Die Narrative der Einfältigen
Am Fall Baris Weiss lässt sich das ganze Elend illustrieren.
Fakt ist: die Journalistin Bari Weiss wird neue Chefredaktorin beim US-TV-Sender CBS.
Die Interpretation in der Süddeutschen (ausgestrahlt in den Tagi, der ja keine nennenswerte eigene Auslandberichterstattung hat):
«Rechte Journalistin übernimmt CBS: Ein Kniefall vor Donald Trump?»
So brabbelt Andrian Kreye vor sich hin und behauptet: «Die 41-jährige Bari Weiss wiederum steht für den Strukturwandel und den Rechtsruck in der Medienwelt.»
Weiss sei bekannt geworden, als sie sich mit Getöse von der «New York Times» verabschiedete. Mit laut Kreye windiger Begründung: «Nach Essays, in denen sie sich für kulturelle Aneignung und gegen linke Hetze positionierte, hätte die Zeitung sie weder gegen die heftige Kritik noch gegen die Shitstorms in den sozialen Medien verteidigt, so Weiss’ Begründung.»
War das ihre Begründung?Bullshit, wie Trump wohl sagen würde. In Wirklichkeit hatte sie Mobbing im Arbeitsumfeld, ideologische Konformität und den Einfluss von Social Media auf redaktionelle Entscheidungen beklagt.
Was ihr ehemalige Kollegen nachrufen, illustriert perfekt ihre Anklage.
So referiert die NZZ: «Der «New York Times»-Autor Jamelle Bouie verspottete ihre Ernennung auf Bluesky als «herzerwärmende Geschichte». Offenbar, so Bouie, sei es «kein Hindernis für Erfolg, ein unmoralischer und talentloser Schreiberling zu sein, wenn man bereit ist, den widerwärtigen Ansichten reicher Idioten endlos zu schmeicheln».»
Nett, nicht wahr? Aber da geht doch noch was, laut NZZ:
«Als «De-facto-Verbündete der Trump-Regierung» könne sie nun ihre «Bemühungen, progressive und propalästinensische Stimmen zum Schweigen zu bringen», vorantreiben. So formulierte es ein Gastautor des «Guardian», David Klion, in einer 20 000 Zeichen langen Abrechnung mit der «ungehaltenen ‹NYT›-Journalistin, die nach der Macht greift».
Doch damit nicht genug. NZZ: «Weiss werde «wahrscheinlich versuchen, ein Netzwerk von Denunzianten und rechten Gedankenpolizisten zu rekrutieren», raunt Klion Denn offensichtlich solle sie «als ideologische Kommissarin in den höchsten Ebenen der Medienbranche» dem Weissen Haus helfen, die letzten Widerstandsnester in den Medien, der Wissenschaft und der Zivilgesellschaft auszuheben.»
Ungeheuerliche Denunziationen, bevor Weiss überhaupt ihre Position angetreten hat.
Die Journalistin Weiss ist also als Provokation bei der NYT zurückgetreten. Die Begründung, die Blasenschreiber Kreye von der SZ liefert, ist hanebüchen und falsch.
Was ihre Ex-Kollegen ihr vorwerfen, ist unglaublich.
Die letzten Widerstandsnester ausheben? Da muss man leider sagen: wenn Schwätzer wie Kreye und Denunzianten wie Bouie oder Klion ihre Plattformen und Multiplikatoren verlören, wäre das kein Verlust für den Journalismus, sondern im Gegenteil ein Beitrag zu seiner Verbesserung.
Einer Journalistin, deren politische Position einem nicht passt (abgesehen davon, dass Weiss viel differenzierter argumentiert als ihre Hasser), zu unterstellen, sie sei ein unmoralischer Schreiberling, der eine rechte Gedankenpolizei rekrutieren wolle, ist zwar durch die Meinungsfreiheit gedeckt.
Damit verlassen aber diese Schreiberlinge die Ebene der argumentativen Auseinandersetzung , die Debatte, den auch harten und angriffigen Meinungsaustausch.
Stattdessen greifen sie zu übelsten Unterstellungen und völlig unbewiesenen Behauptungen. Was eigentlich nur eins zum Ausdruck bringt: die ohnmächtige Wut von Kleingeistern, die darunter leiden, dass ihnen die Diskurshoheit im öffentlichen Raum abhanden gekommen ist.
Und denen schmerzlich, aber uneingestanden auffällt, dass sie argumentativ nicht viel zu bieten haben, darin auch einer Weiss deutlich unterlegen sind.
Also bleibt nur haltloses Geschimpfe und Getobe. Wobei sie nicht einmal merken, welch jämmerlichen Eindruck sie damit hinterlassen.



























