Dritte Generation …
Das Haus Wanner in den roten Zahlen.
«Hoch die Flaschen». Mit dieser unsterblichen Zeile illustrierte der grossartige Tagi-Zeichner Nico einstmals die Liste der Beförderungen in der Schweizer Armee. Darüber ein Offizier, der eine Champagnerflasche schüttelt.
Unwillkürlich ist man daran erinnert, wenn man die neusten Zahlen von CH Media zur Kenntnis nimmt. Oder aber, es ist das klassische Phänomen der dritten Generation. Die erste gründet, die zweite baut auf, die dritte setzt es in den Sand.
Denn als einziger Schweizer Medienkonzern weist CH Media einen Verlust von 2,4 Millionen Franken aus. Nun kann man bei einem Umsatz von 445 Millionen von Peanuts sprechen. Wenn man diesen Verlust mit den Renditevorstellungen eine Pietro Supino bei Tamedia gegenschneidet, ist es allerdings ein jämmerliches Resultat.
Die Begründung dafür ist nicht minder weinerlich. Rückgang im Printgeschäft, im Werbemarkt, Investitionen in neue (verlustreiche) Geschäftsfelder, das fortgesetzte Aufkaufen von Privatradios, Investitionen in eine eigene IT-Struktur und schliesslich der Cyberangriff (den die mehr betroffene NZZ allerdings wegsteckte): was hier als strukturelle oder unvorhersehbare Probleme verkauft wird, ist klassisches Managementversagen.
Seit dem abrupten Abgang von Axel Wüstmann und seinem holterdipolter-Ersatz durch Michael Wanner zeigt sich wieder einmal, dass Beruf Sohn nicht unbedingt die beste Voraussetzung dafür ist, einen Konzern zu lenken.
140 Mitarbeiter von CH Media, die dank diesem Versagen auf der Strasse stehen, werden das sicherlich ähnlich sehen.
Gleichzeitig fantasiert der Verlag mit den üblichen Erfolgszahlen; mehr Abos, Steigerung von Marktanteilen, alles läuft eigentlich super, nur muss natürlich die «Kostenstruktur» etwas nach unten angepasst werden. Aber natürlich nur, um für zukünftige Verluste, Pardon, Steigerungen, besser aufgestellt zu sein.
Es wird immer deutlicher: da Ringier nach der Übernahme des Schweiz-Geschäfts von Axel Springer noch am Verdauen ist, kommt ja nur Tamedia in Frage, das lahmende Wanner-Imperium zu übernehmen. Die Frage ist allerdings, ob sich Supino davon einen Zugewinn verspricht.
Ansonsten wäre die Aufgabe leicht. Es braucht zweimal eine Position «Mann am Fenster», also so in der Art «strategische Entwicklung des Geschäfts im Fernen Osten, mit ausführlicher Rekognoszierungsreise». Und einmal «Analyse Zukunft des digitalen Radios, gestern, heute und vorgestern». Beides Aufgaben, die mindestens ein Jahr in Anspruch nehmen. Dazu noch das Dulden einer Kommentatorin, die auf die falsche Bundesratskandidatin setzt und regelmässig nach oben gerollte Augen bei den Redaktoren auslöst.
Aber mit solchen Kollateralschaden wird man fertig. Schliesslich gibt es ja eine ganz bösartige Interpretation, wofür die vier, nun ja, Rundumeli im Logo stehen …
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