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Logik kaputt

Der SZ-Redaktor Joachim Käppner vergewaltigt öffentlich die Logik und missbraucht Stalingrad.

Man übernimmt nicht ungestraft jeden Unsinn aus München – und quält erst noch den zahlenden Leser des Qualitätskonzerns Tamedia. Denn dort zieht einer vom Leder:

Bestürzend ist vielmehr die Ignoranz des Autors gegen Grundregeln der Logik.

Das ist allerdings kein Unfall, sondern ein bewusst herbeigeführter journalistischer Schadensfall. Der Autor behauptet: «Amnesty hat nämlich der russischen Kriegspropaganda ein unverhofftes Geschenk gemacht.» Damit zeige die NGO eine «atemberaubende Ignoranz gegenüber den Opfern eines Zerstörungskrieges». Früher nannte man das bei ihm zu Hause Defätismus und Übernahme von Feindpropaganda.

Dann wird Käppner noch teutonisch-geschmacklos: «In der seltsamen Logik des Ukraine-Berichts müsste man auch der Roten Armee, als sie 1942 Stalingrad gegen die Wehrmacht verteidigte, völkerrechtswidriges Verhalten vorwerfen. Obwohl noch Zivilisten in der Trümmerstadt waren, kämpften die sowjetischen Soldaten um jedes Haus. Was hätten sie sonst tun sollen

Worin besteht seine verkehrte Logik? Amnesty International hat einen Bericht über ukrainische Kriegsverbrechen veröffentlicht. Jeder, der ihn liest, hat keinen Zweifel daran, dass die aufgeführten Beispiele sorgfältig untersucht und belegt sind. Seine Zusammenfassung:

  • Wohngebiete, Schulen und Krankenhäuser dienen als Militärstützpunkte

  • Angriffe aus dicht besiedelten zivilen Gegenden provozieren Vergeltungsschläge

  • Diese Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht rechtfertigen allerdings nicht die wahllosen Angriffe Russlands mit zahllosen zivilen Opfern

AI untermauert diese Vorwürfe, was ausführlich zitiert werden muss:

«Zwischen April und Juli verbrachten Expert*innen von Amnesty International einige Wochen damit, russische Angriffe in den Regionen Charkiw und Mykolajiw und im Donbass zu untersuchen. Sie untersuchten Orte, an denen Angriffe stattgefunden hatten, sprachen mit Überlebenden, Zeug*innen und Angehörigen der Opfer, und führten Fernerkundungen und Waffenanalysen durch.

Bei diesen Untersuchungen fanden die Amnesty-Mitarbeiter*innen in 19 Städten und Dörfern dieser Regionen Belege dafür, dass ukrainische Truppen aus dicht besiedelten Wohngebieten heraus Angriffe durchführten und Stützpunkte in zivilen Gebäuden einrichteten. Das «Crisis Evidence Lab» von Amnesty International hat einige dieser Geschehnisse zusätzlich durch die Auswertung von Satellitenaufnahmen bestätigt.

Die meisten der als Stützpunkte genutzten Wohngebiete befanden sich mehrere Kilometer hinter der Front. Es wären tragfähige Alternativen verfügbar gewesen, die keine Gefahr für die Zivilbevölkerung bedeutet hätten – wie zum Beispiel nahegelegene Militärstützpunkte oder Waldstücke oder andere weiter entfernte Gebäude. In den von Amnesty International dokumentierten Fällen liegen keine Hinweise darauf vor, dass das ukrainische Militär die Zivilpersonen in den Wohngegenden aufgefordert oder dabei unterstützt hätte, Gebäude in der Nähe der Stützpunkte zu räumen. Dies bedeutet, dass nicht alle möglichen Vorkehrungen zum Schutz der Zivilbevölkerung getroffen wurden.»

Gleichzeitig stellt AI klar, wer der Aggressor und Verursacher des Krieges ist: «Bei der Abwehr des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs hat das ukrainische Militär wiederholt aus Wohngebieten heraus operiert und damit Zivilpersonen in Gefahr gebracht. … Gleichzeitig rechtfertigen die ukrainischen Verstöße in keiner Weise die vielen wahllosen Schläge des russischen Militärs mit zivilen Opfern, die wir in den vergangenen Monaten dokumentiert haben. Wahllose Angriffe, bei denen Zivilpersonen verletzt oder getötet werden, sind Kriegsverbrechen.»

Selbstverständlich hatte AI zuvor auch russische Kriegsverbrechen dokumentiert und kritisiert. Im Gegensatz zur Absurd-Logik des deutschen Demagogen Käppner gibt es keine guten oder schlechten, keine gerechtfertigten oder ungerechtfertigten Kriegsverbrechen. Es gibt keine für die gute Sache, über die man daher schweigen muss, während man Kriegsverbrechen für die schlechte Sache anzuprangern hat.

Um in seiner Unsinns-Logik zu bleiben: die Massenvergewaltigungen durch Soldaten der Roten Armee während des Einmarschs ins Deutsche Reich im Zweiten Weltkrieg waren Kriegsverbrechen. Sie sind nicht entschuldbar, aber zumindest verständlich, wenn man bedenkt, welche unsäglichen Nazi-Verbrechen diese Soldaten sehen mussten, als sie von den Faschisten okkupierte Teile der Sowjetunion befreiten.

In Stalingrad verteidigte die Rote Armee tatsächlich Haus um Haus, sie wählte aber nicht absichtlich Schulen oder Krankenhäuser als Militärstützpunkte. Wer dieses Beispiel anführt, müsste zwangsweise von Wassili Grossmann «Leben und Schicksal» sowie «Stalingrad» lesen müssen. Denn der war da und hat’s aufgeschrieben. In einer Weise, die dem Leser das Herz beklemmt. Auf dass Käppner niemals mehr so geschmacklos über diese unsägliche Tragödie schreibe und überhaupt die Schnauze halte.

Wenn der Teutone tobt

Stefan Cornelius ist ein intransparenter Netzwerker.

Natürlich bildet sich der Ressortleiter Politik der «Süddeutschen Zeitung» seine Meinung völlig unabhängig. Unabhängig davon, dass er Mitglied bei der «Atlantik Brücke» ist. Der «Deutschen Gesellschaft für ausländische Politik». Der «Bundesakademie für Sicherheitspolitik». Die Satiresendung «Die Anstalt» machte sich mal über seine vernetzte Unabhängigkeit lustig.

Das sind alles innerdeutsche Angelegenheiten. Oder wären es, wenn es Tamedia nicht belieben würde, seinen Lesern grosse Portionen Deutsches aus Deutschland zu servieren. So auch den Kommentar «Putins perfides Spiel». Ein schlecht abgehangenes Stück perfider Polemik. Dümmlicher Demagogie. Kriegshetze im knarrenden Kasernenhofton.

Müsterchen:

«Mit einer Zeitlupen-Strategie der Zerstörung beisst sich die russische Armee im Donbass fest, hinterlässt ausgebrannte Häuserhüllen und blutgefüllte Granattrichter.»

Zu dieser Art Demagogie gehört die Überhöhung des Widersachers als besonders durchtrieben: «Wladimir Putin ist seinen Widersachern immer einen Schritt voraus. Die Fantasie des Kremlpotentaten bewegt sich näher am Unvorstellbaren, der Eskalationswille ist stets höher, die Leidensbereitschaft und die Fähigkeit zur Zumutung erscheinen grenzenlos.»

Dass Putin ein Versager ist, der bislang kein einziges Kriegsziel erreicht hat, dafür die Beziehungen Russlands zum Westen um Jahrzehnte zurückwirft, Finnland und Schweden zum NATO-Beitritt motiviert, nicht nur dem Image, sondern auch der russischen Wirtschaft ungeheuerlichen Schaden zufügt, solche Aspekte stören hier nur.

Jetzt mache der «Meister des richtigen Zeitpunkts» ein «perfides Verhandlungsangebot: Über einen Export ukrainischen Weizens könne gesprochen werden, sofern der Westen im Gegenzug Sanktionen für den Export russischen Getreides aufhebe.» Jemand weniger perfider, also zum Beispiel Cornelius, würde natürlich den Export ukrainischen Weizens ohne Gegengeschäft anbieten, das versteht sich wohl von selbst.

Aber wie kann man diesem Ausbund von Perfidie begegnen? Mit Verhandlungen, Gesprächsbereitschaft, also mit der einzigen Möglichkeit, einen Krieg nicht kriegerisch zu beenden? Ach was: «Entschlossenheit ist aber das Schlüsselwort im Umgang mit Putin. Wenn dieser Mann stets in der Lage ist, einen Schritt weiter zu laufen, eine Brutalität mehr zu begehen, eine zusätzliche Erpressung zu wagen – dann wird man diesen Willenskrieg gegen ihn nicht gewinnen können.»

Um den Willenskrieg zu gewinnen, müsste also der Westen auch einen Schritt weiter laufen, eine Brutalität mehr begehen, eine zusätzliche Erpressung wagen? Logisches und folgerichtiges Denken scheint nicht die Stärke von Cornelius zu sein.

Entschlossenheit ist gut, nur, wie soll sich die denn äussern? Da wird Cornelius dann wolkig, ganz wolkig: «Deshalb ist es bemerkenswert, wie schnell eine prinzipielle Gefahr relativiert werden kann, wenn die Entschlossenheit erst einmal schwindet. Für den Westen entscheidet sich der Willenskampf mit Putin jetzt.»

Willenskampf, welch ein martialisches Wort. Welcher Platzhalter für: Kampf. Krieg. Denn in der Ukraine wird kein Willenskampf ausgetragen, sondern ein echter Krieg. Und da ist jetzt mal wieder der Moment der Entscheidung. Nur: welche Entscheidung? Noch mehr «blutgefüllte Granattrichter»? Oder ein Willenskampf nach teutonischer Art? Denn die Letzten, die hier Granattrichter hinterliessen, waren bekanntlich die Deutschen. Die zudem in der Ukraine wie die Barbaren hausten, die sie ja waren. Die Kriegsverbrechen zuvor ungekannten Ausmasses verübten.

Judenvernichtung, unterstützt von Teilen der ukrainischen Bevölkerung. Angeführt vom Kriegsverbrecher Stepan Bandera, dem im Westen der Ukraine bis heute Denkmäler gewidmet sind. Sollte das einem Deutschen, auch wenn der gut vernetzt ist, nicht ein wenig Zurückhaltung auferlegen? Sollte ein Mitglied so vieler Denkanstalten nicht etwas weniger geschichtsvergessen sein? Statt von Willenskampf zu schwafeln und echten Krieg zu meinen.

Zumindest eines könnte doch der Schweizer Leser fordern: dass man ihn in den Gazetten von Tamedia mit solchem Gedöns in Frieden lässt. Wenn die Deutschen, angeführt von den rotierenden Wendehälsen grüner Politiker wie Habeck und Baerbock wieder kriegslüstern werden, muss das doch nicht brühwarm in der Schweiz serviert werden. Wenn der bedachte deutsche Bundeskanzler Scholz es als seine wichtigste Aufgabe ansieht, einen möglichen Dritten (und letzten) Weltkrieg zu verhindern, dann wird er dafür lautstark als Zögerer und Weichei verspottet. Aber sollte man diese innerdeutschen Querelen nicht dort lassen, wo sie hingehören?

Tamedia verfügt doch über gleich sechs «Nachrichtenchefs». Über fünf Redaktoren «International». Über angeblich 23 Auslandkorrespondenten. Und all deren geballter Sachverstand reicht nicht aus, einen Kommentar zu Putin oder der Ukraine aus Schweizer Sicht zu basteln? Alleine die 11 Redaktoren kosten doch mit allem Drum und Dran locker 100’000 Franken im Monat. Geld, das Tamedia bei den wenigen Inserenten und den immer weniger werdenden Abonnenten einsammelt. Um als Gegenleistung dieses Gewäsch eines kriegslüsternen Deutschen zu servieren?

 

Saure Sahne, fauler Fisch

Tamedia macht sich mal wieder mit einer Übernahme aus der SZ lächerlich.

Ulrike Nimz interviewte für die «Süddeutsche Zeitung» den Sänger der Band «Feine Sahne Fischfilet». Die Autorin interessierte sich dabei ausschliesslich für die Gewichtsprobleme von «Monchi», der stolze 182 Kilogramm auf die Waage brachte und darüber ein Buch schrieb.

«Ein Gespräch über zerbrechende WC-Brillen und die Krise des harten Mannes», wird das bei der SZ und bei Tamedia launig eingeleitet. Launig geht’s auch im Text zu und her:

«Unter meine Titten habe ich mir so kleine Jägermeisterflaschen geklemmt und so getan, als käme der aus meinen Brustwarzen. Die Leute haben das gefeiert, und ich fand das lustig

Über seine Gesangeskünste macht sich Monchi keine Illusionen: «Wenn die anderen auf der Bühne den Ton perfekt treffen wollen, grunze ich rum

Interessant wäre allerdings ein Hinweis gewesen, welche Texte er denn so grunzt. Zum Beispiel diesen hier:

Die Bullenhelme, die sollen fliegen
Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein!

Denn das Verhältnis von Monchi zur Staatsgewalt ist, nun ja, leicht gestört:

Helme warten auf Kommando
Knüppel schlagen Köpfe ein
Wasser peitscht sie durch die Straßen
Niemand muss Bulle sein!

Dafür hat er aber auch gleich ein paar Ratschläge zur Hand:

Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt

Komm und schlagt zurück!
Natürlich würde das ein linker Feuilletonist als künstlerische Aufrufe zur Gewalt verniedlichen, die man nun doch ja nicht ernstnehmen sollte. Der deutsche Verfassungsschutz, humor- und kunstlos wie der ist, tat das allerdings, und Polizisten scheinen diese dumpf-dummen Gewaltfantasien auch nicht lustig zu finden.

Vielleicht hätte es durchaus Sinn gemacht, den Sänger nicht nur auf seine Gewichtsprobleme, sondern auch auf seine Probleme mit der Gewalt anzusprechen. Aber das ist für die SZ kein Thema. Und bei Tamedia ist das Handwerk sowieso erfüllt, wenn das ß durch ss ersetzt wurde. Denn wer weiss denn bei diesem Qualitätsmedium schon, wer diese Band ist und mit welchen Texten sie ihr Publikum aufpeitscht.

Das ist nun allerdings ein innerdeutsches Problem, dass der fette Sänger inzwischen abgenommen hat, ist sein gelöstes Problem. Was das alles mit der Schweiz, einem Schweizer Leser und einer Rechtfertigung für happige Abopreise zu tun hat? Da ist Tamedia auch irgendwie auf Abmagerungskur …

 

Der Deutsche im Krieg

Zurückschiessen kann er zurzeit nicht wirklich. Ausser mit Worten.

Aus dieser trüben Quelle bezieht Tamedia einen grossen Teil seiner Berichterstattung, vor allem aus dem Ausland:

Der Leiter der Wirtschaftsredaktion der «Süddeutschen Zeitung» will keine Gefangenen machen:

Raus mit den Russen, sonst rollen deren Panzer bis zum Sieg; äh, also über die nächste Grenze.

SWIFT ist ein internationales Zahlungssystem, über das mehr als 11’000 Banken weltweit Geldtransfers abwickeln. Die «Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication» ist eine privatrechtlich organisierte Genossenschaft mit Sitz in Belgien.

Sollte Russland von diesem reinen Hilfsmittel zur Standardisierung ausgeschlossen werden, wären humanitärer, persönlicher und geschäftlicher Zahlungsverkehr nach Russland erschwert. So könnte Russland sich darauf berufen, geschuldete Zahlungen an westliche Firmen leider zurzeit nicht ausführen zu können.

Reiche Oligarchen, Mitglieder des Regimes hingegen hätten keinerlei Probleme, weiterhin auf anderen Wegen ihren Finanzhaushalt zu regulieren. Also eine schlecht durchdachte Forderung, die die Falschen träfe und keinen einzigen russischen Panzer stilllegen würde.

Glücklicherweise gibt es bislang – und ausserhalb von Tamedia – in der Schweiz nicht diesen markigen Kasernenhofton, den sowohl liberale wie konsverative deutsche Zeitungen inzwischen wieder anschlagen:

Auch die FAZ prügelt auf den deutschen Ex-Kanzler ein, der Deutschland immerhin aus dem Irak-Desaster heraushielt.

 

Saure Geheimnisse

«Suisse Secrets»: 30’000 Kunden der Credit Suisse am Pranger.

Mal ernsthaft, liebe Credit Suisse. Wäre es nicht für alle Beteiligten einfacher, wenn sämtliche Kundendaten schlichtweg öffentlich einsehbar wären? Online, mit einfacher Suchmaske nach Namen, Betrag oder Volumen.

Unabhängig von der aufklärerischen Brisanz ist es eine Bankrotterklärung für eine Schweizer Bank, dass ihr Kundendaten in diesem Ausmass abhanden kommen. Ob das etwas damit zu tun hat, dass aus Spargründen immer mehr Dienstleistungen ins ferne (Indien) oder nähere (Polen, etc.) Ausland ausgelagert werden?

Oder hat es damit zu tun, dass beim Migrieren von Daten aus alten Programmen in neue Datenbanken häufig mit Klarnamen gearbeitet werden muss, weil sonst die Algorithmen, Suchmasken und weiteres IT-Blabla nicht richtig funktionieren?

Oder kann man systemisch sagen, dass ein Datenberg von einer gewissen Höhe heutzutage niemals geheimgehalten werden kann? Offenbar wurden die Daten schon vor einem Jahr der «Süddeutschen Zeitung» zugespielt, die sich einen Namen in der Verwertung von gestohlenen Geschäftsunterlagen gemacht hat.

Die Begründung des anonymen Diebs ist mehr als dünn: «Ich halte das Schweizer Bankgeheimnis für unmoralisch. Der Vorwand, die finanzielle Privatsphäre zu schützen, ist nur ein Feigenblatt, das die schändliche Rolle der Schweizer Banken als Kollaborateure von Steuerhinterziehern verdeckt.»

Die «Süddeutsche» hat wie immer auf Kooperation gesetzt und mit «Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) und 46 Medienpartnern aus aller Welt, darunter dem britischen Guardian, Le Monde in Frankreich und der New York Times» die Hehlerware ausgewertet.

Alle üblichen Verdächtigen an Bord, mit einer Ausnahme

Allerdings fehlt diesmal der «Tages-Anzeiger». Man habe sich nicht getraut, weil das einen Verstoss gegen Schweizer Gesetze darstellen würde, jammert das Blatt. Gegen Gesetze von fernen Ländern wie Panama, Singapur oder kleinen karibischen Inseln zu verstossen, dass ist dem Provinzblatt aus Zürich hingegen egal. Da hat es sich schon mehrfach am Ausschlachten beteiligt; allerdings ohne durchschlagenden Erfolg.

Im Gegenteil, sobald es konkret und mit Schweizbezug wurde, landete Tamedia einen Flop nach dem anderen. Erwähnt seien nur Gunter Sachs und ein schweizerisch-angolanischer Geschäftsmann. Beide wurden mit massiven Vorwürfen eingedeckt – die sich am Schluss alle in Luft auflösten. Sachs wiederfuhr das posthum, beim Geschäftsmann führte das zum Ruin seiner Firma und zu schweren persönlichen Schäden, dank eines Aufenthalts in einem angolanischen Höllenknast.

Hier beschränkt sich nun Tamedia darauf, die Ergebnisse zu berichten. Wenn’s stimmt, ist’s natürlich saftig. Schlichtweg der Beweis, dass alle Behauptungen von verschärften Kontrollen gegen Gelder aus krimineller Herkunft oder gegen Geldwäsche reine Lippenbekenntnisse sind.

Die CS erscheint immer mehr sturmreif geschossen. Ein VR-Präsident, der Reisen im Privatjet liebt und sich um Corona-Bestimmungen foutierte, ist dabei ja nur eine ärgerliche Randbemerkung. 2,6 Milliarden Busse im US-Steuerstreit, die höchste Zahlung einer ausländischen Bank weltweit. Insgesamt drückte die CS seither über 10 Milliarden an solchen Zahlungen ab.

Aktuell läuft vor dem Bundesstrafgericht in Belllinzona ein Prozess wegen möglichen Verwicklungen rund um die bulgarische Mafia, in Genf laufen Strafuntersuchungen wegen eines östlichen Präsidenten mit Konto bei der CS, in London hängt der Mosambik-Skandal wie ein Damoklesschwert über der Bank.

Gewinnwarnung, Kunden und Mitarbeiter laufen weg, keiner in Sicht, der das Ruder rumreissen könnte. In der übliche Medienhatz wird mal wieder die Ausgangsfrage bei jedem Anfüttern nicht gestellt: cui bono?

Wem nützt es, wenn ein Medium solche Informationen publiziert? Um das abschätzen zu können, hilft es ungemein, die Quelle zu kennen. Das ist hier – wie bei allen Leaks und Papers bislang – nicht der Fall. Eine anonyme Quelle übermittelte auf angeblich nicht rückverfolgbarem Weg die Daten. Ohne finanzielle Interessen.

Es folgt Teil 2

Papagei Tamedia

Leser als Masochisten? Sie zahlen, um gequält zu werden.

Beim Thema Ukraine gibt es deutsche Blickwinkel und Schweizer. Die unterscheiden sich überraschenderweise deutlich.

Es gibt auch innerhalb Deutschlands verschiedene Meinungen zur Frage, wie massiv oder gar militärisch sich Deutschland dort engagieren soll. Nicht nur aus historischen Gründen, sondern auch wegen wirtschaftlichen Verflechtungen, Stichwort Gaspipeline Nordstream 2.

Womit wir beim ehemaligen deutschen Bundeskanzler Gerhard Schröder wären. Der wechselte vom Kanzleramt recht nahtlos in den Aufsichtsrat der russischen Nord Stream AG. Und nun wurde bekannt, dass er dieses Mandat um eine gleiche Position bei Gazprom erweitern wird.

Das ist der grösste russische Konzern, zudem nicht gerade staatsfern. Zu all dem hat die «Süddeutsche Zeitung» eine klare Meinung. Mit dem Zitat «Unangenehm und geschmacklos» überschreiben die beiden Berlin-Korrespondenten der SZ ihren Artikel vom 4. Februar.

Am 6. Februar dürfen die Abonnenten der Tamedia-Blätter lesen: «Gerhard Schröder hat leider Halt und Anstand verloren». Das ist der haargenau gleiche Artikel der gleichen Autoren, lediglich das Zitat bei der SZ wurde durch das Zitat des CDU-Vorsitzenden Friedrich Merz ersetzt.

Worin bestand sonst noch die Arbeit der Tamedia-Auslandredaktion? Anderes Schröder-Bild genommen, Lead leicht angepasst, im Lauftext zwei, drei allzu innerdeutsche Keifereien gestrichen. Natürlich nicht das Kurzitat von Schröder, dass er Forderungen nach deutschen Waffenlieferungen an die Ukraine als «Säbelrasseln» kritisierte.

Was man alles kann, wenn man deutsche Leser in Deutschland füttert

Man kann den Bundeskanzler der ruhigen Hand, der sich immerhin einer deutschen Teilnahme am Irak-Desaster der USA verweigerte, nun als geldgierigen und skrupellosen Altpolitiker anrempeln. Man kann auch der Leserschaft ausführlich referieren, was politische Opponenten der SPD und Gegner des Ex-Kanzlers alles so erzählen.

Man kann auch folgenden historischen Exkurs machen:

«Schaut man genauer hin, dann ist die Lage für Scholz und seine SPD heute sogar schlimmer als 2005. Damals war Schröders Wechsel vom Kanzler zum Lobbyisten vor allem ein innersozialdemokratisches, vielleicht auch ein innerdeutsches Problem. Diesmal schaut die ganze Welt zu, wie die neue deutsche Regierung sich gibt.»

Man stellt fest, dass der Deutsche es bis heute liebt, sich im Gefühl zu sonnen, dass die «ganze Welt» zuschaue, wenn im Berliner Provinztheater auf der Bühne etwas geholzt wird.

Aber es stellt sich anhand dieses Beispiels mal wieder verschärft die Frage, wozu eigentlich ein Abonnent des «Tages-Anzeigers» (oder eines der vielen Kopfblätter) Geld dafür ausgeben soll, um mit innerdeutschen Meinungen über innerdeutsche Konflikte behelligt zu werden. Der Schnarch-Verlag Ringier hält sich aus dieser Debatte wohlweisslich heraus, weil dort Schröder immer noch als «Berater» auf der Payroll steht.

CH Media hingegen leistet sich zwar nur zwei Auslandredaktoren, dafür aber noch ein paar Korrespondenten. Daher berichtet Christoph Reichmuth aus Berlin und eher aus Schweizer Perspektive. Währenddessen kümmert sich der Berliner Korrespondent von Tamedia, Dominique Eigenmann, gezwungenermassen um den Polizistenmord, der nun aber, bei aller Tragik, ebenfalls ein sehr deutsches Thema ist.

Wenn die Sauce in die Sauce schwappt

Die Sauce der Süddeutschen schwappt ja in der Einheitssauce von Tamedia inzwischen auch in andere Bereiche wie Gesellschaft oder Kultur. Lediglich Nationales oder Schweizerisches wird noch aus eigenen Kräften bestrahlt. Allerdings nicht immer mit glücklicher Hand, wie die Entschuldigungsorgie wegen eines verunglückten Politikerporträts beweist.

Rund zwei Stutz pro Tag kostet die Zudröhnung mit allem, was Tamedia zu bieten hat. Ist nicht alle Welt, läppert sich aber doch.

Daraus entsteht dann ein putziges Problem, wie der Deutsche sagen würde. Weil Tamedia seine Leser zunehmend quält  und nicht allzu viele bekennende Masochisten sind – nimmt die Zahl der Zahlungswilligen kontinuierlich ab. Dadurch nimmt die Qualität des Gebotenen kontinuierlich ab.

Wobei dann eins zum anderen führt. Es gäbe nun zwei Auswege, eigentlich drei.

  1. Das Produkt mangels kostendeckender Nachfrage einstellen
  2. Das Produkt attraktiver machen, um die Nachfrage zu steigern
  3. Staatshilfe erbetteln

Variante eins wäre der Weg der Textil- und Schwerindustrie in der Schweiz. Konnte man sich in der Ostschweiz, in Winterthur und Zürich nicht vorstellen. Inzwischen erinnert sich kaum noch einer dran, dass in Maschinenhallen mal etwas anderes existierte als schicke Kultur- und Gastronomieangebote.

Variante zwei wäre das, was die wenigen Überlebenden der damaligen Zeitenwende taten. Das bedeutete aber, den Finger aus gewissen Körperöffnungen zu nehmen, Guzzi zu geben und innovativ zu werden.

Variante drei wurde damals auch versucht, allerdings glücklicherweise erfolglos.

 

Ioannis who?

Weil’s so selten ist, ein besonderes Lob.

Ein Grieche im Diensten Russlands, der Aussenminister wurde, später griechischer Präsident und zwischendurch die Schweiz einte und am Wiener Kongress dafür sorgte, dass ihre «ewige Neutralität» anerkannt wurde.

Ein pralles Leben von Ioannis Kapodistrias (1776 – 1831). Diese Taten für die Schweiz stehen tatsächlich in krassem Widerspruch zu seiner Bekanntheit. Anlässlich der Ausstellung «Genève et la Grèce» erinnert Markus Häfliger auf Seite drei von Tamedia an den Griechen, dessen bedeutende Rolle für die Schweiz in der Romandie entschieden mehr gewürdigt wird als in der Deutschschweiz.

Das alles verdient ein besonderes Lob. Bereits der «Walliser Bote» oder «SRF Zeitblende» erinnerte an sein Wirken, aber für ein Mal ist die «Seite drei» auf der Höhe ihres Vorbilds aus der «Süddeutschen», was ein besonderes Lob verdient.

Reiner Hass

Deutsche und Österreicher: schwierig. Darunter leidet der Tamedia-Leser.

Es geht doch nichts über eine klare Meinung. Pardon, Kommentar heisst’s in der «Süddeutschen Zeitung», wenn’s die Qualitätsmedien von Tamedia übernehmen, wird’s zur «Analyse». Am Inhalt ändert sich dabei nichts (ausser natürlich, dass ß zu ss wird, wozu hat Tamedia auch noch eine Auslandredaktion).

Cathrin Kahlweit zieht hier vom Leder, dass es eine Unart hat. Der Verfolger alles Antisemitischen Maxim Biller hatte mal eine Kolumne, die «100 Zeilen Hass» hiess. Daran muss sich Kahlweit ein Beispiel genommen haben.

Der Kommentar aber auch …

Der Nachfolger von Kurz? «Schneller kann man sich in einer staatstragenden Rolle nicht disqualifizieren.» Die zukünftige Rolle von Kurz? Er wird «wie ein Sektenführer im Hinterzimmer die Devise für die Regierungspolitik» ausgeben «und seine Anhänger ausströmen, um sie devot zu verbreiten und auszuführen». Das System Kurz?

«Die «neue Bewegung» mit ihrem «neuen Stil» war auf Sand gebaut. Nun versinkt sie in demselben – weil sie, wie die meisten populistischen Bewegungen, um eine medial konstruierte Lichtgestalt herum gebaut war, die zum gefallenen Engel wurde.»

Kurz im internationalen Vergleich? «Man muss den 35-jährigen Berufspolitiker nicht überhöhen, indem man ihn mit politischen Zerstörern wie Donald Trump oder Jair Bolsonaro vergleicht. Der Populismus des irren US-Amerikaners hat zu einer tiefen Spaltung der Gesellschaft … Selbst der «kleine Diktator» (Copyright Jean-Claude Juncker)Viktor Orbán taugt letztlich nicht als Vergleich.»

Denn merke: «Die ÖVP-Geschichte ist viel armseliger.» Schlussakkord:

«Solange man sich durch schmierige Deals mit Boulevardblättern Meinung kaufen kann, wird Österreich eine käufliche Republik bleiben.»

Nun ist es wohlfeil, einem Zurückgetretenen noch nachzutreten. Als die gleiche Kahlweit den damaligen Aussenminister Sebastian Kurz 2017 für die SZ interviewte, pflegte sie noch einen anständigen Umgangston und war offensichtlich vom Jungstar durchaus angetan. Auch seinen Aufstieg zum Parteichef im gleichen Jahr begleitete Kahlweit mit freundlichen Kommentaren («Shootingstar»).

Gestern so, heute so, morgen anders

Aber wen interessiert denn schon mein dummes Geschwätz von vorgestern, mag sich Kahlweit gesagt haben. Allerdings sollte ein Kommentar, erst recht eine «Analyse», etwas enthalten, wofür der Leser auch bereit sein könnte, Geld abzudrücken: analytische Spurenelemente.

Denn Meinung ist ja gut und schön, das «System Kurz» kurz und klein zu hauen, kann sicher Spass machen. Nur: wieso Kahlweit zu diesen bahnbrechenden Erkenntnissen nicht schon kam, als sie mit allen anderen im Chor vom jungen Shootingstar schwärmte, bleibt ihr süsses Geheimnis.

Dass eine «Analyse» eine Untersuchung sein sollte, mit der unter Anwendung klarer Kriterien geordnet und ausgewertet wird, was soll’s. Offenbar ist inzwischen auch in der politischen Betrachtung ein Körperteil in den Fokus des Interesses getreten. Der eigene Bauchnabel.

Entscheidend ist die eigene Stimmungslage

Die eigene Befindlichkeit, das Ich, die persönliche Stimmungslage, meine Meinung, damit wird der Leser belästigt. Dass der sich vielleicht aufgrund einer Lektüre eine eigene Meinung bilden könnte und sollte: ach was, das ist so was von old school. Wo kämen wir da hin. Der Leser muss belehrt, erzogen und gelenkt werden. Sonst käme er gar noch auf eigene, daher falsche Gedanken.

Ausserdem wird so die Welt und alles schön übersichtlich, kategorisiert, kartografiert, fassbar. Trump («irrer US-Amerikaner»), Orban («kleiner Diktator»), Bolsonaro («politischer Zerstörer»), Österreich («käufliche Republik»).

Dazu noch ein Schuss New Speak von Orwell (in anderem Zusammenhang: Impfzwang ist freiwillig), und schon hat die sogenannte Qualitätspresse einen weiteren Sargnagel eingeschlagen.

Um genauso holzschnittartig zurückzugeben: bezüglich Käuflichkeit sollte sich gerade die «Süddeutsche» sehr zurückhalten, wie ein Blick in ihre Vergangenheit zeigt. Solche argumentationsfreien, überheblichen, besserwisserischen, abqualifizierenden Seelenrülpser einer Rechthaberin im Nachhinein braucht es weder als Kommentar, noch als Analyse. Und wirklich lustig ist diese Selbstzerstörung auch nicht.

Rassenkunde: Neues vom Mohrenkopf

Gibt es verschiedene Rassen auf der Welt? Oder ist schon die Frage rassistisch?

Die «Süddeutsche» vermeldet: «Ein wichtiges Medizin-Fachjournal publiziert bald nur noch Studien, wenn in diesen die «Rasse» der Probanden angegeben wird. Woran liegt das?»

Natürlich findet dieser Artikel seinen Weg in die Spalten der Qualitätsmedien von Tamedia, die ja immer weniger Content selber herstellen. Allerdings wurde am Lead etwas geschraubt, so heisst die Schweizer Version:

«In Studien soll künftig die «Race» der Probanden angegeben werden, um Minderheiten besser abbilden zu können. Damit begibt sich das New England Journal of Medicine auf gefährliches Terrain.»

Denn es kann ja in diesem Konzern mit hochstehendem Qualitätsmanagement nicht sein, dass der Leser mit einer ergebnisoffenen Frage in einen Artikel entlassen wird. Da muss eine Wertung her, damit von Anfang an alles klar ist.

Worin besteht denn nun dieses «gefährliche Terrain»? Zunächst einmal kommt dieser Begriff im differenzierten Artikel des Wissenschaftsjournalisten Markus C. Schulte von Drach nicht vor.

Nicht nur wegen den Erfahrungen im Hitler-Faschismus ist der Begriff «Rasse» auf Deutsch aufgeladen, problematisch, verbrannt. Zudem herrscht allgemein Einigkeit, dass Rasse nur schwerlich ein biologischer Begriff ist, sondern vielmehr ein soziales Konstrukt, wie von Drach referiert.

Muss weg.

Dann liefert er die Begründung des NEJM, das übrigens zum Club der weltweit hochangesehenen wissenschaftlichen Fachzeitschriften gehört.

«In den Vereinigten Staaten haben schwarze Amerikaner hohe Raten von Bluthochdruck und chronischer Nierenerkrankung, hispanische Amerikaner haben die höchste Prävalenz von nicht-alkoholischer Fettleber, amerikanische Ureinwohner haben überproportional häufig ein metabolisches Syndrom, und asiatische Amerikaner sind einem besonderen Risiko einer Hepatitis-B-Infektion und nachfolgenden Zirrhose ausgesetzt, jedoch sind diese Gruppen in klinischen Versuchen und Kohortenstudien häufig unterrepräsentiert.»

Differenzierte Debatte von Fachleuten

Zudem hat das Journal eine ganze Reihe von Fachleuten eingeladen, sich zu diesem Thema zu äussern. Sie liefern – verständlich – einen Eiertanz ab. Auf genetischer oder biologischer Ebene gebe es keinerlei Beweise für die Existenz unterscheidbarer rassischer Gruppen. «Aber in einigen Fällen, ich denke, da ist es den meisten von uns klar, dass Rassekategorien bis zu einem gewissen Grad mit genetischer Abstammung korrelieren», eiert Michele Evans. Ein Nephrologe ergänzt: «Es ist eine Sache zu sagen, dass Rasse ein soziales Konstrukt ist, aber es gibt genetische Abstammungsmarker, die sehr wirkungsvoll über die Ausprägung von Krankheiten in bestimmten ethnischen Minderheitengruppen informieren können.»

Dahinter steht das Problem, ob und wie man Rassismus Vorschub leistet. Diese unausrottbare Unart geht davon aus, dass gewisse Eigenschaften auf Rassen zutreffen. Also beispielsweise «Weisse sind intelligent, Schwarze sind faul und dumm». Das ist natürlich hanebüchener Blödsinn, weil es auch viele faule und dumme Weisse gibt, viele intelligente Schwarze.

Ist schon weg.

Nicht alle Schweizer mögen Schokolade, blasen ins Alphorn und arbeiten auf einer Bank. Der chaotische Italiener, der stolze Spanier, der pünktliche Deutsche. Alle diese normativen und generalisierenden Begrifflichkeiten sind Versuche, durch Verallgemeinerungen etwas Ordnung zu schaffen, greifen aber auf der Ebene individueller Betrachtung viel zu kurz. Dort entscheidet sich dann, ob ein Rassist spricht oder kein Rassist.

Verwendung von Unterscheidungsmerkmalen ist völlig richtig

Aber die Verwendung von Kategorien zwecks besserer Einteilung, gesteigertem Verständnis beispielsweise von Krankheiten, was soll daran falsch sein? Wer sagt, dass stark Übergewichtige überproportional höhere Gesundheitsrisiken haben im Vergleich zu Normalgewichtigen, ist deswegen doch kein Rassist oder Ausgrenzer und äussert auch kein Ressentiment gegen Dicke.

Es ist auch kein Rassismus, Formulierungen wie «gefährliches Terrain» als Ausdruck von in Dummheit umschlagendes Gutmenschentum zu kritisieren. Korrelationen zwischen Ethnien – um den Begriff Rassen zu vermeiden – und überproportional häufig auftretenden Krankheiten können bei Therapie und Heilung helfen. Wer dagegen ist, ist ein Dummkopf.

Wer sagt, jeder Schwarze habe Bluthochdruck, hat ebenfalls nicht alles verstanden. Hinzu kommt die unterschiedliche Sensibilität beim Ausdruck «race». In jedem amtlichen US-Formular wird heute noch nach Geschlecht, Nationalität und Rasse gefragt. Das stört dort auch niemanden gross, obwohl der Bürgerkrieg um die Sklavenbefreiung nicht Hunderte von Jahren her ist.

Ausdifferenzierte Fragen nach ethnischer Zugehörigkeit.

In den USA wird viel unternommen, um verschiedenen, bleiben wir bei Ethnien, gleiche Chancen auf dem Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft zu eröffnen. Einem Hispanic oder Schwarzen besondere Förderung zuteil kommen zu lassen, ist aber nur möglich – wenn er so kategorisiert werden kann.

Ethische und Rasseninformation wird gesetzlich verlangt.

Denn die Benachteiligung von Schwarzen ist nur messbar, wenn man Schwarze als solche identifiziert. All das übersehen die Rassimus-Kreischen, die am liebsten alle diese Kriterien als diskriminierend, eben rassistisch abschaffen möchten, so wie den Mohrenkopf.

Afghanistan: Medien im Vollschleier

Der Verkauf einer Zeitung ähnelt immer mehr der Wegelagerei.

Kleine Meldungen können zumindest verzweifelt erheitern. So lud die US Army 640 Afghanen in ein einziges Flugzeug, um sie aus Kabul zu evakuieren. Das nennt man Effizienz. Deutschland, früher mal für Effizienz bekannt, hat auch eine Maschine zum Einsatz gebracht. Allerdings: bloss sieben Afghanen schafften es an Bord.

Immerhin: Das schafft die US Air Force.

Für solche Meldungen ist Tamedia zu haben:

Der «Tages-Anzeiger» erfreut seine Leser (sogar ohne Bezahlschranke) zudem mit einer Analyse zu einem Thema, das viele umtreibt: Wieso ist die afghanische Armee dermassen schnell zu Staub zerfallen?

Wie kann man es erklären, dass Multimilliarden in angeblich 300’000 Soldaten investiert wurden, Ausrüstung, Beratung, High-Tech-Waffen, unterstützt von allem, was moderne Drohnen-Kriegsführung zu bieten hat. Inklusive Fernbombardierungen von Zusammenballungen von Taliban-Kämpfern. Leider wurde ab und an eine Hochzeitsgesellschaft damit verwechselt. Im dümmsten Fall auch die anschliessende Trauerfeier nochmal bombardiert.

Die Analyse im «Tages-Anzeiger»: Qualität halt, die kostet.

Aber wie auch immer, wie kann das erklärt werden? Joachim Käppner hat ein paar Antworten, die Tamedia am Dienstag um haargenau 10.11 Uhr ihren Lesern serviert. Qualitätsmedien halt, das macht den Unterschied, das liest man nur hier, da steckt Eigenleistung dahinter.

Eigenleistung kann auch geliehen werden

Eigenleistung? Um 9.12 Uhr hatte die «Süddeutsche Zeitung» ihren Lesern bereits den gleichen Artikel kredenzt. Mit dem gleichen Titel, gleichen Inhalt, gleichen Autor. Offenbar brauchte die Qualitäts-Auslandredaktion von Tamedia eine Stunde, um das ß durch ss zu ersetzen, und falls irgendwo von «parken» die Rede war, musste das natürlich zu «parkieren» eingeschweizert werden. Ach, und ein anderes (schlechteres) Foto verwendet Tamedia auch.

Das Original; man beachte den gewaltigen Unterschied im Titel.

Wie das? Nun, Dr. Käppner ist «Leitender Redakteur, Innenpolitik» bei der SZ. Pardon, also Redaktor. Das befähigt ihn offensichtlich zu einer Ferndiagnose der Ursachen des widerstands- und beispiellosen Zusammenbruchs der afghanischen Armee (ANSF): «Die ANSF dagegen sind die Armee eines Staates, der nicht funktionierte, und so konnte sie das auch nicht tun.»

Die gleiche tiefschürfende Erkenntnis legte die SZ übrigens ihren Abonnenten bereits am frühen Morgen mit der Printausgabe in den Briefkasten. Denen würde die Wiederholung des Artikels um 10.11 Uhr in den Qualitätsmedien von Tamedia also nur ein müdes Gähnen entlocken.

Was der Artikel mangels Tiefe der Analyse allerdings überall und jederzeit schafft. Nebenbei drischt der Autor, das ist bei SZ obligatorisch, im Nachgang auf den Ex-Präsidenten Trump ein, dem das Schicksal Afghanistans herzlich egal gewesen sei. Was sein Versagen auch hier deutlich zeigt und in völligem Kontrast zu Onkel Biden steht; dem neuen US-Präsidenten liegt das Schicksal Afghanistans offensichtlich ausgesprochen am Herzen.

Ist nichts wert, kostet aber

Wohlgemerkt verlangt Tamedia für diesen aufgewärmten Dünnpfiff satte 581 Franken im Jahr, will man auch noch die SoZ in Print und digital, lässt man 751 Franken liegen. Will man’s digital als E-Paper, muss man immerhin 319 Franken abdrücken. Oder man wählt das schnuckelige Abo «Weekend». Für schlappe 399 Franken ist dann am Samstag und am Sonntag Papier im Briefkasten, das E-Paper während der Woche und alle Abo-Inhalte digital inklusive.

Bei einem solchen Angebot muss man doch zugreifen, liebe ZACKBUM-Leser. Wer’s schon hat, bereut es keine Sekunde, wer’s nicht hat, dem entgehen wichtige Informationen und Zusammenhänge. Nein, das ist nicht unser Ernst.

Die Bestseller aus dem Hause Tamedia.