Schlagwortarchiv für: Patrizia Laeri

Patrizia Laeri schreibt Bio!

Unsere Traumserie geht weiter!

«Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass die grossen Schriftsteller alles Männer sind: Frisch, Schiller, Mozart, Göthe? Als ich ein kleines Mädchen war, habe ich meinen Vater häufig gefragt: «Warum heisst es eigentlich immer der Schriftsteller, der Autor, der Künstler?» Später, in der Schule ist mir das Ungleichgewicht noch stärker aufgefallen. Meine Lehrpersonen hiessen: Herr Kaspar (Mathematik), Herr Lüscher (Französisch), Herr Matilles (Biologie). Wir wissen aber aus der Kognitionsforschung, dass Mädchen vor allem Studienfächer wie Deutsch, Sozialwissenschaften, Pädagogik studieren, weil sie mit anderen nie richtig in Berührung gekommen sind.

Mein Schlüsselmoment war aber, als ich meine Hochschulbücher auf die Strasse stellte und wieder einmal merkte, dass sie alle von Männern geschrieben wurden: Piketty, Klars, Mennes, Liphschyts.

Und so begann ich mit dem ersten Kapitel. Es folgten schnell Kapitel zwei, drei und Nachwort. Wenn alles klappt, kommt «How I became a woMan» im Dezember auf den Markt. Ich will damit auch ein Zeichen setzen: Frauen können Bücher! Im ersten Kapitel habe ich vor allem Fotos zusammengetragen, die in den letzten fünf Jahren von mir gemacht wurden. Klaus Burri und Thomas Helfiger sind meine Lieblingsfotografen. Ihnen verdanke ich verführerische Aufnahmen am Strand von Malibu und Copacabana.

Für Kapitel zwei habe ich die besten «Blick»-Kolumnen ausgewählt. Eigentlich sind die zeitlos. Manchmal lese ich sie zwischen zwei Meetings und muss weinen. Auch meine Enthüllungsgeschichte von der sexuellen SNB ist drin und eine Art Making-of. Da erzähle ich, wie ich die notgeile Schweizerische Nationalbank überlisten konnte und ihre kranke Verhörtechnik («Bewerbungsgespräche») entlarvte.

Im letzten Kapitel gibt es viele Kinderfotos von mir. Ausserdem Kopien meiner Studienabschlüsse. Ich habe ja mit Magnum cum Lauda abgeschlossen und viele angebotene Jobs abgelehnt. Heute bin ich glücklich mit dem, was ich bin und was ich alles geschafft habe.

Ich will jetzt in meiner letzten Lebenshälfte anderen Frauen und Mädchen Mut geben. «Ihr könnt alles, wenn ihr wollt», das sage ich allen. Geplant war, dass ich ab Dezember auf Lesetour gehe. Schauen wir mal, wie sich die Dinge ändern. Eure Patrizia, Autorin.»

Plauderstunde mit Patrizia Laeri

Wenn die «Wirtschaftsjournalistin des Jahres» Altbekanntes wiederkäut.

Die «TopVoice LinkedIn DACH» (alles Selbstbeschreibungen) hat zurzeit viel Freizeit. Sie hatte wohl verabsäumt, sich von «CNN Money Switzerland» die Bilanz oder zumindest die Finanzflussplanung zeigen zu lassen.

Deshalb war sie nicht nur eine der am kürzesten amtierenden Chefredaktorinnen, sondern das auch noch unbezahlt. Aber nun ist sie offen für Neues, betrachtet neidisch ihren Vorgänger Urs Gredig, der rechtzeitig Lunte roch und wieder zu SRF heimkehrte. Und schreibt eine Kolumne für «Blick».

Laeri kümmert sich um die wichtigen Probleme der Welt

Da sie viel Zeit hat, holt sie nicht nur weit aus, sondern kümmert sich auch um die wichtigen Fragen dieser Welt. Mit satten 4300 Buchstaben handelt sie ab, dass es «für demokratische Gesellschaften lebenswichtig» sei, «das gigantische Problem in den Griff zu bekommen».

Oh, welches denn? Nun, «der Kampf gegen Fake News» natürlich, der «bisher trotz grosser Anstrengungen ziemlich erfolglos» geblieben sei. Unter dem nicht wirklich verständlichen Titel «Lügen wir uns nichts vor» verheisst Laeri «neue Hoffnung».

Die Lösung ist ein weltumspannender Ansatz

Zuerst zeichnet sie ein Bild des Schreckens; so sei «Corona auch ein Superspreader für Lügen». Aber nicht nur das, es ist ja noch viel schlimmer: «Sowohl künstliche Intelligenz wie auch Tech-Konzerne und Regulatoren wirken heillos überfordert mit der digitalen Lügerei.»

Schlimm, schlimm, schlimm. Da braucht es nicht weniger als einen «weltumspannenden Ansatz» gegen Fake News. Und wie es der Zufall so will: «Der neuste aufsehenerregende Wurf stammt von einer Europäerin im Silicon Valley, von Marietje Schaake.»

Aber zunächst spannt Laeri die Leser auf die Folter, denn «dazu aber später». Zuerst will Laeri zeigen, dass sie Versuche wie «Telepath» oder Verifizierungen via Blockchains auch mitgekriegt hat. Ist zwar alles längst bekannt, aber he, wenn man halt kein Digital Native ist, muss man Kenntnisse regnen lassen.

Laeri schreibt brav bei Wikipedia ab

Doch zurück zu Schaake. Die ist nämlich Professorin an der Stanford-Uni in den USA und war bis 2019 im Europäischen Parlament. Da sie damals ihr Wahlprogramm bahnbrechend in 10 Tweets formulierte, nannte sie das «Wall Street Journal» – auch nicht immer fehlerfrei – «Europas meistvernetzte Politikerin». Das schreibt nun Laeri brav bei Wikipedia ab, der Quelle für fundiertes Wissen.

Schaake wiederum veröffentlichte vor inzwischen zwei Wochen einen Riesenriemen mit 1800 Wörtern oder 11’500 Buchstaben in der MIT Technology Review. Hier verbreitet sich Schaake darüber, wie Demokratien wieder die Macht in der digitalen Welt übernehmen könnten. Die hätten sie nämlich an privat geführte Konzerne verloren.

Aus Aufgewärmten wird nochmals Aufgewärmtes

Als Beleg für diese These ist Schaake kein noch so abgehangenes Beispiel aus der Vergangenheit und Vorvergangenheit zu schade. Microtargeting bei Wahlen, Cyberwars, Versuche, Wähler zu beeinflussen, altbekannt. Aber was schlägt Schaake den zur Abhilfe vor?

Nichts weniger als «einen Paukenschlag mit Potenzial» schwärmt Laeri. Und woraus besteht der? Schaake möchte die «Community of Democracies» als Kontrollbehörde aktivieren. Was, noch nie davon gehört? Also wirklich, diese «Gemeinschaft der Demokratien» wurde im Jahr 2000 gegründet, zählt immerhn 31 Mitglieder, hat auch einen Generalsekretär und residiert in Warschau.

Wie ihr Name schon sagt, hat sie sich das edle Ziel gesetzt, Demokratie auf der Welt zu verbreiten. Hat damit allerdings eine ähnliche Bekanntheit, einen ähnlichen Einfluss wie die «bestvernetzte» Ex-Politikerin Schaake. Nämlich keinen messbaren.

Wenn man Laeri am Titel der Kolumne misst …

Leider müssen wir nun Laeri an ihren eigenen Massstäben messen. «Lügen wir uns nichts vor», fordert sie im Titel dieser Nonsense-Kolumne. Und plaudert dann über Altbekanntes, Aufgewärmtes und Belangloses. Und dieser angebliche «Paukenschlag mit Potenzial» ist nun so weit von der Wirklichkeit entfernt, dass man versucht sein könnte, ihn als Fake News zu disqualifizieren.

 

 

 

 

Oops, they did it again

Ist die Schweizerische Nationalbank ein Herrenclub, ladies and gentlemen?

Die Methode ist bekannt. Sexismus, Mobbing, Skandal. Hat die «Republik» schon mehrfach probiert, ist damit aber auch regelmässig auf die Schnauze gefallen.

Auch ihr Versuch, mit angeblich unbeaufsichtigten, schlecht ernährten und sonst wie gequälten Kindern beim grössten Schweizer Anbieter von Kitas zu punkten, war ein Griff ins Klo: alle offiziellen und externen Untersuchungen ergaben: nix dran, nix zu meckern.

Mal wieder Aufgewärmtes, frisch serviert

Nun probiert es die «Republik» mal mit der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Mit knapp 24’000 Anschlägen ist der Artikel für «Republik»-Verhältnisse geradezu schlank und rank. Er hat allerdings, wie schon der Versuch, mit dem aufgewärmten Bündner Bauskandal zu punkten, eine Vorgeschichte.

Denn ein gewisser Fabio Canetg publizierte am 2. September auf swissinfo.ch einen Beitrag über die SNB: «Es ist etwas faul bei der SNB. Es riecht nach Geschlechterdiskriminierung». Diese Aussage basiert auf einer Auswertung der Geschlechterverteilung in Führungspositionen. 117 von 145 seien von Männern besetzt, weiss Canetg. Also 81 Prozent, bei der US-Notenbank seien es lediglich 57 Prozent.

Klarer Fall, Diskriminierung. Und dabei spricht Canetg den Skandal gar nicht an, dass der Anteil von «divers» bei null liegt. Wobei, halt, der Skandal ist, dass Canetg dieser Skandal gar nicht auffällt. Wo die «Republik» doch selbst ihren launigen Gruss zu «Ladies, Gentlemen and everybody beyond» angepasst hat.

Warum nicht mal durchschütteln, mixen und neu einschenken?

Aber Scherz beiseite, wie es der Zufall so wollte, unterhält Canetg auch noch einen «Geldcast», und bei dem war Patrizia Laeri zu Gast. Genau, die Kürzestzeit-Chefredaktorin von CNN Money, zurzeit offen für Neues. Sie selbst kann sich über Frauendiskriminierung nicht wirklich beschweren, aber laut Canetg hätten sich dann ein rundes Dutzend Frauen bei ihr und ihm gemeldet, die von haarsträubenden Zuständen bei der SNB zu berichten wussten.

Da dachten sich Laeri und Canetg: he, wieso schütteln wir den Ursprungsartikel nicht mal gut durch, stecken ihn in den Mixer mit Auszügen aus anonymen Erfahrungsberichten, und fertig ist der Smoothie, der den «Republik»-Lesern runter geht wie ein Latte Macchiato, gebraut mit Kaffeebohnen aus Nicaragua.

«Steinzeitlich» und «autoritär» gehe es bei der SNB zu, weiss die «Republik», Thomas Jordan trage den Übernamen «Mr. Konservativ» und herrsche mit nahezu unbeschränkter Macht, zudem würden Leute mit «einer bestimmten politischen Richtung» gezielt befördert. Ich finde es ja auch bedauerlich, dass unser oberster Währungshüter nicht gelegentlich Salsa tanzt und nach sechs Mojitos nach Hause geschleift werden muss. Aber mit Sexismus hätte das noch nicht viel zu tun.

Eher ein leiser als ein lauter Sexismus

Das fällt gerade rechtzeitig auch den «Republik»-Autoren ein, also fahren sie fort, durch alles hindurch ziehe sich «ein manchmal leiser, öfter offenkundiger Sexismus. Der sich auch daran zeigt, dass bei der Nationalbank auf 8 von 10 Führungs­posten Männer sitzen.»

Das kann Sexismus sein, das könnte vielleicht auch damit zu tun haben, dass selbst aktuell nur 35 Prozent aller Studenten der HSG weiblich sind. Aber wie auch immer, es gibt genügend geschilderte Vorfälle, um anzunehmen, dass die SNB ein paar Probleme mit Frauen hat. Beziehungsweise mit deren Behandlung und Förderung.

Wer nun aber saftige Darstellungen übler Übergriffe erwartet, wird enttäuscht. Um «Skandal, Sexismus, Chauvinismus» und «strukturell verankert» zu krähen, das geben die Fallbeispiele eigentlich nicht her.

Fragen bei Bewerbungsgesprächen, die fehl am Platz sind, so zu früherem Einkommen oder der familiären Situation, die aber selbst von einem «Republik»-Experten allerhöchstens als «grenzwertig» bezeichnet werden, das ist zwar nicht gut, aber weit von einem Skandal entfernt.

Dann gibt es Klagen über «ganz normalen Alltagssexismus». Der äussere sich darin, dass Frauen unter Druck gesetzt würden, ein Vorgesetzter habe einmal einer Mitarbeiterin erklärt, wofür deren Geschlechtsorgane gut seien.

Die allgemein übliche Lohndiskriminierung

Schliesslich die in der gesamten Schweizer Arbeitswelt vorhandene Lohndiskriminierung. Das ist nun wirklich kein spezifisches Problem der SNB. «Die hier geschilderten Vorfälle wiegen schwer», urteilt die «Republik» in eigener Sache. Publizitätshungrige Politiker eilen natürlich herbei und kündigen gewichtig parlamentarische Vorstösse an.

Ohne einen einzigen der geschilderten Vorfälle verniedlichen oder bezweifeln zu wollen: Die SNB hat 937 Mitarbeiter. Dass es unter denen den einen oder anderen testosterongesteuerten Macho gibt, ist bedauerlich. Lohndiskriminierung per Geschlecht ist nicht nur bei der SNB ein Problem. Aber angesichts der geringen Zahl und der geringen Schwere der geschilderten Vorfälle hat SNB-Direktor Thomas Jordan natürlich recht, wenn er von inakzeptablen Einzelfällen spricht.

Dass sich weder er noch die SNB zu spezifischen, einzelnen Fällen äussern, ist keine Dialogverweigerung, sondern schlichtweg als Arbeitgeberpflicht vorgeschrieben.

Zwei Fragen drängen sich allerdings auf

Zwei Fragen stellen sich aber doch bei diesem Artikel: Fabio Canetg bezeichnet sich darin selbst als «Geldökonom». Da täte vielleicht eine Fortbildung not, denn mit seiner Behauptung, die SNB verwalte «ein Volksvermögen von 950 Milliarden Franken», würde er bei jedem Anfängerkurs an der HSG durchfallen.

Und müsste eigentlich von der Uni verwiesen werden, da er selbst auf Nachfrage sich nur artig für das Interesse bedankt und auf die Webseite der SNB verweist, wo als «Anlagevolumen» per Ende Juli 949 Milliarden Franken aufgeführt sei. Meiner Treu, wenn das die wissenschaftliche Zukunft der Schweizer Volkswirtschaft ist. Setzen, Strafaufgabe: Wir basteln uns eine doppelte Buchhaltung, schreiben links Aktiva und rechts Passiva und schauen, was rechts übrig bleibt, wenn man die Passiva von den Aktiva abzieht. Waseliwas?

Schliesslich ist dieser «Republik»-Artikel die Fortsetzung eines Werks für swissinfo. Sich selbst kopieren ist durchaus erlaubt, wenn auch nicht rasend originell. Aber im Kampf gegen Frauendiskriminierung muss die Frage erlaubt sein, wieso in der «Republik» die Mitarbeiterin, mit deren «Unterstützung» Canetg das Original schrieb, unerwähnt bleibt. Die Nachfrage nach der verschwundenen Mitarbeiterin am Artikel beantwortet Canetg einfach nicht. Auch auf die Gefahr hin, sich damit doch einem verschärften Sexismusverdacht auszusetzen. Stolz vermerkt Canetg im «Republik»-Artikel hingegen, dass ebenfalls der «Blick» über dieses Männerproblem bei der SNB berichtet habe.

Darf man das Inzucht nennen, oder wäre das irgendwie -istisch?

Wäre es wirklich ein Platzproblem geworden, wenn er erwähnt hätte, dass die «Blick»-Kolumnistin Patrizia Laeri, seine Mitautorin, in ihrer «Blick»-Kolumne seinen swissinfo-Artikel lobend erwähnte? Eingeleitet mit der vorwurfsvollen Schilderung, dass sich Thomas Jordan doch erfrecht habe, auf eine Reihe blöder Fragen von ihr bei einer Pressekonferenz höflich zu antworten: «Frau Laeri, diese Fragen meinten Sie aber nicht ernst?»

Wenn Jordan wüsste, wie knapp er da einem Sexismus-Vorwurf entkam, wo Laeri doch einen grünen Rock trug und sich nach der Nachhaltigkeit von SNB-Anlagen erkundigte.

Wie viele Mitarbeiter braucht es, um Externe Artikel schreiben zu lassen?

Sozusagen in eigener Sache noch zwei Bemerkungen zur «Republik». Trotz 50 Nasen auf der Payroll wurde dieser Artikel, mit dem das Online-Magazin mal wieder in die Schlagzeilen kommen will, von zwei Externen geschrieben. Genauso wie die Aufarbeitung des Wirecard-Skandals und seine Enthüllung in der «Financial Times» der Einfachheit halber von der FT übernommen wurde.

Wenn man alles zusammenzählt, hat die «Republik» in den vergangenen sieben Tagen 29 Stücke rausgepustet. Davon höchstens 27 eigene. Also nur unwesentlich mehr als ZACKBUM.ch. Was dort pro Monat so eine halbe Million kostet, hier bei drei Nasen null.

Wollen sich die Genossenschafter der «Republik» so nebenbei entmannen lassen?

Und so ganz nebenbei gibt die «Republik» bekannt, dass es mal Zeit für eine Statutenänderung sei. Nix wirklich Wichtiges, einfach eine Anpassung, Präzisierungen, you know, ladies and gentlemen. Darin versteckt wird die Budgethoheit von der Genossenschafterversammlung auf den Vorstand verschoben. Dessen Mitglieder auch nicht mehr jedes Jahr, sondern nur noch alle drei Jahre gewählt werden sollen.

So genossenschaftlich-republikanisch und basisdemokratisch soll es also bei der «Republik» künftig zu und hergehen. Erinnert irgendwie an die «Animal Farm» von Orwell, finde ich.

Man darf gespannt sein, ob die dafür nötige Zweidrittelmehrheit bei der Urabstimmung erzielt wird; sich die Genossenschafter also selber, Pardon, entmannen wollen. Wo doch die Finanzen nicht so wirklich die Kernkompetenz der «Republik»-Macher sind.

Träumen mit Patrizia Laeri

Das Ausnahmetalent geht seinen Weg weiter!

Was für eine Veränderung! Beim letzten Treffen fanden wir eine Patrizia Laeri vor, die am Boden zerstört war. Die Chefin von CNN Money Switzerland musste ihren Leuten mitteilen, dass alles vorbei ist. Laeri: «Erst am Abend realisierte ich, was da eigentlich abgelaufen war. Ich konnte nur noch schreien und Schokolade-Trüffel essen.»

Zackbum traf Laeri nochmals im Traum, diesmal aber unter ganz anderen Vorzeichen. Im Zürcher «Terrasse» sitzt sie an der Wand. Sie trägt oben ein Kleid und unten ein Rock. Als sie uns sieht, spielt sie mit ihren Haarspitzen. Auf dem Tisch liegen drei komplizierte Wirtschaftsbücher. Laeri kommt gleich zur Sache: «Nach dem Aus bei CNN musste ich mich zuerst einmal neuorientieren.» Geholfen haben der blitzgescheiten Wirtschaftsfachhochschulabsolventin ihr Bekanntenkreis. «Mir ist aufgefallen», sagt sie ohne abzulesen, «dass nur 12,5 Prozent des oberen Kaders weiblich ist. Beim noch höheren Kader sind es sogar nur 8,4 Prozent, beim noch noch höheren Kader 4,8 Prozent. Das ergibt zusammen nur 25,7 Prozent. Das bedeutet: 74,3 Prozent des oberen, noch höheren und noch noch höheren Kaders sind männlich!»

Laeri geniesst die Pause. Die Zahlen stimmen, das ist der Journalistin der letzten Jahre wichtig. Ihr Vater war Buchhalter in einer Metzgerei, die Mutter im oberen Kader eines Nagelstudios. «Ich habe schon früh gelernt, dass das Geschlecht nicht unmännlich ist. Das ist übrigens ein Zitat der Frauenrechtlerin Simone de Belvoir. Schreiben Sie es ruhig auf.»

Aber wie geht es nun weiter? Laeri schnalzt mit der Zunge. Eigentlich ist es noch nicht spruchreif, aber so viel will sie ihren zahlreichen Fans verraten: «Ich plane auf Blick TV eine neue Wirtschaftssendung von und für Frauen.»

Wann soll die erste Sendung kommen und wie heisst sie? Laeri gackert vergnügt. Die ausgestandene Wirtschaftsjournalistin kennt natürlich alle dämlichen Fragen. «Das alles ist noch geheim. Nur so viel: In der Sendung wollen wir mindestens 76,8 Prozent Frauen haben. Das beginnt bei der Visagistin und hört bei der Schminke-Frau auf.»

Sie guckt auf ihre Uhr und springt auf. Der nächste Termin hat vor 10 Minuten begonnen. Laeri läuft zielstrebig zum Ausgang und ruft ein Taxi. Wir gucken ihr fasziniert nach. Hoffentlich wird es etwas mit Blick TV.

Ex-Press II

Geblubber aus dem Mediensumpf

Frank A. Meyer; von 0 auf 100 und zurück.

Recherche für Arme I

Noch einen Tag, nachdem CNN Money angekündigt hatte, dass der Stecker gezogen wird, werweissten immer noch diverse Redaktionen, wann denn genau der Sendebetrieb eingestellt werde. Schliesslich hatte der gescheiterte CEO Christophe Rasch angekündigt, dass längstens bis Ende August gesendet werde.

Dabei hätte ein Blick auf die Webseite von cnnmoney.ch genügt, um feststellen zu können, dass der Live-Feed abgeschaltet ist. Übrigens schon seit Montagnachmittag, schon kurz vor der Medienmitteilung, die das Ende verkündete.

Recherche für Arme II

Die wirklich saftige Story hinter dem Untergang von CNN Money Switzerland wäre das Aktionariat. Für die heutigen Kindersoldaten in ihren Verrichtungsboxen, die Journalistli spielen: Wer sind eigentlich die Financiers und Besitzer von CNN Money? Vom Schreibtisch aus ist ein Blick ins Handelsregister möglich, aber das muss einem ja auch mal gesagt werden.

Kolumne für Arme I

Patrizia Laeri ist ihren Job als Chefredaktorin von CNN Money Switzerland los. Der Sender ist pleite. Aber sie hat noch eine Kolumne im «Blick». «Wie ich zur Konkursverwalterin wurde», plaudert sie hier aus dem Nähkästchen.

Echt jetzt? Sie beschreibt, wie die Spannung immer mehr anstieg, wie alle tapfer alles gaben, in der Hoffnung, dass die ausbleibenden Lohnzahlungen nicht der Vorbote des Endes seien. Obwohl schon die ersten Mitarbeiter in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten gerieten.

Sie habe da Mut gemacht, «ich kann die Menschen mit meiner Energie anstecken, zu Höchstleistungen animieren», lobt sich Laeri.

Aber wieso soll sie nun Konkursverwalterin sein? Hat sie sich zur Konkursrichterin ausbilden lassen? Und wieso hat sie im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht als Chefredaktorin nicht vom Versager Christophe Rasch ultimativ verlangt, wenigstens die Löhne auszuzahlen, sich wenigstens vom überflüssigen Zweitstudio in Gland zu trennen?

Nein, eine Wirtschaftsjournalistin sollte sich nicht so aus der Verantwortung stehlen.

Kommentar für Arme

Aus dem sicheren Danzig lässt es sich trefflich gegen den weissrussischen Autokraten Alexander Lukaschenko wettern. Der «Diktator» sei «geschwächt», man dürfe ihn aber ja nicht unterschätzen. Denn «sein Zynismus kennt keine Grenzen», weiss CH Media, und verbreitet diese Meinung in ihren zwei Dutzend Kopfblättern.

Interessant wäre aber die Reaktion der Polen darauf, dass der Kommentator nicht den offiziellen polnischen Namen der Stadt verwendet: Gdansk. Natürlich muss man nicht Lisboa zu Lissabon sagen oder La Habana zu Havanna. Aber in der schmerzlichen Geschichte von Polen und Deutschland wird der deutsche Name der Stadt gerne von den sogenannten Vertriebenen benützt, die bis heute nicht verwinden können, dass deutschstämmige Polen als Vergeltung für die unvorstellbaren Verbrechen der Nazis in diesem Land nach dem Zweiten Weltkrieg hinausgeworfen wurden.

Auch in der Berichterstattung über Osteuropa kann Wissen eigentlich nur stören.

Kolumne für Arme II

Im Hoforgan des intellektuell-philosophischen Gründelns und gepflegten Nachdenkens, also im «SonntagsBlick», arbeitet sich Frank A. Meyer schon seit Jahren an seinem Lieblingsfeind ab. Obwohl oder gerade weil der ihn noch nie zur Kenntnis genommen hat. Die Forderung von Christoph Blocher, ihm nun doch die Bundesratsrente auszuzahlen, lässt Meyer zu seiner Höchstform auflaufen: Zuerst «protzig präsentierte Bescheidenheit», dann aber «die Gier nach Staatsgeld». Blocher sei in seiner «harmlosen Erscheinungsform das Kind, das immer recht hat», weniger harmlos der «zynische Rechthaber, dem das eigene Wort nicht gilt».

«Unreifer Charakter», «täglich Kindergeburtstag, täglich Rabatz», am «liebsten» sei ihm das «friedlichste Land der Welt gespalten in Freund und Feind».

Kann man so sehen, auch wenn sich dieses Gestämpfel auch ein wenig kindisch anhört. Aber nun kommt ein bösartiger Untergriff. Denn so wie Blocher habe auch «Carl Schmitt, totalitärer Staatsdenker der Dreissigerjahre, Politik definiert».

Gerne bezeichnet Meyer Blocher auch als «Führer», Parteiführer, wohlgemerkt. Wenn sich die SVP auf die Suche nach einem neuen Parteipräsidenten macht, kommentiert Meyer: «Nun benötigt der Führer dringend einen neuen Unterführer.»

Der Staatsrechtler Schmitt hatte sich unentschuldbar dem deutschen Nationalsozialismus angedient. Aber 1968 sympathisierte er mit der deutschen Studentenbewegung, was auch durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte. Solche Differenzierungen sind Meyer fremd, wenn er seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht. Im Sandkasten des Denkens möchte er gerne dräckeln, mit Braunem um sich werfen.

Dachelles lebt weiter!

Das Aus von CNN Money Switzerland bedeutet auch einen herben Rückschlag in der Frauenbewegung.

Patrizia Laeri im Elend. Die hübsche Wirtschaftsfachfrau ist gescheitert, noch bevor sie zeigen konnte, was in ihr steckt. Am Montag hätte sie mit Dachelles an den Start gehen wollen. Die neue Sendung auf CNN Money Switzerland hätte endlich bewiesen, dass Wirtschaft auch sinnlich und erotisch sein kann. An alles haben Laeri und die beiden anderen hübschen Frauen, Tijen Onaran, und Maggie Childs, gedacht: «Sogar auf den gleichen Lippenstift konnten wir uns einigen», sagt Laeri traurig.

ZACKBUM.ch hat die drei Frauen im Traum getroffen. Lustlos sitzen sie auf den schwarzen Ledersofas. Onaran weint hemmungslos. Ihre Träume von einer attraktiven Wirtschaftssendung sind geplatzt. Einfach so. Bumm!

Laeri sagt mit brüchiger Stimme: «Dachelles hätte beweisen sollen, dass wir Frauen auch vor grossen Zahlen kein Angst haben.» Wie als Beweis erwähnt Childs eine enorm hohe Zahl: «Dreimillionensiebenundzwanzigtausendvierunddreissighundertzehn.» Onaran stolpert zur Küche und öffnet den Kühlschrank. Eigentlich wollten sie mit dem Champagner warten. Bis zum Montag, wenigstens. Onaran: «Dieser Champagner hätte Wirtschaftsgeschichte schreiben sollen.»
Laeri oder Childs pflichten ihr bei: «Champagner ist ein wichtiges Exportnettowachstum. In der Schweiz beträgt sein Allzeithoch an der Börse siebenundzwanzigprozentkommavier. Aber wem können wir das jetzt noch erklären?»

Onaran zieht ihre roten High Heels aus. Sie erklärt wie beiläufig den Zusammenhang zwischen Zalando und Martin Heidegger: «Keynes hat schon in den 1920er Jahren dafür apostrophiert, dass inneres Wachstum nur mit einer Stagflation einhergeht.» Onaran ist sich gewohnt, dass ihr Männer nicht folgen können. Die dreifache Wirtschaftsabsolventin hat ihren Master an der renommierten School of Economics gemacht und arbeitet aktuell an einer Blitzkarriere.

Laeri macht sich um ihre «Mädels» denn auch keine Sorgen. «Die haben so viele Follower, die finden schon etwas.» Auch um sie müsse man sich keine Sorgen machen, meint sie. «Notfalls gehe ich wieder zurück ins arschlangweilige Leutschenbach und moderiere vom Parkett.»

Man möchte die drei «Mädels» einmal herzhaft und fest drücken. Aber das geht natürlich nicht. «Life is stronger than everything. Live your dream, don’t dream your life.», sagen die drei hübschen Damen zum Abschied.

CNN: Woher kam das Money?

Hintergründe wie im Film.

Die Hauptinvestoren von CNN Money: Hier als Fahndungsfotos.

Die Finanzflüsse von CNN Money Switzerland sind eine investigative Reportage wert. Sie würde in die Geschäftswelt der Westschweiz und ins ferne Bangladesh führen, inzwischen auch ins ferne Thailand.

Die Westschweiz ist in diesem Trauerspiel mit vier Personen vertreten. Da wäre der IT-Unternehmer Filippo Roditi, der bei CNN Money Switzerland AG als Prokurist auftaucht. Dann Julian Pitton, ehemaliger Banker bei Edmond de Rothschild, der am Anfang als VR-Präsident auftrat.

Dann der Wirtschaftsanwalt Christophe Wilhelm. Er stellt der AG ihr Domizil in seiner Kanzlei in Lausanne zur Verfügung und ist mit dem Dritten im Bunde, Christophe Rasch, über dessen PR-Bude Media Go verbunden. In deren Verwaltungsrat sitzt der Zürcher Medienanwalt Andreas Meili, dessen Dienste Rasch wohl benötigen könnte.

Rasch selbst ist zudem Inhaber von Rasch Media Consulting sowie Gründer, VR-Präsident, VR-Delegierter und Direktor bei der verblichenen CNN Money AG. Für die seine Media Go das Know-how einbrachte, «das wir für die Datenanalyse im Internet brauchen», sagte er beim Start.

Die Bangladesh-Connection

Mit drei Köpfen ist Bangladesh im Verwaltungsrat von CNN Money vertreten. Da wären zunächst die Brüder Rick (oder Dipu) und Ron Haque Sikder. Sie sind oder waren Besitzer eines Firmenkonglomerats, zu dem auch eine Bank gehört. Und schliesslich ist zum gleichen Zeitpunkt, Mitte Mai 2018, Sameer Ahmad in den VR von CNN Money eingetreten. Er ist der Vorsitzende und CEO von RSA Capital, einer Finanzgesellschaft in Dhaka.

Der Kontakt zu den Grossinvestoren Sikder stellte Pitton her, der als Berater eines in Asien investierten Fonds offenbar mit den Sikders zu tun hatte. Wieso ausgerechnet drei Exponenten der Geschäftswelt von Bangladesh sehr daran interessiert sind, in ein Schweizer Start-up zu investieren, bedarf noch genauerer Abklärungen.

Zwei Investoren auf der Flucht

Insbesondere, weil laut Medienberichten die Brüder Sikder Ende Mai nach Thailand flüchteten. Wie die «Dhaka Tribune» wissen will, sollen sie auf zwei Banker zuerst geschossen und sie anschliessend gegen ihren Willen festgehalten haben. Anlass des Streits soll deren Weigerung gewesen sein, ein Anwesen der Sikders weit über Marktwert zu beleihen.

Von Thailand aus verlangen die Sikder Brothers nun, dass sie präventiv Kaution stellen dürfen, um einer Verhaftung zu entgehen, wenn sie wieder nach Bangladesh zurückkehren. Dieses Ansinnen ist zunächst vom Obersten Gerichtshof in Dhaka indigniert zurückgewiesen worden. Inzwischen denkt er aber offenbar nochmals über den Antrag nach.

Weder deren National Bank, ein Bestandteil ihres Imperiums, noch die Exim Bank, deren Managing Director bedroht worden sein soll, noch Ahmad antworteten auf wiederholte Anfragen. Befremdlich ist, dass RSA Capital zwar eine hübsch designte Webseite hat, die dort angegebene E-Mail-Adresse aber nicht funktioniert.

Im Privatjet als Notfall nach Thailand

Von den Untersuchungsorganen in Dhaka wird nun abgeklärt, wie es den Sikders gelingen konnte, trotz Flug- und Reiseverbot wegen Corona mit einem zu ihrem Imperium gehörenden Privatjet nach Thailand zu reisen. Sie sollen dafür angegeben haben, dass es sich um einen medizinischen Notfall handle, sie bräuchten dringend eine Behandlung im Ausland.

Auf jeden Fall handelt es sich hier, gelinde ausgedrückt, um ein abenteuerliches Aktionariat eines Wirtschaftssenders, und es wäre interessant zu erfahren, ob das CNN-Mutterhaus, das Rasch nur die Lizenz für die Verwendung des Namens CNN Money gab, über diese Besitzerstruktur informiert war.

Wie gross der Anteil ist, der Rasch selbst gehört, ist nicht bekannt; als nicht kotierte AG ist CNN Money Switzerland über das hinaus, was im Handelsregister eingetragen sein muss, nicht auskunftspflichtig.

Keine Massenentlassung mit Sozialplan

Bitter für die verbliebenen 25 Angestellten von CNN Money, dass es sich nicht einmal um eine Massenentlassung handelt, für die ein Sozialplan ausgearbeitet werden müsste. Aber diese Vorschrift greift erst bei Entlassungen von mehr als 30 Personen.

Während in den recherchierfaulen Schweizer Medien noch gemutmasst wird, wann denn CNN Money Switzerland den Sendebetrieb einstellen wird, würde ein Blick auf seine Webseite ausreichen, um festzustellen, dass seit Montagnachmittag der Live-Feed abgeschaltet ist.

Dem Konkursverwalter obliegt es nun, die Hintergründe zu erhellen, die zu diesem brutalen Stopp führten. Insbesondere ist die Frage zu beantworten, wieso Rasch noch die SRF-Wirtschaftsjournalistin Patrizia Laeri als neue Chefredaktorin holte. Sie trat ihr Amt am 1. Juli an, nächste Woche hätten neu von ihr konzipierte Programmelemente an den Start gehen sollen.

Wieso wurde das Ende so lange hinausgezögert?

Stattdessen ist sie nun arbeitslos und hat – wie die übrige Belegschaft – keinerlei Gehalt bekommen. Da die Flucht der beiden Hauptinvestoren, die in der Vergangenheit schon mehrfach Finanzlöcher stopften, bereits Ende Mai erfolgte, womit wohl ein Versiegen dieser Quelle einher ging, ist die Frage, wieso Rasch zunächst noch seelenruhig in luxuriöse Sommerferien abzwitscherte und bis zum 17. August zuwartete, um das Ende zu verkünden.

Vorher hatte er Anfragen zum Verbleib der Sikder-Gebrüder mit der knappen Bemerkung abgeklatscht, dass er sich zu Privatangelegenheiten seiner Verwaltungsräte nicht äussere und eine allfällige rechtliche Würdigung abwarte.

Also war ihm spätestens seit dem 25. Mai bekannt, dass seine Mehrheitseigner gröbere Probleme haben. Wieso er noch fast drei Monate zuwartete, um dann eine Krisensitzung des VR einzuberufen, auf der einstimmig das Ende beschlossen wurde, ist eine der vielen Fragen, die beantwortet werden muss. Da steht schon mal der Verdacht auf Konkursverschleppung im Raum.

CNN out of money Switzerland?

Showdown am Sonntag. Wer überlebt und wie?

Es war eine gewagte Wette, die der Unternehmer Christophe Rasch einging. Er besorgte sich die Lizenz für CNN Money Switzerland und startete Anfang 2018 mit dem Sender.

In Zürich klotzte er ein hochmodernes TV-Studio hin und baute in Windeseile eine hochmotivierte Mannschaft auf. Er holte sich Urs Gredig vom Schweizer Fernsehen als Chefredaktor; dazu Martina Fuchs, die zuvor als Schweizer Redaktorin beim chinesischen Staatsfernsehen Furore gemacht hatte.

Um Andreas Schaffner, einen erfahrenen Wirtschaftsjournalisten, entstand ein sendungsbewusstes Team, das eine fröhliche Aufbruchsstimmung verbreitete. Rasch reagierte aber schon damals eher unwirsch auf Fragen, wie sich denn ein englischsprachiger Wirtschaftssender aus Zürich überhaupt sein Publikum erobern könnte.

Rasch neigt nicht zu Selbstzweifeln

Englisch sei halt die weltweite Business-Sprache, man solle nicht auf Einschaltquoten fixiert sein, sein Businessmodell rechne sich durchaus, fetzte er auf entsprechende Fragen in der Startphase zurück.

Kaum mehr als 3000 Zuschauer am Tag, also eigentlich im nicht mehr messbaren Bereich. Das war das Zwischenresultat nach einem Jahr, und besser wurde es auch nicht. Aber kein Grund für Rasch, selbstkritisch zu werden. Schliesslich verkaufe Ferrari auch nur etwas mehr als 2000 Autos pro Jahr, und das sei doch auch ein erfolgreiches Unternehmen.

Eine erste Absetzbewegung

Nach zwei Jahren setzte sich dann Martina Fuchs ab, auch Urs Gredig schlüpfte wieder unter die Fittiche von SRF, wo er an einem Abend mehr Zuschauer begrüssen kann als bei CNN Money Switzerland in vier Monaten.

Aber unverdrossen holte sich Rasch Ersatz; diesmal in der Person von Patrizia Laeri, die nach vielen Jahren SRF ab 1. Juli als neue Chefredaktorin amtet. Aber inzwischen hängen die dunklen Gewitterwolken immer tiefer über dem Sender.

Rasch bestätigte gegenüber CH Media, dass am Sonntag der Verwaltungsrat tagen werde. Vorher gebe er keinen Kommentar ab. Es scheint aber durchaus möglich, dass dann dem Sender der Stecker gezogen wird.

Löhne, Schulden, abgängige Besitzer

Denn die 27 Mitarbeiter warten seit anderthalb Monaten auf ihre Lohnzahlungen. Da sorgte es offenbar für gewaltigen Unmut, dass diese kritische Situation Rasch nicht davon abhielt, inzwischen gelöschte Fotos von Luxusferien diesen Sommer mit seiner Lebensgefährtin auf Facebook zu stellen.

Dieses Jahr erst eröffnete Rasch noch ein zweites TV-Studio in Gland (VD). Aber nicht nur die Pandemie und der allgemeine Rückgang von Werbeeinnahmen machen dem Sender schwer zu schaffen. Von Anfang an erstaunte das Aktionariat. 70 Prozent des Senders gehören nämlich den Sidker-Brüdern aus Bangla Desh. Die schon mehrfach Geld nachgeschossen haben.

Nach Streitigkeiten mit einem Bankier sollen sie aber inzwischen im Firmenjet nach Thailand geflohen sein, wollen lokale Medien herausgefunden haben. Es dürfte also eher unwahrscheinlich sein, dass diese beiden Mitglieder des CNN Money-Verwaltungsrats am Sonntag persönlich anwesend sein werden.

Zudem soll Rasch Probleme mit einigen Gläubigern haben; es soll sich um Forderungen von über einer Million Franken handeln.

Kein Grund zur Häme

Sollte es tatsächlich zum Aus für CNN Money Switzerland kommen, dürfen sich die Mitarbeiter sicher nicht über einen Mangel an Häme beklagen. Besonders bitter wäre das für Laeri, die damit die wohl am kürzesten amtierende Chefredaktorin in der Schweizer TV-Geschichte wäre.

Aber Häme ist völlig unangebracht. Das Team hat in den letzten zweieinhalb Jahren Tag für Tag abgeliefert; die Qualität des Gesendeten stand dem Mutterhaus in nichts nach. Anders sähe das aber für Rasch aus. Zaubert er nicht noch einen Retter in höchster Not aus dem Hut, muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, dass er unverantwortlich ein gescheitertes Geschäftsmodell durchstieren wollte.

Sich selbst hielt er dabei offenbar für einen Ferrari-Fahrer. Aber es war dann doch eher ein Oldtimer, der schon lange auf den Felgen fährt. Eigentlich wäre für die Mitarbeiter zu hoffen, dass Rasch rasch von Bord geht und einem kompetenten CEO Platz macht. Wenn es Wunder tatsächlich gibt.