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Wetzel dreht durch

Tamedia übernimmt inzwischen jeden Schrott aus der Süddeutschen Zeitung.

Schon vor seinem Amtsantritt hat Donald Trump bekanntlich Interesse an diversen souveränen Staaten geäussert. Er hätte gerne Panama, Kanada und Grönland. Vorläufig, so als Anfang. Und bist du nicht willig, brauch ich Gewalt: dabei schliesst er die Anwendung militärischer Mittel ausdrücklich nicht aus. Also ein.

Das ist reiner Wahnsinn, ein Novum in der neueren Geschichte, dass der Oberbefehlshaber der mächtigsten Militärmacht der Welt in spe unverhohlen damit droht, sich andere Länder mit Gewalt anzueignen. Dagegen sind die Handlungen Putins und die Politik Chinas gegenüber Taiwan Kinderkram.

Würden die Herrscher Chinas oder Russlands solche Ansichten äussern, die westlichen Medien wären ausser sich. Aber Heuchelei und Doppelmoral erreichen neue, ungekannte Höhepunkte. Genauso, wie völkerrechtswidrige und verbrecherische Handlungen Israels im Libanon oder in Syrien kleingeredet oder nonchalant berichtet werden, vollziehen erste Journalisten bereits eine atemberaubende Kehrtwende und machen einen Bückling vor einem brandgefährlichen Mann.

Der bereits mehrfach verhaltensauffällig gewordene Hubert Wetzel, für die Süddeutsche Zeitung in Brüssel, hat völlig den Verstand verloren:

«Wenn Trumps Amerika den Europäern hilft, Chinas und Russlands hegemoniale Ansprüche in der Arktis einzudämmern, ist das eine gute Nachricht.»

Es fehlen einem die Worte. 2020 raunte Wetzel noch dunkel: «So sterben Demokratien», als Gruss zum Wahlsieg von Trump. Denn früher war diese Schande seines Berufs für die SZ für die USA zuständig. Dann rief er anlässlich der Ukraine bereits den dritten Weltkrieg aus. Und nun das.

«Trump darf sich gern für Grönland interessieren». Wie bitte? Das «wäre eine gute Nachricht für Europa», behauptet der Mann allen Ernstes, «wenn es ihm um die Sicherheit in der Arktis gehen würde». Man muss sich vor so viel geballtem Wahnsinn zuerst einen Moment sammeln. Da will ein Amok, noch bevor er die Mittel und die Möglichkeit dazu hat, ernsthaft fordern, dass Grönland, ein selbstverwalteter Bestandteil Dänemarks, den USA einverleibt wird. Ob als neuer Bundesstaat, als Kolonie oder einfach als imperiales Eigentum, ist völlig ungeklärt.

Und statt dass ein Aufschrei durch die Medien geht, schreibt der erste Wendehals eine »Analyse», dass man darüber durchaus ernsthaft nachdenken sollte, weil das gar keine schlechte Idee sei. Man kann es nicht oft genug wiederholen: dass Trump – im Duett mit Musk – der gefährlichste Mann der Welt ist, ist eine Sache. Das die ersten Schmierenjournalisten auch in deutscher Sprache versuchen, seine absurden imperialen Fantasien zu rechtfertigen, ist die andere, genauso erschütternde Sache.

Der Schluss von Wetzels Geschmiere ist so ungeheuerlich wie der ganze Rest:

«Bleibt die Frage nach der Methode, mit der Trump eine grönländisch-amerikanische Vermählung erreichen möchte. Wie Wladimir Putin, der die Ukraine durch eine Vergewaltigung in die Zwangsehe mit Russland führen will? Oder über eine andere, völkerrechtlich legale und politisch ausgehandelte Konstruktion, bei der es weder zum Krieg mit Dänemark noch zu einer imperialen Unterwerfung der Grönländer kommt

Die Annexion eines Landes über eine «völkerrechtlich legale Konstruktion»? Grossartig, wieso hat Trottel Putin eigentlich nicht daran gedacht, bevor der die Ukraine überfiel? Das wäre doch auch ein Königsweg für China, sich Taiwan einzuverleiben. Deutschland könnte daran denken, die nach dem Zweiten Weltkrieg an Polen verlorenen Gebiete wieder heim ins Reich zu holen. Wieso dürfte sich Serbien nicht wieder den Kosovo oder Montenegro einverleiben? Schluss mit den von den Kolonialherren in Schwarzafrika gezogenen Landesgrenzen, da sollte wieder zusammenwachsen, was zusammen gehört.

Und wenn wir schon dabei sind: An der Vereinbarung des Zaren mit den USA, ihnen Alaska zu verkaufen, kann doch auch gerüttelt werden, das müsste endlich wieder in den Besitz Russlands überführt werden. Ist doch sowieso irr, dass die USA ausserhalb ihres Stammterritoriums noch so ein riesiges Stück Land besitzen, das ihnen eigentlich gar nicht gehört.

Sollte diese Irrwitzpolitik Trumps Schule machen, ist der Ukrainekrieg nur ein Vorgeschmack auf weltweite Metzeleien, Grenzverschiebungen, Kriege, Eroberungen und Rückeroberungen. Wobei dann der Einsatz von Atomwaffen diesem Irrsinn ein Ende bereiten würde, weil es nichts mehr gäbe, was sich zu erobern lohnt.

Dass solche Gedanken in einem kranken Hirn unter einer merkwürdigen Frisur keimen, nun ja. diesen Präsidenten haben die Stimmbürger der USA gewählt.

Dass aber ein Mitarbeiter einer angeblich seriösen deutschen Zeitung einen solchen Schwachsinn schreibt, ist nochmal eine Steigerung des Wahnsinns. Dass Tamedia sich nicht enblödet, das unkritisch einfach zu übernehmen, ist ein weiterer Tiefpunkt so weit unten, wie man ihn sich, trotz Abhärtung, nicht vorstellen konnte.

Sollte die Menschheit die Präsidentschaft Trumps überleben, muss dieses Machwerk an einen Schandpfahl des journalistischen Niedergangs genagelt werden. Es steht hurrapatriotischem Gebrüll vor und während des Ersten Weltkriegs in nichts nach.

Wenn sich gegen die Publikation dieser Monstrosität nicht hörbarer Widerstand in der Restredaktion von Tamedia entfaltet, ist es leider völlig klar, dass sie nur noch aus feigen Opportunisten besteht, denen ihr Pöstchen wichtiger ist als Haltung, Rückgrat und Anstand.

Vergurkt

Man soll keine Namensscherze machen, aber …

Als Christoph Gurk über den Erdrutschsieg von Nayib Bukele in El Salvador unkte, hat ZACKBUM noch auf Namensscherze verzichtet. Obwohl Gurk knirschend einige Erfolge des Präsidenten eingestand, aber dann befand: «Sollte man nun also gratulieren? Eher nein.» Warum? «Nun, so ist es zu befürchten, ist es (El Salvador, Red.) auf dem Weg in die nächste Diktatur.»

Dass die Bevölkerung nach jahrelanger Bandenkriminalität und Tausenden von Toten aufatmet und man wieder auf die Strasse gehen kann, ohne allzu grosses Risiko, in eine Bandenschiesserei zu geraten, das ist Gurk egal.

Noch ablehnender steht er natürlich Javier Milei gegenüber. Auch da gibt er seine Meinung gleich in Titel kund: «Ein Jahr «Anarcho-Kapitalismus»: Armes Argentinien. Drei Jahre unter Javier Milei stehen noch bevor». Armes Argentinien? Allerdings. Wie das Land vom korrupten Kirchner-Clan und seinen Vorgängern ins Elend, ins Staatsbankrotte und in die Depression getrieben wurde, ist ungeheuerlich.

Nun muss auch hier Gruk einräumen: «Die Inflation ist gesunken, und erstmals seit etwa eineinhalb Jahrzehnten konnte Argentinien unter Milei wieder einen Haushaltsüberschuss präsentieren.» Gleichzeitig muss er knirschend einräumen, dass trotz schmerzlicher Folgen die Mehrheit der Argentinier hinter Milei steht. Denn sein «no hay plata», es ist kein Geld mehr da, das versteht eigentlich jeder – ausser Gurk.

Nun gäbe es da einige Traumtänzer in Europa, die sich sogar Milei zum Vorbild nehmen wollen. Aber:

«Das aber wäre ein Fehler. Denn der rechtslibertäre Staatschef ist kein Vorbild, sondern eine Gefahr.»

In erster Linie für die ideologisch geprägten Vorurteile von Gurk.

Aber sein eigenes Problem, nennt man in der Psychologie Übertragung, wirft er seinen Feindbildern vor: «Es geht längst nicht mehr um Fakten, es geht um Glauben, nicht um neue Ideen, sondern um eine Ideologie.»

Die Fakten wären, dass Argentinien viele Jahre lang am Staatsbankrott entlangsegelte, seinen Schuldendiensten nicht nachkam, von allen internationalen Geldquellen ausgeschlossen, dazu hochkorrupt und eigentlich aussichtslos im Niedergang gefangen. Wäre es so weitergegangen, dann wäre Argentinien heute entweder vor oder nach dem nächsten Staatsbankrott. Tolle Aussichten.

Aber Gurk hat’s nicht so mit verschiedenen Zukunftsperspektiven; gegen Schluss seiner Philippika wird er noch recht demagogisch gemein:

«Milei sieht sich in einen Kulturkampf, Kommunismus gegen Kapitalismus. Das ist eine bedrohliche Entwicklung und ein besorgniserregender Rückschritt für ein Land, in dem das Ende der Diktatur gerade einmal vier Jahrzehnte zurückliegt. Damals wähnten sich rechte Militärs in einem Krieg gegen eine vermeintliche linke Weltverschwörung, sie entführten, folterten und ermordeten deshalb Zehntausende Menschen

Das ist ungeheuerlich. Damit unterstellt Gurk also, dass Milei einen «besorgniserregenden Rückschritt» verkörpere, der möglicherweise zurück in die Militärdiktatur, Folter und Mord führen könnte. Während der Fortschritt der linken Regierungen darin bestand, dass das Land nicht aus seiner Misere herauskam.

Es ist offenbar auch für Gurk, wie für viele Ideologen seines Schlages, nicht einsehbar, dass die Lösung «machen wir neue Schulden, dann kommt’s schon mal gut», absurdes Wunschdenken von Traumtänzern ist. Passiert nicht allzu häufig dass die Bevölkerung in gleich zwei lateinamerikanischen Ländern den besseren Durchblick als der Korrespondent  der «Süddeutschen Zeitung» hat, der vielleicht mal bei seinem Kollegen Thomas Fuster (oder bei Alexander Busch) von der NZZ etwas Nachhilfe nehmen könnte, wie man eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation mit Sachverstand analysiert.

Stattdessen, jetzt geht es nicht mehr anders, vergurkt Gurk eine Meinungsäusserung nach der anderen.

Wetzel dreht auf

Oder durch? Der Journalist der SZ Hubert Wetzel will immer vorne dabei sein. In der Twilight Zone.

Kriegerische Ereignisse, die schon eine Weile andauern, fordern geradezu eine sprachliche Nachrüstung, eine Aufrüstung. Denn immer nur schreiben «in der Ukraine ist Krieg, und alleine die Russen sind dran schuld und Putin ist ein irrer Verbrecher», das wird auf die Dauer auch langweilig.

Und die meisten sogenannten «Experten» haben gemerkt, dass Triumphgesänge, dass die Ukraine demnächst siegen wird, dass die russische Armee demnächst zusammenbrechen wird, dass die ganze russische Wirtschaft den Bach runter geht und Putin aus dem Kreml gejagt wird – nun, dass das vielleicht etwas zu tollkühn war.

Also probiert es Wetzel aus dem Kopf des Chaoshaufens EU berichtend, also aus Brüssel, mal mit was Neuem:

So fragt er bang in der «Süddeutschen Zeitung», und mangels eigener Meinung, Kompetenz oder schlichtweg wegen «kä Luscht» rupft Tamedia den Text ein wenig und publiziert ihn auch. Wieso sich auch gross Mühe geben dabei, Titel und Lead sitzen doch prima:

Man beachte den feinen Unterschied, dass Tamedia «dritter Weltkrieg» klein schreibt, ein kleiner Nasenstüber aus Banja Luka Richtung München. Wetzel, muss ZACKBUM einschieben, hat schon eine ganze Latte von verhaltensauffälligen – um kein stärkeres Adjektiv zu verwenden – Unkenrufen abgesetzt. Schon 2020 raunte er unheilschwanger: «So sterben Demokratien», weil Trump «offensichtlich» keine Ahnung habe, wie Demokratie geht. Auch da musste er sich bei der aktuellen Wahl steigern, also verglich er die Wahl Trumps seines Vizepräsidenten mit einer Szene aus dem «Weissen Hai». Ungelogen, der Mann ist nicht ganz dicht.

Aber neu hat er einen viel grösseren weissen Hai, sozusagen ein Überuntier entdeckt. Den Ukrainekrieg. Nun, das wäre so gesehen etwas langweilig, also rüstet Wetzel verbal gross auf. Er lässt aufrüsten, denn was eignet sich besser dazu als ein (erfunden oder echt, weiss man’s?) Zitat eines «Diplomaten in Brüssel», der leider keinen Namen hat: Wir seien noch nicht wirklich im Dritten Weltkrieg angelangt, ««aber man kann schon das Gefühl haben, zumindest in einer Art Vorkriegszeit zu leben. Als seien wir wieder in den Jahren 1912/13, als die Balkankriege stattgefunden haben» – die Vorboten des grossen europäischen Gemetzels, das dann 1914 begann.»»

Nun ja, vielleicht sollte Wetzel doch mal «Die Schlafwandler» lesen, aber wir wollen nicht zu viel historische Kenntnisse verlangen. Nun kommt eine Latte von Einschränkungen, es gebe in der Tat noch keine direkte militärische Konfrontation zwischen den Atommächten, aber immerhin unterstützten ja die USA, England und Frankreich die Ukraine. Und auf der anderen Seite sehe es auch ganz schön global aus:

«Moskau bekommt Militärdrohnen aus dem Iran und Artilleriegranaten aus Nordkorea, das dortige Regime hat zudem Tausende Soldaten an die Front bei Kursk geschickt. Am wichtigsten ist für Russland aber die Unterstützung durch China. Peking kauft Russland Rohstoffe ab, ermöglicht die Umgehung der westlichen Sanktionen und liefert verbotene Güter.»

Es ist nur wundersam so, dass es trotz diesen «Tausenden Soldaten» noch keinen einzigen belastbaren Beweis für deren Existenz gibt. Aber mit so Details hält sich ein Globalstratege wie Wetzel doch nicht auf. Nun kommt wieder eine anonyme Quelle zum Zug, wie es sich für gehobenen Qualitätsjournalismus gehört:

««Es ist völlig klar, dass Russland diesen Krieg ohne China so nicht führen könnte», sagt ein europäischer Diplomat. Man könne heute sicher feststellen, dass China von einem eher indirekt agierenden «Ermöglicher und Helfer» zu einem direkten «Kriegsbeteiligten» geworden sei

Damit habe, bietet Wetzel der gelben Gefahr die Stirn, «Peking nach westlichen Erkenntnissen mittlerweile die von der EU definierte rote Linie bei der Unterstützung Moskaus überschritten und versorgt Russland nicht mehr nur mit vom Westen sanktionierten Gütern, die zivil und militärisch nutzbar sind».

Es ist wirklich unverschämt. 30 Staaten, berichtet Wetzel stolz, versorgten die Ukraine mit Kriegsgerät und Finanzen. Und da kommt doch der Chinese daher und wagt es, mit Russland Geschäfte zu machen. Ohne Wetzel (oder anonyme Diplomaten) vorher zu fragen, ob damit nicht eine rote Linie überschritten werde.

Dann noch die Beschädigung von Pipelines und Datenkabeln in der Ostsee, mutmasslich durch chinesische Schiffe. Da braut sich Ungeheuerliches zusammen, weiss Wetzel.

Nun muss er didaktisch werden und die Frage in den Raum stellen: «Was bedeutet das?» Ja waseliwas? Auch das kann Wetzel leider nicht selbst beantworten, daher kommt schon wieder diesmal ein «ranghoher Brüsseler Diplomat» zu Wort; seine Vorgänger waren offenbar nur Fussvolk. Der raunt, das heisse, «dass das chinesischeuropäische Verhältnis sich in einem riskanten Zwischenzustand befindet. «Wir sind nicht im klassischen Sinn im Krieg miteinander», sagt der Diplomat. «Aber zwischen uns herrscht bestimmt kein Frieden.»»

Ohä, das ist die Entdeckung eines vierten Zustands, eine Weltsensation. Zuvor gab es Krieg, Frieden und kalten Krieg. Jetzt gibt es auch noch «im klassischen Sinn» keinen Krieg, aber im nichtklassischen Sinn auch keinen Frieden.

Und ZACKBUM fragt mal wieder matt, ob es wirklich Leser gibt, die gerne für solchen Stuss etwas bezahlen, damit ihnen eine Reihe von anonymen Diplomaten vorgeführt werden, die Unverständliches labern.

 

Zusammengeholzt

Arme Autoren der SZ. Tagi-Leser bekommen nur Fragmente.

Michael Neudecker ist der England-Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung». Wenn er sich nicht gerade darüber erregt, zur Präsentation des neuen Pirelli-Kalenders eingeladen und bewirtet zu werden, widmet er sich auch der Literatur. Genauer dem Bestsellerautor Robert Harris. Dessen neustes (und nicht unbedingt bestes) Buch «Abgrund» stürmt mal wieder die Bestsellerlisten.

Zudem kommt die Verfilmung seines Werks «Conclave» über die Papstwahl gerade in die Kinos. Genug Anlass für ein «Profil» in der SZ, Titel: «Robert Harris. Autor von «Konklave» mit einem Faible für Randfiguren». Auf rund 4000 A holpert sich Neudecker nicht unbedingt literarische hochstehend und sehr, sehr selektiv durch das voluminöse Werk von Harris. Die Cicero-Trilogie («Imperium, Titan, Dictator»), das Hauptwerk, ist ihm offensichtlich zu schwer. Ausserdem passt es nicht zu seiner dünnen These der Randfiguren. Zu erwähnen wären sicherlich auch «Aurora» über einen fiktiven Sohn Stalins oder «Der zweite Schlaf», eine bedrückende Dystopie.

Aber item, Neudecker gibt alles und versucht das ihm Mögliche, was nun nicht viel, aber immerhin etwas ist. Zu seinem Pech hatte der Tagi gerade auf seiner Seite «Meinungen» mangels Meinungen noch ein Plätzchen frei:

Nun ist es aber im Kopfsalat-Imperium Tamedia so, dass ja über ein Dutzend Blätter bespielt werden müssen, wo jeweils die lokale Rumpfredaktion theoretisch die Möglichkeit hat, eigene Werke einzupflegen. Deshalb hat hier jedes Gefäss im Sinne des Qualitätsmanagements von Simon Bärtschi (wo ist der Schlingel eigentlich abgeblieben; trinkt er mit Kerstin Hasse ein Bierchen nach dem anderen?) seine genau vorgegebene Zeichenzahl.

Und das sind hier halt 2800 und nicht 4000 wie bei der SZ. Da gilt das Qualitätsprinzip: was nicht passt, wird passend gemacht. Also werden mal kurz 30 Prozent des Texts rausgehackt.

Nun ist natürlich jeder Text kürzbar. Allerdings gibt es dabei zwei Probleme. Es muss gekonnt sein, und irgendwann wäre es besser, einen neuen, kürzeren Text zu schreiben, weil sonst alles in den Gelenken knirscht und knackst.

Der Originaltext von Neudecker in der SZ ist auch nicht gerade ein Höhepunkt der Beschreibung von Literatur. Aber wer das Geholper beim Tagi & Co. liest, könnte sich schon fragen, ob Neudecker noch das Perlhuhn mit Rosmarin-Mangold mit sich an der Decke räkelnden leichtbekleideten Damen auf dem Magen lag, als er das schrieb.

Dass Tamedia aus Qualitätsgründen, Pardon, aus Spargründen so vieles von der SZ übernimmt, ist das eine. Ohne Rücksicht darauf, dass sich die deutsche Weltsicht nicht nur in Form eines ß oder mit Wörtern wie «parken» von der schweizerischen unterscheidet.

Das andere ist aber, dass sogar bei diesen Übernahmen Hand angelegt wird, Texte notgeschlachtet, damit sie in die Gefässe des Qualitätsorgans passen. Ohne, dass sich der Autor dagegen wehren könnte. Denn letztlich steht immer noch Neudecker über oder unter dem Text, obwohl er mit diesem Trümmerhaufen eigentlich nicht mehr viel zu tun hat.

Als Gipfel der Frechheit versteckt Tamedia diesen übernommenen, gekürzten und misshandelten Text noch hinter der Bezahlschranke. Die Leserverarschung erreicht ungeahnte Höhepunkte.

 

Dienst ohne Vorschrift

Die Tamedia-Redaktion ist völlig von der Rolle. Die Leserschaft flüchtet.

Welcher Blattmacher, welcher Online-Verantwortliche macht mit so einer Story auf?

Nur eine Redaktion, die alles verloren hat, inklusive Haltung, journalistischem Ethos und Professionalität. Denn was soll die Frage? Sollen nun also Teslafahrer aus Protest ihre Karre stehenlassen und wieder auf den Porsche umsteigen? Oder setzen sie mit dem Fahren eines Teslas ein Zeichen für Trump?

Genau umgekehrt sieht es Joachim Becker. «Pro: Wer ein E-Auto kauft, setzt ein Zeichen gegen Trump». Dagegen keilt Andreas Remien. «Kontra: Wer einen Tesla kauft, unterstützt Trump».

Und der Hammer: Das sind zwei Autoren der «Süddeutschen Zeitung». Was interessiert es den Schweizer Leser, was zwei Deutsche über den Tesla denken? Eigentlich nichts. Aber offenbar war die Qualitätsredaktion von Tamedia so völlig mit dem Schneiden des Protestfilmchens ausgelastet, um das selber in die Hand zu nehmen.

Dann gleich der nächste Brüller: «Schweizerinnen und Schweizer würden Kamala Harris wählen». Interessant, kleines Problem aber; Schweizer können gar nicht wählen.

Die faszinierenden Schlagzeilen folgen Schlag auf Schlag:

«Seit Donnerstag, 24.10.2024 ist eine Anmeldung und Registrierung via OneLog, dem Login-Tool der Schweizer Medien- und Verlagshäuser, aufgrund eines Cyber-Angriffs nicht möglich. Die mit dem OneLog-Login verbundenen Services – wie beispielsweise das Kommentieren von Artikeln – sind ebenfalls nicht verfügbar. Unsere Inhalte sind vorübergehend frei zugänglich und der Zugang zu den E-Papers ist geöffnet.»

Der Beitrag zum Thema: wir haben alles im Griff, ausser unseren Auftritt.

Wir kommen zum nächsten Höhepunkt von Tamedia, der Kultur». Oder so.

Hä? Ist nicht wichtig, wurde von der SZ übernommen, irgend so eine Geistreichelei, die morgen schon wieder vergessen ist.

Gibt es sonst noch weltbewegende Themen? Aber sicher:

«Gute Nacht! Alles zu Schlaf› und Zeitumstellung». Das ist nun etwas frech. Denn was braucht man denn noch für einen tiefen und gesunden Schlaf, wenn man den neuen Online-Auftritt des Tagi anschaut? Nichts.

Aber dann kommt doch mal eine qualitativ hochstehende Eigenleistung, oder nicht? Die Antwort ist «oder nicht».

 

Da hätten wir einen «Ticker: Ukraine-Russland-Krieg». Und wir hätten einen Ticker «zum Krieg in Nahost». Ticker heisst: arme Schweine im Newsroom müssen Agentur-Meldugen und anderes zusammenschnipseln und aneinanderkleben.

Missglücktes Redesign, demotivierte Redaktion, Schnarchartikel. Mit dieser Erfolgsmischung wird Tamedia sicherlich die Einschaltquote in ungeahnte Höhen treiben und in Scharen zahlende, neue Leser gewinnen. Ganz sicher. Aber nur in einer Fantasiewelt der Tamedia-Häuptlinge, die jeden Kontakt zu Realität und Produkt verloren haben.

«Weltwoche» eiert

In den Seilen hängend, wuschig, schlecht gelaunt.

So kann’s gehen. In der heilen Werbewelt preist sich die «Weltwoche» als «unabhängig, kritisch, gut gelaunt» an. Dabei greift sie in die Harfe: «Oberstes Ziel der Weltwoche bleibt es, die Intelligenz ihrer Leserinnen und Leser anzusprechen mit möglichst brillant geschriebenen Artikeln.»

So viel zur Theorie. Die die WeWo durchaus immer wieder und häufiger als die Mainstream-Medien einlöst. Ausser, es geht um Russland. Oder China. Oder das Christentum. Oder Sanija Ameti.

Angesichts eher beschränkten Platzes ist auch Auswahl und Gewichtung ein Thema. Da gibt es aktuell wichtige und unwichtige Ereignisse. Ein wichtiges ist zum Beispiel, dass der russische Präsident Putin die mögliche Lieferung von Mittelstreckenraketen an die Ukraine als direkte Kriegshandlung der NATO gegen sein Land bezeichnet.

Und selbst die Kriegsgurgeln von der «Süddeutschen Zeitung» einen Moment innehalten, ob eine solche Eskalation eine gute Idee wäre oder uns einem Atomkrieg einen guten Schritt näher brächte.

Wenn aber die Titelstory lautet «Free Sanija Ameti» und von Daniel Ryser geschrieben wird, dann ist ein seltener Tiefpunkt höheren Schwachsinns erreicht. Wäre das Cover der aktuellen Ausgabe eine Referenz an «Titanic», das grossartige Satiremagazin, könnte man es noch knapp goutieren. Aber ein Wendehals, der wegen unmöglichen Verhaltens gefeuert wurde, schreibt über eine dummdreiste Provokateurin, die wegen unmöglichen Verhaltens gefeuert wurde? In einem Organ, das er noch kurz zuvor als Hort von Verschwörungstheoretikern, angeführt von einem Jünger Bannons, beschimpfte?

Und ist jemand, der für eine sich in aller herrlichen Freiheit befindende Person «Befreiung» fordert, noch ganz dicht? Ist ein Organ ganz dicht, das das zur Titelgeschichte macht? Damit insinuiert, Ameti sitze im Knast, sei politische Gefangene, müsse befreit werden, so à la Julian Assange? Wie bescheuert ist das denn?

Nebenbei: «Swatch ist unterbewertet», das zeugt wieder einmal von der grossen Wirtschaftskompetenz des Blatts. Sollte eigentlich schadenersatzpflichtig sein, so ein Unsinn.

Da ist das Wort Realsatire zu schwach dafür. Und abgesehen davon: seit dieser Swiss Miniature erschütternde Skandal ausbrach, also seit knapp einer Woche, hat die WeWo sagenhafte 18 Artikel auf dieses Null-Thema verbraten. Dabei hat sie eine Pirouette gedreht, bei der sie auf allzu dünnem Eis einbrach. Zuerst durften Christoph Mörgeli und Philipp Gut zubeissen. Dann bekamen sie einen Maulkorb, und Roger Köppel himself forderte «Gerechtigkeit für Sanija Ameti», obwohl er sich in seinen religiösen Gefühlen durchaus verletzt sah.

Dann griffen alle engelsgleich in die Harfe. Ein selten sanfter Mörgeli forderte «Milde» ein. Köppel gar «Gerechtigkeit». Alex Baur sprach sich gegen Männerfantasien aus: «Finger weg von Ameti».

Und dann die nächste Volte: «Opfer Ameti? Nach der Empörung nehmen die Medien Sanija Ameti allmählich wieder in Schutz. Bei allem Verständnis sollte man nicht vergessen, dass sie symbolisch auf das Fundament unserer Werte geschossen – und die Affäre selbst losgetreten hat».

Ist halt schon blöd, wenn man aus Prinzip immer gegen den Strom schwimmen will – und der Strom ständig seine Richtung ändert. Sie habe das alles selber losgetreten, schimpft Hubert Mooser, ganz ohne Milde oder christliche Nächstenliebe.

Ist das ein Thema, das der WeWo-Leser dermassen ausführlich ventiliert sehen möchte? Als Titelgeschichte? Aufregung um ein Politik-Pin-up-Girl? Die Berichterstattung über dies Bachelorette der Politik zieht sich selbst auf ihr Niveau herab.

Dagegen kann man nichts machen. Das widerfährt Kritikern, Bewunderern, Fans, Verteidigern und der überwältigenden Mehrheit, die überzeugt ist, dass der Primitiv-Provokateurin recht geschah. Die jetzt noch ihre letzte Karte ausspielt: das Drücken auf die Tränendrüse, die Mitleidsnummer. Frau mit Migrationshintergrund, gelegentlich Muslima, lasziv, posierend, immer eine vorbereitete Rempelei auf Lager. Aber sonst nichts. Und nun gehe es ihr ganz schlecht, wisse sie nicht, wie lange sie das noch aushalte. Und dann?

Aktion und Reaktion sind inzwischen gleichermassen widerlich geworden. Daher stellt ZACKBUM hiermit die Berichterstattung über dieses Sumpfgebiet ein. Und befreit sich selbst von Ameti, Rysers und allen anderem Gesocks.

Wie das «Tagblatt» den Osten beschallt

Einheitssauce aus dem Hause CH Media. Plus bescheidene Eigenleistungen.

Mit «Die Ostschweiz» verschwindet die einzige Alternative zum Einheitsbrei aus Aarau in der Ostschweiz. Dort herrscht das St. Galler Tagblatt mitsamt diversen weiteren Kopfblättern, die sich inhaltlich lediglich durch ein wenig Lokalberichterstattung unterscheiden.

In der Auslandberichterstattung wärmt CH Media, und somit auch das «Tagblatt», gerne alte Storys auf. So zetert Remo Hess aus Brüssel am 5. September:

Immer wieder dieser Orbán, neben Donald Trump der Lieblingsfeind aller woken Schreiber. Kleines Problem dabei: bereits am 30. Juli titelte die «Süddeutsche Zeitung»: «Einfallstor für Putins Gefolgsleute. Viktor Orbán ermöglicht Russen und Belarussen mit Visa-Erleichterungen die Einreise in den Schengen-Raum.»

War knackiger formuliert und fand natürlich sein Echo in den Kopfsalatblättern von Tamedia. Auch die SDA klapperte am 2. August hinterher. Immerhin nau.ch und die SDA meldeten dann die Gegenwehr Ungarns, es «verteidigt Sonderregel für Gastarbeiter». Und am 22. August fasste die NZZ nochmal zusammen: «Visa-Lockerungen als Einfallstor für russische Spione? Ungarn lässt die EU erst zappeln – und dementiert dann formell».

Man kann als mit Fug und Recht sagen, dass dieses Thema abgefrühstückt ist. Gegessen. Erledigt. Nur nicht für das «Tagblatt», dieses Qualitätsorgan.

Welche Qualität legt es denn in der Lokalberichterstattung vor? Eine hohe, im wilden Mischmasch inklusive Anzeige:

Ein exklusiver Einblick in das Haus eines Architektenehepaars, der Gossauer «Benzinpreis-Brecher», die «Top-Autoversicherung», der Bundesrat räume «Fehler bei Corona-Massnahmen» ein. Das Thema wäre vielleicht Gelegenheit für etwas Selbstkritik, denn auch CH Media verfolgte das staatliche Handeln mit unkritischer Distanz und drosch auf «Corona-Leugner» und andere «Aluhut-Träger» kräftig ein. Aber nicht doch.

Dann eine weitere Portion Gemischtes und Gehacktes:

Lehrlinge wandern aus Appenzell ab, Filmfestspiele Venedig, schon wieder die «Top Autoversicherung», der Thurgau soll zur Annahme von Bargeld gezwungen werden, etwas Weissraum, und in Georgia hat ein Teenager vier Menschen an einer Schule getötet. Das nennt man mal eine Handschrift.

Eine eigene Note können Zeitungen durch ihre Kommentare setzen. Leider ist das bei CH Media intellektuell und auch sonst eher überschaubar.

Bruno Knellwolf übt sich in Ausgewogenheit: «Manchen waren die Corona-Massnahmen des Bundes zu streng, anderen zu lasch». Statt ein solches Einerseits-Andererseits zu versprühen, verpasst er wieder einmal die Gelegenheit, Vergangenheitsbewältigung in eigener Sache zu machen. Wie war eigentlich die Berichterstattung von CH Media? Gab es da vielleicht Fehler? Wenn ja, welche? Könnte es sein, dass der zunehmende Vertrauensverlust in die Medien auch darin begründet liegt, dass sie während der Pandemie zu lammfrommen Nachkläffern staatlicher Massnahmen wurden? Wuchs nicht «Die Ostschweiz» gewaltig und überholte sogar das Tagblatt online, weil es einen kritischeren Ansatz fuhr?

Könnte man doch mal kommentieren. Könnte.

Schliesslich erklärt sich noch der Deutschland-Korrespondent Hansjörg Friedrich Müller, den CH Media von der NZZ erbte:

Auch hier ist die Frage, ob es den Leser wirklich auf fast einer Seite interessiert, wieso Müller dieses Adjektiv für die AfD verwendet. Nach einem länglichen Ausflug in die Geschichte und in Stellungnahmen des deutschen Verfassungsschutzes outet sich Müller:

«Der Verfasser dieser Zeilen bezeichnet die AfD manchmal als «rechts», meist aber als «rechtsradikal». Extremistisch wäre sie, wenn sie ein Ende der bestehenden politischen Ordnung anstreben würde. Die Belege dafür erscheinen ihm bisher nicht als ausreichend.»

Dann erklärt Müller, wieso er einen anderen Begriff nicht verwende: «Die Bezeichnung «rechtspopulistisch» empfindet er dagegen als zu harmlos, lässt sie doch eher an einen Politiker wie den Niederländer Geert Wilders denken, der für eine harte Asylpolitik eintritt und sich islamfeindlich äussert, aber nie behaupten würde, ein Mensch afrosurinamischer Abstammung könne kein Niederländer sein. AfD-Politiker nennen eingebürgerte Migranten oft verächtlich «Passdeutsche».

Mit «er» meint er übrigens sich selbst, so als eine Art Distanzierung von sich selbst. Oder wie auch immer. Dann wird es unfreiwillig komisch, denn Müller nimmt sich seine Leser zur Brust:

«Die Bezeichnung der AfD als «rechtsradikal» führt in den meisten Fällen zu energischem Widerspruch aus der Leserschaft: Man habe das Programm der Partei gelesen, heisst es dann in den Zuschriften, dieses stehe doch nicht im Widerspruch zur deutschen Verfassung, die AfD fordere ja auch nichts anderes als die SVP und so weiter. Die Alternative für Deutschland ist aber anders als die SVP. Und eine Partei ist mehr als ihr Programm: Aus den Reihen der AfD sind rassistische Entgleisungen bekannt, die zu zahlreich sind, um als Einzelfälle abgetan werden zu können

Daher: «Es ist die Meinung des Autors. Er steht zu ihr, kann aber damit leben, dass ihm widersprochen wird.»

Also, Müllers Meinung führt nach eigenem Bekunden sehr häufig zu energischem Protest seiner Leser. Offensichtlich teilen die seine Meinung nicht. Bitte, sagt da Müller, es sei aber – wieder dritte Person – «die Meinung des Autors», der wohl Müller heisst. Und wenn die dem Leser nicht passt, nun ja, damit könne er, also Müller, leben. Vielleicht solange, bis zu viele Leser ihrer gegensätzlichen Meinung damit Ausdruck verleihen, dass sie nicht länger bereit sind, für Müllers Meinung zu bezahlen.

Denn, Überraschung, eine Meinung muss man sich auch leisten können.

Qualität à la Tagi

Nehmen wir «Prawda»-Bärtschi beim Wort und überprüfen das Niveau online.

Fokus, Synergie, Strategie, Stärkung, schwafel, schwurbel. So hört sich die schöne, neue Welt des angeblichen «Leiter Publizistik» bei Tamedia an. Machen wir doch einen kleinen Faktencheck; lassen wir Simon Bärtschis Wortblasen an der Realität zerplatzen.

Nehmen wir einige Müsterchen des Qualitätsjournalismus des Hauses Tamedia:

Das ist nun selbst für Leser mit Alzheimer etwas starker Tobak. Gleich zweimal nebeneinander stellt sich für Wawrinka die Sinnfrage. Und für den Leser die Frage, wieso er für solchen Schrott etwas bezahlen sollte.

Das gilt auch für die gesamte Auslandberichterstattung:

Nein, lieber Leser, da ist nichts von der «Süddeutschen Zeitung» übernommen, ätsch. Aber alles von der deutschen Nachrichtenagentur DPA. Denn es zeichnet doch eine «präzise Einordnung der politischen Aktualität» aus, dass eine Auslandredaktion fast alles aus München übernimmt, falls sie es nicht per copy/paste von Nachrichtentickern abschreibt.

Ganz anders sieht es im Kompetenzzentrum «Wirtschaft» aus, das sich zwar um Pipifax kümmert, aber den abrupten Wechsel auf dem Chefsessel von Nestlé ungerührt als Meldung verkauft. Dazu passt:

Nein, lieber Leser, auch hier ist kein Artikel aus der SZ. Auch nicht alle von der DPA. Sondern nur einer, ätsch. Die anderen sind von der SDA. Eigenleistung auf höchster journalistischer Ebene: null.

Dann probieren wir’s doch beim «Panorama», das ist eigentlich der Spielplatz jeder Redaktion, die sich dem Schlachtruf verschrieben hat: «Die Qualität steht für uns zuoberst.»

Hier, lieber Leser, zeigt sich, wie sich Tamedia «in den Redaktionen auch noch mehr Gedanken dazu macht, welche Art von Journalismus Sie von uns eigentlich erwarten». Resultat: zwei Meldungen von der DPA, eine von der SDA und (endlich) ein Gurken-Beitrag aus der SZ. Eigenleistung null.

Jetzt aber, wenn es einen Ort gibt für höchste Ansprüche, wo geistige Hochspannung und tiefes Denken geballt auftreten, dann bei der Kultur.

Tatsächlich, der Zusammenschrieb über das Zusammengehen der Oasis-Brüder stammt vom Urgestein Peter Nonnenmacher aus London. Heureka, die erste Eigenleistung. Aber schon das Interview mit Kevin Costner ist ein Fremdbeitrag von Stefan Aust und Martin Scholz. Dafür sind die «Streaming-Tipps im August», immer aktuell, sogar gegen Ende August, die Kollaboration von vielen starken Kräften:

ZACKBUM möchte nicht verabsäumen, auf die Qualitätsserie «Elif x Tagi» hinzuweisen, wo der Leser in die Geheimnisse eines knusprigen «Su Börek» eingeweiht wird. Und als Absackerchen gibt es noch die «aufwühlende Geschichte von Flo-Jo», die nun wirklich niemanden interessiert, und die deshalb ganz zuunterst auf der Homepage verstaut ist..

Tja, da bleibt der Leser doch leicht ernüchtert zurück und fragt sich, ob er eine ganz falsche Vorstellung von Qualitätsjournalismus hat. Er kann aber beruhigt werden: nein, hat er nicht. Er wird bloss von Bärtschi und Tamedia gründlich verarscht. Ein sehr nachhaltiges Geschäftsmodell, eine überzeugende neue Strategie. Mach deine Kunden so richtig sauer, dann kaufen sie dir dein Produkt ab.

Schnarchveranstaltung Tamedia

Wie viele Nasen braucht es für 85 Beiträge?

Lieber Pietro Supino,

ZACKBUM korreliert drei Zahlen. Basis dafür ist Samstag, 24. August 2024. Korreliert wird die Anzahl Publikationen an diesem Tag, die Anzahl von Häuptlingen und die Anzahl von Indianern bei Tamedia. Genauer gesagt, nur im Hauptquartier in Zürich, wo der grösste Teil der Einheitssauce hergestellt wird, die sich dann in den Kopfsalat der Lokalblätter giesst.

ZACKBUM nimmt sogar grosszügig zunächst die in München von der «Süddeutschen Zeitung» hergestellten Beiträge als Eigenleistung dazu. Schliesslich muss dort das ß durch ss ersetzt werden, parken durch parkieren, Germanismen ausgemerzt und nach Möglichkeit durch Helvetismen ersetzt werden. Gibt doch auch zu tun.

An diesem Samstag wurden ingesamt, Print, online «Tages-Anzeiger», plus «Das Magazin», 85 Artikel hergestellt.

Dazu nötig war die Arbeitskraft von 52 Häuptlingen (mitgezählt stellvertretende Irgendwas) und 170 Indianern. Kostet ein Häuptling im Schnitt 200’000 Franken und ein Indianer 120’000 im Jahr, dann sind das locker 31 Millionen Franken. Bürokosten, Infrastruktur, Spesen und verbilligtes Mensa-Essen gar noch nicht mitgezählt.

Das bedeutet, dass pro Artikel etwas mehr als ein halber Häuptling involviert war. Und haargenau zwei Indianer daran arbeiteten.

Nun ist es allerdings meistens so, dass ein Artikel (wenn er nicht gleich von der Süddeutschen oder einem Nachrichtenticker übernommen wird) von einem einzigen Indianer geschrieben wird. Was also bedeutet, dass an diesem Tag haargenau die Hälfte der Indianer Däumchen drehten, ihren Federschmuck adjustierten oder gelangweilt in der Nase bohrten.

Oder natürlich so taten, als seien sie an einer ganz wichtigen, tiefen Recherche. Über die Probleme beim Bau von Hazel Bruggers Haus oder über die vier in den letzten 11 Jahren in der Frauenbadi durch Glotzer belästigten Frauen.

Allerdings sieht es noch etwas trüber aus, wenn man Artikel von den Newsagenturen SDA, DPA und AFP nicht zu den Eigenleistungen zählt. Sowie Fremdbeiträge und doch Angeliefertes von der SZ. Das wären dann insgesamt 31 Beiträge. Bleiben also als Eigenleistung noch 54, wobei Anrisse und Einleitungen grosszügig mitgezählt werden, ebenfalls Print und online zählen als zwei Treffer.

Das bedeutet dann, dass zur Herstellung jedes einzelnen Fitzelchens fast ein ganzer Häuptling involviert war. Und es mehr als 3 Indianer brauchte, um einen einzigen Artikel ans Licht der Welt zu befördern.

Bitter sieht es auch aus, wenn man die «Magazin»-Beiträge (meistens sowieso nicht aus eigenen Kräften entstanden) weglässt und misst, was in der gedruckten Zeitung am Samstag erschien, und was an diesem Tag neu online. Das sind 55 Stück im Print und schlappe 18 online.

Wie man die Zahlen auch dreht und wendet, das Resultat ist immer das gleiche: viel zu viele Häuptlinge und Indianer stellen viel zu wenig her. Wobei wir noch gar nicht über die Qualität gesprochen haben, aber das wäre ein anderes, trauriges Kapitel.

Zu wenig, qualitativ mangelhaft, im Umfang seit Jahren schrumpfend. Würde eine beliebige Firma behaupten, ihr Misserfolg mit diesem Geschäftsmodell liege nur an der Arglist der Zeit, der Konkurrenz im Internet und überhaupt, es erhöbe sich schallendes Gelächter. Die unfähigen Manager in den Chefetagen der Medienkonzerne behaupten aber, ohne ihre immer mieser werdenden Produkte sei die Demokratie ernsthaft in Gefahr, würde die Vierte Gewalt massiv an Gewalt verlieren.

Daher brauche es dringend und unbedingt staatliche Unterstützung. Tolles Prinzip: wenn sich der Konsument als Käufer dieser Produkte frustriert verabschiedet, dann wird er halt als Steuerzahler unfreiwillig wieder an Bord geholt.

 

Räder rollen bis zur Niederlage

Hurra. Endlich wieder deutsche Panzer in Russland.

Die Mitgründer der Pazifisten- und Friedenspartei «Die Grünen» Petra Kelly und Gert Bastian rotieren im Grab. Der völlig degenerierte grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck ist inzwischen zum Lobbyisten der deutschen Rüstungsindustrie geworden und findet «Frieden schaffen mit immer mehr Waffen» einen prima Slogan.

In staatstragendem Ton orgelt die «Süddeutsche Zeitung»: «Nicht zum ersten Mal fällt der Schatten der Geschichte schwer auf die deutsche Militärhilfe für die Ukraine. Der mögliche Einsatz deutscher Schützenpanzer durch die ukrainische Armee auf russischem Gebiet bei Kursk muss historisches Unbehagen hervorrufen, kein Zweifel

Immerhin weht für einmal nicht der Mantel der Geschichte. Schliesslich wütete auch hier die deutsche Naziwehrmacht wie die Barbaren, willfährig unterstützt von ukrainischen Faschisten um den Kriegsverbrecher, Antisemiten und heute noch als Volksheld verehrten Stepan Bandera. Schliesslich besiegelte die Panzerschlacht bei Kursk gegen die Rote Armee das nahende Ende der deutschen Invasion.

Nun schlagen aber die Herzen von Altnazis und Fans der deutschen Wehrmacht höher. Heissa, endlich wieder deutsche Panzer in Russland, die Räder rollen wieder. Bis zur nächsten Niederlage natürlich.

Neben den Grünen, der unappetitlichsten und heuchlerischsten Partei der jüngeren deutschen Geschichte, haben das auch die «wer hat uns verraten?» Sozialdemokraten zu verantworten. So verkündete Bundeskanzler Scholz noch 2023, dass deutsche Waffen selbstverständlich nur der Selbstverteidigung der Ukraine dienen dürften – ausschliesslich auf deren Staatsgebiet. Der Schatten der Geschichte, nicht wahr.

Was geht einen Politiker sein dummes Geschwätz von gestern an. Gar nichts, wenn er Sozi ist. Aber die SZ gibt Entwarnung, das ist alles bestens und in Ordnung: «Völkerrechtlich ist der Ukraine genau das nämlich erlaubt. Sie darf den Krieg auf das Territorium des Angreifers tragen und auch Militärgerät, das ihr von anderen Staaten überlassen wurde, dazu einsetzen.»

Mischen wir uns doch nicht ein, rüstet die SZ ab: «Die Ukraine muss und darf letztlich selbst entscheiden, ob sie deutsche Waffen bei ihrer Gegenoffensive einsetzt.» Genau, das hätte Scholz doch eigentlich wissen müssen, als er diesen dummen Satz vom Einsatz deutscher Waffen sagte. So ein Plauderi aber auch. Da muss die Kriegsgurgel Joachim Käppner an seinem sicheren Schreibtisch in München kurz ganz resolut werden: «Denn oberstes Ziel der freien Welt kann nur eines sein: dass die Ukraine diesen Krieg nicht verliert und in Europa nicht das Recht des Stärkeren triumphiert.»

Beim Erreichen dieses «obersten Ziels» können ungeniert alle moralischen Hemmnisse und Standards, die doch angeblich die Überlegenheit der westlichen Wertegemeinschaft und freien Welt gegen den bolschewistischen, Pardon, russischen Untermenschen begründen, ungeniert über Bord geworfen werden.

Russland fällt in der Ukraine ein und behauptet, das diene nur der Selbstverteidigung. Die Ukraine fällt in Russland ein und behauptet, das diene nur der Selbstverteidigung. Im ersten Fall ist es natürlich eine Riesenschweinerei von diesem korrupten Autokraten im Kreml, diesem irren Verbrecher. Im zweiten Fall ist es natürlich absolut gerechtfertigt und eine weitere persönliche Heldentat des unerschrockenen und selbstlosen Freiheitskämpfers in Kiew.

Selenskyj ist überhaupt viel mehr demokratischen Werten verpflichtet als sein Kollege in Moskau. Putin lässt doch gelegentlich Pseudowahlen abhalten, während Oppositionelle drangsaliert werden und ums Leben kommen. In der Ukraine sind die Wahlen schlichtweg abgeschafft, herrscht Pressezensur, während Oppositionelle drangsaliert werden und ums Leben kommen.

Das ist doch ein klares und eindeutiges Bekenntnis zu unseren überlegenen Werten, in deren Namen wir wie weiland unter Adolf Nazi, aber Pardon, da passiert doch manchen Deutschen das Gleiche wie Dr. Strangelove in Stanley Kubricks genialem gleichnamigen Film. Inzwischen im Dienst der USA, kann der deutsche Wissenschaftler seinen rechten Arm nicht kontrollieren, der sich selbständig macht und zum Hitlergruss erhebt.

Ob es noch eine weite Wegstrecke ist, bis man das bei Grünen auch beobachten kann?