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Betrachtung einer Ruine

Rauchzeichen aus der Trümmerlandschaft Tamedia.

Es mag sein, dass es eine wirtschaftliche Notwendigkeit dafür gibt, Dutzende von Mitarbeitern zu entlassen. So ist das im Kapitalismus. Wenn ein Angebot nicht mehr auf genügend Nachfrage trifft, wenn sich aus technologischen oder anderen Gründen die Einkommensquellen verändern, dann muss das Businessmodell angepasst werden.

Das ist der Lauf der Dinge.

Das ist bei Tamedia anders. Hier ist den Newsmedien willkürlich ihre Haupteinnahmequelle weggenommen worden, während ihnen gleichzeitig absurde Renditeziele vorgegeben wurden. Hier hat ein unbegabter, aber unkaputtbarer Boss wie weiland die Swissair Schrottairlines Zeitungen ohne Sinn und Verstand zusammengekauft. Der Investition von einer runden Milliarde steht ein lächerlicher Ertrag gegenüber.

Der Versuch, lokal verankerte Zeitungen in Bern, Basel und Zürich aus einem Eintopf zu bedienen, ist kläglich gescheitert. Versprechen wie das, die «Berner Zeitung» und den «Bund» niemals nicht zu fusionieren, wurden kaltlächelnd gebrochen.

Hier durfte Simon Bärtschi sein Gesellenstück abliefern, wie man so etwas kaltblütig durchzieht.

Wenn aufgrund solcher krachender Fehlentscheidungen und einer selten blöden Personalpolitik schmerzliches Rausschmeissen angesagt ist, wird das Können der Führungsfiguren auf die Probe gestellt. Schönwetterkapitäne haben’s leicht. Aber wenn Leichtmatrosen und Schwachmate in einer Krise am Steuer sind, dann sinkt die Stimmung in der Mannschaft auf den Nullpunkt.

Pietro Supino lässt sich am besten nicht blicken. Jessica Peppel-Schulz hat angeblich ein Jahr lang nachgedacht – selten ist etwas so Lächerliches und Verpeiltes und Unverständliches als neue Strategie präsentiert worden. Den Zuschauern wurde es schwindlig vor Kopfschütteln. Der als Terminator vorgesehene Simon Bärtschi zeigte sich inkompetent, uninformiert, reihte Flop an Flop. Die Redaktion des «Züri Tipp» erfuhr zeitgleich mit Öffentlichkeit und so nebenbei, dass sie über die Klinge springen muss. Nur so als Beispiel. Unglaublich.

Mit seiner «Weichenstellung für Qualitätsjournalismus» schuf Bärtschi einen Lachschlager, der ihn für Positionen ausserhalb von Tamedia untauglich macht. Denn wer möchte so einen in leitender Stelle beschäftigen.

Die vier Nasen in der Chefredaktion fallen durch Unauffälligkeit oder ärgerliche Kapriolen auf. Die Oberchefredaktorin, ihre beiden Beisitzer, die «Digital Storytelling»-Nulpe Kerstin Hasse, neben aller Verunsicherung durch die angekündigte Massenentlassung muss die Mannschaft auch noch solche Leitfiguren aushalten.

Wer für rund 120 Indianer rund 50 Häuptlinge beschäftigt (wenn man alles bis hinunter zum stellvertretenden Irgendwas als Kopfschmuckträger zählt), macht sowieso etwas falsch. Hier könnten ganze Hierarchiestufen, ganze Abteilungen eingespart werden. Das wird aber nicht geschehen.

Alleine die Existenz eines Chefredaktors ohne Redaktion ist ein Witz, ein Hohn für Arthur Rutishauser, der gerade die SoZ wieder flottmachte und als Dank aufs Abstellgleis geschoben wurde. Nicht zuletzt, weil seine Leistung die anderen Pfeifen noch schlechter aussehen liess.

Es trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer kann, verlässt das sinkende Schiff. Wer nicht kann, tritt von leitenden Positionen zurück, weil er die Exekution weiterer Entlassungen nicht mehr erträgt. Oder er opfert sich selbst wie der ehrenhafte Nik Walter.

Wer nicht kann, weil zu alt, zu spezialisiert, zu unbeweglich, macht sich schwer Sorgen um seine Zukunft. Es muss ein widerlicher Anblick sein, wie die mit der Lizenz zum Töten, die oberen Entscheidungsträger mit zusammengeklemmten Arschbacken durch die Redaktion huschen, damit ihnen nicht ständig jemand hinten reinkriecht.

Dann gibt es noch die unvermeidlichen Karrieristen, denen Mehrbegabte in der Sonne standen, die jetzt aber ihre grosse Chance wittern, das Leiterchen hochzuklettern, weil rückgratlose Opportunisten und Schönschwätzer des Elends gefragt sind.

Oder in einem Satz: Fäulnis ist der unter Sauerstoffmangel ablaufende Prozess der Zersetzung von Stoffen durch Mikroorganismen. Tamedia in der Kurzfassung.

Zwergenaufstand

Was fällt den Kälbern von Tamedia als Protest gegen ihre Metzger ein?

Mit einer lachhaften Begründung wurde bei Tamedia zuerst die Einsparung von 90, dann von rund 55 Stellen verkündet. Warum gerade so viele, was Arthur Rutishauser als Chefredaktor ohne Redaktion so tut, wie damit die Qualität gesteigert werden soll – von Pietro Supino, Jessica Peppel-(Plapper)-Schulz (oder ihrem Avatar), von Simon Bärtschi oder von Raphaela Birrer gab es dazu keine Auskünfte. Birrer schweigt überhaupt seither verkniffen; so sieht die Führungsqualität einer Chefredaktorin aus.

Nun haben diese Versager in der Chefetage sich immerhin ein ziemliches fieses Stück ausgedacht. Sie verkünden zwar das grosse Rausschmeissen, lassen aber die Indianer im Maschinenraum im Unklaren, wie viele genau und vor allem wen es trifft.

Das sorgt ungemein für Stimmung in der Reaktion; wenn ZACKBUM die Frage stellen würde, ob sich Schwulstschwätzer Bärtschi noch ohne Bodyguards im Glashaus bewegen kann, kriegten wir sicher wieder ein Schreiben des Hausanwalts, dass das als Aufforderung zur Gewalt verstanden werden könnte. Also schreiben wir es nicht.

Nun könnte man meinen, dass die meinungsstarken und tapferen und unbeugsamen Mannen und Frauen (und auch Flinta) bei Tamedia nach erster Schockstarre massive Proteste auf den Weg gebracht haben.

Nun ja, in der Romandie gab es einen Bonsai-Streik von geschätzten 4 Minuten. An der Türe des Glashauses in Zürich wurden handgekritzelte Protestkartons aufgestellt (sowohl inhaltlich wie von Layout her erbärmlich). Und sonst? Alle Rotationsmaschinen stehen still, wenn Dein starker Arm es will?

Ach was. Bei Tamedia wird das Rückgrat an der Garderobe abgegeben; keiner will den Unmut der Leitung auf sich lenken, niemand wagt zu fragen, was die Chefredaktion, was Birrer, was Kerstin Hasse (ausser Gaga-Podcasts) eigentlich so treiben.

Aber nun hat einer «watson» eine grossartig-subversive Form des Protests durchgestochen. Offenbar fanden das alle anderen Medien zu gaga, um darüber zu berichten.

Es handle sich um einen «Hosentelefon-Aufstand». Besser gesagt um einen Höseler-Aufstand. «Die Redaktionen in der Deutschschweiz nehmen den massiven Stellenabbau nicht kampflos hin», weiss Klaus Zaugg von  «watson». Wahnsinn, welche Kampfmassnahmen sind denn in Vorbereitung? Werden Barrikaden gebaut, Sandsäcke aufeinander gestapelt? Wird die Türe zur Chefetage zugeklebt? Wenigstens gesprayt? Flattern anonyme Flugblätter durch die Gänge? Werden Puppen verbrannt?

Ach was. Das hier wird gemacht: «Die modernen Telefone, die wir in der Hand- oder eben der Hosentasche versorgen können, eignen sich auch vorzüglich für qualitativ gute Videoaufnahmen. Also sind nun die Chronistinnen und Chronisten in diesen Tagen unterwegs, um bei Prominenten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport Video-Protestbotschaften aufzunehmen. In Videos von 15 bis 20 Sekunden sagen Prominente, wie sehr sie den Abbau des Print-Qualitätsjournalismus bedauern.»

Die mutigen Betroffenen wollen Promis für sich sprechen lassen, so nach der Devise: sorry, ich selbst bin zu feig dafür, also sag› mal was Kritisches, aber nur ganz kurz. Und sprich mich ja nicht mit meinem Namen an.

Und was soll dann mit dieser rabiaten, wilden, die Chefetage ins Zittern bringenden, flammenden Protestaktion geschehen? «Die gesammelten Statements – geplant sind zwischen 30 und 50 «Hosentelefon-Protestbotschaften» – sollen zusammengeschnitten in einem Dokument der Chefetage übergeben werden.»

Wie sagt doch einer aus dem «Kreis der betroffenen Tagi-Medienschaffenden» so mutig wie anonym wie bescheuert: «Es geht darum, dass wir ein Zeichen setzen

Ein Zeichen setzen? Slapstick, reiner Slapstick.

Ausserdem könnte es noch bei der Übergabe des «Hosentelefon»-Zwergenaufstands ein Problem geben. Daran könnte es noch scheitern: wer übergibt dieses Dokument des Widerstands? Wer traut sich? Trägt der Überbringer vielleicht eine Tüte über dem Kopf? Einen Ganzkörperpräservativ, damit er nicht erkannt werden kann? Spricht er in einen Sprachverzerrer? Oder nein, ZACKBUM hat  – wie immer – die Lösung. Da kann es nur einen geben. Ignaz Staub. Unbedingt. Der kann das. Der traut sich. Der hat nix mehr zu verlieren.

ZACKBUM gibt dieser Aktion auf der Bärtschiskala der Peinlichkeit flotte 9 Punkte.

Ist das alles erbärmlich, Oder sagten wir das schon?

Das «Magazin» des Schreckens

Die Welt ist garstig genug. Braucht’s auch noch Nina Kunz?

Und als ob Kunz alleine nicht schon für Leserschwund sorgen würde, das lässt sich noch steigern. Schwer vorstellbar? Aber einfach realisierbar.

Wenn Kunz Franziska Schutzbach interviewt. Auf 25’600 A! Welchen Kreis der Hölle sich Dante wohl so vorgestellt hat?

«Frauen bekommen Freiheit von anderen Frauen. Oder sie bekommen sie gar nicht.»
Also gebt endlich auf, Männer.

Nina Kunz, das ist die Kolumnistin, die Texte absondert wie: «Unsere Autorin fühlt sich entfremdet von der Natur und möchte das ändern. Eine Selbsterkundung in elf Kapiteln.» Schutzbach behauptet, eine Genderforscherin zu sein, ist aber garantiert eine feministische Antidemokratin. Sie ging so weit, dass sie Redeverbot oder Boykott für «rechtsnationale Politiker» forderte, selbst wenn «diese gewählt wurden». Als das Gegenwind gab, ruderte sie schnell zurück, das sei nur ironisch gemeint gewesen.

Beide zusammen lupfen der Bärtschi-Skala der Peinlichkeit den Hut. Er selbst garantiert normalerweise für eine stabile 10. Die geballte Frauenpower Kunz/Schutzbach schafft problemlos eine 25. Ach was, nach Lektüre dieses Interviews vergibt ZACKBUM matt und verwundet eine 30.

Das fängt schon beimTitelzitat an:

«Verbünden sich Frauen, wird männliche Herrschaft infrage gestellt.»

Bei diesem Beispiel ist es allerdings so, dass dieses Bündnis, diese Verbrüderung, Pardon, Verschwesterung, männliche Herrschaft höchstens so in Frage stellt, dass sich auch Männer beim Lesen totlachen können.

Hingegen vermisst man in den langen, langen und laberigen Zeilen ein Thema, das doch durchaus interessieren könnte. Es gab ja mal den Roshani-Skandal. Da richtete eine frustrierte Intrigantin ihren ehemaligen Chefredaktor im «Spiegel» hin, weil sie dessen Stelle wollte, aber nicht bekommen hatte und stattdessen selbst gefeuert wurde. Sie behauptete unter anderem, der Chefredaktor habe sie vor versammelter Mannschaft des «Magazins» verbal niedergemacht und übel angegangen. Zu dieser Mannschaft gehörte damals nicht nur die schreibende Schmachtlocke Binswanger, sondern auch der Lebensgefährte von Schutzbach.

Es wäre also für beide, wie auch für den feigen Sportreporter Christof Gertsch, problemlos möglich gewesen, diese Behauptungen von Roshani zu verifizieren – oder zu falsifizieren. Aber hat Mikael Krogerus, sicherlich ein grosser Feminist vor dem Herrn, den Mund aufgekriegt? Nein, auch er schwieg verkniffen und antwortete nicht mal auf Anfragen – wie seine sonst mit dem Zeigefinger wackelnden Kollegen –, und Schutzbach bat öffentlich um Verständnis, dass auch sie sich zu diesem Fall nicht äussern könne und wolle. So viel zu weiblichen Bündnissen im Ernstfall.

In der grauen Theorie kann Schutzbach allerdings «eine aufregende Frage» stellen, die allerdings wohl nur Kunz aufregt: «Was wäre, wenn es generell mehr Solidarität und Freundschaft unter Frauen, Lesben, inter, nicht binären, trans und agender Personen (kurz: Flinta-Personen) gäbe

Darüber hat Schutzbach (schon wieder) ein Buch geschrieben, und Kunz gibt ihr in weiblicher Solidarität eine grosse Plattform, um Plattes abzusondern. Aus ihrem «neuen Werk «Revolution der Verbundenheit»». Da das Werk erst am 1. Oktober erscheint, figuriert es nicht mal auf dem Platz 1’724’315 der Amazon-Verkaufsliste. Den es aber bald erobern wird.

Obwohl Schutzbach hier ewig gültige und daher schon x-mal geäusserte Flachheiten von sich gibt:

«... meine eigenen Freundschaften vertieft habe … eine positive Haltung gegenüber dem Leben einzunehmen … Hoffnung ist harte Arbeit, Pessimismus und Zynismus sind reaktionäre Gefühle … ein Buch, das auch die Spuren solidarischer Praxis, von Liebe und Freundschaft aufspürt (!) … orientierte ich mich stark an feministischen Denkerinnen wie Silvia Federici oder Christina Thürmer-Rohr. Die sagen, und ich vereinfache jetzt stark, dass sich unsere Sehnsucht nach Verbesserung auf unsere unperfekte Welt richten sollte und wir nicht zuerst – wie in männlich geprägten Revolutionskonzepten – das ganze System zertrümmern müssen.»

Wir lassen eine Alarmsirene erklingen, damit wenigstens ein paar Leser aufwachen. Denn was ZACKBUM sich angetan hat, da muss mann (und frau and everybody beyond) auch durch, denn Kunz fragt den ganzen Katalog dämlicher (nomen est omen) Fragen ab, auf die Schutzbach ebenso antwortet: «Das romantisierte Eins-Werden bedeutet für Frauen in heterosexuellen Beziehungen häufig, die eigenen Wünsche zurückzustellen zugunsten der Wünsche des Partners oder der Familie.» Das wird nun Krogerius gar nicht gerne hören, der alte Macho.

Aber nicht nur die Antworten sind hirnerweichend, auch die Fragen schaffen das: «Geblieben ist mir auch, dass der Philosoph Michel de Montaigne (1533–1593, Anm. der Red.) meinte, die weibliche Seele sei nicht «fest» genug, um Freundschaften einzugehen. Was hat es mit dieser absurden, misogynen Abwertung auf sich?» Ist das wirklich alles, was Kunz vom grossen Denker Montaigne geblieben ist? Ein einziger seiner Essays enthält mehr Esprit als diese beiden Damen im ganzen Leben aufbringen werden.

Niemals hätte Montaigne eine Flachheit wie diese von sich gegeben: «Männliche Herrschaft funktioniert unter anderem dadurch, dass Frauen von Männern abhängig gemacht werden.»

Ach was, und was können Frauen dagegen tun (ausser sich von Krogerius trennen)? «In einer separatistischen Praxis beginnen Frauen, den Zugang zu sich selbst zu kontrollieren und das schlechte Gefühl, das sie dabei oft haben, zu verlernen.»

Zugang zu sich selbst kontrollieren? Hä? Muss man flinta sein, um das zu verstehen?

ZACKBUM ist’s zu viel geworden, daher schliessen wir mit einer der intelligentesten Fragen oder Feststellungen von Kunz im ganzen lähmend langen Interview:

«Eben

Eigentlich ist dieses Werk ein kaum verhüllter Aufruf an Pietro Supino: bitte, machen Sie dieser Leserqual ein Ende. Viele werden es Ihnen mit einer Spende danken.

 

 

Wumms: Kurt W. Zimmermann

Der vorletzte Mohikaner läuft zur Höchstform auf.

Vielleicht ist Kurt W. Zimmermann auf seine alten Tage zum Marxisten geworden. Auf jeden Fall analysiert er das Tamedia-Desaster rein ökonomisch und begründet es mit der Geldgier des Besitzerclans, der ungefähr 30-köpfigen Coninx-Familie.

In der «Weltwoche» zieht er richtig vom Leder: «Es war, ich habe nachgezählt, die zwölfte Sparrunde in den letzten zwanzig Jahren. Das Haus Tages-Anzeiger ist damit der Europameister in der Disziplin der Kostensenkung.»

Während im Maschinenraum gespart wird, bis es quietscht, herrscht auf der Kommandobrücke Champagnerstimmung: «Etliche der dreissig Familienmitglieder haben keinen festen Beruf. Das müssen sie auch nicht, solange ihr Anführer Supino jedes Jahr für hohe Dividenden sorgt. In den vergangenen drei Jahren zum Beispiel flossen 192 Millionen Franken Dividende an die drei Familienzweige. Damit lässt es sich ganz gut leben.»

In einem NZZ-Interview legte er noch paar Schippen drauf:

«Der «Tages-Anzeiger» ist ein Fall für die Psychiatrie. Erst hat er seinen Auslandteil nach Deutschland ausgelagert und den Kulturteil abgemurkst. Die neue Strategie lautet nun, dass der «Tages-Anzeiger» auch Lokalblätter wie die «Zürichsee-Zeitung» und den «Landboten» in seinen Online-Auftritt integriert. Ich frage mich, wie jemand auf eine so dümmliche Idee kommen kann.»

Auch an der Strategie von Pietro Supino, alle Zeitungen aufzukaufen, die nicht bei drei auf den Bäumen sind, lässt Zimmermann kein gutes Haar: «Die Zeitungsakquisitionen von Bern über Basel bis Genf waren, aus heutiger Sicht, eine enorme Fehlinvestition. Unter Verwaltungsratspräsident Pietro Supino hat man für insgesamt eine Milliarde Franken jede Zeitung gekauft, die man bekommen konnte. Heute machen alle Zeitungen des Verlags zusammen einen Gewinn von 10 Millionen. Als Return on Investment ist das unterirdisch

Aber auch für die Zukunft sieht Zimmermann schwarz, bzw. rot. Kann die Gewinnmarge der Zeitungen von aktuell 2 Prozent auf die geforderten 10 Prozent gesteigert werden, ist das realistisch? «Völlig unrealistisch. Die soeben vorgestellte neue Strategie von Tamedia ist keine Strategie, sondern Wortgeklingel. Ich habe noch selten eine derart inhaltsleere Strategiepräsentation erlebt wie jene von Tamedia. Man hat keine Ahnung, wie man mit Zeitungen in Zukunft Geld verdienen will. Man nennt diese Ideenlosigkeit nun «digitale Transformation».»

Fall für die Psychiatrie, dümmliche Idee, enorme Fehlinvestition, Wortgeklingel, Ideenlosigkeit. Das ist vernichtend. Das Schlimme daran ist: das ist noch höflich zurückhaltend ausgedrückt.

Wer das nach fast einjährigem Brüten als neue Strategie verkündet, ist für seinen Posten radikal ungeeignet. Wer das als «Weichenstellung für den unabhängigen Qualitätsjournalismus» verkaufen will und damit die verarschten Leser stinksauer macht, ist für seinen Posten radikal ungeeignet. Wer die unnötige inhaltliche Verflachung des Tagi zu verantworten hat, ist für seinen Posten radikal ungeeignet. Auch wenn es sich um zwei Frauen handelt.

Und schliesslich ist derjenige, der diese Personalentscheide getroffen hat, für seinen Posten radikal ungeeignet, aber unkaputtbar.

Rad ab, Kopf ab

Wieso sagt TX nicht einfach die Wahrheit?

Die Wahrheit über das Siechtum von Tamedia ist eigentlich ganz banal. Sie besteht zunächst einmal aus Zahlen. «Seit Pietro Supino im Jahr 2007 VR-Präsident der TX Group wurde, hat er mit seinem Unternehmen einen operativen Gewinn von genau 3174,7 Millionen Franken gemacht» hat Kurt W. Zimmermann in der «Weltwoche» vorgerechnet.

Allerdings muss damit ein riesiger, geldgieriger Coninx-Clan unterhalten werden. Dafür hat er das Familienmitglied Supino an die Spitze des Konzerns entsandt. Der hat tatsächlich dieses Spitzenresultat erzielt, Chapeau.

Dafür hat er den «Tages-Anzeiger» in eine Holding mit vielen einzelnen Proftcentern aufgesplittet. Zersplittert ist dabei die Urzelle des Konzern, die Publizistik. Sie ist nichts mehr als ein Feigenblatt, mit dem gewedelt wird, wenn mal wieder der meist untaugliche Versuch unternommen wird, noch mehr staatliche Subventionen rauszuleiern.

Denn im Gegensatz zu Migros oder Coop behauptet dann TX, und nicht nur dieser Konzern, dass Journalismus unverzichtbar für die Demokratie sei und als Vierte Gewalt furchtbar wichtige Kontrollaufgaben habe. Allerdings: wenn das wirklich ernstgemeint wäre, hätte der Coninx-Clan ja vielleicht auch so sein kleines Scherflein dazu beitragen können.

Stattdessen hat Supino etwas fatal Cleveres gemacht. Offiziell wird über die rückläufigen Werbeeinnahmen gejammert; im Print, aber auch online. Dabei hat Supino sämtliche Inseratequellen dem Tagi weggenommen. Stellen-Anzeiger, Auto- und Wohnungsmarkt, Verkaufsanzeiger, selbst Tauschbörsen, alles ist ins Internet abgewandert. Aber nicht nur das, diese Einnahmequelle wurde dem Tagi, der sie ja erst jahrzehntelang aufgepäppelt hat, weggenommen und in eigene Profitcenter ausgelagert.

Der Zusammenschluss mit Ringier auf diesen Gebieten hat einen Wertzuwachs in Milliardenhöhe in die Bilanz gespült, der mit einer Sonderdividende gefeiert wurde.

Dem Tagi werden die Räder abgeschraubt, und dann wundert man sich, wieso die Karre nicht mehr so rund läuft. Und verlangt gleichwohl, dass die Abteilung Publizistik die konzernübliche Marge von 8 Prozent Gewinn erreicht. Das geht natürlich nicht, und das wissen auch alle Beteiligten. Sie schwafeln dabei unaufhörlich von Qualitätsjournalismus, während sie in Wirklichkeit die Publizistik zu Tode sparen. Was wortwörtlich zu nehmen ist.

Ein Konzern, der dermassen brutal mit einer seiner Sparten umgeht, zeigt damit ganz klar: Tagi & Co. ist ein Auslaufmodell. Eine Schindmähre auf dem Weg zum Abdecker, und man kann nicht mal mehr Seife aus ihr herstellen. Vielleicht wird «20 Minuten» überleben, zumindest noch ein Weilchen. Aber der Qualitätsjournalismus ohne Qualität und Quantität hat mit dem neusten grossen Rausschmeissen sein Totenglöckchen läuten hören.

Alles andere ist dummes Gedöns, auf primitivsten Niveau von Simon Bärtschi dargeboten, bei dem man sich fragen muss, ob sich der Mann morgens noch im Spiegel anschauen kann, ohne rot zu werden. Die Antwort ist leider ja. Roger Schawinski hat die führenden Figuren vors Mikrofon gebeten. Pietro Supino, Jessica Peppel-Schulz, Simon Bärtschi. Und hat nur windelweiche Absagen kassiert.

Bärtschi war auch hier unschlagbar: er müsse nun auf die Mitarbeiter zugehen und es ihnen erklären, daher keine Zeit. Aber das Problem ist ein anderes. Nicht der Befrager Schawinski, vor dem alle Angst haben. Sondern die Tatsache, dass der «Doppelpunkt» live ist. Das Biden-Problem: man kann sich von Wortschnitzern watteweiche Statements bereitlegen lassen, die man in einem schriftlichen Interview absondert, wie das Peppel-Schulz und Bärtschi in der NZZ taten.

Aber vor dem Mikrofon muss man spontan auf Fragen reagieren können. Bidens Problem war, dass er zunehmend senil ist. Das Problem er Führungscrew von Tamedia ist, dass sie auf die banale Frage, wie denn mehr Qualitätsjournalismus mit ständig weniger Qualitätsjournalisten gehen soll, keine Antwort wissen. Da Schawinski sie nicht mit Wortwolken davonkommen liesse, so vor dem Mikrofon, müssten sie eingestehen: keine Ahnung, natürlich geht das nicht. Aber dazu sind sie zu feige.

Die gleichen Leute, deren Organe jeden interviewen und ihm kritische Fragen stellen wollen, sich bitterlich beschweren, wenn sich jemand dem entzieht. Aber die obersten Verantwortlichen kneifen allesamt. Vorbildlich. Oder: der Fisch stinkt immer vom Kopf.

Die Avatarin

Jessica Peppel-Schulz fällt durch eine spezielle Kommunikation auf.

Ihr Leistungsausweis im Journalismus ist überschaubar. Sie war mal kurz CEO bei Condé Nast Deutschland, der Massenzeitschriften wie «Vogue» oder «GQ» herausgibt. Und einen Umsatz von stolzen 50 Millionen im Jahr macht. Dort sparte sie ein wenig ein, bis sie selbst nach 28 Monaten eingespart wurde.

Fast ebenso lang war sie dann in einem Sabbatical, nämlich für 22 Monate. Bis Pietro Supino wieder sein sicheres Händchen für Personalentscheidungen auf höchster Ebene bewies – und sie als neuen CEO von Tamedia berief. Man kann also sagen, dass sie rudimentäre Medienkenntnisse in Deutschland und keine in der Schweiz hat.

Dafür hat sie viel Ahnung von Manager-Bullshit-Talk. «Empowerment», «Customer Journey», «Digital Transformation». Das sind Worthülsen, die schlichtweg überhaupt nichts sagen. So wie «Resilienz» oder «Purpose», wovon ihre Kolleginnen Ladina Heimgartner von Ringer und Isabelle Welton (NZZ-VR-Präsidentin) schwabbeln.

Obwohl Peppel-Schulz vor über einem Jahr ihren neuen Job sehr ausgeruht antrat, hörte man eigentlich nix weiter von ihr. Auch mit ihren Untergebenen pflegt sie eine spezielle Form der Kommunikation. Dafür verwendet sie nämlich einen Avatar, der dann flüssig Deutsch und auch Französisch parliert. Der wurde mit KI geschaffen; was er absondert, wirkt allerdings nicht wirklich intelligent.

Und so richtig fassbar wird sie damit im Hause auch nicht. Allerdings werkelte sie vielleicht in dieser ganzen Zeit an einem neuen Masterplan. Denn wenn im Hause TX (oder «Tages-Anzeiger», man weiss vor lauter Namensänderungen nicht mehr ein und aus) etwas sicher ist, dann das: nach der Sparrunde ist vor der Sparrunde. Und da ist die Verkündung der Halbjahreszahlen am Dienstag immer eine gute Gelegenheit, mal wieder eine neue Strategie vorzustellen.

Bei der man allerdings, bedauerlich auch, nicht alle Mitarbeiter mitnehmen kann. Auch nicht die Druckereien, so sad. Denn was Ringier kann, kann doch Tamedia auch. Es ist zu vermuten, dass an der für heute Abend angesagten Mitarbeiterinformation nicht der Avatar, sondern Peppel-Schulz leibhaftig auftreten wird. Also virtuell, per Videoschalte natürlich.

Wie wichtig ihr das Digitale ist, sieht man an der zunehmenden Verluderung des Online-Auftritts von Tagi & Co. «Online first», das Schlagwort ist schon so abgenutzt, dass es wohl nicht einmal von Peppel-Schulz mehr verwendet wird.

Kann man ihr aber wirklich zutrauen, dass sie eine zündende Idee hat, wie Tamedia künftig verhindern kann, dass Google, Facebook und Co. rund 80 Prozent des Online-Werbemarkts absahnen, während für die grossartigen medialen Contentprovider nur Peanuts bleiben, wie das ein Manager formulieren würde?

Nun, Wunder gibt es immer wieder. Darauf müssen die rund 1800 Tamedia-Mitarbeiter ganz fest hoffen. Während sie sich gegenseitig anschauen und denken: hoffentlich trifft es dich, und nicht mich.

Echt sparen ohne Quietschen

Lieber Pietro Supino: so klappt das mit der nächsten Sonderdividende.

ZACKBUM hat extra für Sie das Impressum des «Tages-Anzeiger» auf Sparmöglichkeiten durchforstet. Wir sind fündig geworden. Da Sie ein Zahlenmensch sind, haben wir jeweils ein Preisschild drangehängt.

Bei den (zahlreichen) Häuptlingen mit grossem Federschmuck gehen wir von jährlichen Unkosten von 250’000 Franken im Schnitt aus (Lohnkosten, Spesen, Büro, Kleiderzulage, Besuch von Kollegen in aller Welt). Leitende Indianer schlagen mit 200’000 zu Buche. Der durchschnittliche Indianer wiederum (eine Mischung aus billigen Kindersoldaten und teuren Altlasten) mit 120’000 Franken im Jahr.

Es ist erstaunlich, wie viel hier gespart werden kann, ohne dass das dem Leser speziell auffiele. Im Gegenteil, häufig führte das sogar dazu, dass er sich wohler fühlt. Weniger bevormundet, weniger aufdringlich mit guten Ratschlägen belästigt, weniger mit Woke-Themen gequält, die ihn nicht interessieren.

Aber ans Werk:

Zuoberst thront im Impressum der Verleger Pietro Supino. Der ist natürlich unantastbar und unkaputtbar. Könnte aber in seinem VR und auf Ebene Geschäftsleitung kräftig aufräumen (Stichwort Pascale Bruderer, Ursula Nötzli), aber das wäre ein anderes Thema und schon bearbeitet.

Zuerst zum Kopf des Tagi-Fischs. Die Chefredaktion besteht aus vier Personen. Gendergerecht zwei Alpha-Weiblein und zwei Beta-Männlein. Mindestens drei können weg. Raphaela Birrer (verärgert dann nicht mehr mindestens die Hälfte der Leser mit ihren Brachialkommentaren), Adrian Zurbriggen (merkt kein Mensch), Kerstin Hasse (allgemeines Aufatmen). Matthias Chapman kann als Grüssaugust bleiben. Und schon wären 750’000 Franken eingespart.

Ausserdem könnte das Schreibverbot gegen René Zeyer eingespart werden.

Das «Ressort Zürich» leistet sich doch tatsächlich noch einen «Chefredaktor» und eine Stellvertreterin. Kann weg. Wozu gibt es das «Lokal-Ressort», das nochmal von der stellvertretenden «Chefredaktorin» Angela Barandun geleitet wird. Reicht doch. Schon wieder 400’000 gespart, insgesamt die erste Million überschritten.

Chefredaktion «Sonntagszeitung», also Arthur Rutishauser. Kann bleiben, der leistet schliesslich was. Aber der «Chefredaktor «Das Magazin»» Bruno Ziauddin? Qualifikation: nachgerutscht, als Finn Canonica und Anuschka Roshani gefeuert wurden. Sonstige Qualifikation: nicht erkennbar. 200’000 klingeln im Kesseli.

Dann die Abteilung «Redaktionelle Steuerung». 11 leitende Indianer. Wozu braucht es so viele, wenn die doch jeden Blödsinn ins Blatt lassen, wie Beiträge des Glotzologen Beat Metzler oder des Grossinquisitors Andreas Tobler? Da reichen doch locker drei gefiederte Indianer. Zwei wechseln sich ab, der dritte ist in den Ferien. Minus acht, minus 1,6 Millionen. Da lacht der Coninxclan vor Vergnügen.

Dann gibt es noch so viele «der muss doch irgendwohin befördert werden»-Mitarbeiter. Zum Beispiel Mario Stäuble, der leitet das «Schweiz»-Ressort, weil man ihn nicht wie seine Co-Chefredaktorin ganz abservieren wollte. Ohne dessen Leitung flutscht das auch. Minus 200’000.

Gewaltiges Sparpotenzial gibt es beim «Ausland». Christof Münger, ohne dessen Kommentare ginge es der Welt und dem Tagileser viel besser. Und wieso braucht es noch vier weitere Nasen, um Texte der «Süddeutschen Zeitung» ins Blatt zu heben? Dafür reichen 150 Stellenprozente. Einsparung: eine runde halbe Million.

Dann die Wirtschaft. Peter Burkhardt steht zwar noch im Impressum, ist aber geixt. Dann gibt es eher peinliche Figuren wie Isabelich mache die Ente») Strassheim. Von den insgesamt 14 Redaktoren könnte ohne Qualitätsverlust die Hälfte weggespart werden. Schon wieder über eine Million gespart.

Das «Recherchedesk». Ein Fass ohne Boden. Wenn es mal keine gestohlenen Geschäftsunterlagen auszuschlachten gilt (die dann zu Papiers und Leaks und am Schluss unweigerlich zu Flops werden), dann ist da nicht viel los. Neun Nasen plus ein Volontär Der ist billig, der kann bleiben. Klingeling, eine Million.

Bei Sport masst sich ZACKBUM kein Urteil an.

Das leblose «Leben». Zwei Leiter, zwei Autoren, zwei Undefinierte oben. Von den sechs können vier weg; Michèle Binswanger als Leistungsträgerin, plus noch einer, der ein wenig koordiniert und die Ferienpläen abstimmt. «Team Gesellschaft», «Team Kultur», «Team Service». 17 Kostenstellenbesetzer. Kultur kann ganz weg, von den übrigen können neben Sandro Benini vielleicht noch drei weitere bleiben. 800’000 beim Overhead, knapp 1,7 Millionen bei den Indianern eingespart.

«Wissen»? Mein Gott, Walter, die fünf Überlebenden, die nicht gegen seine edle Tat, sich zu opfern, protestierten? Können aus charakterlichen Gründen weg. 600’000 bleiben.

News/Online-Sitemanagement, plus «Daten & Interaktiv». 19 Mitarbeiter, drei Leiter oder Co-Leiter. Darunter die Coronakreische Marc Brupacher. Da können zwei Leiter und sicherlich 9 Mitarbeiter eingespart werden. Rund 1,3 Millionen nicht länger futsch.

«Bildredaktion». Wer solche Bilder wie beim Artikel über das Privatleben von Musk zulässt, hat seinen Beruf  verfehlt. Ein Leiter, sechs Indianer reiten in den Sonnenuntergang. Eine knappe Million funkelt.

Fotografen? Ach, seien wir gnädig. Infografik und «neue digitale Inhalte»? Zwei Leiter, 12 Indianer. Sechs Indianer bräuchten nur einen Leiter. Schon wieder eine knappe Million.

Podcast? Völlig überflüssig, eine Teamleiterin und vier Podcaster werden in die Prärie geschickt. Immerhin 700’000 weniger.

Das Lokal-Ressort des Tagi beschäftigt für schlappe drei, vier Seiten 30 Leute. Darunter drei «Teamleiter», eine «Leiterin», eine Ressortleiterin und eine stv. Ressortleiterin. Eine kurze Leitung reichte doch auch; ob es jemand merken würde, wenn da nur noch 15 Indianer auf den Kriegspfad wären? Eben. Und 2 Millionen für Coninx.

Es gäbe noch die SonntagsZeitung, «Das Magazin», die «Editorial Services», Korrektorat, Layout, Produktion, Digital Product, Consumer Business und Technology. Mit ungeheuerlichem Sparpotenzial.

Aber machen wir hier Kassensturz. Moment, grosse Zahlen, lange Rechnung, wir sind hier schliesslich nicht bei der AHV:

Insgesamt 13,75 Millionen. Jedes Jahr!

Das sind 13’750’000. Ohne spürbare Qualitätseinbusse! Mit verbesserter Leser-Blattbindung. Die verbliebenen Mitarbeiter würden sich nicht mehr mit ihrem Bauchnabel beschäftigen, sondern müssten echt arbeiten.

Win-win-win, wie da der Manager sagt.

Knapp 14 Millionen. Da reicht schon mal für eine Yacht. Gut, Occasion, aber die von Oligarchen gibt’s zum Schnäppchenpreis.

ZACKBUM erwartet eine begeisterte Reaktion. Vielleicht nicht der Redaktion. Aber von Supino.

TX: So kann gespart werden

Der Fisch stinkt vom Kopf …

Sparen à la Pietro Supino heisst: Jungs (und Mädels), rudert schneller, der Käpt’n will Wasserski fahren. Sparen in den sorgfältig separierten Profitcentern innerhalb der TX Group heisst: Mitarbeiter rausschmeissen, Budgets kürzen, die Leser für dumm verkaufen, dass es bei gleichen oder höheren Preisen weniger Ware gibt, das aber als qualitative Verbesserung umgelogen wird.

Dabei gäbe es so viele Sparmassnahmen, die auf der Hand liegen und nicht nur dem Content zugute kämen, sondern finanzielle Mittel für Sinnvolles freimachen würden. Gleichzeitig würde der Konsument nur Positives davon merken. Blöd wäre das nur für einige Amtsträger, aber damit müssten die leben.

Schliesslich hat TX schon den ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht, indem es die überflüssigen Verwaltungsräte der einzelnen Bestandteile der glücklichen Medienfamilie abgeschafft hat.

Allerdings herrscht auf der Chefetage immer noch Wildwuchs, können Lücken geschaffen werden, die den bisherigen Amtsinhaber völlig ausfüllen und ersetzen. Niemand merkt’s. Garantiert.

Fangen wir im Verwaltungsrat an. Da hätten wir Pascale Bruderer. Medienkompetenz null, unternehmerische Fähigkeiten null, strategische Kenntnisse null. Tripple-Null, verdient aber 112’000 Franken im Jahr. Money for nothing.

Dann Stephanie Caspar. Die deutsche Managerin baute einen Schuh-Onlineshop für Otto auf. War mal vier Jahre im Vorstand von Axel Springer. Meckerte über angebliche patriarchalische Strukturen und heuerte bei einer Investmentfirma an. Kenntnisse des Schweizer Medienmarkts null. Kassiert dennoch 80’000 Franken im Jahr als VR der TX Group. Money for nothing.

Oder Claudia Coninx-Kaczynski. Studium der Rechtswissenschaften und Spezialistin im Gesundheitswesen. Mediale Kenntnisse null. Mitglied des Familienclans. Verdient 85’000 im Jahr. Money for nothing.

Der gesamte VR von TX kassiert im Jahr rund 2,4 Millionen Franken. Schwergewicht Supino räumt alleine 1,71 Millionen ab. Dafür hat er die Subventions-Milliarde in den Sand gesetzt. In der Roshani-Affäre und beim Brandbrief von 72 erregten Tamedia-Frauen eine ganz schlechte Falle gemacht. Ist durch ruppige Interventionen in den Redaktionsalltag aufgefallen. Hat null Vision, aber 100 Prozent Sparwillen und Profitstreben. Money for nothing.

Dazu kommen noch die Einnahmen der «Gruppenleitung». Da hätten wir mal Ursula Nötzli. Sie ist CCO und – ganz wichtig – für Sustainability zuständig. Die war mal bei ABB, bei der Credit Suisse und der GAM Holding. Allesamt Erfolgsmodelle der Schweizer Wirtschaft. Mit Sustainability hat sie ungefähr so viel zu tun wie ein Elektriker mit Quantenphysik. Money for nothing.

Oder nehmen wir Jessica Peppel-Schulz, Geschäftsführerin von Tamedia. Hat das Betriebsergebnis (Ebit) mal kurz halbiert. Zwischen ihren «Sabbaticals» war sie CEO bei Condé Nast. Umsatz schlappe 50 Millionen im Jahr. Zuvor arbeitete sie bei einer Digitalagentur, die Umsätze im niedrigen zweistelligen Bereich machte, bevor sie aufgekauft wurde. Beste Voraussetzungen, in einem Milliardenkonzern erfolgreich die Weichen zu stellen. Daran arbeitet sie. Und arbeitet. Und arbeitet. Resultat? Ähnlich wie beim Digital-Crack Müller. Pardon, Müller von Blumencron. Der war bislang der grösste Windmacher im Bereich Digitalstrategie. Zog unter Hinterlassung eines Müllerbergs von Managersprachhülsen von dannen.

Da ist Peppel-Schulz noch dran. Messbare Ergebnisse ihres Wirkens? Ausser Minuszahlen: null. Aber nix ist immerhin besser als unter Null. Ob es einen Zusammenhang zwischen aufgeplusterten Allerweltsnamen und dieser Performance gibt?

Ein ganz anderes Kaliber (namensmässig) ist hingegen Tanja zu Waldeck. Pardon, Dr. zu Waldeck. Pardon, Tanja Dr. Prinzessin zu Waldeck, wie sie sich bescheiden auf LinkedIn anpreist. Die Prinzessin war ein paar Jährchen bei McKinsey, dann gründete sie die Webseite NetMoms, von da hopste sie in die Position des COO der BurdaForward GmbH. Nach weniger als einem Jahr dann der nächste Hopser: sie hat am 1. Juli als COO bei der TX Group angefangen. Bei dem Leistungsausweis als siebenmonatige COO bei einer Unterdivision von Burda kann da nichts schiefgehen.

Schon seit mehr als einem Jahr veredelt Ihro Durchlaucht den Verwaltungsrat der Goldbach Group. Das war so erfolgreich, dass «20 Minuten» beschlossen hat, die Inserateverwaltung wieder in die eigene Hand zu nehmen. Tamedia wird wohl folgen.

Aber nun eine COO-Prinzessin, ein «Bindeglied», wie sie so schön genannt wird. Offensichtlich soll auch sie technologische Transformationen voranbringen. Wie weiland Müller, Pardon Müller von Blumencron. Wie aktuell Schulz, Pardon, Peppel-Schulz. ZACKBUM wagt die Prognose, dass das ein lustiger Weiberkampf wird. Mit an den Haaren ziehen, giftigen Bemerkungen und Untergriffen. Prinzessin gegen Bürgerliche. Historisch gesehen müsste die Blaublüterin verlieren. Auf der anderen Seite ist sie hierarchisch übergeordnet.

Wer auch immer gewinnt, ein Verlierer steht bereits fest: die digitale Transformation.

Aber mal im Ernst. Mit den hier vorgeschlagenen Sparmassnahmen (gern geschehen) würde TX wirklich aufblühen. Ach so, den dämlichen Namen könnte man dann auch rückgängig machen, auch wenn schon wieder ein neues Logo ans Glashaus gepappt werden müsste.

Supino müsste sich nur an den Wahlspruch von Georges Danton halten; gefragt, was einen Revolutionär ausmache, sagte der: Mut, Mut und nochmals Mut. Und keine Angst, heute endet keiner mehr wie Danton. Erst recht nicht ein Mitglied des Coninx-Clans.

Schrei, schrei, Schreibverbot

ZACKBUM watet durch die Feucht- und Sumpfgebiete von Tamedia.

Täglich überprüfen hier Scharen von Redaktoren (generisches Maskulin) das Einhalten von Benimmregeln. In der Schweiz und weltweit. Unablässig geben sie Ratschläge und erklären den Weltenlenkern, was die alles falsch und gelegentlich auch richtig machen.

Besonderes Augenmerk richten sie auf ihre eigene Befindlichkeit, so kritisch sie in die Welt schauen, so angelegentlich beschreiben sie den Zustand des eigenen Bauchnabels. Gerne auch ihr Unwohlsein, ihre Betroffenheit, ihre Verdauung und Auffälligkeiten im Stuhlgang oder bei der Menstruation.

Zudem widmen sie sich mit höchster Energie Genderfragen, räumen dem dritten, vierten und x-ten Geschlecht grossen Raum ein, kümmern sich um die Belange der LBGTQ-Community, ohne Rücksicht darauf, dass das die Leser in Scharen in die Flucht treibt, genauso wie das besserwisserische Bestehen auf Sprachvergewaltigungen im Genderwahn-Stil mit Stachelstern und Binnen-I. Zumindest der Missbrauch des Partizips Präsens und die den Lesefluss hemmende Verwendung von weiblichen und männlichen Formen aller Personengruppen (Bedenkenträger und Bedenkenträgerinnen).

Eine gewisse Einäugigkeit kann man ihnen dabei nicht absprechen. Fällt das Wort SVP, gar AfD, von Trump und Köppel ganz zu schweigen, reagieren sie als perfekte Beispiele des Pavlowschen Reflexes. Sie beginnen sofort zu geifern und zu belfern.

Gegenüber Obrigkeiten, solange links, woke, fortschrittlich oder nonbinär, schmeicheln sie sich hingegen ein. Die Bildstrecke über den Birkenstock, das hätte die nordkoreanische Parteizeitung auch nicht besser hingekriegt, wenn Kim der Dickere mal wieder was angeglotzt hat.

Nur wenige Ausnahmen bestätigen dieses Dumpfen in der Gesinnungsblase. Aber würden wir hier Namen dieser Damen und Herren nennen, wäre es mit dem Kuschelkurs in der Redaktion schnell vorbei, denn Gutmenschen können ganz hässlich rabiat werden, wenn sie das personifizierte Böse vor sich sehen. Und wer von ZACKBUM lobend erwähnt wird, muss böse sein.

Das könnte man nun belustigt als Äusserungen der Mitglieder einer Therapie- und Spielgruppe zwecks Verbesserung des seelischen Gleichgewichts und Erreichen der inneren Mitte abtun, wenn dieses Gelaber nicht über eine Million Leser beschallen würde. In vielen Gebieten ist Tamedia mit seinem Kopfblattsalat, angerichtet mit Zürcher Einheitssauce, zudem Monopolist im Tageszeitungsbereich.

Doppelmoral, Heuchelei, belehrende Kolumnen mit erhobenem Zeigefinger, geschrieben mit dem flackernden Blick eines Fanatikers, der den richtigen Weg zum allgemeinen Seelenheil weiss, aber daran verzweifelt, dass ihm viel zu wenige zuhören oder gar folgen.

Es gibt den guten Satz, dass man Sektierer nicht daran erkennt, dass sie klein sind, sondern dass sie klein bleiben wollen. Die Redaktion von Tamedia scheint den Vorsatz gefasst zu haben, sowohl sich selbst wie auch ihre Leserzahl zu schrumpfen. Denn hier gilt: nach der Sparrunde ist vor der Sparrunde. Und mit verzweifelten Aufrufen werden Abonnenten gesucht, die für angeblichen «Qualitätsjournalismus» etwas zu zahlen bereit wären.

Das Missverständnis: natürlich gibt es diese Zielgruppe. Nur müsste die auch Qualitätsjournalismus bekommen. Das ist ungefähr so, wie wenn ein gehobenes Restaurant trockenes Fast Food serviert, das aber zu saftigen Preisen – und sich dann wundert, wieso dieses Geschäftsmodell nicht funktioniert. Was fällt ihm als Rettung ein? Kleinere Portionen, zu höheren Preisen.

Bevor der Leser fragt: ist das eine Reaktion auf das Schreibverbot, das die Chefredaktion der Forumszeitung Tamedia dem ZACKBUM-Redaktor René Zeyer wegen angeblicher «wiederholter persönlicher Diffamierung» erteilt hat? Nicht direkt; es ist eher eine Reaktion darauf, dass weder der oberste Chef Pietro Supino, noch die Chefredaktorin Raphaela Birrer geruhten, auf journalistische Anfragen um Erläuterung dieser Verleumdung zu reagieren.

Wo soll der medienkritische Blog ZACKBUM die Chefredaktion nicht nur kritisiert haben (wie es seine Aufgabe ist), sondern «persönlich diffamiert», was ein ruppiger Vorwurf ist? Wenn ZACKBUM etwas behauptet, dann unterfüttern wir das jeweils mit Belegen und Argumenten. Sonst würde man uns zu recht nicht ernst nehmen. Oder unablässig zu Tode klagen.

Dass sich Tamedia selbst ins Elend schreibt, das ist eine Sache. Dass der schmaler werdende Platz mit schmalbrüstigem Blasenjournalismus gefüllt wird, die andere. Dass aber jegliche Souveränität fehlt, mit Kritik umzugehen, das ist erbärmlich.

Ohne uns vergleichen zu wollen: der Letzte, der beim damaligen «Tages-Anzeiger» Schreibverbot kriegte, war Niklaus Meienberg. Aber unser Streitgenosse selig hatte den Liechtensteiner Fürsten mit einer Glosse erzürnt, worauf Otto Coninx höchstpersönlich einen Bannstrahl niederfahren liess. Wogegen sich damals die Redaktion lautstark, aber vergeblich wehrte. Und heute? Zwei Mimosinnen in der Chefredaktion fühlen sich auf den nicht vorhandenen Schlips getreten und sind sogar zu feige, das Schreibverbot selbst auszusprechen oder auf Anfrage zu begründen. Und ihr oberster Boss schaut ungerührt zu.

Gibt es ein hässlicheres und treffenderes Bild für den Niedergang?

 

Wo bleibt Supino?

Der unsichtbare Boss schaut einfach zu, wie der Tagi verludert.

Manchmal soll sich Pietro Supino, Beruf Familienmitglied, Berufung Medienchef, dem Vernehmen nach in einzelne Artikel einmischen. Und sein höchstes Missgefallen ausdrücken.

Dann gibt es aber diesen skandalösen Vorfall:

«Sehr geehrter Herr Zeyer
Vielen Dank für Ihre Zuschrift. Die Chefredaktion hat aufgrund wiederholter persönlicher Diffamierungen von Mitgliedern unserer Redaktion auf Ihrem Blog entschieden, keine Beiträge mehr von Ihnen zu publizieren. Danke für Ihre Kenntnisnahme.»

Persönliche Diffamierung? Ein harsches Wort, das man ohne jeglichen Beleg nicht verwenden sollte, will man ernstgenommen werden. Zudem handelt es sich wohl nicht um beleidigte Leberwürste in der Redaktion, sondern um zwei Mädels in der Chefredaktion, die keine Kritik vertragen.

Deswegen in einer sogenannten Forumszeitung, die als Monopolist eine besondere Verpflichtung hätte, divergierende Meinungen abzubilden, eine Replik nicht zu bringen, die zudem überhaupt nichts mit Tamedia zu tun hat – jämmerlich.

Also wandte sich ZACKBUM an den obersten Chef der beiden Damen:

Was halten Sie davon, dass die Chefredaktion von Tamedia mir ein Schreibverbot erteilt?
Mit der haltlosen Behauptung, ich hätte Mitglieder der Redaktion «diffamiert». Ich habe in der Tat Mitglieder der Chefredaktion kritisiert, wie es sich für einen medienkritischen Blog gehört. Aber sicherlich nicht diffamiert. Vielleicht ist der Chefredaktion nicht bewusst, was das Wort bedeutet …
Darf das ein Grund sein, dass die beleidigten Damen ausrichten lassen, es werde nichts mehr von mir veröffentlicht? Nicht mal eine Replik auf einen Kommentar, die überhaupt nichts mit dem Tagi (oder seiner Chefredaktion) zu tun hatte.
Ist das wirklich die richtige Haltung einer Forumszeitung?
U.A.w.g.
Und eine Antwort wurde erteilt. Allerdings liess Supino nur von der Kommunikationsstelle ausrichten:
«Vielen Dank für Ihre Nachricht und Ihr Interesse an der Berichterstattung von Tamedia.
Die Auswahl der Themen und Autoren liegt in der Verantwortung unserer Redaktion und basiert auf klar definierten Kriterien. Wir möchten sicherstellen, dass unsere Plattform für konstruktive und respektvolle Diskussionen genutzt wird.»
ZACKBUM replizierte:
Besten Dank für diese Nullantwort.
Dass die Auswahl der Themen und Autoren in der Verantwortung der Redaktion liegt, war weder gefragt noch bezweifelt.
Die Frage war und ist vielmehr, was Herr Supino davon hält, dass die Chefredaktion von Tamedia mich mit einem Schreibverbot belegt, weil ich sie angeblich diffamiert haben soll, wobei sie jeden Beleg für diese unverschämte Behauptung schuldig bleibt.
Ich wäre sehr verbunden, wenn ich auf eine klare und einfache Frage auch eine Antwort bekäme.
Auf eine Antwort warten wir. und warten. Und warten. Vielleicht müssen auch hier zuerst die Weichen für eine neue Neutralitätspolitik von Tamedia gestellt werden. Geht ja nicht von einem Tag auf den anderen.