«Republik»: links überholt

Die Redaktion zerlegt sich selbst.

«Dieser Artikel ist Teil einer Artikelreihe des Republik-Magazins, welche jedoch nie erschien. Wir haben uns dazu entschlossen, die Artikel zu prüfen und fortlaufend zu veröffentlichen. Der Republik wurde die Chance gegeben, die Artikel selbst zu überarbeiten und zu veröffentlichen — dies lehnten sie aber ab.»

Das steht unter einem «Republik»-typisch länglichen Artikel über unhaltbare Zustände in der Gewerkschaft Unia. Nur ist die Artikel-Serie auf «barrikade.info» erschienen, nicht etwa in der «Republik».

Das Web-Magazin versteht sich als «eine offene Informations-Plattform, auf der alle Personen und Gruppen aktuelle Nachrichten, Analysen und Debatten aus einer emanzipatorischen und revolutionären Perspektive verbreiten können».

Dazu gehört seit dem 7. März, dass hier eine Artikelserie veröffentlicht wird, über deren Existenz in der Branche schon lange gemurmelt wurde. Denn es war bekannt, dass die «Republik» anlässlich der Affäre Burger in der mächtigsten aller Schweizer Gewerkschaften recherchiert hatte. Und beschloss, die daraus entstandenen üblichen 120’000 Anschläge in den Giftschrank zu stecken – und die Existenz der Recherche auch ZACKBUM gegenüber zu leugnen.

 

Nun ist es offensichtlich so, dass «barrikade.info» eher nicht in den Archiv-Server der «Republik» eingebrochen ist. Also muss ein mit dieser Entscheidung nicht einverstandener Mitarbeiter der «Republik» offenbar beschlossen haben, die Artikelserie anderweitig ans Tageslicht zu befördern.

Inzwischen sind alle vier Teile erschienen. Mediales oder sonstiges Echo: null. Das ist das Schicksal der meisten Artikel der «Republik», selbst wenn sie von ihr selbst veröffentlicht werden. Und was sagt das Organ der richtigen Denkungsart dazu, dass man ihm einfach Texte aus dem Archiv klaut?

Natürlich – nichts. Stattdessen braucht es die gemeinsame Anstrengung von Philipp Albrecht, Daniel Binswanger, Dennis Bühler, Lukas Häuptling, Priscilla Imboden und Karen Merkel (hier siegt das Alphabet in der Reihenfolge über Gender-Höflichkeit), um «Was sie sagten, was sie meinten, was sie verschwiegen» auf 15’288 A lähmend langweilig auszubreiten. Denn die Redaktoren haben sich gemeinsam die Pressekonferenz zur CS-Affäre angeschaut und erklären sie nochmals gaaaanz laaaangsam.

Dabei wäre es doch interessant zu wissen, was denn die «Republik» davon hält, dass sie selbst diese Langreportage einfach versenkte, dass sie nun doch das Licht der Welt erblickt und ob es sich hier nicht um einen zu ahndenden Diebstahl handle.

Es ist auf jeden Fall in der jüngeren Mediengeschichte der Schweiz einmalig, dass ein Organ eine Riesenrecherche veranstaltet, deren Existenz dann leugnet – und die offenbar schon geschriebene Version im Giftschrank einschliesst. Denn Kritik an allem Rechten, Bösen und jedem Vorkommnis, auf dem SVP draufsteht: jederzeit. Kritik an der linken Gewerkschaft Unia? Ähm, öhm, nun ja, also eher nicht.

Es ist ebenfalls einmalig, dass die in einem anderen linken Organ das Licht der Welt erblickt. Offenbar wusste die «Republik» um diesen Plan der «barrikade»-Macher – und tat das, was die «Republik» so gerne tut: wegschauen, ausblenden, ignorieren, hoffen, dass das schon vorbeigeht.

Ob das der Entwicklung dieser Zahl zuträglich ist?

6 Kommentare
  1. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    REBUPLIK jammert wegen Geldmangel und kann es sich lesten eine Artikelserie die einige 10’000 Fr. gekostet hat im Giftschrank zu dponieren nur weil er ihrer linken Klientel nicht passt. Zensur wie bei den Mainstreammedien. Wer ist der Walder beim Haus am Nuttenboulevard? Aber Beispiel das die Edelfedern sich Druck beugen, Rückgrat von Gummibärchen. Was die bescheuerten und hintergangenen VerlegerInnen dazu meinen?
    Interessante Frage auch wie ist der Bericht zum Gender*sternchenportal gelangt, warum wurden die AutorInnen nicht genannt?
    REPUBLIK und barrikade machen beim Wettstreit wer das peinlichste Medium ist mit? Beide auf Augenhöhe mit Tages-Anzeiger und BLICK!

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  2. Sam Thaier
    Sam Thaier sagte:

    Hier die selbstgerechten Grundsätze von barrikade.info:

    «Auf der Webseite werden keine Texte und Beiträge veröffentlicht, die Formen von Diskriminierung und Unterdrückung enthalten. Ebenfalls ist die Website keine Plattform für Parteipropaganda, Wahlkampf oder Mitgliederwerbung. Das Kollektiv erwartet die Nutzung des Gender*sternchens. In der Sprache drückt sich der latente Sexismus aus. Mit der ausschliesslichen Nutzung der männlichen Schreibweise wird das binäre Geschlechtersystem, sowie die patriarchale Gesellschaftsordnung untermauert. Mit dem Gender*sternchen wird dies in Frage gestellt und öffnet neue Perspektiven. Sprache ist etwas lebendiges und politisches, das Gender*sternchen sehen wir als einen wichtigen Schritt an, dem weitere folgen werden. Barrikade.info will spektrenübergreifend Inhalten Platz geben und damit einen respektvollen Austausch ermöglichen».

    *Mühsame* Deutungen ihrer «lebendigen» Geschlechtersystematik.

    Wieso werden die Pluralformen wie Leser, Zuschauer usw. eigentlich als generisches Maskulinum bezeichnet? Die Endung -er sagt doch einfach, dass hier jemand liest oder zuschaut, ohne ein Geschlecht zu implizieren. Deshalb sagen wir ja auch problemlos Zugersee oder Genfersee und nicht etwa Zugerinnen- und Zugersee oder Genfer:innensee.

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    • Rolf Karrer
      Rolf Karrer sagte:

      Auch barrikade.info im törrichten Genderrausch.

      Diese Absurdität an diesem Beispiel gut dargestellt Sam Thaier. Der Zugerinnen- und der Hallwilerinnensee. Auch der Sarnerinnensee und der Sempacherinnensee als neue Wortschöpfungen. Auch der Zürcherinnensee dürfte wohl spektrenübergreifend Inhalten Platz geben und damit einen respektvollen Austausch ermöglichen………..

      Blöd, Blödinnen – und Saublöd!

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