Tamedia-Tabu

Schleichwerbung, bezahlter Content? Tabu, sagt Dummschwätzer Tobler.

«Für einen Journalisten ist es ein Tabu, Werbung zu machen. Schleichwerbung erst recht.»

Mit diesem Spruch führte Andreas Tobler, der schon längst Schreibverbot haben sollte, den Flexibilitätsindex «1 Tobler» ein. Das ist der eigentlich unerreichbare Höchstwert; normale journalistische Flexibilität wird in Millitobler gemessen.

Schauen wir uns das Tabu bei Tamedia mal genauer an.

Da hätten wir zum Beispiel diese «Reisereportage»:

Immerhin erwähnt Tamedia am Schluss: «Dieser Artikel stammt aus der «Schweizer Familie», der beliebtesten Wochenzeitschrift der Schweiz.» Aber nein, das ist doch keine Schleichwerbung, einfach so ein Hinweis. Tamedia war einfach begeistert von dieser Reportage und hat sie übernommen. Zufall aber auch, dass die «Schweizer Familie» dem Coninx-Clan gehört.

Kein Zufall hingegen ist, dass dieser Artikel eine werbliche Massnahme für die «SF Reise Andalusien 2024» ist, die die «Schweizer Familie» auslobt. Diese «Leserreise» wird von der darauf spezialisierten Reiseagentur «cotravel» durchgeführt. Kostet pro Nase schlappe 5000 Franken, «Business-Klasse: auf Anfrage». Sagt da einer Schleichwerbung? Pfui, niemals, würde Tobler entgegnen. Eben Tobler-Faktor 1.

Dann hätten wir diese hier:

«Einsteigen, entspannen, geniessen». Die Reise von St. Moritz nach Zermatt kostet auch bloss schlappe 1340 Franken pro Person. Und aufwärts. Das liegt natürlich im schmalen Budget von Tamedia nicht drin, daher: «Die Recherchereise für diesen Artikel wurde unterstützt von Glacier Pullman Express.» Ist das keine Schleichwerbung? Nein, würde Tobler sagen, dass es sich um einen bezahlten Propaganda-Artikel handelt, ist doch deutlich ausgewiesen. Tobler-Faktor 0,5.

Gut, Reisen sind teuer, aber im Bereich Lifestyle wird’s ja wohl anders sein. Ja, ist es. Da feiert zum Beispiel Marianne Kohler Nizamuddin ihre Bekannte und völlig unbedeutende «Lifestyle-Redakteurin und Beraterin» Charlotte Fischli auf knapp 14’000 Anschlägen plus üppiges Bildmaterial ab.

Wie schrieb ZACKBUM so richtig:

Der Text strotz vor Product Placement «sie führt den Clean-Beauty-Onlineshop …, Massage Lounge an der Europaallee …, Zürcher Brockenhaus …», dazu «Lieblingsrestaurants, Design-Duo Muller van Severin, Afro-Chairs», alles bis zum Erbrechen und darüber hinaus.

Was ist neu seit der «Homestory» der gleichen Autorin über die gleiche Fischli von 2021? Eigentlich nichts, aber Plastikflaschen werden ja auch rezykliert. Natürlich darf Werbung für den «Newsletter» der «Beraterin» nicht fehlen.

Wollen wir uns noch über die Auto-Artikel von Tamedia beugen, über die Anpreisung von Cremes, Töpfchen, Gadgets, Läden, Restaurants, Wellness-Oasen, Hotels, von Produkten, Dienstleistungen? Oder wollen Sie zum Beispiel den tabufreien Podcast «Politbüro» sponsern? Kein Problem, Fixpreis 1950 Franken pro Monat. Hat halt nur schlappe 16’000 Downloads. Die «Dritte Halbzeit» dagegen hat 65’000, daher kostet sie 7800. Und «Apropos» mit 320’000 Downloads kann für 9’600 gesponsert werden. Pro Woche, versteht sich.

Oder hätten Sie gerne eine «Publireportage» im «Bund»? Nun ja, seitdem er mit der «Berner Zeitung»zusammengelegt wurde (niemals nicht, sagte Pietro Supino mal), gibt’s nur ein Kombiangebot. Auf jeden Fall sind das 18’759 Franken für eine Seite, verhandelbar. Oder soll es eine «People Reportage» sein? Bitte sehr, 8500 Franken, nicht verhandelbar.

Oder hätten Sie’s gerne so nahe wir möglich am redaktionellen Inhalt? Bitte sehr:

«Sponsored: Der Inhalt orientiert sich in der Regel an einem Thema, das in einer Beziehung zum Produkt oder zur Dienstleistung des Werbekunden steht und journalistisch aufbereitet wird. Dieses sogenannte Native Advertising ist mit dem Layout des Trägertitels identisch und wird mit «Sponsored» gekennzeichnet. Beide Werbeformen werden vom Team Commercial Publishing hergestellt. Die Mitarbeit von Mitgliedern der Tamedia-Redaktionen ist ausgeschlossen. Weitere Sonderwerbeformen oder Formen der Zusammenarbeit mit Kunden, etwa im Bereich Reisen oder Auto, werden gesondert ausgewiesen.Paid Post: Beim Branded Content steht im Unterschied zu Native Advertising das Produkt oder die Dienstleistung im Zentrum des Beitrags. Branded Content wird im redaktionellen digitalen Umfeld vom Tages-Anzeiger als «Paid Post».»

Auch damit hat Tobler (wieder Faktor 1) kein Problem. Denn wie heisst es sich schön: «Die Mitarbeit von Mitgliedern der Tamedia-Redaktionen ist ausgeschlossen.» Sicher, das erledigen die Jungs (und Mädels) von Tamedia Publishing Services. Die sind für alle Beilagen zuständig, die mit journalistischem Inhalt in einem eigenen Bund so nah wie möglich an einem normalen Zeitungsbund des Hauses Tamedia platziert werden. Und grosses Indianerehrenwort: niemals nicht textet da ein Mitglied der Tamedia-Redaktionen mit. Völlig ausgeschlossen natürlich im Fall Tobler.

Das wäre ja ein Tabubruch für ihn. Den sollen doch einfach andere in seinem Haus begehen. Ihm reicht es, wenn ein grosses Stück seines Einkommens so finanziert wird. Aber würde es sein kritischer Blick erkennen, würde er hemmungslos einen Verriss über den Tourismus in Spaniens Süden, über den Glacier Pullman Express, über jede beliebige in Tamedia angepriesene Automarke, über was auch immer schreiben.

ZACKBUM wischt sich die Lachtränen ab und klopft seine Schenkel weich. Was für eine elende Heuchelei. Halt 1 Tobler, unerreicht.

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