Wumms: Tomas Avenarius
Es gibt doch noch intellektuelle Lebenszeichen aus der SZ.
Tomas Avenarius hat sich schon mehrfach als Klugscheisser hervorgetan. Bereits 2023 sah er das Ende Putins nahen. Auch für den Gazastreifen hatte er eine duale Lösung:
«Wer die Hamas zerschlagen will, muss entweder den Gazastreifen mit Bomben endgültig unbewohnbar machen oder eine politische Lösung des Palästinenserproblems finden.»
Gut, das war dann alles nix, aber ZACKBUM ist begeistert, mitteilen zu können, dass Avenarius tatsächlich dazugelernt hat. Nun titelt Tamedia, das mal wieder seine Meinung in Form eines Leitartikels von den Kollegen aus München übernimmt:
Das ist schon mal interessant und wird die verbliebenen «Israelis sind die Guten, wer sie kritisiert, ist Antisemit»-Kreischen zu lautem Getöse animieren.
Aber Avenarius geht diesen Weg unbeirrt weiter, was ihm garantiert da Etikett Judenfeind ankleben wird. Denn seine Schlussfolgerung ist so bitter wie wie realistisch:
«Es gilt nur noch das Recht des Stärkeren. Diplomatische Phrasen und Moralappelle bewirken überhaupt nichts mehr. Knallharter, unparteiischer Druck auf Israelis, Palästinenser und Iraner – das ist das Einzige, was vielleicht noch Aussicht auf Erfolg hätte.»
Allerdings bleibt er einem kleinen Denkfehler treu. Knallharten Druck auf Israel wird es nicht geben. Der israelische Ministerpräsident Netanyahu hat schon zur Genüge gezeigt, dass er auf Ratschläge oder gar Druckversuche der USA pfeift. Nicht zuletzt möchte er so lange wie möglich dem Knast entgehen.
Und gerade im Wahlkampf um die Präsidentschaft wird es kein Kandidat wagen, es sich mit der mächtigen Israel-Lobby in den USA zu verscherzen. Und die regierende Lame Duck wir auch nichts tun, was auf die Kandidatur seiner Vizepräsidentin negative Auswirkungen haben könnte.
Bis hierher als ein eingeschränktes Bravo für Avenarius. Vielleicht hätte man, aber man will ja nicht zu viel aufs Mal, von ihm noch erwarten können, dass er ein paar klare Worte zu den israelischen Terrorangriffen im Libanon sagt. Aber wahrscheinlich traut er sich nicht, weil dann auch die SZ (und Tamedia) den heiligen Zorn aller Fans von israelischen Kriegsverbrechen entzünden würde.
Und bevor auf ZACKBUM der Kommentarschreiber wieder im roten Bereich dreht: Angriffe auf Flüchtlingslager und Beiruter Wohngebiete, bei denen Zivilisten ums Leben kommen, sind schlichtweg Kriegsverbrechen. Wer’s nicht glaubt, lese halt mal die Definition nach. Und wer behauptet, die seien halt alle selber schuld, weil sich unter ihnen Terroristen eingenistet haben, der kann gerne erklären, wie er mutig diesen fundamentalistischen Wahnsinnigen entgegentreten würde.
Israel behauptet inzwischen, Belege dafür zu haben, dass die Hetzbollah zum Jahrestag des Massakers vom 7. Oktober 2023 plante, diesmal am anderen Ende Israels ein Massaker anzurichten. Man ist auf diese Belege gespannt. Mindestens so gespannt auf eine endgültige Antwort, wie es denn dieser gnadenlos effiziente Geheimdienst, der die Hetzbollah zu Kleinholz zerlegt und offenbar besser als deren Führungsclique weiss, wo sich wer wann aufhält, wie dieser gnadenlos effiziente Geheimdienst, der Pager mit Sprengladungen versehen kann und offensichtlich alles abhört, wie dieser herausragende Geheimdienst die mehr als ein Jahr andauernden Vorbereitungen auf den 7. Oktober 2023 übersehen haben kann.
Aber eigentlich meinen die Zyniker, die Israels Wüten im Libanon verteidigen, ohne sich das eingestehen zu wollen: wer in Beirut oder so lebt, hat halt Pech gehabt. Hätte ja auch in der Schweiz geboren werden können. Oder nein, noch besser: kann doch in die Schweiz flüchten, wenn er dort Angst um sein Leben haben muss.