Die Abschreiber Reloaded

Tamedia im ungebremsten Sturzflug.

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Langsam gehen die Metaphern aus. Das hier ist das Original:

Und das hier die Kopie, die Tamedia zahlenden Lesern serviert:

Man beachte zunächst die feinen Unterschiede. Während in der «Süddeutschen Zeitung» der Titel eine allgemeine Abhandlung einleiten will, arbeitet Tamedia mit einem vermeintlichen Zitat und stellt im Lead eine steile Behauptung auf, es gebe die «vorherrschende Haltung: Die Frauen tragen selber Verantwortung dafür, was sie tun».

Das ist wieder saukomisch. Denn: tragen sie die nicht? Wenn nein, wer dann? Sind Frauen also doch männlich dominiert, bestimmt, willenlos? Das will wohl nicht einmal Tamedia, unter weiblicher Leitung, seinen Lesern sagen.

Worum geht es hier eigentlich? «Um den Verdacht auf mutmasslichen sexuellen Machtmissbrauch gegenüber Fans der Band Rammstein und deren Sänger Till Lindemann». Das schmecke man ab: «Verdacht auf mutmasslichen sexuellen Missbrauch». Also um luftige Verdachts- und Vermutungsberichtertstattung, die lediglich mit anonymen Aussagen unterfüttert ist. Eigentlich eine Schande für seriösen Journalismus.

Was macht nun der SZ-Autor Joachim Hentschel? Er erzählt eine «Geschichte zum Beispiel, die im Dezember 1970 in München spielt». Dann erzählt er eine Geschichte «um 1995, privater Rahmen, eine Mitbewohnerin erzählt». Dann faselt er von «Row One», der Fachmann für Groupie-Fragen weiss nicht mal, dass das «Row Zero» heisst …

Dann nudelt er Uschi Obermaier und andere berühmte Groupies aus der Geschichte durch. Um zur merkwürdigen Zwischenbilanz zu kommen: «Niemand würde diesen Frauen absprechen wollen, ihre Situationen weitgehend unter Kontrolle gehabt zu haben.» Ja was denn nun? Logik ist seine Sache nicht wirklich, denn nach all diesem Vergangenheitsschrott versteigt sich Hentschel zum Diktum: «Das grösste Problem, und hier liegt am Ende der toxische Kern der Sache: Auch viele Musiker scheinen 2023 noch in dieser rückschrittlichen, aus der Muffkiste des Rock’n’Roll gekrochenen Illusion zu leben.»

Dass die Gedankengänge etwas abgehackt bei Tamedia wirken, liegt wohl auch daran, dass der Originaltext von 10’679 A in der SZ auf 6075 A in der Printversion des Tagi zusammengehackt wurde. Damit die Seite dennoch voll ist, hat Tamedia noch ein zweites Stück drangeklebt: «Rammstein in der Schweiz: Der Veranstalter schweigt noch immer». Auch das liegt höchstens im Streubereich der Wahrheit, um es höflich zu formulieren.

Oder wie Martin Burkhalter und Ane Hebeisen schreiben, denn auch für diesen Pipifax müssen zwei Fachkräfte ran: «Die kruden Fakten zuerst: Die beiden Rammstein-Konzerte in Bern am Samstag, 17., und Sonntag, 18. Juni, werden – Stand heute – stattfinden.»  Was soll an zwei Konzertterminen roh, grob oder unverdaulich sein? Aber Sprachbeherrschung war früher mal.

Stimmt wenigstens die Aussage, dass der Veranstalter schweige? «Die Gadget abc Entertainment Group AG hat gegenüber dieser Redaktion auf eine erneute Anfrage wiederum damit geantwortet, dass man die Geschehnisse verfolge und zu den erhobenen Anschuldigungen keine Stellung beziehe.»

Wie geht das? «noch immer schweigen», aber «wiederum antworten»? Logik war gestern, mit dem Titel dem Lauftext eins in die Fresse hauen, das ist heute. Aber der Platz ist noch nicht voll auf der Seite, also muss weitergelabert werden. Es gäbe noch «vieles zu klären». Zum Beispiel? «Die Frage, ob es üblich ist, dass aus den Fanreihen Frauen für Backstage-Partys quasi ausgewählt werden

Nein, üblich ist, dass Lose an alle Konzertbesucher verteilt und die Gewinner jeweils vor der letzten Zugabe ausgerufen werden. Üblich ist, dass die «Row One» wie das Musikexperte Hentschel formulieren würde, mit kleinwüchsigen Menschen gefüllt wird, damit auch die ungehinderten Blick auf die Bühne haben.

Es ist auch verflixt, die beiden Autoren müssen noch mehr Zeilen schinden: «Aber auch auf ganz praktische Fragen gibt es bislang keine Antwort. Etwa auf jene, ob man sich sein Ticket zurückerstatten lassen kann, wenn man jetzt keine Lust mehr auf ein solches Konzert hat

ZACKBUM hätte die praktische Frage, ob man sein Geld zurückerstatten lassen kann, wenn man keine Lust mehr auf solche Texte hat. Allerdings ist die «ganz praktische Frage» ganz gaga. Seit wann soll «kä Luscht» ein ausreichender Grund sein, ein Ticket zurückgeben zu dürfen? Oder halt, es wurden ja schon Konzerte abgebrochen, weil sich Zuhörer plötzlich «unwohl» fühlten. Gab aber kein Geld zurück  …

Nun kommt auch hier die Climax, der Höhepunkt: «Es herrschen patriarchale, oft toxische Strukturen. Der Unterschied ist, dass im Musikbusiness immer noch weitgehend darüber geschwiegen wird, was alles hinter verschlossenen Türen passiert

Was die beiden Fachleute nicht alles wissen. Martin Burkhalter ist Redaktor bei der «Berner Zeitung», Co-Leiter Berner Literaturfest und Mitarbeiter Internationales Literaturfestival Leukerbad. Wenn die Angaben auf seiner lange nicht aktualisierten Webseite noch stimmen. Ane Hebeisen ist Musikredaktor beim «Bund» (gibt’s den eigentlich noch?). Zwei ausgewiesene Kenner des internationalen, toxischen Musikbusiness.

In heller Verzweiflung hangeln sich die beiden dann zum Schluss; bei den Münchner Konzerten seien «Row Zero» und After-Show-Party gestrichen. Aber: «In der hiesigen Politik gibt es noch keine dahingehenden Überlegungen. Hier ist also – zwei Wochen vor den Konzerten – noch alles beim Alten

Himmels willen, muss also befürchtet werden, dass – nur krude Fakten, bitte – in Bern Groupies vorne vor der Bühne kreischen dürfen und anschliessend an After-Partys, nein, wir wollen uns das gar nicht vorstellen.

Allerdings: obwohl ZACKBUM kein Fan der Bühnenkunst und des pathetisch-provokativen Gehabes der Band ist: lieber sich so ein Konzert anhören, als den Tagi lesen müssen.

 

 

 

 

5 Kommentare
    • Ruedi Rudolf
      Ruedi Rudolf sagte:

      “Sonne“ – Diese Epische Instrumental-Musik von Rammstein, hatte ein Youtuber für ein sehr gutes Andy Hug Highlight Video verwendet, das mehr Klicks erreichte wie die Musik selber. Das hat der Rammstein-Band nicht gepasst, sie haben das Video wegen Urheberrecht sperren lassen. Eine ganz dümmliche Entscheidung. Warum dumm? – Weil es erstens eine Ehre ist, mit einem der Weltweit besten Kampfsportler in Verbindung gebracht zu werden. Und 2tens, weil das die beste Gratiswerbung war, die Rammstein bekommen konnte.

      Andy Hug war der beste Sportler denn die Schweiz jemals hatte. Ich hatte die Ehre Andy sportlich und privat kennen zu lernen. Ein ganz lieber, netter und kollegialer Mensch. Wer es nicht selber erlebt hat, kann nicht erkennen, welche Übermenschliche, Unglaubliche Leistung Andy im Training – und im Kampfsport erbracht hat. Im Sparring Training musste das ganze National-Team antreten. Es gab keinen Ebenbürtigen Gegner mehr in der Schweiz, und Weltweit nur ganz wenige Fighter, auf diesem professionellen Level der Spitzenklasse. Im Ring hat der für die Schwergewichtsklasse nur 1.80 große Andy, Gegner besiegt die 2 Köpfe größer, und viel schwerer waren.

      https://www.youtube.com/watch?v=ZQUftNN84h8

      Ruhe in Frieden “Andy Hug“

      Ps. Währenddem im Land (Schweiz) der gewünschten Mittelmäßigen Leistungen, nur ganz wenige Andy Hug kannten – war er in Japan bereits ein Superstar. Die Schweiz hat etwas gegen Menschen, die über dem Durchschnitt sind. Wieso eigentlich? – Neid? – Es gibt da einige Beispiele, deren Leistungen erst im Ausland erkannt und gewürdigt wurden. Unterdurchschnittlichkeit ist mittlerweile auch in der Schweiz akzeptiert oder sogar gewünscht. Sieht man in der Politik, Banken und den Medien.

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  1. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Kein Lebensbereich, in welchem die Linken nicht ihre hässliche Fratze zeigen und ultimative Forderungen für den totalen Umbau der Gesellschaft stellen. Für was halten sich diese strunzdummen Moralisten und Tugendwächter eigentlich? Wer solche Artikel liest, dem sollte klar sein, wie zutiefst intolerant, diktatorisch und autoritär diese Tugendwächter sind.

    Dumm, dümmer, Tagi.

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    • Victor Brunner
      Victor Brunner sagte:

      Was wollen Sie von einem copy-paste-Portal erwarten? Von einem Medienkonzern der unter dem Diktat der SZ berichtet und jede Hetze aufnimmt und vorantreibt? Rückblick: wie hat Tagi-Belle über die internen Schweinereien, Mobbing, berichtet, nur immer soviel wie durch andere Kanäle bekannt wurde. Burkhalter und Hebeisen machen jetzt auf grosse Klappe und haben sich zu Internas feige weggedrückt! Journalismus der jämmerlichen Art!

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  2. Vergissmeinnicht
    Vergissmeinnicht sagte:

    Der Tagi schafft sich durch solche einfältigen Abschreibartikel gleich selber ab.

    Die Bezeichnung «Missbrauch» bleibt nur den Kindern und Minderjährigen vorbehalten. Bei Erwachsenen nennt man es immer noch Vergewaltigung oder sexuelle Handlungen.

    Einmal mehr wird nur von mutmasslichen weiblichen Opfern berichtet. Als ob es keine männliche gäbe.

    Vielleicht sollte man auch mal in aller Deutlichkeit darauf hinweisen, dass die auferlegte Scham die den realen Opfern auferlegt wird, genau der Grund ist, weshalb sie in der Regel über Jahre schweigen.

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