmer hinterliess. Gescheiterter Grössenwahn, noch schlimmer als seine reine Form.

Die Annexionspläne für Grönland und Panama, nötigenfalls mit Waffengewalt. Der moderne Big Stick («ich liebe das Wort Zölle»), die sofortige Amnestie für die Kriminellen, die das Capitol stürmten, um die demokratische Bestätigung seines Nachfolgers zu verhindern.

Und nun der völlig irre Plan, den Gazastreifen wie ein gigantisches Immobilienprojekt zu schaukeln, wo nicht Mieter, sondern die Bewohner ihrer Heimat rausgeschmissen werden. Wohin mit ihnen? Ach, das wird sich schon ein «gutes, frisches, schönes Stück Land» finden, irgendwo im Nirgendwo.

Es gibt seit dem Zweiten Weltkrieg durchaus wackelige supranationale Institutionen, ein Völkerrecht, eine Deklaration der Menschenrechte. Alles Stückwerk, unvollkommen. Aber zumindest der Versuch, unbeschränkte Macht zu begrenzen. Und den Rechtsstaat, auch nicht über jeden Zweifel erhaben. Aber unsere letzten Bollwerke gegen Willkür, Faustrecht, Barbarei.

Nun ist der neighborhood bully wieder zurück. Nicht nur aus eigener Kraft. Sondern auch, weil seine Gegner sich in woken Korrektsprech-Transgender-Wahnsinn verlaufen hatten, nur lachhafte Alternativen zu bieten im Stande waren.Wer in Biden oder Harris valable Gegenkandidaten sah, ist mindestens so plemplem wie der grösste Lümmel aller Zeiten (Grölaz). Der sich selbst als Dealmaker sieht, dabei zieht er eine Spur der Verwüstung durch sein Geschäftsleben, hat anderen Milliardenverluste beschert, ist selbst nur mit Hilfe einer Anwaltriege und dem merkwürdigen Justizsystem der USA dem Knast bislang entgangen.

An seinen Taten zerschellen alle Worte, jegliche Vernunft schleppt sich verwundet vom Schlachtfeld der Lufthoheit über die öffentliche Meinung. Man bekommt wieder einen tiefen Einblick in die Abgründe der Dummheit, wenn man die viel zu vielen liest und hört, die so tun wie der Besitzer eines kläffenden Köters, der seine Zähne bleckt, während er sagt: er will doch nur spielen, und ich habe ihn an der Leine.

Der Mann hat erst angefangen, und wie die Welt aussieht, wenn er in knapp vier Jahren abtritt, wagen wir uns nicht vorzustellen. Die Fantasie reichte auch nicht dazu aus. Welches Genies bedürfte man, um die passenden Bilder, Metaphern dafür zu finden. Stattdessen Gewäffel und wortvolles und fassungsloses Erstaunen.

Niemals war es so offensichtlich, dass wir Wortkünstler, wir eingebildeten Intellektuellen mit unseren Kriegstänzen um verlöschende Feuer der Rationalität zwar mit grossem Tamtam auf die Resonanzkörper der Multiplikatoren hauen. Warnen, raten, mahnen und labern – aber völlig wirkungslos sind. Eine Zierleiste, die sich selbst zu wichtig nimmt und um das Eingeständnis mit Selbstbetrug herumbiegt, dass sie die Oberhoheit über den Diskurs hätte. Dabei sind wir wie Schmeissfliegen, die über einem grossen Haufen Scheisse summen, dabei sogar viele in Lohn und Brot stehen.

Oder einen kleinen Blog betreiben. Mit keiner anderen Letztbegründung als: Schreibzwang. Es macht Spass, aber das lässt nach.

Eine regelbasierte Ordnung, die es dem Menschen erlaubt, das zu suchen und zu finden, was er für sein kleines Glück hält. Die Abwesenheit von Gewalt, Unrecht, eine Kraft, die die Macht in die Schranken weist und ihr die Begründung verweigert: ich bin stark, du bist schwach, was willst du gegen mich. Ist das zu viel verlangt?

Nie war das vollkommen, so viele Male wurde es aufgebaut, um wieder zerstört zu werden. Die grosse Hoffnung der Menschheit, das langsame Voranschreiten auf dem schmalen Weg der Vernunft durch dunkle Nacht, die nächste Generation steht auf den Schultern der vorhergehenden, das Paradies kann von dieser Welt sein. Davon träumte der Marxismus und so viele mehr. Die Aufklärung, el siglo de las luces, das Jahrhundert des Lichts, wie das nicht nur der grosse Poet Alejo Carpentier nannte. Montesquieu (nur geteilte Macht ist gezähmt), Voltaire, Diderot, die grosse Französischen Revolution, die zuerst festlegte, dass jeder Mensch unveräusserliche Rechte habe, nur weil er Mensch ist, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung zuvor, die den pursuit of happiness, das Streben nach Glück, zum Menschenrecht ernannte.

Und die grosse Oktoberrevolution, angeführt von einem Jahrhundertgenie namens Lenin. Und wie endete das alles. In Terreur, im Stalinismus. Wenn die Tugend den Absolutheitsanspruch erhebt, l’ami du peuple, der zu seinem schlimmsten Feind wird, ist sie nicht minder schrecklich als jede diktatorische Herrschaft. Ihre Adepten sind noch heute unter uns, die Inquisitoren der zweifellosen Rechthaberei.

Also ist die Geschichte doch wohl wie ein Rad. Es dreht sich unablässig am Ort, was hinaufkommt, geht wieder darnieder, ewiglich. Wie es das Genie Shakespeare in seinen Königsdramen beschrieb, die eine zeitlose Gültigkeit haben wie kein Werk danach.

So kann man gut klugscheissen, wie es schon so viele zuvor vergeblich taten. Karl Kraus, Kurt Tucholsky, Egon Erwin Kisch, Lincoln Steffens, Carl von Ossietzky und so viele mehr, die Ahnengalerie wie Schatten an der Wand. Die Philosophen mit ihren Welterklärungen, von Platon über Kant, Hegel bis Habermas. So voller kluger Gedanken, so viel Reflexion über das Selbst als sich erkennendes Subjekt und Objekt und sein Verhältnis zur Wirklichkeit.

So gültige Sitze wurden gefunden und sind verweht, wirkungslos: Das Unrecht, das dem Einzelnen widerfährt, ist eine Bedrohung für alle.

Letztlich ist es doch so, wie es Tucholsky vor seinem Ende beschrieb:

Die religiösen Welterklärung auf der Suche nach Sinn und Halt, voller leerer Versprechungen, immer endend in einer degenerierten Pfaffenkaste, die es sich hier Wohlergehen lässt und die Gläubigen auf die Verheißungen eines Jenseits vertröstet. Und wer nach dem Tod erwachte, müsste schmerzlich erkennen: es kommt nichts nachher.

Wenn die Worte alle werden und nur hohl verwehen, hilft einzig der Rückgriff auf einen, der es, soweit es uns gegeben ist, in Gedanken fasste.

Gegen Verführung

Laßt Euch nicht verführen!
Es gibt keine Wiederkehr.
Der Tag steht in den Türen,
ihr könnt schon Nachtwind spüren:
Es kommt kein Morgen mehr.

Laßt Euch nicht betrügen!
Das Leben wenig ist.
Schlürft es in vollen Zügen!
Es wird Euch nicht genügen,
wenn Ihr es lassen müßt!

Laßt Euch nicht vertrösten!
Ihr habt nicht zu viel Zeit!
Laßt Moder den Erlösten!
Das Leben ist am größten:
Es steht nicht mehr bereit.

Laßt Euch nicht verführen
Zu Fron und Ausgezehr!
Was kann Euch Angst noch rühren?
Ihr sterbt mit allen Tieren
und es kommt nichts nachher.

Brecht

 

 

Drama, Baby, Drama

«Gesichter und Geschichten» ist Geschichte. Macht doch eine Soap draus.

Schlechte Nachricht für alle C- und D-Cervelat-Promis. Sie können nicht mehr vor laufender Kamera über den Tod des geliebten Hundes weinen, über den untreuen Partner jammern, meckern, dass der Champagner zu warm sei, ihr neustes Riesenprojekt vorstellen, nach einem Triumph nicht mehr sagen: «Ich kann es noch nicht fassen, mir fehlen die Worte.»

Nun sorgen die Macher selbst für Tränen: «Wir sind hier alle nur am Heulen. Ich kann gar nichts anderes sagen», schluchzt G&G-Chefin Paola Biason dem «Blick» ins Hemd. Sie, die von der «Schweizer Illustrierte» einwechselte und dachte, hier gemütlich bis zur Pension senden zu können.

Auch Kollegin Jennifer Bosshard verspürt den Schmerz und wird elegisch-länglich: «Es bricht mir das Herz. Einerseits für mein einzigartiges, grandioses und effizientes Team. Andererseits für all die Menschen in unserem Land, die zur bunten Vielfalt in der Schweiz beitragen, die mit ihren Theatern, Filmen, Büchern ihrer Musik und ihrer Kunst neue Perspektiven bieten und unsere Gesellschaft bereichern – und die nun bald keine Plattform mehr bei SRF haben.» Da liegt aber Trost in der Tatsache, dass das deutsche Privat-TV jede Menge Ersatz bietet.

Nathalie Wappler macht ihrem Namen endlich Ehre: das Beil vom Leutschenbach. Kein sanftpfotiges Herantragen, Taschentücher, Schokolade und mitleidige Blicke stehen bereit. Sondern um 8 Uhr die Mitteilung, es stehe eine Personalinformation an. Beinahe zeitgleich ging dann schon die Pressemeldung raus.

Keine Zeit zum Trauern. Wie würden die G&G-Moderatoren einfühlsam fragen: «Wie fühlten Sie sich in diesem Moment, als Wuffi für immer die Augen schloss? Wie konnten Sie das verarbeiten? Wer hat Ihnen Trost gespendet

Aber nun ist’s nicht Wuffi, sondern die eigene Sendung. Keinen Trost spenden die mitheulenden Simpel-Promis, aber auch deren Schmerz muss man verstehen. Aufmerksamkeitsmanagement ist deren Leben; wer nichts ist, kann wenigstens prominent sein, wer nichts ausstrahlt, kann wenigstens ausgestrahlt werden. Ein harter Schlag für Irina Beller & Co. («Ich habe für G&G mein Leben riskiert»), die noch ein letztes Mal in diesem Zusammenhang ins Rampenlicht drängen.

Ist das ein Jammer. Die Ukraine, Amok Trump, und dann noch das. Vom Massensterben im Sudan wollen wir erst gar nicht reden. Oder von der AHV, den Bundesratswahlen und anderem Pipifax.

Immerhin kam der Tiefschlag nicht ganz unerwartet: «Es gab viele Gerüchte in den letzten Wochen und Monaten, trotzdem tut dieser Kahlschlag unfassbar weh.» Aber he, eine Anstellung beim Monstersender SRF war doch eigentlich so sicher wie die eines Beamten. Unterhalb von silberne Löffel klauen oder die Assistentin unziemlich anglotzen, gab es keinen Kündigungsgrund. Wenn Personaleinsparungen verkündet wurden, gab es nachher mehr Personal, das war die Regel.

Und jetzt das. Dass die Wirtschaftssendung «Eco», eines der wenigen Glanzlichter, verschwand, nun ja. Immer diese Wirtschaftsthemen. Schwer, kompliziert, nicht zum Einschlafen geeignet. Dabei wurde G&G doch extra noch höhergelegt. Aus Glanz & Gloria wurde Gesichter & Geschichten, das ist doch schon mal ein ganz anderes Niveau.

Ach, waren das noch Zeiten, nur ein Beispiel: «Die Luzerner Sängerin Caroline Chevin hat eine schwere Zeit hinter sich. 2018 ist ihr Mann unerwartet verstorben.» Caroline who? Macht doch nix, was für ein Schicksal. Und sie spricht ganz offen darüber, her mit den Taschentüchern.

Welch Trennungsschmerz nun schon wieder, als wäre ein guter Freund (und Zahlvater) überraschend gestorben. Der Schmerz, er ist so tief, das kann niemand nachfühlen. Aber immer wieder geht die Sonne auf, kommt ein neuer Morgen. Darin liegt Trost, und der Chihuahua kuschelt sich neuerdings so zärtlich an einen, leckt die Tränen weg.

Bitte, so einen gesendeten Nachruf wollen wir noch sehen. Bitte mit einem Tränenausbruch des oder der Moderator:in. Bevor sich das Publikum der angeblich beliebten Sendung ungerührt abwendet und sie vergisst.

Ach, Entschuldigung oder so

Wenn wirre Lesben irren.

Manchmal verplaudert man sich halt. SP-Nationalrätin Anna Rosenwasser fantasierte, dass sie sich zwar nicht für Fussball interessiere, aber «für Lesben, die Sport treiben». Und SP-Nationalrätin Tamara Funiciello, auch schon einschlägig mit Geplapper aufgefallen, ergänzte: auch sie werde bei der Fussball-EM «Lesben beim Fussball zuschauen».

Das ist so in der Liga der feministischen Forderung, die Zürcher Langstrasse mit amtlichem Siegel zur legalen Prostitutionszone zu erklären.

Die pseudolustig-polterigen Aussagen der beiden Damen fanden im Oktober letzten Jahres statt. Es gab etwas Gemurmel, aber sie wiegten sich in der Hoffnung, dass sich das versendet – wie schon so viel Unsinn, den sie verzapft haben.

Schlamm drüber, war doch lustig. Aber dann legte ausgerechnet der Tagi mit einem Interview mit der Nationalspielerin Meriame Terchoun nach, die mit deutlichen und scharfen Worten die beiden Kampflesben eintopfte. Was die wohl geschäumt hätten, hätte ein Mann (oder eine Frau) gesagt, sie schaue im Nationalrat gerne deren Voten als Lesben an.

Aber nun ist die Kacke am Dampfen, und Funiciello legt den Rückwärtsgang ein. Sie bittet den folgsamen Tagi, ihr die richtige Frage zu stellen, damit sie versuchen kann, ihren Blödsinn wegzulabern:

«Tamara Funiciello, Sie möchten sich für Ihre Aussagen entschuldigen.
Ja. Meine Worte haben Leute verletzt, und das tut mir leid. Ich war zu wenig darauf sensibilisiert, wie diese Aussage aufgenommen werden kann, selbst wenn ich sie nicht so gemeint habe. Meriame Terchoun sagte, sie erwarte, dass Politikerinnen Verantwortung übernähmen. Damit hat sie absolut recht.»

Das ist der übliche Politikerslalom. «Tut mir Leid» heucheln, zu wenig sensibel, war nicht so gemeint, aber ich übernehme tapfer Verantwortung. Ja wie denn? Wie hat sie denn die Aussage sonst gemeint? Ausser, dass sie ein übles Stereotyp bediente?

Dann noch etwas Vernebelung:

«Können Sie die Kritik von Meriame Terchoun nachvollziehen?
Ja. Ich habe es aus einem anderen Blickwinkel angeschaut. … Was mir Sorgen macht, ist eine andere Aussage in ihrem Interview: Sie sagte, dass sie Kolleginnen habe, die Morddrohungen erhalten hätten, weil sie lesbisch seien.»

Und mehr Nebel:

«Meriame Terchoun sagte auch: Wenn ein Mann Ihre Aussagen gemacht hätte, gäbe es einen Skandal.
Wichtig ist, dass man Verantwortung übernimmt, lernt und danach handelt, unabhängig vom Geschlecht. Das tue ich.»

Tut immer weh, wenn der Autor, hier mal wieder Marcel Rohner, seine journalistischen Pflichten verletzt und nicht sagt: Das war nicht die Frage.

Schliesslich darf Funiciello noch etwas über ihr Coming-Out labern, wie das denn war, anno 2019 und so.

Dann ist da noch Anna Rosenwasser, rhetorisch ihrer Kollegin haushoch überlegen. Ihren Slalom in der «Republik» muss man vollständig auskosten:

«Seit der ersten riesigen Schlagzeile liegt mir das Ganze quer im Magen. Nicht nur, weil sie erniedrigend ist – das kann eine legitime Konsequenz sein, wenn eine öffentliche Person einen Fehler macht. Sondern, weil ich mir jeden Tag die Frage stelle, ob der Vorwurf stimmt. Es ist meine Aufgabe, mir diese Frage zu stellen, statt ausschliesslich in die Defensive zu gehen: Habe ich Menschen mit meiner Aussage verletzt?
Nein, sage ich am ersten Tag. Die Aussage war unproblematisch, beharre ich drei Wochen lang. Es gibt kein «Hätte ein Mann das gesagt …»; Männer, die tatsächlich diskriminierende Witze machen, kriegen ganze Podcasts.
Dann erinnere ich mich an die Frage, die eigentlich im Zentrum stehen muss: Haben meine Handlungen Menschen verletzt?
Ja, merke ich.
Fuck.
Meine Aussage, die liebevoll gemeint war, hat Menschen verletzt. Absicht und Folgen einer Aussage sind nicht dasselbe; fahre ich aus Versehen einem Mitmenschen über den Fuss, macht der Umstand, dass ich das nicht wollte, ja auch seinen Schmerz nicht wett.»

Grossartig. Da ringt ein Mensch öffentlich mit sich, lässt alle (wenigen) Leser daran teilhaben, dass er  (Pardon, die Menschin) sich jeden Tag selbstkritische Fragen stelle, auf der falschen Antwort beharre, dann aber zur besseren Einsicht komme. Dann noch das Sahnehäubchen, statt einer Entschuldigung: «Ich glaube gleichzeitig, dass einiges, was diese Verletzungen verstärkt hat, ausserhalb meiner Verantwortung liegt.»

Tja, wenn man verantwortungslos plappert und sich nicht mal dafür entschuldigt, dann liegt natürlich vieles ausserhalb der eigenen Verantwortung. Auch man (Pardon, frau) selbst. Beste Voraussetzungen, um Volksvertreterinnen*** zu sein. Aber die woke Wolke wird beide Lesben, Pardon, das ist eine unziemliche Reduzierung, weiter umhüllen. Aber geht bloss nicht an die Langstrasse, Mädels, dort müsstet ihr dank Euren Gesinnungsgenossen:Innen* in Zürich auch öfter mal «fuck» sagen. Oder hören.

Völlig den Verstand verloren

US-Präsident Donald Trump will den Gazastreifen «übernehmen».

Palästinenser weg, US-Truppen können kommen. Das grösste Immobilienprojekt aller Zeiten. Redet er nur wirr?

Problem gelöst: «Wir werden den Gazastreifen übernehmen», sagte Trump bei einer Pressekonferenz. Das Originalzitat:

«Wir werden Eigentümer des Geländes und verantwortlich für die Beseitigung aller gefährlichen, nicht explodierten Bomben und anderer Waffen auf dem Gelände sein. Wir werden das Gelände einebnen, die zerstörten Gebäude beseitigen, eine wirtschaftliche Entwicklung herbeiführen, die den Menschen in der Gegend eine unbegrenzte Zahl von Arbeitsplätzen und Wohnraum bietet

Und die rund zwei Million Palästinenser, die dort leben? «Warum sollten sie zurückkehren? Dieser Ort war die Hölle.» Sie sind aber noch da, also müssen sie weg, stören. Und wohin mit ihnen? Ihnen werde ein «gutes, frisches, schönes Stück Land» zur Verfügung gestellt, wo sie leben könnten. Wenigstens mit Zelten drauf? Oder baut er ihnen ein paar Trump-Towers? Und Kochstellen? Wo? Schauen wir mal, daran arbeitet er noch.

Trump habe monatelang das Problem studiert: «Alle, mit denen ich gesprochen habe, sind von der Vorstellung begeistert, dass die Vereinigten Staaten dieses Stück Land besitzen, es erschliessen und mit diesem grossartigen Projekt Tausende von Arbeitsplätzen schaffen könnten.»

Der Mann hat ein ernsthaftes Wahrnehmungsproblem der Wirklichkeit. Erst kürzlich schrieb ZACKBUM: Was Trump noch alles unternehmen wird, das will man sich nicht vorstellen. Nun haben wir einen weiteren Einblick in das Hirn dieses Mannes bekommen.

Auch das ist erschreckend. Wenn er nicht lügt, von welchen Irren ist er denn umgeben? Sind das nur Speichellecker oder haben die auch den Verstand verloren? Oder denken die wirklich: das ist mal ein kühner Plan, damit durchhaut das stabile Genie im Weissen Haus den gordischen Knoten Naher Osten, an dem alle bislang gescheitert sind?

«He’s totally lost it», sagt Senator Chris Murphy, er hat völlig den Verstand verloren. Der grössenwahnsinnige Traum eines New Yorker Immobilienhais, der mit seinen Projekten eine Spur der Verwüstung und Milliardenverluste hinterlassen hat. Aber immer «think big» vor sich hinträgt. Und jetzt: «make the Gaza strip great again».

Nachdem die israelische Armee zwar den Gazastreifen in Schutt und Asche gelegt hat, aber ihr eigentliches Ziel, die Vernichtung der Hamas, nicht erreichte, sondern in einen Waffenstillstand einwilligen musste. Soll es zukünftig so sein? Die israelische Armee bombt einen Landstreifen zu Staub, dann kommen die Amis, übernehmen, räumen die Hamas vollständig weg und bauen eine Super-Infrastruktur hin?

Seit Russlands Präsident Putin ankündigte, dass mit einer begrenzten und kurzen «militärischen Spezialoperation» die Ukraine von Nazis säubern werde, hat die Welt keinen dermassen verrückten Plan gehört.

Es gibt viele Schönschwätzer, die sich wie der Besitzer eines belfernden Köters verhalten, der beruhigend sagt: Er will nur doch nur spielen.

Trump habe mal mit dem Big Stick Strafzölle gewedelt, und schon seien Kanada und Mexiko eingeknickt, China allerdings nicht. Prompt gibt es einen dreissigtägigen Aufschub, Problem gelöst. Zölle, um den Fentanylimport zu verringern? Gift für die Wirtschaft ist’s, es schafft Planungsunsicherheit, das Schlimmste, was der Wertschöpfung passieren kann.

Die USA würden damit reich werden, welch ein Unsinn. Die Konsumenten werden ärmer, die Inflation angeheizt, in einer globalisierten Wirtschaft haben potente Länder wie Mexiko und Kanada genügend Möglichkeiten, zurückzuschlagen.

Ungestüm stapelt Trump Unmöglichkeiten aufeinander, in solcher Zahl, dass nicht einmal er selbst die sich abzeichnenden Niederlagen zu Siegen schönreden kann. Was tut er erst, wenn er nicht mehr bestreiten kann, dass das alles pieces of grap sind?

Grönland und den Panamakanal annektieren, wenn nötig mit Gewalt, er will doch nur spielen. Den Krieg in der Ukraine in 24 Stunden beenden, okay, vielleicht dauert es etwas länger. Die ganze arabische Welt, und nicht nur die, in Aufruhr gegen die USA bringen, weil niemand auch nur im Alptraum daran denkt, fast zwei Millionen Palästinenser aufzunehmen. Abgesehen davon, dass auch die selbst nicht im Traum daran denken, ihre Heimat, so zerstört sie auch sein mag, einfach so zu verlassen, weil Trump sagt: get out of there. Aber das war offensichtlich nur der Anfang. Der Mad Man kommt schnell in Fahrt und kann sich problemlos steigern.

Der Gazastreifen als Immobilienentwicklungsprojekt. Statt Mieter werden Bewohner rausgeschmissen, damit alles planiert und neu aufgebaut werden kann. «Ich habe den festen Glauben, fast schon die Überzeugung, dass das gelingen könnte», sagt WeWo-Chefredaktor Roger Köppel. Nie irrte er mehr.

Was kommt als Nächstes? Der Mars gehört, mit Hilfe von Elon Musk, auch den USA, unerschlossenes Gebiet, darauf kann man bauen. Putin kriegen wir auch noch klein, am besten mit Strafzöllen. Oh, es gibt schon Sanktionen satt? Wieso hat mir das niemand gesagt? Ach, und wenn es schon Golf von Amerika heisst und wir den Bohnenfressern sowieso schon grosse Stücke ihres Landes abgeschnippelt haben, wollen wir die nicht ganz übernehmen, wenn wir schon dabei sind? Dann noch die Schlitzaugen, machen wir Chinamerika draus, gleich mal auf die Landkarte malen mit dem dicken Stift, den er auch für seine sehr aussagekräftige Unterschrift braucht. Man muss nicht Graphologe sein, um Schlüsse zu ziehen:

Trump herrscht mit Wille und Wahn und wird die Welt in ein noch grösseres Chaos stürzen. Denn als vielfach gescheiterter Narzisst an den Schalthebeln der grössten Militärmacht der Welt wird er seine nächste krachende Niederlage nicht hinnehmen können. Und was dann passiert, da kann man nur die Nationalhymne zitieren: «Betet, freie Schweizer, betet.»

 

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Dieser Artikel erschien in einer kürzeren Vorversion in der «Weltwoche».

Kedves ganz nackt

Reingefallen, sie schreibt über nackte Wahrheiten.

Alexandra Kedves meldet sich selten zu Wort. Aber wenn, dann zu bedeutenden Themen. Wir müssen hier das Objekt ihrer, nun ja, Aufmerksamkeit, züchtig beschneiden.

«Fast nackt bei den Grammys: Warum tut Kanye Wests Frau das?» Da möchte man als strammer Feminist einwenden: hat die keinen eigenen Namen? Wird sie so nicht von der Autorin zum Anhängsel schon im Titel degradiert? Herrscht hier nackter Sexismus?

Bei diesem Rätsel möchte Kedves auf jeden Fall nicht gerne allein sein: «Das fragt sich die ganze Welt.» Ganz ehrlich, ZACKBUM gehört offenbar nicht zu dieser Welt. Aber während die sich noch fragt, hat sie bereits eine Antwort: «Eines steht fest: Glücklich wirkt Bianca Censori dabei nicht

Woran merkt man das? Wie wirkt eine Frau glücklich, wenn sie in einem Hauch von Nichts, dazu freizügig ausgeschnitten, kurz bei den Grammy Awards auftaucht? Auf jeden Fall hat sich Kedves in alle anzüglichen Details vertieft: man bekäme «alles gezeigt: die fülligen Brüste mit den grossen Vorhöfen ebenso wie die totalrasierte Scham. Die Bildagentur warnte denn auch: «image contains nudity».»

Aber wenn es um die Beantwortung der letzten Fragen der Menschheit geht, lässt sich eine mutige Redaktorin davon nicht abschrecken. Denn sie ist sich das gewohnt: «In der Sommerbadi beispielsweise kann man dreiviertelblutter Körper in allen Farben und Formen ansichtig werden, das ist kein Ding. Und doch.»

Und doch? «Ist das extreme Freiheit oder extreme Gefangenschaft – ist Censori versklavt von Schönheitsidealen, dem männlichen Blick? Der «New Yorker» widmete Censoris Nacktheit im letzten Sommer einen ganzen Essay, ohne das Rätsel zu lösen.» Um hier die Pointe vorwegzunehmen: woran der New Yorker scheiterte, da versagt auch Kedves.

Sie hat leider auch keine Antworten, nur Fragen: «Braucht Ye so einen Auftritt seiner Gemahlin wie andere den baumelnden Porsche-Schlüssel in der Hand? Oder braucht sie das, um sich an ihrem perfekten Body zu berauschen? Sind das überhaupt die richtigen Fragen

Vor allem die letzte ist sehr tiefsinnig. Wenn’s die falschen sind, wieso stellt sie die denn? Und sind es die richtigen, wieso zweifelt sie dann?

Auf jeden Fall gibt es natürlich jede Menge vergleichbare Fälle. Die kurz hervorblitzende Brust von Janet Jackson, was nun allerdings ein an der Brustwarze herbeigezogener Vergleich ist. Eine Lehrerin, die wegen einer nackten Statue im Kunstunterricht zum Rücktritt gezwungen wurde. Es handelte sich aber um den echt nackten David von Michelangelo. «Nackte Körper können ja auch als lebendige Kunstwerke zelebriert werden oder als Ausdruck von Emanzipation. Blosse Brüste zum Beispiel haben als Protestrequisite Tradition», weiss Kedves noch und beendet damit den Ausflug ins Archiv.

Aber alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Da muss noch eine Schlusspointe her, sozusagen der Po des Artikels: «Wen weibliche Perfektion triggert, sollte lieber wegschauen. Bei anderen (auch bei mir) stellt sich freilich, bei aller frustrierten Selbstreflexion vor dem Spiegel, am Ende vor allem ein Gefühl ein: Mitleid.»

Hui, da wurde es Kedves aber – wegen des Blicks in den Spiegel? – ganz blümerant. Abgesehen davon, dass man im Fall Censori das mit der weiblichen Perfektion so oder so sehen kann: wieso sollte der wegschauen (oder die oder everybody beyond), den das triggert? Schliesslich könnte man ja nur vom Hinschauen genervt werden. Oder so.

Und was soll hier der Einblick in Kedves Innenleben? «Frustrierte Selbstreflexion», möchte sie tatsächlich auch so aussehen? Und woher kommt dann das Mitleid? Für eine arme, reiche, nackte Frau? Wäre das nicht vorhanden, wenn Censori dazu ein Gesicht wie ein Vamp gemacht hätte?

Aber Kedves weiss auch hinter die Nacktheit zu schauen: «Man spekulierte schon über ihre allenfalls angeschlagene Psyche und die eventuell toxische Beziehung zwischen den beiden.» Oh je, könnte das also in Wirklichkeit der Ausdruck einer Störung sein?

Auf jeden Fall ist es ein weiterer Beitrag vom 5000 A des Tagi zur Reihe Hut und Porträt, oder in nackten Worten: Leserverarsche.

 

Amok im Weissen Haus

Grönland, Panama, Kolumbien. Der reichste Mann der Welt hat Zugriff auf alle Daten, von denen er nie zu träumen wagte.

Und der Zollkrieg, der die Weltwirtschaft – und die USA, schwer beschädigen wird.

Es ist ein vorgezeichneter Weg ins Verderben. Wie gross das wird, ist nicht absehbar. Wer meint, man hätte doch auch die ersten vier Jahre überstanden, dann schaffe man das nochmal, täuscht sich. Der Mann ist ein unguided Missile, nur hat er diesmal genug Zeit gehabt, sich vorzubereiten. Seine Berater werden als Brandbeschleuniger wirken, es gibt einen Plan. Nur: der hat kein erkennbares Ziel, ist von sich rational gebenden Irren entwickelt.

Den Zollkrieg hat er einfach so vom Zaun gebrochen. Er kann nicht einmal eine richtige Begründung dafür angeben. «Die Europäer haben uns sehr schlecht behandelt», wie verrückt ist das denn.

Donald Trump hat etwas von Fentanyl verzapft, aber nichts Konkretes. Im Falle von Kanada ist das Argument absurd. Also: wann fallen die Zölle wieder weg? Welches sind die Bedingungen? Kennzahlen? Dabei schiesst er ja vor allem den USA ins Knie. Wie sollen US-Buden denn planen, wenn sie nicht wissen, für wie lange? Und wie sollen die Mexikaner Massnahmen ergreifen, wenn sie nicht einmal wissen, wie die Latte aussieht und wie hoch sie hängt?

Nebenbei: das Ganze wird zu einem absurden Administrationspuff führen. Industrielle Teile überqueren die Grenzen zu den beiden Ländern bis zur Fertigstellung teils ein Dutzend Mal. Wie soll da der Zoll angewendet werden? Da ist sicher noch nichts bekannt.

Den Fentanyl-Nachschub mit Zöllen verhindern zu wollen, ist hirnrissig. Solange in den USA ein Markt besteht, wird es jegliche Drogen geben auf dem Markt. Auch Fentanyl, einfach teurer. Und noch gewalttätiger. Und noch einmal: wann ist die Menge (die ja eh niemand kennt oder kennen wird) derart geschrumpft, so dass sie die Aufhebung der Zölle erlaubt? Oder wird es nun auf Jahre hinaus Zölle geben?

Zoll ist eine protektionistische Abschöpfung von Mehrwert, die die USA nicht reicher machen wird, wie er träumt, sondern die Konsumenten ärmer. Damit hat er sich ein Eigentor geschossen, dass das Netz wegfliegt.

Das Wichtigste an verantwortlicher Politik einer Weltmacht ist die Berechenbarkeit. Aber Trump folgt, ohne das zu wissen, der «Mad Man»-Theorie. Sie wurde von Richard Nixon während des Vietnamkriegs entwickelt. Der erklärten einem seiner kriminellen Berater: «Ich will die Nordvietnamesen glauben machen, dass ich den Punkt erreicht habe, wo ich alles tun werde, um den Krieg zu beenden.»

Der hatte wenigsten die Idee von einem Ziel – ist aber trotzdem gescheitert. Trump hat, keine, ausser vielleicht: Ich will die Welt beherrschen. Aber das wird er nicht schaffen. Doch er wird sich noch ganz andere Dinge erlauben als einen sinnlosen Zollkrieg.

Was Trump noch alles unternehmen wird, das will man sich nicht vorstellen.

Das Ganze wird Mexiko weniger schaden als den Amis. Wer mehr hat, hat auch mehr zu verlieren. Langfristig sowieso.

Schlimmer noch ist Kanada. Das ist der wohl stärkste Verbündete der USA (Teilnahme in beiden Weltkriegen usw.). Ausgerechnet gegen dieses Land derartige Massnahmen zu ergreifen ohne irgendeinen Grund, ist mehr als ein starkes Stück. Dafür gibt es keine Erklärung, ausser, dass er es absolut ernst meint mit Kanada als 51. Staat und dies erste Stiche sind in Richtung Weichklopfen. Auch da wird er scheitern, das ist klar.

Donald Trump ist ein x-fach gescheiterter Narzisst an der Macht. Das ist eine Mischung wie Nitro und Glyzerin.

Vor 2016 kursierten verschiedene Zahlen zu seinem Vermögen. Sie mitteten sich ein auf 4 Mia. $. Dabei hat er nachweislich seinerzeit 400 Mio. $ von seinem Vater erhalten. Hätte er diese auf ein Sparbuch gelegt, er hätte 2016 mehr als 4 Mia. $ gehabt. Er ist also ein geschäftlicher Versager. Dabei hat er, was er auch immer verdient hat, mit faulen Tricks erreicht. Keine US-Bank gab ihm noch Kredit. Und man sah es die letzten Jahre, mit welch üblen Kniffen er sich Geld beschaffte. Angefangen von Bibeln über Uhren bis zu Bitcoins, bis zu seinen Hotel-Flops, der Trump University. Unzählige Investoren haben mit ihm Milliarden verloren.

Was auch ganz sicher ist: Er wird den Rest der Welt wesentlich empfänglicher machen für die Chinesen. Das gilt vorab einmal für Südamerika und Afrika. Langfristige Auswirkungen für die USA: verheerend. Er könnte diese Entwicklung nur mit einer totalen militärischen Unterwerfung dieser beiden Kontinente verhindern. Prädikat: unmöglich.

Und was macht er, wenn die Chinesen tatsächlich Taiwan abholen? Dann kann er seine Pläne in Sachen KI vorerst vergessen. NVIDIA designt zwar die Chips, aber TSMC stellt sie her. Ohne die Chips keine KI, auch wenn es weniger braucht. Die von Biden aufgegleiste Chip-Fertigung in den USA wird noch auf Jahre hinaus nicht in der Lage sein, diese Chips zu produzieren, wenn überhaupt je. Und mit DeepSeek haben die Chinesen gezeigt, dass sie nicht einfach hinterherkopieren, sondern vornedran sind.

Da hat Elon Musk, der im Gegensatz zu Trump ein cleverer Geschäftsmann ist, völlig recht: 500 Milliarden US$ reichen bei Weitem nicht, um aufzuholen. Es ist zudem absehbar, dass diese beiden gestörten Menschen nicht lange zusammenbleiben werden. Das wird fatal enden, aber für Musk. Denn wenn der andere über alle Schalthebel der Macht verfügt, nützt alles Geld der Welt nichts.

Mit der Begnadigung der Kriminellen, die das Capitol stürmten, hat er in aller Klarheit bewiesen, dass ihm der Rechtsstaat schnurzegal ist. Wie dieser Belastungstest der Checks and Balances ausgehen wird, ist völlig unklar.

Die Welt marschiert Richtung Elektrifizierung, ob es dem Idioten passt oder nicht. Die Chinesen sind in jeder Beziehung führend. Sei es in der Stromproduktion (Solar, Wind, Atom), sei es bei der Speicherung und der Übertragung. Und bei der ganz grossen Anwendung Elektroautos sind sie ebenfalls Jahre voraus. Das wird den Chinesen ungeheure Softpower bescheren. Und real Power. Wenn sie es mit ihrer Technik fertigbringen, u.a. Afrika und Südamerika zu elektrifizieren, dann haben die US-Ölfritzen («drill, baby, drill») dort nicht mehr viel zu sagen. Und Die Chinesen werden dabei von weitesten Kreisen im Westen bewundert werden.

Absurde Nebenwirkung: die Chinesen würden einen historischen Fehler machen, wenn sie Putin stoppten. Denn Russland ist (noch) eine grössere Militärmacht als China, und bei der aktuellen Überlegenheit der USA (ihr Militärbudget ist so gross wie das der nächsten zehn Player zusammen) müssen sich Nummer zwei und Nummer drei zusammenschliessen. Vielleicht kommt dann auch noch Indien dazu, und so schafft er einen neuen Block, Traum von der Weltherrschaft ade.

Ach, und Europa? Dysfunktional, im Verhältnis zu seiner ökonomischen Macht ein politischer Zwerg, der sich mit der unseligen EU, wo nicht mal zusammenwächst, was nicht zueinander gehört, in einen Eunuchen verwandelt hat und als Gegenkraft zu Trump ausfällt.

Deutschland, die stärkste Wirtschaftsmacht, wird die nächsten Jahre damit beschäftigt sein, das Schlammassel wegzuräumen, das die rot-grüne Regierung mit einem Kinderbuchautor als Wirtschaftsminister angerichtet hat. Die FDP, als einzig einigermassen vernünftige politische Kraft verschwindet in der Versenkung.

Alleine der Zollkrieg («ich liebe das Wort Zölle») ist ausreichender Beweis, dass hier jemand an den grössten Schalthebeln der Welt sitzt, der völlig irrational handelt. Und er hat erst angefangen. Einziger Trost liegt darin, dass die Zukunft bekanntlich nicht vorhersehbar ist. Aber wie und woher Abhilfe gegen Trump kommen könnte, ist völlig ungewiss.

Wie immer bei solchen Disruptionen, wie das Modewort heisst, bewegen wir uns auf nicht kartografiertem Gebiet, ohne Kompass und in eine im schlimmsten Sinne des Wortes nicht prognostizierbare Richtung.

Mögest du in interessanten Zeiten leben; das chinesische Sprichwort erweist sich diesmal nicht als guter Wunsch, sondern als böser Fluch.

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Der Artikel erschien leicht gekürzt zuerst auf«InsideParadeplatz».

SoBli mit der Brechstange

Das ist doch etwas nassforsch.

Aus heiterem Himmel überraschte der «SonntagsBlick» den ZACKBUM-Redaktor René Zeyer mit dieser Mitteilung:

«Wir danken Ihnen für die Bestellung und begrüssen Sie herzlich im Kreis unserer Leserinnen und Leser.» Das wüsste ich aber.

«Bei vielen gehört der SonntagsBlick so selbstverständlich zum Wochenende wie der Butterzopf auf dem Frühstückstisch.» Oder sagen wir bei immer wenigeren.

Dann noch etwas Lockstoff: «Ihr Geschenk senden wir Ihnen sofort nach Eingang der Abo-Zahlung zu.» Gleichzeitig werden 169 Franken eingefordert.

So gerne man auch Geschenke hat: daraus wird nix. Das fängt damit an, dass ich mir keinen Zustand der völligen Unzurechnungsfähigkeit vorstellen kann, in dem ich ein SoBli-Abo bestellt hätte. Da der Brief von Zofingen abgeschickt wurde, kann ich mir höchstens vorstellen, dass beim Abwracken der Druckerei irgend was schief gegangen ist. Meine Adresse also von der Shit-List auf die «will ein Abo»-Liste geraten ist.

Oder vielleicht ist es ein verzweifelter Versuch, mit Cold Calls irgendwelche armen Schweine dazu zu bringen, die Rechnung unbesehen zu bezahlen.

Leider muss ich aber klarstellen, dass ich keinen Beitrag gegen den Leserschwund leisten kann und will. Mir reicht’s schon, wenn ich den Schrott ab und an lesen und verdauen muss. Dafür wäre eigentlich Schmerzensgeld fällig.

Ich schlage vor: in der gleichen Höhe, aber bitte monatlich. Auf Wunsch gebe ich gerne die Kontoverbindung an.

Freundliche Grüsse zurück und viel Glück auf dem weiteren Lebensweg. Ihr werdet’s brauchen.

Lichtblick

Hoffentlich schadet Bettina Weber dieses Lob nicht.

Solange (wie lange noch?) Arthur Rutishauser bei der «SonntagsZeitung» am Gerät ist, gibt es immer wieder kleine Perlen beim Abtauchen zu entdecken. Irgend ein Todesmutiger stellte das sogar beim Tagi online.

Anlass der Überlegungen von Weber ist eine absurde Idee, die der Stadtzürcher SP zusammen mit der AL und der Mitte kam und die im Gemeinderat durchkam: die Strassenprostitution im Langstrassenquartier Zürichs sei zu legalisieren. Die fände dort doch ohnehin statt.

Kontrastiert etwas mit der SP-Forderung, dass die Verkehrssignalisation auch weibliche Wesen zeigen solle, da die aktuellen suggerierten, dass der öffentliche Raum vor allem den Männern gehöre, merkt Weber spitz an.

Aber jetzt:

«Das hat zur Folge, dass die beliebte Ausgangszone für die weibliche Hälfte der Bevölkerung höchst amtlich zum Sperrgebiet wird. Die Teenagermädchen zum Beispiel, die dort mit ihren Freundinnen etwas essen oder trinken wollen, müssen dort fortan damit rechnen, gefragt zu werden, wie viel sie für einen Blowjob verlangen. Sorry, selber schuld, sie befinden sich nun mal im städtisch bewilligten Sexkaufgebiet, wo die Männer sozusagen Offerten einholen

Damit wäre also amtlich: «Die Frau als Ware, die der Mann kaufen und über die er befehlen kann

Kapitalismus überwinden, Patriarchat abschaffen? Im Prinzip ja, «obwohl sich die beiden in der Prostitution auf brutalste Weise potenzieren».

Andernorts beschreitet man den Weg, dass der Kauf von Sex bestraft wird, nicht das Angebot. Wie bei Drogen ist es offensichtlich, dass ein völlige Verbot sinn- und nutzlos ist. Allerdings herrscht auf beiden Gebieten organisierte und unorganisierte Kriminalität, werden vor allem ausländische Sexanbieterinnen (was für ein absurdes Korrektwort «Sexarbeiterinnen») ausgebeutet, misshandelt und um den grössten Teil ihrer Einnahmen beraubt. In zwei Jahren, wenn diese Entscheidung nicht umgestossen wird, mit amtlichen Gütesiegel.

Die Sonderberichterstatterin der UNO für Gewalt gegen Frauen und Mädchen (eine Institution, die nicht immer über jeden Zweifel erhaben ist), kommt zum eindeutigen Verdikt: Länder, die den Kauf von Frauen erlauben oder legalisieren, seien «Zuhälterstaaten». Zürich ist dann also eine Zuhälterstadt, auf Wunsch der Linken. Unfassbar, aber in Zeiten, wo so vieles aus dem Ruder läuft …

 

Tages-Anzeiger wieder einmal ‹brandaktuell›

Am Dienstagabend beglückte der Kopfblattsalat von Tamedia seine Leserschaft wieder einmal mit einem scheinbar lesenswerten Stück.

 

Von Thomas Baumann

Bergsteigerinnen im Interview: «Wir verbrachten 72 Stunden zusammengekauert auf Felsvorsprüngen»
Gezeichnet ist der Artikel von Nadine Regel.
Das Adrenalin der Leserschaft pumpt. Entsprechend verbirgt sich der Artikel hinter einer Bezahlschranke. Der sensationslüsterne Leser soll gefälligst blechen.
Eine kleine Recherche führt allerdings zutage, dass der Artikel bereits fünf Tage früher bei der Süddeutschen erschienen ist.
Also wie gehabt, einmal mehr Resteverwertung an der Werdstrasse. Das tut der Spannung allerdings keinen Abbruch: In einem Interview «schildert», gemäss Lead, die gerettete «Extrembergsteigerin» Fay Manners «ihre dramatische Rettung».
Diese hatte im Oktober 2024 zusammen mit einer «Kletterpartnerin» letztlich erfolglos, aber wenigstens mit glücklichem Ausgang, versucht, einen fast 7000 Meter hohen Berg im indischen Himalaja zu besteigen. Auf einer bislang noch nie begangenem Route immerhin, möglicherweise handelte es sich auch um einen bisher noch nie bestiegenen Nebengipfel.
Das Ganze ist also schon ein Weilchen her. Aber natürlich nie zu spät, die Leserschaft mit interessanten, bislang noch nie geteilten Einsichten zu überraschen, was sich auf solchen Höhen in Sturm und Eis an Dramatik bisweilen so abspielt.
Man erfährt so, dass auf 6400 Metern die schwierigsten Passagen schon überwunden waren, als ein Malheur passierte: Ein Stein löste sich, die Kletterpartnerin fiel ins Seil und der Stein durchtrennte im Fallen das Seil mit dem Rucksack der einen, so dass dieser auf Nimmerwiedersehen in die Tiefe rauschte.
Natürlich fragte die Interviewerin pflichtschuldig, was sich denn in dem verloren gegangenen Rucksack so befand. Die Antwort: Steigeisen und Eispickel der einen Bergsteigerin, das Zelt, das gesamte Essen und der Kocher. Übrig geblieben war nur noch ein einziger Schlafsack — für zwei.
Daraufhin schilderte die Interviewte, was daraufhin geschah: Sie setzten einen Notruf ab, am nächsten Morgen flog ein Rettungshelikopter mehrmals über sie hinweg, jedoch ohne sie zu entdecken.
Sie seilten sich also ab, fanden eine Wasserquelle, wo die Sonne etwas Eis geschmolzen hatte, so dass sie immerhin etwas zu trinken hatten.
Zu guter Letzt, noch weiter abgestiegen, wurden sie dann am vierten Tag von einer Gruppe Franzosen entdeckt und gerettet.
Ende einer dramatischen Expedition. «Wie haben Sie sich während dieser drei Tage in der Felswand gefühlt?» Antwort: «Abends war ich unterkühlt, zitterte ständig und meinem Körper fehlte die Energie, um mich bei dem schlechten Wetter warmzuhalten. Ich wusste, dass wir nicht ewig durchhalten würden.»
Damit hat es sich aber auch schon mit den dramatischen Schilderungen. Der Rest des Interviews widmet sich dann, wen überrascht’s bei der SZ, dem Genderthema, warum es so wenige Frauen am Berg gibt.
Bereits wenige Tage nach der Rettung, am 10. Oktober 2024 berichtete CNN über die Rettung: «‹Our dream became falling down the mountain›: American and British climbers stranded in the Himalayas for three days».
Darin erfährt man ebenfalls, was sich im abgestürzten Rucksack befand: Zelt, Kocher, Essen, Steigeisen und Eisaxt. Also exakt dasselbe wie im SZ-Interview.
Auch der Notruf, die erfolglosen Suchflüge, das Abseilen, das tropfende Eiswasser: alles bereits im CNN-Artikel rapportiert.
Und gar viel detaillierter, farbiger geschildert als in der Tagi-/SZ-Produktion. Während die Bergsteigerin im Tagi-/SZ-Interview ihren Zustand bloss mit «unterkühlt und zitterte ständig» beschrieb, sagte sie gegenüber CNN: «I was shaking so violently through the night that Michelle had to hold my legs to just try and keep me warm».
Auch erfährt man, dass sie noch zwei Energiestängel zum Knabbern hatten und die dehydrierte Nahrung (welche sie offenbar noch besassen) ohne Kocher nutzlos war. Die Liste liesse sich beliebig verlängern.
Alles in allem: Mehr Details, deutlich anschaulicher und packender geschildert — bereits vier Tage nach der Rettung. Das Tagi-/SZ-Stück mutet über weite Strecken bloss wie eine fade Zusammenfassung des CNN-Artikels an.
Da fragt sich bloss: Was soll ein solches sensationsheischendes ‹Interview› geschlagene dreieinhalb Monate nach den Ereignissen — ohne den geringsten Neuigkeits- und Erkenntniswert?
Das wissen wohl nur die SZ — und der Kopfblattsalat von Tamedia, welcher das abgestandene Stück seiner Leserschaft fünf Tage nach der SZ gar nochmals aufzutischen wagt.

Nieder mit Merz!

Ein wenig Statistik zur Illustration des Tamedia-Wahnsinns.

Manche, vor allem in den Verrichtungsboxen der Zentralredaktion des Tagi, mag das überraschen: Ein Bezahlmedium sollte dafür seinen Lesern etwas Wertiges bieten. Nachricht, Analyse, Einordnung, Aufbereitung. Statt Gerülpse und Meinung satt.

Schauen wir uns alles an, was in der vergangenen Woche unter dem Stichwort Friedrich Merz erschienen ist.

Es sind, Stand Montagmorgen, bei Tamedia 27 Artikel. Natürlich viele Doubletten dabei, da das Ganze in den Kopfblattsalat gespült wird. Einige Mütterchen: «Wie Friedrich Merz sich selbst eine Fall stellte, Merz scheitert überraschend mit Asylgesetz – trotz erneuter Hilfe der AfD, Merkel kritisiert Merz, Friedrich Merz macht einen kolossalen Fehler, Für ein strengeres Grenzregime nahm Friedrich Merz Stimmen der AfD in Kauf».

Fügen wir noch Alice Weidel, die Co-Chefin der AfD, hinzu: «Ex-AfD-Chefin Frauke Petry im Interview: «Wenn AfDler reden, geht es früher oder später immer um Hitler», «Die AfD ist sexbessen», «Noch problematischer ist der obsessive Fokus einiger Schweizer Medien auf Weidels «menschliche» Seiten – wie ihre kulinarischen Präferenzen oder ihre Naturliebe: Damit wird verschleiert, dass sie als Aushängeschild einer in Teilen rechtsextremen Partei fungiert.»

Wer sich das angetan hat, kann nicht ernsthaft behaupten, umfassend informiert worden zu sein. Gut, schlimmer geht immer. «Der Spiegel»: «Ein Mann sieht blau, Die Geister, die Merz rief, Der Mann darf nicht Kanzler werden, Zerreisst Merz die Union?, Er kann es nicht, Friedrich Merz fällt auf einen Psychotrick der AfD rein, Ein beschädigter Kandidat in einem beschädigten Land, Rechtsabbieger im toten Winkel, Maximaler Schaden für die Demokratie, Das Fiasko des Friedrich Merz, Blufft Friedrich Merz nur? Wie Friedrich Merz der AfD die Tür zur Macht öffnete, So darf Merz nicht weitermachen».

Fügen wir noch Alice Weidel hinzu: «Alice im D-Mark-Wunderland, So viel Hass, Ein Eiszapfen für Deutschland, Wo die AfD, da kein Plan».

Der Leser hat wohl die Botschaft verstanden. Schlimm ist, dass nicht nur Tagi und «Spiegel» unermüdlich warnen, raunen, denunzieren. Auch die meisten anderen Mainstream-Medien schwimme mit im Malstrom. Und niemandem all dieser Koryphäen fallen drei einfache Tatsachen ein oder auf:

  1. In einer Demokratie kann keine Partei verhindern, von wem Vorschläge von ihr Stimmen bekommen.

  2. Wie kann es sein, dass ein harter Eingriff ins deutsche Asylchaos zwar dringlich nötig ist, und hätte die AfD nicht dafür gestimmt, sogar als sinnvoll erachtet worden wäre. Aber mit ihren Stimmen verwandelt sich der Vorschlag in etwas Böses.

  3. Es wäre der SPD und den Grünen unbenommen gewesen, für diesen Vorschlag zu stimmen. Aber sie brachten das Kunststück fertig, lieber gegen die CDU (und die AfD) zu stimmen, ohne einen Gegenvorschlag zu haben, obwohl auch sie einräumen, dass Handlungsbedarf besteht.

Also halt weiter im Chaos als zusammen mit CDU und AfD dagegen. Der Gipfel der Absurdität, und der ist mit der Ablehnung des Gesetzes erreicht: der braune Sumpf der AfD muss nur etwas kürzer treten und die Partei muss alle Knaller wegstecken, die der «Spiegel» (und die SZ) vor den Wahlen noch zünden werden, dann fährt sie im Schlafwagen zum Wahlsieg (with a little help from my enemies).

In turbulenten Zeiten verlieren viele Massenmedien ihren Kompass – und jammern beim unvermeidlichen Leserschwund über die Arglist der Zeiten, gegen die man nicht ankomme. Irgendwie ähnelt der Tagi der Migros zurzeit; kein schöner Anblick, so viel geballte Inkompetenz der Führungsetage.