Inseln des Flachsinns

Ätsch, reingefallen. Mogelpackung.

In Wirklichkeit geht es um die Berichterstattung der «Republik» in den ersten sechs Tagen des Hamas-Massakers in Israel. Insgesamt hat das Qualitätsorgan in dieser Zeit ganze 15 Stücke veröffentlicht. Stücke, weil dazu auch das «Briefing aus Bern», der «7-Uhr-Newsletter» und die Selbstanpreisung des mageren Tagesausstosses gehören. An echten Artikeln sieht’s so aus:

Am 7. 10. rhabarbert Daniel Binswanger über das Thema Krankenkassen. Kann man spülen. Am gleichen Tag macht sich Theresa Hein quälend lange 20’000 A Gedanken über ihr Älterwerden. Welche Lebenszeit das den Leser kostet und wie alt der sich nach der Lektüre fühlt, darüber schreibt sie nichts. Israel? Hamas? War da was?

Selbst «Blick TV», das ja eigentlich komatös ist, stemmte am Samstag eine Sondersendung. Wer im Journalismus etwas auf sich hielt, versuchte mit mehr oder minder gelungenen Beiträgen auf dieses Massaker zu reagieren. Bei der «Republik» war’s aber wohl so: 55 Nasen sind natürlich viel zu wenig, um an einem Samstag in die Gänge zu kommen. Und dann war ja Sonntag, auch blöd. Und am Montag, nun ja, da begann man zu brüten, was man denn nun dazu wohl machen könne. So neben den schon ewig vorgesehenen Gähn-Artikeln.

Also erschienen rasend interessant 18’000 A über das «Geschäft mit Wahlprognosen». Gähnfaktor zehn. Aber dann, am 10. Oktober, Dienstag, immerhin, Trommelwirbel, «Die Barbarei der Hamas». Ah, Analyse, Hintergründe, Recherchiertes? I wo, «der Philosoph Daniel Strassberg erklärt, welche Gefühle der Angriff bei ihm auslöst». Wollen wir das wissen? Will jemand wissen, welche Gefühle das bei ZACKBUM auslöst? eben.

Dann 22’000 A über die möglichen Gefahren durch KI. Nun gut, nicht gerade brennend neu, aber immerhin. Allerdings: ist keine Eigenleistung der 55 «Republik»-Nasen, sondern eingekauft. Kann man ja auch nicht gelten lassen.

Dann spricht ein Mann darüber, wie er als junger Mann vergewaltigt wurde. Ist nicht schön für ihn, aber wollen wir das wissen? Eher nicht.

War’s das? Das war’s. Ist das ein Witz? Nun ja, vielleicht, aber ein schlechter. Vielleicht hat die «Republik» ja bis zum Erscheinen dieses Beitrages noch nachgelegt.

Roger Schawinski, quicklebendig wie ein Junger, wiederbelebte sein «Talk Radio».

Die ganze Welt schreibt, spricht, analysiert, behauptet, beschäftigt sich mit dem Überfall der Hamas auf Israel. Und die «Republik»? Veröffentlicht ein besinnliches Stück ihres Hofphilosophen, der tief in sich hineingehört hat. Und sonst: sonst nix. Nada, null.

Ist das peinlich? Das ist so peinlich, dass ZACKBUM nur noch in Ausnahmefällen diesen Totalflop einer Magazins in seiner Berichterstattung berücksichtigen wird. Auch Fremdschämen hat seine Grenzen.

1 Antwort

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns Deinen Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert