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Der Zerrspiegel

Neues Jahr, neues Glück? Aber doch nicht beim «Spiegel».

Das muss wohl seinen Grund haben: Die verkaufte Auflage des «Spiegel» sank seit 1998 um über ein Drittel. Oder um rund 385’000 Exemplare. Im Jahr 2000 lag sie bei über einer Million Exemplare, aktuell sind es noch 672’000.

Das ist doch kein Grund, sich grundsätzlich Gedanken zu machen, woran das liegen könnte. Wohlfeile Erklärungen sind sowieso zur Hand: Inserateflaute, Internet, die Welt, das Klima. Die Konzentration auf eine schrumpfende Gesinnungsblase, die man als Resonanzverstärker bedient? Niemals.

Das aktuelle Titelblatt ist symptomatisch. Früher war eine «Spiegel»-Titelgeschichte Anspruch und Ereignis. Heute tut es ein Interview mit dem abtretenden Kinderbuchautor und Wirtschaftsminister Robert Habeck. Das sinnfreie Zitat unter dem geschmäcklerischen Porträtfoto: «Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk!» Wie der daran rumfingert, wieso er die Finger weglassen sollte und wie Habeck das erreichen möchte? Also wirklich, keine dämlichen Fragen, bitte.

Noch schwindsüchtige 124 Seiten umfasst das Blatt, die zudem schnell überblättert sind. Vor der Heisse-Luft-Orgie mit Habeck wird noch kurz die CSU abgewatscht: «Eine Partei macht sich überflüssig». Das wäre zwar ein guter Titel für die Grünen oder allenfalls die FDP gewesen.

Aber zum Interview, das mit einem Foto Habecks eingeleitet wird, das auch Leni Riefenstahl gefallen hätte. Nordisch kühl vor Wasser in Flensburg, Grau in Grau edel gewandet, der Blick bestimmt, das Haar gut frisiert, der Mund sensibel, der Dreitagebart sitzt. Die Hände in den Hosentaschen, das hebt die Schultern, die hochgekrempelten Ärmel trotz Kälte signalisieren Macherqualitäten.

Dass Habeck auch Primadonna ist, beweist er nicht nur mit seiner Flut von Beleidigungsklagen. Dem «Spiegel» muss er auch leicht auf den Zeiger gegangen sein, wenn der als Titelzitat zum Interview stellt: «Ich kann mit einigen Ihrer Fragen nicht viel anfangen». Der Leser mit den meisten Antworten wohl auch nicht. Aber 36’634 A wollen durchgestanden sein, obwohl sie auch aus der «Republik» stammen könnten.

Während früher «Spiegel»-Fragen auch mal Schweissausbrüche auslösten, weil sie so präzise durch wolkigen Politikertalk stachen, lässt das Blatt nun den Wirtschaftsminister unwidersprochen Selbstlob-Arien singen: «Ich habe in den letzten drei Jahren – zusammen mit den Mitarbeitern im Wirtschaftsministerium – die Energiekrise abgewehrt, Putins Gas ersetzt, Energiewende und Klimaschutz auf Kurs gebracht, Verfahren beschleunigt, Unternehmen gerettet und, und, und. Ein Gesetz folgte dem nächsten.»

Wow, offenbar lebt Habeck in einem Paralleluniversum, in dem es der deutschen Wirtschaft blendend geht. Toll ist auch dieser Satz: «Ich arbeite jeden Tag daran, die vielen Probleme gerade der deutschen Leit­industrien abzufedern»; ob es eine Klage auslöst, wenn man dagegenstellt, dass er jeden Tag daran arbeitet, neue Probleme zu schaffen?

Nicht nur die Parteigründer Petra Kelly oder Gerd Bastian, deren Pazifismus eine der Wurzeln der grünen Bewegung ist, rotieren im Grab, wenn sie Habeck fordern hören, dass er 3,5 Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung für die Rüstung ausgeben will: «Wir müssen fast doppelt so viel für unsere Verteidigung ausgeben, damit Putin nicht wagt, uns anzu­greifen.» Was im Umkehrschluss bedeutet, dass das Putin sonst täte oder zumindest ernsthaft ins Auge fasste.

Hier verbietet es die Klagewut des Noch-Ministers und Kanzlerkandidaten, das entsprechend zu qualifizieren.

Was hält denn der «Spiegel» sonst noch parat? Nun, wen macht das Blatt wohl unter dem Titel «Der Obertroll» nieder? Richtig geraten, natürlich Elon Musk; da entwickelt sich eine gegenseitige Hassliebe, eindeutig. Im Vorbeilaufen würgt der «Spiegel» auch noch seinem Lieblingsfeind Mathias Döpfner über Seiten eine rein. Interessiert Journalisten ungemein, Leser eher weniger.

Nochmal ein leicht zu lösendes Titelrätsel: «So fängt es an». Thema? Schon wieder richtig geraten, die AfD als stärkste Kraft in Bitterfeld-Wolfen.

Blätter, blätter, blätter.  Dann die geradezu Habeck-gute Nachricht: «Kohlestrom auf Rekordtief». Dann kommt die Nummer Chefredaktor fragt: und was haben wir zu Syrien? Betretenes Schweigen. Chefredaktor läuft rötlich an: das kann’s ja wohl nicht sein. Reporter und Fotograf spurten los und bringen eine nette Bildergeschichte aus Damaskus mit: «Einige Zufallsbesuche mit unerwarteten Ergebnissen». So stellt man sich Weltklassejournalismus vor.

Rührend dann die Herzschmerz-Story «Tod eines Rennpferds». Tja, dann mal Nachrufe, Personalien, Briefe und – herbeigesehnt , die «Letzte Seite». Immer noch mit dem «Hohlspiegel» samt merkwürdigen Scherzchen. Der inzwischen in einem Zerrspiegel erscheint.

Ein Schatten seiner selbst. Erblindet, verschattet, verblödet. Verständlich, dass selbst Bill Gates ihn nicht mehr finanziell unterstützt. Verständlich, dass viele Menschen den Montag immer noch für den «Spiegel»-Tag halten. Weil sich nicht mitgekriegt haben, dass er seit geraumer Zeit am Freitag erscheint.

Im Radio sagt man gerne: das versendet sich. Beim «Spiegel» wäre es: das überblättert sich.

Wumms: Stefan Kornelius

Kornelius sorgt immer wieder für das organisierte Erbrechen bei den Lesern.

Geht es darum, an Julian Assange herumzumäkeln: Kornelius ist zur Stelle. Die Ami-Justiz sei ihm gegenüber voreingenommen? «Das ist eine groteske Unterstellung, die seit Jahren schon angestellt wird, um den Fall politisch aufzuladen

Auch als Kriegsgurgel schlägt ihn keiner: «Putin führt keinen Wettbewerb um den stärkeren politischen Willen, er führt Krieg um des Krieges willen.»

Seit braunen Zeiten unter Adolf Nazi wurden russische Soldaten nie mehr so als vertierte Unmenschen abgebürstet: «Die Hemmungslosigkeit der russischen Streitkräfte wird gedeckt vom Vernichtungsdrang ihrer Führung. Es ist diese blutige Rohheit, die an die Tradition der Kosaken-Einheiten des zaristischen Russlands erinnert – freie Reiterheere, Krieger-Clans, Männerbünde aus der Steppe, die alle Konventionen des Krieges unterboten und für Grausamkeit im Kampf sorgten.»

Jede anständige Redaktion hätte ihm längst das Wort entzogen, den Computer ausgestöpselt und ihn gebeten, einen anständigen Beruf zu lernen. So aber darf er sich als deutscher Herrenreiter weiter austoben, leider auch weiterhin bei Tamedia. Dem Konzern ist wahrlich jedes Qualitätsbewusstsein, jede Verteidigung eines gewissen Niveaus abhanden gekommen.

Kornelius kann ungehemmt und ungeniert Stuss schreiben, Noten verteilen, Anordnungen geben. Wie ein verrückter General, der in der geschlossenen Anstalt Heere aufeinanderprallen lässt – in seiner Einbildung.

Aber Kornelius macht das in der Realität – oder was er dafür hält. In seiner Realität interessiert es brennend, dass er den US-Präsidenten scharf zurechtweist: «Joe Biden ist der Falsche, um den Supreme Court zu reformieren». Warum? Na, reicht doch, wenn Kornelius das sagt. In seiner Welt.

Angetan ist er hingegen von der Vizepräsidentin, die ihre Partei zweimal nicht zur Präsidentschaftskandidaten machen wollte – bis sie musste. Aber: «Plötzliche Euphorie: Harris` Blitzstart in den Wahlkampf».

Doch besonders am Herzen liegen Kornelius kriegerische Auseinandersetzungen, da ist er ganz in seinem Element, als Westentaschengeneral: «Israel kann nicht siegen», behauptet er in der «Süddeutschen Zeitung», «Einen Mehrfrontenkrieg kann Israel nicht gewinnen», schwächt Tamedia das gleiche Geseire ab.

Es ist mal wieder zum Mäusemelken, dass das israelische Kriegskabinett, die Militärführung oder Netanyahu möglicherweise nicht auf die Unke aus München hören werden. Denn die weiss: «Die Hochrüstung durch den Iran hat die Hizbollah derart schlagkräftig werden lassen, dass eine israelische Überlegenheit nicht mehr garantiert ist. Wenn Israel jetzt die zweite Front eröffnet, könnte es tatsächlich in einen Krieg um seine Existenz schlittern.»

Aber dank Kornelius wird Israel dieses Schlittern vermeiden. Oder nicht? Der Militärstratege macht einen kurzen Ausflug in den Jom-Kippur-Krieg von 1973 und fährt fort: «Heute würde ein Zwei- oder Mehrfrontenkrieg gegen hochgerüstete Terrormilizen nur einen Verlierer kennen: Israel.»

Der kleine Unterschied zu damals ist, was Grossstratege Kornelius vergisst: Israel hat inzwischen die Atombombe. Ist aber nur ein Detail.

ZACKBUM fragt sich: wissen das die Entscheidungsträger dort? Wird ihnen diese mahnende Botschaft wenigstens per reitendem Boten, als diplomatische Depesche, am besten mit ihrer unnachahmlichen Stimme vorgetragen von Annalena Baerbock, überbracht?

Wann wird Kornelius endlich zum militärischen und politischen Sonderberater des israelischen Ministerpräsidenten ernannt? Wenigstens mit einem Orden ausgezeichnet? Wann wird eine Strasse in Jerusalem nach ihm benannt? Ist es nicht überfällig, ihn als «Gerechten unter den Völkern» zu bezeichnen?

Denn so autoritär, wie Kornelius auftritt, kann es doch nicht sein, dass seine Sermone ungehört verhallen, einer nach dem anderen, morgen erinnert man sich schon nicht mehr an den von heute. Oder etwa doch?

Der über Israel war übrigens vom 29. Juli. Heute genauso vergessen wie seine zitierten Vorgänger. Man fragt sich bang: was wird in Kornelius Haupt vorgehen, wenn er sich eingestehen muss, dass schlichtweg nicht mal drittrangige Entscheidungsträger in der Welt auch nur einen feuchten Furz auf seine Meinung geben?

Widerwärtige Kriegsgurgel

Da ist man mal weg, und schon schreibt Nicolas Freund einen Kommentar.

Der Mann ist eigentlich Filmkritiker, hat «Komparatistik, Germanistik und Kulturjournalismus» studiert, behauptet die Autorenseite der «Süddeutschen Zeitung».

Also geradezu überqualifiziert, um sich dem Pack der Kriegsgurgeln anzuschliessen, die als Schreibtäter mit markigen Worten Ukrainer in den Tod schicken wollen. Da gibt es üble Gestalten, die auf ZACKBUM bereits ausführlich gewürdigt wurden.

Aber Nicolas Freund schlägt sie alle. Dass die SZ so eine Schmiere abdruckt, wohlan, das ist ein Münchner Problem. Dass Tamedia diesen Kommentar übernommen hat, ist ein Zürcher Problem. Ist ein Versagen aller Kontrollinstanzen. Wieso spült Pietro Supino Pipifaxartikel, lässt aber solche Schweinereien durchgehen?

Was für Schweinereien? Eigentlich eine doppelte. Die erste ist noch fast harmlos. Freund schreibt: «Wolodimir Selenski hat einen Gesetzentwurf unterzeichnet, der das Alter für die Einberufung zum Militärdienst von 27 auf 25 Jahre senkt.» Das ist natürlich blühender Unsinn; aber was versteht ein Student der Komparatistik schon vom Militär. Sonst würde ihm auffallen, dass es doch eher merkwürdig wäre, wenn in der Ukraine Soldaten erst mit 27, bzw. 25 Jahren einberufen würden.

In Wirklichkeit handelt es sich natürlich um die Senkung des Einberufungsalters von Reservisten. Also in der Sache hat Freund schon mal nix kapiert.

Aber das verblasst hinter der zweiten Schweinerei: «Es ist klar, dass Selenski für viele von ihnen ein Todesurteil unterschrieben hat.» Da habe Selenskyj doch länger gezögert, aber: «Es ist dennoch der richtige Schritt.» Denn: «So schwer diese Entscheidung fallen mag: Russlands Angriffskrieg lässt ihm gar keine Wahl.»

Freund meint also, dass junge und mangelhaft ausgebildete Reservisten als Kanonenfutter in den Tod zu schicken, für ihn ein richtiger Schritt sei. Vom fotografierten Bubigesicht auf der Autorenseite zu schliessen, dürfte Freund selber auch in diese Alterskategorie fallen.

Da sei ihm doch nahegelegt, Krieg nicht als Spielwiese für menschenverachtende Kommentare zu missbrauchen, sondern selbst mannhaft und beherzt ein Beispiel zu geben. Ein Zeichen zu setzen, wie man in seinen Kreisen so gerne sagt. Denn wir möchten unbedingt die Kriegsreportage von Freund an der Front lesen.

Die Kriegsgurgel müsste dafür nicht mal eine Waffe in die Hand nehmen. Einfach hingehen, aufschreiben, berichten. Kann doch nicht so schwer sein. Ausser, Freund wäre zu feige dafür. Aber das ist er doch sicher nicht, so abgebrüht wie er die Notwendigkeit von Todesurteilen befürwortet.

Oder um seinen Titel zu paraphrasieren: was Freund da hinschmiert, ist furchtbar und wichtig genug, um in die grosse Halle der Schandmale des verantwortungslosen Journalismus aufgenommen zu werden.

Die SZ vergreift sich am Papst

Und Tamedia kopiert brav wie immer.

Marc Beise ist der Italien-Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung». Dort publiziert er einen Kommentar zu Papst Franziskus.

Den übernimmt der meinungslose Konzern aus Zürich:

Der Papst tut etwas, was eigentlich seines Amtes ist: «Was man aber hören und sehen kann, ist, wie sehr das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche an den Kriegen dieser Tage verzweifelt, am Kampf in der Ukraine und am «Blutbad» im Gazastreifen, wie es im Vatikan heisst. Immer drängender werden die Appelle des Papstes. «Hört auf! Hört bitte auf!», so sein Aufruf, vorgetragen mit schwacher Stimme, vor einer Woche auf dem Petersplatz.»

«Blutbad» heisse das im Vatikan. Und bei der SZ? Militärische Spezialoperation mit kleinen Kollateralschäden? Chirurgische Schnitte? Unvermeidbare Tote, weil die Palästinenser so blöd sind, dahin zu fliehen, wo ihnen Israel zuvor Sicherheit vorgegaukelt hatte? Schreckliche, aber unvermeidliche Leichenberge?

Das Wort des Papstes könnte man nun in diesen Zeiten der Kriegsgesänge, der Flintenweiber, Sandkastengeneräle und tapferen Kriegsgurgeln hinter ihren Schreibtischen als Gegenstimme zu den ewigen Forderungen nach mehr Waffen und Munition für den angeblich möglichen Sieg respektieren.

Nun hat der Papst in einem Interview auf die Dichotomie, dass es in der Ukraine Stimmen gäbe, die den Mut zur Kapitulation, zur weissen Fahne, forderten, andere sagten, dass das die Stärkeren legitimieren würde, geantwortet. Sein bedächtiger Ratschlag: «Das ist eine Interpretationsweise. Aber ich denke, dass der stärker ist, der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut zur weissen Flagge hat, zu Verhandlungen. Und heute kann man mit der Hilfe der internationalen Mächte verhandeln. Das Wort ‹verhandeln› ist ein mutiges Wort.»

Dann macht er seine Position noch klarer:

«Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben, zu verhandeln. Du schämst dich, aber wie viele Tote wird es am Ende geben? Verhandle rechtzeitig, suche ein Land, das vermittelt.»

Nun verbeisst sich Beise in das Bild der weissen Fahne: «Will der Papst also, dass die Ukraine kapituliert? Das wäre, bei allem Leiden an der Gewalt in diesem Angriffskrieg, eine ungeheuerliche Parteinahme.» Im Zweifel für den Angeklagten, meint Beise, das wolle der Papst dann wohl doch nicht.

Aber fast so schlimm: «Wohl aber Verhandlungen über das Ende des Krieges, mindestens einen Waffenstillstand – heftig genug für ein überfallenes und in der Existenz bedrohtes Volk.»

Stehen denn die Ukrainer vor der Auslöschung? So wie sie sich damals an der Auslöschung der Juden in Europa beteiligten? Erinnert sich Beise vielleicht, wann die Ukraine in ihrer heutigen Form entstand? Sollen sie statt verhandeln weiter leiden, sterben, in Ruinen verzweifeln? Unfug, aber diese Drohkulisse braucht Beise, um den Papst streng zurechtzuweisen. Das leitet er mit einem vergifteten Lob ein: «Immer wieder umgeht er den Instanzenweg, lässt es nach innen und aussen an Geschmeidigkeit fehlen. Sagt, was er denkt. Das macht ihn sympathisch, aber angreifbar.»

Nein, das macht ihn nicht «angreifbar», das ist für Beise ein Anlass, ihn anzugreifen: «Bei einem Thema wie Krieg und Frieden stösst er erst recht an seine Grenzen. Mit der weissen Fahne schadet er dem sehr ehrenvollen Ansinnen, das er hat: Menschenleben zu retten.»

Der Papst stösst an seine Grenzen? Schadet seinem Ansinnen? Ist das so? Oder ist es nicht eher so, dass Beise seine Grenzen überschreitet? Mit seinem Ansinnen, dass jeder, der Verhandlungen nach zwei Jahren blutiges Gemetzel anregt, ein Defätist, Diversant, Wehrkraftzersetzer sei? Selbst wenn er Papst heisst? Der Deutsche schreckt da vor nichts zurück, wenn ihn jemand vom Kriegspielen abhalten will.

Dass der immer noch Schweizer Konzern Tamedia so etwas nachdruckt, zeigt eine Qualitätskontrolle, die schon längst die weisse Fahne gehisst hat.

Krieg, kriegerisch, Kornelius

Stellt denn niemand diese Kriegsgurgel ab?

In der Originalversion der «Süddeutschen Zeitung» sagt der Titel schon alles: «Krieg und Frieden». Das dämpft der nachhöselnde Tagi ab zum Leitartikel «Sicherheitskonferenz: Eine Frage steht über allen». Hä? Über allen was? Anderen Fragen, Teilnehmern, Raketen, Atombomben?

Der mehrfach verhaltensauffällige Stefan Kornelius (wozu seine früheren Untaten immer wieder aufzählen, man kann sie bei ZACKBUM nachlesen) widmet sich, Überraschung, der 60. Ausgabe der Münchner Sicherheitskonferenz. Natürlich ist das Anlass für ihn, fast wie Putin zunächst in die Geschichte einzutauchen. So labert er sich durch die ersten sechs Absätze, um dann doch in der Gegenwart anzukommen.

Nicht ohne allgemeine, abgehobene Schwurbeleien von sich zu geben, Müsterchen: «Die politische Münze wird wertlos, wenn zu viel davon in Umlauf ist. Vor allem aber ist die Währung wertlos, wenn es nicht gelingt, die eigentliche Ursache der neuen Unsicherheit auszuschalten.»

Welche Ursache muss denn da «ausgeschaltet» werden? «Es ist Wladimir Putins bedingungsloser Wille zum Krieg, der mit Appellen und Sicherheitsabkommen nicht aufzuhalten ist

Und wie äussert sich dieser bedingungsloser Wille? «Granate schlägt Sicherheitsversprechen – das ist die simple Logik der russischen Überlegenheit.» Eine Granate von Satz.

Was treibt denn diesen unbedingten Willensmenschen im Kreml an? «Putin führt keinen Wettbewerb um den stärkeren politischen Willen, er führt Krieg um des Krieges willen.» Das ist neu, das hat man nicht mal Hitler vorgeworfen. Bis jetzt.

Damit nähert sich Kornelius in Windungen und Wallungen der eigentlichen Frage, die ihn umtreibt:

«Wer ist bereit, seine Streitkräfte tatsächlich in diesem Krieg einzusetzen? Diese Frage ist alles andere als hypothetisch

Dennoch traut sich Kornelius (noch) nicht, sie klar zu beantworten. Denn dann müsste er schreiben: Germans to the front. Zweiter Einmarsch deutscher Truppen in die Ukraine. Begleitet von französischen, englischen, spanischen, italienischen und, last but not least, US-Truppen. Denn: «kein Abkommen kann Russland stoppen – dafür braucht es etwas anderes.» Etwas anderes? Nun, den Weg in einen atomaren dritten Weltkrieg.

Denn wer wie Kornelius der Überzeugung ist, dass in der Ukraine fundamentale westliche Werte wie Demokratie, Freiheit und Menschenrechte verteidigt würden (obwohl es das alles dort nicht gibt), der sieht hier natürlich den Endkampf zwischen Gut und Böse. Und kein machstrategisches Geschacher, wo Grossmächte ihr Glacis bewirtschaften.

Dummschwätzer Kornelius «vergisst» in seinem laberigen Ausflug in die Geschichte der Münchner Sicherheitskonferenz ein nicht unwichtige Ereignis: Putins Rede vom Jahr 2007. Es lohnt sich, sie in der Zusammenfassung oder vollständigen Version nachzulesen. Schon alleine, um sich davon zu überzeugen, wie einäugig, hohl, unsinnig, erkenntnisfrei und voller Propagandagedöns das Geschreibsel von Kornelius ist.

Qualitätskontrolle bei SZ und Tagi; ach, lassen wir das, hopeless.

Gurgel Gauck

Pastor, Bundespräsident, Kriegsgurgel. Was für eine Karriere.

Joachim Gauck möchte gerne das sein, was man in Deutschland eine «moralische Instanz» oder gar einen «elder Statesman» nennt. Dafür fehlt ihm aber das Format. Daher lässt es die NZZ mit ihm launig angehen. Sie eröffnet standesgemäss in einem Berliner Zwei-Sterne-Lokal ihre neue Gesprächsreihe «Zmittag».

Standesgemäss, denn Ex-Bundespräsident Gauck verursacht gigantische Kosten für den Steuerzahler («allein die jährlichen Personalkosten für Büroleiter, Referenten, Sekretärin und Chauffeur betragen 385.000 Euro», Wikipedia), plus Büroflucht und Altersruhegeld («Ehrensold» von 214’000 Euro, plus «Aufwandsgeld» von rund 80’000 Euro). Da dürfte ihn auch der Preis des Gourmet Menüs (6 Gänge 228 Euro) nicht abschrecken, oder aber er beschied sich mit drei Gängen des Mittagsmenüs (78 Euro).

Bei der Forelle zieht Gauck über die AfD, die SVP, die FPÖ und «Herrn Wilders in den Niederlanden» her. Differenzierung war noch nie so seine Sache. Es geht ihm überhaupt biblisch um «den Kampf gegen das Böse», also gegen Putin zum Beispiel. Kriegerisch war Gauck schon immer gestimmt, auch als es um den Einsatz deutscher Truppen in Afghanistan ging.

Immerhin kommen hier seine Sottisen in lockeren Plauderton daher, unterbrochen von kulinarischen Ausflügen («Meine Buletten sind sehr, sehr gut», berlinerisch für Hacktäschli). Ganz anders bei der Qualitätszeitung Tamedia, Pardon, «Tages-Anzeiger», na ja, also dieses ungeliebte Anhängsel von Tx.

Hier geht er in die Vollen. Wieso haben «Rechtspopulisten Zulauf», fragen Dominik Eigenmann und Ausland-Chef Christof Münger im Chor und völlig unparteiisch. Eine Studie habe gezeigt, erwidert Gauck, «dass etwa ein Drittel der Menschen eine «autoritäre Disposition» hat».  Aha, also eine hoffentlich heilbare Verhaltensauffälligkeit dieser rechtspopulistischen Wähler von AfD oder SVP.

Könnte die Migration eine Ursache dafür sein, soufflieren die beiden das nächste Stichwort. «Da werden Populisten Nutzniesser der Angst vor dem Verlust von Tradition, Sicherheit und Heimat – kurzum: von Vertrautem.» Ah, Angstmacher und Angstgewinner, dabei ist Migration doch eigentlich kein Problem. Aber immerhin ist Gauck nicht bei allen Parteien gleich scharf im Urteil, so bei der SVP: «Die ist für meinen Geschmack reaktionär, mag kein vereintes Europa oder will jedenfalls nicht dabei sein. Aber von ihr gehen keine nationalsozialistischen Gedankengänge aus wie bei einigen in der AfD

Richtig militant wird Gauck dann wie immer, wenn es um den Ukrainekrieg geht. Nicht nur viel mehr Waffen liefern sollte man: «Ja, im Grunde müssten wir dem überfallenen Opfer unsere Solidarität dadurch beweisen, dass wir selbst hingehen. Selbst mitzukämpfen wäre eigentlich das moralische, aber auch das politische Gebot.»

Aber um selbst mit gutem Vorbild und der Waffe in der Hand voranzugehen (oder würde er sie als Pastor nur segnen), davon hält Gauck dann doch ein «guter Grund» ab: «Einen Weltkrieg oder einen Atomkrieg wollen wir nicht

Gar nicht einverstanden ist Gauck allerdings mit der Einhaltung von Exportgesetzen durch die Schweiz: «Ich habe dafür null Verständnis. Ich habe schon Mühe, zu verstehen, warum die Schweiz mit der Europäischen Union so fremdelt.» Für den ehemaligen höchsten Repräsentanten der im Vergleich zur Schweiz doch eher jungen deutschen Demokratie zeigt Gauck dann bedenkliche Ansichten: «Bündnisfreiheit, das schon. Aber die Weitergabe von Waffen an die Ukraine zu untersagen, weil es dem Schweizer «Daseinsgefühl» widerspricht, halte ich für einen Fehler.» Das «Daseinsgefühl» der Schweiz, sich an ihre Gesetze zu halten (im Gegensatz zu Deutschland), das hält Gauck für einen Fehler? Spätestens da müsste es einem der beiden Interviewer einfallen, mal eine kritische Frage in die Schleimspur zu streuen. Aber i wo.

Stattdessen lassen sie Gauck weiter seine Kriegsfantasien ausleben: «Wird Russland in der Ukraine nicht entscheidend geschwächt, dürfte es seinen Feldzug Richtung Westen in einigen Jahren fortsetzen.» Kriegerische Bedrohung vom Iwan, diesmal überfällt nicht Deutschland oder Frankreich Russland, und wie steht es im Westen, in den USA, «wenn Trump zurückkehrt? – Dann wird es gefährlich für die amerikanische Demokratie

Was wünscht Gauck den Ukrainern zum Jahreswechsel? «Mögen sie sich lange wehren, hoffentlich mit deutscher und schweizerischer Unterstützung!» Natürlich sollte man vor einem 83-Jährigen Mann etwas Respekt und Nachsicht zeigen. Aber fast 20’000 A Interview ohne eine einzige kritische Nachfrage? Stattdessen liebedienerisches Stichwortgeben, soufflieren, Pseudofragen liefern, auf dass Gauck ungehemmt losschwadronieren kann? Soll das Qualitätsjournalismus sein? Oh, Pardon, das wäre ja schon eine kritische Frage gewesen – geht nicht bei Tamedia.

 

 

Kriegsgeschrei aus der NZZ

Ein weiterer Sandkastengeneral sändelet und zündelt.

Normalerweise beherrscht Eric Gujer den «anderen Blick» der NZZ, mit dem sie sich an ihre reichsdeutschen Leser wendet. Nicht zuletzt damit hat sich das Blatt von der Falkenstrasse in Zürich in Deutschland einen Namen gemacht. Denn Gujers Blick ist meist gnadenlos, er führt eine scharfe Klinge und kann – für einen Schweizer – elegant formulieren.

Aber auch God Almighty muss mal ruhen, dann dürfen andere ran. Da fängt dann der «andere Blick» schwer an zu schielen. Daran schuld ist Marco Seliger. Der deutsche Journalist arbeitet für die deutsche Redaktion der NZZ. Zuvor war er Chefredaktor von «Loyal», der Zeitschrift des deutschen Reservistenverbands, 2020 wurde er Leiter Kommunikation und Pressesprecher der deutschen Waffenschmiede Heckler & Koch. Man kann ihn vielleicht als nicht ganz unbelastet bezeichnen.

In diesem Sinn legt er gleich offensiv los: «Die Ukraine braucht dringend weit reichende Präzisionswaffen», weiss Seliger. Da trifft es sich gut, dass «in der deutschen Armee nicht alles schlecht» sei. Zum Beispiel der «hochmoderne Marschflugkörper Taurus», der gehöre «zu den besten Lenkflugkörpern der Welt». Wunderbar, wenn den Hitlers Armee schon gehabt hätte, wäre die Panzerschlacht bei Kursk vielleicht anders ausgegangen.

Aber es gibt natürlich auch heute Wehrkraftzersetzer und Defätisten, die Seliger scharf zurechtweisen muss: «Mitunter mutet die deutsche Verteidigungspolitik grotesk an.» Kein Wehrwille mehr, keine Angriffslust, nix «Germans to the front», keine Rede von «Marschflugkörper müssen fliegen bis zum Sieg». Stattdessen «gerierten sich ganze Kohorten von Politikern und Wissenschaftlern als Panzerexperten» und diskutierten Für und Wider einer Lieferung von Leopard 2. Kein Wunder: «Russlands Präsident Putin dürfte sich damals schlapp gelacht haben

Das mag stimmen, dass Putin darüber lacht, dass in Deutschland doch noch so etwas wie ein Rechtsstaat mit restriktiven Waffenausfuhrgesetzen existiert. Über die sich eine Kriegsgurgel wie der Reserveoffizier Seliger natürlich kaltlächelnd hinwegsetzen würde. Aber während sich Merkel immerhin sichtbar wegguckte, sei Bundeskanzler Scholz «in der Taurus-Frage schlicht nicht präsent». Typisch, haben Sie überhaupt gedient? Antwort: nein, Scholz hat verweigert und Zivildienst geleistet. Aha, Drückeberger.

Es gebe Bedenken, dass die Ukraine solche Distanzwaffen auch auf russischem Gebiet einsetzen könnte? Papperlapapp: «Das Argument, westliche Marschflugkörper würden den Krieg eskalieren, zieht daher nicht. Sie befinden sich bereits im Einsatz.» Aber die sind natürlich nicht so gut wie echte deutsche Wertarbeit: «Der britische Storm Shadow und der französische Scalp sind nur bedingt geeignet, einen Brückenpfeiler zum Einbrechen zu bringen. Taurus aber, so heisst es unter deutschen Militärfachleuten, kann das.» Oder: «wir schaffen das», wie Merkel gesagt hätte.

Also her damit, keine Weichheiten, was muss, das muss: «Eine deutsche Politik, die Sinn für das Wesentliche hat, würde den Taurus deshalb jetzt freigeben.» Aber leider, leider ist es mal wieder so: die deutsche Politik interessiert es einen feuchten Kehricht, was Seliger für den Sinn fürs Wesentliche hält. Glücklicherweise, denn das ist Unsinn. Während es sich beim Taurus offenbar um eine deutsche Präzisionswaffe handelt, ist Seliger ein Unguided Missile.

 

Journalismus lebt an den Rändern

«Infosperber» gegen Tamedia: 1 : 0.

Es wird immer auffälliger: Kleinmedien und Einzelkämpfer machen knochenharten Journalismus und trocknen immer wieder die grossen Elefanten im Schweizer Medienzirkus ab. Oder sollte man Dinosaurier sagen?

Gemeint ist damit das Trio Tamedia, CH Media und die «Blick»-Gruppe. Alleine der Einzelkämpfer Lukas Hässig hat mit seinem Finanzblog «Inside Paradeplatz» mehr Primeurs aufgedeckt als die versammelten Wirtschaftsjournis der grossen Konzerne. Die sind so neidisch auf ihn, dass sich ihre Solidarität mit ihm, wo ihn nun die Krisen-CS schwer in den Hintern beissen will, in überschaubaren Grenzen hält.

Zu diesen Medien gehört auch der nicht ganz so kleine «Infosperber». Gegründet und geführt von Urs P. Gasche, hat er immer wieder Trouvaillen und Recherchierstücke, die man bei den grossen Medien schmerzlich vermisst. Vielleicht müsste man hier auch die NZZ dazuzählen, aber die spielt einfach in einer anderen Liga.

Ein konkretes Beispiel gefällig? Bitte sehr. Anfang Februar lobhuldete einer der letzten überlebenden Tagi-Korrespondenten Dominique Eigenmann die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Sie sei die «mächtigste Gegenspielerin» des deutschen Bundeskanzlers Scholz. Sie kritisiere «Scholz› Zögerlichkeit schärfer als jede Opposition». Dazu sei sie «schlagfertig, streitbar und kompetent».

Man könnte besser sagen, sie ist eine wahre Kriegsgurgel, die Deutschland «in eine militärische Auseinandersetzung hineinrede». Das sagt der«bekennende Pazifist Rolf Münzenich»; nein, das «ätzt» er, wie Eigenmann im schlechtesten «Spiegel»-Stil abwertet.

Nun werde versucht, rümpft Eigenmann die Nase, «sie als Lobbyistin der Rüstungsindustrie zu diffamieren», der «Blick» will aber wissen: «Beweise dafür gibt es allerdings nicht.» Nun, wenn der Tagi und der «Blick» ihre journalistischen Muskeln anspannen, dann sollte man nicht zu viel Gewicht auflegen.

Zunächst ist Strack-Zimmermann, immerhin Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestags, schnell mit Fehlurteilen zur Hand. Verantwortungslos witterte sie nach dem Einschlag einer Rakete auf polnischem Staatsgebiet:

«Nicht nur haben russische Raketen offenbar Polen und NATO-Gebiet getroffen, sondern auch zu Toten geführt. Das ist das Russland, mit dem hier einige offenkundig und absurderweise immer noch «verhandeln» wollen. Der Kreml und seine Insassen müssen sich umgehend erklären.»

Umgehend erklären hätte sich allerdings diese verantwortungslose Brandstifterin müssen. Denn sie wollte hier offenbar einen Verteidigungsfall herbeizeuseln, die NATO in eine militärische Auseinandersetzung mit Russland treiben. Indem sie einer Propaganda-Lüge des ukrainischen Präsidenten Selenskyj aufsass. Denn in Wirklichkeit handelte es sich zwar um eine Rakete aus russischer Produktion, die aber von der Ukraine als Abwehrmassnahme abgeschossen worden war.

Nachdem das zweifellos geklärt worden war, hielt aber Selenskyj selbst gegen die Meinung seines eigenen Verteidigungsministers an dieser Lüge fest. Und Strack-Zimmermann blieb auch unbelehrbar: «Ich bereue diesen Tweet nicht

Also ist sie verantwortungslos, kriegstreiberisch und inkompetent, dazu unbelehrbar. Aber ist sie auch mit der Rüstungsindustrie verbandelt? Oder ist das nur Diffamierung, bzw. sind das beweislose Anschwärzungen?

Urs P. Gasche erledigt im «Infosperber» die Recherchierarbeit, für die Tagi und «Blick» zu faul, zu blöd oder beides waren. Dafür musste Gasche nicht einmal sonderlich tief graben, denn die Verbindungen liegen auf der Hand und wurden schon einige Male ausführlich beschrieben.

Die Politikerin ist Präsidiumsmitglied in der «Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik» (DWT). Sie ist Vizepräsidentin der «Deutschen Atlantischen Gesellschaft» (DAG), die sich trotz des allgemeinen Namens zum Ziel gesetzt hat, «das Verständnis für die Ziele des Atlantischen Bündnisses zu vertiefen und über die Politik der NATO zu informieren». Zudem ist sie Präsidiumsmitglied beim «Förderkreis Deutsches Heer» (FKH), neben der DWT die wichtigste Lobby-Gruppe der deutschen Rüstungsindustrie.

All das hätte man mit einem Blick auf die Webseiten von «Lobbypedia», «Abgeordnetenwatch» oder «Transparency International» herausfinden können.

Es ist verdienstvoll von Gasche, dass er auf diese offenkundigen Zusammenhänge hinweist. Es ist beelendend, dass die beiden Grosskonzerne nicht mal mehr zu oberflächlichen Recherchen in der Lage sind, die ihr Narrativ stören würden.

Es ist ja Eigenmann und dem «Blick» unbenommen, Strack-Zimmermann toll zu finden und ihre verantwortungslose Kriegsrhetorik zu bejubeln. Aber zu behaupten, es sei diffamierend, angeblich nicht existente Verbindungen zur deutschen Rüstungsindustrie zu erwähnen, das ist billiger Schmierenjournalismus. Dafür noch Geld zu verlangen, das ist unverschämt.

Bei solchen Leistungen zu behaupten, diese Medien seien Bestandteil der Vierten Gewalt und unbedingt mit Staatssubventionen zu unterstützen, weil sie eine dermassen wichtige Rolle in der Demokratie spielten, das ist pure Heuchelei. Das ist ein Narrativ, das der Stimmbürger diesen Blättern schon länger nicht mehr abnimmt. Besonders, wenn es von Pietro Supino, dem Big Boss von Tamedia gesungen wird, der nicht mal seinen eigenen Laden im Griff hat.

Wumms: Christof Münger

Die frustrierte Kriegsgurgel von Tamedia.

Es muss schon blöd sein, wenn man als sogenannter Auslandchef der grossen Tamedia im Wesentlichen die Texte teutonischer Korrespondenten etwas einschweizern darf. Kein ß, ein paar Germanismen rausnehmen, voilà. Da bleibt nur eins: immer mal wieder in einem Kommentar der ganzen Welt den Tarif durchgeben. Es allen zeigen. Klarstellen, dass Münger den grossen Durchblick hat.

Leider, leider hört keiner auf ihn. Das findet er bedauerlich. Ist aber besser so.

Seit Ende Oktober 2020 versucht ZACKBUM, ihn wieder auf den rechten Weg zu kriegen. Vergeblich. Münger ist für Wehrhaftigkeit. Wahrscheinlich setzt er sich für solche Kommentare jeweils den Stahlhelm auf und zwängt sich in eine schusssichere Weste.

Nun tätigt er schon wieder eine «Analyse zum Krieg in der Ukraine» (hinter der Bezahlschranke). Münger weiss:

«Dankbarkeit und Waffen sind deshalb hilfreicher als besserwisserische Ratschläge.»

Selbst erteilt er allerdings nicht nur diesen besserwisserischen Ratschlag.

Er doppelt sogar noch nach, falls jemand nicht kapiert haben sollte, was für ein Kriegstreiber Münger ist: «Nur die vollständige Unterstützung der Ukraine, wirtschaftlich und vor allem militärisch, kann Putin allenfalls dazu bringen, das Gemetzel zu stoppen.»

Eine solche vollständige Unterstützung würde aber das Gemetzel verlängern, allenfalls. Aber zu dialektischem Denken ist Münger leider nicht in der Lage. Dafür pfeffert er aber dem französischen Präsidenten MacronAnmassend ist es, wenn europäische Politiker wie Emmanuel Macron «keinesfalls Putin demütigen» wollen») und dem deutschen Bundeskanzler Scholz eine rein: so «laviert der deutsche Kanzler Olaf Scholz immer noch, seine Angst vor der russischen Atommacht kaschiert er kaum. Wohl deshalb sagt er nicht öffentlich, dass die Ukraine diesen Krieg gewinnen soll. Solche Halbherzigkeit ist gefährlich

Nein, solch unreflektiertes Geschwätz, diese Oberlehrerhaltung mit erhobenem Zeigefinger wäre gefährlich – wenn sie jemand zur Kenntnis oder gar ernst nehmen würde. Hat der Riesenstratege noch weitere Ratschläge für Macron und Scholz parat? «Macron und Scholz sollten den Hörer auflegen.» Denn: «Schwerer wiegt, dass die beiden regelmässig den Drang verspüren, mit Putin zu telefonieren.»

Dabei sollte, wer einen Drang verspürt, nicht telefonieren, sondern ein stilles Örtchen aufsuchen, das weiss doch jeder. Nachdem er diese zwei Dilettanten eingetopft hat, gibt es auch noch einen Ratschlag für die Schweiz? Aber sicher: «Hier geht es nicht um die Vermittlung zwischen zwei gleich bösen Milizen in einem afrikanischen Bürgerkrieg. Dem sollte auch die neutrale Schweiz Rechnung tragen.»

Versteht auch nicht jeder, aber Münger ist mit seinen Ratschlägen noch nicht durch. Putin könnte doch die Kampfhandlungen einstellen: «mit einem Waffenstillstand oder einem Rückzug aus der Ukraine. Oder er könnte als Geste des guten Willens dafür sorgen, dass die Menschen in Afrika nicht verhungern. Nichts deutet darauf hin. Das sollte auch die Schweiz zur Kenntnis nehmen

Einer geht noch: «in der Ukraine stehen sich ein staatlicher Aggressor und eine angegriffene Demokratie gegenüber, wie unvollkommen sie auch sein mag. Diesem Unterschied sollte auch die neutrale Schweiz Rechnung tragen

Noch ein Absackerchen vor dem Feierabendbier.

Was die Schweiz alles zur Kenntnis nehmen und tragen sollte. Nur erklärt Münger nicht, wie die neutrale Schweiz denn diesem Umstand Rechnung tragen soll.

Solche Flachstücke, solch unreflektiertes, arrogantes, nassforsches Besserwissen: dem sollte nicht die Schweiz, aber der Leser all der Kopfblätter aus dem Hause Tamedia Rechnung tragen. Lesen, sich schütteln, lachen, blättern.