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Bock zum Bock gemacht

«Weltwoche» spinnt: Kampffeminist Ryser verteidigt Ameti.

Der Mann darf sich auf keiner linken Redaktion mehr blicken lassen. Wenn Daniel Ryser nicht ein Rückgrat aus Gummi und den Ehrbegriff eines Strassenköters hätte, dürfte er sich bei den von ihm noch im Solde der «Republik» bösartig denunzierten «Infokriegern» auch nicht blicken lassen.

Aber Roger Köppel hat nicht immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Mitarbeiter. Kenneth Angst, Tom Kummer, Daniel Ryser, die Liste ist nicht kurz.

Dass die «Weltwoche» vom Ameti-Bashing zu «wir sind dagegen» umschwenkt, war so vorhersehbar wie der Furz nach der Zwiebel.

Leider scheint der in die Hose gegangene Provokations-Stunt einer offensichtlich dummen Frau bei der «Weltwoche» kollektive Hirnstarre ausgelöst zu haben. So ausser Rand und Band war das Blatt schon lange nicht mehr. Obwohl natürlich immer mehr sich hinter dem Chefredaktor einreihen und Ameti-Kritiker wie Philipp Gutdie Operation Libero hält an ihrem durchgeknallten Aushängeschild fest») und Christoph MörgeliAngesichts verschiedenster islamistischer Morde und Mordversuchen …») kurzfristig ein Schweigegelöbnis ablegen. Oder sie legen sich rasant in die Kurve und plädieren plötzlich «für Milde». His master’s voice, das gilt auch für Mörgeli.

Alex Baur versteht nicht den Unterschied zwischen Meinungsfreiheit und Haftungsfreiheit. Ameti konnte sich völlig unzensiert öffentlich zum Deppen machen. Sie konnte ihre primitive Provokation posten, sie konnte sie löschen, sie konnte ihre völlig verunglückte Entschuldigung hinterherschreiben, sie konnte sich nochmals weinerlich entschuldigen, nachdem sie gemerkt hatte, dass das Publikum ihre erste Verarsche («Auf den Inhalt der Bilder habe ich nicht geachtet») nicht goutiert hatte.

Köppel neigt schon seit einiger Zeit zum Frömmlertum, hier übertrifft er sich aber selbst: «Möglicherweise hat Ameti durch ihr Luftpistolentraining gegen Jesus und die Jungfrau Maria die selbstzerstörerischen Übertreibungen zur Kenntlichkeit entstellt, mit denen wir unser christliches Erbe in den letzten Jahren beschleunigt zugrunde reiten.» das ist nun mal ein hochtrabender Schwachsinn, wie man ihn nicht alle Tage liest.

Das kann der Mann in seinem Editorial allerdings noch steigern: «Ein neues Frömmlertum, ein religiöser Fanatismus scheinen die Schweiz elektrisch unter Strom zu setzen, und die Ameti-Kritiker schichten munter einen Scheiterhaufen nach dem andern auf. Offenbar hat die Junge SVP schon Strafanzeige eingereicht. Will man sie auch hinter Gitter bringen? Im alten Zürich unter Zwingli hätte man Ameti in der Limmat versenkt.»

Scheiterhaufen, Hexenjagd, Ersäufen, Existenzvernichtung? Wieso verrutschen all diesen Dampfschreibern ständig die Massstäbe, kennen sie keine Mässigung, Einbettung?

Es mag ja Zeitgenossen geben, die sich durch Ameti in ihrem religiösen Empfinden beleidigt fühlen. Aber die Mehrheit  ist verstimmt, weil die Provokation so durchschaubar-absichtlich war, die Entschuldigung so triefend vor Arroganz und verlogen. Erst mit ihrer absurden Behauptung, sie habe gar nicht gewusst, worauf sie da schiesst, obwohl sie das zuvor als Nahaufnahme gepostet hatte, trat sie den Shitstorm los.

Wenn etwas noch widerlicher ist als eine hirnlose Provokation, dann der Text des Berufsheuchlers und Wendehalses Ryser. Hoffentlich hat er nicht versucht, mit Ameti per SMS in Kontakt zu treten, das wäre dann wohl ausgeartet, wie das bei ihm üblich ist. Der Mann ist völlig schamfrei und keift nun gegen die «Gesetze des Mobs», «gegen den religiösen Eifer der Cancel-Culture», er fordert doch ernsthaft «Free Sanija Ameti». Der gleiche Ryser, der noch vor Kurzem demagogisch und völlig unjournalistisch – keiner der vielen Angepinkelten bekam von ihm Gelegenheit zur Stellungnahme – gegen seinen jetzigen Brötchengeber und dessen Umfeld polterte: ein «ganzes Netzwerk aus rechten etablierten Journalistinnen und verschwörungsideologischen Akteuren», auf Rysers «Reise ans Ende der Demokratie», das insbesondere von Köppel befördert würde: ««Flute den Raum mit Scheisse» gibt Steve Bannon aus den USA den Takt vor. Am extremsten führt diesen Kulturkampf in der Schweiz die «Weltwoche», wo sich inzwischen Verschwörungs­ideologen tummeln.» 

Und in dieser Scheisse schreibt nun Ryser seine eigene Scheisse, um es in seiner Fäkaliensprache auszudrücken. Was sagte er noch zuvor über seinen aktuellen Chef: «Roger Köppel und Daniel Stricker: wütende, monologisierende Männer auf den Platt­formen Youtube, Locals, Rumble.»

Gegen Ryser ist Kummer ein geradezu vorbildlicher, wahrheitsliebender, aufrechter Journalist. Ryser hingegen hat nicht einmal die Fakten im Griff: «Ein Blick-Reporter wird auf die Story aufmerksam – Ameti löscht den Beitrag umgehend, entschuldigt sich, sollte sie religiöse Gefühle verletzt haben.» Falsch, ZACKBUM wurde zuerst auf den Post aufmerksam und erkundigte sich. Ameti löschte ihn keineswegs «umgehend», sondern nach mehr als 10 Stunden.

Dann faselt Ryser von einer «Hexenjagd», die keine Grenzen kenne. Himmels willen, Ameti wollte doch provozieren, nur ist ihr das zu gut gelungen. Und «der Arbeitgeber Farner Consulting trennt sich von ihr». Tja, Ryser, wenn sich jemand unmöglich benimmt, dann trennt man sich von ihm, das sollten Sie doch nur zu gut kennen.

Dann wiederholt er die weinerliche Nummer Ametis, dass sie Polizeischutz brauche und es fast nicht mehr aushalte. Wobei sie wohlgemerkt keinen hat, sondern nur darum bettelt. Dabei bekommt jeder, der ein wenig in der Öffentlichkeit steht, von Feiglingen, die versteckt hinter der Anonymität des Internets randalieren, Drohmails und andere Bösartigkeiten. Nur hängt das (fast) niemand an die grosse Glocke.

Dann macht Ryser noch die langweilige Täter-Opfer-Umkehr, Ameti sei nun zum Opfer geworden. Jeder, der einen Fehler mache, «verliert in unserer heutigen Social-Media-Gesellschaft alle Rechte und wird zum Freiwild, darf grenzenlos an den Pranger gestellt werden, muss Hetze aushalten und soll verschwinden, weg aus der Gesellschaft, weg aus der Arbeitswelt. Aus den Augen, aus dem Sinn, gecancelt eben

Da spricht Ryser eindeutig aus eigenem Erleben, obwohl er selbst gar nicht an den Pranger gestellt wurde. Im Schlussgalopp fantasiert Ryser sogar davon, dass «es diese moralische, fehlerfreie, perfekte, ja, eigentlich ganz grauenhafte Social-Media-Gesellschaft liebt, Hexen zu verbrennen, Sauen durchs Dorf zu jagen, reinzutreten, wenn jemand am Boden liegt. Es sind Gesetze des Mobs, wo Entschuldigungen niemanden interessieren, und schon gar nicht die Frage, ob Menschen aus Fehlern lernen».

What a bullshit, um es vornehm zu formulieren. Hätte sich Ameti authentisch entschuldigt und nicht durchschaubar verlogen, dann hätte sie vielleicht noch eine Chance gehabt, aus der selbstverschuldeten Kloake herauszukommen.

Vielleicht hätte sich Ryser bei seinem vorletzten Arbeitgeber das auch gewünscht:

«Bleibt zu hoffen, dass, wenn der Sturm vorbei ist und damit die Angst, vom Shitstorm miterfasst zu werden, wenigstens der Arbeitgeber Ameti Gehör gewährt und die Entlassung rückgängig macht.»

Er empfiehlt also ernsthaft einer PR-Firma, jemanden wie Ameti wieder einzustellen, die nicht nur als dummdreiste Provokateurin stigmatisiert ist, sondern vor allem als absolut unfähige Kommunikatorin. Und die soll dann im Namen von Farner-PR auf Kunden losgelassen werden, um die zu beraten?

Man fragt sich, ob in der Redaktion der «Weltwoche» etwas Ansteckendes herumschwirrt oder die meisten heissen Shit geraucht haben. Oder ob man wirklich so vielen ins Hirn gehustet hat, dass ein solcher Stuss zusammengeschrieben wird.

Ein Ryser verteidigt eine Ameti in der «Weltwoche». Wer dem Wort Realsatire einen tiefen Sinn geben will, denkt sich dieses Beispiel aus. In völliger Sicherheit, dass seine Fantasie mal wieder weit, weit weg von der Realität schwebt.

Seit «la crise n’existe pas», seit Putin, «Der Unverstandene», hat sich die WeWo keinen solchen Ausrutscher mehr geleistet.

Hier wird der Bock zum Bock gemacht, eine primitive Provokateurin geadelt, sie gegen einen selbstverschuldeten Shitstorm verteidigt. Oder um den religiösen Eiferer Köppel an ein Bibelzitat zu erinnern:

«Denn sie säen Wind und werden Sturm ernten
Hosea, Kapitel 8, Vers 7.

 

 

Im Sudan verrecken Millionen

Ein Lob an Arne Perras. Der Redaktor der SZ berichtet über eine vergessene Katastrophe.

Fast alle Länder der Welt unterstützen die Sanktionen der NATO-Länder gegen Russland nicht. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass sie die Heuchelei von Europa und die Doppelmoral der USA und ihrer Verbündeten unerträglich finden.

Wenn’s ins politische Machtkalkül passt, geht es um die Verteidigung angeblicher westlicher Werte, um Humanität, Menschenrechte, deren Verteidigung gegen russische Untermenschen und einen kriegslüsternen Autokraten in Moskau.

Da wird grosses Geschrei erhoben, die Gazetten sind täglich wohlgefüllt, jedes tote Kind, jede bombardierte zivile Einrichtung löst einen Aufschrei aus – wenn es auf ukrainischem Gebiet stattfindet. Viele Seiten werden vollgeschmiert mit Darstellungen der besonderen asiatisch-slawischen Grausamkeit der Russen, der Skrupellosigkeit ihres verbrecherischen, verrückten Anführers.

Gleichzeitig finden in anderen Orten der Welt viel grausamere, menschengemachte Katastrophen statt. Nur haben hier die Opfer die falsche Hautfarbe, sind die Gebiete nicht von geopolitischem Interesse, gibt es keine nennenswerten Rohstoffe auszubeuten, besteht kein Anlass für einen Stellvertreterkrieg.

Der Sudan ist so ein Elendsloch, in dem rund 25 Millionen Menschen leiden und dem Hungertod geweiht sind. 25 Millionen, die Hälfte der Bevölkerung.

Das interessiert die empfindsamen Woken, die schon lange neben der Regenbogenfahne eine Ukraineflagge schwingen, einen Dreck. Das interessierte die westliche Wertegemeinschaft einen feuchten Kehricht. Das entlockt den Journalisten höchstens ein gelangweiltes Gähnen. Sudan? Wo ist das schon wieder? Worum geht es dort? Ach, immer diese Neger, Pardon, Schwarzen, mit diesen Kindern mit Hungerbäuchen, diese Elendsgestalten, die klaglos und stumm wie die Fliegen sterben.

Immerhin weist Arne Perras immer mal wieder auf diese Menschheitstragödie hin, dafür gebührt ihm grosses Lob. Er beschreibt nüchtern das Desaster im Sudan, was seinen Kommentar noch beklemmender macht:

«Viele Zonen sind militärisch abgeschottet und lebensgefährlich. Dort herrschen Milizen, denen das Leben eines Menschen nur dann etwas wert ist, wenn es taugt für den Kampf, für militärische Hilfsdienste, Aufklärung oder Nachschub. … Der Krieg ist der Vater des sudanesischen Hungers, daran besteht kein Zweifel. Und solange sich die Kämpfe weiter durchs Land fressen, treiben sie Hunderttausende ins Verderben. Mindestens. Potenziell sind es noch viel mehr. 25 Millionen Sudanesinnen und Sudanesen.»

Und weiter:

«Es ist ein seelisches Martyrium, das sich in der wohlgenährten Welt kaum jemand vorstellen kann. Und doch geschieht all das im Sudan, fernab globaler Aufmerksamkeit, die sich auf Gaza und die Ukraine richtet.
Sicher ist: Der Westen wendet viel zu wenig Zeit und Kraft auf, um daran etwas zu ändern. Wann kommen Aussenminister oder Staatschefs schon einmal zusammen, um sich mit der sudanesischen Katastrophe zu befassen

Dabei ist ein Staat, der sich immer mehr zum Bundesgenossen des Westens mausert, hier übel beteiligt: die Vereinigten Arabischen Emirate.

«Die Gleichgültigkeit, mit der die Weltgemeinschaft ein von ihr selbst verhängtes Waffenembargo kollabieren lässt, ist bezeichnend: Die leidende Bevölkerung im Sudan kann sich nicht nur keineswegs darauf verlassen, dass ihr die internationale Diplomatie beispringt. Sondern sie muss zudem befürchten, dass opportunistische Länder wie die Emirate Nutzen aus ihrem Leid ziehen, der Milizenführer und Goldminenbetreiber Hemeti ist ihr Geschäftspartner.»

Wenn die Achtung vor den Menschenrechten und die Verteidigung angeblicher westlicher Werte glaubwürdig sein will, dann müssen diesen Prinzipien doch weltweit gelten. Nicht nur da, wo es aus machtpolitischen Gründen in den Kram passt.

Ist es nicht verständlich, dass allen afrikanischen Staaten, den meisten lateinamerikanischen und asiatischen das Geseier des Westens über die Ukraine und ihren Freiheitskampf nicht nur zum Hals raushängt, sondern Übelkeit verursacht?

 

Wumms: Aline Trede

Grün ist die Farbe der Heuchelei. Trede ist grün …

Sie ist die Fraktionschefin der Grünen im Nationalrat. Also hat Trede durchaus eine staatstragende Funktion im Parlament, die gewisse Regeln des Anstands und des Benimms beinhaltet.

Dazu passt dann schlecht, dass Trede obskure Geheimbünde wie den «Verein für Demokratie und Menschenrechte» unterstützt. Dazu passt noch viel weniger, dass sich die Politikerin in Fäkaliensprache für Zensur ausspricht: «Stoppt dieses Scheissbuch», so geiferte sie gegen die umfangreiche Recherche von Michèle Binswanger über die Ereignisse an einer alkoholreichen Zuger Feier. Wohlgemerkt, bevor dieses Buch überhaupt erschienen war und Trede den Inhalt hätte kennen können.

Auch opportunistische Heuchelei ist ihr nicht fremd: «Ich fliege nicht und finde, dass es in Europa für mich noch genug zu entdecken gibt.» Es gibt allerdings auch in Brasilien und Uruguay genug zu entdecken, weshalb Trede an einem Parlamentarierreisli dorthin teilnahm. Denn merke: Reisen auf Kosten des Steuerzahlers machen am meisten Spass. Und Trede fliegt nicht, ausser sie fliegt doch.

Natürlich antwortete Trede damals nicht auf eine höfliche Anfrage, wie sie das unter einen Hut bringen wolle.

Die gleiche Trede (oder gibt es vielleicht mehrere, das würde so viel Widersprüchliches erklären) hat eine Kolumne im «Blick». Dort bemüht sie sich um staatstragendes Verhalten und weist die Schmuddelkinder einer gewissen Partei scharf zurecht: «Wo ist bloss die Contenance geblieben? Seit den Wahlen ist die Stimmung gereizt, was auch mit der neuen Grösse der SVP und ihrem Verhalten zusammenhängt

Die benimmt sich einfach unmöglich: «Im Saal debattierte also der Nationalrat auf unterstem Niveau. Draussen in der Halle ignorierte der Fraktionschef der SVP, Thomas Aeschi, die Anweisungen der Bundespolizei. Es kam sogar zu einem Handgemenge! Wo sind wir denn? Wo ist der Anstand geblieben

Tja, Frau Trede, wir fragen ja gar nicht mehr an, weil Sie unanständig sowieso nicht antworten. Aber halten sie es für anständig, die Zensur eines «Scheissbuchs» zu fordern? Gehört es zu Ihrem Verständnis von Anstand, Wasser zu predigen und Wein zu saufen; grün-korrekt den Verzicht auf Flüge zu behaupten, aber fröhlich durch die Welt zu düsen?

Offenbar verstehen Sie unter «Contenance», solche Ausfälle und Widersprüche einfach zu ignorieren und zu hoffen, dass es niemandem auffällt. Blöd auch, dass es ZACKBUM gibt, nicht? Und bitte, jetzt nicht keifen «Stoppt dieses Scheiss-ZACKBUM», das wäre gar nicht damenhaft.

Tamedia-Tabu

Schleichwerbung, bezahlter Content? Tabu, sagt Dummschwätzer Tobler.

«Für einen Journalisten ist es ein Tabu, Werbung zu machen. Schleichwerbung erst recht.»

Mit diesem Spruch führte Andreas Tobler, der schon längst Schreibverbot haben sollte, den Flexibilitätsindex «1 Tobler» ein. Das ist der eigentlich unerreichbare Höchstwert; normale journalistische Flexibilität wird in Millitobler gemessen.

Schauen wir uns das Tabu bei Tamedia mal genauer an.

Da hätten wir zum Beispiel diese «Reisereportage»:

Immerhin erwähnt Tamedia am Schluss: «Dieser Artikel stammt aus der «Schweizer Familie», der beliebtesten Wochenzeitschrift der Schweiz.» Aber nein, das ist doch keine Schleichwerbung, einfach so ein Hinweis. Tamedia war einfach begeistert von dieser Reportage und hat sie übernommen. Zufall aber auch, dass die «Schweizer Familie» dem Coninx-Clan gehört.

Kein Zufall hingegen ist, dass dieser Artikel eine werbliche Massnahme für die «SF Reise Andalusien 2024» ist, die die «Schweizer Familie» auslobt. Diese «Leserreise» wird von der darauf spezialisierten Reiseagentur «cotravel» durchgeführt. Kostet pro Nase schlappe 5000 Franken, «Business-Klasse: auf Anfrage». Sagt da einer Schleichwerbung? Pfui, niemals, würde Tobler entgegnen. Eben Tobler-Faktor 1.

Dann hätten wir diese hier:

«Einsteigen, entspannen, geniessen». Die Reise von St. Moritz nach Zermatt kostet auch bloss schlappe 1340 Franken pro Person. Und aufwärts. Das liegt natürlich im schmalen Budget von Tamedia nicht drin, daher: «Die Recherchereise für diesen Artikel wurde unterstützt von Glacier Pullman Express.» Ist das keine Schleichwerbung? Nein, würde Tobler sagen, dass es sich um einen bezahlten Propaganda-Artikel handelt, ist doch deutlich ausgewiesen. Tobler-Faktor 0,5.

Gut, Reisen sind teuer, aber im Bereich Lifestyle wird’s ja wohl anders sein. Ja, ist es. Da feiert zum Beispiel Marianne Kohler Nizamuddin ihre Bekannte und völlig unbedeutende «Lifestyle-Redakteurin und Beraterin» Charlotte Fischli auf knapp 14’000 Anschlägen plus üppiges Bildmaterial ab.

Wie schrieb ZACKBUM so richtig:

Der Text strotz vor Product Placement «sie führt den Clean-Beauty-Onlineshop …, Massage Lounge an der Europaallee …, Zürcher Brockenhaus …», dazu «Lieblingsrestaurants, Design-Duo Muller van Severin, Afro-Chairs», alles bis zum Erbrechen und darüber hinaus.

Was ist neu seit der «Homestory» der gleichen Autorin über die gleiche Fischli von 2021? Eigentlich nichts, aber Plastikflaschen werden ja auch rezykliert. Natürlich darf Werbung für den «Newsletter» der «Beraterin» nicht fehlen.

Wollen wir uns noch über die Auto-Artikel von Tamedia beugen, über die Anpreisung von Cremes, Töpfchen, Gadgets, Läden, Restaurants, Wellness-Oasen, Hotels, von Produkten, Dienstleistungen? Oder wollen Sie zum Beispiel den tabufreien Podcast «Politbüro» sponsern? Kein Problem, Fixpreis 1950 Franken pro Monat. Hat halt nur schlappe 16’000 Downloads. Die «Dritte Halbzeit» dagegen hat 65’000, daher kostet sie 7800. Und «Apropos» mit 320’000 Downloads kann für 9’600 gesponsert werden. Pro Woche, versteht sich.

Oder hätten Sie gerne eine «Publireportage» im «Bund»? Nun ja, seitdem er mit der «Berner Zeitung»zusammengelegt wurde (niemals nicht, sagte Pietro Supino mal), gibt’s nur ein Kombiangebot. Auf jeden Fall sind das 18’759 Franken für eine Seite, verhandelbar. Oder soll es eine «People Reportage» sein? Bitte sehr, 8500 Franken, nicht verhandelbar.

Oder hätten Sie’s gerne so nahe wir möglich am redaktionellen Inhalt? Bitte sehr:

«Sponsored: Der Inhalt orientiert sich in der Regel an einem Thema, das in einer Beziehung zum Produkt oder zur Dienstleistung des Werbekunden steht und journalistisch aufbereitet wird. Dieses sogenannte Native Advertising ist mit dem Layout des Trägertitels identisch und wird mit «Sponsored» gekennzeichnet. Beide Werbeformen werden vom Team Commercial Publishing hergestellt. Die Mitarbeit von Mitgliedern der Tamedia-Redaktionen ist ausgeschlossen. Weitere Sonderwerbeformen oder Formen der Zusammenarbeit mit Kunden, etwa im Bereich Reisen oder Auto, werden gesondert ausgewiesen.Paid Post: Beim Branded Content steht im Unterschied zu Native Advertising das Produkt oder die Dienstleistung im Zentrum des Beitrags. Branded Content wird im redaktionellen digitalen Umfeld vom Tages-Anzeiger als «Paid Post».»

Auch damit hat Tobler (wieder Faktor 1) kein Problem. Denn wie heisst es sich schön: «Die Mitarbeit von Mitgliedern der Tamedia-Redaktionen ist ausgeschlossen.» Sicher, das erledigen die Jungs (und Mädels) von Tamedia Publishing Services. Die sind für alle Beilagen zuständig, die mit journalistischem Inhalt in einem eigenen Bund so nah wie möglich an einem normalen Zeitungsbund des Hauses Tamedia platziert werden. Und grosses Indianerehrenwort: niemals nicht textet da ein Mitglied der Tamedia-Redaktionen mit. Völlig ausgeschlossen natürlich im Fall Tobler.

Das wäre ja ein Tabubruch für ihn. Den sollen doch einfach andere in seinem Haus begehen. Ihm reicht es, wenn ein grosses Stück seines Einkommens so finanziert wird. Aber würde es sein kritischer Blick erkennen, würde er hemmungslos einen Verriss über den Tourismus in Spaniens Süden, über den Glacier Pullman Express, über jede beliebige in Tamedia angepriesene Automarke, über was auch immer schreiben.

ZACKBUM wischt sich die Lachtränen ab und klopft seine Schenkel weich. Was für eine elende Heuchelei. Halt 1 Tobler, unerreicht.

Wumms: Holger Alich

Journalisten sind Heuchler und Opportunisten. Sie haben ihren Meister gefunden.

Wer für Ringier arbeitet, wird von Inserenten und anderweitig zahlenden Firmen ausgehalten. Kaum ein Medienkonzern hat die Kommerzialisierung journalistischer Dienstleistungen durch Schreibnutten soweit vorangetrieben wie der Verlag an der Dufourstrasse in Zürich.

Es ist auch in den anderen Grossverlagen Gang und Gebe, dass Artikel gesponsert, Events bezahlt, Produkte mit Inseraten in den redaktionellen Teil gehebelt werden. Keine Reisereportage, kein Autotext, der nicht finanziell unterstützt wurde. Da machen die Organe (und ihre Journalisten) die Beine sehr breit. Sogenannter Paid Content kommt wie eine redaktionelle Eigenleistung daher, ist aber immerhin noch als Werbung gekennzeichnet. Ach so viele angebliche redaktionelle Eigenleistungen sind hingegen bezahlte Stücke. Das weiss jeder.

Holger Alich arbeitet für Ringier. Das hindert ihn nicht daran, die Generalversammlung des Clubs der Zürcher Wirtschaftsjournalisten zu Grabe zu tragen. Nachdem er schon mal damit scheiterte, wiederholte er unerbittlich seinen Antrag:

«Der Club der Zürcher Wirtschaftsjournalisten verzichtet bei der Organisation seiner Generalversammlung auf das Sponsoring, um seine Unabhängigkeit zu stärken. Der Anlass ist so zu gestalten, dass er die finanziellen Möglichkeiten des Clubs nicht überfordert.»

Dazu muss man wissen, dass dieser Club einmal im Jahr seine Generalversammlung zum Anlass nimmt, anschliessend zum Abendessen zu bitten. Da Journalisten nicht nur gerne essen, sondern auch durchaus dem Alkohol zusprechen, kostet das alles in allem etwas. Die Generalversammlung selbst, eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion und ein anschliessendes Mahl schlagen mit rund 15’000 Franken zu Buche. Peanuts. Normalerweise nehmen so etwa 100 Personen daran teil. Pro Nase all in 150 Franken. Könnte sich damit ernsthaft jemand in seiner Unabhängigkeit bedroht sehen?

Ein fröhliches Zusammensein von Journalisten, PR-Menschen, Firmen-Kommunikationsfuzzis, zugewandten Orten. Wie Lukas Hässig richtig sagte, wer sonst nicht an solchen Anlässen teilnimmt, kommt, weil man auf engstem Raum viele interessante Menschen trifft.

Nun ist es Brauch, dass dieser Anlass von einer Firma gesponsert wird. Es ist absolut absurd anzunehmen, dass dadurch die Berichterstattung der anwesenden Journalisten beeinflusst werden könnte.

Aber Absurdes sind Alichs Spezialität: «Die GV von 2022 wurde von der Firma Coca Cola gesponsert – es waren 15’000 Franken. Das Sponsoring erfolgte just zu einem Zeitpunkt, als in der Politik über die Reduktion des Zuckergehaltes in den Süssgetränken debattiert wurde.» Blöd nur: Alich konnte kein einziges Beispiel anführen, wie dieses Sponsoring die Berichterstattung eines einzigen Wirtschaftsjournalisten beeinflusst hätte. Oder fürchtete er um seine eigene Unabhängigkeit, weil er dennoch teilnahm und sich das von Coca Cola gesponserte Abendessen munden liess?

Es ist hingegen Tatsache, dass die Berichterstattung auch des Organs, für das Alich arbeitet, selbstverständlich von Inserenten und Sponsoren von Anlässen beeinflusst wird. Das ist nichts Unmoralisches, sondern Business as usual im Journalismus.

So wie Heuchelei und Opportunismus Business as usual sind. Die erreicht einen seltenen Höhepunkt, wenn dann an der GV dieses Sponsoring mehrheitlich abgelehnt wird – was die Weiterführung dieses Anlasses schlichtweg verunmöglicht.

Der Höhepunkt bestand dann darin, dass auch die siegreichen Befürworter der Abschaffung des Sponsorings anschliessend am gesponserten Abendessen fröhlich teilnahmen und sich auf Kosten des Sponsors volllaufen liessen. Sie hatten nicht einmal den Anstand, das konsequenterweise zu unterlassen.

Offensichtlich hielten sie sich für so charakterstark, dass sie dennoch ihre «Unabhängigkeit» wahren konnten. Dabei fiel ihnen aber nicht auf, dass sie sich als opportunistische Heuchler enttarnten.

Dieser Anlass war ein wahres Lehrstück, zu welchen Abgründen an Doppelmoral und Pseudosymbolik Journalisten fähig sind. Ihre ganze Existenzgrundlage beruht darauf, dass sie gesponsert werden – und je nachdem über Firmen oder Skandale schreiben – oder aber auch nicht.

Wären sie in der Formel eins tätig, müssten sie jede Menge Aufnäher tragen, von welchen Unternehmen sie gerade bezahlt werden, für wen sie den Büttel spielen. Aber hier konnten sie ein Zeichen setzen, dass es ihnen sehr unwohl sei, wenn ihnen ein Abendessen gesponsert wird. Einladungen zu Hintergrundgesprächen mit Bewirtung, Besuch einer Firmenfiliale im fernen Ausland, Kosten natürlich übernommen, die Ausstattung mit jeder Menge Hintergrundmaterial zur freien Verfügung, Ferienaufenthalte, geschenkte Produkte, es gibt nichts, was eine Schreibnutte nicht akzeptieren würde.

Aber hier musste ein Exempel statuiert werden. Die Nutte tut so, als sei sie Jungfrau und jeglicher Versuchung abhold.

ZACKBUM-Redaktor René Zeyer war bis zu diesem Anlass Mitglied in diesem Club. Schon alleine aus hygienischen Gründen muss er das beenden.

Die Stunde der Heuchler

Tropfende Betroffenheit nach Messerattacke.

«Es ist eine scheussliche Tat», empört sich der «Blick». Der «Tages-Anzeiger» berichtet über eine Mahnwache und vermerkt: «Nicht vor Ort war die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch. Sie kündigte in einer Stellungnahme an, sich persönlich beim Opfer zu melden und den jüdischen Gemeinden zusammen mit Sicherheitsvorsteherin Karin Rykart ihr Mitgefühl auszudrücken

Und die NZZ fordert: «Sich erschüttert zu zeigen, hilft den Jüdinnen und Juden in Zürich wenig. Sie brauchen besseren Schutz und mehr UnterstützungCH Media sekundiert: «Eine Welle des Judenhasses schwappt durch Europa, auch in der Schweiz häufen sich seit der Hamas-Attacke gegen Israel vom 7. Oktober 2023 die Meldungen.»

Sogar Önder Güneş, Präsident der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (FIDS), zeigt sich bestürzt: «Es ist einfach schrecklich, eine solche Tat ist in keinem Falle tolerierbar und wir Muslime verurteilen ihn aufs Schärfste», zitiert ihn «20 Minuten».

Bei dem 15-jährigen Täter soll es sich um einen eingebürgerten Tunesier handeln. Laut Zeugen soll er «Ich bin Schweizer. Ich bin Muslim. Ich bin hier, um Juden zu töten», gerufen haben. Dazu das obligate «Allahu Akbar» und «Tod allen Juden».

Wo und wie sich der Jugendliche radikalisiert hat, wird untersucht. Durchs Internet, durch einen Hassprediger, in einer radikalen Moschee, durch Anschluss an eine Gruppe fanatischer Fundamentalisten in der Schweiz? Vielleicht findet man’s heraus, vielleicht nicht.

Nun ist es so, dass die Schweiz im europäischen Vergleich bislang eher glimpflich davonkam, was fundamentalistischen Terror betrifft, von dem vor allem Frankreich, Spanien und Deutschland betroffen ist, wo Parallelgesellschaften existieren, in die die Staatsmacht weder Einblick, noch darauf Zugriff hat. Auch in der Schweiz gibt es – vielleicht mit der Ausnahme von Kurt Pelda – kaum einen Journalisten, der sich dieses Themas annimmt – und der die nötigen Fähigkeiten dazu hat.

Nun werden gelbe Regenschirme gezückt, mit ernstem Gesicht «never again»-Schildchen getragen, allenthalben wird verurteilt, zeigt man sich erschüttert, und wird gefordert. Mehr Schutz, mehr Unterstützung, mehr Sicherheit, einfach mehr von allem. Also die übliche Betroffenheitsheuchelei, die in erster Linie dem Wohlbefinden dessen nützt, der sie vorträgt.

Dass die Kriegsverbrechen, die Israel als Antwort auf das Hamas-Massaker im Gazastreifen verübt, terroristische Aktionen gegen Juden auslösen, war vorhersehbar. Es ist eigentlich erstaunlich, dass fundamentalistische Wahnsinnige in Kerneuropa noch keinen grösseren Anschlag verübt haben.

Dass auch die Linke immer weniger zwischen Antizionismus und Antisemitismus unterscheiden kann, kommt erschwerend hinzu. Sie hat in erschreckendem Ausmass jeden moralischen Kompass verloren.

Das zeigte sich gerade im Zürcher Kantonsrat. Da sagte der SVP-Politiker Tobias Weidmann: «Antisemitismus 2024 kommt nicht von rechts, sondern von der antikapitalistischen Linken oder aus migrantischen Milieus.» Dann beschreibt der «Tages-Anzeiger» die Folgen: «Die Linke war empört. Erst buhten die Kantonsrätinnen und Kantonsräte nur. Dann wurden sie immer lauter. Schliesslich verliessen sie geschlossen den Saal

Die jüdische Kantonsrätin Sonja Rueff-Frenkel kritisierte laut Tagi: «Es sei zwar so, dass der gewalttätige Antisemitismus meistens von Muslimen ausginge. Sie distanzierte sich trotz dieser Aussage aber von der Haltung der SVP-EDU-Fraktion.»

«Der Grüne Fraktionschef Thomas Forrer sagte später: «Opfer von antisemitischen Taten darf man politisch nicht instrumentalisieren.»»

Da ist nun einiges verrutscht. Weidmann hätte natürlich sagen müssen, dass Antisemitismus «auch» von links oder von Muslimen komme. Aber deshalb grölend den Saal verlassen, zeugt nicht nur von schlechter Kinderstube, sondern vom Überspielen eigener Betroffenheit. Dass man Opfer von antisemitischen Taten nicht politisch instrumentalisieren dürfe, dass könnten sich Grüne, SP und Geistesverwandte zunächst mal selbst hinter die Ohren schreiben. Und was trägt diese verbale Wackelpuddinghaltung von Rueff-Frenkel zur Klärung bei?

Einzeltäter, Fanatiker, religiös Verblendeter, das habe nichts mit dem Islam, dem Koran, mit Muslimen zu tun, wird immer wieder gebetsmühlenartig verkündet.

Das ist falsch. Der Islam ist eine mittelalterliche Verliererreligion, der dort, wo er herrscht, wirtschaftliches Elend, Repression und fundamentalistischen Wahnsinn produziert. Dafür muss man sich nur die Zustände im uralten persischen Kulturraum von heute anschauen. Ein Trauerspiel. Das gilt auch für Saudi-Arabien, wo eine besonders giftige Spielart des Islams herrscht und langsam zur Neige gehende Ölvorräte eine zutiefst korrupte und skrupellose Herrscherclique an der Macht halten. Das gilt zunehmend für die Türkei, die leider beweist, dass man auch eine hundertjährige Tradition der Trennung von Kirche und Staat und der Modernisierung, die durch Atatürk energisch eingeleitet wurde, wieder rückgängig machen kann.

Der Islam ist, wie das Christentum, bis seine Macht glücklicherweise durch die Aufklärung gebrochen wurde, keine tolerante Religion. Der Koran erhebt einen alleinigen Machtanspruch über alle Teilnehmer an einer Gesellschaft, seine Anhänger wollen fanatisch die Regeln von Kameltreibern, die viele Hundert Jahre zuvor durch die Wüste zogen, auf die Jetztzeit anwenden. Die Scharia ist das Gegenteil einer modernen, rechtsstaatlichen Ordnung.

Auf der anderen Seite darf Freiheit nicht grenzenlos sein, auch nicht Religionsfreiheit. Freiheit braucht Schranken, sonst führt sie zu Willkür und Faustrecht. Toleranz darf nicht grenzenlos sein, sonst erlaubt sie Intoleranz, Fanatismus und Diktatur.

Man muss nur in die blutrünstige Vergangenheit des Christentums mit Kreuzzügen, Scheiterhaufen, Inquisition und Fortschrittsfeindlichkeit schauen, um die Gegenwart des Islams zu verstehen.

Man muss nur schauen, wie in muslimischen Ländern Toleranz gegenüber anderen Religionen geübt wird.

Die Erkenntnis liegt auf der Hand: das kann nicht toleriert werden. Nicht in der Schweiz. Wer nur mehr Schutz, mehr Massnahmen, mehr Sicherheit fordert, toleriert die nächste Attacke. So einfach ist das.

Entwertete Wertgemeinschaft

Westliche Wertegemeinschaft – schöner, hohler Begriff.

Es gibt bekanntlich die Achse des Bösen. Dagegen steht natürlich die Achse des Guten. Die marschierte zum Beispiel im bösen Irak ein, weil der böse Diktator Massenvernichtungswaffen herstellte, und um dort dem Volk Freiheit und Demokratie zu bringen. Der Diktator war zuvor ein Guter, während er mit der Unterstützung des Westens einen der grausamsten Angriffskriege der Neuzeit gegen den bösen Iran führte.

Die Massenvernichtungswaffen waren eine Propagandalüge, statt Freiheit und Demokratie brachte der Einmarsch in den Irak Chaos und Zerstörung. Dumm gelaufen für die Wertegemeinschaft, noch blöder für die Iraker.

Das böse Russland sicherte der guten Ukraine gegen die Rückgabe der sowjetischen Atomwaffen die territoriale Integrität zu. Um dann die Krim zu annektieren und schliesslich das Land zu überfallen. Die Achse des Guten sicherte Serbien nach den Jugoslawienkriegen seine territoriale Integrität zu, um dann den Mafiastaat Kosovo anzuerkennen.

Schöne Wertegemeinschaft. Dieser Wertegemeinschaft sind die Untaten der brutalen saudischen Scheichdiktatur, die Frauen und Oppositionelle unterdrückt, den Wahabismus überall auf der Welt verbreiten will und einen Dissidenten schon mal in einer eigenen Botschaft bestialisch abschlachtet, zerlegt und abtransportiert, völlig egal. Sie lässt es bei sanften verbalen Nasenstübern gegenüber der chinesischen Parteidiktatur bewenden, ist halt neben den USA die wichtigste Wirtschaftsmacht der Welt. Die unmenschliche Parteidiktatur von Nordkoreas Kim dem Dickeren hingegen wird immer wieder in harschen Worten kritisiert. Ist halt ein armer Wirtschaftszwerg, allerdings mit Atombomben.

Schöne Wertegemeinschaft.

Viele Linke, Palästinatuchträger, in vermeintlicher Solidarität mit den Erniedrigten und Unterdrückten dieser Welt, insbesondere derjenigen im Gazastreifen, lassen es zu, dass fanatische islamistische Fundamentalisten und andere Irre ihrer Freude über die Gräueltaten, die die Hamas in Israel begeht, freien Lauf lassen.

Selbstverständlich ist solcher Widersinn im Rahmen der Meinungsfreiheit erlaubt, solange er nicht mit Gewaltaufrufen gegen Gesetze verstösst. Jeder darf sich öffentlich zum Deppen machen, jeder darf sich in den asozialen Plattformen als menschenverachtender Idiot outen, der das Massaker in Israel als «Geschenk» begrüsst. Nur sollte jeder auch die Konsequenzen solcher barbarischer Äusserungen tragen müssen.

Selbstverständlich muss auch jede Kritik an der völkerrechtswidrigen und von der UNO x-mal verurteilten Besatzungs- und Besiedlungspolitik Israels, am Versuch der aktuellen Regierung, den Rechtsstaat zu beschädigen, nicht zuletzt deshalb, damit der amtierende Ministerpräsident nach Ende der Immunität nicht in den Knast wandert, weiterhin möglich sein.

Wenn der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant eine «komplette Belagerung» des Gazastreifens ankündigt: «Kein Strom, kein Essen, kein Sprit, alles ist abgeriegelt. Wir kämpfen gegen menschliche Tiere und wir handeln dementsprechend», dann unterscheidet er sich bei allem gerechtfertigten Zorn nicht von den fundamentalistischen Wahnsinnigen der Hamas. Denn auch dort leben keine menschlichen Tiere.

Was die Hamas machte und macht, sind bestialische und durch nichts zu rechtfertigende Gräueltaten, Kriegsverbrechen und völkerrechtswidrig. Wenn Israel Hunger als Waffe einsetzen will und durch das Abschalten des Stroms bewirkt, dass in Spitälern Zivilisten sterben, dann sind das auch Kriegsverbrechen. Beides muss als solches bezeichnet werden, was verdankenswerterweise der Staatsrechtler Oliver DIggelmann auch in aller Klarheit tut.

Jeder, der solche Kritik als Antisemitismus niederkeulen will, ist ein Gegner der freien Meinungsäusserung und ein Antidemokrat.

Aber dass sich die Regierungen der EU – und der Schweiz – nicht deutlicher und klarer positionieren, dass die Hamas in der Schweiz nicht sofort verboten wird, das ist ein weiteres Armutszeugnis dieser Wertegemeinschaft.

Jubelmanifestationen wegen den barbarischen Massakern an Zivilsten, an den Besuchern eines Musikfestivals sollten nicht verboten werden. Aber ihre Teilnehmer sollten alle rechtsstaatlich möglichen Konsequenzen tragen müssen. Niemandem ist ein Bekenntnis zu Israel oder gegen Judenhass abzufordern. Aber wenn wir eine Wertegemeinschaft sein wollen, vermisst man doch schmerzlich klare Worte der Politik und der Parteien. Vor allem von Politikern und Parteien, die noch vor Kurzem ein Verbot der Hamas in der Schweiz abgelehnt haben. Ein dünn-dümmliches «das muss überdacht werden» wie von Fabian Molina reicht da nicht.

Gearbeitet wird mit allen Mitteln der Propaganda. So kursiert in den asozialen Netzwerken ein Video, das angeblich nach den Massakern jubelnde Palästinenser in Zürich zeigen soll, die Fake-News-Schleuder «Breitbart» will sogar noch Hamas-Rufe gehört haben. Aber das Video ist zwei Jahre alt.

In Wirklichkeit ist diese Wertegemeinschaft weitgehend wertlos, einäugig, doppelzüngig, nimmt Anstand und Moral für sich in Anspruch, wendet das aber nur dort an, wo es ihr ins politische Machtkalkül passt.

Und wundert sich dann, dass die überwältigende Mehrheit der Staaten auf der Welt die Sanktionspolitik gegen Russland nicht mitträgt. Natürlich auch aus machtpolitisch-wirtschaftlichen Gründen. Aber auch deswegen, weil die westliche Wertegemeinschaft so einäugig auf Gebiete fixiert ist, die für sie wichtig sind. Die Ukraine als Schauplatz für einen Stellvertreterkrieg gegen Russland. Israel als Bastion des Westens im Nahen Osten, als Speerspitze gegen den Iran, gegen Syrien, inzwischen weniger gegen Saudi-Arabien.

Und all die anderen Orte auf der Welt, wo heute, jetzt, übelste Massaker, Vertreibungen, Metzeleien, Vergewaltigungen, Klitorisbeschneidungen stattfinden, die sind dieser Werkgemeinschaft schlichtweg scheissegal. Wozu sie nochmals aufzählen. Ein Massaker in Myanmar, ach ja, weit weg, keine Rohstoffe, was soll’s. Ein vernichtendes Erdbeben in Afghanistan mit Tausenden von Toten. Na und, das haben die Taliban halt davon.

Das ist kein  Whatsaboutism, das erklärt, wieso nicht nur in der fundamentalistisch-islamischen Welt die USA und Westeuropa keineswegs als vorbildliche Wertegemeinschaft wahrgenommen werden. Schlimmer noch: indem wir falsche Toleranz gegenüber Intoleranten zeigen, fanatisch-religiösen Amoks, die überall Antisemitismus wittern, fanatisch-religiösen Amoks, die Untaten gegen Ungläubige als vom Koran geforderte Heldentaten abfeiern, indem wir dem Platz in unserer permissiven Gesellschaft geben, versagen wir als Wertegemeinschaft nochmals.

Nein, Manifestationen jeder Art, auch der menschenverachtend-widersinnigen, müssen erlaubt bleiben, solange sie sich im Rahmen der Gesetze bewegen. Aber wo bleibt die massive und einhellige Verurteilung dieses Wahnsinns? Wo bleibt das klare Wort der Regierenden, der Politiker, der Parteien, der Meinungsträger? Nein, kein butterweiches «Entsetzen» über eine «Gewalteskalation». Sondern Massnahmen, die adäquat sind.

Ein Verbot aller islamistischen Organisationen. Ein Verbot aller palästinensischen Unterstützungsorganisationen für den Gazastreifen. Denn die Hamas ist nicht einfach eine von dort operierende Terrororganisation. Sie wurde gewählt und regiert das Gebiet.

Schliesslich führt angesichts dieser Gräueltaten kein Weg daran vorbei, die potenziellen Brutstätten islamistischen Wahnsinns zu verbieten. Also Koranschulen und Moscheen. Jeder Anhänger des Islams darf selbstverständlich seiner Religion weiterhin ungestört nachleben, gen Mekka beten, den Koran lesen, seinen mittelalterlichen Ratschlägen folgen. Aber es kann im Namen der Toleranz nicht länger toleriert werden, dass mitten in unserer Gesellschaft unkontrollierte Dunkelkammern existieren, die sicherlich auch für fromme und erbauliche Gebete und Gottesdienste verwendet werden. Aber eben auch als Brutstätten islamistischen Wahnsinns, Ausbildungsstätten für zukünftige Gotteskrieger missbraucht werden.

Kein Video der barbarsichen Hamas-Schlächter, in dem nicht der Ruf «Allah u Akbar» erschallt, Allah ist gross. Daher muss sein Einfluss in unserer Wertegemeinschaft, wenn sie so eine sein will, kleiner gemacht werden. Viel kleiner.

 

 

Kein Schoggi-Job

Es gibt bei der Schokolade-Herstellung einen Skandal.

Zwei Drittel des Kakaos, der zu Schokolade verarbeitet wird, stammt aus Westafrika. Alleine in Ghana und der Elfenbeinküste arbeiten (Dunkelziffer unbekannt) mindestens 2 Millionen Kinder auf den Plantagen. Sie gehen nicht zur Schule, sie werden giftigen Pestiziden ausgesetzt, ihnen wird die Kindheit und die Zukunft gestohlen.

Ein Riesenskandal. Seit Jahren bekannt. Aber eigentlich kein Thema. Zu weit weg, schwarze Kinder, Afrika. Da interessiert ja nicht mal das Gemetzel im Sudan oder in Äthiopien. Dagegen ist Kinderarbeit doch Pipifax.

Aber nun haben wir einen richtigen Riesenskandal im Bereich Schokolade. Wie SRF in jahrelanger Recherche aufdeckte, werden Kinder in den Kakaoplantagen auch noch misshandelt, geschlagen, gar sexuell missbraucht. Ein erschütterndes Stück guter Aufklärungsarbeit.

Oh, hm, da hat ZACKBUM irgendwas falsch verstanden. Bei dem erschütternden Dokumentarfilm handelt es sich um Anschuldigungen, die ehemalige Zöglinge einer evangelikalen Privatschule gegen diese Schule und den Schokoladenfabrikanten Läderach erheben.

Überhaupt habe in der Schule ein Regime der Angst geherrscht, es sei körperlich gezüchtigt worden. Wir sprechen hier von Anfang der 90er-Jahre. Wir sprechen also davon, dass seither rund 30 Jahre vergangen sind, damals niemand Anzeige erstattete, alle mal wieder erst jetzt darüber sprechen können. Das soll natürlich nicht automatisch bedeuten, dass es sich um einen weiteren Fall von im Dunkel der Vergangenheit wurzelnden Verleumdungen handelt.

Immerhin hat offenbar eine damals in leitender Position tätige Frau solche Züchtigungen eingeräumt. Auch Jürg Läderach war an dieser Schule tätig, auch gegen ihn werden Vorwürfe erhoben, er habe Gewalt angewendet.

Sein Sohn Johannes Läderach leitet sei 2018 die gleichnamige Schokoladenfabrik. Auch er war Zögling in der Privatschule Domino Servite. 2019 wurden auf sein Betreiben die Vorfälle das erste Mal untersucht; er trat damals aus dieser evangelikalen Gemeinschaft aus. In einem offenen Interview schildert er, wie ihm der Dokfilm über die Zustände bei «Diene dem Herrn» nahegeht.

Es gibt einerseits die Aussagen im Film, die auch seinen Vater belasten. Es gibt andererseits dessen eidesstattliche Erklärung, dass er selbst niemals Gewalt angewendet habe. Zudem droht Läderach Senior jedem, der das Gegenteil behauptet, mit rechtlichen Schritten, die er in einem Fall auch eingeleitet hat.

Sein Sohn sagt: «Ich bin seit 2018 CEO, meine Eltern sind in keiner Weise mehr in der Firma involviert, sie haben auch keine Aktien mehr, sind also nicht am Gewinn beteiligt. Ich plädiere dafür, dass man das Unternehmen nach den Menschen beurteilt, die jetzt die Verantwortung tragen. Und vor allem nach den 1800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – sie machen den grossen Teil der Arbeit, sie sind der Grund für unseren Erfolg.»

Das ist natürlich sehr elegant und sicherlich mit kommunikativer Hilfe formuliert. Auf der anderen Seite zeigt nun das Zurich Film Festival, was es von der Formulierung hält «es gilt die Unschuldsvermutung». Hielt es noch bis am Freitag letzter Woche an seinem Partner Läderach fest, verkündete es anschliessend als Reaktion auf diesen Dokfilm das Ende der Beziehung. Schliesslich werde «das Leid der mutmasslichen Opfer doch mit dem Familien- und Firmennamen in Verbindung gebracht», meint das Festival.

Korrekter wäre gewesen: das mutmassliche, nach vielen Jahren behauptete und in den allermeisten Fällen längst verjährte Leid, wobei die Unschuldsvermutung für alle gilt, selbst für einen Läderach.

Da sind wir mal gespannt, ob das ZFF vielleicht Kevin Spacey als Special Guest Star einlädt. Der dann über die Bedeutung der Unschuldsvermutung einiges zu sagen hätte.

Sicherlich war es ungut, wenn es so war, dass in einer sektenähnlichen Umgebung christliche Nächstenliebe mit körperlicher Gewalt ausgeübt wurde. Sicherlich kann ein Unrecht nicht gegen das andere aufgewogen werden.

Es beinhaltet aber mal wieder eine ungesunde Portion von Heuchelei und Doppelmoral, wenn der medialen Öffentlichkeit das Schicksal von Millionen von Kindern in Westafrika im Vergleich schlichtweg scheissegal ist. Man es bei gelegentlichen Lippenbekenntnissen bewenden lässt. 2020 widmete die «Rundschau» eine zehnminütige Dokumentation der Kinderarbeit bei der Kakaoernte. Dabei wurde spezifisch der Frage nachgegangen ob das Label UTZ tatsächlich garantiere, dass in dieser Schokolade keine Kinderarbeit steckt. Natürlich nicht, war die Antwort.

Für die nächsten Sendungen muss man bis 2016 zurückgehen. Und dann bis 2009. Man kann also nicht sagen, dass SRG sich diesem Thema mit der gleichen Energie gewidmet hat wie der angeblich zweieinhalbjährigen Recherche über mögliche Gewalt in dieser Privatschule.

Nun kocht natürlich die Volksseele auf und über. Einige wollen nie mehr Läderach-Schokolade kaufen. Andere jetzt extra. Die einen fordern strenge Bestrafung, Schadenersatz an Betroffene und eine Umbenennung der Firma. Andere bezweifeln die Anschuldigungen.

Aber keiner, schlichtweg keiner kam bislang auf die Idee, auf einen viel, viel grösseren Skandal im Zusammenhang mit Schokolade hinzuweisen. Und sei es auch nur in einem Nebensatz. Stattdessen wird gebetsmühlenartig seit Jahren, seit Jahrzehnten wiederholt, dass die Schokoladenindustrie mehr gegen Kinderarbeit tun müsse. Und nächstes Thema. Das ist atemberaubende Doppelmoral und ganz, ganz bitter. Das hat nun überhaupt nichts mit christlicher Nächstenliebe zu tun. Aber sehr viel mit sehr unchristlichen Eigenschaften des Menschen.

Slalomkünstler Büttner

Wie hört sich eine mediale Entschuldigung an? Verlogen.

Tamedia hat – nicht nur bezüglich des Rammstein-Sängers Till Lindemann – ein Problem. Das Problem besteht darin, dass zu viele unqualifizierte Gesinnungsjournalisten losplappern, bevor sie auch nur eine Sekunde nachgedacht haben. Sobald das Wort «sexueller Übergriff» im Raum steht, fangen sie wie die Pavlowschen Hunde an zu sabbern, zu geifern und zu bellen.

Die Liste der Fälle ist lang. Aufgrund niemals belegter angeblicher Übergriffe hat sich sogar die damalige Führungsetage von Tamedia präventiv entschuldigt und betroffen gezeigt. Ein Verlust jeglicher journalistischer Ethik, Amnesie, dass Verdachtsberichterstattung etwas vom Übelsten ist. Dazu ein Machtmissbrauch.

Nun muss auch Tamedia damit umgehen, dass Lindemann – nach der Einstellung der Staatsanwaltschaft Berlin – das ist und bleibt, was er vor der wilden Hetzjagd auf ihn war: unschuldig. Unschuldig wie Andreas Tobler. Unschuldig wie Philipp Lo…, ups, diesen Namen wollten wir hier niemals mehr nennen. Unschuldig wie all die kleinen und grossen Japser, die sich tiefschürfende Gedanken über Machotum, das männerdominierte Rockbusiness und die Rolle der Frau darin machten.

Nun muss natürlich auch Tamedia seinen Lesern erklären, wieso man bei der Hetze mitmachte. Tobler hat sich dafür etwas disqualifiziert, also muss Jean-Martin Büttner in den saueren Apfel beissen. und zuschleimen, was sein eigenes Blatt verbrochen hat. Die Leserkommentare sind dementsprechend kritisch bis hämisch.

Büttner kann schreiben, aber hier ist er auf einer Mission impossible. Jeder Baustein seiner Argumentation zerbröselt bei genauerer Betrachtung. Ein Trauerspiel eines begabten Opportunisten. ZACKBUM seziert kurz:

  1. «Ihre Vorwürfe klangen aber so detailliert und fielen zugleich dermassen massiv aus, dass die Öffentlichkeit davon ausgehen musste, es müsse an ihnen etwas dran sein.» Musste «die Öffentlichkeit» das? Es ist wohl ein Unterschied, ob an den Klowänden des Internets, bei Facebook, Twitter & Co., anonyme Kreischen loskeiften – oder ob sich sogenannte Qualitätsmedien wie Tamedia daran beteiligen.
  2. «Ob das stimmt oder nicht, wissen wir auch jetzt nicht.» Büttner erfindet hier – analog zur Vorverurteilung – noch die Nachverurteilung. Nach der Devise: okay, es gibt nicht einmal eine Strafuntersuchung, weil an den Vorwürfen nichts dran ist. Aber wissen wir deswegen, ob wirklich nichts dran ist? Das ist schon sehr übelriechend.
  3. «Auch wenn sich die Vorwürfe gegen den Musiker nicht zu einer rechtlichen Klage konkretisieren lassen, steht ausser Frage, dass die Rockkultur aus einem sexistischen, männerdominierten Selbstverständnis heraus operiert. Und das seit Jahrzehnten. Dass diese Praxis jetzt öffentlich hinterfragt wird, ist eine positive Nebenwirkung der Kontroverse.» Nun stinkt’s zum Himmel. Lassen wir den Quatsch mit «nicht konkretisieren liess» beiseite. Da wird einer – nicht zuletzt von Tamedia – öffentlich ans Kreuz genagelt, obwohl er unschuldig ist, aber das habe auch positive Nebenwirkungen einer «Kontroverse»? Was für einer Kontroverse? Ist Vorverurteilung, Kolportieren anonymer Anschuldigungen neuerdings eine Kontroverse und nicht mehr üble Hetze?
  4. «Der Entscheid der Staatsanwaltschaft zeigt aber auch, wie unglaublich schwierig es ist, sexuelle Übergriffe zu belegen.» Was für eine dumme Verallgemeinerung. Der Entscheid der Staatsanwaltschaft zeigt einzig, dass es im Fall Lindemann nicht genügend Verdachtsmomente gab, um eine Strafuntersuchung zu rechtfertigen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
  5. «Die Vorwürfe gegen Till Lindemann fielen so heftig aus und wurden auch von seriösen Zeitungen dermassen hartnäckig vorgebracht, dass sie einer Vorverurteilung gleichkamen.» Näher an eine Selbstkritik lässt es Büttner nicht kommen. Wäre Tamedia wirklich reuig, hätten hier Beispiele und Namen aus dem eigenen Schaffen genannt werden müssen. Da das nicht erfolgt, verpestet der Haut-gout von Heuchelei die Luft.
  6. «Deshalb zu verlangen, die Medien dürften erst dann berichten, wenn eine konkrete Klage vorliege, klingt moralisch integer. Aber die Forderung missversteht die mediale Aufgabe, über laufende gesellschaftliche Fragen zu debattieren.» Mediale Aufgabe, anonyme Anschuldigungen von Trittbrettfahrerinnen zu kolportieren? Das ist ja nicht mal witzig, sondern nur blöd.
  7. «Dass die Berliner Staatsanwaltschaft jetzt gegen die Medien entschieden hat, belegt beiläufig etwas anderes, und es ist entscheidend: Trotz hohem öffentlichem Druck hat der Rechtsstaat funktioniert.» Ach ja? Damit ist Lindemann, nachdem auch Tamedia auf die Unschuldsvermutung geschissen hat – und das nicht zum ersten Mal – wieder rehabilitiert? Werden all die Verleumder und diejenigen, die ihnen grosse Plattformen boten, streng bestraft? Nein, wenn die Medien jedes Mass verlieren, nicht mehr in der Lage sind, verantwortungsvoll mit ihrer Macht umzugehen, dann hat auch der Rechtsstaat ein gravierendes Problem. Er hat hier nicht einfach gesiegt. Sondern Lindemann hat schlichtweg genug Geld, um sich seine Gegenwehr leisten zu können. Das unterscheidet ihn zum Beispiel von Finn Canonica. Wie Tamedia mit dem umspringt, spottet jeder Beschreibung und wäre einen Kommentar von Büttner wahrlich wert. Aber hallo, wes Brot ich ess …

Um es gepflegt auszudrücken: hier wird mit hohler Geste ein «nostra culpa» aufgeblasen, so unnütz wie ein Aufruf zu Frieden auf der Welt und gegen den Hunger. Gleichzeitig wird jedes Argument aus der Ecke gekratzt, das zur Salvierung des eigenen Organs dienen könnte.

Wenn Tamedia meint, dass damit Büttner ein paar Kartoffeln aus dem Feuer geholt hat, täuscht sich die Teppichetage ein weiteres Mal. Das ist bloss Leserverarsche, und der Leser ist nicht so dumm, das abzukaufen. Da müssten Bigboss Supino und Little Boss Birrer schon noch ein paar bessere Kunststückchen einfallen. Wenn ihnen das gegeben wäre.

Das Prinzip billige Rechtfertigung. 

Ganz schön geheuchelt

Runzeln die USA die Stirn, zucken Schweizer Medien zusammen.

Das Framing ist gesetzt. Allenthalben kann man in den Gazetten – von der NZZ über CH Media, Tamedia bis «Blick» – lesen, dass die USA (und auch die EU) ziemlich angepisst seien, dass die Schweiz angeblich die Sanktionen nicht richtig umsetze. Nicht energisch genug nach Oligarchengeldern suche.

Meckerbrief, geschrieben von den USA, unterzeichnet von Frankreich, Italien, Grossbritannien und Japan. Öffentliche Schimpftirade des US-Botschafters in der Schweiz, die eigentlich seine sofortige Ausweisung wegen Einmischung in innere Angelegenheiten hätte nach sich ziehen müssen. Dann diese «Helsinki-Kommission», ein selbsternannter und selbstherrlicher Club von Hinterwäldler-Parlamentarieren, die sicher nicht Sweden und Switzerland voneinander unterscheiden können.

Also warnen und mahnen die Medien. Dürfe man ja nicht auf die leichte Schulter nehmen, das sei auch schon bei den nachrichtenlosen Vermögen und dem Bankgeheimnis in die Hose gegangen. Und überhaupt, wieso sind eigentlich erst 7,5 Milliarden von vermuteten 200 Milliarden «Russengeldern» in der Schweiz beschlagnahmt? Da geht doch noch was.

Dass die Schweiz unter Ritzung der Neutralität brav alle EU-Sanktionen ungeprüft übernimmt (und viel konsequenter umsetzt als mancher EU-Staat), was soll’s. Dass die Schweiz ein Rechtsstaat ist und sich vor allem bei Übergriffen aufs Eigentum ganz vorsichtig bewegen muss, na und.

Was all die Schaumschläger in den Medien, die mal wieder der US-Propaganda auf den Leim kriechen, völlig übersehen: Wirtschaftspolitik ist Machtpolitik. Machtpolitik ist die Verteidigung der eigenen Interessen.

Vom sogenannten Steuerstreit, geführt im Namen des Kampfes gegen reiche, steuerhinterziehende Schweinebacken, hat nur ein Staat richtig profitiert: die USA. Sie sind das Steuerhinterzieherparadies der Welt, sie betreiben die grössten Waschmaschinen für schmutziges Drogengeld, für kriminelle Profite aller Art. Sie haben der Welt ihre Datenkrake FATCA aufgezwungen, mit dem «Big Stick» Dollar, sie selbst pfeifen auf den Automatischen Informationsaustausch der übrigen Staaten.

Und sie haben Milliardenbussen von den ungeschickt agierenden Schweizer Banken kassiert, die vom Bundesrat im Stich gelassen wurden, der die Rechtssouveränität der Schweiz nicht gegen diesen imperialistischen Angriff verteidigte. Am Schluss galten US-Gesetze in der Schweiz, sitzen bis zum unseligen Ende eine Horde von US-Anwälten in der Credit Suisse (auf deren Kosten, selbstverständlich), die die Einhaltung von US-Gesetzen in der Schweiz kontrollieren.

Und nun die Sanktionen. Wie dumm muss man sein, um die wirtschaftsimperialistischen Absichten der USA nicht zu durchschauen? Dabei ist es noch viel schlimmer. Wie die «Handelszeitung» in einem wohldokumentierten Artikel aufzeigt, halten sich die USA und die EU nicht mal an die eigenen Sanktionen – wenn es die Eigeninteressen gebieten.

Sechs Beispiele zählt Stefan Barmettler auf, eines schlimmer als das andere. «Wie die USA und die EU Sanktionen untergraben» ist frei im Internet einsehbar – und sollte Pflichtlektüre für all die Sanktions-Besoffenen werden, die die Schweiz unablässig zu strengeren Übergriffen auf fremdes Eigentum auffordern.

Aber: Tesla braucht Aluminium? Na, das verschwindet der russische Hersteller Rusal doch von der Sanktionsliste. Auf die er sowieso aus dubiosen Gründen (das OFAC sanktionierte wegen «malign activities», «bösartigem Verhalten») gekommen war.

General Electric will weiter in Russland Extraprofite einfahren? Ausnahmebewilligung vom OFAC. Grossbritannien sanktioniert reiche Russen unerbittlich, ausser die, die eine «Sonderlizenz» erhalten. Belgien will weiter mit russischen Rohdiamanten handeln, Italien lässt einen Oligarchensohn springen, Griechenland schützt seine Tankerflotte, die flott weiter russisches Erdöl transportiert.

Sicher, wieso wir, die doch auch, das ist nur ein beschränkt gültiges Argument. Was aber all die Sanktions-Winsler kapieren sollten: hier geht es nicht um die Verteidigung westlicher Werte, der Demokratie und abendländischer Zivilisation gegen wilde Horden aus dem Osten.

Hier geht es um Weltpolitik, Machtpolitik, Militärpolitik, Wirtschaftspolitik, Eigeninteressen. Und scheiss auf Moral. Selber schuld, wer dran glaubt. Selber Trottel, wer billigster Propaganda auf den Leim kriecht.