Saure Sahne, fauler Fisch
Tamedia macht sich mal wieder mit einer Übernahme aus der SZ lächerlich.
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Ulrike Nimz interviewte für die «Süddeutsche Zeitung» den Sänger der Band «Feine Sahne Fischfilet». Die Autorin interessierte sich dabei ausschliesslich für die Gewichtsprobleme von «Monchi», der stolze 182 Kilogramm auf die Waage brachte und darüber ein Buch schrieb.
«Ein Gespräch über zerbrechende WC-Brillen und die Krise des harten Mannes», wird das bei der SZ und bei Tamedia launig eingeleitet. Launig geht’s auch im Text zu und her:
«Unter meine Titten habe ich mir so kleine Jägermeisterflaschen geklemmt und so getan, als käme der aus meinen Brustwarzen. Die Leute haben das gefeiert, und ich fand das lustig.»
Über seine Gesangeskünste macht sich Monchi keine Illusionen: «Wenn die anderen auf der Bühne den Ton perfekt treffen wollen, grunze ich rum.»
Interessant wäre allerdings ein Hinweis gewesen, welche Texte er denn so grunzt. Zum Beispiel diesen hier:
Die Bullenhelme, die sollen fliegen
Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein!
Denn das Verhältnis von Monchi zur Staatsgewalt ist, nun ja, leicht gestört:
Helme warten auf Kommando
Knüppel schlagen Köpfe ein
Wasser peitscht sie durch die Straßen
Niemand muss Bulle sein!
Dafür hat er aber auch gleich ein paar Ratschläge zur Hand:
Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt
Komm und schlagt zurück!
Natürlich würde das ein linker Feuilletonist als künstlerische Aufrufe zur Gewalt verniedlichen, die man nun doch ja nicht ernstnehmen sollte. Der deutsche Verfassungsschutz, humor- und kunstlos wie der ist, tat das allerdings, und Polizisten scheinen diese dumpf-dummen Gewaltfantasien auch nicht lustig zu finden.
Vielleicht hätte es durchaus Sinn gemacht, den Sänger nicht nur auf seine Gewichtsprobleme, sondern auch auf seine Probleme mit der Gewalt anzusprechen. Aber das ist für die SZ kein Thema. Und bei Tamedia ist das Handwerk sowieso erfüllt, wenn das ß durch ss ersetzt wurde. Denn wer weiss denn bei diesem Qualitätsmedium schon, wer diese Band ist und mit welchen Texten sie ihr Publikum aufpeitscht.
Das ist nun allerdings ein innerdeutsches Problem, dass der fette Sänger inzwischen abgenommen hat, ist sein gelöstes Problem. Was das alles mit der Schweiz, einem Schweizer Leser und einer Rechtfertigung für happige Abopreise zu tun hat? Da ist Tamedia auch irgendwie auf Abmagerungskur …
Der typ gab diese woche eine lesung in ZH. Ausserdem ist er vorband der toten hosen im letzigrund, auch ZH. Warum sollte in einer ZH zeitung kein interview mit ihm kommen ? Buch ist 0brigens nr. 1 Sachbücher in DE…
«Buch ist 0brigens nr. 1 Sachbücher in DE…»
Das spricht weder für das Buch noch die Lesendenerinnen. Im Gegenteil, und Gewaltverherrlichung ist, ok solange sie von links der Mitte stammt und sich gegen «Bullen» richtet, voll ok.
Zur Belohnung dürfen diese Kreise dann auch noch eine Lesung abhalten. Zürich halt.
Mein Hinweis auf die erwähnten Textzeilen wurde im TA nicht veröffentlicht. Eh klar, oder?