Raphaela Birrer, die Letzte

Es bleibt noch etwas nachzutragen.

Die Tamedia-Oberchefredaktorin ist offensichtlich als Quotenfrau in diese Postion gerutscht. Denn Kompetenz und Qualifikation können es, gleich wie bei der nach München exportierten Judith Wittwer, sicher nicht gewesen sein.

Wer daran noch Zweifel hatte: die wurden mit ihrem Kommentar-Durchfall «Hetzjagd auf eine Journalistin» ausgeräumt, eine Philippika gegen die angeblich ungerechte Kritik an der stellvertretenden Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid vom Schwesterblatt «Süddeutsche Zeitung».

Deren möglicher Suizidversuch sei «das Resultat einer Treibjagd durch den Online-Mob», weiss Birrer. Sie klopft sich selbst auf die Schulter, dass Tamedia ein ihr zugesandtes Gutachten des Plagiatsjägers Stefan Weber über die Dissertation einer SVP-Nationalrätin nicht veröffentlicht habe. Als aber die Kollegen von der SZ breit und hämisch über einen Plagiatsverdacht bei der Dissertation der AfD-Politikerin Alice Weidel berichteten (was sich dann als Humbug erwies), schwieg Birrer vornehm.

Auch die missglückte SZ-Hetzjagd auf den bayerischen Politiker Hubert Aiwanger von den Freien Wählern (die legten dann bei den Wahlen zu) war Birrer kein Wort der Kritik wert. Und wie steht es eigentlich mit dem umfangreichen Inhalt, den Tamedia per copy/paste und ß zu ss von der Süddeutschen übernimmt, ohne das dem Leser gegenüber auszuweisen? Ist bezahltes und daher erlaubtes Abschreiben kein Plagiat?

Oder erinnern wir an die Affäre Valérie Dittli. Der damals frischgewählten Waadtländer Finanzdirektorin wurde zuerst vom Radio, dann vom Tamedia-Organ «24 Heures» vorgeworfen, sie habe bei den Steuern getrickst und kurze Zeit ihren Doktortitel zu Unrecht getragen. Auch Tamedia beteiligte sich an der Hatz: «Erst als Politiker-Sensation gefeiert, nun in der Krise», bollerte der einschlägig bekannte Philippe Reichen los. «Wegen früherem Steuersitz in der Kritik», «Regierungsrätin zahlte ihre Steuern in Zug statt in der Waadt», legte er dann nach, inzwischen hatte die Kampagne bereits den Titel «Steueraffäre und Valérie Dittli» bekommen. Und dann noch: sie «dürfte ihren Doktortitel noch gar nicht verwenden».

Zusammenfassend: Schlitzohr, ist Finanzdirektorin, versteuert aber in der Oase Zug und verwendet einen akademischen Titel zu Unrecht. Affäre, Skandal. Dann aber: «Gutachten entlastet Waadtländer Regierungsrätin», muss Reichen knirschend einräumen. Denn: «Das entspreche auch der Steuerpraxis der Schweizer Gemeinden und der Rechtsprechung», resümiert der unabhängige Gutachter. Dass man einen Doktortitel nicht vor der Publikation der Dissertation verwenden darf, wer weiss das schon? Jemand ohne Doktor sicher nicht.

Aber hat sich Tamedia für diesen aufgeblasenen Furz jemals entschuldigt? Für diese mediale Hetzkampagne, wie das Birrer nennen würde, wäre es nicht im eigenen Haus passiert? Blöde Frage.

Richtig lachhaft sind zwei weitere Aussagen von Birrer: «Dazu muss man wissen: Weber fertigt gegen Geld Gutachten zu akademischen Arbeiten an.» Himmels willen, statt dass er diesen Dienst an der Allgemeinheit gratis verrichtet, so wie Birrer auf den grössten Teil ihres üppigen Gehalts als Oberchefredaktorin verzichtet.

Aber sie kann sich noch steigern und führt die «Analyse der österreichischen Journalistin Barbara Tóth» an, die «sämtliche … beanstandete Textstellen nach wissenschaftlichen Kriterien untersucht» habe. Es gäbe zwar «einige wenige ärgerliche Ungenaugigkeiten», zitiert Birrer die «Falter»-Journalistin, aber es handle sich um eine «eigenständige und verdienstvolle Arbeit». Tóth bezeichnet sich dabei einleitend als «promovierte Historikerin (und Begutachterin von Masterarbeiten an der FH Wien)». Das ist eine Fachhochschule, keine Universität.

Der ZACKBUM-Autor ist ebenfalls promoviert, küss die Hand, gnä Frau, hat Allgemeine Geschichte studiert und auch schon begutachtet. Trotzdem würde er sich ausserstande sehen, eine Dissertation darauf zu untersuchen, ob sie allen wissenschaftlichen Massstäben genügt.

Welche «wissenschaftlichen Kriterien» Tóth dabei angewendet haben will, das geht weder aus deren Artikel in der österreichischen WoZ, noch aus der Meinungs-Diarrhöe von Birrer hervor. Wie wissenschaftlich unvoreingenommen Tóth ist, kann man ihren übrigen Artikeln zur Affäre Föderl-Schmid entnehmen. An ihrer Position lässt Tóth keinen Zweifel aufkommen: «Frau, kritisch, exponiert – diese Kombination ist für die Far-Right-Bewegung und ihre Portale ein ideales Feindbild», schrieb sie im ersten Wutanfall. Als sich die Plattform «nius» erfrechte, auch die Dissertation von Föderl-Schmid einer Prüfung zu unterziehen, trat sie nochmals nach: «Radikale Portale wie «Nius» geben vor, Journalismus zu machen. Tun sie aber nicht

Tóth muss einräumen, dass ihr der Kritiker Weber auf Anfrage sofort sein Gutachten vollumfänglich zustellte. Mit welcher Methodik und welchen angeblich wissenschaftlichen Kriterien sie selbst die Dissertation von Föderl-Schmid untersucht haben will, das enthüllt Tóth hingegen nicht. Das hat mit «wissenschaftlich» so viel zu tun wie eine Kuh mit Quantenphysik.

Ein paar Duftnoten aus Tóths sonstiger, nicht gerade wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit dem Thema: «rechte Kampagnenportale … verunglimpft worden … digitale Treibjagd … völlig unzutreffendes Urteil … Fehler passieren … immenser Output als «Playing Captain» …» usw.

Dann aber schreibt Tóth etwas, was sich Birrer unbedingt zu Herzen nehmen sollte: «Journalismus heißt, Behauptungen nie ungeprüft zu übernehmen.» Das könnte sich Tamedia doch endlich mal bei seinen ungezählten Schmierenkampagnen hinter die Ohren schreiben, wo aus gestohlenen Geschäftsunterlagen ganze Räuberpistolen herausgemolken und grossspurig als «Papers», «Leaks» oder «Secrets» verkauft werden. Allzu oft soll das zu einem Skandal aufgepumpt werden, der dann «keiner wurde», wie einer der beteiligten Pumper schon mal frustriert bemerkte.

ZACKBUM fasst zusammen: könnte Birrer Latein, wüsste sie: si tacuisses, philosophus mansisses. Lässt sich aber googeln. Was wohl die Belegschaft von einer Oberchefredaktorin hält, die sich ohne Not dermassen lächerlich macht? Und wie lange schaut die obere Chefetage diesem Trauerspiel noch zu?

 

9 Kommentare
  1. Frederic Davide
    Frederic Davide sagte:

    «Radikale Portale wie «Nius» geben vor, Journalismus zu machen. Tun sie aber nicht.»
    …und «far left» Schreiberinnen, wie Tóth und Birrer fühlen sich offenbar dazu berufen, zu definieren, was Journalismus ist oder in ihren Augen zu sein hat. Lachhaft
    Da werden die Damen sicher beruhigt und miz Genugtuung zur Kenntnis genommen haben, dass sich «PolizeiGrün e.V» noch um «Nius» kümmern wird. Der «Umgekehrte Totalitarismus» einmal mehr.

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Der Artikel zeigt was Frau Birrer und die Schreiberlinge von seriösen Journalismus halten, wenig bis gar nichts. Da ist verständlich das Birrer Föderl-Schmid, die copy-paste Journalistin verteidigt, der Frau die dem Journalismus massiv geschädigt hat und heute als Opfer dargestellt wird!

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    • Peter Bitterli
      Peter Bitterli sagte:

      „… von seriöseM Journalismus halten: wenig bis gar nichts…“
      „… DEN Journalismus massiv BEschädigt hat…“
      oder
      „… dem Journalismus massiv GESCHADET hat…“
      Naja, zum Glück hat der Thagi noch ein Korrektorat.

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    • René Küng
      René Küng sagte:

      Als Ersatz (oder Ergänzung) zu den kriegslüsternen, game-tscheynscher und macht-geilen Männer werden wir leider mit allerlei Pauerweibern beglückt – in allerlei Positionen – die den Wahnsinn der Welt auf neue Höchststufen steigern.
      Wir würden nix verlieren, wenn da Einige am Herd geblieben wären,
      und die Frauen sich für Frauen stark machen würden, die wirklich eine weibliche Alternative zu kranken Patriarchen wären.

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  3. Gerold Sauter
    Gerold Sauter sagte:

    Grossartige Blossstellung dieser Quotenfrau mit plausiblen Sündenregister-Beispielen. Raphaela Birrer soll doch einen Sabbatical nehmen in einem Frauenkloster.

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