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Tagi klagt mal wieder an

Zwei Schnüffel-Detektive gegen Travis.

«Sascha Britsko arbeitet als Reporterin bei «Das Magazin» und im Ressort Zürich Politik & Wirtschaft des «Tages-Anzeiger». Oliver Zihlmann ist Co-Leiter des Recherchedesks von Tamedia

Daher meinen die beiden wohl, es sei alles erlaubt. Normalerweise beschäftigt sich die gebürtige Ukrainerin ganz objektiv mit Russland. Normalerweise beschäftigt sich Zihlmann mit dem Ausschlachten von Hehlerware. Jetzt aber haben sie sich ins Geschlechtsleben eines sogenannten «Influencers» verbissen.

Ihre Spezialität dabei: die Vorverurteilung. Auf welches Niveau ist ein Journalismus gesunken, der im Titel eine solche Frage stellt: «Sex mit 15-Jähriger: Warum wurde das Verfahren gegen Travis eingestellt?» Wer das liest, glaubt sicher nicht dem Feigenblatt-Satz: «Für ihn gilt die Unschuldsvermutung

Für die beiden Journalisten auch nicht. Nach diesem Titel fahren sie maliziös mit der Hinrichtung fort: «Mehrere der Frauen haben Anzeige erstattet, am 24. März steht der Influencer «Travis the Creator» wegen Verdachts auf mehrfache Vergewaltigung vor Gericht

Aber eben, es gelte die Unschuldsvermutung, die gleichzeitig mit Füssen getreten wird. Es scheint vieles darauf hinzudeuten, dass dieser Travis kein Mensch ist, den man gerne zu seinem Bekanntenkreis zählen möchte. Aber darum geht es hier nicht. Hier geht es um die Vorwürfe Vergewaltigung und Sex mit Minderjährigen.

Zunächst wird ausgedehnt erklärt, was die gesetzliche Lage ist. Dann wird auf einen Fall eingegangen, der sich 2019 ereignet haben soll. Er habe eine damals 15-Jährige in einer Bar kennengelernt, in der man 20 Jahre alt sein muss, um reinzukommen. Es floss Alkohol, anschliessend ging sie mit Kollegen in Travis Wohnung, um zu chillen. Dort sei es zu Geschlechtsverkehr gekommen, während dessen sie Travis gesagt habe, wie alt sie sei. Erst drei Jahre später zeigte sie ihn wegen Vergewaltigung an.

Soweit die sicherlich unappetitliche Geschichte. Nun beantwortet aber das Recherchegenie-Duo die im Titel anklagend gestellte Frage im Artikel selbst. Bzw. man bedient sich des Sachverstands einer Professorin für Strafrecht und Kriminologie:

«Eine Aussage, dass es eine sexuelle Handlung mit einer 15-Jährigen gab, reicht nicht für eine Anklage.»

Es brauche den Nachweis, dass der Beschuldigte das Alter des Kindes gekannt habe. «Wenn die Ermittlungen keinerlei Nachweis ermöglichen, dass der Beschuldigte das Alter hätte erkennen können, dann lässt sich eine Einstellung rechtfertigen, auch wenn der Geschlechtsverkehr unbestritten ist. Insbesondere wenn das Opfer keine Aussagen macht und mit dem Fall nichts mehr zu tun haben will.»

Aber von solchen Ausführungen lässt man sich bei Tamedia doch keine Null-Story kaputtmachen. Und wieso erhielt der Unhold dann noch 300 Franken aus Staatskasse, sozusagen als Belohnung für seine üble Tat? Auch das hat einen banalen Grund: Es gab einen Kopierfehler, durch den diese Zahlung in die Verfügung der Staatsanwaltschaft rutschte. Und amtlich ist amtlich.

Es gibt also juristisch nachvollziehbare Erklärungen für die Einstellung des Verfahrens und die Auszahlung von 300 Franken an diesen Travis.

Wenn es noch so etwas wie anständigen Journalismus bei Tamedia gäbe, müsste ein Verantwortlicher sagen: das ist eine aufgepumpte Nullstory mit einem idiotischen Titel und Lead, die spülen wir wohl besser, bevor wir uns damit öffentlich lächerlich machen. Aber doch nicht beim Tagi. Da werden aus heisser Luft 6743 A gebastelt, um die Kampagne fortführen zu können.

Dabei sollten andere Fälle, bei denen der Tagi schon gewaltig auf die Schnauze gefallen ist (Stichwort Sänger von «Rammstein») zur Vorsicht mahnen. Damals forderte Amok Andreas Tobler sogar, dass die Konzerte der Band in der Schweiz abgesagt werden müssten, obwohl selbstverständlich die Unschuldsvermutung gelte. Als es sich dann um erwiesene Unschuld handelte, schwieg Tobler feige. Seinem Beispiel werden Britsko und Zihlmann in diesem Fall sicher  folgen.

Wumms: Raphaela Birrer

Als hätten wir’s geahnt: Sie macht wieder den Leitartikel zum Leidartikel.

Tiefes Nachdenken über ein längst beschriebenes Phänomen könnte sich lohnen. Könnte. Aber schon der Lead lässt Schlimmes ahnen:

«Seit Präsident Pfisters Rücktritt bricht in der Partei etwas auseinander. Was ist da los? Und warum will niemand Bundesrat werden?»

«Etwas bricht auseinander»? Ja was denn? «Was ist da los?» Genau, auf diesem Niveau möchte man geistreich unterhalten werden. Aber sagen wir mal so: immerhin ist der Leitartikel nicht von Andreas Tobler. Das ist aber auch schon der einzige Trost.

Schon den Einstieg muss man überwinden wollen: «Es ist gerade die spannendste Serie der Schweiz. Sie läuft nicht auf SRF oder bei Netflix. Sondern unter der Bundeshauskuppel.»

Hallo, ich habe eine Metapher gefunden, als reite ich sie zu Tode: «Die Serie spielt in der Mitte-Partei … Der Plot ist rasant … Augenblicklich und unaufhaltsam

Dann auch hier der klare Durchblick: «Klar: Bundesratswahlen sind Zeiten der Intrigen und Gerüchte. Alte Rechnungen werden beglichen.» Also nichts Neues unter der Bundeshauskuppel, würde Birrer vielleicht formulieren. Stattdessen stellt sie eine rhetorische Frage: «Was also tritt hier derart eruptiv an die Oberfläche?» Magma, Lava?

Nein, es geht hier um das hohe C. Beziehungsweise um die Fusion mit der BDP: «In der Urabstimmung sprachen sich zwar 60 Prozent der CVP-Basis für den Namenswechsel aus. Aber eben auch 40 Prozent dagegen. 40 Prozent, die Pfister mit dem identitätsverändernden Projekt nachhaltig verstört haben dürfte

Das ist sehr wahr, muss aber immer wieder gesagt sein. Wenn 60 Prozent dafür sind, dann sind, Moment, wir rechnen, 40 Prozent dagegen. Heureka.

Und was schliesst Politik-Analystin Birrer daraus? «Doch es scheint plausibel, dass der nun aufbrechende Konflikt auch eine Spätfolge dieser tiefgreifenden Reformen ist.» Sie will sich aber nicht zu sehr auf die Äste rauslassen. «Scheint plausibel», abwattiert, schallgedämpft, kann sein, muss nicht sein.

Nun versucht sie sich mit einer kleinen Bilderflut, dass es dem Leser die Fussnägel hochrollt: «Wenn keiner mehr den Deckel draufhält, droht sie sich im Flügel- und Konkurrenzkampf zu zerreiben

Dazu käme noch die Absage von Kandidaten; der Stress im Bundesrat sei halt schon gross, findet Birrer. Ausserdem fände ja auch Viola Amherd «besorgniserregend, wie das Klima verroht». Dabei war besorgniserregend, wie sie im Amt versagte.

Nun noch ein wenig Slalom zum Schluss: «Auch sie war persönlichen Verunglimpfungen ausgesetzt. Das muss zu denken geben. Trotzdem bleibt das höchste politische Amt ein Privileg.» Was soll daran zu denken geben, dass Versager im Amt wie Berset oder Amherd auch persönlichen Angriffen ausgesetzt sind? Wie heisst es doch: wer die Hitze nicht verträgt, soll die Küche verlassen.

Schliesslich Schussfahrt ins Ziel. Auf diese Ratschläge muss die sich im Flügelkampf unter dem geöffneten Deckel zerreibende Partei hören:

«Darum muss sich die Mitte-Partei jetzt rasch zusammenraufen: Sie muss erstens überzeugende Kandidaturen bringen. Und zweitens der Bevölkerung statt interner Konflikte Visionen für die Landesregierung präsentieren. Noch-Präsident Gerhard Pfister braucht einen Notfallplan.»

Wichtiger Bestandteil dieses Notfallplans sollte allerdings sein: ja nicht auf Birrer hören. Oder soll es ihm wie dem Tagi gehen, mit Leser-und Auflagenschwund?

Raubtier gegen Sozialarbeiter

Wenn Eric Gujer zum anderen Blick ansetzt, dann scheppert es.

Wie erbärmlich Tamedia ist, lässt sich auch am Gefäss Leitartikel festmachen. Beim Qualitätskonzern an der Werdstrasse darf ein Schmierfink wie Andreas Tobler den Leitartikel missbrauchen, um davor zu warnen, die Politikern Alice Weidel als Mensch zu porträtieren. Unsäglich, müsste mit sofortiger Entlassung oder mindestens Schreibverbot geahndet werden.

Und wenn Chefredaktorin Raphaela Birrer zum Griffel greift, erinnert sich schon während des Lesens niemand mehr daran, was sie eigentlich im Leitartikel sagen will. Hand aufs Herz: was war ihr letzter, und worum ging es da? Eben.

So in einer Mittelliga schwebt Patrik Müller von CH Media. Immer schön fluffig, geschrieben, als hätte er auch noch den Schwiegermuttertraumsohn-Charme von Christian Dorer geerbt. Und Reza Rafi, nun, da herrscht Bandbreite. Von exzellent bis schwachsinnig. Ach, Steffi Buchli? Leitartikel? Es darf gelacht werden.

Ganz anders bei Eric Gujer. Welch Oase der eleganten Schreibe, der komplexen, aber heruntergebrochenen Denke. Man muss nicht mit seiner Meinung oder Analyse einverstanden sein: lehrreich und erhellend ist es alleweil.

Aktuell vergleicht er zwei Weltmächte so: «Trump ist ein Raubtier, und die Europäer sind Sozialarbeiter. Es ist klar, wer da gewinnt». Natürlich ist die Wirtschaft dabei im Zentrum:

«Der Kontinent kommt nicht vom Fleck. Wirtschaftliche Dynamik findet sich in Asien und den USA, während die EU einen bürokratischen Albtraum nach dem anderen gebiert: Nachhaltigkeitsrichtlinie, Lieferkettenrichtlinie oder die Lasche, die den Deckel mit der Plastikflasche verbindet. Nichts ist zu gross, um reguliert zu werden, und nichts zu klein.»

Was von Befürwortern eines EU-Beitritts der Schweiz gerne verdrängt wird: «Deutschland befindet sich seit zwei Jahren in der Rezession, Frankreich türmt rekordhohe Schulden auf. Der Niedergang erfolgt schleichend. Es ist wie bei einem Autoreifen, aus dem unmerklich die Luft entweicht. Irgendwann fährt man auf der Felge

Und noch ein weiteres schlagendes Beispiel:

«Auch der Sozialstaat hat die Inklusion auf die Spitze getrieben. Deutschland gibt jährlich 37 Milliarden Euro für Sozialhilfe aus, kann aber inmitten einer Rezession 700 000 Stellen nicht besetzen

Dann wechselt Gujer auf die politische Ebene und stellt ein Versagen der Zentrumsparteien fest: «Die etablierten Parteien hingegen sind paralysiert. Der Brandmauer-Fimmel macht eine Zusammenarbeit mit dem rechten Rand unmöglich, bis die Realität wie in Österreich ein Umdenken erzwingt

Allerdings schreckt er dann doch vor letzten Konsequenzen zurück. Es ist offenkundig, dass der Aufstieg rechter Parteien wie AfD, FPÖ, Fratelli d’Italia oder Rassemblement National nicht an der überlegenen Strahlkraft ihrer Parteiprogramme festzumachen ist. Da steht, wie ZACKBUM schon belegte, mehr oder minder die ähnliche Sosse wie bei allen anderen Parteien.

Nein, es ist deren krachendes Versagen, das den Wähler verzweifelt nach Alternativen Ausschau halten lässt. Die Wurzel des Versagens liegt darin, dass die überwiegende Mehrheit der Wähler inzwischen Anspruchsgruppen sind, die auf die eine oder andere Art am Staatstropf hängen. Aber keine Partei traut sich, zum Beispiel dem Wählerblock Rentner zu sagen, dass die Renten deutlich gekürzt werden müssen, wenn der Raubzug an jungen Beitragszahlern nicht einfach weitergehen soll. Auch in der Schweiz handelt es sich hier jährlich um Milliarden.

Aber wer das sagt – und auch Rechtsparteien trauen sich nicht –, der kann auch gleich die Parteiauflösung beschliessen. Die deutsche FDP mit ihren zaghaften Versuchen ist ein warnendes Beispiel.

Woran sich dann auch Gujer nicht traut: damit kommt die Mehrheitsdemokratie an ihre Grenzen. Denn welche Anspruchsgruppe stimmt schon gegen ihre Interessen. Welche politische Bewegung will es sich mit grossen Wählermassen verderben.

Ist da, laut einem Bonmot Churchills, die Demokratie wirklich die schlechteste aller Herrschaftsformen, abgesehen von allen anderen? Das wäre doch mal einen anderen Blick wert.

Tobler, es reicht!

Dieser Mann ist unmöglich.

Dass der Tagi plus Kopfblattsalat dieses Stück Schmiere als Leitartikel veröffentlicht, ist ein neuer Tiefpunkt des Journalismus. Der einschlägig verhaltensauffällige Andreas Tobler, über dessen Untaten ZACKBUM schon einige Male berichten musste, lotet wieder einmal die Abgründe des demagogisch-heimtückischen Gesinnungsjournalismus aus.

Man halte sich die Nase zu und lese dieses Stück Sch…:

«In der Schweiz erhält Alice Weidel Unterstützung, die sie so nicht kennt: Hierzulande wird das Aushängeschild der AfD – einer in Teilen rechtsradikalen Partei – von Journalistinnen und Journalisten hofiert, wie es in Deutschland nicht möglich wäre

Dann vergreift sich der Kleinjournalist Tobler an der Grande old Dame des Schweizer Journalismus, an der Könnerin Margrit Sprecher: «Mitte Januar veröffentlichte die «NZZ am Sonntag» ein grosses Porträt.» Und belfert: «In deutschen Leitmedien wären solche Texte undenkbar. Dort wahren seriöse Medien Distanz – mit gutem Grund.»

Das ist so falsch, dass nicht einmal das Gegenteil richtig wäre. Die Berichterstattung über Trump oder Musk wahrt in in deutschen Leitmedien überhaupt keine Distanz. Und Schweizer Leidmedien sabbern ständig über Menschliches und Allzumenschliches. Aber nur bei ihnen genehmen Politikern wie Beat Jans und sein Eheleben.

Tobler aber will ihm missliebige Politiker wie Alice Weidel ja nicht als Mensch dargestellt wissen: «Noch problematischer ist der obsessive Fokus einiger Schweizer Medien auf Weidels «menschliche» Seiten – wie ihre kulinarischen Präferenzen oder ihre Naturliebe: Damit wird verschleiert, dass sie als Aushängeschild einer in Teilen rechtsextremen Partei fungiert.»

Was schreibt dieses leitende Mitglied der Tanedia-Redaktion hier? Wer Weidel als Mensch darstellt, verschleiert. Also ist sie eigentlich kein Mensch, wohl vielmehr ein Unmensch für diesen unerträglichen Dummschwätzer.

Er endet mit der menschenverachtenden Schlussfolgerung: «Wenn hiesige Medien ihr hierfür eine Bühne schaffen, machen sie sich ohne Grund und ohne Not mitverantwortlich für die Politik der AfD, deren Konsequenzen für Deutschland und Europa noch nicht absehbar sind.»

Nein, falsch. Richtig ist: wenn Tamedia so einer Schmähschrift eine Plattform bietet, dann machen sich Raphaela Birrer, Simon Bärtschi, Jessica Peppel-Schulz und Pietro Supino mitverantwortlich, dass hier ein Hinrichtungs- und Entmenschlichungsjournalismus betrieben werden kann, dessen Konsequenzen für das Niveau, die Qualität und die Abozahlen des Tages-Anzeigers noch nicht absehbar sind.

Bislang ist noch niemand in der Journaille auf die Idee gekommen, einer Hassfigur alles Menschliche abzusprechen. Es ist noch niemand auf die Idee gekommen, Journalisten, die wie Sprecher meilenweit oberhalb von Tobler stehen, dafür zu kritisieren, dass sie ihrer Aufgabe nachgehen. Nämlich ein Porträt über einen Menschen zu schreiben, das nicht von Vornherein eine Niedermache und eine Aufzählung von Vorurteilen sein soll.

Wann hat man eigentlich von Tobler das letzte Mal so etwas gelesen? Das Einzige, was der Mann kann, ist Demagogie, Polemik und Niedermache. Wenn er zum Beispiel über seine Hassfigur Ueli Maurer herfällt, dann mangelt es seinem Versuch der Aburteilung an allem. An Niveau, an Schreibkraft, an intellektueller Schärfe.

Aber es ist üblich: das, was man selber nicht hat oder kann, das beneidet man. Das hasst man. Nur: Warum darf Tobler diesen niederen Trieben im Tagi öffentlich nachgehen?

Wenn in Frage gestellt wird, dass Alice Weidel – unabhängig von ihren politischen Positionen – ein Mensch ist, in Porträts als Mensch dargestellt werden darf und muss, dann ist man auf der Stufe Entmenschlichung des politischen Gegners angelangt. Und wohin das führt, weiss man aus der Geschichte zur Genüge.

Also dringende Bitte an die, die das können: Schreibverbot für Tobler. Anders ist das Niveau des Tagi nicht mehr zu retten.

Schreibtäter Tobler

Ein Realitätsverweigerer nennt einen anderen so.

Der frischgebackenes Leiter des «Teams Gesellschaft/Debatte» von Tamedia mag Ueli Maurer nicht. Andreas Tobler mag auch die SVP nicht. Das ist so bekannt wie langweilig.

Nun hatte sich der Alt-Bundesrat ausgerechnet Tamedia ausgesucht, um zum ersten Mal seine Meinung zu den Erkenntnissen der PUK zum desaströsen Untergang der CS zum Besten zu geben. Dazu gehört auch die erstaunliche Aussage, dass er den Bericht gar nicht gelesen, dennoch eine dezidierte Meinung dazu habe.

Wie jeder Politiker weist Maurer jegliche Schuld an der Katastrophe weit von sich, räumt lediglich ein, dass er vielleicht von der CS-Spitze etwas eingeseift worden sei. Das ist nun alles schon Altpapier, bevor das Interview gedruckt wurde. Schnee von gestern. Unerheblich. Keine Sternstunde Maurers.

Aber für den Brachialjournalisten «Rammstein-Konzerte absagen»-Tobler Anlass genug zum Nachtreten. Dabei wäre doch seine Beförderung eine gute Gelegenheit gewesen, mal ein wenig Selbstkritik nach einer solchen Anzahl von Fehlleistungen zu üben, die ihn in jedem anständigen Medienhaus zum Ausgang und nicht nach oben geführt hätten.

Oder vielleicht war es ein wenig Neid, dass der Interview-Crack Tobler (er kroch schon Bärfuss, Neubauer oder Friedman verbal hinten rein) nicht höchstpersönlich mit Maurer sprechen durfte.

ZACKBUM kann sich nicht oft genug wiederholen:

Wer solchen Unsinn verzapft, wer die Unschuldsvermutung mit Füssen tritt, wer künstlerische und wirtschaftliche Existenzen rücksichtslos vernichten möchte, ist eigentlich für ein sogenanntes Qualitätsmedium nicht mehr tragbar.

Stattdessen nun ein gähnlangweiliges Abarbeiten am politischen Feindbild:

«… Ueli Maurer selbst, der sich im Interview hartnäckig den Fakten verweigert … seine Aussage ist vor allem komplett faktenfrei … auch sonst verweigert sich Maurer wiederholt den Fakten … Maurer ist daher kein Sündenbock, sondern ein Realitätsverweigerer» usw.

Das ist Polemik auf niedrigstem Niveau. Gäbe es im Hause Tamedia noch Niveaukontrolle, würde ein solcher Kommentar als zu tiefergelegt schlichtweg vor der Publikation abgefangen und gelöscht werden. Aber doch nicht hier. Also kann Tobler so sicher wie das Amen in der Kirche am Schluss noch sein Gewäffel von Maurer auf die SVP ausweiten:

«Um glaubwürdig zu bleiben, müsste die SVP – die längst zur Classe politique gehört – sich mit der Kritik auseinandersetzen, dass sie in den Jahren der CS-Krise mit zahlreichen Vorstössen die Finma zu schwächen versuchte – und dass sie mit Ueli Maurer einen überforderten Bundesrat stellte, der sich nun aus der Verantwortung stehlen will.»

Das ist mal wieder ein Stück Zeigefingerjournalismus vom Unfeinsten. Tobler befiehlt der SVP («müsste»), was sie zu tun habe, um angeblich glaubwürdig zu bleiben. Tut sie das nicht, ist sie also nach seiner Logik unglaubwürdig. Und Maurer sei überfordert gewesen und wolle sich aus der Verantwortung stehlen.

Schau an, wer da spricht. Hat sich Tobler jemals gegenüber einer seiner vielen Fehlleistungen der Verantwortung gestellt? Hat man jemals ein selbstkritisches Wort von ihm gehört, nachdem er die Absage der Rammstein-Konzerte in der Schweiz forderte («es gilt die Unschuldsvermutung») und dann sämtliche gegen den Sänger der Band erhobenen Vorwürfe in sich zusammenfielen?

Wieso schreibt er nicht: Um glaubwürdig zu bleiben, müsste Tamedia sich mit der Kritik auseinandersetzen, dass sie mit zahlreichen Verstössen den Journalismus zu schwächen versucht – und mit Tobler einen überforderten Ressortleiter stellt, der sich immer aus der Verantwortung stehlen will.

Das wäre wenigstens lesenswert. Aber eher friert die Hölle ein, als dass wir das lesen können.

Old News

Ein Widerspruch in sich selbst? Nein, ein Tagi-Prinzip.

Als USA-Korrespondent Fabian Fellmann am 5. Januar den Artikel verfasste, war Mike Johnson tatsächlich noch nicht als Speaker gewählt. Als der Artikel am 6. Januar immer noch unverändert auf der Homepage des Tagi stand, schon. Allerdings widerspricht sich Feldmann dann im Artikel selbst:

«Speaker Johnson wurde noch einmal gewählt. Der Vorgang lässt erwarten, dass die nächsten Monate im Kongress unvorhersehbar und chaotisch werden, jede wichtige Abstimmung wird zur Zitterpartie.»

Oder auf Deutsch: Fellmann wünscht Trump alles Schlechte. Zu seiner Entschuldigung kann man höchstens anführen, dass die schlampige Tagi-Redaktion dieses «In Kürze» unverändert stehen liess. Kä Luscht, kä Ziit, wir sind im Genderkurs mit Andreas Tobler. Oder so.

Dazu gehört auch die brandaktuelle Aufzählung vergangener und gegenwärtiger Untaten Trumps. Der «Tag der Schande» am 6. Januar 2021, als Trump-Anhänger das Capitol stürmten und die formelle Auszählung der Wahlmännerstimmen zu verhindern suchten. Die daraus resultierende Anklage gegen Trump, die nach seiner Wiederwahl eingestellt wurde. Die Verkündung des Strafmasses im Prozess um seine Schweigegeldzahlung an eine Pornodarstellerin. Die selbst war nicht strafbar, aber für den Versuch, sie in der Buchhaltung zu verschleiern, wurde Trump schuldig gesprochen.

Und schliesslich: «Trotz der Verurteilung in New York will Donald Trump am 20. Januar triumphal seine Amtseinführung feiern – eine Tradition, die er selbst vier Jahre zuvor mit Füssen getreten hat.»

Das alles ist ein übellauniger Rempler, mit dem der Journalist klarstellt, dass von ihm keine einigermassen objektive Berichterstattung über Präsident Trump zu erwarten ist. Seine persönliche Einstellung sei ihm unbenommen, und es gibt tatsächlich mehr als genug Gründe, die Person Trump unausstehlich zu finden. Allerdings wäre es die Aufgabe eines Zeitungskorrespondenten, den fernen Lesern in der Schweiz begreiflich zu machen, wieso eine Mehrheit der US-Stimmbürger diesen Mann gewählt haben – und welche Pläne er verfolgt.

Stattdessen aber ein Rehash von Vergangenem, fern der Aktualität und Realität.

Die Welt ist nicht nur schlecht, sie wird auch immer schlechter. Denn ein Trump ist nicht genug. Da gibt es im Süden der Schweiz die italienische Ministerpräsidentin Meloni. Im Westen Marine Le Pen. Im Norden Alice Weidel und die AfD. Dazu im Osten Herbert Kickl und seine «in Teilen rechtsextreme FPÖ». Das weiss Verena Mayer, «Korrespondentin für Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Moldau und Slowenien» für die «Süddeutsche Zeitung», womit auch das Qualitätsmedienhaus Tamedia ihre Ansichten übernimmt.

Denn so wie viele Journalisten immer noch am Wahlsieg Trumps zu knabbern haben, kommen sie auch nicht darüber hinweg, dass die FPÖ die Wahlen in Österreich gewann, aber nicht mit der Regierungsbildung beauftragt wurde. Nachdem das Gewürge, eine Koalition der Wahlverlierer zu formen, gescheitert ist, kommt nun wieder der demokratische Brauch zum Zuge, dass der Gewinner die Chance auf Regierungsbildung bekommt. Oder wie Mayer das formuliert: «Der Nachricht, die wie eine Kugelbombe in die österreichische politische Landschaft einschlug, war ein ereignisreiches Wochenende vorausgegangen.»

Eine Nachricht als Kugelbombe? Die Dame hat wohl die Nachwirkungen der Silvesterfeier noch nicht ganz verdaut. Genüsslich zitiert sie nun frühere Aussagen des neuen ÖVP-Chefs, der wohl als Juniorpartner unter Kickl amtieren wird. Der sei ein «Hochrisiko mit radikalen Ideen» und eine Gefahr «nicht für die Sicherheit, sondern auch für die Demokratie in diesem Land», meinte Christian Stocker zuvor. Aber es zeichnet ja nicht nur in Österreich den Politiker aus, dass er problemlos das Gegenteil vom Gegenteil sagen kann, immer begleitet von «ich habe schon immer gesagt».

Für völlig überflüssig hält es die Korrespondentin, ihren Lesern die Wahlresultate in Erinnerung zu rufen. Die FPÖ siegte mit 28,8 Prozent, auf den Plätzen folgten die ÖVP mit 26,3 und die SPÖ mit 21,1 Prozent. Dabei brach die ÖVP um über 11 Prozent ein, die Grünen um 5,66 Prozent, die SPÖ blieb einigermassen stabil, während die FPÖ um 12,68 Prozent zulegte. Das nennt man normalerweise einen Erdrutsch. Ausser, es handelt sich um eine «in Teilen rechtsextreme Partei».

Nun ist die FPÖ tatsächlich selbst für österreichische Verhältnisse (niemand schlägt eine schöne Wiener Hofintrige) schillernd. Erinnert sei an Jörg Haider oder Heinz-Christian Strache (Ibiza-Affäre). Allerdings muss sich die ÖVP mit Christian Kunz oder die SPÖ mit dem bekennenden Marxisten Andreas Babler auch nicht verstecken. Zuerst war 2023 ein Hans-Peter Doskozil als neuer SPÖ-Parteivorsitzender ausgerufen worden. Dann wurde zerknirscht eingeräumt, dass die Stimmen vertauscht worden seien, in Wirklichkeit habe Babler gewonnen.

Nun sind die Ausflüge der FPÖ in den braunen Sumpf tatsächlich zahlreich. Allerdings hat Österreich traditionell einen überproportionalen Anteil  an Anhängern des Hitler-Faschismus gestellt, und angebräunte Ansichten sind in der Alpenrepublik heute noch im Schwang.

Das sind zwei weitere Beispiele von Gesinnungsjournalismus, der die Leser nicht aufklären, informieren, orientieren will. Sondern belehren, beeinflussen, mit persönlichen Meinungen bedrängen und belästigen.

Wer ein Abo hält, entrichtet damit also einen Gesinnungsobolus. Wer einfach informiert werden will, schmeisst sein Geld zum Fenster raus.

 

New year, good night

Was soll bei den Medien 2025 besser werden? Nichts. Schlechter? Alles.

Zunächst verweist ZACKBUM Leser, die unserer Ankündigung vertrauten, auf die gestrigen Artikel. Wir konnten uns eben doch nicht ganz beherrschen, wie ein weiser Kommentator schon am 20. Dezember vorhersah.

Also unbedingt nachlesen, es lohnt sich.

Es ist nicht persönlich gemeint, aber das neue Jahr begann mit einer Beförderung, in der sich alles Elend kristallisiert, das den modernen Mainstream-Journalismus immer ungeniessbarer macht. Dass der Gesinnungsschreiber, Schmierenjournalist und Diffamierer Andreas Tobler bei Tamedia Karriere macht – statt mehrfach abgemahnt und schliesslich entlassen zu werden –, das kann nur als Ansage der leitenden Nasen (und Näsinnen) verstanden werden:

Ihr verbleibenden Redaktoren, wollt Ihr nicht endlich aufgeben und Euch verpissen? Und Ihr verbleibenden zahlenden Leser, wollt Ihr nicht endlich das Portemonnaie geschlossen halten und Euch trollen?

Dann nämlich hätte Pietro Supino sein grosses Ziel erreicht: weg mit Ballast. Weg mit der Publizistik, die niemals mehr die Profitrate erreichen kann, die der gierige Coninx-Clan sich wünscht. Zuerst Exitus mit Sterbehilfe des Tamedia-Kopfsalats. Dann noch «20 Minuten» hinterher.

Typen wie Tobler können versuchen, bei der «Republik» unterzukommen; die WoZ, so ist zu hoffen, würde ihn nicht nehmen. Andere müssten versuchen, sich irgendwo im linken, staatssubventionierten NGO-Sumpf ein warmes Plätzchen zu suchen. Die Leitungsetage ohne Leistung müsste allerdings dem Vorbild von Kerstin Hasse nacheifern: offen für Neues. Sehr offen.

Einige verdiente Kämpfer könnten sich in die Frühfrühpensionierung flüchten, um endlich ihr Magengeschwür und Alkoholproblem auszukurieren, das sie sich beim Ertragen solch geballter Inkompetenz ganz oben zugelegt haben.

Die wenigen verbliebenen Journalisten, die noch einen graden Satz schreiben, ein Interview führen oder einen Sachverhalt recherchieren können, nun, für die wird es auch schwierig. Die «Weltwoche» ist nicht jedermanns Sache, die NZZ heuert auch nicht unbedingt ganze Crews an, alle leitenden Positionen – mit Ausnahme der NZZaS – sind kompetent besetzt. Die Zwangsgebührensender müssen sparen (und machen es vielleicht diesmal auch wirklich).

Also wohin? CH Media pflegt den Brauch, nach dem Rausschmeissen ist vor dem Rausschmeissen, und die Herrscher des Wanner-Clans bieten nicht gerade Gewähr, dass es dem Medienhaus in Zukunft nicht schlechter, sondern besser ginge. Und sonst? Bei Lebruments geht es ähnlich wie bei Wanners zu, Radio Lora ist auch nicht die Alternative. Sagt da einer Ringier? Sie Scherzkeks, Sie.

Abserbelnde oder vor sich hin keuchende Organe wie «bajour», «Hauptstadt», «Saiten»? Wer sinnlose Selbstausbeutung ohne Zukunft liebt, wohlan.

Was bleibt? Als nächster Journalist herausfinden, dass Corporate Communication oder Werbung etwas ganz anderes ist als Newstexte verfassen? Oder vielleicht, Beziehungen vorausgesetzt, in die sich weiter aufblähende Bundesverwaltung flüchten? Also den Pascal Hollenstein machen? Kann man versuchen.

Dazu ist auch nicht jeder geboren, aber eine Chance besteht noch: selber. Selbständig. Vertrauen auf das gute, alte kapitalistische Prinzip: ein gutes Angebot findet immer Nachfrage. Eine geldwerte Leistung wird immer bezahlt. Schon mal an substack gedacht? Oder ein eigenes Radio? Muss ja nicht UKW sein, funktioniert im Internet tadellos.

Ach, ZACKBUM? Gerne, wir nehmen immer Gastbeiträge. Unter zwei Voraussetzungen: gut und gratis.

Allerdings: dafür muss man den Finger aus einer dafür nicht vorgesehenen Körperöffnung nehmen. Und: dä Gschwinder isch dä Geschnäller. Wer Toblers Beförderung nicht als Menetekel sieht und sofort handelt, wird dann irgendwann abgewickelt. Und das ist nicht schön.

Oder wie der Ex-Tagi-Kulturjournalist Hans Jürg Zinsli mit feiner Anspielung auf einen tollen Film sagt: «good night and … good night». Besser kann man das nach einem Blick aufs neue Tagi-Impressum nicht formulieren.

Andreas Tobler: eine Karriere

Statt wegen ständigen Fehlleistungen entlassen zu werden, wird der Mann befördert.

«Seit 2025 leitet er das Gesellschafts- und Debattenteam im Ressort Leben», verkündet Tamedia eine Trauerbotschaft. Tobler gehört zur Riege der ideologisch Verblendeten, die mit korrektem Gendersprech und lachhaften Anweisungen zur obligatorischen Verwendung von Sprachvergewaltigungen die Leser in Scharen vertreiben.

Er interviewt in Kammerdienerperspektive gerne ihm genehme Flachdenker wie Lukas Bärfuss, den Klaus J. Stöhlker korrekt als «in der Nemo-Klasse spielend» niedermacht. Der Holter-Polter-Poet, der schon längst einsitzen würde, wenn Sprachverbrechen bestraft würden, darf vermeintlich freche Sachen wie «Die UBS muss zerschlagen werden» sagen. Passt zum grimmigen Gesichtsausdruck des Dichterdarstellers, ist aber realitätsferner Radikalismus und Blödsinn.

Auch die Umweltaktivistin Luisa Neubauer (Spitzname «Langstrecken-Luise» wegen ihrer Vorliebe für weite Flugreisen) gehört zu seinen ständigen Gesprächspartnern, denen er den Teppich für Selbstdarstellung ausrollt: «Wie weiter mit dem Klimaktivismus?» Ganz kritisch, polemisch und demagogisch wird er hingegen bei seinen Feindbildern («Roger Köppel, Markus Somm und die internationale Weisswasch-Publizistik»).

In Bücklingshaltung gerät er hingegen, wenn er den deutschen Publizisten Michel Friedman Unsinn über die Schweiz palavern lässt – ohne mit einem Wort auf dessen Karriereknick einzugehen, als Saubermann Friedman mit jugendlichen Zwangsprostituierten und Koks in einem Hotelzimmer überrascht wurde.

Natürlich gehört auch der Krawall-Rabauke Jan Böhmermann zu Toblers Lieblingen. Dem eiferte Tobler schon nach, als er so unkundig wie nassforsch über die Bührle-Sammlung im Kunsthaus herzog.

In jedem Medium, das noch gewisse journalistische Standards hochhält, wäre Tobler nach all diesen Fehlleistungen spätestens dann entlassen worden, als der Gesinnungsjournalist inquisitorisch forderte: «Die Rammstein-Konzerte sollten abgesagt werden». Seine Begründung: «Nein, eine Absage der Rammstein-Konzerte in Bern hätte nichts mit Cancel-Culture zu tun. Aber nun braucht es eine Pause, um die schwersten Vorwürfe noch vertieft abklären zu können.»

Dabei eierte er: «Selbstverständlich gilt für Till Lindemann die Unschuldsvermutung, solange kein Verfahren eingeleitet und er nicht rechtskräftig verurteilt ist.» Andererseits solle man dennoch dem Sänger Berufsverbot erteilen, den Veranstalter der Konzerte in den Ruin treiben und Zehntausende von Zuschauern um das Konzerterlebnis prellen.

Als dann sämtliche Vorwürfe gegen den Sänger der deutschen Band in sich zusammenfielen, alle Strafuntersuchungen eingestellt wurden und dessen Anwälte diverse Organe (hier den «Blick») zu Entschuldigungsgestammel zwangen, was tat Tobler? Er schwieg feige.

Dabei schlaumeierte er noch: Ob man solche «Kunst, die gar keine Kunst mehr ist … noch irritationsfrei konsumieren» könne, fragte sich Tobler mit ungewohnter Sensibilität. Denn wenn es die Kunst gebietet, «Tötet Roger Köppel! Köppel Roger tötet!» zu texten, sah darin Tobler bloss eine «Künstleraktion».

Niemals wäre es Tobler in den Sinn gekommen, das Verbot der Aufführung des dazugehörigen Stücks im Zürcher Neumarkt zu fordern. Keinen Ton hörte man von ihm, als man seiner Logik folgend doch die weitere Herausgabe des «Magazins» unbedingt hätte unterbrechen müssen, bis die Vorwürfe gegen den ehemaligen Chefredaktor geklärt wären.

Damals schrieb ZACKBUM völlig richtig:

Tobler kann man nicht mehr ernst nehmen. Tobler ist weder behaftbar für sein Geseier, noch ist er bereit, Verantwortung dafür zu übernehmen. Er haut einfach was raus und hofft (nicht zu Unrecht), dass sich doch heute niemand mehr an sein dummes Gequatsche von gestern erinnert.

ZACKBUM forderte:

Wer solchen Unsinn verzapft, wer die Unschuldsvermutung mit Füssen tritt, wer künstlerische und wirtschaftliche Existenzen rücksichtslos vernichten möchte, ist eigentlich für ein sogenanntes Qualitätsmedium nicht mehr tragbar.

Aber Tamedia weiss eben, wie man den Journalismus auch 2025 weiter ins Elend treibt: fördern statt feuern, mehr Verantwortung für einen Verantwortungslosen. So einer soll das «Debattenteam» leiten können? Was für ein Team? Was für Debatten?

Wie stöhnt der ehemalige Tagi-Kulturjournalist Hans Jürg Zinsli schmerzvoll auf: «rasch das neue Tagi-Impressum angeschaut und wünschte, hätte es nicht getan. good night and … good night». Dort sollen inskünftig sieben Journalisten unter Tobler leiden. Wetten, dass es sehr bald einige weniger sind? Und wetten, dass das genau die Absicht des Qualitätsmeuchlers Simon Bärtschi ist, der publizistischen Leiter nach unten?

Hier wächst zusammen, was zusammen gehört. Ein Nichts leitet ein Nichts, ein demagogischer Polemiker ohne Verantwortung oder wenigstens Einsicht im Nachhinein soll das völlige Fehlen von Debatten im angeblichen Podiumsorgan konsequent weiterführen. Bis zum bitteren und absehbaren Ende.

Das Wort Realsatire ist viel zu schwach für eine solche Redaktions- und Leserverarsche.

Grün vor Neid

Andreas Tobler ist eine Schande für seinen Beruf.

Tobler ist angeblich «Kulturredaktor». In einer Zeitung, die keine Kultur mehr hat. Tobler verharmlost verständnisvoll einen Mordaufruf gegen Roger Köppel als «Theatermord». Tobler «absolvierte 2024 eine Weiterbildung an der Columbia University in Recherche-Journalismus». Da muss was schwer in die Hose gegangen sein.

Tobler ist Mitglied einer Redaktion, die dermassen an den Leserinteressen vorbeischreibt, dass die Auflage des «Tages-Anzeiger» von 2008 bis heute von 213’738 auf 78’107 fiel. Um sagenhafte 135’631 Exemplare schrumpfte. Das sind weit mehr als 60 Prozent. Denn wer will schon zusammengeholzte Artikel aus der «Süddeutschen Zeitung» bezahlen und lesen. während die Redaktion zusammengestrichen und das Online-Layout verhunzt wird.

Das liegt auch an der Idiotie, den Leser mit Dummschreiben mit Genderstern und inkludierendem Geschwafel zu malträtieren. Das ist frustrierend für so einen Schmierfinken, deshalb kriegt er sich vor Neid nicht ein:

«Das sollte uns empören», behauptet der Empörte. Es ist nie ein schöner Anblick, wenn jemand öffentlich peinlich wird: «Der «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel und sein «Nebelspalter»-Kollege Markus Somm umgarnen ausländische Rechtspopulisten.»

Tobler versucht, in- und ausländische Gutmenschen zu umgarnen, aber das empört niemanden, weil es niemanden gross interessiert. Nun verliert Tobler aber jeglichen Halt und jede Haltung: ««Sie müssen an die Macht!», sagte Somm beim Event in Zürich zu Alice Weidel. Und dies nachdem Somm auf offener Bühne Verbesserungen im AfD-Parteiprogramm angeregt hatte.» Statt das im Geheimen zu tun.

Somm im gleichen Raum mit Weidel, pfuibäh. Dass das eine Veranstaltung des ehrwürdigen «Efficiency Club» war, bei der auch Joe Ackermann, Peter Spuhler, Martin Naville, Silvia von Ballmoos oder Frank Urbaniok anwesend waren, alles bekennende Weidel-Fans, verschweigt Schmierenjournalist Tobler wohlweislich. Auch, dass man nie auf die Idee käme, dieses kleine Licht einzuladen.

Einleitend fragt Tobler scheinheilig: «Was ist da los? Sind Somm und Köppel nicht treue Anhänger des SVP-Doyens Christoph Blocher? Und war es nicht eines von Blochers Prinzipien, öffentliche Auftritte mit ausländischen Rechtspopulisten, geschweige denn mit Autokraten, zu meiden

Was soll diese angebliche Politik Blochers mit den beiden Journalisten zu tun haben? «Roger Köppel biedert sich seit Jahren bei AfD-Politikern wie Björn Höcke an, er hofiert den ungarischen Autokraten Viktor Orban und umgarnt den Diktator Wladimir Putin. Menschenrechtsverletzungen werden dabei grosszügig ignoriert.»

Die schreibende Schmachtlocke Daniel Binswanger behauptet, NZZ-Chefredaktor Eric Gujer wolle Höcke «an die Macht schreiben», Vollpfosten Tobler behauptet, Köppel biedere sich bei Höcke an. Ist halt schon blöd, wenn Köppel bei Gipfeltreffen mit Gerhard Schröder und Viktor Orban in Wien internationale Aufmerksamkeit erzielt, während niemand von Tobler Kenntnis nimmt, der an der Werdstrasse vor sich hindumpft.

Aber er kann sich trösten: ZACKBUM würdigt sein Schaffen Und lacht sich tot über Toblers bittere Schlussfolgerung:

«Die Internationalisierung des Rechtspopulismus macht vor der Schweiz nicht halt. Es berührt unangenehm, dass zwei der lautstärksten Vertreter dieser Bewegung vorgeblich Journalismus betreiben wollen, wo es ihnen doch offensichtlich um etwas anderes geht: den Wunsch nach maximaler Selbstvergrösserung, die Expansion des eigenen Egos.»

Das nennt man in der Psychologie einen klassischen Fall von Übertragung. Denn eigentlich ist es so: Die Internationale der verpeilten und rechthaberischen Gutmenschen macht vor dem Tagi nicht halt. Es berührt peinlich, dass zwei der lautstärksten Vertreter dieser Bewegung, Binswanger und Tobler, vorgeblich Journalismus betreiben wollen. Wo es ihnen doch offensichtlich um etwas anderes geht: blanken, grünen, blauen, schwarzen Neid öffentlich vorführen, die maximale Selbstverzwergung, die Implosion des gekränkten Egos von Erfolglosen.

Niemand käme auf die Idee, diese beiden Nulpen für eine ernsthafte Podiumsdiskussion anzufragen; würden sie Politiker wie Schröder oder Orban anfragen, schickte allenfalls ein Mitarbeiter der Presseabteilung eine Absage aus Textbausteinen zurück.

Tobler mischt hier zudem zwei völlig verschiedene Formen von Publizistik zusammen. Köppel ist nicht nur überall dort, wo Weltpolitik gemacht wird, er produziert auch Woche für Woche das anregendste und interessanteste Magazin* der Schweiz. An ihm gäbe es einiges zu kritisieren, aber sicher nicht das, was Tobler ihm unterstellt. Somm hingegen ist der gescheiterte Verleger und Herausgeber eines Nonsens-Unterfangens namens «Nabelspalter», das ungefähr so viel Aufmerksamkeit erregt wie dieser Empörte.

Dass Tobler so empört ist, dass er jeglichen journalistischen Anstand beim Anrempeln vermissen lässt, ist das eine. Dass auch hier jede Qualitätskontrolle (wo ist Simon Bärtschi, wo nur?) bei Tamedia versagt hat und er in aller Öffentlichkeit beleidigte Leberwurst spielen darf – das ist der Verlust jeder Schamgrenze.


Packungsbeilage: ZACKBUM-Redaktor René Zeyer publiziert gelegentlich in der «Weltwoche». 

Neues von Langstrecken-Luisa

Die Vielfliegerin findet Zeit für ein Lobhudel-Interview.

Wenn der Qualitätsjournalist Andreas Tobler was nicht mag, dann arbeitet er mit dem Zweihänder und dem Holzhammer. Bei Roger Köppel oder der Bührle-Sammlung zum Beispiel.

Wenn er etwas mag – wie den Genderstern – dann gibt er strenge Anweisungen, was zu tun ist.

Und dann gibt es noch den kuschelig-sanften Tobler, wenn er mit einer Gesinnungsgenossin im Interviewbett liegt. Schön, dass Langstrecken-Luisa Neubauer, «Deutschlands bekannteste Umweltaktivistin», neben ihren Fernreisen im Kampf gegen den Klimawandel Zeit für ihn gefunden hat.

Denn vor Kurzem war sie noch in Pennsylvania, um (vergeblich) Wahlkampf für Kamala Harris zu machen. Und schwups, ist sie schon 9500 Kilometer weiter im Osten, Welt-Klima-Gipfel in Baku, das geht natürlich nicht ohne sie. Berühmt ist auch ihr Selbstbespiegelungs-Video aus einem wohlklimatisierten Hotelzimmer (ganz furchtbar fand sie das) in Dubai.

Aber immerhin, ihre Selfies aus Rundreisen durch Afrika hat sie inzwischen gelöscht. Da gäbe es also durchaus Anlass für die eine oder andere kritische Frage, so im Rahmen des Qualitätsjournalismus, wie ihn Simon (wo ist er denn?) Bärtschi unablässig fordert.

Aber oh Schreck, oh Graus, Tobler genügt diesen Kriterien mal wieder überhaupt nicht. Muss man sich Sorgen um seine Zukunft machen? Wackelt sein Stuhl? Ach was, die richtige Gesinnung betoniert ihn im woken Tagi ein.

Also liefert er Neubauer die Steilvorlagen, um ihr Geseier abzulassen: «Ich glaube, man kann nicht überschätzen, welche desaströsen Konsequenzen diese Wahl hat. Ich habe in den Tagen und Wochen zuvor an zahlreichen Formaten in den USA teilgenommen, Podien veranstaltet, Seminare gegeben, Gespräche mit Aktivisten geführt.»

Die Dame kam wirklich rum in den USA:

«Ich habe an der Ostküste, im Mittleren Westen und in Texas mit Menschen gesprochen, für die eine Wahl von Trump lebensbedrohliche Folgen haben kann.»

In erster Linie wohl die von Neubauer mitverschuldete Klimaerwärmung bedroht diese Menschen. Da wäre möglicherweise Gelegenheit gewesen, nachzufragen, was genau denn diese lebensgefährlichen Folgen seien. Aber doch nicht Tobler.

Und was hatte Neubauer eigentlich dort zu suchen, abgesehen davon, dass ihr Einsatz vergeblich war? «Ich bin in die USA gereist, um herauszufinden, wie dort Aktivismus funktioniert. Meine Annahme war: Wenn aktivistische Ansätze in den USA funktionieren, dann sind sie bulletproof.»

Tobler unterbricht Neubauers Redefluss nur gelegentlich mit einem «Ja?»; so führt ein Qualitätsjournalist ein Interview. Während die Dame eine Sottise nach der anderen zum Besten gibt: «Dabei umfasst eine gute und gerechte Klimapolitik alles, was Faschisten hassen.»

Er lässt ihr sogar durchgehen, dass sie seine Frage, ob Neubauer nochmal mit Greta Thunberg öffentlich auftreten würde, weiträumig umfährt: «Ich glaube, die Klimabewegung wird zukünftig mehr und mehr arbeitsteilig vorgehen und verschiedene Geschichten erzählen … mit Spannungen und Widersprüchlichkeiten umzugehen … den Blick nach vorne zu lenken». Jeder Journalist, der etwas auf sich hält, hätte hier nachgefragt. Aber doch nicht Tobler.

Der liest die nächste Frage von seinem Spickzettel; wie hält es Neubauer mit Klimaklebern und mit Farbanschlägen in Museen? «Zunächst einmal würde ich hier wahnsinnig mit der Sprache aufpassen und die Aktionen in den Museen nicht in einem Nebensatz mit Terrorismus gleichsetzen. Kein einziges Bild wurde beschädigt, als es mit Suppe beworfen wurde.»

Aber es geht noch absurder. Neubauer sei in Baku, «es gibt die Kritik, die Konferenz sei ein Greenwashing des Gastgeberlandes Aserbaidschan, also einer Erdöl fördernden Autokratie», fragt Tobler streng.

Die lustige Antwort: «Ich finde diese Kritik total berechtigt. Die Menschenrechtsverletzungen in Aserbaidschan sind eine Katastrophe. Viele Aktivistinnen sind deshalb überhaupt nicht hier. Zu denen gehört unter anderem Greta Thunberg.»

Tobler will ihr noch mehr Gelegenheit zum Greenwashing in eigener Sache geben und legt nochmals eine Schleimspur aus, auf die Neubauer furchtlos tritt: «Das ist hier keine Happy-Family-Veranstaltung. Aber diese Klimakonferenzen sind bis heute der einzige Ort, wo fast alle Staaten der Welt zusammenkommen und eine Augenhöhe herzustellen versuchen … vernetzen uns … hier machen wir Druck … besser werden könnte», Blabla, Blüblü.

Ist das ein Qualität-Interview? Nein, das ist eine peinliche, unkritische, schlecht vorbereitete Veranstaltung, wo einer eitlen Selbstdarstellerin eine Plattform gegeben wird, mit ihrem Gedöns die Umwelt zu verschmutzen. Dabei ist der Stern der «bekanntesten Umweltaktivistin» nach dermassen vielen Fehltritten und Lustreisen schwer am Sinken, ihre Glaubwürdigkeit beschädigt.

Aber das alles ist Tobler egal, wenn es um das Zelebrieren von Einverständigkeit geht. Auf Kosten des Lesers, der sich schon wieder fragt, wieso er für diesen Stuss bezahlen muss – statt Schmerzensgeld zu bekommen.