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Rüpel-«Republik»

Von der Illustration bis zum Inhalt: die «Republik» verblödet zusehends.

Zum x-ten Mal vermutet das Organ der moralisch überlegenen Lebensart, dass die NZZ nach rechts «abdriftet». Das will das faktisch bankrotte Magazin mit einem der üblichen ellenlangen Artikel untermauern.

Schon die Illustration ist beknackt. Da fällt ein Leser von ihm aus gesehen nach links. Während der begabte Illustrator doch zum Ausdruck bringen wollte, dass alles nach rechts kippt. Aber immerhin, der braune (!) Inhalt der Kaffeetasse schwappt nach rechts.

Zudem ist der Autor über jeden Zweifel erhaben: «Marco Maurer arbeitete von 2012 an als freier Reporter für die «NZZ am Sonntag», von 2022 bis 2024 war er dort fest angestellt. Derzeit arbeitet er für den «Tages-Anzeiger»

Da möchte man doch zu gern wissen, was da passiert ist, dass er von diesem Schoggi-Job zum sich ins Elend sparenden Tagi wechselte. Dort fiel er letzthin einzig durch den bedeutenden Beitrag auf: «So verwandeln Sie den Balkon in eine grüne Insel». Und nun müllt er auch noch die «Republik» zu.

Es sind sagenhafte 30’000 A, durch die man sich kämpfen muss, will man «Auf dem rechten Weg nach Deutschland» wirklich lesen. Will man aber nicht, denn es lohnt sich definitiv nicht.

Zunächst einmal tritt Maurer die Anregung der NZZ, dass die Errichtung einer «Brandmauer» gegen die nach Umfragen stärkste deutsche Partei falsch ist, zu Brei. Dass die CDU besser mit der AfD koalieren sollte, statt sich von den Wahlverlierern SPD und Grüne das Regierungsprogramm in weiten Teilen diktieren zu lassen – wieso nicht. Dass selbst ein Ministerpräsident Höcke kein Unglück wäre, das Deutschland in den braunen Sumpf der Vergangenheit zurückführte – diese These kann man vertreten, auch wenn Höcke ein widerlicher Brandstifter und Provokateur ist.

Es ist sicherlich genüsslich, abgehalfterte Politiker und auch den abservierten CEO der NZZ Veith Dengler zu zitieren. Der scheiterte krachend mit einer Expansion nach Österreich und wäffelt nun natürlich gegen die erfolgreiche Expansion nach Deutschland.

Aber immerhin, Maurer ist gnädig mit dem Leser und teilt ihm überdeutlich mit, ab wo man problemlos die Lektüre einstellen kann, Freundlicherweise recht weit vorne, nämlich hier:

«Der deutsche Medienjournalist Stefan Niggemeier hatte daher gefragt, ob sich die NZZ nicht als Mainstream verstehe? Die NZZ-Kommunikations­abteilung antwortete ihm, man sehe sich «nicht als Teil des Mainstreams». Das ist eine beachtliche Antwort, weil sie das gleiche Narrativ bedient wie Verschwörungs­theoretiker, rechte Influencerinnen oder die AfD, wenn sie von «Mainstream-Medien», «Lügenpresse» oder den «gleich­geschalteten Medien» sprechen.»

Echt jetzt? Weil die NZZ knapp meint, sie sehe sich nicht als Teil des Mainstreams, bewegt sie sich damit im «Narrativ» von Verschwörungstheoretikern? Hat denn Maurer niemand gesagt, dass man das Wort Narrativ nur noch in Kreisen linker Verschwörungstheoretiker verwendet, ebenso wie «Framing»?

Für immer noch unentschlossene Leser setzt Maurer noch einen drauf: «Aktuell wirbt die NZZ in Deutschland mit dem Claim «Für Meinung ohne Mache». Auch dieser impliziert, dass andere Medien – im Gegensatz zur NZZ – nicht neutral berichten.»

Ob sich Maurer wohl dagegen wehren würde, dass man der «Republik» problemlos attestieren kann, dass sie keineswegs, nie und in keiner Form objektiv berichtet?

Das zeigt sich auch überdeutlich bei der Riege von «Fachleuten» und weiteren «Stimmen», die Maurer auffährt. Wer einen Georg Kreis als Analysten der NZZ verwendet, der macht sich wirklich lächerlich. Das Zitieren von ausschliesslich anonymen «NZZ-Redaktoren» ist hingegen das übliche Vorgehen bei der «Republik».

So pumpte und pumpt sie alle ihre angeblichen Skandalstorys auf, die dann, wie im Fall ETH oder im Fall Globegarden, um nur zwei Flops zu erwähnen, wie ein Soufflee zusammenfallen, wenn sie Kontakt mit der kühlen Luft der Realität aufnehmen.

Wer sich nach anonymen Stimmen zu diesem Satz versteigt, hat nun selbst jeden Anspruch aufgegeben, als Journalist noch ernst genommen zu werden:

«Viele sagen auch, sie hätten aufgrund der schwierigen Markt­lage kaum mehr eine Alternative auf dem deutsch­sprachigen Markt. Und dass sie davon ausgehen, dass der grösste Teil der Belegschaft unglücklich sei mit dem eingeschlagenen Kurs.»

Was würde wohl die «Republik» sagen, wenn ZACKBUM hier eine Latte von anonymen Mitarbeitern zitieren würde, die beispielsweise den versemmelten Rausschmiss eines Starreporters, den blitzschnellen Abgang von de Weck, das Mobbing gegen den ersten und den zweiten Chefredaktor, die finanzielle Unfähigkeit und die Unfähigkeit, aus einer luftdichten Gesinnungsblase auszubrechen, ziemlich scheisse finden und überhaupt viele mit dem eingeschlagenen Kurs der amtierenden schreibenden Schmachtlocke und seiner Quotenfrau nicht einverstanden seien?

Das würde die «Republik» als üble, haltlose Denunziation zurückweisen.

Richtig widerlich wird es dann gegen Schluss (bitte Applaus für ZACKBUM, das muss man im Kopf aushalten). Da fährt der Wicht Maurer noch der Grand Old Lady der Schweizer Publizistik an den Karren. Margrit Sprecher habe «ein wachsweiches Alice-Weidel-Porträt geschrieben».

In Wirklichkeit ist dieses Porträt auf einem Niveau formuliert, das Maurer nicht mal in seinen kühnsten Träumen von schräg unten anschauen kann. Wie mies ist das denn, ein hochstehendes journalistisches Werk niederzumachen, nur weil ihm die Fähigkeit Sprechers, die Person Weidel nicht von Vorurteilen umstellt zu porträtieren, aus ideologischen Gründen nicht in den Kram passt? Der Text  sei «in den sozialen Netzwerken und in Medien im gesamten deutsch­sprachigen Raum für seine Einseitigkeit vehement kritisiert» worden, behauptet Maurer. Und als Beleg führt er ausgerechnet einen Verriss des unterirdischen Tagi-Redaktors Andreas Tobler an.

Der Mann hat sich dermassen häufig disqualifiziert (man kann seine Spur des Schreckens auf ZACKBUM nachverfolgen), dass er sich nun zu allerletzt als Beleg für diese Kritik eignet. Wobei eine Quelle, und dann erst noch so eine, etwas gar dünn ist für den «gesamten deutschsprachigen Raum».

Also ein weiteres Schmierenstück eines offensichtlich voreingenommenen ehemaligen Mitarbeiters der NZZ, der sich aus ungeklärten Gründen vom Acker machte.

Und das soll Qualitätsjournalismus sein, für den Leser zahlen sollten?

Nieder mit Merz!

Ein wenig Statistik zur Illustration des Tamedia-Wahnsinns.

Manche, vor allem in den Verrichtungsboxen der Zentralredaktion des Tagi, mag das überraschen: Ein Bezahlmedium sollte dafür seinen Lesern etwas Wertiges bieten. Nachricht, Analyse, Einordnung, Aufbereitung. Statt Gerülpse und Meinung satt.

Schauen wir uns alles an, was in der vergangenen Woche unter dem Stichwort Friedrich Merz erschienen ist.

Es sind, Stand Montagmorgen, bei Tamedia 27 Artikel. Natürlich viele Doubletten dabei, da das Ganze in den Kopfblattsalat gespült wird. Einige Mütterchen: «Wie Friedrich Merz sich selbst eine Fall stellte, Merz scheitert überraschend mit Asylgesetz – trotz erneuter Hilfe der AfD, Merkel kritisiert Merz, Friedrich Merz macht einen kolossalen Fehler, Für ein strengeres Grenzregime nahm Friedrich Merz Stimmen der AfD in Kauf».

Fügen wir noch Alice Weidel, die Co-Chefin der AfD, hinzu: «Ex-AfD-Chefin Frauke Petry im Interview: «Wenn AfDler reden, geht es früher oder später immer um Hitler», «Die AfD ist sexbessen», «Noch problematischer ist der obsessive Fokus einiger Schweizer Medien auf Weidels «menschliche» Seiten – wie ihre kulinarischen Präferenzen oder ihre Naturliebe: Damit wird verschleiert, dass sie als Aushängeschild einer in Teilen rechtsextremen Partei fungiert.»

Wer sich das angetan hat, kann nicht ernsthaft behaupten, umfassend informiert worden zu sein. Gut, schlimmer geht immer. «Der Spiegel»: «Ein Mann sieht blau, Die Geister, die Merz rief, Der Mann darf nicht Kanzler werden, Zerreisst Merz die Union?, Er kann es nicht, Friedrich Merz fällt auf einen Psychotrick der AfD rein, Ein beschädigter Kandidat in einem beschädigten Land, Rechtsabbieger im toten Winkel, Maximaler Schaden für die Demokratie, Das Fiasko des Friedrich Merz, Blufft Friedrich Merz nur? Wie Friedrich Merz der AfD die Tür zur Macht öffnete, So darf Merz nicht weitermachen».

Fügen wir noch Alice Weidel hinzu: «Alice im D-Mark-Wunderland, So viel Hass, Ein Eiszapfen für Deutschland, Wo die AfD, da kein Plan».

Der Leser hat wohl die Botschaft verstanden. Schlimm ist, dass nicht nur Tagi und «Spiegel» unermüdlich warnen, raunen, denunzieren. Auch die meisten anderen Mainstream-Medien schwimme mit im Malstrom. Und niemandem all dieser Koryphäen fallen drei einfache Tatsachen ein oder auf:

  1. In einer Demokratie kann keine Partei verhindern, von wem Vorschläge von ihr Stimmen bekommen.

  2. Wie kann es sein, dass ein harter Eingriff ins deutsche Asylchaos zwar dringlich nötig ist, und hätte die AfD nicht dafür gestimmt, sogar als sinnvoll erachtet worden wäre. Aber mit ihren Stimmen verwandelt sich der Vorschlag in etwas Böses.

  3. Es wäre der SPD und den Grünen unbenommen gewesen, für diesen Vorschlag zu stimmen. Aber sie brachten das Kunststück fertig, lieber gegen die CDU (und die AfD) zu stimmen, ohne einen Gegenvorschlag zu haben, obwohl auch sie einräumen, dass Handlungsbedarf besteht.

Also halt weiter im Chaos als zusammen mit CDU und AfD dagegen. Der Gipfel der Absurdität, und der ist mit der Ablehnung des Gesetzes erreicht: der braune Sumpf der AfD muss nur etwas kürzer treten und die Partei muss alle Knaller wegstecken, die der «Spiegel» (und die SZ) vor den Wahlen noch zünden werden, dann fährt sie im Schlafwagen zum Wahlsieg (with a little help from my enemies).

In turbulenten Zeiten verlieren viele Massenmedien ihren Kompass – und jammern beim unvermeidlichen Leserschwund über die Arglist der Zeiten, gegen die man nicht ankomme. Irgendwie ähnelt der Tagi der Migros zurzeit; kein schöner Anblick, so viel geballte Inkompetenz der Führungsetage.

Drama, Baby, Drama

Wie sieht CH Media den deutschen Wahlkampf?

Dem Thema nimmt sich der Deutschland-Korrespondent Hansjörg Friedrich MüllerWarum ich die AfD als «rechtsradikal» bezeichne») völlig unvoreingenommen an. Er sagt übrigens rechtsradikal, weil er den Begriff «rechtspopulistisch» als «zu harmlos empfindet».

Bei solchen Stellungnahmen spricht Müller übrigens gerne von sich in der dritten Person – vielleicht, weil er sich selbst fremd wird.

Gut, aber aktuell widmet er sich der Frage, wie es nach dem neuerlichen Anschlag in Aschaffenburg in der deutschen Politik weitergehen soll. Auch hier hat Müller eine, nun ja, etwas spezielle Meinung:

«Verschärfungen in der Migrationspolitik wird der CDU-Chef wohl am ehesten im Konsens mit den Sozialdemokraten durchsetzen können.»

Hintergrund: CDU-Chef Merz hat nach dem Attentat eine Verschärfung der Migrationspolitik gefordert, darunter ein faktisches Einreiseverbot für Papierlose. Wer das nicht mittrage, mit dem werde die CDU nicht koalieren. Auf der anderen Seite schliesst Merz weiterhin eine Koalition mit der einzigen Partei, die solche Forderungen unterstützt, kategorisch aus. Unter ihm werde es ein solches Bündnis mit der AfD nicht geben.

Nun entwickelt sich hier allerdings ein hübscher Eiertanz. Obwohl das die CDU nicht will, ist sie gerne bereit, für ihre Vorstösse im Bundestag auch die Stimmen der AfD zu bekommen. Abweisen könnte sie die sowieso nicht.

Nette Gemengelage. Die CDU will Härte in der Migrationsfrage zeigen. Lehnt aber gleichzeitig die Zusammenarbeit mit dem einzig möglichen Bündnispartner kategorisch ab. Während SPD, Grüne und BSW solche Pläne ablehnen und sogar als rechtswidrig bezeichnen.

Was tun? Schwierige Kiste. Aber doch nicht für Müller. Der breitet das ganze Schlamassel nochmal aus (und nennt dabei die AfD kein einziges Mal «rechtsradikal», wohlgemerkt) und behauptet, Alice Weidel treibe «Merz schon jetzt vor sich her: Ihre Partei sei bereit, schon vor der Wahl gemeinsam mit der Union eine Migrationswende zu beschliessen.»

Nun bleiben ihm noch fünf Zeilen Kommentar, um die Lösung aus dem Hut zu zaubern, den gordischen Knoten zu zerhauen. Kein Problem für Müller, auch wenn seine Argumentation, sagen wir mal gedrängt erscheint.

«Auf absehbare Zeit gibt es wohl nur eine sichere Möglichkeit, nennenswerte Reformen in der Migrationspolitik durchzusetzen: Dass sich die SPD auf die Union zubewegt. Die Chancen dafür stehen nicht einmal schlecht, müssen doch auch die Sozialdemokraten nach Bluttaten wie jener in Aschaffenburg Angst vor dem Wähler haben.»

«Auch» die SPD müsse Angst vor dem Wähler haben? Oder hat der Wähler Angst vor der SPD? Zehn Prozent Einbruch bei den Umfragen im Vergleich zur letzten Wahl scheint das zu belegen. Und wieso sollte sich ausgerechnet die SPD auf die CDU zubewegen? Viel geeigneter wären doch die Grünen, die Partei der Wendehälse, Opportunisten und Heuchler. Die machen problemlos aus Grün Schwarz, sagen «AKW ja bitte», stehen auf Kohlekraftwerke und importierten Atomstrom, ihr Kanzlerkandidat fordert eine deutliche Anhebung des Wehretats, als Vertreter einer einstmals pazifistischen Partei.

Vielleicht hätte Müller am Schluss besser geschrieben: Sorry, lieber Leser, hier hätte ein Lösungsvorschlag kommen sollen. Aber leider ist der Platz zu Ende, Ende Gelände. Das nächste Mal dann. Vielleicht.

Kleines Einmaleins des Journalismus

Sittenverluderung und Hirnstarre. Ein Zwischenruf gegen das Elend.

Früher, ja früher gab es mal die Kenntnis von verschiedenen journalistischen Gefäßen. Es gab die Nachricht. Den Kommentar. Das Interview. Die Analyse, Die Reportage. Die Recherche. Das Essay. Und das Porträt.

Heute gibt es Brei.

Das Porträt gehört zu den anspruchsvollsten Formen des Journalismus. Denn die Ausgangslage ist, dass man einen facettenreichen, oftmals in der Öffentlichkeit stehenden Menschen schriftlich abbilden will. Dahin führen zwei Wege.

Der Königsweg ist, dass man so viel Material wie möglich über diesen Menschen sammelt. Wenn es sich einrichten lässt, ihm auch persönlich begegnet. Meinungen aus seinem Umfeld einholt, wobei man wie üblich solche mit Namensnennung höher gewichtet als anonyme. Und anonyme nur mit Begründung zu-, oder besser noch weglässt.

Dann kommt die Phase des Verdauen. Man sitzt auf einem Berg von Informationsstücken und Stückchen, den man verschlingen, verarbeiten, verdichten und aufbereiten muss. Nach der Richtschnur: das Resultat muss sein, kein wirklichkeitsgetreues Abbild schaffen, denn wer weiss denn schon, was das ist. Aber ein rechtschaffenes, eines, das der porträtierten Person gerecht wird. Das man in der Sicherheit niederschreibt, dieser Person anschliessend weiter in die Augen schauen zu können.

Ein Mensch ist immer mehr als die Summe seiner Teile, seiner Aussagen, seiner Handbewegungen, seiner Mimik, seines Charakters, seiner Positionen, seiner Ansichten. Aus all dem signifikante Elemente herausschälen und sie in eine lesbare Form zu bringen, die den Leser bereichert, informierter als zuvor zurücklässt, mit dem Gefühl: ich glaube, ich habe nun eine grössere Ahnung über diesen Menschen als vor der Lektüre – das ist das grosse Ziel.

Aktuell haben wir zwei Porträts, an denen man den Unterschied zwischen gelungen und übler Schmiere deutlich festmachen kann. Margrit Sprecher porträtiert Alice Weidel. Man kann davon ausgehen, dass Sprecher mit kaum einer der politischen Positionen übereinstimmt, die die AfD und Weidel vertreten. Man kann davon ausgehen, dass viele sie davor gewarnt haben, dieser schrecklichen Rechtspopulistin mit Abgrenzungsproblemen zum braunen Sumpf überhaupt eine Plattform zu bieten, indem Sprecher ein Porträt schreibt.

Sie hat es dennoch getan, und siehe, es ist gelungen. Es ist elegant geschrieben, mit Distanz, aber auch Anteilnahme, die beschriebenen Facetten fügen sich zu einem Mosaik zusammen. Das Porträt wird Weidel gerecht, verurteilt nicht, sondern beschreibt, verdichtet, wählt aus. Muss man können, wenn man’s nicht kann, sollte man es erst gar nicht versuchen.

Dann gibt es Lohnschreiber und Wendehälse wie Daniel Ryser, die kein Problem damit haben, eine Person als Bestandteil eines brandgefährlichen rechten Mediennetzwerks darzustellen – um dann anschliessend für genau diese Person zu schreiben. Darüber muss man weiter kein Wort verlieren – ausser den Ausdruck höchsten Befremdens, wieso Köppel diese Type bei sich schreiben lässt. Aber das fragt man sich bei Tom Kummer ja auch vergeblich.

Und dann gibt es das aktuelle Porträt von Roger Köppel in der WoZ. Ein übles Machwerk, von fünf Köchen zusammengerührt, ein unappetitlich riechender Brei. Schon mit dem ersten Satz wird hier klargestellt, dass es keineswegs um ein Porträt gehen soll. Sondern um eine Hinrichtung: «Manchmal wird die «Weltwoche» für die russische Sicht auch handgreiflich.»

Null Intention, den Motiven und Beweggründen Köppels nachzugehen, was ja durchaus interessant sein könnte. Nein, es ist sonnenklar, dass die geballte Recherchierkraft darauf verwendet wurde, möglichst viele Mosaiksteine zu finden, die Köppel möglichst schlecht aussehen lassen.

Nun gibt es bei dem Mann vieles zu kritisieren, und auch ZACKBUM tut das innerhalb sowie ausserhalb der «Weltwoche» nach Kräften. Aber das macht ihn nicht restlos aus. Was ist also von einem Porträttext zu halten, den man auch in einem Satz hätte abhandeln können: Köppel ist ein russlandfreundlicher und von Despoten faszinierter Rechtspopulist und Demagoge mit völlig selektiver Wahrnehmung der Realität.

Das mag man so sehen, und Köppel bietet genügend Anlass für diese Sicht. Aber das ist kein Porträt Köppels, das ist eine Karikatur. Ein Pamphlet. Eine ideologische Kampfschrift. Das ist, Gipfel der Absurdität, das tun, was man Köppel vorwirft. Die Autoren sind offensichtlich zu blöd, diesen schreienden Widerspruch zu bemerken.

Nein, sie sind vielleicht nicht zu blöd. Aber ideologisch zu verbohrt, unfähig, die Realität (und den Menschen) bunt, widersprüchlich, komplex wahrzunehmen. Sie brauchen Schwarzweiss, Holzschnitt, Holzhammer.

Sie merken nicht, dass ausserhalb ihrer kleinen Gesinnungsblase so eine Schmiere ihren Zweck völlig verfehlt. Niemand wird dadurch bereichert, niemand lernt etwas. Nur Gleichdenkende fühlen sich durch diese Rückkoppelung in der Echokammer der eigenen Gesinnung bestätigt.

Das ist dermassen lähmend langweilig, aschgrau, unerträglich flach und dumm. Wäre diese Fünferbande nicht völlig beratungsresistent, müsste man ihnen sagen: Porträt schreiben wollen. Thema verfehlt. Inhalt ungenügend. Formal mangelhaft. Eins, setzen, nochmal versuchen. Oder noch besser: sein lassen, einen anständigen Beruf suchen.

Oder sich bei der «Weltwoche» bewerben. Aber bitte für Buchhaltung, Archiv und Sekretariat, ja nicht als Journalist.

Schmuddelkinder

Wie gehen die Medien mit der AfD vor den Wahlen in Deutschland um?

«Spiel nicht mit den SchmuddelkindernSing nicht ihre LiederGeh doch in die OberstadtMachs wie deine Brüder.»

So sang der kommunistische Barde Franz Josef Degenhardt 1965. Das Motto scheinen sich viele Medien abgeguckt zu haben, wenn sie gezwungen sind, über die AfD zu berichten. Denn oh Graus, oh Schreck, in allen Meinungsumfragen vor den deutschen Bundestagswahlen liegt die CDU/CSU einsam an der Spitze mit rund 30 Prozent der Wählerstimmen.

Danach kommt der unaufhaltsame Aufstieg der AfD, die um die 20 Prozent oszilliert. Erst dann folgen SPD und Grüne, die je um die 15 Prozent Zuspruch haben. Dann die nächste Lücke und schliesslich mit bis zu 10 Prozent «Sonstige». Im Kampf um die Überwindung der 5-Prozent-Hürde schliesslich ist das BSW, die FDP und die Linke vereint. Während das Bündnis meist oberhalb der 5 Prozent liegt, sind FDP und Linke darunter abgerutscht; ihr Wiedereinzug ins Parlament scheint sehr fraglich.

Also müsste sich ja eigentlich die Wahlkampfberichterstattung auf die beiden wählerstärksten Parteien konzentrieren, Diskussionssendungen zum Beispiel mit Duellen zwischen Friedrich Merz (CDU) und Alice Weidel (AfD), den beiden aussichtsreichsten Kanzlerkandidaten, stattfinden.

Sollten. Denn die AfD gilt für die übrigen Parteien immer noch als Schmuddelkind, alle schliessen eine Zusammenarbeit oder eine Koalition aus. Die CDU ist dabei zumindest auf Bundesebene finster entschlossen, in den Bundesländern sieht es schon anders aus.

Nun ist es Brauch, dass vor den Wahlen in den grossen deutschen Sendern Duelle der Spitzenkandidaten stattfinden. Das wären Merz und Weidel. Allerdings haben ARD/ZDF und RTL geplant, dass es zu einer Diskussion zwischen Merz und Scholz sowie einem Duell zwischen Habeck und Weidel kommt. Kommen sollte. Denn der Kinderbuchautor, Wirtschaftsminister und Kanzlerkandidat der Grünen Robert Habeck lehnt es ab, mit Weidel zu diskutieren.

Merz sieht das lockerer: «Ich gehe keiner Diskussion um den notwendigen Politikwechsel in Deutschland aus dem Weg, auch nicht mit weiteren ‹Kanzlerkandidaten› anderer Parteien.» FDP-Chef Christian Lindner und Sahra Wagenknecht von ihrem gleichnamigen Bündnis haben ebenfalls ihre Bereitschaft erklärt, ohne Weiteres mit Weidel zu diskutieren.

Und die AfD beschwert sich darüber, dass Olaf Scholz von der SPD der Vorzug gegeben wird, obwohl sie in Umfragen deutlich vor der aktuellen Kanzlerpartei liegt.

Also mehr als das übliche Hickhack, wobei Habeck jegliche inhaltliche Erklärung schuldig bleibt, wieso er vor dieser Debatte kneift.

Das ist innerdeutsches Geblödel. Eigentlich müsste man meinen, dass da die Schweiz neutral von aussen berichtet. Insbesondere der zu Ausgewogenheit verpflichtete Zwangsgebührensender SRF. Pustekuchen. In einem Rundumschlag «Der Aufstieg der neuen Rechten löst Grundsatzfragen aus», beschäftigt sich der Staatsfunk mit der AfD, der FPÖ und den Schwedendemokraten, und unkt schon einleitend: «Mit dem Aufstieg der neuen Rechten in Europa wächst bei vielen die Sorge, die Demokratie könnte gefährdet sein.»

Tja, mit der Demokratie ist es halt so eine Sache, wenn zu viele Wähler zu dumm sind, richtig zu wählen und beispielsweise Donald Trump zu einer zweiten Präsidentschaft verhelfen, obwohl sie doch von vielen Massenmedien streng davor gewarnt worden waren.

Aber nach den Wahlen ist vor den Wahlen, also setzt SRF den Zwischentitel: «Deutschland: Brandmauer gegen rechts». Und schreibt doch tatsächlich: «Hintergrund dieser Haltung ist die historische Erfahrung, dass die demokratisch-gewählte Nazi-Partei NSDAP einst die Demokratie abschaffte.»

AfD = NSDAP? Plus fehlendes historisches Wissen; die NSDAP wurde nicht demokratisch an die Regierung gewählt; damals hatte der Reichspräsident das Privileg, den Regierungschef zu ernennen. Und er wählte Hitler.

Aber diese Ungeheuerlichkeit reicht SRF noch nicht. Ein «Wahlforscher an der Universität Wien» kommt zu Wort zum Thema Brandmauer und Ausgrenzung: ««Es wird für die anderen Parteien schwieriger, weil die AfD mittlerweile sehr gross ist.» Sie würden immer neue Kompromisse eingehen – und damit Gefahr laufen, die Unzufriedenheit der Wählerinnen und Wähler mit dem System weiter zu schüren und diese «noch mehr in Richtung AfD zu treiben».»

Mit dem System unzufrieden, Wähler werden getrieben, ist das eine wissenschaftliche Analyse? Könnte es nicht vielmehr so sein, dass in Deutschland, wie in anderen Staaten, die Regierungsparteien immer mehr an den Interessen breiter Wählerschichten vorbeiherrschen und die deshalb nach einer Alternative suchen?

Und ist es statthaft, als SRF indirekt eine Parallele zwischen der AfD und der NSDAP zu ziehen und von einer «Brandmauer gegen rechts» zu schwafeln? Die Antwort von SRF darauf können wir uns schenken.

 

 

NZZaS traut sich endlich was

Margrit Sprecher porträtiert Alice Weidel. Ein Gipfeltreffen.

27’000 A, die zeigen, dass der Leser eine solche Strecke verträgt. Wenn der Autor Margrit Sprecher heisst und die Porträtierte Alice Weidel.

Normalerweise wird bei Darstellungen der Kanzlerkandidatin der AfD lediglich die Nähe zum braunen Sumpf ausgemessen, sie wird als Scharfmacherin, Demagogin, natürlich als Rechtspopulistin und mit den üblichen Schlagworten aus dem journalistischen Versandhauskatalog niedergemacht.

Das ist von Sprecher nicht zu erwarten. «Unterwegs mit einer Grenzgängerin», beschreibt die Altmeisterin die Herstellung ihres Porträts. Einleitend macht sie sich über diese versammelten Klischees lustig, die anlässlich des Geplauders mit Elon Musk über Weidel neuerlich hereinbrachen:

«Einmischung eines Wirtschaftsbosses in den deutschen Wahlkampf! Werbung für die Rattenfängerpartei AfD! Untergang der Demokratie! «Ist das Tor zur Hölle nun geöffnet?», fragte die «FAZ».»

Dann zeigt Sprecher, was der Unterschied zwischen einem Porträt und Gewäffel ist, indem sie die beiden Ausnahmefrauen der deutschen Politik, Weidel und Sahra Wagenknecht, miteinander vergleicht: «Beide Frauen sind den meisten männlichen Politikern in Sachen IQ, Ausbildung und Rhetorik überlegen. Beide machten ohne das politische Establishment Karriere. Beide krempelten Deutschland aus dem Stand heraus um. Beide stehen so ungeniert zu ihrer Ich-AG, wie sich das schon lange kein Mann mehr getraut.»

Sprecher verschweigt natürlich nicht, dass Weidel bewusst und immer wieder zuspitzt und verbal so draufhaut, dass kein Gras mehr wächst: «Heute hat Alice Weidel ihr Repertoire mit neuen Aufreger-Themen bestückt. … «Mutter aller Sünden» freilich bleibt für sie Angela Merkels Migrationspolitik. Denn importiert worden sei «ein marodierender, grapschender und Messer stechender Mob, an den wir uns gewöhnen sollten»

Dann kommt der obligate Ausflug in die Biografie, elegant dargeboten. Dann ein Ausflug in Weidels Auftritte im Bundestag: «Am Ende ihres Referats schien der Saal von kollektivem Burnout befallen. Frenetischen Applaus bekam sie nur von ihren Parteigenossen.» Und dann das grösste Aufregerthema für Weidel: «Denn ist die Rede von Islamisten, rutscht ihr das Lächeln weg. «Unser Umgang mit islamischen Hasspredigern ist naiv.»» und ihre Wackelpolitik gegenüber einem angebräunten Brandstifter: «Noch 2017 hatte sie Björn Höckes Parteiausschluss unterstützt, seine Nähe zur Neonazi-Szene schade der Partei. Dann freilich musste sie zurückkrebsen

Und dann, immer der Höhepunkt bei Sprechers Porträts, ihre persönliche Annäherung, Umkreisung: «Alice Weidel, die die Absätze knallen lässt und weiss, wie man in die Kamera schaut, auf dem Land? Passt schon. «Hier kann ich Kraft tanken, in Berlin bekomme ich extrem viel ab.»»

Sprecher weiss auch, wie man auf dem schmalen Grat zwischen zu Intimem und zur Vervollständigung Nötigem tanzt: «In Einsiedeln steigt sie frühmorgens auf den Grossen Mythen, um den Sonnenaufgang zu erleben, im nahen Wald umarmt sie Bäume. Sie besitzt einen Apparat, der Wasser ionisiert, und duscht kalt, um die Endorphin-Ausschüttung anzukurbeln. «Die verhinderte Medizinerin», ­lächelt sie. Grösste Kraftquelle ist freilich Partnerin Sarah.»»

Und zum Schluss zurück zu den politischen Absichten von Weidel:

«Bei Kaffee und Mineralwasser, den Blick fest auf die hehren schneegleissenden Gipfel vor dem Panoramafenster gerichtet, erklärte sie ihr Ziel: die AfD zur stärksten Partei Deutschlands zu machen. «Mit neutralen Medien hätte ich die CDU schon längst überholt.» Zu mut- und zahnlos seien deren Konzepte, zu deutlich Friedrich Merz’ alleiniges Interesse am Machterhalt. «Das schaffe ich nicht bis zum 23. Februar», sagte sie. «Aber das schaffe ich bis zur nächsten Bundestagswahl.» So, wie sie dasitzt, gespannt wie ein Bogen, ist ihr alles zuzutrauen.»

Einer dermassen stigmatisierten und vorverurteilten Person wie Weidel, die auch selbst ihren Beitrag zur Polarisierung leistet, freundlich-distanziert und aufmerksam näherzukommen, davon könnte sich die versammelte Journaille in der Schweiz mehrere Scheiben abschneiden. Aber eben, wenn man’s nicht kann …

Wumms: Wolfgang Koydl

Schreibt er über Weidel/Musk oder sich selbst?

Zeichen und Wunder: Wolfgang Koydl lässt von seinen Lobeshymnen über ein stabiles Genie ab und kritisiert in der «Weltwoche» den Auftritt von Alice Weidel im trauten Zwiegespräch mit Elon Musk. «Grosse Bühne, wenig Substanz», ist sein vernichtendes Fazit. Er analysiert treffend: «Da redeten zwei Leute, von denen der eine sich lieber selber reden hörte und die andere zuweilen Probleme hatte, klar auszudrücken, was sie sagen wollte

Das ist alles gut und schön und trägt unserem Prügelknaben zur Abwechslung ein dickes Lob ein. Wenn er es nur dabei belassen hätte, seufz. Aber nein, er muss noch «ein Beispiel» hinterherschicken – und landet schon wieder im Sumpf.

«Mit ein bisschen Vorbereitung wären Weidels Hitler-Bemerkungen nicht so katastrophal daneben gegangen. «Hitler was a Communist guy»? Echt jetzt? Erstens war er kein Kommunist sondern ein Sozialist, was durchaus ein Unterschied ist, und zweitens nun wirklich kein «Kerl» oder «Kumpel», was guy auf Deutsch bedeutet.»

«guy» bedeutet auf Deutsch ebenso Typ oder Bursche, nebenbei.

Es gibt zwei revisionistische, geschichtsfälschende Standards in der Beurteilung des Hitler-Faschismus. Der eine ist, dass der grösste Verbrecher des 20. Jahrhunderts nicht die Sowjetunion überfallen habe, sondern nur einen Präventivschlag führte. Kommt immer wieder auf, muss immer wieder als Nonsens widerlegt werden.

Hitler oder seine Partei seien eigentlich Sozialisten gewesen, ist der zweite, Stalin sei auch Nationalsozialist gewesen; der schlagende Beweis: «Allein der Name seiner Partei hätte als stichhaltiges Argument ausgereicht: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.»

What a bullshit, würde selbst Trump sagen. Das letzte Argument ist  so bescheuert wie wenn man sagen würde, alleine der Name grüne Partei ist Beleg genug, dass ihre Exponenten grüne Politik betreiben – und nicht umweltzerstörende Kriegshetzer sein könnten, die alle Prinzipen der Gründer der Partei verraten haben.

Hitler hatte mit ein paar Getreuen die Deutsche Arbeiterpartei (DAP) 1920 in NSDAP umbenannt. Ihr Parteiprogramm hatte nicht das Geringste mit Sozialismus oder gar Kommunismus zu tun, sondern wollte die Aufhebung des Versailler Vertrags, den «Entzug der deutschen Staatsbürgerschaft von Juden» und die «Stärkung der Volksgemeinschaft». Also klare faschistische Forderungen. Kann jeder, der lesen kann, sogar in der Wikipedia nachschlagen, Stichwort «25-Punkte-Programm». Hitler als geschickter Demagoge hatte einfach alle Schlagwörter im Namen zusammengepappt, von denen er sich Wirkung beim Wähler versprach.

Klarer noch, Georg Strasser, der ansatzweise sozialistisches oder linkes Gedankengut in der NSDAP vertrat, wurde 1934 ermordet, weil das weder Hitler noch Goebbels in den Kram passte. Aber was soll man Banausen die Geschichte erklären.

Genauso wenig war Stalin «Nationalsozialist», sondern proklamierte nach dem offensichtlichen Scheitern der Weltrevolution den Aufbau des Sozialismus in einem Land.

Es entbehrt nicht der Ironie, dass sich Koydl einerseits darüber mokiert, dass Weidel sich nicht klar ausdrücken könne. Andererseits hat er selbst dieses Problem nicht, sondern drückt sich klar falsch und verquer aus.

Musk meets Weidel

Da hyperventilierten die Medien von links bis rechts.

Mehr Gratiswerbung hätte sich die AfD und ihre Kanzlerkandidatin Alice Weidel nicht wünschen können. Da plaudern die Politikerin und der Multimilliardär und Trump-Flüsterer Elon Musk miteinander – und alle hören zu und weg. Was haben sie eigentlich geredet? Interessiert kaum jemanden so wirklich, wer wollte es sich denn anhören?

Denn es geht doch nichts über die Bestätigung von Vorurteilen in den sogenannten Qualitätsmedien. So ist sich «watson» sicher: «Elon Musk ist ausser Rand und Band: Wie ein Berserker arbeitet sich der reichste Mann der Welt momentan am politischen Establishment in Europa ab.»

Okay, «watson» und Qualitätsmedium, das passt zusammen wie ein Palmenstrand mit Grönland. «Zwei hochumstrittene Köpfe, aber ein Herz und eine Seele», weiss der «Blick». Okay, «Blick» und Qualitätsmedium, das passt zusammen wie Schnee an der Copacabana.

«Elon Musks Anarcho-Diplomatie ist ein Problem für Europa – aber wer sich provozieren lässt, hat schon verloren», trompetet die NZZ. NZZ und Qualitätsmedium, aber wieso weitere Vergleiche machen.

CH Media weiss: «Musk hat X zur Macht-Maschine gemacht – jetzt gibt er Alice Weidel den Schlüssel». Hübsches Bild dieses Qualitätsmedienhauses, nur: triumphierte man nicht unlängst, dass sich Musk mit dem Kauf von Twitter halb ruiniert habe und die Plattform in Grund und Boden wirtschafte?

«Blind-Date auf X: Musk trifft AfD-Chefin Weidel», flötet die SDA, erstaunlich lyrisch für die sonst so trockene Nachrichtenagentur. Und was weiss sie von dem Gespräch zu berichten? ««Hitler war ein Kommunist», sagte Weidel». Das ist natürlich Schwachsinn, aber sowohl sie wie Musk haben durchaus auch bedenkenswerte Dinge gesagt. Nur sind die nicht berichtenswert.

Überhaupt nicht komisch finden das die anderen deutschen Parteien und natürlich die SZ: «Milliardär Elon Musk schaltet sich von den USA aus in den deutschen Wahlkampf ein und macht umstrittene Werbung für die AfD.» Und fügt triumphierend hinzu: «Gewerkschaften und Bundesgerichtshof verlassen Musks Plattform X. Konkreter Anlass ihres Abschieds von X ist Musks Wahlkampfgespräch mit AfD-Chefin Weidel.» Daran wird der grüne Kanzlerkandidat und Wendehals (bitte nicht klagen) Habeck zu knabbern haben; er ist gerade zu X zurückgekehrt.

Und die «Weltwoche» vermeldet die Schmonzette: «Bundestagsverwaltung prüft, ob Musks Gespräch mit AfD-Chefin Weidel eine «illegale Parteispende» darstellt».

Es ist mal wieder wie im Irrenhaus. Alle deutschsprachigen Politiker (und Journalisten) mischen sich unablässig in die inneren Angelegenheiten anderer Länder ein und überborden vor Ratschlägen, Anweisungen und Rechthabereien, wie andernorts die dummen Fehler der Regierenden korrigiert werden sollten.

Aber wenn ein irrer Milliardär Sympathien für die deutsche AfD hat und sich mal öffentlich mit der Parteichefin unterhält, dann erhebt sich grosses Geschrei. Dabei haben weder Musk noch Trump bislang die Einverleibung Deutschlands in die USA gefordert. Das müssen sie ja auch nicht, weil sich Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg als übereifriger und immer hilfsbereiter Adlatus der Amis gebärdet.

Und was sagt das Qualitätsmedienhaus Tamedia zum Gespräch? Ihm hat’s, fast bis Redaktionsschluss von ZACKBUM am späten Donnerstagabend, schlichtweg die Sprache verschlagen. Dann erst fand Dominique Eigenmann wieder eigene Worte. Erstes Drittel: Wiederholung von altbekannten Beschimpfungen Musks. Zweites Drittel: launiges Niedermachen des Gesprächs («Duett und Plauderei … sprangen wild von Thema zu Thema … lachten über die angebliche Dummheit aller anderen Parteien … Hitler, wärmte Weidel eine beliebte rechte Verkehrung auf, sei im Grunde nie ein Rechter, sondern immer ein nationaler Sozialist gewesen, ein Kommunist gar», etc.) Letztes Drittel: Beckmesserei und Niedermache: «Interessanter als das, was besprochen wurde, war vielleicht das, was nicht zur Sprache kam.» Interessanter als diese Gesinnungsschmiere wäre vielleicht der Versuch gewesen, den Inhalt der 75 Minuten einigermassen korrekt wiederzugeben.

Dafür gibt’s eine neue Gaga-Rubrik beim Tagi, obwohl Kerstin Hasse doch das Haus verlassen hat: «Dry January und Veganuary». Das wird der Einschaltquotenknüller, schon alleine mit diesem leichtverständlichen Titel  …

Allerdings, so viel Objektivität muss sein, gibt der «Blick» dem Bestsellerautor Claude Cueni eine Plattform, um einen ganz anderen Ton in die Debatte zu bringen. Der fragt besonnen, ob es denn ein Skandal sei, wenn Musk Alice Weidel interviewt: «Für Elmar Thevessen (57), Leiter des ZDF-Studios in Washington, sogar ein ganz grosser. Er sagt im ZDF, dass nur Journalisten und Journalistinnen Interviews führen dürfen.»

Dagegen hält Cueni:

«Slow down. Jeder darf jeden interviewen. Ausser in totalitären Staaten. Die Leute haben die einseitige Berichterstattung satt, sie haben die pürierten Fakten satt, sie haben die Bestrafung von harmlosen Rentnern, die lediglich etwas gelikt haben, satt. Sie wollen informiert und nicht belehrt und umerzogen werden. Sie brauchen keine «Experten», die für sie «einordnen», weil man sie für Deppen hält.»

Das haben allerdings die meisten Medien und auch die meisten Politiker noch nicht geschnallt. Deshalb werden sie mit Leser- und Wählerschwund bestraft. Was ihnen allerdings nicht zu denken gibt, sondern in der Überzeugung bestärkt, dass es eben zu viele Deppen gibt, die streng belehrt werden müssen.

Freier Narr

Wieso darf sich Daniel Ryser so in der «Weltwoche» austoben?

Niemand sonst darf eine reich bebilderte siebenseitige (!) Story ins Blatt heben. Ausser dem Besitzer, Verleger, Herausgeber und Chefredaktor himself, natürlich.

Dass er den Fake Tom Kummer – die Schande des Journalismus – schreiben lässt, ist schon unverständlich genug. Aber auch Daniel Ryser? Der als opportunistischer Wendehals Köppel und die «Weltwoche» als Teil einer rechten Meinungsmachmaschine denunzierte – ohne mit den zahlreich in seiner Schmiere vorkommenden Protagonisten auch nur ein Wort gewechselt zu haben.

Über «Köppels Sturm» behauptete Ryser, damals noch im Sold der «Republik»:

«In der Zürcher Seegemeinde Stäfa musste die Sekundar­schule einen «Gender-Tag» absagen, nachdem Mord­drohungen bei der Schule eingegangen waren. Mitverantwortlich für die Absage waren die beiden SVP-Politiker Andreas Glarner und Roger Köppel.»

Dann trennten sich die Wege von der «Republik» und Ryser. Darauf tauchte Ryser plötzlich im Sold seines vormaligen Feindbilds WeWo auf – und darf seither durch die Welt gondeln und Riesenschinken schreiben, deren Inhalt in keinem Verhältnis zu ihrer Länge steht.

Als neugeborener Kampffeminist verteidigte Ryser auch schon die Bachelorette der Politik, die mit Schiessübungen unangenehm auf sich aufmerksam machte.

Aktuell hat Ryser Jean Peters in Berlin besucht. 37’000 Anschläge wie weiland bei der «Republik» über den «Mann hinter der Potsdam-Story, der journalistischen Bombe des Jahres in Deutschland». Man erinnert sich, die schlecht benannte Organisation «correctiv» schlich sich in ein Treffen in Potsdam ein, wies auf die Nähe zu Wannsee hin und machte daraus ein «Geheimtreffen», an dem finstere Umvolkungs-, Remigrations- und andere üble Deporatationspläne geschmiedet worden seien.

Das führte tatsächlich zu einem Riesenhallo in Deutschland, Demonstranten gingen mit betroffen-entschlossenem Gesicht auf die Strasse und setzten massenhaft «Zeichen gegen Rechts». Gegen Neonazis, Faschisten Rassisten, das üble Gesocks der AfD und dem sie umgebenden braunen Sumpf.

Dummerweise waren aber auch Anwälte und Verfassungsrechtler bei diesem Treffen anwesend, die sich diese Verleumdungen, die auch durch die ganze Presse rauschten, nicht gefallen liessen. Und gerichtlich die Rücknahme dieser wilden Behauptungen verlangten – und Recht bekamen.

Das hindert Ryser, zurückfallend in alte Reflexe, nicht, heute noch zu behaupten, das Treffen habe dazu gedient, «um die massenhafte Vertreibung von Menschen aus Deutschland zu besprechen und um Geld zu sammeln». Schliesslich betreibt Ryser in aller Offenheit Buddy-Journalismus: «Jean Peters ist, vollständige Offenlegung, ein Freund von mir.»

Dieser Freund ist auch klar der Meinung: «Die Frage ist nicht, ob man die AfD verbieten soll, sondern wie.» Das ist nun extremer Meinungspluralismus, dass die Co-Chefin dieser Partei von Köppel gerne interviewt wird und nun sogar eine eigene Kolumne in der «Weltwoche» hat, was wiederum Wendehals Ryser überhaupt nicht stört. Ob er das allerdings seinem Freund in Berlin erzählt hat?

Der hat klare Auffassungen, was in einer Demokratie gewählt werden darf und was nicht: «Die Leute können Werteunion wählen, BSW, Bündnis Deutschland. Aber du hast in Deutschland nicht das Recht, Faschisten zu wählen.» Und wer Faschist ist, das bestimmt natürlich Jean Peters, wer denn sonst.

Was will uns Ryser mit diesem Stück über seinen Freund eigentlich sagen? Dass das ein toller Typ ist, der zu Unrecht kritisiert wurde? Dass die AfD eine Bande von Faschisten ist? Dass es sein Brötchengeber Köppel unterlassen sollte, Alice Weidel und anderen AfD-Exponenten eine Plattform zu bieten, da diese Partei verboten gehört?

Bei seiner «Reise ans Ende der Demokratie», wie Ryser seinen Rundumschlag gegen rechts damals nannte, beschreibt er seinen aktuellen Chef so: «Roger Köppel und Daniel Stricker: wütende, monologisierende Männer auf den Platt­formen Youtube, Locals, Rumble.»

Bei Kummer ist das Problem, dass man nie weiss, ob er Fakt als Fiktion verkauft oder umgekehrt. Da Journalismus kein Romanerzählen sein soll, sind seine Texte unbrauchbar und unlesbar. Bei Ryser ist das Problem, dass der seine Positionen beliebig wechseln kann, wie ein Chamäleon jeweils die gewünschte Farbe annimmt. Das machte seine Texte unbrauchbar und unlesbar.

Will Köppel hier seine Liberalität unter Beweis stellen, mit der Einstellung eines Renegaten, dem er unglaublich Auslauf und Platz zur Verfügung stellt? Wer soll denn die Meinung eines Wendehalses ernst nehmen, der seinen Kopf schneller als ein Kreisel drehen kann?

Peer Teuwsen leidet – an sich

Wenn Journalisten über Journalisten jammern …
… dann bekommt Fremdschämen eine neue Dimension. Und Teuwsen einen neuen Spitznamen.

Denn genau das tut der wohlbestallte (seine Spesenrechnungen sind legendär) NZZaS-Kulturchef Peer Teuwsen. Der hatte, nach etwas trübem Anfang bei der «Schweizer Illustrierte», den er schamvoll in seinem Lebenslauf verschweigt, immer Schoggijobs. Aber das will man ihm nicht vorwerfen.

Beginnen wir das Abkanzeln heimtückisch mit einem Lob. Am Schluss seiner Nabelschau mit Spiegelungen zitiert er Kurt Tucholsky. Dafür hat er schon mal 100 Punkte, die er aber zuvor vergibt. Denn er macht sich Sorgen und Gedanken: «Journalistinnen und Journalisten werden immer linker. Oder immer rechter. Was ist los mit dem Beruf, den ich so liebe?»

So etwa in der Mitte seines (zu) langen Textes behauptet er: «Ich habe mich als Journalist immer als einen verstanden, der sich mit nichts und niemandem gemeinmacht, der Distanz hält. Der nach bestem Wissen und Gewissen alle Seiten zu Wort kommen lässt. Und der keine Marschlieder singt.»

Wenn man so selbstverliebt ist wie er, fällt es einem offensichtlich nicht auf, dass er genau das nicht tut und sogar Tschingderassabum-Marschlieder singt: «Roger Köppel, Besitzer eines eher unbedeutenden Schweizer Magazins, hofiert Wladimir Putin, Angriffskrieger und mutmasslicher Kriegsverbrecher, an einer Pressekonferenz.» Hofiert mit einer Frage? Ist Teuwsen etwa neidisch, weil ihm dieser Spesenausflug nicht genehmigt wurde? Und fällt ihm nicht auf, dass die NZZaS selbst immer unbedeutender wird? Aber er kann noch viel garstigere Marschlieder singen:

«Markus Somm, Besitzer eines unbedeutenden Magazins, tritt in Zürich mit der xenophoben, europafeindlichen Wutbürgerin und AfD-Chefin Alice Weidel auf, um ihr entgegenzubrüllen: «Wir müssen an die Macht!»»

Noch nicht mal, dass Somm Besitzer eines unbedeutenden Magazins ist, stimmt hier. Und wie er eine mögliche Kanzlerkandidatin abkanzelt, ist nicht mal ein Marschlied, das ist demagogisches Gebrüll eines Wutschreibers. Ob Teuwsen wohl, um Äquidistanz (blöd auch, dass ihm dieses Fremdwort nicht eingefallen ist) zu halten, auch Netanyahu als mutmasslichen Kriegsverbrecher bezeichnen würde?

Dann erzählt Teuwsen selbstverliebt, wie er eingeladen wurde, um mit dem Chef von «correctiv» ein Interview bei einer Journalistenveranstaltung zu machen. Offenbar sollte das dann eher ein Podiumsgespräch werden, und Teuwsen hatte furchtbar kritische Fragen dabei.

Das beschreibt Teuwsen, um Distanz nach allen Seiten bemüht, so: «Das ist das spendenfinanzierte deutsche Online-Medium, das im Januar dieses Jahres von einem «Geheimtreffen» in Potsdam berichtete, an dem AfD-Politiker, Unternehmer und andere Gesinnungsgenossen «die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland» geplant haben sollen. Als Folge der Recherche, die in Aussage und Vorgehen umstritten ist, gingen in ganz Deutschland Hunderttausende «gegen rechts» auf die Strasse.»

Das Medium ist nicht nur spendenfinanziert, sondern wird auch mit Steuergeldern unterstützt. Und die «Recherche» ist nicht nur «umstritten», sondern dem Verein (und allen, die diese Behauptung ungeprüft übernahmen) wurde gerichtlich verboten, diese Fake News einer angeblich geplanten Vertreibung weiter zu verbreiten. Aber solche Fragen hatte Teuwsen nicht «nach Bern mitgebracht». Auch sonst scheint er nicht viel kritische Fragen gestellt zu haben.

Dann jammert er los: «Was ich in Bern erlebte, ist Ausdruck einer grösseren Entwicklung hin zu einer Reideologisierung, die leider auch unseren Berufsstand erfasst hat. Die Parteipresse von damals ist abgelöst worden durch Meinungsmedien.»

Das nennt man den Balken im eigenen Auge nicht sehen. Zuerst trompetet Teuwsen seine abschätzige Meinung raus. Dann zeigt er, dass er sich nicht mal gut auf das Gespräch mit dem «correctiv»-Faktenfälscher vorbereitet hat. Und dann labert er über Meinungsmedien, der Meinungsträger.

Anschliessend muss er noch etwas geistreicheln und fremdwörterln: «Man kann das alles erklären, ohne es zu verstehen. Die Medienbranche ist eine prekäre. Die Digitalisierung hat auf die sogenannte vierte Gewalt derart disruptiv gewirkt, dass sie, wie die Gesellschaft auch, in immer kleinere Einheiten zerfällt.»

Kein modernes Gequatsche, Pardon, kein Diskurs ohne das Modewort «disruptiv». Bedauerlich nur, dass er keine Gelegenheit fand, «resilient» einzuarbeiten. Dafür aber das schwurbelig nachgestellte Adjektiv «ist eine prekäre». Ist das bemüht-peinlich; ob er weiss, dass man das eine Abart von postnominal nennt, der Sprachquäler?

Dann paraphrasiert er noch den grossartigen Spruch von Bernstein «Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche»:

«Die Medienwelt eilt damit, Lemmingen gleich, dem Abgrund entgegen. Wer die Realität so verbiegt, dass sie in den eigenen kleinen Kopf passt, beleidigt die Intelligenz potenzieller Leser.»

Damit hat sich Teuwsen einen neuen Spitznamen redlich verdient: Elch Teuwsen.