Schlagwortarchiv für: Schweigen

Realsatire: das dürfen Sie sehen …

Die NZZaS versucht sich in gnadenloser Veräppelung.

Immerhin, man muss es der NZZ lassen; sie hat zwei Mal die Fehlentscheidung des Zurich Zensur Festivals kritisiert, nach unverschämten Druck der ukrainischen Regierung und anonymen Pro-Ukraine-Stänkerern einen Dokumentarfilm über russische Soldaten an der Front aus dem Programm zu nehmen und die Autorin wieder auszuladen.

Ein veritabler Skandal – den die Mainstreammedien schlichtweg ignorieren. Weil er nicht ins Narrativ passt. Denn das Framing ist klar: Russland ist ein Zensurstaat, in dem abweichende oder gar oppositionelle Meinungen drakonisch verfolgt werden. Wird dort ein Dokumentarfilm gedreht, kann es sich nur um ein vom Kreml bezahltes Machwerk einer Sprechpuppe handeln, die absichtlich oder aus Dummheit eine geschönte Version der Wirklichkeit zum Besten gibt.

Dass der Film von Kanada finanziert und von namhaften Produzenten begleitet wurde, was soll’s.

Schliesslich verteidigen wir in der Ukraine unsere westlichen Werte gegen die slawischen Bolschewiken; Pardon, gegen den Iwan, der bekanntlich als Soldat  ausschliesslich ein «Kriegsverbrecher, Krimineller und Vergewaltiger» ist, wie das die ukrainische Regierung bekanntgibt.

Dass sie gleichzeitig die Zensur dieses Dokumentarfilms in Zürich fordert – und erreicht, ist ein Skandal. Passt aber nicht ins Framing von der Ukraine als Bestandteil des Wertewestens. Dass pro-ukrainische anonyme Pöbler die Gastfreundschaft der Schweiz so belohnen, dass sie sogar Todesdrohungen gegen Familienmitglieder von Mitarbeitern des Film Festivals ausstossen – und gegen dessen Leitung – auch das ein Skandal, der mit Schweigen beantwortet wird.

Dass nun aber die NZZaS launige Filmtipps unter dem Titel «Das müssen sie gesehen haben» gibt, das schlägt dem Fass die Krone ins Gesicht. Besser wäre die Formulierung gewesen: «Das dürfen sie sehen».

Der «Blick» berichtet immerhin, dass es hinter den Kulissen des Festivals hoch zu und her gehe. Nein, nicht wegen dieser feigen Zensur. 16-Stunden-Schichten, Konflikte wegen Handyrechnungen und Streit mit der Personalabteilung, über 20 Mitarbeiter hätten dem Festival in den letzten zwei Jahren den Rücken gekehrt, weiss der «Blick».

Und plaudert aus dem Nähkästchen: «Was manchen ZFF-Mitarbeitenden besonders sauer aufstösst: Ein Mitarbeiter, der für ein schwieriges internes Klima verantwortlich gemacht wurde, verliess das Unternehmen und wurde trotz Warnungen aus dem Team später wieder eingestellt.»

Richtig ist auch, dass es an der Spitze des Festivals einen veritablen Frauenverschleiss gab; neben dem unerschütterlichen Christian Jungen gaben sich vier Co-Leiterinnen die Klinke in die Hand. Allerdings darf sich im SoBli Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider mit Popcorn im Kinosessel ablichten lassen und Plattheiten von sich geben: «Man spielt nicht immer seine Wunschrolle». Ein Wort zu dem unverschämten Druckversuch der ukrainischen Regierung? Pustekuchen.

Und im Magazin der NZZaS, immer für abgehangene, olle Kamellen gut, darf Richard Gere über sein Lieblingsthema quatschen: der Dalai Lama (für Gere «seine Heiligkeit»)  und der Buddhismus und das Universum. Kostprobe: «Das Universum allein zählt, und es urteilt nicht.»

Offensichtlich befleissigen sich auch (fast) alle Schweizer Medien dieser universellen Weisheit. Nicht urteilen, einfach im Hier und Jetzt schweben. Die Gesinnungsblase störende Ereignisse einfach ausblenden. Es der kleinen «Weltwoche» überlassen, das Normalste der Welt zu tun: der anderen Seite Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben.

Alles Puzzlestücke, Mosaiksteine für ein grösseres Bild: die Begräbnisveranstaltungen zum Untergang der Mainstream-Medien. Selbstverschuldet, denn wer so mit leichter Hand sein wichtigstes Asset verspielt, hat’s nicht besser verdient.

Wenn Glaubwürdigkeit und Vertrauen schwinden, biegt man auf den Weg zum Friedhof ein.

 

Paula Scheidt spricht nicht mit jedem

Die neue Chefredaktorin des NZZ am Sonntag Magazin hat einen ganz schwachen Start.

Die erste Ausgabe nach der Sommerpause unter neuer Leitung war ein Totalflop. Der Tiefpunkt war ein rezykliertes Interview, das tags zuvor bereits in der NZZ erschienen war.

Peinlich wie der ganze Rest der Ausgabe. Nun legt Scheidt mit einem Typo-Titel nach, der an Unleserlichkeit schwer zu überbieten ist:

In ihrem zweiten Editorial betreibt sie das, was schlechte Journalisten am liebsten machen: Bauchnabelschau – im wahrsten Sinne des Wortes. «Ich erinner mich, wie ich im Frühjahr 2020 hochmotiviert ins Büro zurückkehrte …» Geburt von Zwillingen, Lockdown, Elternwerden, «die neue Wackeligkeit der Welt». Der Leser ist indigniert, dass er solche Einblicke serviert bekommt. Aber das ist nur die Einleitung zur Gruppentherapie, die Scheidt im Blatt auslebt: «Das Expertinnengespräch hatte für mich dann neben vielen erhellenden Momenten auch etwas Beruhigendes. Wie eine Therapiestunde …»

Die breitet sie dann über 31’487 A im Eigentherapieblatt aus. Drei Psychotherapeutinnen dürfen sich über die Befindlichkeit der Schweizer aussossen. Die richtige Lektüre an einem verregneten Sonntag, wo einem ein Spaziergang dagegen direkt erholsam vorkommt.

Selbst ein wunderbar ziseliertes Porträt des Ex-Bundesrats Ueli Maurer durch die Altmeisterin Margrit Sprecher vermag das umgebende Elend nicht zu lindern.

Den Vogel, und das ist nicht so leicht, schiesst mal wieder «Bellevue» ab. Diesen Titel muss man sich erst mal trauen:

«Meisterwerke vereint», nun ja. An der Wand hat’s wohl einige, die beiden Fussel-Mops vorne sollen angeblich Schuhe sein. Für die sich Salvatore Ferragamo in Grund und Boden schämen sollte.

ZACKBUM liefert exklusiv die Bezugsquelle, muss nur noch eingefärbt werden:

Noch einen drauf legt das hier:

Blöd bloss: diese Gaga-Popcorn-Kette gibt’s bei Acne Studios gar nicht …

Antworten von der Chefredaktorin übrigens auch nicht. Obwohl sie an die mitteleuropäische Regel des Anstands erinnert wurde, dass man auf eine journalistische Anfrage zu reagieren habe, schweigt sie verkniffen, obwohl die Fragen doch durchaus eine Antwort verdienten:

Ist das der neue Stil des Magazins unter Ihrer Leitung, dass Interviews, die tags zuvor in der NZZ erschienen sind, hier rezykliert werden?
Sie beginnen Ihr erstes Editorial mit der Behauptung, es hätte viel Anrufe, gar Briefe und E-Mails gegeben, weil das Magazin vermisst worden sei.
Sie können sicherlich quantifizieren, wie viele Meldungen das insgesamt waren. Und auch ein paar anonymisierte Beispiele von Briefen oder Mails vorweisen, zum Beleg.
Da drängt sich doch der Verdacht auf, dass es gar nicht so viele Vermisstmeldungen gegeben hat. Möglicherweise, schluck, keine einzige.
Also einen gröberen Fehlstart in überschaubarem Raum hat bislang noch kaum jemand hingelegt. «Wir wollen unseren Leserinnen und Lesern am Sonntag frische, oft unterhaltsame Perspektiven bieten und einen anderen Blick auf eine sich rasant verändernde Welt ermöglichen», lobhudelte NZZaS-Chefredaktor Beat Balzli noch. Dann legte er eine herausragende Fehlanalyse hin: «Paula und die Kollegen stehen für herausragenden Journalismus.»
Schnell stellte sich heraus: Paula (Scheidt), von der «Annabelle» eingewechselt, steht für Gähn- und Rezyklierjournalismus, duckt sich bei Fragen weg und betrachtet am liebsten den eigenen Bauchnabel. Was sie dann mit dem gequälten Leser teilt. Der eigentlich nur noch eines vermisst: die Einstellung dieser Fehlkonstruktion, dieser Karikatur eines Magazins.

Das Schweigen der Belämmerten

Israel ist ein heikles Thema. Zu heikel für viele Medien.

Es gibt Dumpfbacken, für die sind die Israelis schlichtweg «die Guten». Die dürfen dann auch alles Böse machen. Für andere ist jeder, der die Kriegsverbrechen Israels im Gazastreifen kritisiert, ein Antisemit. Die denunzieren sogar ein Model mit palästinensischen Wurzeln so massiv, dass ein Sportschuhhersteller es aus seiner Kampagne entfernt.

Wer Israel kritisiert, dem wird unterstellt, er legitimiere damit den barbarischen Überfall fundamentalistischer Wahnsinniger auf die Zivilbevölkerung und Besucher eines Musikfestivals.

Aber neben der Schlachterei im Gazastreifen gibt es noch ein weiteres Thema, um das viele nur auf Zehenspitzen herumtänzeln. Die israelische Siedlungspolitik in den besetzten Gebieten. Erschwerend kommt gerade hinzu, dass der Rücktritt von Joe Biden von der Präsidentschaftskandidatur so ziemlich alle Ressourcen bindet.

Da kann ein klares Urteil des Internationalen Gerichtshofs (IGH) doch glatt untergehen. Das höchste Gericht der UNO hat mit klaren Worten die Besetzung und Besiedelung palästinensischer Gebiete scharf verurteilt.

Lediglich der «SonntagsBlick» zitiert die Worte des «Gerichtspräsidenten Nawaf Salam (70): «Der Staat Israel steht in der Pflicht, seine unrechtmässige Anwesenheit in den besetzten palästinensischen Gebieten so schnell wie möglich zu beenden.» Insbesondere die Siedlungspolitik wird als klar rechtswidrig verurteilt, Israel müsse die rund 700’000 Siedler in den besetzten Gebieten zur Rückkehr auffordern.

Die Zerstückelung dieser Gebiete, die ungesühnten Verbrechen israelischer Siedler, die sich mit Mord und Totschlag unliebsamer Mitbewohner entledigen, all das ist ein trübes Kapitel israelischer Politik. Wie üblich verblendet reagierte der israelische Ministerpräsident Netanyahu, den bekanntlich nur die Immunität seines Amtes vor einem Knastaufenthalt bewahrt:

«Das jüdische Volk ist kein Besatzer in seinem eigenen Land. Keine Fehlentscheidung in Den Haag wird die historische Wahrheit verfälschen, sowie die Rechtmässigkeit der israelischen Siedlungen auf dem gesamten Gebiet unserer Heimat nicht angefochten werden kann.»

Der SoBli weist auch mutig auf die Frage hin, wie sich denn die offizielle Schweiz verhalten soll, deren Position eigentlich genau diesem Gutachten des IGH entspricht. Er zitiert einen «erfahrenden Diplomaten», natürlich anonym: «Cassis steht für Doppelmoral. Gegenüber Russland hält er das Völkerrecht hoch und ergreift sogar Sanktionen. Gegenüber Israel unterstützt er bislang das Gutachten des IGH nicht mit Nachdruck».

Überlebenskampf, Existenzkampf, die einzige Demokratie im Nahen Osten, umgeben und bedroht von Diktaturen oder von islamischen Wahnsinnigen. Neben Antisemitismus sind das die Totschlagargumente, mit denen jede Debatte über Selbstverschulden oder über mögliche Auswege niedergemacht werden.

Dabei ist es völlig klar, dass nur eine wie auch immer geartete Zweistaatenlösung die Chance auf Frieden verspricht. Dass Israel von Amokläufern umgeben ist, darf doch keine Entschuldigung dafür sein, selbst auch Amok zu laufen. Israel kann die Hamas nicht vernichten, und das ist nur der kleine Bruder der Hetzbolla, und die wiederum sind nur die Zöglinge Irans.

Dass islamische Fundamentalisten keine tragfähige Lösung für die Zukunft haben, ist eine Sache. Dass Israel auch keine hat, ist die andere, viel schlimmere. Dass ein Land, das Atomwaffen besitzt, nicht völlig besiegt werden kann, ist eine triviale Erkenntnis, die sowohl auf Russland wie auf Israel zutrifft. Darum herum zu eiern, bringt überhaupt nichts. Wobei die Gefahr im Nahen Osten viel grösser ist als in der Ukraine.

Da sich Israel mit seiner Invasion des Gazastreifens – ohne die formulierten Kriegsziele auch nur ansatzweise zu erreichen – immer mehr ins Eck manövriert und an internationaler Unterstützung verliert, ist hier die Gefahr des Einsatzes von Atomwaffen ungleich höher als in der Ukraine. Und offenbar müssen die von der Gegenseite bald nicht mehr aus Pakistan importiert werden, sondern der Iran ist selbst zur Herstellung in der Lage.

Damit wäre dann Israel nicht mehr der Hegemon als alleiniger Besitzer; der Nahe Osten wird vom Pulverfass zum atomaren Pulverfass.

 

Dröhnendes Schweigen

Ex-Bundesrichterin, grün, kritisch. Aber in die falsche Richtung.

Zunächst wollte Philipp Gut sein Mütchen an ihr kühlen. An der Kanti Baden habe «Klimapropaganda» stattgefunden, unter Teilnahme lauter Befürworter der Verurteilung der Schweiz im Klimaprozess in Strassburg.

Aber die «Weltwoche» pflegt noch Rede und Gegenrede. Also durfte die ehemalige Bundesrichterin Brigitte Piffner ebenfalls in der WeWo richtigstellen: «Ich vertrete die Auffassung, dass der EGMR zunehmend ins Gebiet der Politik hineinfunkt; das ist nicht seine Aufgabe.» Das habe sie auch in Baden unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.

Reaktion ihrer politischen Bundesgenossen: fassungsloses Schweigen. Da sagte sich Rico Bandle von der «SonntagsZeitung» als Einziger: das will ich genauer wissen – und interviewte Pfiffner ausführlich. Schöner Titel: «Grüne Alt-Bundesrichterin kritisiert Urteile gegen die Schweiz scharf».

In der Tat:

«Ich habe zwei der letzten Urteile des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, die die Schweiz betreffen, sehr intensiv studiert: jenes zu den Klimaseniorinnen und jenes zum Racial Profiling (Diskriminierung eines Dunkelhäutigen bei einer Polizeikontrolle, Anm. der Red.). Beide sind aus meiner Sicht juristisch nicht haltbar.»

Und noch schlimmer: «Ich bin zwar eine Grüne, in diesem Punkt muss ich Albert Rösti aber recht geben. Das Gericht überschreitet klar seine Kompetenzen, wenn es Gesetzgebung und gar Volksabstimmungen eines Landes übersteuert.»

Auch das Urteil zum Thema Racial Profiling, in dem die Schweiz unterlag, wird von Pfiffner hart kritisiert. Wohlgemerkt auf einer rein juristischen Ebene; politischen Wertungen enthält sie sich, ihr geht es als Juristin in erster Linie darum, dass sich hier ein Gericht unglaubwürdig macht und somit seine normsetzende Kraft verliert.

Bandle fragt auch das Urteil gegen den AfD-Brandstifter Höcke ab, der wegen der in Deutschland verbotenen Verwendung nationalsozialistischer Zeichen oder Sprüche verurteilt wurde. Auch hierzu hat Pfiffner eine klare Meinung, mit der sie nicht hinter dem Berg hält:

«Ich kann und möchte nicht über die Gefährlichkeit der AfD urteilen. Was ich aber sagen kann: Wenn ein Gericht gegen eine Partei mit 20 bis 30 Prozent Wähleranteil vorgeht, so hat das Land ein grosses staatspolitisches Problem. Ich würde für grösstmögliche Zurückhaltung plädieren. Gerichte sind nicht da, um in die Politik einzugreifen.»

Nun könnte da ein anderer ausgewiesener Fachmann vielleicht anderer Ansicht sein. Nun müsste eigentlich die Grüne Partei und alle, die das Strassburger Urteil lauthals begrüsst und abgefeiert haben, zu dieser Ansicht aus berufenem Mund etwas sagen.

Während Pfiffners Auftritt in der WeWo noch indigniert totgeschwiegen wurde (falsche Plattform), konnte das Interview in der SoZ nicht einfach vom Tisch gewischt werden. Wie immer, wenn die SDA einen Inhalt aufnimmt, gab es Echo in den übrigen Medien. Dort wurde schlichtweg die SDA-Zusammenfassung referiert, Berichterstatterpflicht.

Und sonst? Schweigen. Tiefes Schweigen. Indigniertes Schweigen. Debatte, Streitkultur, Gegenworte? Ist schon lustig: wozu das angebliche Sprachrohr der Putin-Versteher, das rechtspopulistische Monolautsprecher-Organ von Blochers Gnaden fähig ist, nämlich Widersprüche zu (fast) allem zuzulassen, dazu ist die versammelte grünlinke Intelligenz nicht in der Lage.

Kommt halt davon, wenn man in seiner eigenen Gesinnungsblase unter Luftabschluss verfault. Da wird jeder Hauch Frischluft ignoriert, wenn er aus der falschen Ecke kommt. Kommt er aus der eigenen, wird er auch ignoriert. Stürmt’s, dann ist doch höchstens gut für die Windräder. Aber Debatte? Kä Luscht.

Gutmenschen-Bruchlandung

Das bis übers Dach subventionierte Theater am Neumarkt fliegt auf die Nase.

Das ist vielleicht peinlich. Die Neumarkt-Crew von kurzsichtigen Gutmenschen, die nicht mal mit ihrem Islam-Problem personell fertigwerden, hatte sich schwer für den Berufsschläger Brian K. in die Brust geworfen.

Eigene Webseite, zugemüllt mit den üblichen Solidaritätsslogans, aber leider am falschen Objekt ausprobiert. Der Mann mit dem ungelösten Gewaltproblem werde «kommerziell und politisch ausgeschlachtet». Er sei in einer «Dauerschleife von Gewalt und Repression gefangen». Und dann:

«#BigDreams hat sich zur Aufgabe gesetzt, diese Missstände öffentlich zu verhandeln. Wir sind eine diverse Gruppe von Aktivist*innen, Expert*innen, Wissenschaftler*innen und Künstler*innen. Unsere Präsenz rund um den Prozess ist der Prolog einer weitreichenden Auseinandersetzung mit strukturellen Missverhältnissen in unserer Demokratie

In Wirklichkeit handelt es sich hier um ein strukturelles Problem von Flachdenkern und aufgeregten Pseudo-Protestlern. Die sich selbst ein Hassobjekt ausgesucht haben:

So wackelig wie der Reim ist auch die Begründung: «Deswegen machen wir mit diesem Schundblatt kurzen Prozess. Werde ein Sidekick im Kampf Brian vs. BLICK und hilf mit zu verhindern, dass was Brian passiert ist noch einmal passieren kann.»

Also ist der «Blick» daran schuld, dass der einschlägig Vorbestrafte seinen kurzen Ausflug in die Freiheit dazu benützt hat, mal wieder ein Problem mit brutaler Gewalt lösen zu wollen? Nicht das, was Brian passiert ist, hat sich wiederholt, sondern Brian ist wieder passiert.

Aber im Shop sind immer noch lustige Produkte für nicht wenig Geld zu kaufen (ZACKBUM schwört, dass das keine KI-Erfindung ist, denn dafür ist es einfach zu blöd):

Einmal ein «Printed T-Shirt» für schlappe 30 Franken, dann die «Custom Made Action Figure (25 cm)» für stolze 150 Franken. In Wirklichkeit benützt der Schläger aber keine weissen Boxhandschuhe …

Inzwischen hat das Theater am Neumarkt die «grossen Träume» schön im Archiv versteckt. Wenn man in der grossmäuligen Pressemappe von damals blättert, hat man mehrfach das Gefühl, als würde man in ein nasses Handtuch beissen, so peinlich ist das Geschwafel:

«Wenn Brian im Gefängnis stirbt, stirbt die Demokratie. Laut dem UNO Sonderberichterstatter wird Brian im
Gefängnis gefoltert. Wie kann und muss eine demokratische Gesellschaft darauf reagieren? Dieser Frage geht das Projekt #BigDreams mit den Mitteln der Kunst in fünf Akten nach

Zum Brüllen komisch ist auch die Einlassung der «Rassismusexpertin» Rahel E-Maawi:

«Für mich ist der Fall nur intersektional lesbar, in der Überschneidung von Geschlecht, Migration und Race. Es ist alles sehr maskulin und rassisiert stereotyp aufgeladen. Man traut Brian auch nur solches Verhalten (Gewalt) zu, also kann er auch nur das. Und auch er selbst bedient diese Stereotypen, was wiederum das Einzige ist, was Öffentlichkeit interessiert und verstanden wird.»

Was labert man nicht alles, um sich kurz im Licht der medialen Öffentlichkeit aalen zu dürfen.

Nachdem Brian nun wieder zum Schutz der Gesellschaft (und wohl auch vor sich selbst) weggesperrt ist, wird das «Künstlerkollektiv» auf Anfrage von seinem Hassorgan «Blick» sehr, sehr schmallippig: «Das Kollektiv #BigDreams hat sich entschieden, sich im Moment nicht öffentlich zu Wort zu melden

Das ist ein weise Entscheidung, bevor es sich mit noch mehr Unsinn noch lächerlicher macht. Aber es japst dennoch nach: «Man sei mit der Blick-Berichterstattung zur jüngsten Brian-Eskalation nicht einverstanden.»

Brian-Eskalation? Das ist ein Super-Ausdruck. Wenn jemand aus dem Nichts auftaucht und einem anderen so die Fresse poliert und sich dabei filmen lässt, wie er brutal auf den Niedersinkenden weiter einschlägt, dann ist das für Neumarkt-Schönplauderer eine «Brian-Eskalation». Wahrscheinlich hat ihn die Lektüre des «Blick» dazu getrieben.

Auch ZACKBUM kritisiert das Blatt mit dem Regenrohr im Logo regelmässig. Aber wir kämen nie auf die Idee, deswegen jemandem mehrfach ins Gesicht zu schlagen. Niemals. Nicht einmal den Volltrotteln vom Kollektiv «Big Dreams», die gerade geplatzt sind und einen ganz üblen Geruch hinterlassen.

Was auch hier, wie bei Journalisten, mehr als auffällig ist: wenn es sich als absoluter Schwachsinn herausstellt, was man in die Öffentlichkeit gepupst hat, dann könnte man sich doch wenigstens dafür entschuldigen. Den Fehler eingestehen. Irren ist menschlich, usw.

Aber nein, grosse Töne, zerschellen die an der Realität, gilt «the rest is silence». Das mag bei Shakespeare grossartig sein, in der Wirklichkeit ist es nur erbärmlich peinlich.

Spitzel-Süddeutsche

Und was sagt Tamedia zum Skandal?

Tamedia ist dauererregt, wenn es um Überwachung oder Bespitzelung in Unrechtsstaaten geht. China, Russland, furchtbar.

Wenn die Kollegen von der «Süddeutschen Zeitung» bespitzelt werden? Skandal! Skandal? Kein Skandal. Denn sie wurden von der eigenen Redaktionsleitung ausgeforscht.

Oder wie nicht nur der «Spiegel» hämisch berichtet: «Die Chefredaktion der »Süddeutschen Zeitung« hat E-Mails und Telefonverbindungen ihrer Mitarbeiter nach Kontakten zum Branchendienst »Medieninsider« durchsuchen lassen, nachdem Informationen aus einer internen Redaktionskonferenz von diesem veröffentlicht worden waren.»

Worum geht’s? Nun, die stellvertretende Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid steht im Plagiatsverdacht. Die Vielschreiberin aus Österreich haut gerne dem deutschen Bundeskanzler Scholz eins über die Rübe und weiss – gut eingewöhnt in Deutschland – sowieso alles besser.

Nun räumte die Chefredaktion der SZ intern ein, dass die Dame mit dem lustigen Doppelnamen tatsächlich einen «fehlerhaften Umgang» mit fremden Textstellen pflege. Das ist nun oberpeinlich, weil die ja wohl doch Vorbild sein sollte. Allerdings war der Chefreddaktor Wolfgang Krach schnell mit der Behauptung zur Stelle, es handle sich hier um – was sonst – eine «Kampagne» gegen die SZ. Das Allerweltsschlagwort, wenn einem nichts Besseres einfällt.

Nun hat ein deutsches Pendant zu ZACKBUM namens «Medieninsider» diese Affäre ans Licht gebracht. Und die haltlosen Behauptungen des Chefredaktors. Das fand nun die SZ überhaupt nicht lustig. Nein, nicht das Fehlverhalten von Föderl-Schmid, auch nicht den schwachen Auftritt von Krach. Sondern: Wer war das? Wer hat diese Interna an den «Medieninsider» durchgestochen?

Hier sei «das Herz einer Redaktion abgehört» worden, fabulierte die SZ weiter, und «das können wir nicht hinnehmen», polterte Krach und macht die Sache noch schlimmer. Denn es wurde nicht abgehört, es wurde schlichtweg ein Vorgang, der den Leser der SZ interessieren sollte, ans Licht der Öffentlichkeit gebracht.

Aber nun wird’s aschgrau. Was macht die Chefreaktion der SZ? Sie hat doch tatsächlich Telefon- und Maildaten ihrer Mitarbeiter durchsucht. Das ist nun nicht unbedingt illegal, wenn das in den Anstellungsverträgen ausbedungen wird. Denn der Verlag ist der Besitzer dieser Kommunikationsmittel.

«Redaktionsausschuss, Betriebsrat und Chefredaktion sind sich einig, dass der Schutz des Redaktionsgeheimnisses für unsere Arbeit unabdingbar ist. Deshalb steht es für uns außer Frage, dass wir Kolleginnen und Kollegen, die das Redaktionsgeheimnis verletzen, versuchen ausfindig zu machen.»

Das ist schon mal schräg, wenn man bedenkt, dass die SZ schon x-mal zu diesen internationalen Konsortien gehörte, die gestohlene Geschäftsunterlagen als Hehlerware merkantilisierten und zu «Leaks» und «Papers» umlogen. Da ist’s erlaubt im Sinne der Aufdeckung, aber im eigenen Hause? Pfuibäh.

Dann wird’s noch ganz schräg:

«Die ›Süddeutsche Zeitung‹ toleriert keinerlei Angriff auf den Schutz der Pressefreiheit, weder von außen noch von innen.»

Es soll ein Angriff sein, wenn ein Medienorgan darüber berichtet, wie die Kritik an einem Fehlverhalten eines Mitglieds der Chefredaktion intern abgebügelt wird?

Aber das Sahnehäubchen ist: auch diese Bespitzelungsaktion wurde an «Medieninsider» berichtet. Die SZ ist nicht ganz dicht. Schlechte Nachricht für alle, die sich mit einer vertraulichen Information unter Quellenschutz an das Organ wenden wollen.

Inzwischen sind noch weitere Vorwürfe gegen Dr. Föderl-Schmid erhoben worden. Sie habe möglicherweise auch bei ihrer Dissertation nicht sauber gearbeitet. Als Konsequenz hat sie sich (bzw. wurde sie) «aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen», was immer das bedeuten mag. Von einer «Kampagne» ist offenbar nicht mehr die Rede.

Ach, was hat das mit der Schweiz zu tun? Na, der Qualitätsmedienkonzern Tamedia übernimmt bekanntlich grosse Teile seines Inhalts aus München. Ausland, Wirtschaft, Kultur, usw. Immerhin erspart das häufige Auftritte von Nora Zukker. Aber sonst? Erspart das dem Schweizer Leser nichts, wenn er gezwungen wird, die Welt durch deutsche Augen zu sehen.

Nun stellt sich noch heraus, wie es so intern beim Qualitätsorgan in München zugeht. Wie sich die Chefredaktion einigelt, wird einer der ihren kritisiert. Und wie die Chefredaktion sich nicht scheut, die eigenen Mitarbeiter zu bespitzeln.

Ein Doppelschlag ins Wasser. Der «Maulwurf» wurde nicht gefunden, auch die peinliche Aktion kam ans Tageslicht. Und der Tagi? Das «Recherchedesk»? Wo bleiben Brönnimann oder Zihlmann? Wo bleibt die harsche Kritik? Wo bleibt die Winzmeldung? Ist das wieder peinlich …

Selektive Wahrnehmung

Die Qualitätsmedien im weiteren Niedergang.

«Hunderttausende bei propalästinensischer Grosskundgebung in London», berichtet die deutsche «Tagesschau». «Festnahmen in London: 300’000 Menschen bei Pro-Palästina-Demo», berichtet das ZDF. «Hunderttausende Menschen auf propalästinensischer Demonstration», berichtet «Zeit online».

Immerhin: «300’000 Menschen in London bei pro-palästinensischer Demo», berichtet «20 Minuten». Ebenso «watson».

Nun zu den Qualitätsmedien. Tamedia: nichts. NZZ: nichts. CH Media: nichts. «Blick»: nichts. Das Blatt mit dem Regenrohr im Titel macht noch weniger als nichts:

Der Schriftstellerdarsteller hat extra ein noch grimmigeres Foto anfertigen lassen, das nun schwer steigerbar ist.

So grimmig das Antlitz, so grimmig die Worte. Zum Schutz des Lesers sind sie immerhin hinter einer Bezahlschranke verborgen. Aber ZACKBUM kennt keine Furcht: «… unerträgliche, unannehmbare Entwicklung … Was sie zu einer Schande macht … Antisemitismus ist kein Randphänomen … Der Hass auf Juden bietet sich als Lösung an … werden instrumentalisiert zu reinen Stellvertretern eines feindlichen Systems … In den marxistischen Klassikern ist Antisemitismus eine Konstante … üblichen Täter-Opfer-Umkehr … », es ist verblüffend, wie Lukas Bärfuss eine hohle Worthülse auf die andere stapelt, ohne dass es ihm auffällt.

Aber seine Spezialität ist ja das Dunkle, Unverständliche: «Der Begriff «Schulmedizin» ist gang und gäbe und wird nicht nur von Impfgegnern und Homöopathen verwendet, obwohl seine antisemitischen Konnotationen hinlänglich untersucht sind.» Hä? Die Einleitung, um plötzlich gegen Esoterisches, gegen Rudolf Steiner vom Leder zu ziehen: «Die esoterische Praxis kann nicht von der Ideologie getrennt werden. Wer obskure, antisemitisch grundierte Ideen in der Landwirtschaft, in der Kosmetik oder bei der Erziehung seiner Kinder gutheisst, wird sie in der Politik nicht von vornherein zurückweisen.» Hä?

Noch schräger wird es, wenn die Karikatur eines Schriftstellers sich mit der Sprache beschäftigt, die er konsequent misshandelt, missbraucht, quält: «Die deutsche Sprache ist versetzt mit Begriffen, die sich gegen jüdische Menschen richten. «Mauscheln» und «schachern» gehören dazu. Auch hier braucht es Aufklärung – und sie muss stetig, nachhaltig und unaufhörlich sein.»

Vielleicht sollte sich Bärfuss mal mit dem Begriff Etymologie vertraut machen, aber das ist für einen so grimmig dreinschauenden Menschen wohl auch schon irgendwie antisemitisch.

Hat der Büchner-Preisträger eigentlich auch Lösungsvorschläge? Aber ja, einen sehr praktikablen sogar:

«In einer Demokratie hat niemand das Recht, auf den Staat, auf die Wirtschaft, auf die Institutionen zu warten. Das Einschreiten gegen Judenhass ist Bürgerpflicht. Wer Antisemitismus sieht oder hört, muss einschreiten, laut werden, Solidarität zeigen – und zwar jetzt, hier, immer.»

Einschreiten, laut werden, Solidarität zeigen. Da ist ZACKBUM aber mal gespannt, wie das geht, wie das von Bärfuss selbst praktiziert wird. Wer ihn beim Einschreiten, Lautwerden oder Solidaritätzeigen beobachtet, bitte sofort an ZACKBUM melden.

Da war doch noch was?

Die schwindsüchtigen Medien können kein Multitasking.

Eigentlich ist der ukrainische Präsident Selenskyj fast zu bedauern. Da ist er extra nach Brüssel gereist, wird dort auch mit allem Brimborium empfangen, fordert wie immer mehr Geld und mehr Waffen, kann das sogar auf Englisch sagen – aber irgendwie verhält sich die Öffentlichkeit so wie der Teenager, der so tut, als würde er dem Vater zuhören, während er in Wirklichkeit seine Social Media Kanäle überprüft.

Richtig Schlagzeilen macht das nicht.

Dabei verging doch bis zum vorletzten Samstag kein Tag, an dem nicht neue Theorien über die Erfolge (oder Misserfolge) der ukrainischen Offensive aufgestellt wurden. Besonders blamiert hat sich dabei der ETH «Militärökonom» Marcus Keupp. Die «Weltwoche» haut ihm um die Ohren, dass er im November 2022 einen furchtbaren Fehler machte. «Russland wird den Krieg im Oktober verloren haben», wagte er eine Prognose mit Zeitangabe. Schwerer Fehler, so vom Oktober 2023 aus gesehen. Könnte man meinen. Der Nachfrage nach seinem «Expertenwissen» hat das aber keinen Abbruch getan.

Schade, früher wurde der Seher, der sich mit seiner Prognose getäuscht hatte, mit Schimpf und Schande in die Wüste geschickt – wenn er den Zorn seiner Gläubigen überlebte. Heute darf Quatschkopf Keupp einfach weiterfaseln. Sicher bald über Israel, Vorläufig diagnostiziert er aber eine «Woche des russischen Blechhaufens». Endlich wissen wir, woher der Ausdruck «Blech reden» kommt …

Aber das macht alles nix, die Ukraine ist einfach nicht sexy im Moment.

Das gilt aber eigentlich immer für die Schlachtereien in Gegenden der Welt, die nur von Schwarzen bewohnt werden, die nicht auf bedeutenden Rohstoffen hocken. Das gilt auch für Myanmar, wo die Militärdiktatur immer mal wieder ein Massaker an den Rohingya verübt. Das gilt für Afghanistan, wo nach Nachbeben ganze Landstriche völlig verwüstet sind, Tausende von Menschen gestorben und Hilfe nur ganz schwer zu den Einsatzorten gelangt, weil die Infrastruktur inklusive Strassen verkommen ist.

Das gilt für Millionen von Frauen, die in einer der wohl grausamsten und brutalsten Riten, die es gibt, verstümmelt werden. Rund 200 Millionen Mädchen und Frauen sollen nach Schätzungen weltweit beschnitten worden sein. Ihnen wurde mit oftmals primitivsten Werkzeugen die Klitoris ohne Betäubung herausgeschnitten.

In rund 30 Ländern Afrikas und des Nahen Ostens sowie in einigen Ländern Asiens und Lateinamerikas wird Genitalverstümmelung praktiziert. Im Sudan oder in Guina zum Beispiel sind über 90 Prozent aller Frauen verstümmelt; beschnitten kann man das nicht nennen.

Damit soll die Libido der Frau verringert werden und sichergestellt, dass sie vor der Ehe keine sexuellen Beziehungen hat und währenddessen treu bleibe. Wer das durchführt, duldet oder gar befürwortet, ist ein Verbrecher. Erfreut sich aber des weitgehenden Desinteresses der westlichen Medien.

Dann gibt es die lange Liste von korrupten, menschenverachtenden und ihre Bevölkerung in Armut haltenden Diktaturen oder Regimes, die aber eine Eigenschaft haben, weswegen sie mit Nachsicht rechnen können. Sie sind dem Westen zugetan und lassen westliche Transnationale mehr oder minder ungehemmt die Rohstoffe ausbeuten, die das Land hergibt.

Natürlich möchte kein Medienkonsument von morgens bis abends mit solchen Meldungen beschallt werden. Das wäre ja nur mit Aufhellern oder grösseren Mengen Alkohol zu ertragen.

Aber diese repetitiven, um die gleichen Fakten und Bilder herummäandernde Berichterstattung über das Grossereignis des Tages, der Woche, gar des Monats, das ist mindestens so schwer zu ertragen. Genau wie die sehr selektive Auswahl, was denn nun gerade der Riesenrumms ist.

Aber nicht nur das Gelärme ist schwer zu ertragen, auch das Schweigen ist oftmals widerwärtig. Während ein paar Todesmutige versuchen, noch etwas Verständnisvolles über die Hamas zu sagen, haben sich alle Palästinensertuchträger, alle Lagerbesucher, alle Solidaritätsredner mit der palästinensischen Sache in ihre Löcher verkrochen und hoffen, dass man nicht an alte Aussagen von ihnen erinnert.

Nicht minder widerlich ist das kollektive Schweigen aller Kampffeministinnen. Geht es darum, die vermeintlichen Untaten eines Pop- oder Filmstars zu beklagen, dann sind ganze Chöre unterwegs, die sich vor Entrüstung nicht mehr einkriegen. Ungeachtet, ob die Vorwürfe auch nur einen Hauch von Plausibilität haben.

Nun hat es mehr als einen Hauch von Plausibilität, dass die Hamas-Horden in Israel nicht nur getötet haben, sondern auch massenhaft vergewaltigt. Nur: da schweigt das «#metoo»-Lager stille. Selbst bei angeblichen russischen Vergewaltigungen erhebt sich noch Protest, aber hier? Bislang null.

Das gilt im Übrigen auch für die islamischen oder islamistische Organisationen in der Schweiz. Natürlich wird die Gewalt verurteilt, ungefähr so butterweich wie vom Palästina-Freund Fabian Molina die «Gewalteskalation». Aber eine klare Aussage dazu, ob sich die Hamas zu Recht auf den Islam, auf den Koran beruft oder nicht? Schweigen.

Wie dichtete Bertolt Brecht in anderen Zeiten, in unseren nicht mal so fernen Zeiten an die Nachgeborenen:

«Was sind das für Zeiten, wo
Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!»

Nur: vielleicht wollen die Klimakleber über Bäume sprechen, aber die anderen wollen lieber über alles schweigen, was ihnen nicht zupass kommt. Wie armselig.

Das Schweigen der NZZ

Etwas unerwartet, aber bezeichnend für den Zustand der Medien.

Journalisten erwarten, dass Medienstellen ihre Anfragen beantworten. Journalisten erwarten, dass das innerhalb der gesetzten Frist erfolgt. Wird nicht geantwortet, sind Journalisten sauer.

Einfach nicht antworten, das greift immer mehr um sich. Patrizia Laeri, Hansi Voigt, Jolanda Spiess-Hegglin, Aline Trede, (fast) alle Stiftungsräte von «Netzcourage», Swissaid: öffentlich ausgeteilt und behauptet wird gerne. Eingesteckt und beantwortet weniger gerne.

Nun reiht sich auch die NZZ ein. Im Zusammenhang mit dem bedenklich schlechten Stück ihres Mitarbeiters Ueli Bernays, einem völlig missglückten Denunziationsartikel, der auf die Unschuldsvermutung und die meisten journalistischen Regeln pfeift, bekam die Medienstelle diese Anfrage von ZACKBUM:

Der Titel über dem Artikel von Ueli Bernays lautete ursprünglich:
«Till Lindemann und Rammstein: Aus dem Künstler ist ein Täter geworden».
Der wurde nachträglich geändert in:
«Till Lindemann und Rammstein: Was ist Tat, was ist Fiktion?».
Dazu habe ich folgende Fragen:
1. Wie ist es möglich, dass der erste Titel mit einer ungeheuerlichen Unterstellung durch alle Kontrollinstanzen der NZZ rutschte?
2. Unbelegte Vorverurteilung, Missachtung der Unschuldsvermutung, Übernahme von Behauptungen anderer Medien ohne die geringste Eigenrecherche; ist das das Niveau, dass die NZZ einhalten möchte?
3. Normalerweise werden solche nachträglichen Eingriffe (deren gab es auch im Lauftext) transparent kenntlich gemacht, weil der spätere Leser die Veränderung nicht bemerkt. Wieso macht das die NZZ nicht?
4. Hat dieser Vorfall für den verursachenden Redaktor arbeitsrechtliche Konsequenzen? Schliesslich ist er Wiederholungstäter (Stichwort Roger Waters).
5. Im Text von Ueli Bernays heisst es:
«Ob es sich dabei um einvernehmlichen Sex gehandelt hat, ist kaum zu eruieren. Jedenfalls gab es kaum ein klares Ja.»
Das ist nun ein wörtliches Zitat aus dem entsprechenden Artikel der «Süddeutschen Zeitung», das aber nicht als Zitat gekennzeichnet ist. Handelt es sich hier nicht auch um einen journalistischen Faux-pas, der öffentlich korrigiert werden müsste?
Berechtigte Fragen, deren Bote ZACKBUM lediglich ist. Denn die Peinlichkeit hatte ja die NZZ publiziert; keine der Fragen ist ehrenrührig, unziemlich oder unanständig.
Unanständig ist hingegen, sie einfach mit Missachtung zu strafen. Antwortfrist verstreichen lassen, nicht einmal auf eine Nachfrage reagieren. Die üblen Verhaltensweisen von anderen kopieren. Wenn schon niveaulos, dann richtig, sagt sich wohl die alte Tante.

Tamedias tiefes Schweigen

Die Tx Group in Österreichs Korruptionssumpf?

Immerhin gibt es noch etwas Konkurrenzkampf im Schweizer Mediensumpf. So böllerte CH Media am 6. April:

Felix Austria, kann man nur sagen. Denn dort löst ein saftiger Skandal den nächsten ab, so geht das schon seit Jahren und Jahrzehnten.

Immer wieder für Schlagzeilen sorgt der gefallene Politstar und Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz. Denn dessen kometenhafter Aufstieg scheint mit einigen Hilfsraketen erfolgt zu sein, deren Verwendung – selbst für österreichische Verhältnisse – nicht ganz legal war.

Wie es sich für die Wiener Kaffeehaus-Klatschkultur gehört, gibt es einen Mitarbeiter, der auspackt. Der langjährige Kabinetts-Chef Thomas Schmid lässt die Justiz seine rund 300’000 Nachrichten auf dem Handy auswerten. Und dabei kommt Kunterbuntes heraus.

Zum Beispiel, dass die Gratis-Zeitung «heute» (und nicht nur sie) den damaligen Bundeskanzler im besten Licht darstellte, als Gegenleistung für grosszügige staatlich bezahlte Inserate. Das betrifft auch die berüchtigte «Kronen Zeitung». Beide Blätter gehören zum Imperium der Dichands, seit Jahrzehnten die gekrönten Zeitungskönige in Österreich. Hans Dichand begründete das Imperium, das seit dessen Tod im Jahr 2010 von seinem Sohn Christoph Dichand und dessen Ehegattin Eva regiert wird.

Das Ganze wird nun sehr österreichisch saftig-kompliziert, daher die Zusammenfassung aus Wikipedia: Dem «Ehepaar Dichand wird (von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, Red.) zur Last gelegt, von Amtsträgern Inserate sowie Änderungen am Privatstiftungsgesetz gefordert zu haben und im Gegenzug dafür wohlwollende Berichterstattung in Heute und der Kronen Zeitung in Aussicht gestellt zu haben.»

Bis hierher wäre das eine innerösterreichische Angelegenheit. Ab hier nicht mehr, wie CH Media schreibt: «Das grösste Schweizer Verlagshaus, die Zürcher TX Group (ehemals Tamedia), ist über eine Beteiligungsgesellschaft mit 25,5 Prozent an der AHHV GmbH beteiligt. Das Digitalgeschäft der «Heute»-Verlagsgruppe, darunter Österreichs reichweitenstärkstes Newsportal «heute.at», ist in der DJ Digitale Medien GmbH gebündelt. Hier ist die TX Group mit 51 Prozent sogar Mehrheitseignerin.»

Natürlich sondert die Tx Group auf Anfrage von CH Media Staatstragendes ab: ««Heute» sowie der Eigentümerschaft sei an einer vollumfänglichen Kooperation mit den Ermittlungsbehörden und einer raschen Aufklärung des Sachverhalts gelegen. Der TX Group liegen «Stand heute keine Hinweise vor, die die erhobenen Anschuldigungen bestätigen». Ihr seien die redaktionelle Unabhängigkeit sowie die Qualität ihrer Medien sehr wichtig.»

Nun wird’s wieder lustig. Lediglich die NZZ nahm diese Meldung auf. Sie rekapituliert den Skandal und schreibt: «Indirekt betroffen ist auch die Schweizer TX Group, die Herausgeberin des «Tages-Anzeigers»». Ausser einer Bestätigung der Besitzverhältnisse, wie sie bereits CH Media darstellte, ist der NZZ aber die Verwicklung von Tamedia keine weitere Zeile wert.

Diesem Schweigen hat sich auch Ringier angeschlossen; der «Blick» übergeht die ganze Affäre, obwohl für den Boulevard wie gemacht, mit einer Stille wie aus der Kapuzinergruft.

Dass Tx, sorry, Tamedia, Pardon, «Tages-Anzeiger» nichts dazu sagt, verwundert weniger. Bis sich Chefredaktorin Birrer in die Thematik eingelesen hätte, wäre die Publizistik doch längere Zeit führerlos. Pardon, führerinnenlos.