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«Blick» wird intelligent

Wo die Zukunft des Journalismus schon heute stattfindet.

«Blick» hat bekanntlich ein wenig Probleme mit der Aktualität. So verkündete das Organ mit dem Regenrohr noch am Montag, dass die Resultate der russischen Präsidentschaftswahlen noch nicht bekannt seien. Obwohl es sie unter diesem Lead doch vermeldet.

Das ist eher blöd. Aber hier soll es darum gehen, dass Blick intelligent wird. Doch, daran kann es keinen Zweifel geben. Hier ist der Beweis:

Gut, man hätte vielleicht noch irgendwo das Wort Vietnam unterbringen können, aber he, so wenig Platz und so wenig Zeit in der Verrichtungsbox in der Hölle des Newsrooms.

Aber wieso intelligent? Der Artikel ist am 18. März gegen Abend auf «Blick» online erschienen. Fast zwei Tage, nachdem genau die gleiche Story in der «SonntagsZeitung» stand:

Aha, aber was soll denn an copy/paste intelligent sein? Nun, wir lösen das Rätsel auf, es verbirgt sich ganz am Schluss des Artikels. Da ist als Autorenkürzel «nim» angegeben. Aber danach, kursiv und abgesetzt: «Mit Unterstützung von KI für dich erstellt».

Oha. Abgesehen davon, dass hier der Leser ungefragt geduzt wird: was soll denn das heissen? Wurde einer KI der Artikel der SoZ gefüttert, plus ein paar weitere Meldungen zum Thema, und dann sollte sie auf Länge einen «neuen» Artikel basteln? Wurde «Sprachniveau niedrig» eingegeben, wurde «ja nicht boulevardesk» verlangt? Was hat denn dieser (oder diese) «nim» gemacht, denn der Autor wurde von der KI ja nur «unterstützt»? Hat sie ihm Kaffee gemacht, den Nacken massiert – oder die Tasten geführt?

Auf jeden Fall wollten wir «Blick» von da an Intelligenzblatt der neuen Art nennen. Aber dann macht halt der weitere Inhalt (fast) alles wieder kaputt.

Das soll das Beste von «Blick+» sein? Geldwert?

Und die Tipps, Himmels willen:

Aber immerhin, es kommt kein Klodeckel vor.

ZACKBUM fasst zusammen: «Blick» sollte mehr KI verwenden. «Blick» sollte überhaupt mehr Intelligenz verwenden. Aber erst mal haben, sagten die Schwaben …

I’ve seen the future, baby

Sang einst Leonard Cohen. Ist das die Zukunft des Journalismus?

Hier ist nichts echt, oder eben alles:

«Channel 1 will alles nutzen, was KI kann, um damit die Nachrichtenbranche zu verändern», berichtet die NZZ.

Zwei Ami-Unternehmer haben das Startup «Channel 1» gegründet. Die Moderatoren, die hier gezeigt werden, gibt es zum Beispiel wirklich. Sie haben an Channel 1 das Recht verkauft, aus ihnen Atavare machen zu dürfen. Die gezeigten Ereignisse sind entweder «echt», oder es wird ausgewiesen, dass die Bilde von einer KI generiert wurden.

In weiteren Ausbaustufen sollen Algorithmen das Verhalten des einzelnen Users messen – und ihm entsprechend seiner Präferenzen eine individuelle Auswahl von News präsentieren – samt entsprechender Kommentierung und politischer Färbung.

Nun kann man einerseits vor einer zunehmend fragmentierten Realitätswahrnehmung warnen, wo jeder sich nur noch in seiner Gesinnungsblase bewegt und nicht mehr mit ihr widersprechenden News belästigt wird. Auf der anderen Seite hat es sogenannte objektive Nachrichten noch nie gegeben. Auch was die Schweizer «Tagesschau» serviert, ist eine kommentierte Auswahl von Ereignissen rund um den Globus und in der Schweiz. Häufig unangenehm verfärbt.

Die NZZ gibt ein Beispiel, was so generierte News bedeuten könnten: «Es ist gut vorstellbar, dass etwa im jetzigen Krieg genug Menschen in Israel und Gaza dazu bereit wären, vor Ort Videos und Statements aufzunehmen, die mit einer Tiktok-artigen News-App gestreamt werden könnten

Dass immer wieder TikTok erwähnt wird, hat seinen guten Grund. Denn wie auf immer mehr Gebieten hat auch hier China die Nase vorn:

«Bereits vor Tiktok gab es von dem chinesischen Konzern dahinter, Bytedance, eine Nachrichten-App. Sie heisst Toutiao und hat in China 300 Millionen monatliche Nutzer. Die meisten sind unter 35 Jahre alt und verbringen im Durchschnitt 70 Minuten täglich mit der App. Dabei konsumieren sie aber nicht nur Nachrichtenvideos. Die Beiträge stammen aus traditionellen Medienhäusern, von Live-Streams, aber auch von persönlichen Accounts. Die Ersteller bekommen einen Anteil der Werbeeinnahmen.»

Wo führt das hin, wo soll das enden? Ist das das Ende der Nachrichten, wie wir sie kennen? Ist das reiner Orwell, wo der Big Brother mitten im Satz plötzlich den Feind von eben zum Freund von jetzt macht, wo nichts mehr feststeht, keine Überprüfung an einer Wirklichkeit mehr möglich ist?

Auf der anderen Seite: das ist doch auch heute schon so. Noch niemals zuvor in der Geschichte war der normale Nutzer dermassen schlecht darüber informiert, was sich beispielsweise im Ukrainekrieg oder im Gazastreifen abspielt. Ganz zu schweigen davon, dass viel schlimmere Schlachtfelder völlig aus dem Fokus der Medien in Europa oder im deutschsprachigen Raum geraten sind.

Ist es nicht heute schon so, dass beispielsweise Tamedia ganz extrem die Teilnehmer an einer bestimmten Gesinnungsblase mit ihnen genehmen News füttert, allen Berichten über Hassfiguren wie Donald Trump oder Viktor Orban oder Präsident Putin einen Spin, eine Einfärbung gibt, die von einem Bemühen um handwerklich korrekte Darstellung meilenweit entfernt ist?

Es ist wohl so: KI ist «the next big thing», wie Steve Jobs selig das genannt haben würde. Wie bei allen fundamentalen Umwälzungen (siehe Internet) ist am Anfang überhaupt noch nicht absehbar, welche Anwendungsmöglichkeiten sie hat und welche Auswirkungen.

Nur eines scheint bereits klar zu sein: 08/15-Journalismus wird schon bald nicht mehr von Menschen generiert. Schlechte Nachricht für 08/15-Journalisten aller Orten …

Macht’s KI besser?

Wie die NZZaS beweist: nein.

Diese Illustration ist, wie man mit der Lupe der Byline entnehmen kann, mittels KI hergestellt worden. Sie vermischt den angestaubten Groove der 70er-Jahre mit der Art, ein Gesicht zu modellieren, wie es im Anfängerkurs für Zeichner geübt wird. Prozentzeichen in den Augen, das rundet das Bild noch mit einem Schon-wieder-Effekt ab.

Aber wer weiss, vielleicht wäre eine hausgemachte Illu noch viel schlimmer herausgekommen. Aber das ist nur die Ouvertüre für noch viel Schlimmeres.

Mal im Ernst, lieber Beat Balzli, das soll die erste Doppelseite im Heft sein? Ein misslungener Wortscherz als Titel, ein riesengrosses, aber völlig inhaltsleeres Visual, umrahmt von einem ungeheuerlichen Textriemen, der zudem in seiner Aussage so dünn ist, dass man auch eine Kurzmeldung daraus machen könnte?

Seich und Scheich, Schleich und reich, wären das nicht wenigstens bessere Titel gewesen? Oder noch besser: hätte man den Platz nicht entschieden besser verwenden können?

Aber immerhin, auf Seite vier fährt die NZZaS mit einer Berichterstattung fort, die sonst kein Organ leistet: «Was tun die israelischen Siedler, während im Gaza gekämpft wird? Ein Besuch im Westjordanland». Denn häufig wird übersehen, dass in der illegalen Besiedlung und durch die massenweise Ermordung von Palästinensern auch hier Israel nicht wirklich darum bemüht ist, irgendwann einmal die Voraussetzungen für eine Verhandlungslösung zu schaffen.

Hier schwafelt die Direktorin einer NGO, die sich für die Interessen der Siedler einsetzt: «Es gibt ein palästinensisches Heimatland, das von den Vereinten Nationen geschaffen wurde. Es heisst Jordanien.» Und wer meint, religiöser Wahnsinn sei von der Hamas gepachtet, wird von ihr eines Schlechteren belehrt: «Es ist unsere religiöse Pflicht, das Land zu besiedeln, das Gott uns gegeben hat.»

Auf Seite 12 setzt die NZZaS dann ihr Tradition fort, mit einer denunziatorisch-unanständigen Fotografie das Niveau deutlich nach unten zu senken:

Selbst der Chefredaktor der NZZaS sähe ziemlich bescheuert aus, wenn man ihn so fotografierte. Das tat das Blatt schon bei einem AfD-Politiker, ohne sich dafür zu schämen. Da wir damals nur eine nassforsche Antwort der Unternehmenskommunikation bekamen, als ZACKBUM Beat Balzli anfragte, was er denn davon halte, verzichteten wir diesmal.

Obwohl hier nicht nur das Foto, sondern auch der Titel von einer unanständigen Häme ist, die nichts mit seriösem Journalismus zu tun hat.

Völlig von der Rolle ist dann auch der Aufmacher der Kommentar-Seite. Der Fern-Korrespondent Markus Bernath aus Wien meldet sich zur Abwechslung nicht mit einem Aufruf zur Fortsetzung des Gemetzels in der Ukraine zu Wort. Aber er kann sich dennoch ins Absurde steigern: «Das Heilige Römische Reich muss Vorbild der EU werden». In Wien ist sicherlich die Toleranz gegenüber Bedepperten und Belämmerten grösser als anderswo auf der Welt. Wieso aber die NZZaS einen solchen Titel (vom Inhalt ganz zu schweigen) dem fassungslosen Leser vorsetzt, das muss das süsse Geheimnis eines neuen Chefredaktors bleiben, der seinen Laden offensichtlich noch nicht im Griff hat.

Das gilt auch für die Story «Krieg gegen die Frauen. … Sexualisierte Gewalt im Krieg ist uralt, über ihren Einsatz als Kriegstaktik spricht man aber erst seit kurzem». Es ist bis zu einem gewissen Grad erlaubt, eine verschnarchte Uralt-Story verbal im Lead aufzupumpen. Aber hier verlassen Gina Bachmann und Raphaela Roth definitiv den Streubereich der Wirklichkeit. Letztere nicht zum ersten Mal. Über Vergewaltigung als Bestandteil der Kriegsführung wird schon seit vielen Jahren geforscht und publiziert. Auch wenn das die beiden Damen vielleicht nicht mitbekommen haben sollten.

Der ungebremste Niedergang setzt sich auf Seite 23 fort. Hier versemmelt Nicole Althaus mal wieder ein im Prinzip interessantes Thema. Nein, es ist nicht dir Rede von Wechseljahren, sondern von Charisma. Spannende Sache, nur: charismatische Menschen überschritten Grenzen, weiss Althaus. Das ist noch ein – wenn auch langweiliger – Ansatz. Ungenießbar macht das Folgende dann der Nachsatz: «Aber warum sind das oft vor allem Männer?»

«Oft vor allem», deutlicher kann man die Unsicherheit der Autorin, ob sie da auf dem richtigen Weg sei, nicht ausdrücken. Immerhin: das warnt den intelligenten Leser davor, weiter seine Zeit zu verschwenden. Dass man die Seite ohne Erkenntnisverlust überblättern kann, beweisen auch Aline WannerFast wie die Werbung einer Sekte») und Rolf DobelliSeien Sie unzuverlässig») mit ihren Titeln. Danke schön.

«Wirtschaft»? Der reichlich vorhandene «Sponsored Content» ist mit Abstand das Interessanteste … Aber immerhin, die «Kultur» glänzt für ein Mal mit einer Abrechnung mit dem unfähigen Direktor von «Pro Helvetia». Nach dieser Breitseite ist es immerhin fraglich, ob er wirklich bis 2025 im Amt überleben wird.

Das beschwingt, bis man zur letzten Seite gelangt. «Die Summe aller Frauen, Teil 42». Das Grauen nimmt kein Ende.

 

Inseln des Flachsinns

Ätsch, reingefallen. Mogelpackung.

In Wirklichkeit geht es um die Berichterstattung der «Republik» in den ersten sechs Tagen des Hamas-Massakers in Israel. Insgesamt hat das Qualitätsorgan in dieser Zeit ganze 15 Stücke veröffentlicht. Stücke, weil dazu auch das «Briefing aus Bern», der «7-Uhr-Newsletter» und die Selbstanpreisung des mageren Tagesausstosses gehören. An echten Artikeln sieht’s so aus:

Am 7. 10. rhabarbert Daniel Binswanger über das Thema Krankenkassen. Kann man spülen. Am gleichen Tag macht sich Theresa Hein quälend lange 20’000 A Gedanken über ihr Älterwerden. Welche Lebenszeit das den Leser kostet und wie alt der sich nach der Lektüre fühlt, darüber schreibt sie nichts. Israel? Hamas? War da was?

Selbst «Blick TV», das ja eigentlich komatös ist, stemmte am Samstag eine Sondersendung. Wer im Journalismus etwas auf sich hielt, versuchte mit mehr oder minder gelungenen Beiträgen auf dieses Massaker zu reagieren. Bei der «Republik» war’s aber wohl so: 55 Nasen sind natürlich viel zu wenig, um an einem Samstag in die Gänge zu kommen. Und dann war ja Sonntag, auch blöd. Und am Montag, nun ja, da begann man zu brüten, was man denn nun dazu wohl machen könne. So neben den schon ewig vorgesehenen Gähn-Artikeln.

Also erschienen rasend interessant 18’000 A über das «Geschäft mit Wahlprognosen». Gähnfaktor zehn. Aber dann, am 10. Oktober, Dienstag, immerhin, Trommelwirbel, «Die Barbarei der Hamas». Ah, Analyse, Hintergründe, Recherchiertes? I wo, «der Philosoph Daniel Strassberg erklärt, welche Gefühle der Angriff bei ihm auslöst». Wollen wir das wissen? Will jemand wissen, welche Gefühle das bei ZACKBUM auslöst? eben.

Dann 22’000 A über die möglichen Gefahren durch KI. Nun gut, nicht gerade brennend neu, aber immerhin. Allerdings: ist keine Eigenleistung der 55 «Republik»-Nasen, sondern eingekauft. Kann man ja auch nicht gelten lassen.

Dann spricht ein Mann darüber, wie er als junger Mann vergewaltigt wurde. Ist nicht schön für ihn, aber wollen wir das wissen? Eher nicht.

War’s das? Das war’s. Ist das ein Witz? Nun ja, vielleicht, aber ein schlechter. Vielleicht hat die «Republik» ja bis zum Erscheinen dieses Beitrages noch nachgelegt.

Roger Schawinski, quicklebendig wie ein Junger, wiederbelebte sein «Talk Radio».

Die ganze Welt schreibt, spricht, analysiert, behauptet, beschäftigt sich mit dem Überfall der Hamas auf Israel. Und die «Republik»? Veröffentlicht ein besinnliches Stück ihres Hofphilosophen, der tief in sich hineingehört hat. Und sonst: sonst nix. Nada, null.

Ist das peinlich? Das ist so peinlich, dass ZACKBUM nur noch in Ausnahmefällen diesen Totalflop einer Magazins in seiner Berichterstattung berücksichtigen wird. Auch Fremdschämen hat seine Grenzen.

Reiche Reichweite

Die wahren Reichweitenkönige sind nicht die üblichen Verdächtigen.

«Schweiz am Wochenende»? Nicht schlecht, über eine Million. «20 Minuten» auf Deutsch? Etwas weniger, 864’000. Das sind die beiden Stars bezüglich Reichweite (immer alles im Print), die jeder kennt.

Die richtigen Kings sitzen aber ganz wo anders. Der Platzhirsch hat eine Reichweite von 2,57 Millionen. Sein kleiner Bruder 2,29 Millionen. Die kleinere Schwester immer noch 1,30 Millionen. Gemeint ist die «Coopzeitung», das «Migros-Magazin» und «Betty Bossi». Wer also wirklich viele Leser erreichen will, muss hier publizieren, nicht etwa in den Tageszeitungen.

Geht da noch was drüber? Aber locker. LinkedIn hat 4,1 Millionen aktive Nutzer, Instagram 4 Millionen und Facebook 3,5 Millionen. Dann gäbe es noch WhatsApp und YouTube und so. Oder Telegram. Ach, und TV verzeichnet 4,2 Millionen tägliche Nutzer, Radio 4 Millionen, digitale News (90 Prozent aller Konsumenten nutzen digitale News, nur 20 Prozent zahlen dafür) ebenfalls 4 Millionen. Selbst der gute, alte Teletext hat eine tägliche Einschaltquote von 0,8 Millionen.

Interessant ist auch, dass der «Ktipp» inzwischen den «Beobachter» weit abgehängt hat. 759’000 für den Tipp, lediglich 583’000 für den Klassiker.

Wiederum etwas anders sieht das alles aus, wenn man – was natürlich die einzig wahre Währung ist – die Reichweite im Print und Online zusammenzählt. Da schwingt dann «20 Minuten» obenauf mit 1,54 Millionen. Gefolgt von «Blick» (975’000) und «Tages-Anzeiger», im Vergleich eher schlappe 432’000.

Natürlich wäre es interessant, diese Zahlen für alle bedeutenden Titel zu kennen. Wäre, denn es gibt sie nicht. Mittelalter, aber Schweizer Realität.

Die vom WEMF zweimal jährlich erhobenen Zahlen verlieren jedes Jahr weiter an Aussage. Sie berücksichtigen Social Media nicht, inzwischen für die Mehrheit aller Jugendlichen Informationsquelle Nummer eins. Sie berücksichtigen – mit wenigen Ausnahmen – nicht die Total Audiance, also alle Leser im Print und Online. Und sie sagt kein Wort zu der Verwendung von KI in den Medien.

Aufgrund solch unvollständigen Daten sollen nun also Werbeplaner den Einsatz der Mittel berechnen, Medienhäuser sich Zukunftsstrategien überlegen. Die Umsätze von Online-Werbung haben sich zwischen 2017 (1,61 Milliarden) bis 2023 (2,93 Milliarden) fast verdoppelt; die Printwerbung schrumpft und schrumpft; im Jahr 2021 betrug sie noch 556 Millionen Franken.

Insgesamt wurden 2022 rund 4,3 Milliarden Franken in Werbung investiert. Warum das so wichtig ist? Weil die Anzahl zahlender Leser – trotz Bezahlschranke im Internet – schrumpft und schrumpft. Genau wie die Werbung in den Printmedien. Während die Newsbeschaffung im Internet nur von 20 Prozent aller Nutzer auch bezahlt wird.

Ist es also eine gute Idee, Printtitel aufzukaufen? Ein Füllhorn voller Heads und Officers auszuschütten? Eine Sparrunde nach der anderen durchzugeben, nachdem man die hauseigenen Tageszeitungen ihrer wichtigsten Einnahmequelle, den Stellen- und Verkaufsplattformen, beraubt hat? Ist es richtig, auf eine Trinität von Print, elektronischen und digitalen Medien zu setzen? Oder sollte man weiterhin Content is King sagen?

Unübersichtliche Zahlenbasis, unfähige Teppichetagen, wildes Geruder und Gerate. Genau so muss es sein, wenn eine ganze Branche den Bach runtergeht und nach Staatshilfe kräht.

Die «gelbe Gefahr» erfasst westliche KI

Exklusive Enthüllung: künstliche Intelligenz mit Schlitzaugen.

Von Felix Abt

Ich werde es nie in die Schlagzeilen von CNN schaffen, aber wenn es trotzdem passieren sollte, ganz aus Versehen, würde sie, im Unterschied zu Gautam Adanis, wohl so lauten: «One of Asia’s poorer business men is not yet addicted to artificial intelligence.»

Da ZACKBUM wiederholt auf die Errungenschaften der KI und die Gefahren für Journalisten hingewiesen hatte, insbesondere für solche mit geringer natürlicher Intelligenz, wollte ich auch herausfinden, welche Ergebnisse ich als Nicht-Journalist daraus ziehen könnte.

Mit OpenAI bin ich allerdings nicht weit gekommen, weil es in dem südostasiatischen Land, in dem ich derzeit lebe, «nicht verfügbar» ist.

Also probierte ich seinen grossen Konkurrenten aus, bei dem der reichste Mann Asiens ein Süchtiger ist, und, oh Schreck, da fand ich heraus, dass zumindest in diesem Fall die künstliche Intelligenz bereits fest in chinesischer Hand ist. Hier ist der Beweis:

Dies sollte deutlich machen, dass es sich eindeutig um ein pro-chinesisches und anti-amerikanisches Propagandakriegswerkzeug handelt. Jetzt sollten sich Analysten, Sicherheitsexperten, Politiker und Journalisten so schnell wie möglich mit dieser neuen chinesischen Bedrohung auseinandersetzen. Denn wenn es schon ein Verbot der chinesischen Huawei-Telefonie gibt, bei der nicht der Hersteller der Hardware, also Huawei, sondern die Transporteure der Daten, also die Telekommunikationsunternehmen, gemeinsam mit der NSA und anderen Geheimdiensten die Daten der Nutzer abgreifen können, die sogar wissen, wann jemand nachts im Bett furzt, dann sollten solche KI-Anbieter im Dienste Chinas erst recht verboten werden.

Angelo Carusone, Präsident des gemeinnützigen Medienbeobachters Media Matters for America, hat eine weitere chinesische Bedrohung im Sinn, die in den USA wahrgenommen wird, nämlich den Instagram-Rivalen TikTok, der ebenfalls in den USA verboten werden soll. Wir können getrost davon ausgehen, dass das Verbot dieser App bald auch von transatlantischen europäischen Politikern und Medienpartnern gefordert werden wird.

Es scheint, dass Carusone, genau wie amerikanische Politiker und Medienschaffende, die begonnen haben, dafür zu sorgen, dass das Verbot von TikTok in Regierungsbüros und Schulen umgesetzt wird, und die ein vollständiges Verbot anstreben, völlig ausser Acht gelassen haben, dass die amerikanischen Daten von TikTok über ein amerikanisches Unternehmen abgewickelt werden, wie TechCrunch berichtete, und wo eigentlich nur US-Geheimdienste und das FBI dann exklusiven und völlig legalen Zugang zu den Nutzerdaten haben.

Oracle bietet in der Tat «umfassende Tiefenverteidigung» gegen chinesische und andere Eindringlinge, ist aber gesetzlich verpflichtet, eine Ausnahme für die US-Regierung zu machen. Während der amerikanische Geheimdienstapparat Beschlüsse von Geheimgerichten nutzt, um unbegrenzten Zugang zu privaten Daten zu erhalten, kann sich das FBI beispielsweise durch eine «Subpoena» einer Justizbehörde auch Zugang zum Inhalt verschlüsselter Nachrichten von vermeintlich sicheren Messaging-Dienste wie z.B. WhatsApp verschaffen.

Was Chinas kommunistisches Regime noch gefährlicher macht, ist die Tatsache, dass dort nicht nur Männer, sondern auch Frauen an der Entwicklung künstlicher Intelligenz arbeiten, weil es angeblich Frauen in entsprechende Jobs zwingt.

Vor Jahren warnte der «Economist», das prominente Sprachrohr des angelsächsischen Empires, vor der Entwicklung von KI in China. Jetzt ist es höchste Zeit für den Westen, massiv in künstliche Intelligenz zu investieren, um China künstlich relativ weniger intelligent zu machen. Denn wie uns die westlichen Medien, aber nur sie, seit langem erzählen, strebt China nach der Weltherrschaft. Doch dank entsprechender Korrekturinvestitionen werden westliche KI-Plattformen bald vehement bestreiten, dass es sich dabei um Projektionen angelsächsischer Mächte handeln könnte.

 

Künstliche oder keine Intelligenz?

Vor dieser Frage steht man bei der Sonntagslektüre.

ZACKBUM konnte der Versuchung nicht widerstehen. Denn wir wussten bei diesem Titel, dass sich Gieri Cavelty des Themas annehmen würde:

Sie warnen erstaunlicherweise nicht vor einem Editorial von Cavelty. Denn es ist ein wenig wie bei Loser und Künstliche Intelligenz: schwieriges, sehr schwieriges, eher einseitiges Verhältnis.

Zunächst erläutert Cavelty langfädig, was die neuste Entwicklung der Firma OpenAI (AI für Artificial Intelligence) denn so könne. Es ist schlichtweg ein Chatbot, der den Beweis antreten will, dass er den Turing-Test besteht. Was das ist, weiss Cavelty natürlich nicht, aber das macht ja nichts.

Das interessiert ihn auch nicht sonderlich, denn er hat eine andere Frage: «Wie wichtig ist KI fürs Militär?» Nun halte sich der Leser fest, schnaufe vor Überraschung tief durch und nehme überrascht zur Kenntnis: sehr wichtig.

Geben Sie zu, hätten Sie nie gedacht. Sehen Sie, deshalb erklärt es Ihnen Cavelty auch ganz langsam, so langsam halt, dass er seinen eigenen Gedanken noch knapp folgen kann. Das wäre es dann «mit der Unschuld unseres Sprachassistenten», warnt Cavelty. Nur: wen muss er davor warnen? Vielleicht sein eigenes Verlagshaus, das Software verwendet, die ideal zum Ausspionieren geeignet ist? Den Leser? Der hat KI noch nie für unschuldig gehalten.

Nun kommt noch der Stehsatz von Cavelty: «Die Politik wäre gefordert, Regeln und Standards zu formulieren, um jeglichen Missbrauch künstlicher Intelligenz zu verhindern.» Da muss man allerdings der Intelligenzbestie Cavelty entgegenhalten: Das geht gar nicht, Dummerchen. Das geht nirgends. Oder wie sollten Algorithmen verboten werden, die die USA verwenden, um angebliche Terroristen aufzuspüren und zu ermorden? Soll die Steuertechnik der dafür eingesetzten Drohnen verboten werden? Absurd.

Zweiter Bestandteil von Caveltys Stehsatz: «Die Schweiz spielt in dieser Debatte eine zwielichtige Rolle.» Natürlich, die spielt sie für ihn doch immer und überall. Denn einerseits sei der Bundesrat für ein Verbot von Killerrobotern, andererseits seien Schweizer Hochschulen «zugleich aber an der Entwicklung von KI-Systemen beteiligt, die für militärische Zwecke eingesetzt werden können». Wie fast alle Forschungen auf der Welt, die zudem überall stattfinden.

Was sollte die Schweiz also tun? Man braucht nicht die Hilfe von KI, um Caveltys Antwort vorherzusagen: «ein Zeichen setzen».

Es wäre eine friedliche Anwendung und zudem segensreich: lasst doch bitte, bitte in Zukunft GBT-3 die Editorials von Cavelty redigieren. Nein, bevor da dem Chatbot die Sicherungen durchbrennen und er anfängt, Bytes zu spucken: lasst ihn die Editorials schreiben. Der Leser würde es auf Knien danken.

By the way, ZACKBUM schaffte es noch knapp bis zum Titel «Neutral ist nicht neutral». Schon diese Aussage zeugt weder von künstlicher noch von echter Intelligenz. Es wird aber noch schlimmer:

«Wer der Ukraine militärisch nicht zu Hilfe eilt, obwohl er es könnte, der eilt Putin zu Hilfe: Wer die Ukraine schwächt, stärkt Russland

Hier erhebt sich Frage, ob wir ein gescheitertes Experiment erleben, nicht vorhandene Intelligenz durch künstliche zu ersetzen. Denn es ist – im Gegensatz zum Titel – ein verständlicher Satz. Ein ungeheuerlicher Satz. «Obwohl er es könnte» beinhaltet, dass dem widersprechende Gesetze bezüglich Kriegsmateriallieferungen und Grundsätze der Schweizer Neutralität einfach in den Kübel getreten werden sollen.

Keine Lieferung von Kriegsmaterial an Kriegsparteien? Pfeif drauf, meint Frank A. Meyer. Kein Re-Export via Drittländer, um diesen Taschenspielertrick zu unterbinden? Scheiss drauf, meint Frank A. Neutralität verbietet die Parteinahme mit Kriegsparteien, über die Forderung nach Einhaltung der Menschenrechte hinaus? Kotz drauf, meint Meyer.

Deutschland ist drauf und dran, seine fast gleichlautenden Gesetze in die Tonne zu treten. und ritzt damit, nein beschädigt damit sein wertvollstes Gut: den Rechtsstaat. Soll das die Schweiz wirklich nachahmen? Auch hier könnte KI segensreich wirken. Aber nur, wenn man sie ungestört machen lässt.

ZACKBUM will sich aus diesem Meer an Dummheit herausstrampeln und greift zur NZZamSonntag wie zum Strohhalm, der nicht mehr aus Plastic sein darf, wie die NZZ unnachahmlich schreibt (merke: eine Plastik ist ein Kunstwerk).

Aber:

Fangen wir oben links an. Die Schauspielerin Birgit Minichmayr wird von Anna Kardos hemmungslos angeschwärmt. Urs Gehringer von der WeWo verkörpert die männliche Ausgabe des Journalisten-Groupie, wenn er Herr und Frau Trump anschwärmt. Die NZZaS hat eine ganze Riege aufzubieten; Rafaela Roth schwärmt hemmungslos eine von Niederlagen gedeckelte Anwältin an («eine der geschicktesten Medienanwältinnen des Landes»), Kardos wiederholt das nun bei einer –mit Verlaub – nicht gerade zur ersten Garde gehörenden Schauspielerin. Um ihr Bedeutung zu verleihen, zählt Kardos unter anderem ihr Mitwirken an «Michael Hanekes Jahrhundertwerk «Das weisse Band»» auf. Jahrhundertwerk? Hand hoch, wer noch nie von dieser auf Schwarzweiss umgemechten und digital schwer nachbereiteten düsteren Landsage gehört hat. Hand hoch, wer sich an die (Neben)rolle von Minichmayr erinnert.

Daneben: «Die Haute Cuisine muss sich neu erfinden», auch so ein Stehsatz, der immer hervorgekommen wird, wenn mal wieder ein berühmtes Sternelokal schliesst. Das war beim «El Bulli» in Spanien so, nun ist das «Noma» in Kopenhagen Anlass zum Recycling. Wobei man bei beiden Restaurants sagen muss, dass für die meisten Gernesser weder Molekular- noch Naturholzküche besonders attraktiv erscheint.

Wenn wir schon bei Stehsatz sind: «Platznot im Schweinestall: Tierschutz klagt die Bauern an», da fällt einem beim Gähnen der Unterkiefer auf die Tischplatte. Und schliesslich, man kriegt ihn kaum wieder hoch, halluzinogene Pilze. Der Einzige, der dieses Thema unglaublich gut abhandeln konnte, war William S. BurroughsJunkie», «Auf der Suche nach Yage», «Nacked Lunch»), aber der ist schon ziemlich lange ziemlich tot.

Seither ist auch nicht viel passiert. Studien sagen dies und das, eher das. Ernsthafte Wissenschafter finden halluzinogene Pilze super, andere weniger. Und ein Hinweis auf LSD-Guru Timothy Leary darf nie fehlen, obwohl das eine künstlich hergestellte Droge ist. Mal wieder etwas Burroughs in die Debatte werfen, das gäbe vielleicht einen Kick. Dafür bräuchte es allerdings einen gewissen Bildungshintergrund … Aber eine KI würde das grossartig hinkriegen.

Ach, ebenfalls auf die Front hat es noch die Meinung von Wirtschaftredaktor Markus Städeli geschafft, der erklärt: «KI rebkombiniert Bestehendes. Nur Menschen sind in der Lage, etwas gänzlich Neues zu entwerfen.» Lustiger Ansatz, den er lustig vertieft: «Was Sie den KI-Schwurblern in Davos antworten können.» Wirklich spassig, nicht unlustig durchgeschrieben. Hätte eine KI vielleicht noch etwas schmissiger hingekriegt, aber wir wollen nicht meckern. Nur: bei allem Geschwurbel in Davos sollte die Grundthese schon stimmen. Der schöpferische Mensch im Gegensatz zur mechanisch-repetitiven KI? Sie könne nur rekombinieren, der Mensch alleine entwerfe «Neues»?

Da begibt sich Städeli auf ganz dünnes Eis, und er weiss es. Denn natürlich vermeidet er es, «Neues zu entwerfen» auch nur ansatzweise zu definieren. Dafür käme er wohl um den Begriff Kreativität nicht herum und wäre schnell in der Bredouille, dass Kreativität keinesfalls im luftleeren Raum nur bislang Ungehörtes, Ungesehenes, Ungedachtes, eben genuin «Neues» erschafft. Also ist das auf keinen Fall ein Unterscheidungsmerkmal, aber entspricht einer Vorstellung, die nun nicht gerade auf der Höhe der aktuellen KI ist. Das muss übrigens nicht nur Sprache betreffen; hier wurde von einer KI gefordert, sie solle ein farbiges Selbstporträt eines Roboters malen.

Nicht schlecht, oder:

Wollen wir nach diesem schöpferischen Kunstwerk wirklich noch weiter in der NZZaS wühlen? Eben. Wollen wir überhaupt einen Blick in die «SonntagsZeitung» werfen? Eben.

Wumms: KI

Philipp Loser macht sich Gedanken über Intelligenz.

Die Vermutung liegt nahe, dass hiermit ein Widerspruch in sich selbst beschrieben ist. Loser und Intelligenz, das ist eine Paarung wie Nitro und Glyzerin.

Loser schlaumeiert nun nicht einfach allgemein über Intelligenz. Nein, nach einigen Wochen ist auch bei ihm angekommen, dass man seit einiger Zeit Gelegenheit hat, die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz GPT-3 in spielerischen Chats auszuloten. Mit beeindruckenden Ergebnissen. Die schon lang und breit und überall (auch auf ZACKBUM) beschrieben wurden.

Aber natürlich noch nicht von Loser. Der macht sich so seine Gedanken, wie er halt kann. Zunächst fragt er, wieso es «für Menschen eigentlich so schwierig» sei, «exponentielles Wachstum zu begreifen»? Mit Verlaub; dass es Loser nicht begreift, macht das noch nicht zu einer allgemeinen Schwäche.

Da hätte ihm der Einsatz von KI vielleicht geholfen, der Chatbot hat auch ein Programm, das darauf spezialisiert ist, komplexe Dinge simplifiziert darzustellen. Die Chance für Loser.

Aber er hat noch gewichtigere Fragen: «Wie verhält sich der Staat dazu, wenn Firmen ein Monopol auf eine möglicherweise bahnbrechende Technologie haben?» Erklären wir es ihm ganz einfach. Der Staat verhält sich dazu wie zur Situation, als Firmen ein Monopol auf die Entwicklung von Computern hatten. Oder des Internets. Der Staat macht nämlich nix. Ausser vielleicht ein paar Rahmenbedingungen festlegen.

Aber Loser hat noch mehr schlaue Fragen: «Was bedeutet eine echte künstliche Intelligenz für das Funktionieren unserer Demokratie? Was macht man mit all den Menschen, die tatsächlich ihren Job verlieren werden? Brauchen wir vielleicht doch ein Grundeinkommen

Diese Fragen von unterschiedlicher intellektueller Brillanz sind eigentlich wie geschaffen für eine sich langweilende KI. Das sieht Loser aber anders: Bei diesen Fragen helfe das Chatprogramm nicht weiter. «Es sind Fragen, die wir selber beantworten müssen, als demokratische Gesellschaft. Mit echter Intelligenz».

Aber sicher hilft das Chatprogramm da weiter, wieso auch nicht. Vielleicht scheitert es höchstens am Nachgrübeln darüber, was Loser eigentlich mit «echter Intelligenz» meint. Im Gegensatz zu künstlicher? Aha, aber dann wäre Loser zum Beispiel ein Besitzer echter Intelligenz? Das wäre dann aber doch allgemein bekannt …

Ist KI der K.o. für die Medien?

Textroboter werden besser, Journis schlechter.

Es ist eines der vielen Projekte des Tausendsassas Elon Musk. openai.com hat gerade die Beta-Version ihres Text Creators als Spielfeld mit einigen Freiversuchen freigeschaltet.

Hier kann man sozusagen in einem Text-Photoshop zu beliebigen Themen in beliebigen Längen, Tonalitäten, Stilrichtungen und Ausformungen Texte abholen. Vom Ausgang des Ukraine-Krieges über eine Beurteilung der Präsidentschaft Trumps zu philosophischen Erwägungen oder gar Liebesgedichten mit vorgegebenem Inhalt und Reim-Art.

Die dahinterstehende KI (Künstliche Intelligenz oder Artificial Intelligence) nähert sich immer mehr dem erfolgreichen Bestehen des Turing-Tests. Nach dem ist eine KI dann ausgereift, wenn ein menschlicher Gesprächspartner sicher ist, dass er mit einem anderen Menschen spricht und nicht mit einem Computer.

Sowohl Geschwindigkeit der Reaktion wie auch Qualität des Antworttextes ist dem Schaffen der meisten Schweizer Journalisten eindeutig überlegen. Hier kommt nichts Geholpertes, nichts Verstolpertes, nichts Unfertiges. Wohltuend ist auch: diese KI hat überhaupt kein Bedürfnis, Nabelschau zu betreiben, mit dem Zeigefinger zu wackeln oder der Welt Vorschriften zu machen, wie sie zu sein hätte.

Beispiel gefällig? Beispiel. ZACKBUM verlangte eine kurze Rede, um für eine Revolution aufzurufen. Et voilà:

«Friends, I come here today to ask for a revolution. A revolution of change and action. We must take bold steps to ensure that our voices are heard, that our rights are respected, and that our future is secure. Let us rise up and make our collective dreams a reality. Let us join together in a movement for progress. Let us be the agents of change. Let us start a revolution!»
Damit könnte man locker in einem beliebigen Land in der Dritten Welt ganz hübsch für Action sorgen. Besonders wertvoll für Kindersoldaten in ihren Verrichtungsboxen im Newsroom ist auch dieses Tool:
«Translates difficult text into simpler concepts.»
Hilfreich ist auch der «sarkastische Chatbot Marv». Der reagiert so auf Fragen:
«You: How many pounds are in a kilogram? Marv: This again? There are 2.2 pounds in a kilogram. Please make a note of this. You: What does HTML stand for? Marv: Was Google too busy? Hypertext Markup Language. The T is for try to ask better questions in the future. You: What is the meaning of life? Marv: I’m not sure. I’ll ask my friend Google.»
Unverzichtbar ist auch der Creator einer Restaurantkritik. Da könnten sich selbst Co-Chefredaktorinnen noch ein paar Scheibchen davon abschneiden. Statt über das «Razzia» zu stammeln, kann man hier einfach ein paar Angaben stichwortartig einspeisen; zum Beispiel: «The Blue Wharf Lobster great, noisy, service polite, prices good.»
Daraus entsteht dann: «I recently visited The Blue Wharf and had a wonderful experience. The lobster was excellent and the prices were very good. The only downside was the noise level, but the polite service more than made up for it. Highly recommend!»
Nun wollen wir hoffen, dass dieser Text nicht Pietro Supino unter die Augen kommt. Denn der sähe hier garantiert eine weitere Sparmöglichkeit. Die Zukunft des «Tages-Anzeigers» und seiner Kopfblätter sähe dann so aus: einige Basistexte werden immer noch von der SDA übernommen. Der Sicherheitsmann (oder die -frau), der nachts schaut, ob auch alle Lichter gelöscht sind, kann dann gegen Langeweile aus einer Liste von Vorschlägen der KI einen Titel und Lead auswählen.
Damit wäre bereits die Hälfte des Contents generiert. Ein weiteres Viertel besteht aus Texten, die tel quel aus der «Süddeutschen» übernommen werden. Mitarbeiter des Reinigungspersonals dürfen dort jeweils das ß durch ss ersetzen. Ein Germanistik-Student in Banja Luka kann zur Entspannung neben der Moderation von Kommentaren noch «parken» durch «parkieren» oder «grillen» durch «grillieren» ersetzen. Und gelegentlich aus einer Liste von Helvetismen per Zufallsprinzip ein Wort einstreuen («grüezi, notabene, vorprellen, behändigen», etc.).
Bleibt das letzte Viertel. Davon werden die grössten Brocken von der KI hergestellt. Dieser Aufgabe dürfen sich die beiden Co-Chefredakteure widmen, da braucht es Führungserfahrung und einen ausgeprägten journalistischen Muskel. Also genau das Richtige für Priska Amstutz und Mario Stäuble.
Dann kommt noch die Königsdisziplin, der Kommentar, die Meinung. Auf diesem Spielplatz dürfen sich Oberchefredaktor Arthur Rutishauser, die Mitglieder der Chefredaktion und die Grüss-August-Chefredakteure der Kopfblätter tummeln.
Was bliebe noch? Oh ja, heikel, die lokale Berichterstattung. Da müsste das gescheiterte Projekt «Aurora» neu ansetzen. Zum Beispiel so: Da alle erfahrenen Lokaljournalisten entlassen wurden (zu teuer), kommen sogenannte Leserreporter zum Einsatz. Denen verspricht man eine gloriose Karriere in den Medien und motiviert sie dadurch, gratis von lokalen Ereignissen zu berichten.
Hier kann die KI dann ihre Kompetenz voll ausspielen. Diese Leserreporter holpern ihre Texte in ein Eingabefeld und wählen dann noch die gewünschte Länge, Ausrichtung (kritisch, zustimmend, wohlwollend, ablehnend, skandalisierend, neutral), und schwups: schon entsteht ein fertig produzierter Text, zu dem die KI aus dem Archiv noch ein passendes Foto sucht.
Damit wäre die nächste Stufe der kostengünstigen Herstellung eines qualitativ hochstehenden Bezahlmediums erreicht.
Da es sich eindeutig um eine synergetisch verbesserte Ausgabe handelt, kann dem Leser die frohe Botschaft verkündet werden, dass er für Besseres nicht etwa mehr bezahlen muss. Als Ausdruck der Verantwortung und Bedeutung als Vierte Gewalt im Staat darf Supino in einem seiner seltenen, aber berüchtigten Editorials ausführen, dass es weiterhin eine strikte Trennung zwischen Verlag und redaktionellem Inhalt gäbe (was immer brüllend komisch ist, wenn er als Verlags-Chef redaktionell das Wort ergreift), und dass es dem Konzern gelungen sei, deutliche inhaltliche Verbesserungen kostenneutral umzusetzen.
That’s the future, baby, würde die KI sagen. Und ZACKBUM hofft natürlich auf einen kräftigen Rums auf seinem Spendenkonto.

Wir basteln uns einen Schwurbler

ZACKBUM-Leser denken mit.

Die Leserquälung des «Republik«-Autors Constantin Seibt hat einen gewitzten Kommentarschreiber zu einem höllisch guten Tipp veranlasst.

Wir alle kennen Deep Fake. Nein, so heisst nicht die Bräunungscreme vonDonald Trump, sondern so wird eine Software bezeichnet, mit der man lippensynchron neue Texte aufsprechen kann. Also Trump lobt Präsident Biden, der gibt zu, dass er meistens nicht weiss, wo er ist, und wenn doch, was er dort soll. Und so weiter. Eine teuflische Sache.

Dass Bilder lügen können, wissen wir spätestens, seit im Stalinismus in Ungnade gefallene Revolutionäre einfach aus Bildern herausgeschnitten oder retouchiert wurden. Diese Technik hat sich seit der Digitalisierung perfektioniert; auch mit Metadaten ist es heutzutage fast nicht mehr möglich zu entscheiden, ob eine Fotografie die Wirklichkeit wiedergibt – oder ob daran herumgedoktert wurde.

Nun auch beim Bewegtbild. Schon seit Längerem wird Künstliche Intellgenz verwendet, um Sprache zu automatisieren. Textüberetzungsprogramme werden immer raffinierter und vor allem lernfähig.

Die nächste Stufe wurde unter anderem von Elon Musk initiiert. Seit 2015 beschäftigt sich eine von ihm gegründete Firma mit KI und hat unter anderem einen ziemlich genialen Textgenerator entwickelt.

GPT3 heisst seine neuste Version, und die kann was. Das Beste daran: sie kann einen Seibt vollständig ersetzen. Man kann ihr die entsprechenden Keywords füttern, also bspw. Faschismus, Trump, Köppel, dazu Tonalität, ein Quote, Stil, Art des Schriftstücks, Länge, Stossrichtung – und zack, auf Knopfdruck kommen 62´000 Anschläge heraus.

Die schlechte Nachricht, aber nur für Seibt:GPT-3 macht ihn überflüssig. Die gute: jeder kann sich seinen eigenen Seibt-Text basteln. Allerdings: wer will das schon?