Schlagwortarchiv für: Patrizia Laeri

Es darf gelacht werden: immer sonntags

Slapstick Heiterkeit und Gelächter: die Sonntagspresse hat zugeschlagen.

Zunächst ein echter Brüller:

Die SoZ in Roooaaar-Stimmung.

Wie formuliert die dem Klimaschutz zugetane und männlichen Penisverlängerungen völlig abholde Redaktion der SoZ?

«Bereits die technischen Daten versprechen eine atemberaubende Performance und rennsportliche Dynamik, und das in einem 2,2 Tonnen schweren SUV.»

Wunderbar, sonst noch was? «Dieser Rennstreckenmodus öffnet nicht nur alle Klappen im Auspuff, sondern strafft auch noch das Fahrwerk und schärft die Motor- und Getriebekennlinie.»

Rooaar, brum, boller, gluglug. Das Unsinnige daran ist, dass von diesem völlig überflüssigen SUV schlappe 15’000 Exemplare verkauft wurden bislang und sein Preisschild (ab 250’000, Occasion) ihn sowieso für all SoZ-Leser (ausser vielleicht Supino) unerschwinglich macht. Warum dann im Papiermangel eine Seite aufs «Bollern» verschwenden?

Apropos Verschwendung; wieso darf im Ressort «Gesellschaft» der längst pensionierte Münchner (!) Ex-Bürgermeister Christian Ude seiner Katzenliebe frönen? «Wenn das Büsi schnurrt, ist alles in Ordnung», heisst der Schwachsinnsbeitrag.

Hätte uns das der Papiermangel nicht ersparen können?

Übrigens rezykliert vom 15. Oktober: «Mit dem Schnurren einer Katze wird alles gut», hiess der Originaltitel in der «Süddeutschen Zeitung». Dass Tamedia jeden Schrott aus München übernehmen darf, ist doch noch lange kein Grund für so was …

In der SZ macht’s wenigstens noch halbwegs Sinn …

Gut, bislang war das Blatt noch keinen Rappen wert, kommt vielleicht mal was Ernsthaftes? In der «Wirtschaft» zum Beispiel?

Laeri, die Stehauffrau, unterwegs zum nächsten Flop.

Gut, das Gefäss heisst ja «es darf gelacht werden». Aber hier schmerzt dann doch das Zwerchfell. Die Flop-Queen Patrizia Laeri (die kürzeste Chefredaktorin aller Zeiten, die kürzestes Talkshow-Produzentin) will nun Frauen helfen, ihr Geld richtig anzulegen. Na, das ist natürlich für die SoZ ein gefundener Kontrapunkt zum Lamborghini. Nur: vor lauter Lobhudelei vergisst Maren Meyer ein paar Kleinigkeiten.

Fängt beim Namen an. «ElleXX». Genial, bis man mal «ElleXXX» eingibt. Kicher. Dass die grossartige Frauenunterstützung in Zusammenarbeit mit der Migros-Bank unverschämte Fees, Gebühren, Verwaltungskosten usw. ziemlich intransparent ausweist: na und. Ein ETF ist bereits ab 0,3 Prozent zu haben, was beim heutigen Nullzinsumfeld nicht schlecht ist.

Wieso frau mindestens 1,3 Prozent für ihre Vermögensanlage via Laeri ausgeben soll, diese Frage hatte auf der Dreiviertelseite Lob und Hudel leider keinen Platz. Statt «will Frauen beim Investieren helfen» sollte es wohl besser heissen: will Frauen beim Geld rausballern helfen.

Ist also auch der Wirtschaftsbund ein Flop? Leider ja:

CS plante vielleicht, unter Umständen, wird gemunkelt.

Das ist eine gut hingeprügelte Schlagzeile. Im Kleingedruckten wird dann die Luft rausgelassen: «Die SonntagsZeitung hat nun von mehreren Quellen von einer geplanten Überwachung erfahren ….  Demnach plante die Bank … Ob die Observation durchgeführt wurde, ist unklar.»

Auf Deutsch: Die SoZ kolportiert ein Gerücht über eine mögliche Observation. Es darf gelacht werden, oder sagten wir das schon?

Dass Banken-Büttel Prof. Kunz den starken Max markieren darf und Bussen gegen Banken fordert – im sicheren Wissen darum, dass das in der Schweiz nicht stattfinden wird –, macht die Sonntagskatastrophe auch nicht kleiner.

Aber, man soll auch loben können, Oberchefredaktor Arthur Rutishauser ist offensichtlich schwer angefasst durch die unablässigen Skandale der Credit Suisse: «Es ist ein Hohn. Wenn es irgendwo in der Welt einen Finanzskandal gibt, die Credit Suisse ist mit dabei. Mit kriminellen Machenschaften rund um die Kredite für Moçambique schickte sie eines der ärmsten Länder in den Konkurs, mit der Bespitzelung der eigenen Angestellten und ihrer Angehörigen gibt sie sich der Lächerlichkeit preis.»

Geht doch, statt Antidemokraten wie Denis von Burg hier ihren Stuss absondern zu lassen. Ach, und Bettina Weber gehört zu den ganz wenigen Tamedia-Frauen, die sich nicht angelegentlich um den eigenen Bauchnabel, Genderfragen und Sprachvergewaltigungen kümmern: «Ausgerechnet die Partei, die sich dem Kampf gegen das Patriarchat verschrieben hat, lässt Opfer häuslicher Gewalt im Stich – wenn der Schläger fremder Herkunft ist.» Sie meint damit natürlich die SP.

Sie hat allerdings noch einen zweiten Pfeil im Köcher:

ZACKBUM legt Wert auf die Feststellung: real, keine Satire. Realsatire.

Hier versucht sie gegenüber brüllendem Wahsinn ein ernstes Gesicht zu machen: «Als eine Labour-Abgeordnete sich den Hinweis erlaubte, nur Frauen verfügten über eine Gebärmutter, man also doch bitte die Frauen direkt ansprechen solle, warf ihr die LGBTQ-Community vor, «anti-trans» zu sein. Schliesslich gäbe es Transmänner und non-binäre Menschen, die sich nicht als Frau fühlten, aber trotzdem einen Zervix hätten. Sie würden dank der neuen Formulierung endlich nicht mehr diskriminiert.»

Nun gut, der Ami und der Brite spinnen, aber auf Deutsch ist doch wenigstens immer noch das Sternchen das Problem? «Die SPD forderte in Sachsen kürzlich zum Beispiel am Weltmenstruationstag im Mai Gratis-Produkte für «menstruierende Männer und menstruierende nicht-binäre Personen in öffentlichen Männertoiletten». Der staatliche Sender MDR schrieb zum selben Anlass auf seiner Website ganz selbstverständlich von «menstruierenden Menschen»».

Wahnsinn, kann man da als Körper mit Hoden und Pimmel nur sagen.

Ganze 490 A ist dem Sonntagsblatt eine Riesendemo wert: «Tausende Gegnerinnen und Gegner der Corona-Politik haben sich gestern in Bern zu einer nationalen Grosskundgebung versammelt.» Das ist ziemlich blöd, denn nachdem am letzten Donnerstag nur wenige Manifestanten in Bern anwesend waren, frohlockte Tamedia schon, dass diesen Verirrten und Verpeilten nun endlich der Pfupf ausgehe und von Burg seine Angstmacherei vor deren angeblich unglaublich grossen Einfluss auf den Bundesrat einstellen könnte.

Und nun das; von Burg, übernehmen Sie!

Woran merkt man, wenn einer ganzen Redaktion der Pfupf ausgegangen ist? Wenn sie das hier als Aufmacher auf Seite eins stemmt:

War’s vor 50 Jahren? Oder vor 100? Oder vor 47? Egal, die SoZ braucht jetzt einen Aufmacher.

Nichts gegen den Altrocker Vescoli, aber echt jetzt? Und noch ein Absackerchen:

Oh, das ist ja in einer bezahlten Beilage erschienen. Nur: woran merkt man das eigentlich?

 

 

 

Tobler, der Frauenversteher

Ob Andreas Tobler früher Automechaniker war? Vom Tieferlegen hat er viel Ahnung.

Die Seite 3 der «Süddeutschen Zeitung» war mal eine Institution. Anfang der 60er-Jahre des letzten Jahrhunderts erfunden, erschienen hier ohne Unterlass grosse Reportagen, vertiefende Stücke, mit einem Wort: die Anstrengung, Qualitätsjournalismus zu machen.

Im Rahmen der Spar- und Schrumpfmassnahmen bei Tamedia wurde diese Seite 3 auch bei den hiesigen Tageszeitungen eingeführt. Und zu Schanden geritten. Der neuste Anschlag auf eine ehrwürdige Tradition stammt vom bereits mehrfach einschlägig aufgefallenen Andreas Tobler. Auch so ein ungeheuerlicher Heuchler vor dem Herrn.

Als es um einen «künstlerischen» Mordaufruf gegen Roger Köppel ging, zeigte Tobler sehr viel Verständnis dafür. Feige wie solche Wadenbeisser meistens sind, wollte er zu einem ausführlichen Fragenkatalog von mir keine Stellung nehmen und schwieg verbissen. Überhaupt zeichnet er sich durch fehlendes Rückgrat, aber reichlich Feigheit aus. Wird er kritisiert, belfert er ein wenig auf Twitter herum; wird er auch dort ertappt, trollt er sich.

Tobler und Qualitätsanspruch: das ist wie Nitro und Glycerin

Braucht es Konzernjournalismus und Philipp Loser ist gerade unabkömmlich, springt Tobler gerne in die Bresche und hackt auf Jonas Projer ein:

«Als jetziger Chefredaktor bei einem Boulevardmedium wie Blick TV widerspricht Projer auch dem Qualitätsanspruch der «NZZ am Sonntag» – und der linksliberalen Positionierung des Blattes

Wohlgemerkt bevor der auch nur eine Andeutung machte, wie er die NZZaS gestalten will. Beim Wort Qualitätsanspruch im Zusammenhang mit Tobler hat man allerdings das Gefühl, hier spräche ein Blinder übers Farbfernsehen. Den Vogel an Arbeitsplatzsicherung und Lächerlichkeit schoss Tobler aber mit einem Dreiseiter über das richtige Gendern im Hause Tamedia ab. An der Seite der Protest-Rädelsführerin Aleksandra Hiltmann erklärte er  einfühlsam, wie das Inkludieren aller Randgruppen inklusive Frauen sprachlich stattzufinden habe. Als Muntermacher und zum Trainieren der Lachmuskeln unerreicht.

Ein wenig Künstlermord bei Köppel, das findet Tobler verständlich, fast verdient, kommt halt davon. Aber ganz anders sieht er das bei den «Frauenbeschimpfern». Da gerät Tobler in künstliche Rage, wenn ein Idiot in einem Livestream den unappetitlichen Spruch reisst, dass eine Frau ziemlich viele Männer oral befriedigt haben müsse, damit sie viele Preise für ihre Arbeit erhalten habe.

An Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten, der Angriff richtet sich zudem nicht gegen eine Redaktorin der «Weltwoche», sondern gegen die Journalistin Patrizia Laeri. Offenbar im Zusammenhang mit der Debatte über die Zukunftsfähigkeit der auf der Blockchain-Technologie aufgebauten Kryptowährung Bitcoin. Da hatte Laeri anscheinend einen kritischen Beitrag der BBC geteilt, was ihr den Zorn eines gewissen SunnyDecree einbrachte.

Laeri betrachtet in ihrem Dok-Film verträumt Hansi Voigt beim Abschneiden von Pfefferminzblättern.
Was das mit dem Thema zu tun hat? Laeri fragen.

Den Amok enttarnt Tobler als den Schweizer Marco B., der anscheinend über eine grössere Fangemeinde in den asozialen Medien verfügt und – wie man sich auf seinem YouTube-Kanal vergewissern kann – entschieden schneller spricht als denkt. Es ist ja auch unfair, wegen eines Wirtschaftsthemas auf Laeri loszugehen; die hat gerade in ihrem Filmchen über Spiess-Hegglin & Co. unter Beweis gestellt, dass sie nicht einmal den Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn kennt.

Ein Beispiel, zwei Beispiele, eine Welle

Nun wäre ja eine Attacke eines Halbschlauen gegen Laeri noch nicht ganz dem Niveau der Seite 3 angemessen. Also darf Laeri jammern:

«Früher waren es ältere Herren, die mich in E-Mails und Briefe beleidigten, heute sind es die Krypto-Jünger, die mich attackieren.»

Das sei allgemein eine Unsitte, assistiert Tobler, vor allem im Zusammenhang mit Kritiken an Bitcoin. Nun weiss aber selbst er, dass ein Beispiel nicht wirklich für eine Welle reicht. Also zerrt er noch Dorothea Baur, Beraterin für Nachhaltigkeit im Tech-Bereich, herbei. Die fühlt sich auch umzingelt von Krypto-Jüngern, die sie attackierten, wenn sie etwas Kritisches zum Energieverbrauch beim Herstellen der Kryptowährung poste.

Damit sind es schon zwei Beispiele. Eigentlich bräuchte es drei, aber schliesslich heisst es schon Seite 3, also was soll’s, sagt sich Tobler. Leider wird er auch auf diese Frage nicht antworten, daher bemühen wir uns erst gar nicht. Berechtigt ist sie schon: wieso verschwendet Tobler ausgerechnet jetzt eine ganze Seite, um Laeri die Chance zu geben, sich als sexistisch verfolgtes Opfer zu gebärden?

Solche primitiven Anrempeleien sind ja leider in vielen Gebieten der immer übler riechenden sogenannten sozialen Medien üblich geworden. Zudem ist der Rülpser von SunnyDecree tatsächlich widerlich. Aber es scheint sich um einen einmaligen Ausrutscher gegenüber Laeri zu handeln, offenbar hatte Tobler Mühe, auch nur ein zweites Opfer aufzutreiben, um das zu einer allgemeinen Tendenz hochzuzwirbeln:

«Doch die Ausfälligkeit des 32-jährigen Youtubers ist kein Einzelfall. Sein Ausraster ist vielmehr symptomatisch für einen Teil der Bitcoin-Szene, der sich wiederholt in aggressivem Verhalten ergeht, wenn Kryptowährungen kritisiert werden. Vor allem gegenüber Frauen.»

Tja, ein solcher Aufschwung ins Allgemeine müsste eigentlich von so etwas wie einer empirischen Untersuchung, vielleicht gar einer wissenschaftlichen Arbeit gestützt werden. So war das jedenfalls früher, und da hätte ein Tobler keinesfalls eine Seite drei vollschmieren dürfen, sondern höchstens ab und an die Aschenbecher bei Themensitzungen leeren.

Mordaufruf, na und? Frauen beschimpfen? Niemals

Also, einen Mordaufruf gegen Köppel findet Tobler künstlerisch ganz okay. Aus einem einzigen Beispiel eines verbal Entgleisten macht er hingegen eine ganze Welle von «Frauenbeschimpfern», mit viel Mühe zerrt er noch ein zweites Beispiel aus dem Hut, ohne dass es da konkret würde.

Warum macht er das? Laeri ist gerade mit ihrem Versuch, eine Drei-Frauen-Wirtschafts-Talkrunde auf YouTube zu installieren, kräftig auf die Schnauze gefallen. Ihr sogenannter Dok-Film könnte die goldene Himbeere, die saure Zitrone und den Preis der am dichtesten fliegenden faulen Eier abräumen, so schlecht ist der. Da kommt natürlich eine Opferinszenierung gerade recht, um einer absaufenden Karriere vielleicht einen Rettungsring zuzuwerfen. Da Tobler noch nie ein Recherche-Held war, ist davon auszugehen, dass ihm Laeri diese heisse Exklusivstory steckte.

Soweit, so schlecht. Aber wo sind auch hier die Kontrollinstanzen, die verhindern, dass ein solcher Schwachsinn ins Blatt kommt?

 

Scheinstarke Frauen – sackschwache Doku

Zum Fremdschämen peinlich, was Patrizia Laeri mit Rosanna Grüter abgeliefert hat.

Das Thema ist ernst, die Stimmung gedrückt. Zwei Frauen auf einer Mission spazieren durchs verregnete Zug. Patrizia Laeri wird gefragt: «Mit welchem Gefühl triffst du dich mit ihr?» – «Ich schäme mich fast ein bisschen.»

Man sieht sofort: Hier herrscht das Bemühen, aus Distanz und mit gebotener Neutralität das Thema «Sexismus in der Schweizer Medienszene» abzuhandeln. Am längst auserzählten und geschilderten Fall Jolanda Spiess-Hegglin.

Es geht wieder einmal um die grossen Dinge, um alles. Um einen «Beitrag zu einer gerechteren Welt». Es geht wieder einmal um ein Ereignis, das ein Leben veränderte und seit Jahren beschäftigt.

Im Kampf ist alles erlaubt

Also eigentlich zwei Leben, denn an diesem bedeutenden Ereignis an einer Zuger Politikerfete waren zwei Erwachsene beteiligt. Das Schicksal des einzigen wahren Opfers interessiert hier aber nicht; das ist ja ein Mann, und erst noch von der SVP. Was sich genau hinter einer verschlossenen Türe abspielte, wissen nur die beiden Beteiligten. Was sich sicherlich nicht abspielte:

«2014 wurde Spiess-Hegglin mutmasslich auf einem Polit-Event unter Drogen gesetzt und sexuell missbraucht.»

Wenn man schon eine gerechtere Welt will, dann müsste man mit solchen unbewiesenen Unterstellungen aufhören, die mit einem «mutmasslich» nicht besser, sondern höchstens noch abscheulicher werden.

Die verfolgende Unschuld: Jolanda Spiess-Hegglin.

Wenn man eine gerechtere Welt wollte, könnte es doch Sinn machen, wenn man nicht unkritisch, betroffen, widerspruchslos der Story einer der beiden Beteiligten folgt. Die sich zudem nicht mit allen Fakten, die über diesen Abend bekannt wurden, deckt.

Was unterscheidet einen Propaganda- von einem Dokumentarfilm?

Wenn man einen Dokumentarfilm drehen wollte, würde man vielleicht anderen, abweichenden, widersprechenden Meinungen von den 45 Minuten – na, fünf oder eine Minute? – einräumen. Aber in diesem Machwerk muss jede Minute mit Akklamation, Betroffenheitsgesülze und gegenseitiger Bestätigung gefüllt werden.

Spiess-Hegglin wird zu einer Märtyrerin hochstilisiert und mit Fragen angehimmelt: Woher sie denn die Kraft für ihren Widerstand nehme, wie sie als Phönix aus der Asche auferstanden sei, aus den «Trümmern ihres Lebens», wie es denn sei, schwurbelt Laeri mit betroffenem Gesicht, wenn sich «eine ganze Branche an einer Frau ergeilt?»

Die unschuldig Verfolgende: Patrizia Laeri.

Männer sind in diesem Bericht nur zugelassen, wenn sie feministisch sekundieren. Zunächst Spiess-Hegglins Mann, der seine Rolle als tapferer Nicht-wirklich-Betrogener an der Seite eines Opfers gefunden hat, sich auch zum zweiten Mal erst hier interviewen lässt und darauf verweist, wie wichtig sein erstes Gespräch mit Hansi Voigt gewesen sei.

Diese üble Medienfigur wurde auf ZACKBUM schon ausführlich gewürdigt. Diesmal empfängt er die vielleicht etwas overdresst zu ihm stöckelnde Laeri in seiner bäuerlichen Umgebung; als sie den Wunsch nach Pfefferminztee äussert, stürmt er durch eine Hühnerschaar in den Kräutergarten und schneidet höchstselbst ein paar Blätter ab, während sie ihm verträumt zuschaut.

Dann geht’s aber zur Sache, und Laeri, die sich selbst ja immer ausführlich und umfangreich als Wirtschaftsjournalistin lobt, hört sich widerspruchslos eine schwachsinnige Antwort auf ihre Frage an, wie viel denn alleine der «Blick» an Storys über Spiess-Hegglin verdient habe. Dazu sagt Fachmann Voigt, dass es ungefähr 300’000 Franken online plus 700’000 Franken im Print gewesen seien.

Im Ausgeben besser als im Zählen: Hansi Voigt.

Laeri nickt wieder betroffen, während Voigt einen doppelten Salto ohne Netz vollführt und dabei für den Zuschauer sichtbar schmerzlich auf die Schnauze fällt. Also diese «runde Million» sei der «Umsatz», also der «Bruttogewinn». Umsatz gleich Bruttogewinn? Hatte Voigt der armen Laeri etwa auch Drogen in den Pfefferminztee gemischt, damit sie einem solchen Schwachsinn widerstandslos zuhört?

Zudem vergisst sie, Voigt zu fragen, welchen Gewinn denn das damals von ihm geleitete Qualitätsmedium «watson» mit dem Fall Spiess-Hegglin gemacht habe. Aber item, die Nächste im Ringelreihen der Zeugen in diesem Fall ist die Anwältin Rena Zulauf, Pardon «DIE Medienrechtsanwältin», wie Laeri schwärmt. Man kennt sich, deshalb ist das gefilmte Intro der Begrüssung auf Du; sobald Laeri zum Interview schreitet, wird’s ein Sie, damit’s nicht zu streng nach Frauensolidarität riecht.

Auch die Anwältin darf unwidersprochen um die Wahrheit herumkurven

Zulauf darf dann unwidersprochen auch das erzählen, was man als Anwältin bei einer Gratis-Chance, Werbung in eigener Sache zu machen, halt so erzählt. Also erzählt sie nicht, dass sie mit ihrer letzten Berufung im Fall Spiess-Hegglin gegen den «Blick» auf ganzer Linie und vollständig baden ging. Alle von ihr appellierten Forderungen wurden nicht nur abgeschmettert, sondern finanziell schmerzlich sogar geschmälert.

Aber für solche Details ist in 45 Minuten auch kein Platz; wir kehren wieder zu Spiess-Hegglin und ihrem Verein «Netzcourage» zurück, über dessen Methoden, an Geld zu kommen, man auch dieses und jenes sagen könnte. Aber natürlich nicht hier, hier geht es um den unermüdlichen und preisgekrönten Kampf von Spiess-Hegglin, die leider bei Fragen, die von ZACKBUM oder anderen kritischen Medien gestellt werden, sehr schmallippig wird oder einfach nicht antwortet.Aber wenn’s um Soforthilfe, Präventionsarbeit und überhaupt alles geht, damit so etwas nie mehr passiert, da wird sie auskunftsfreudiger. Und zerrt sogar eine ihrer Töchter ins TV, damit sie zum schönen Ausklingen des Films mit der gemeinsam schaukeln kann.

Betrogener Mann, betroffene Frauen; am Küchentisch der Familie Spiess-Hegglin.

Aber selbst diesen Schluss versemmelt sich Laeri mit ihrer Eitelkeit. Die äusserte sich schon vorher, als sie doch ohne unter der Schminke rot zu werden, aus der Rolle der Präsentatorin der Doku in die Rolle einer interviewten Frau wechselt, die dann auch mal erzählen kann, welche sexistischen Zeiten sie schon selbst erlebte.

Auch das betritt, um es sexistisch neutral auszudrücken, Neuland in einer Doku. Dass Laeri dann ganz am Schluss mit gefährlich hohen Stiefelabsätzen an einem Graffiti über Feminismus vorbei ans Flussufer stöckelt, gedankenvoll in eine bessere Zukunft blickt, und stolz ist auf den Einsatz von Frauen wie Spiess-Hegglin (und natürlich auch auf sich selbst), das hätte sich nicht einmal Hedwig Courths-Mahler oder Utta Danella getraut (Nora Zukker, das sind zwei deutsche, aber lassen wir das).

Wir bei ZACKBUM hätten nie gedacht dass wir uns mal fremdschämen, weil wir so oft als Frauenverächter gescholtenen männlichen Triebtäter bei diesem Werk entschieden der Ansicht sind, dass die Sache der Frau wirklich Besseres verdient hätte.

Dass so etwas heutzutage tatsächlich auf 3sat ausgestrahlt wird, ohne dass eine zuständige Instanz alle Beteiligten vor dieser Peinlichkeit geschützt hätte, lässt nur zwei Erklärungen zu. Alle dort auch unter Drogen – oder ein abgründig fieser Macho hat sich eins gekichert und gesagt: das macht mich betroffen, das müssen wir genauso senden.

Wir haben uns durchgequält; wer viel Zeit, starke Nerven und nur rudimentär ausgeprägte Empathie für die Sache der Frau hat, der sollte es uns unbedingt gleichtun. Es sind zwar wohl die am sinnlosesten verrösteten 45 Minuten eines Menschenlebens. Aber man (Mann und Frau) weiss dann wenigstens, zu was Frauen fähig sind.

 

 

 

#DACHelles: Aus die Maus?

Macherinnen fragen Zuschauerinnen.

Nach sechs Folgen hat sich die Youtube-Wirtschaftssendung #DACHelles bereits in die kreative Pause verabschiedet. Wann die nächste Staffel kommt, bleibt offen. Die drei Macherinnen fragen bereits verzweifelt: «Was sollen wir recherchieren und aufbereiten?» Das sexy Thema «Altersvorsorge» hat da gewonnen. Früher verstanden Frauen unter dem Begriff Heirat.

Die letzte Folge lief am 13. Januar auf Youtube. Kommt die nächste Staffel morgen, in einem Monat, im Jahr 2056? Man weiss es nicht. Das Publikum in Unwissenheit zu verlassen, ist wohl der brutalste Fehler bei einem Sendeformat.

Dabei müsste #DACHelles eigentlich beweisen, dass es auch eine erste Durststrecke überbrücken kann. Die Zuschauerzahlen gingen nämlich kontinuierlich zurück (Stand 26.01.2021): 6753 (erste Episode), 2809, 2013, 2003, 1648, 1329.

Sämtliche sechs Sendungen waren gemäss meedia.de bereits vor dem  9. Dezember gedreht worden: «Sechs Folgen haben sie bereits produziert, im ehemaligen Studio von CNN Money.» Von Aktualität also keine Spur. Ob der bisherige Sponsor Marc Benioff (salesforce) Lust hat, weiterhin Sendungen für 2000 Zuschauern zu finanzieren, bleibt offen.

Wahrscheinlich muss Patrizia Laeri auch nach einer neuen Moderatorin Ausschau halten. Tijen Onaran sammelt dieser Tage 50 oder 100 Millionen Euro. Und zwar für einen Risikokapitalfonds – «nur für Frauen». Da bleibt nicht viel Musse übrig, über Themen wie «Vielfalt» oder «Konsum» zu plappern. Onaran will mit dem vielen Geld Gründerinnen unterstützen. Sie (und Patrizia Laeri) wissen aus Erfahrung: «Frauen haben es schwerer, an Kapital zu kommen.» Auch hier galt früher die Losung: Heirat.

Inflation für Dummys erklärt

Aber leider auch von einem Dummy: Patrizia Laeri stöckelt durch die Teuerung.

Ihre gesponsorte, betrommelte und von Ringier durch alle Gefässe gezogene Wirtschaftssendung mit dem merkwürdigen Titel «#DACHelles» dümpelt mit einer deflationären Einschaltquote vor sich hin, dass bald einmal mehr Leute im Studio sind als vor dem Bildschirm.

Ein weiteres prima Marketingelement soll ihre Kolumne im «Blick» sein. Hier tritt sie als «#aufbruch mit Patrizia Laeri» auf. Was sie damit will? Nun, bei Twitter beschreibt sie sich so: «committed to change the face of the media industry.» Vielleicht noch ein Überbleibsel aus ihrer Zeit als am kürzesten und unbezahlt amtierende Chefredaktorin der Schweiz.

Aber gut, Geld scheint zumindest nicht ihr Problem zu sein. Denn sie beginnt ihre Erklär-Kolumne «So teuer ist das Pandemie-Leben wirklich» mit, das soll doch für Leserbindung sorgen, einem persönlichen Erlebnis.

Jessas, ein harmloser Grosseinkauf kostet fast 500 Stutz

Der Grosseinkauf für die Grossfamilie zu Hause. Huch: «485 Franken, bitte.» Laeri räumt einen leichten Kaufrausch ein, «zugegeben, das Laufband lief lange», aber so viel Geld «für Lebensmittel, ein paar Zahnpasten und Duschgel? Sind die Preise derart gestiegen?»

Nun, das kommt darauf an. 500 g Kaviar aus China kosten schon 1390 Franken. Wer mit gutem Gewissen bei Farmy einkaufen will, legt für 50 g echten Schweizer Kaviar 125 Franken hin. Ein Duschgel von «Angel», wenn Laeri das gleiche Parfum verwendet, dass Tamedia bei Melania Trump erschnuppert haben will, kostet 50 Franken. Für schlappe 200 ml.

Aber Laeri will einer anderen Spur nachgehen. Corona habe unser Kaufverhalten auf den Kopf gestellt, es seien viel mehr Lebensmittel gekauft worden, und die deutlich im Preis gestiegen, wie zum Beispiel Butter. Dagegen wollten uns die «Statistiker des Bundes das Gegenteil weismachen». Das Leben sei 2020 um 0,7 Prozent billiger geworden.

Laeri zeigt mit Plattitüden, dass sie den Durchblick hat

Aber nicht mit Laeri, die geht der Sache mal auf den Grund. Inflation werde anhand eines Warenkorbs gemessen. Soweit richtig. Aber: «Der Landesindex der Konsumentenpreise entspricht immer weniger der Lebensrealität der meisten Menschen hierzulande.» Das ist auch richtig, nur: Der Warenkorb bildet die Grundbedürfnisse einer Durchschnittsfamilie ab. Eben zum Beispiel einen Einkauf von Lebensmitteln und Hygieneartikeln.

Butter ist da auch dabei, WC-Papier sowieso. Also wenn es da Preissteigerungen gegeben hat, wären die garantiert im Index drin. Also bleibt es dabei: weniger einkaufen, oder mehr auf die Preise achten. Dann wird das schon mit Laeri und der Inflation.

Recht hat sie hingegen wieder mit der Feststellung, dass bedeutende Ausgaben wie Wohnen oder KK-Prämien absurderweise nicht in diesem Warenkorb enthalten sind. Das führt dann tatsächlich zu einer sogenannten «gefühlten Inflation», die aber auch mit einem breiteren Produktekorb gemessen wird.

Den falschen Baum angebellt, sagt man auf Englisch

Laeri hat sich allerdings nicht über ihre Miete oder über die KK-Prämien für ihre Grossfamilie aufgeregt. Ausserdem gäbe es noch die nicht unwichtige hedonische Messmethode, aber das ist dann eher was für Fachleute.

Laeri will nicht nur erklären, obwohl sie schon daran scheitert. Sie will auch kritisieren, eine Lanze für die Menschen draussen im Lande brechen, für die «Blick»-Leser. Denn wenn man «die Teuerung falsch berechnet», hat das furchtbare Konsequenzen. Beispielsweise für die Löhne. Natürlich sinkt dann die Kaufkraft vor allem bei den «weniger finanzkräftigen Familien».

Sind nun die Reallöhne gesunken oder gestiegen?

Nun sind aber die Reallöhne nach vorläufigen Schätzungen 2020 um 1,2 Prozent – gestiegen. Auch das hält Laeri nicht von ihrer populistischen Forderung am Schluss ab: «Die Schweiz muss die Teuerung endlich volksnäher berechnen.»

Genau; dann können sich sicher auch finanzschwache Familien einen Grosseinkauf für fast 500 Franken für ein paar Lebensmittel, Zahnpasta und Duschgel leisten. Aber eben, leider hören viel zu wenige (und immer weniger) auf Laeri. Kleiner Tipp: Manchmal steigert schon der Kauf von Louboutins die Stimmung ungemein.

Was macht eigentlich …

Christophe Rasch? Man erinnert sich: CNN Money Switzerland. Riesensprüche, Riesenschaden.

Rasch ist offensichtlich ein erfahrener Bruchpilot. Seine Werbebude MediaGo hält ihn soweit über Wasser. Und die Tatsache, dass er sorgfältig darauf achtet, ja keine persönlichen Verpflichtungen oder Haftbarkeiten einzugehen.

So überlebt er eine Bruchlandung nach der anderen. Da wäre «La Télé», einen welschen Regionalsender wollte Rasch zum nationalen TV-Medium ausbauen. Think big, «das Fernsehen neu erfinden», das war schon immer die Welt von Rasch. Und mit der grossen Kelle anrichten.

Obwohl «La Télé» ursprünglich nur eine Konzession für Waadt und Freiburg verfügte, musste es ein Headquarter in Genf sein. 2009 ging’s los, fünf Jahre später klaffte ein Loch von 1,5 Millionen in der Bilanz. Unfreiwilliger Abgang Rasch.

Grosse Versuche, grosses Scheitern, grösser versuchen

Ebenfalls früh hatte er seine Vorliebe für englischsprachiges Randgruppenprogramm entwickelt. Das äusserte sich in der Webseite «Swisster». Schöner Slogan: «Local news. Global views». Auch hier spuckte Rasch grosse Töne, heute ist Swisster nur noch im Webarchiv aufzufinden. Sie erreichte nie genügend Einnahmen, um den Betrieb zu finanzieren.

Versuch’s gross, scheitere gross, versuch’s grösser. Nach diesem Motto setzte Rasch dann zu seiner bislang grössten Bruchlandung an. Er kaufte sich die Lizenz für CNN Money Switzerland. Dem Vernehmen nach für eine satte Million im Jahr. Klotzen, nicht kleckern, war hier die Devise. Modernste Studiotechnik in Zürich, bekannte Gesichter als Ankorwomen wie Martina Fuchs, begabte Wirtschaftsjournalisten im Hintergrund, Urs Gredig als Chefredaktor und Aushängeschild.

Schon wieder wollte Rasch das Fernsehen neu erfinden, Englisch sei die einzige Sprache, die im Geschäftsleben zähle, das werde ein Riesending. Es wurde ein Riesenflop. Einschaltquote unter der Messgrenze, Werbung kaum vorhanden, andere Einnahmen auch nicht. In den 32 Monaten Sendung, bei denen wohl häufig etwa gleichviele Zuschauer im Studio wie ausserhalb sassen, verröstete Rasch mal schnell schätzungsweise 20 Millionen Franken.

Suspekte Financiers aus Asien und Dubai

Woher hatte er denn die ganze Kohle? Nun, da gab es zwei Brüder in Bangladesh, die angeblich wahnsinnig daran interessiert waren, aus lauteren und seriösen Gründen ein Start-up in der Schweiz zu finanzieren. Nachdem das, wie bei Rasch üblich, viel weniger Einnahmen, dafür viel mehr Ausgaben generierte, als im Businessplan vorgesehen, kam noch ein dritter Investor aus Dubai an Bord.

Die Probleme spitzten sich zu, als im Mai letzten Jahres bekannt wurde, dass die beiden Brüder sich nach Thailand abgesetzt hatten, um einer Verhaftung zu entgehen. Sie sollen einen Banker mit dem Tod bedroht haben. Das liess doch erste Zweifel an ihrer Seriosität aufkommen, ausserdem hatten sie nun andere Probleme, als weiterhin Geld bei Rasch zu verlochen.

Zuerst schöne Sommerferien, dann Stecker raus

Der gönnte sich noch luxuriöse Sommerferien, um danach schlagartig den Stecker bei CNN Money Switzerland rauszuziehen. Die mit Pomp und Rasch durchgeführte Eröffnung des  zweiten Studios in der Westschweiz fand bereits ohne die Mitarbeiter von CNN Money Switzerland statt.

Am härtesten traf es Patrizia Laeri, die noch im Frühling als Nachfolgerin für Gredig angekündigt wurde, der rechtzeitig, wie auch Fuchs, Lunte gerochen und sich abgeseilt hatte. Sie trat ihre Stelle am 1. Juli an, wurde wie alle anderen im August gefeuert und bekam wie alle anderen kein Gehalt mehr.

Damit aber nicht genug; wie der «Tages-Anzeiger» enthüllte, verabschiedete sich Rasch auch mit unbezahlten Rechnungen bei der AHV und der Pensionskasse. Laut Betreibungsauszug handelt es sich um insgesamt knapp 200’000 Franken. Das ist so ziemlich das Letzte, was eine Firma machen sollte, denn nach dem Konkurs kann das dazu führen, dass die versicherten Arbeitnehmer Einbussen in der Rente erleiden werden. Und wer möchte schon monatlich die Quittung sehen, dass der Arbeitgeber die Beiträge auch überwiesen hat.

Konkursverschleppung, strafbare Handlungen? Das Verfahren schleppt sich hin

Aber auch bei solchen Schweinereien ist es in der Schweiz eher aussichtslos, auf den Veraltungsrat oder die Geschäftsleitung Regress zu nehmen. Und Rasch? Der sagte, dass er bis zum Abschluss des Konkursverfahrens nichts sage, alles mit rechten Dingen zugegangen sei, man gut unterwegs war, aber dann kam Corona, das war natürlich unvorhersehbar.

Angeblich mit 20 Prozent soll Rasch über seine MediaGo an dem gescheiterten Sendeexperiment beteiligt gewesen sein.  Ob und wann er allenfalls seine Schäfchen ins Trockene brachte, ob es sich um einen klassischen Fall von Konkursverschleppung handelt, ob andere strafbare Handlungen vorliegen, man könnte an Geldwäsche denken, das werden die langsam mahlenden Mühlen der Schweizer Justiz aufzudecken versuchen.

«Wir schaffen Ihren Erfolg» – aber nicht unseren

Auf jeden Fall grinst Rasch immer noch fröhlich als Gründer, Mitglied des VR und CEO von der Webseite der MediaGo. Der Werbespruch auf der Homepage ist allerdings an unfreiwilliger Komik kaum zu übertreffen: «Wir schaffen Ihren Erfolg mit ansprechenden Inhalten und effektivem digitalem Marketing.» Ein echter Brüller zum Tränenlachen.

Nur nicht für die geprellten 25 Mitarbeiter, die wie bei jedem Start-up alles gaben, dann noch auf den sozialen Medien die Angeberfotos von Raschs Urlaub anschauen durften, um dann kurz spitz auf die Strasse gestellt zu werden. Ohne Sozialplan, ohne Ankündigung, ohne nichts.

 

Miese Quote für #DACHelles

Drei Engel für garnichts.

Viermal ist das Frauentrio bereits aufgetreten. Rot hat bisher am meisten Zuschauer angelockt, nämlich 6292 (Stand 4.1.2021). Patrizia Laeri und die anderen zwei Moderatorinnen sprachen zum Thema Konsum. Die 40 Kommentare schwanken zwischen «Das Schlechteste, was ich jemals gesehen habe» und «Es ist historisch».

Eine Woche später kleideten sie sich gelb. Das Zuschauerinteresse sank um 70 Prozent auf 2500 Aufrufe. Und wieder eine Woche (diesmal alle in Blau) fiel die Anzahl Klicks nochmals um 40 Prozent auf knapp 1500.

1500 Zuschauerinnen und Zuschauer in zwei Wochen? Bei so viel Prominenz und Goodwil? Da ist sogar das Video «Wie Man Dickdarm Zu Hause Reinigt» beliebter (3168 Aufrufe in zwei Wochen). Von «DIE BESTEN FRITTIERTEN HÄHNCHENTEILE ZU HAUSE MACHEN» ganz zu schweigen (14’286 Aufrufe in fünf Tagen).

Nach vier Folgen muss man leider feststellen: Die Sendung hat zu wenig Inhalt, Witz und Brisanz. Oder, wie es ein Zuschauer treffend beschrieb: «Was ich hier erhalte, ist Oberflächlichkeit und Rezitieren von 1000 mal Gehörtem.»

Dachschaden?

Ein paar männlich-überflüssige Bemerkungen zu DACHelles.

Eigentlich ist Beni Frenkel unser Sonderkorrespondent für alle Fragen (und Antworten), die mit Leben und Karriere von Patrizia Laeri zu tun haben. Leider sieht es ganz danach aus, als ob sie dem Weg des ehemaligen «Mr. Corona» Daniel* Koch folgen wollte. Obwohl sie entschieden attraktiver ist.

Oder wie sagte schon Napoleon so richtig: Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist es nur ein Schritt. Apropos Schritt; ich bitte um freie Meinungsäusserungen, was nicht nur Fundamentalfeministinnen sagen würden, wenn ein Mann, also ein Schwein, mit diesem Intro eine Wirtschaftssendung angeteasert hätte:

So tackert Laeri in die Sendung.

Genau, pfuibäh würden alle sagen, denen es mit #metoo ernst ist, denen die Reduzierung einer Frau auf High Heels und schöne Beine ein Greuel ist. Nun sieht es aber ganz so aus, als ob Patrizia Laeri darauf steht – und auch ihre beiden Mitmoderatorinnen dazu gebracht hat, High Heels, nur rot oder schwarz ist erlaubt, einen kurzen Rock und einen Business-Hosenanzug anzuziehen.

Aber in Signalrot, bitte. So signalrot wie die Lippen. Nur die Teilnehmerin, die schon rote High Heels trägt, darf dafür einen dezenteren Lippenstift auflegen.

Schluss mit diesen Oberflächlichkeiten 

Aber genug der Äusserlichkeiten, genug des typisch männlichen Blickwinkels. Wobei, ein lustiges Detail sei noch vermerkt.

So sieht der Moderationstisch im Intro-Teaser aus:

CNN Money Switzerland lebt doch weiter?

Und so dann in der ersten Sendung:

Gleicher Tisch, gleiche Frauen, anderer Look.

Da fehlt doch was, da wurde doch was übermalt? Aber was nur? Egal, auch das sind ja Äusserlichkeiten. Vielleicht wollte Laeri zuerst auf ihre tragische Karriere bei CNN Money Schweiz hinweisen, das dann aber doch lieber lassen.

Was Laeri lieber alles gelassen hätte

Gelassen hätte sie vielleicht besser auch, den Namen «DACHelles» aus der Konkursmasse herauszulösen. Das hat nun nichts mit Geschlechterfragen zu tun, denn ein Name ist entweder bescheuert oder nicht. Und der ist bescheuert.

Aber der Inhalt, wie ist es denn nun mit Wirtschaft aus weiblicher Sicht, mit drei Blickwinkeln, für Begriffstutzige erkennbar an den drei Landesflaggen an den drei Tassen vor den drei Damen?

Ich weiss, dafür könnte ich als besonders abschreckendes Beispiel an den Pranger gestellt werden. Aber ich wag’s trotzdem, weil es der Wahrheit entspricht. Ich hatte mir fest vorgenommen, die erste Sendung bis zum Ende durchzustehen. Nein, nicht weil der Tisch durchsichtig ist. Einfach aus Prinzip.

Der Wille war da, aber das Hirn ist schwach

Aber als Laeri nach der Begrüssung ausführte, wie wichtig doch Konsum für die Wirtschaft sei, was männlichen Wirtschaftsexperten bislang entgangen ist, schlief mir bereits der linke Fuss und auch das linke Auge ein. Als sie dann forsch zu ihrer deutschen Kollegin überleitete, und zwar mit der brennend interessanten Frage: Und wie steht’s denn so um die Konsumentenstimmung in Deutschland, da verabschiedete sich auch noch mein rechter Fuss, und das Hirn stellte protestierend den Stoffwechsel ein.

Nur noch aus weiter Ferne hörte ich die Antwort, dass es nicht gut darum bestellt sei, was Laeri dann sogleich unter Ausnützung aller technischen Schikanen eines modernen Studios mit einer entsprechenden Kurve illustrierte.

Theaterkritiker Kerr hat’s bereits auf den Punkt gebracht

Erst lange später erwachte ich aus dem komatösen Zustand, und da war die Sendung leider schon vorbei. Ich weiss nicht warum, aber sie erinnert mich an eine Kurzkritik von Alfred Kerr: «Das Theaterstück dauerte dreieinhalb Stunden. Als wir herauskamen, regnete es. Auch das noch.»

Das kommt mir deswegen in den Sinn, weil mir schon die ersten drei Minuten gefühlt wie dreieinhalb Stunden vorkamen. Und geregnet hat es auch noch.

 

*In der vorherigen Version war der Vorname von Mr. Corona falsch; dank eines aufmerksamen Lesers korrigiert.

Zackbum presents Patrizia Laeri

Liebe ZACKBUM-Leserinnen und Leser

Mein Name ist Patrizia Laeri. Sie haben sicher aus den Medien erfahren, dass ich bald auf Youtube gehe. Ich habe aus der Konkursmasse von CNN das Label «DaChelles*?+!!» retten können und will bald auf Sendung gehen. In den letzten Wochen habe ich mehr über Mikroökolonie gelernt als während meines ganzen Studiums an der Universität Zürich. Zuerst galt es, die beiden Schuldprioritäten Economy sustable und Hedge maintable zu fächern. Dann musste ich bei CNN World die Claims und Nuts sheeds abklimatisieren. Das hört sich furchtbar kompliziert an. Vor allem junge Frauen rennen vor solchen «Dingen» davon. Mit der bereits implantierten Netzwerk-Strategie «Equality woman» versuche ich, die verängstigten Hühner aber wieder einzusammeln.

Sicher fragen Sie sich, welcher Topshot als erster in unsere Sendung «DaChelles*?+!!» kommt. Na, gut, ich verrate es: der äusserst attraktive Björn Rosengren, CEO von ABB! Rosengren ist mein totaler Wunschpartner. Er ist sexy, gebildet und hat etwas zu erzählen. Zum Beispiel über Turbinen, Generatoren und High fidelty.

Ich habe aktuell 128‘987 Follower auf Facebook und 654‘000 auf Instagram. Zusammen mit meinen beiden anderen Moderatorinnen (blond und brünett) kommen wir auf insgesamt 23‘987‘000 Followers. Die meisten kommen aus Indien und heissen Singh zum Vor- oder Nachnamen.

Der Vorteil bei Youtube ist, dass Sie «DaChelles*?+!!» jederzeit konsumieren können. Zum Beispiel um 12:15 Uhr. Aber auch 16:30 oder sogar 19:30 Uhr. Wie finanzieren wir uns? Gute Key-Question. Einerseits durch die nervige Werbung, andererseits durch Produkte, die ich noch gerne einführen möchte. Meine brünette und blonde Mitmoderatorinnen LIEBEN (!) Martin Frat-Installer aus London oder Björn Fraser, ein aufstrebender Modedesigner aus Stockholm, beziehungsweise Finnland.

Wir senden übrigens aus dem Zürcher Steinfelsareal. Wegen Corona können maximal 50 Zuschauer zugucken. Auch auf Youtube. Wir streben aber einen höheren Frauen- als Männeranteil an. Also mindestens 26 Weiber und 24 Männer. Es würde mich persönlich rühren, wenn ich Sie bald so begrüssen darf:

«This is «DaChelles*?+!!», herzlich willkommen – und Grüezi!»

Frauen bis in die Niederungen

Patrizia Laeri schreibt Geschichte

Für einmal reichen die Superlative nicht. Was am 26. November in der Messehalle Oerlikon über die Bühne ging, darf als historisch bezeichnet werden. Knapp 100 Frauen (Rekord!) verfassten an einem Nachmittag über 32 neue Beiträge (Rekord!) über Frauen. Und über solche, die häufig vergessen gehen.

ZACKBUM.ch wollte sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen und besuchte den Anlass, der corona-bedingt in der grössten Messehalle stattfinden musste. Patrizia Laeri, die Veranstalterin, empfang uns gleich beim Eingang und führte durch die weit auseinanderstehende Tische. «Ich kann es immer noch nicht glauben», flüsterte sie, «dass sich so viele Frauen angemeldet hatten.»

Mit «Edit-a-thon» will die erfolgreiche Ex-CNN-Chefredaktorin den Frauen «ein Gesicht im Internet» geben. 87,9 Prozent sämtlicher Wikipedia-Artikel werden von Männern geschrieben. In den meisten Fällen handelt es sich «natürlich» um Männer. «Nur 18,9 Prozent thematisieren Frauen», so Laeri. «Edit-a-Thon» will das ändern. Die 32 erstellten Texte handeln von Frauen, die in der Schweiz Grosses erreicht haben, aber eben nicht sichtbar sind.

Alle Kantonsrätinnen 

Zum Beispiel Edit Goodimbed. Die Luzerner Kantonsrätin sass für die CVP zwischen 2002 bis 2008 im Parlament und brachte 7 Vorstösse ein. Laeri: «Ohne unsere Arbeit wäre Goodimbed vergessen gegangen.» Den Artikel verfasst hat Vanessa Longleg. Die bekannte AZ-Journalistin hat sich viel vorgenommen. Sie will sämtliche weibliche Kantonsrätinnen aus Luzern, Zürich und Bern erfassen. Finanziert wird die Arbeit von der Aargauer «Frauenbar-sichtbar-Stiftung».

Laeri zieht uns zum nächsten Tisch. «Das müsst ihr sehen!» Eine junge Frau sitzt vor einem Stapel alter «Sport»-Jahresbücher aus den 1970er-Jahren. Die Frau heisst Emmanuelle Schwarz. Sie tippt sämtliche Daten von Frauen ab, die in den Jahren 1971-1979 irgendwo in der Schweiz unter die ersten zehn gekommen sind.» Wir blicken ihr über die Schultern und nehmen am Ereignis teil, wie gerade die Daten von Annakäthi Gümpfler-Böckler für immer gespeichert werden. Die Bernerin errang 1978 bei den Berner Ping-Pong-Meisterschaften den 8. Rang.

Geschenke von Ringier und SRF

Wer so viel arbeitet, hat auch etwas Erfrischung verdient. Es ist nämlich schon 20 Uhr. Livrierte Kellner (!) gehen von Tisch zu Tisch und überraschen die Ladys mit einem Cüpli und einer Tüte Salznüssli. «Alles von Ringier gesponsert», so Laeri. Von SRF erhielten die Frauen eine schicke Schreibmappe und Lippenpromenade.

Der Abend neigt sich langsam dem Ende zu. Man sieht lauter zufriedene Frauen. Die Welt ist ein Stückchen weiblicher geworden. Der Anlass soll im Frühling 2021 wiederholt werden. Wieder mit SRF und Ringier an Bord.