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Wumms: Tomas Avenarius

Es gibt doch noch intellektuelle Lebenszeichen aus der SZ.

Tomas Avenarius hat sich schon mehrfach als Klugscheisser hervorgetan. Bereits 2023 sah er das Ende Putins nahen. Auch für den Gazastreifen hatte er eine duale Lösung:

«Wer die Hamas zerschlagen will, muss entweder den Gazastreifen mit Bomben endgültig unbewohnbar machen oder eine politische Lösung des Palästinenserproblems finden

Gut, das war dann alles nix, aber ZACKBUM ist begeistert, mitteilen zu können, dass Avenarius tatsächlich dazugelernt hat. Nun titelt Tamedia, das mal wieder seine Meinung in Form eines Leitartikels von den Kollegen aus München übernimmt:

Das ist schon mal interessant und wird die verbliebenen «Israelis sind die Guten, wer sie kritisiert, ist Antisemit»-Kreischen zu lautem Getöse animieren.

Aber Avenarius geht diesen Weg unbeirrt weiter, was ihm garantiert da Etikett Judenfeind ankleben wird. Denn seine Schlussfolgerung ist so bitter wie wie realistisch:

«Es gilt nur noch das Recht des Stärkeren. Diplomatische Phrasen und Moralappelle bewirken überhaupt nichts mehr. Knallharter, unparteiischer Druck auf Israelis, Palästinenser und Iraner – das ist das Einzige, was vielleicht noch Aussicht auf Erfolg hätte

Allerdings bleibt er einem kleinen Denkfehler treu. Knallharten Druck auf Israel wird es nicht geben. Der israelische Ministerpräsident Netanyahu hat schon zur Genüge gezeigt, dass er auf Ratschläge oder gar Druckversuche der USA pfeift. Nicht zuletzt möchte er so lange wie möglich dem Knast entgehen.

Und gerade im Wahlkampf um die Präsidentschaft wird es kein Kandidat wagen, es sich mit der mächtigen Israel-Lobby in den USA zu verscherzen. Und die regierende Lame Duck wir auch nichts tun, was auf die Kandidatur seiner Vizepräsidentin negative Auswirkungen haben könnte.

Bis hierher als ein eingeschränktes Bravo für Avenarius. Vielleicht hätte man, aber man will ja nicht zu viel aufs Mal, von ihm noch erwarten können, dass er ein paar klare Worte zu den israelischen Terrorangriffen im Libanon sagt. Aber wahrscheinlich traut er sich nicht, weil dann auch die SZ (und Tamedia) den heiligen Zorn aller Fans von israelischen Kriegsverbrechen entzünden würde.

Und bevor auf ZACKBUM der Kommentarschreiber wieder im roten Bereich dreht: Angriffe auf Flüchtlingslager und Beiruter Wohngebiete, bei denen Zivilisten ums Leben kommen, sind schlichtweg Kriegsverbrechen. Wer’s nicht glaubt, lese halt mal die Definition nach. Und wer behauptet, die seien halt alle selber schuld, weil sich unter ihnen Terroristen eingenistet haben, der kann gerne erklären, wie er mutig diesen fundamentalistischen Wahnsinnigen entgegentreten würde.

Israel behauptet inzwischen, Belege dafür zu haben, dass die Hetzbollah zum Jahrestag des Massakers vom 7. Oktober 2023 plante, diesmal am anderen Ende Israels ein Massaker anzurichten. Man ist auf diese Belege gespannt. Mindestens so gespannt auf eine endgültige Antwort, wie es denn dieser gnadenlos effiziente Geheimdienst, der die Hetzbollah zu Kleinholz zerlegt und offenbar besser als deren Führungsclique weiss, wo sich wer wann aufhält, wie dieser gnadenlos effiziente Geheimdienst, der Pager mit Sprengladungen versehen kann und offensichtlich alles abhört, wie dieser herausragende Geheimdienst die mehr als ein Jahr andauernden Vorbereitungen auf den 7. Oktober 2023 übersehen haben kann.

Aber eigentlich meinen die Zyniker, die Israels Wüten im Libanon verteidigen, ohne sich das eingestehen zu wollen: wer in Beirut oder so lebt, hat halt Pech gehabt. Hätte ja auch in der Schweiz geboren werden können. Oder nein, noch besser: kann doch in die Schweiz flüchten, wenn er dort Angst um sein Leben haben muss.

Betrachtung einer Ruine

Rauchzeichen aus der Trümmerlandschaft Tamedia.

Es mag sein, dass es eine wirtschaftliche Notwendigkeit dafür gibt, Dutzende von Mitarbeitern zu entlassen. So ist das im Kapitalismus. Wenn ein Angebot nicht mehr auf genügend Nachfrage trifft, wenn sich aus technologischen oder anderen Gründen die Einkommensquellen verändern, dann muss das Businessmodell angepasst werden.

Das ist der Lauf der Dinge.

Das ist bei Tamedia anders. Hier ist den Newsmedien willkürlich ihre Haupteinnahmequelle weggenommen worden, während ihnen gleichzeitig absurde Renditeziele vorgegeben wurden. Hier hat ein unbegabter, aber unkaputtbarer Boss wie weiland die Swissair Schrottairlines Zeitungen ohne Sinn und Verstand zusammengekauft. Der Investition von einer runden Milliarde steht ein lächerlicher Ertrag gegenüber.

Der Versuch, lokal verankerte Zeitungen in Bern, Basel und Zürich aus einem Eintopf zu bedienen, ist kläglich gescheitert. Versprechen wie das, die «Berner Zeitung» und den «Bund» niemals nicht zu fusionieren, wurden kaltlächelnd gebrochen.

Hier durfte Simon Bärtschi sein Gesellenstück abliefern, wie man so etwas kaltblütig durchzieht.

Wenn aufgrund solcher krachender Fehlentscheidungen und einer selten blöden Personalpolitik schmerzliches Rausschmeissen angesagt ist, wird das Können der Führungsfiguren auf die Probe gestellt. Schönwetterkapitäne haben’s leicht. Aber wenn Leichtmatrosen und Schwachmate in einer Krise am Steuer sind, dann sinkt die Stimmung in der Mannschaft auf den Nullpunkt.

Pietro Supino lässt sich am besten nicht blicken. Jessica Peppel-Schulz hat angeblich ein Jahr lang nachgedacht – selten ist etwas so Lächerliches und Verpeiltes und Unverständliches als neue Strategie präsentiert worden. Den Zuschauern wurde es schwindlig vor Kopfschütteln. Der als Terminator vorgesehene Simon Bärtschi zeigte sich inkompetent, uninformiert, reihte Flop an Flop. Die Redaktion des «Züri Tipp» erfuhr zeitgleich mit Öffentlichkeit und so nebenbei, dass sie über die Klinge springen muss. Nur so als Beispiel. Unglaublich.

Mit seiner «Weichenstellung für Qualitätsjournalismus» schuf Bärtschi einen Lachschlager, der ihn für Positionen ausserhalb von Tamedia untauglich macht. Denn wer möchte so einen in leitender Stelle beschäftigen.

Die vier Nasen in der Chefredaktion fallen durch Unauffälligkeit oder ärgerliche Kapriolen auf. Die Oberchefredaktorin, ihre beiden Beisitzer, die «Digital Storytelling»-Nulpe Kerstin Hasse, neben aller Verunsicherung durch die angekündigte Massenentlassung muss die Mannschaft auch noch solche Leitfiguren aushalten.

Wer für rund 120 Indianer rund 50 Häuptlinge beschäftigt (wenn man alles bis hinunter zum stellvertretenden Irgendwas als Kopfschmuckträger zählt), macht sowieso etwas falsch. Hier könnten ganze Hierarchiestufen, ganze Abteilungen eingespart werden. Das wird aber nicht geschehen.

Alleine die Existenz eines Chefredaktors ohne Redaktion ist ein Witz, ein Hohn für Arthur Rutishauser, der gerade die SoZ wieder flottmachte und als Dank aufs Abstellgleis geschoben wurde. Nicht zuletzt, weil seine Leistung die anderen Pfeifen noch schlechter aussehen liess.

Es trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer kann, verlässt das sinkende Schiff. Wer nicht kann, tritt von leitenden Positionen zurück, weil er die Exekution weiterer Entlassungen nicht mehr erträgt. Oder er opfert sich selbst wie der ehrenhafte Nik Walter.

Wer nicht kann, weil zu alt, zu spezialisiert, zu unbeweglich, macht sich schwer Sorgen um seine Zukunft. Es muss ein widerlicher Anblick sein, wie die mit der Lizenz zum Töten, die oberen Entscheidungsträger mit zusammengeklemmten Arschbacken durch die Redaktion huschen, damit ihnen nicht ständig jemand hinten reinkriecht.

Dann gibt es noch die unvermeidlichen Karrieristen, denen Mehrbegabte in der Sonne standen, die jetzt aber ihre grosse Chance wittern, das Leiterchen hochzuklettern, weil rückgratlose Opportunisten und Schönschwätzer des Elends gefragt sind.

Oder in einem Satz: Fäulnis ist der unter Sauerstoffmangel ablaufende Prozess der Zersetzung von Stoffen durch Mikroorganismen. Tamedia in der Kurzfassung.

Zwergenaufstand

Was fällt den Kälbern von Tamedia als Protest gegen ihre Metzger ein?

Mit einer lachhaften Begründung wurde bei Tamedia zuerst die Einsparung von 90, dann von rund 55 Stellen verkündet. Warum gerade so viele, was Arthur Rutishauser als Chefredaktor ohne Redaktion so tut, wie damit die Qualität gesteigert werden soll – von Pietro Supino, Jessica Peppel-(Plapper)-Schulz (oder ihrem Avatar), von Simon Bärtschi oder von Raphaela Birrer gab es dazu keine Auskünfte. Birrer schweigt überhaupt seither verkniffen; so sieht die Führungsqualität einer Chefredaktorin aus.

Nun haben diese Versager in der Chefetage sich immerhin ein ziemliches fieses Stück ausgedacht. Sie verkünden zwar das grosse Rausschmeissen, lassen aber die Indianer im Maschinenraum im Unklaren, wie viele genau und vor allem wen es trifft.

Das sorgt ungemein für Stimmung in der Reaktion; wenn ZACKBUM die Frage stellen würde, ob sich Schwulstschwätzer Bärtschi noch ohne Bodyguards im Glashaus bewegen kann, kriegten wir sicher wieder ein Schreiben des Hausanwalts, dass das als Aufforderung zur Gewalt verstanden werden könnte. Also schreiben wir es nicht.

Nun könnte man meinen, dass die meinungsstarken und tapferen und unbeugsamen Mannen und Frauen (und auch Flinta) bei Tamedia nach erster Schockstarre massive Proteste auf den Weg gebracht haben.

Nun ja, in der Romandie gab es einen Bonsai-Streik von geschätzten 4 Minuten. An der Türe des Glashauses in Zürich wurden handgekritzelte Protestkartons aufgestellt (sowohl inhaltlich wie von Layout her erbärmlich). Und sonst? Alle Rotationsmaschinen stehen still, wenn Dein starker Arm es will?

Ach was. Bei Tamedia wird das Rückgrat an der Garderobe abgegeben; keiner will den Unmut der Leitung auf sich lenken, niemand wagt zu fragen, was die Chefredaktion, was Birrer, was Kerstin Hasse (ausser Gaga-Podcasts) eigentlich so treiben.

Aber nun hat einer «watson» eine grossartig-subversive Form des Protests durchgestochen. Offenbar fanden das alle anderen Medien zu gaga, um darüber zu berichten.

Es handle sich um einen «Hosentelefon-Aufstand». Besser gesagt um einen Höseler-Aufstand. «Die Redaktionen in der Deutschschweiz nehmen den massiven Stellenabbau nicht kampflos hin», weiss Klaus Zaugg von  «watson». Wahnsinn, welche Kampfmassnahmen sind denn in Vorbereitung? Werden Barrikaden gebaut, Sandsäcke aufeinander gestapelt? Wird die Türe zur Chefetage zugeklebt? Wenigstens gesprayt? Flattern anonyme Flugblätter durch die Gänge? Werden Puppen verbrannt?

Ach was. Das hier wird gemacht: «Die modernen Telefone, die wir in der Hand- oder eben der Hosentasche versorgen können, eignen sich auch vorzüglich für qualitativ gute Videoaufnahmen. Also sind nun die Chronistinnen und Chronisten in diesen Tagen unterwegs, um bei Prominenten aus Politik, Kultur, Wirtschaft und Sport Video-Protestbotschaften aufzunehmen. In Videos von 15 bis 20 Sekunden sagen Prominente, wie sehr sie den Abbau des Print-Qualitätsjournalismus bedauern.»

Die mutigen Betroffenen wollen Promis für sich sprechen lassen, so nach der Devise: sorry, ich selbst bin zu feig dafür, also sag› mal was Kritisches, aber nur ganz kurz. Und sprich mich ja nicht mit meinem Namen an.

Und was soll dann mit dieser rabiaten, wilden, die Chefetage ins Zittern bringenden, flammenden Protestaktion geschehen? «Die gesammelten Statements – geplant sind zwischen 30 und 50 «Hosentelefon-Protestbotschaften» – sollen zusammengeschnitten in einem Dokument der Chefetage übergeben werden.»

Wie sagt doch einer aus dem «Kreis der betroffenen Tagi-Medienschaffenden» so mutig wie anonym wie bescheuert: «Es geht darum, dass wir ein Zeichen setzen

Ein Zeichen setzen? Slapstick, reiner Slapstick.

Ausserdem könnte es noch bei der Übergabe des «Hosentelefon»-Zwergenaufstands ein Problem geben. Daran könnte es noch scheitern: wer übergibt dieses Dokument des Widerstands? Wer traut sich? Trägt der Überbringer vielleicht eine Tüte über dem Kopf? Einen Ganzkörperpräservativ, damit er nicht erkannt werden kann? Spricht er in einen Sprachverzerrer? Oder nein, ZACKBUM hat  – wie immer – die Lösung. Da kann es nur einen geben. Ignaz Staub. Unbedingt. Der kann das. Der traut sich. Der hat nix mehr zu verlieren.

ZACKBUM gibt dieser Aktion auf der Bärtschiskala der Peinlichkeit flotte 9 Punkte.

Ist das alles erbärmlich, Oder sagten wir das schon?

Mainstream überbietet sich in peinlich

Ob Simon Bärtschi hier Regie führt?

Die Fakten sind schnell wiederholt. Das Zurich Film Festival zeigt den Dokumentarfilm «Russians at War» nicht. Aufgrund massiver Druckversuche der unkrainischen Regierung und gewalttätiger Drohungen aus ukrainischen Kreisen.

Das wurde von den Mainstreammedien mit unbewegtem Gesicht berichtet. Nur die NZZ, immerhin Besitzer und Veranstalter des Festivals, wagt eine leise und anhaltende Kritik («erschreckend, bedenklich») an diesem Einknicken Und natürlich ZACKBUM, sowie ZACKBUM-Autor René Zeyer in der «Weltwoche». Natürlich auch «Inside Paradeplatz», von dem der Tagi inzwischen regelmässig seine Wirtschaftsstorys abschreibt.

Aber damit ist noch nicht das Ende des Versagens erreicht. Nach diesem skandalösen Vorgang – noch nie gab es in der Geschichte der Schweizer Filmfestivals den Vorfall, dass ein Beitrag nach solch massiven Drohungen und Druckversuchen aus Regierungskreisen nicht gezeigt wurde – wäre es das Mindeste, was ein professioneller Journalist tun müsste, worum sich eine Redaktion bemühen müsste: audiatur et altera pars.

Dass die verschreckte Leitung des Zurich Film Festivals (Zensur Film Festival, ZFF) nichts oberhalb der weinerlichen Pressemitteilung sagt, nun ja. Aber da gäbe es doch vielleicht noch eine Hauptbeteiligte, mit der sich ein Gespräch lohnen könnte. Nicht zuletzt, weil sie von schäumenden Journalisten, die weder den Film kennen, noch ein einziges Wort mit ihr gesprochen haben, als Propagandistin im Solde Putins beschimpft wird, der Film sei von russischen Quellen finanziert worden, es sei überhaupt eine Propagandalüge, die man dem Schweizer Publikum zu recht ersparen müsse.

Schwachsinn, wie jeder recherchieren kann, der die öffentlich einsehbare Finanzierung des Films und die namhaften Produzenten genauer anschaut, die sicherlich nicht ihren Namen für ein Moskauer Propagandamachwerk hergeben würden.

Es geht natürlich um Anastasia Trofimova. Was sagt eigentlich die Hauptbetroffene zu dieser Zensurmassnahme? Welche Drohungen wurden genau geäussert, wie sieht sie ihre Rolle, was sind ihre Motive für diesen Film, wie hat sie ihn gemacht?

Das wäre das Normalste der Welt. Darauf würden sich alle Redaktionen stürzen. Wenn ein anti-russischer Propagandafilm wegen Drohungen von pro-russischen Gruppen und vonseiten der russischen Regierung nicht gezeigt worden wäre. Man wäre in Kommentaren ertrunken, jeder Schreibtischtäter hätte seine strengsten Worte der entrüsteten Verurteilung in die Tasten gehauen, von der hässlichen Fratze der Diktatur wäre die Rede gewesen, von der Unfähigkeit des russischen Regimes, mit Kritik umzugehen. Vor allem wäre aber lautstark kritisiert und verurteilt worden, dass die Schweiz, das Film Festival, doch tatsächlich solch üblen Gestalten nachgibt.

Der Regisseur (oder die Regisseurin) dieses Streifens hätte wenig Schlaf gefunden seit Donnerstagabend. Die Person hätte sich nur in Sammelinterviews retten können, wo Batterien von Mikrofonen vor ihr gestanden wären.

Nun handelt es sich aber um einen Dokumentarfilm, in dem die russisch-kanadische Filmerin Anastasia Trofimova versucht, die Rolle des einfachen russischen Soldaten zu porträtieren. Also gibt es ein einziges Organ im ganzen deutschen und Schweizer Mediensumpf, das das Naheliegendste tut: die «Weltwoche» spricht mit Trofimova.

Dafür gebührt Roman Zeller ein dickes Lob. Das wird nur unwesentlich dadurch getrübt, dass fast eine Stunde Gespräch vielleicht ein Tick zu lang ist, bzw. in eine long version für harte Fans und eine geschnittene short version hätte gesplittet werden müssen.

Wer mag, höre es sich selbst an. Natürlich gibt es auch hier Themengebiete, zu denen offensichtlich keine Fragen erlaubt waren. Aber im Allgemeinen entspricht auch hier die Regisseurin in keiner Form dem Klischee einer Sprechpuppe des Kreml.

Erschreckend sind schon mal die Details, die über die Drohungen von ihr ausgeführt werden, obwohl sie vorsichtig für genauere Auskünfte an die Festivalleitung verweist. Schon in Toronto seien sogar Vergewaltigungsdrohungen gegen Mitarbeiter, Ticketverkäufer, Platzanweiser, von pro-ukrainischen Protestgruppen anonym ausgestossen worden.

In Zürich habe es «Todesdrohungen gegen Familienmitglieder der Mitarbeiter und der Leitung des Filmfestivals» gegeben. Sie seien so massiv geworden, dass in Absprache mit der Zürcher Polizei die Entscheidung getroffen worden sei, den Film nicht zu zeigen.

Man stelle sich vor: die Schweiz unterstützt die angeblich so demokratische und freiheitliche Ukraine gegen den russischen Untermenschen. Denn schliesslich würden dort unsere westlichen, freiheitlichen Werte verteidigt. Zudem greift der Schweizer Steuerzahler tief in die Tasche und unterstützt ukrainische Flüchtlinge, unabhängig von deren Motiven, mit über einer Milliarde Franken jährlich.

Und offensichtlich greift nicht nur die ukrainische Regierung zu massiven Drohungen und behauptet, alle russische Soldaten seien Kriegsverbrecher, Kriminelle und Vergewaltiger, weswegen der Film nicht gezeigt werden dürfe, wolle das Film Festival nicht seine Reputation zerstören.

Dazu gibt es feige und anonyme pro-ukrainische Kläffer, die sogar vor Vergewaltigungs- und Todesdrohungen gegen Familienmitglieder der Festivalmitarbeiter nicht zurückschrecken.

Natürlich wird auch die Regisseurin massiv bedroht; eine Webseite wurde gehackt und ihre sämtlichen persönlichen Daten, E-Mail, Adresse, Telefonnummer etc., ins Netz gestellt. Es hagelt auch Drohungen gegen sie.

Hört man da ein Wort der Verurteilung von ukrainischer Seite? Nein.

Hört man ein solch kritisches Wort in den Massenmedien über das Verhalten der offiziellen Ukraine? Nein.

Hört man ein Wort der Verurteilung über diese masslosen und kriminellen Drohungen? Nein.

Lässt man die andere Seite in diesem Propagandakampf zu Wort kommen? Nein.

Ist das ein weiterer Sargnagel für die Glaubwürdigkeit der Schrumpfqualitätsmedien? Ja.

Hört man hier ein kritisches Wort der publizistischen Leiter Simon Bärtschi, dass Qualitätsjournalismus wohl nicht so einseitig, schlapp und parteiisch informieren dürfe? Nein.

Sollten sich nicht die zuständigen Redakteure bei Tamedia, CH Media und Ringier in Grund und Boden schämen, dass sie ihre Berufsethik dermassen verraten? Ja. Tun sie das? Nein.

Peinlich, peinlicher, Medien

35 Meldungen zum feigen Rückzieher des Zurich Film Festival. Darunter eine kritische von ZACKBUM.

Das Medienarchiv SMD weist seit gestern 35 Treffer für die Stichworte ZFF und Dokumentarfilm auf. Die Medien sind ihrer Berichterstatterpflicht nachgekommen. Sie haben vermeldet, dass Festival-Direktor Christian Jungen eine Kehrtwende hingelegt hat.

«Weil das Leben besser mit Filmen ist». Reine Realsatire.

Der Mann trägt den Smoking gut und kann verbindlich auf dem grünen Teppich in die Kameras grinsen. Hinter dieser Fassade verbirgt sich aber ein feiger Wackelpudding, der vor dem Gegröle des Pöbels von nah und fern einknickt. Alleine die ungehörige und rüppelige Intervention der ukrainischen Regierung hätte dazu führen müssen, dass man diesen Zensoren ein kräftiges «nicht bei uns» entgegen hielte.

Aber doch nicht das Film Festival. Gegen diese massive Zensur hätte selbstverständlich auch die Stadtregierung, die Kantonsregierung, die Landesregierung protestieren müssen. Und sich diese unerhörte Einmischung in innere Angelegenheit und die Freiheit der Kunst verbitten sollen. Wo kämen wir hin, wenn in der Schweiz ukrainische Zustände der Zensur und Unterdrückung herrschen würden. Wo bleibt der Respekt gegenüber einem Land, das Zehntausende von kriegsunwilligen Ukrainern mit Sonderstatus aufnimmt und mit Hunderten von Millionen Franken Steuergeldern durchfüttert.

Das alles hätte man tun können. Das alles hätten die Qualitätsmedien der Schweiz vielleicht erwähnen können. Aber mutig sind deren Journalisten nur, wenn es darum geht, Fernes zu kritisieren. Putin, Trump, Maduro, Kim der Dickere, da kann die Journaille Dampf ablassen, billig herumkrakeelen.

Finden Massaker und Tragödien in der falschen Weltgegend und mit Menschen der falschen Hautfarbe statt, bleiben sie ebenfalls stumm. Myanmar, Sudan, Äthiopien, Eritrea: scheiss drauf. Schlägt aber in der Ukraine eine russische Rakete ein, wird grosses Geschrei erhoben. Schlägt in Russland eine ukrainische aus europäischer Produktion ein, eher nicht.

Aber nun passiert in Velodistanz der Redaktionen von «Blick», NZZ und Tamedia etwas Ungeheuerliches. Ein feiger Festivaldirektor nimmt die Sicherheit des Anlasses zum billigen Vorwand, um Zensurrüpeln nachzugeben.

Ein ungeheuerlicher Vorgang. Lediglich die NZZ, obwohl Veranstalter und Besitzer, wagt ein kritisches Wort, was ihr hoch anzurechnen ist. Und die übrigen Medien? Gebührensender SRF? Sendepause. Tamedia, «Blick», CH Media: möglichst neutrale Meldungen. Alle sonst so meinungsstarken Kommentatoren sind verstummt. Oder überlassen krakeeligen Kommentatoren den Raum, die sich öffentlich zum Deppen machen, indem sie einen Dokumentarfilm als russische Propaganda beschimpfen, den sie nicht einmal gesehen haben.

Russische Soldaten sind nicht generell Kriegsverbrecher, Vergewaltiger, Kriminelle, Tiere, Untermenschen? Keine seelenlose Mordmaschinen, wie sie schon von der Nazi-Propaganda dargestellt wurden? Der Iwan gegen den aufrechten Freiheitskämpfer aus der Ukraine, dessen angebräunte Seele und Verehrung für den Faschisten, Antisemiten und Kriegsverbrecher Stefan Bandera lieber verschwiegen wird. Genau wie die Massaker von Wolhynien und Ostgalizien mit wohl 100’000 von ukrainischen Nationalisten ermordeten Polen. Ist das wirklich unser Schwarzweissbild, mit dem wir russische Propaganda und Zensur kritisieren wollen?

Nein, da gilt kein «die auch, wieso dann wir nicht». Aber Kritik an anderen und an Zensur und an Lügen ist nur dann glaubwürdig, wenn sie keine grossen blinden Flecken aufweist.

Angenommen, am Moskauer Filmfestival wäre die Doku «Russians at War» zuerst angekündigt, dann gecancelt worden. Man sähe die Halszäpfchen der Kommentatoren. Typisch. Putin. Zensur. Die armen Russen. Verblendet und einseitig informiert. Denen fehlt halt unsere westliche Meinungsfreiheit.

Welch elende Heuchelei der Mainstream-Medien. ZACKBUM wiederholt sich. Die schaufeln sich nicht in erster Linie das Grab, indem sie das Skelettieren als Weichenstellung zum Qualitätsjournalismus schönschwatzen. Sondern durch ihre abgründige Heuchelei und feige Doppelmoral.

Verkäufer saurer Milch

Nur im Journalismus möglich: dem zahlenden Konsumenten eins über die Rübe.

Stellen wir uns vor: Migros (kann auch Coop, Aldi oder Lidl sein) schreibt sich auf die Fahne, dass man der Kundschaft saure Milch verkaufen möchte.

Viele Jahre lang war sich der Konsument gewöhnt, dass es frische, schmackhafte Milch gibt, zu zwar sanft steigenden, aber erträglichen Preisen. Plötzlich kommt aber Migros auf die Idee, in einer schrumpfenden Packung immer weniger Milch zu verkaufen. Wobei der Preis aber der gleiche bleibt.

In der Managerkaste des Detailhändlers wundert man sich leicht, wieso der Verkauf von Milch deutlich zurückgeht. Das sei den allgemeinen Marktbedingungen geschuldet, sagt man sich, schliesslich sei der Absatz auch bei Coop rückläufig, ganz allgemein erlebe der Milchverkauf eine Strukturkrise, wird getönt. Und leider gebe es da noch ein zusätzliches Problem. Denn die Manager der Migros waren in ihrer unendlichen Weisheit auf die Idee gekommen, Milch im Laden weiterhin kostenpflichtig anzubieten. Wer aber Milch im Internet bestellt, bekommt sie gratis nach Hause geliefert. Auch diese weise Entscheidung trug nicht gerade zur Steigerung des Verkaufs bei.

Also wurde sie langsam wieder rückgängig gemacht; Milch gibt es nur ab und an noch gratis im Internet, immer häufiger muss auch dort dafür bezahlt werden. Was allerdings – zur grossen Verwunderung der Teppichetage – ebenfalls zu Einbrüchen im Verkauf führt.

Aber damit waren die Manager noch nicht am Ende mit ihrem Latein. Statt gewohnter Frischmilch liessen sie saure Milch abfüllen. Mit der Absicht, den Konsumenten zu erziehen. Umzuerziehen. Frische Milch sei ungesund. Ein verantwortungsbewusster Konsument liebt saure Milch. Alles eine Frage der Einstellung, und die könne, ja müsse geändert werden. Der Umwelt zuliebe. Den Kühen zuliebe. Noch besser als saure Milch sei daher Sojamilch. Hafermilch. Milchersatz. Teurer, aber noch nachhaltiger.

Zudem wurde die saure Milch noch eingefärbt. In Pink, in Grün, sogar der Regenbogen konnte hineingemecht werden. Damit sei die Milch aus der alten Geschlechterrolle befreit worden. Es gebe nun inklusive Milch, die auch die Bedürfnisse von nonbinären, hybriden, transsexuellen und überhaupt Transgender-Personen berücksichtigt.

Schliesslich versuchte es das Management, unterstützt von den Milchproduzenten, noch mit Warnhinweisen auf der schrumpfenden Packung. Denken Sie an die vielen Kinder auf der Welt, die keine Milch trinken können. Nicht nur schlucken, auch spenden. Seien Sie achtsam mit der Milch. Trinken Sie nur handgemolkene Milch.

Das Ziel wurde dann erreicht, als jeder Milchtrinker bei jedem Schluck ein schlechtes Gewissen hatte. Allerdings wurde immer weniger geschluckt, denn immer weniger Konsumenten waren bereit, für immer weniger saure Milch mit Belehrungen und Beschimpfungen immer mehr Geld auszugeben.

Da jammerte die Migros aber laut (und Coop, Lidl und Aldi schlossen sich an), die Nahrungsmittelverteilung sei schliesslich unabdingbar in einer funktionierenden demokratischen Gesellschaftsordnung. Das sei sozusagen ein Service Public, seine Einstellung würde zu schwersten Schäden führen. Daher müsse die sinnvolle Tätigkeit der Detailhänder unbedingt mit Subventionen unterstützt werden.

Dass Coop und Migros gleichzeitig eine gemeinsame Verkaufsplattform aus der Taufe hoben und damit Sondergewinne in Milliardenhöhe einfuhren, nun, das ändere ja nichts daran, dass der Milchverkauf schwer ins Stocken gekommen sei – und daher unbedingt subventioniert werden müsse.

Wegen mangelnder Nachfrage müssten in regelmässigen Abständen Kühe geschlachtet werden, und obwohl das eine Weichenstellung für qualitativ höhenwertige Milch sei, müsste der Konsument halt die Augen schliessen und zustimmende Geräusche machen, während er saure Milch hinunterwürgte, wobei ihm eigentlich kotzübel wurde.

Würde ein Manager bei der Migros – die ja auch vor Fehlern nicht gefeit ist – ein solches Zukunftsszenario bezüglich Milchverkäufe entwickeln, er würde nicht mal gefeuert. Sondern man würde unauffällig nach der Ambulanz schicken, eine Beruhigungsspritze setzen, vorsichtig die Zwangsjacke überstülpen und den Irren in eine gepolsterte Zelle verfrachten, deren Türe innen keine Klinke hat.

Keine dieser Massnahmen würde auch nur ernsthaft angedacht werden, geschweige denn, umgesetzt. Schon die Idee, für weniger Inhalt mehr Geld zu verlangen, würde mit ungläubigem Kopfschütteln und schallendem Gelächter beantwortet. Die Vorstellung, das Publikum, die Konsumenten erziehen zu müssen, würde als geschäftsschädigend vom Tisch gewischt.

Wenn Verkäufer die Konsumenten mit langfädigen Beschreibungen des eigenen Gemütszustands langweilen würden, den potenziellen Käufer mit Ratschlägen für eine bessere Lebensführung überschütteten, sie würden abgemahnt und anschliessend entlassen werden.

Aber bei Tamedia ist das alles Gang und Gebe. CH Media tut’s nicht ganz so aufdringlich. Dafür ist der «Blick» völlig enteiert, hat zwar noch grosse Buchstaben und bunte Bilder, aber scheut den Boulevard wie der Teufel das Weihwasser. Er macht keine Kampagnen mehr, gibt nicht mehr Volkes Stimme, lockt kaum noch mit absonderlichen Sexgeschichten; blutrot ist nur noch das Logo, und Ratgeber gibt es für alle Lebenslagen, bloss nicht mehr für Sex.

Schon der Sozialismus musste bitter erkennen: wer am Konsumenten vorbeiproduziert, seine Wünsche ignoriert, eine absurde Preispolitik betreibt – der ist zum Untergang verurteilt.

Exemplarisch führt das Tamedia vor. Das Management ist ideen- und hilflos und vergreift sich in der Wortwahl in einer Art, dass peinlich nur das Vorwort ist. Und die Mannschaft belehrt ungestüm die Kundschaft, haut ihr falsches Abstimmungsverhalten um die Ohren, kümmert sich angelegentlich um die Bedürfnisse sexueller Randgruppen und schreibt prinzipiell an den Interessen der Leserschaft vorbei.

Gleichzeitig sind die immer mutig mit dem Zeigefinger wackelnden Rechthaber feige und rückgratlos, wenn es um ihre eigenen Interessen geht. 200 Drucker auf der Strasse? Geschähe das bei irgend einer Firma in der Schweiz, man sähe die Halszäpfchen der Journis, so laut würden sie protestieren und halsen. Aber im eigenen Haus? Kein kritisches Wort, kein einziges. Duckmäusertum und Schweigen.

Es werden 90, 55, 47, 112, wer weiss es schon – Mitarbeiter gefeuert, als besondere Folter wird über Wochen nicht bekannt gegeben, wen’s trifft – schweigende Schockstarre. Bloss nicht auffällig werden, alle schlurfen mit dem Blick nach unten durch die Hölle des Newsrooms. Keiner wagt es, Versagern wie Bärtschi, Birrer, Peppel-Schulz oder Supino die Meinung zu sagen.

Oder kurz: Mitleid null, verdient haben sie’s, selber schuld sind sie. Diese Verkäufer halbleerer Packungen saurer und eingefärbter Milch.

Zurechtweisung des Stimmbürgers

Strenge Ermahnungen aus dem Trümmerhaufen Tamedia.

Das Dysfunktionale kann man an ganz verschiedenen Symptomen erkennen. Bei Tamedia äussert es sich einerseits darin, dass sich die juristische Abteilung des Hauses bei ZACKBUM meldet. Sei hat nämlich einen schrecklichen Verdacht. Wir zitieren das Meisterwerk anwaltlicher Gesangeskunst vollständig:

«Im Auftrag der Geschäftsleitung von Tamedia (Tamedia Publikationen Deutschschweiz AG) beziehe ich mich auf Ihren heutigen Artikel «Braucht Bärtschi Polizeischutz?». Mit dem Insinuieren von Gewalttaten gegen Herrn Bärtschi – für welche es in der Realität keine Anzeichen gibt – bewegt sich Ihr Artikel im Bereich von Art. 259 Strafgesetzbuch (öffentliche Aufforderung zu Gewalttätigkeit gegen Menschen) oder kann zumindest so verstanden werden. Wir bitten Sie höflich, diese gewaltbezogenen Insinuationen aus dem Artikel inkl. Titel zu entfernen, und fordern Sie auf, solches künftig zu unterlassen. Wir behalten uns alle Rechte vor. Es ist legitim, wenn Sie sachlich die Publizistik von Tamedia kritisieren, aber es wäre auch angebracht, Ihr eigenes publizistisches Niveau (hämisches Dauerlästern gegen Einzelpersonen) zu erhöhen

«Hämisches Dauerlästern» ist nicht schlecht; «gewaltbezogene Insinuationen» ist hingegen blühender Unsinn. Allerdings musste sich ZACKBUM dagegen verwahren, vom Trauerklos Tamedia zum Thema publizistisches Niveau belehrt zu werden. Dort fehlen doch inzwischen jegliche Massstäbe zur Beurteilung.

Während wir so zurechtgewiesen werden, muss sich der Stimmbürger auch ein paar Nasenstüber abholen. Da weiss Markus Brotschi, wie es dem Volk so geht:

Ob das wirklich das leichte Spiel der Gewerkschaften war? Der Zahlensalat spielte keine Rolle? Dass ein Organ wie der «K-Tipp», der eine viel höhere Glaubwürdigkeit als Tamedia besitzt, ebenfalls dagegen war, könnte durchaus den Ausschlag gegeben haben. Aber das hört Tamedia nicht gerne.

Ganz streng muss aber Cyrill Pinto werden. Eine völlig überrissene Initiative wurde zwar abgelehnt, aber:

«Das (blöde, Red.) Volk lehnt einen Vorschlag zur Stärkung der BIodiversität ab (pfui, Red.). Dennoch gilt es …»

Deutlicher kann man eigentlich nicht sagen: falsch abgestimmt, ihr Naturbanausen.

Auch ganz falsch hat sich der Zürcher Stimmbürger verhalten, dieser Triebtäter:

Ist einfach unglaublich, Da gibt es laut Tagi eindeutige Fakten, und dann die Emotionen. Da könnte man vom mündigen Staatsbürger schon mehr erwarten. Eigentlich sollte man ihm die Chance geben, nochmals richtig abzustimmen.

Natürlich darf man sauer sein, wenn der Stimmbürger immer weniger darauf hört, was der Tagi so meint und empfindet. Dann kann man ihn zurechtweisen – oder man könnte versuchen, überzeugender und besser zu werden. Auch ohne Polizeischutz.

Gibt es Medienkritik ohne Medien?

Oder kann man im Nichtschwimmerbecken crawlen?

ZACKBUM widmet sich für einmal an einem geruhsamen Sonntag dem Lieblingsorgan der meisten Journalisten. Dem Bauchnabel.

Vor etwas mehr als vier Jahren, genauer am 25. Juli 2020, hat ZACKBUM begonnen. Geboren aus dem Bedürfnis heraus, der serbelnden Medienkritik eine neue Plattform zu geben. Damals gab es noch ein paar ernstzunehmende Mitbewerber, wie man so schön sagt. «Die Medienwoche», eine feste Medienseite in der NZZ mit einem erfahrenen Betreuer. Den «Schweizer Journalist», der dann zur «Schweizer Journalist:in» denaturierte, sich aber wieder gefangen hat. Auch Tamedia und CH Media frönten gelegentlich der Medienkritik.

Alles weg.

3630 Artikel, über 14’000 Kommentare. Befriedigende Einschaltquote, eine kleine Truppe von ZACKBUM-Fans, eine Truppe von Neugier-Lesern, eine grosse Truppe von ZACKBUM-Hassern. Besonders die machen ungemein Spass.

Das Problem eines Duopols im Tageszeitungsbereich mit einem zu Tode redesignten und entkernten «Blick», plus Planet NZZ: es gibt dort keine Medienkritik mehr. Denn der Tagi kann schlecht die BaZ kritisieren. Die «Aargauer Zeitung» nicht dem St. Galler «Tagblatt» die Leviten lesen. Der «Blick» kann sowieso fast nix. Und die NZZ probiert’s manchmal, haut dann alle anderen in die Pfanne, spart sich selbst aber unsouverän aus.

Und was soll da die letzte unabhängige Medienkritik, die keinerlei Verpflichtungen hat, keinerlei Hemmungen kennt (ausser vor teuren juristischen Auseinandersetzungen)? Ist ein manischer Schreibzwang Grund genug, gewisse repetitive Schlaufen zu übersehen? Ist es Verteidigungsargument genug zu sagen, wenn die Journaille immer wieder die gleichen Dummheiten macht, dass dann auch immer wieder das Gleiche daran kritisiert werden muss?

Oder soll sich ZACKBUM im Sonnenschein aalen, dass wir der Rächer der Stummen und Entmündigten sind? Es ist natürlich schön zu wissen, dass ZACKBUM fleissig gelesen wird. Es ist noch schöner, dass aufgeblasene Wichtigkeiten bei der Lektüre rot anlaufen und Verbalinjurien knirschen. Es ist beelendend mitzuerleben, wie Journalisten sich vertraulich melden und ihr Leid klagen. Das Leid einer sterbenden Berufsgattung.

Nicht nur das Rauchen und Saufen ist aus dem Journalismus verschwunden. Sondern auch sonst das meiste, was Spass gemacht hat. Die Welt kennenlernen. An jede Türe klopfen dürfen, und mit der Begründung «bin Reporter» wird man (meistens) reingelassen. Die Entdeckerfreude. Die Neugier. Die Cleverness, Hindernisse zu umkurven, die Entdeckerfreude, der angenehme Adrenalinschub durch die Deadline. Der Stolz, ein rundes Stück abgeliefert zu haben, das garantiert die Welt verändern wird. Mindestens für Aufsehen sorgen. Allermindestens dafür geeignet ist, in fröhlicher Runde nacherzählt zu werden.

Die Zeiten, bevor der Chefredaktor fragte, wenn überhaupt noch so etwas geplant wird, was denn die These sei, bevor die Recherche überhaupt begonnen hat. Die Zeiten, bevor Bedenkenträger und Erbsenzähler an die Macht kamen. Technokraten mit grauen Gesichtern und grauen Hirnen und grauer Schreibe. Zeiten, bevor die Farbe aus dem Journalismus verschwand.

Zeiten, wo noch galt: Kisch, schreib das auf! Wo galt: hingehen, hinschauen, hinschreiben. Alles aufschreiben. Die Farbe der Tischdecke, der Geruch in der Küche, die abgetragenen Schuhe, der müde Blick. Nicht, dass man all die Details gebraucht hätte für die Story. Aber nur wer aus einer Überfülle auswählen kann, kommt der Wirklichkeit nahe. Nicht, wer aus drei Beobachtungen eine ganze Story bastelt, ein flaches Abziehbildchen, Fast Food, mit Fett oder Zucker zur schlechten Gewohnheit gemacht.

Schade, eigentlich. Bedauerlich einzig, dass noch nie eine ganze Branche an der Unfähigkeit des führenden Managements zugrunde gegangen ist. So wie der Journalismus. Denn es kann doch niemand im Ernst behaupten, dass all die alternativen Medien, die Newsschleudern auf den sozialen Plattformen, die ausweichenden Formen der Newsaufnahme entstanden wären, wenn die klassischen Medien ihrer Aufgabe gewachsen geblieben wären.

Wenn zwischen «das ist amtlich» und «das steht so in der Zeitung» kein grosser Unterschied wäre. Aber heutzutage kann man sich ja nicht mal mehr auf amtlich verlassen, siehe AHV.

Was soll dann noch ZACKBUM? Seinen Einzugsbereich vergrössern und all die unzähligen Newsgroups abklappern? Kä Luscht. Uns weiterhin mit Bärtschis, Binswangers und anderen Nullen herumärgern? Immer wieder das Klagelied über zunehmenden Analphabetismus, Kulturlosigkeit, Ungebildetheit, Unfähigkeit zu logischem Denken, zu Schlussfolgerungen anstimmen?

Immer wieder sprachartistische Girlanden auf einen Sumpf flechten?

Das muss man wohl pragmatisch sehen: ZACKBUM macht genauso lange weiter, wie’s noch Spass macht. Und dann wird der Stecker rausgezogen. Und vorher keine Bauchnabelschau mehr betrieben.

Folterkammer Glashaus

In jeder normalen Firma würde das zu Entlassungen führen.

Hoppla, bei Tamedia gibt es ja Entlassungen. Sogar massenhaft. Nur an der falschen Stelle. Nämlich im Maschinenraum statt auf der Kommandobrücke.

Denn die Unfähigkeit derjenigen, die hier die grossen Räder drehen, ist himmelschreiend. Ein Magazin wird einfach mal so eingestellt. Ohne Vorwarnung, nach der Devise: ach, ist uns gerade noch eingefallen, den «ZüriTipp» braucht’s nicht mehr.

Bei «ZürichStadtleben/Züritipp» arbeiten 12 Menschen, Claudia («Nutella») Schmid als Ressortleiterin, Isabel Hemmel als stv. Ressortleiterin und Leitung Züritipp. Plus zehn Indianer. Braucht’s die noch? Wer weiss. Braucht’s die Chefredaktoren der eingesparten Lokalblätter noch? Reden wir mal drüber. Braucht’s die Redaktionsleitung «SonntagsZeitung» noch? Schauen wir mal. Wozu braucht es Arthur Rutishauser als Chefredaktor ohne Redaktion genau? Ach, irgendwie.

Aber der Gipfel des Zynismus ist: Weder Jessica Peppel-Schulz noch Simon Bärtschi haben das Rückgrat, den Leuten in die Augen zu schauen und zu sagen «you’re fired». Denn zuerst 90, dann 55 eingesparte Stellen in den Raum zu stellen, das war der einfache Teil. 200 Drucker rauszuschmeissen, nun ja, da muss wenigstens nicht selektioniert werden. Sondern einfach alle müssen weg.

Aber Familienväter, Ü-50-Jährige, welche Lebensplanung wird nun vom unfähigen Management von TX (oder Tamedia oder «Tages-Anzeiger») über den Haufen geworfen? Niemand weiss nichts Genaues. Gerüchte besagen, dass vielleicht im Verlauf des Oktobers das grosse Schlachten beginnen soll, aber eher in der zweiten Hälfte. Damit sich die Betroffenen dann so richtig auf die Feiertage freuen können.

Schon Koryphäen wie Mathias Müller von BlumencronVerkehrsmonitor») fiel mit geborgten Ideen auf die Schnauze. Laberte aber, wenn man ihn liess, von der neuen Digitalstrategie, so auf dem Niveau: «noch näher beim Leser».  Diese Worthülsen sind zurzeit verräumt, nun geht es um «Qualität». Ach, und «noch näher beim Leser».

In Wirklichkeit besteht aber die Tragödie darin: Weder Peppel-Schulz, noch Bärtschi, noch ein anderes Mitglied der GL oder gar des Verwaltungsrats hat auch nur die blasseste Idee, was man mit dem von Bigboss Pietro Supino wild zusammengekauften Tageszeitungsimperium eigentlich anstellen soll. Wozu es eigentlich noch Ableger in Bern und Basel braucht. Wozu es noch eine Sonntagszeitung braucht. Wieso es noch einen Ableger in der Romandie braucht.

Die bittere Wahrheit ist doch: an der Werdstrasse breitet sich langsam Verwesungsgeruch aus. Und der Aussenstehende wird den Verdacht nicht los, dass sich Supino mit solchen Flaschen umgibt, damit er nicht weiter auffällt. Denn im Vergleich zu einer Pasquale Bruderer, einer Peppel-Schulz, einem Bärtschi ist er doch geradezu ein visionärer Macher.

Es ist allerdings ein unwürdiges Ende, das der einst stolze «Tages-Anzeiger» nimmt. In seinen besten Zeiten war er eine ernstzunehmende Stimme mit Einfluss und Wirkung. Stiess er Themen an, beherrschte Diskurse, kam in seinen besten Momenten sogar an die NZZ heran.

Und jetzt? Würde man an der Eingangspforte zum Glashaus an der Werdstrasse ein Gedankenlesegerät aufstellen, wenn die motivierten, enthusiastischen, auf mehr Qualität brennenden Journalisten hineinströmen, man würde erbleichen und schamvoll Augen und Ohren schliessen.

Opferlämmer und Folterknechte. Leiter mit langer Leitung. Führungspersonal im gähnenden Vakuum der Ideenlosigkeit. Hektisches Holzen ohne Sinn und Verstand. Oder gar Plan. Wer erbarmt sich dieses Trümmerhaufens? Ringier? CH Media? Beide gesättigt und mit genug eigenen Problemen. NZZ? Kä Luscht. Ein ausländischer Investor? Schwierig, der Schweizer Markt ist klein und speziell.

Also gilt auch hier: der Letzte macht das Licht aus.

Zur Methodik der Entlassung

Einen Mitarbeiter zu feuern, das ist immer ein heikler Prozess.

Man kann so etwas so sozialverträglich, psychologisch einfühlsam und von Hilfsangeboten umstellt durchführen. Oder auf Tamedia-Art.

Ein Arbeitgeber mit sozialem Gewissen macht sich diese Entscheidung nicht leicht, begründet sie ausführlich und informiert davon Betroffene vorab. Ist der Arbeitnehmer in einem sensiblen Bereich tätig, dann ist es beispielsweise nicht nur bei Banken so, dass ein oder zwei kräftig gebaute Herren ihn nach dem Entlassungsgespräch (wo sie im Nebenzimmer einsatzbereit waren) an seinen Arbeitsplatz begleiten. Dort darf der Gefeuerte dann seinen persönlichen Krimskrams zusammenpacken, dann gibt er seinen Badge ab und wird zum Ausgang eskortiert.

Vorab wurden ihm, je nach Alter, Dauer der Betriebszugehörigkeit oder besonderen Umständen zusätzliche Angebote gemacht. Frühpensionierung, Umschulung, Hilfe bei der Stellensuche, sehr wohlwollendes Arbeitszeugnis, Überbrückungsgeld, Überbrückungskredit.

Denn der verantwortungsbewusste Arbeitnehmer weiss, dass das so ziemlich das Schlimmste ist, was einem normalen Lohnabhängigen passieren kann. Denn deshalb ist er nicht selbständiger Unternehmer geworden. Weil er es gerne sicher hat. Der Lohn ist garantiert spätestens am 28. des Monats auf dem Konto. Die Ferien sind schon fürs nächste Jahr vorausgeplant. Der 13. dient der Begleichung der Steuern.

Kinder in der Ausbildung, Miete, Krankenkasse, Rücklagen, Ferienbudget, Anschaffungen, das Gehalt ist bis auf den letzten Franken verplant. Dass es auf unabsehbare Zeit hereinkommt, das sieht der Arbeitgeber als gesichert an. Besonders, wenn er bei einem profitabel arbeitenden Grosskonzern in Lohn und Brot steht. Selbst wenn er bei einem vom raffgierigen Coninx-Clan beherrschten Konzern im Brot steht. Selbst wenn es schon einige Einschläge in seinem Umfeld gegeben hat.

Daher weiss der verantwortungsbewusste Arbeitgeber, dass vor der Information der Shareholder und der Öffentlichkeit die umsichtige Information der Betroffnen steht. Von denen man sich mit dem Ausdruck ehrlichen Bedauerns verabschiedet, und unter Würdigung ihrer Leistungen.

Das ist bei Tamedia alles anders. Da treibt eine journalistische Leiter namens Simon Bärtschi den Adrenalinspiegel von allen nach oben, indem er eine Massenentlassung, ein krachendes Führungs- und Managementversagen, in eine «Weichenstellung für Qualitätsjournalismus» umlügt. Was beinhaltet, dass die ursprünglich angekündigten 290 zu feuernden Mitarbeiter dem hinderlich im Weg standen.

Tabula rasa wird dabei im Druckbereich gemacht. Da braucht es auch keine persönliche Information der Einzelnen: Ihr alle seid auf der Strasse, das reicht.

Ganz anders sieht es bei der Redaktion aus. Als würde ein Sadist das Drehbuch schreiben, wird zunächst einmal das Streichen von 90 Vollzeitstellen verkündet. Das sei unabdingbar, dringend nötig, unvermeidlich. Eben, Zukunft, Qualitätsjournalismus, geht ohne diese 90, mit ihnen unmöglich.

Wen’s aber trifft, das scheint sich die hochwohllöbliche Geschäftsleitung um Jessica Peppel-Schulz nicht wirklich überlegt zu haben.Also knabbern alle Journalisten an den Fingernägeln, ist das Betriebsklima unter null. Als wäre das noch nicht genug, kündigt Bärtschi noch an, dass er nun auf die Journalisten zugehen wolle. Es spricht für deren Sanftmut (oder Feigheit), dass es auf diesen Hohn keine lautstarken Reaktionen gibt.

Geht’s noch schlechter? Aber immer. Die grossartige neue Strategie zur Qualitätssteigerung mittels Abbau wird nur scheibchenweise enthüllt. Als angeblich gute Nachricht wird verkündet, dass es nun doch «nur» 55 Stellen eingespart werden müssten. Wieso waren es dann vor drei Wochen noch 90? Könnten es auch 127 sein? oder 43? Wird da gewürfelt?

Alle Zürcher Zeitungen, inkl. SonntagsZeitung, werden redaktionell zusammengelegt. Dadurch gibt es ein paar überflüssige Chefredaktoren. Was tun mit denen? Na, mal drüber reden. Grossartig. Gruselig. Und dann gibt es Arthur Rutishauser, was passiert mit dem? Na, der bleibt natürlich Chefredaktor.

Weltpremiere: der erste Chefredaktor ohne eigene Redaktion. Sozusagen die Ein-Mann-SoZ. Einer, der sich selber führt. Chefredaktor Rutishauser gibt Journalist Rutishauser den Auftrag: schreib da mal was drüber, aber nicht zu lang, und pünktlich abliefern. Kann man absurd steigern?

Kaum, aber bösartig schon. Es gibt ja auch Kollateralschäden. Offenbar erst kürzlich fiel der Geschäftsleitung mitsamt Leiter ein: he, was ist eigentlich mit dem «Züritipp»? Hops, oh, ähm, ach, der wird eingestellt. Beschlossen und verkündet. Nur: die betroffene Redaktion erfährt das zeitgleich mit allen anderen. Während ihr zuvor noch vorgegaukelt wurde, dass das Magazin weitergeführt werde. Ist das menschenverachtend oder ist das menschenverachtend?

Aber immerhin, die haben’s hinter sich. Wer auch noch über den Jordan geht, da möchte die unfähige Leitung mit ihrer schweigsamen Chefredaktion die Spannung noch ein wenig am Köcheln halten.

Widerwärtig.