Wohin treiben wir?

Im Meer der Dummheit auf dem Rücken schwimmen.

Vorverurteilung ist der neue Volkssport der serbelnden Massenmedien. Das gehört zur Erregungsbewirtschaftung, mit der sinkende Lesereinnahmen kompensiert werden sollen. Was da der «Spiegel» in vorderster Linie anstellt, müsste eigentlich Augstein aus dem Grab und Aust die Wände hoch treiben.

Groupies beschweren sich darüber, dass ihr Kontakt mit dem angehimmelten Popstar nicht aus einem schlaffen Händedruck besteht? Sie ziehen sich gerne wie verlangt an, kreischen in der ersten Reihe um die Wette, kommen ans Ziel ihrer Träume. Um dann eine Portion vergänglichen Ruhm abzuholen, indem sie belegfrei angebliche Übergriffe behaupten. Sofort finden sich Trittbrettfahrerinnen, Bloggerinnen und andere öffentlichkeitsgeile Weiber, die auf der Welle mitsurfen wollen. Und Massenmedien wie das einstmals angesehene Nachrichtenmagazin «Spiegel» machen eine Coverstory draus. Ein berühmter und begabter Schauspieler wird mit uralten Anschuldigungen fertiggemacht, willig kolportiert von den Medien. Wird er auf ganzer Linie freigesprochen, gibt’s nicht mal eine leise Entschuldigung. How low can you go?

Fürsorgepflicht für öffentlich hingerichtete Mitarbeiter? Ein Fremdwort für Tamedia. Transparenz bei der Personalpolitik? Ein Fremdwort für Ringier. Beförderung nach Qualifikation und Kompetenz, statt nach Nachnamen? Zwei Fremdwörter für das Wanner-Imperium. Eine nachvollziehbare Begründung für das Feuern eines Chefredaktors liefern? Nicht bei der NZZ.

Früher konnte man sich noch darüber beklagen, dass Mittelmass an die Macht kam. Heutzutage sind es Würstchen, die als erstes den Senf rationieren. Eine Literaturchefin, die von Literatur nur wenig Ahnung hat. Kolumnisten, die die Sprache und den Leser quälen. Figuren in leitenden Positionen, die einzig durch den Besitz eines bestimmten Geschlechtsorgans in diese Position kamen. Pimmelträger, die frustriert aufgeben und sich anderswo umschauen, nur nicht im Journalismus.

Das staatliche Farbfernsehen, Pardon, die zwangsgebührenfinanzierte, staatsunabhängige SRG, die entschieden mehr Sesselfurzer als journalistisch Tätige beschäftigt und von einer Frau ohne Vision, aber mit gut ausgebautem Machtinstinkt geführt wird.

Leitartikelschreiber(innen), die den Leser leiden lassen, ausser er gehöre zur Gesinnungsblase und hat weitgehend die Gehirnfunktionen eingestellt. Geschichtsbetrachtungen, die es schrecklich und schmerzlich an historischen Kenntnissen mangeln lassen. Philosophische Weltbetrachtungen, bei denen es von Ockham (1288 – 1347) aufwärts allen Philosophen den Magen umdreht, angesichts solch geistigen Wüstengebieten.

Sandkastengeneräle, Kriegsgurgeln, Militäranalysten, deren Analysen so falsch sind, dass nicht mal das Gegenteil stimmen würde. Prognostiker, die lieber das Wetter von gestern als das von morgen vorhersagen sollten. Interviewer ohne die geringste Sachkenntnis, denen ein Multiversager wie Mark Pieth oder eine durchgeknallte Kreischfeministinnen wie Emilia Roig jeden Mumpitz ernsthaft und unwidersprochen verzapfen können.

Alles Russische wird verteufelt, Kunst und Kultur wird geächtet, das Unwort Putin-Versteher wird jedem angeklebt, der nicht im hysterischen Gejapse der Verdammnis mitkreischt.

Kaum getarnte Publireportagen, bezahlte Inhalte, schamvoll klein als solche ausgezeichnet oder als «Zusammenarbeit» camoufliert, womit sich der Journalismus endgültig als Nuttenboulevard outet. Wirtschaftsjournalisten, die auf Zuruf nicht mal anzugeben wüssten, wo in einer Bilanz das Eigenkapital verbucht wird und was genau der Unterschied zwischen Aktiven und Passiven ist. «Datenjournalisten», die unlauter aus Daten Resultate heraussaugen, die in ihr Weltbild passen.

Genderkreischen, Klimawarner, Heuchler, die Verhaltensänderungen fordern, ausser bei sich selbst. Unbelehrbare Fehlanalysten, grosse Kenner der US-Politik, der Türkei, von eigentlich allem, bloss: meistens liegen sie krachend daneben. Nur: nach kurzem Schweigen oder einem zerknirschten Eingeständnis kommt die nächste «Analyse», vorgetragen mit dem strahlenden Selbstbewusstsein, mit der strahlenden Dummheit eines Wiener Walzers.

Rechthaber, die der Welt leidend vorgreinen, wie sie zu sein hätte, aber leider, leider, niemand hört auf sie. Oberlehrer mit ewig gezücktem Zeigefinger, prustend vor moralgeschwängertem Geschwurbel. Sie haben Antworten auf alle Fragen, nur ist sie nicht 42. Kindersoldaten, denen der Zweite Weltkrieg noch dunkel ein Begriff ist, aber ja nicht fragen, wann der war.

Ach so viele machen zudem bei der Verhöhnung der wahren Opfer des Nationalsozialismus mit. Sie bezeichnen alles und jeden, der einen Millimeter rechts von ihnen steht, als Nazi. Mindestens als Proto-Nazi, weniger Wagemutige werfen mit «faschistoid» um sich, schnell ist man mit der «Erinnerung an dunkle Zeiten» zur Hand, obwohl sich keiner mehr daran selbst erinnern kann.

Abhold sind diese verunsicherten Rechthaber jeglicher ernsthafter Debatte: ein Gegenargument könnte fatale Auswirkungen haben, die Konfrontation mit einem intellektuell überlegenen oder gebildeten Geist könnte der psychischen Gesundheit abträglich sein. Denn niemals würden diese Karikaturen von Journalisten zugeben, dass sie eigentlich kleine Lichter sind. Übrig geblieben aus einer Negativauslese. Denn wer zu teuer ist, zu kantig, zu aufmüpfig, wer es gar wagt, eine eigene Meinung zu haben, muss bei der nächsten Sparrunde als Erster über die Klinge springen.

Was diese Mietschreiber der deutschen Sprache antun, müsste strafrechtlich abgeurteilt werden. Nicht nur, dass sie sie mit Gender-Sternchen, absurden angeblich inkludierenden Formen vergewaltigen. Selbst ohne diesen Mumpitz zeigen ach so viele, dass sie nicht mal die Grundregeln beherrschen. Von eleganten Formulierungen, einem überzeugenden Aufbau, Leserführung, Komprimierung ganz zu schweigen. Da werden «Reportagen» geschrieben, die aus ein paar Gesprächsfetzen bestehen, da werden «Analysen» gemacht, die überhaupt kein Ganzes in seine Bestandteile zerlegen, sondern Gehacktes, Geschnetzeltes, Gedankensplitter feilbieten.

Der Journalismus ist so auf den Hund gekommen, dass sogar seit einiger Zeit keine neuen «Leaks» oder «Papers» veröffentlicht werden. Das sind zwei Euphemismen für das Ausschlachten von Hehlerware. Von gestohlenen Geschäftsunterlagen, bei denen die Ausschlachter keine Ahnung haben, aus welchen Motiven sie gestohlen und gratis verschleudert werden.

Das hält sie aber nicht davon ab, Staatsanwalt, Richter und Henker in einer Person zu spielen; nach Belieben ausgewählte Personen an den medialen Pranger zu stellen. Dass darunter auch Tote, Unschuldige, durch diese Enthüllungen in Lebensgefahr geratene Menschen sind, dass hier Existenzen vernichtet werden wie die eines schweizerisch-angolanischen Geschäftsmanns, was soll’s. Dass einem verstorbenen Playboy völlig zu Unrecht üble Vorwürfe gemacht werden, die sich in Luft auflösen: na und? Man suhlt sich ein Weilchen in der künstlichen Sonne der angeblichen Enthüllung und Aufklärung. Hinterlässt ein Trümmerfeld und zieht weiter.

Viele Journalisten haben so wenig zu tun, dass sie zu den fleissigsten Fütterern der asozialen Plattformen gehören. Twitter ist ihr Lieblingskanal, ältere Semester verwenden Facebook, jüngere Instagram oder TikTok. Dort weisen sie gackernd wie Hühner über ein gelegtes Ei auf ihre eigenen Artikel hin und beschimpfen alle anderen, die nicht ihrer Meinung sind.

Kompetenz im umgekehrt proportionalen Verhältnis zum Selbstbewusstsein. Einbildung als Ersatz für Bildung. Schweigen als Reaktion auf Kritik. Gross im Austeilen, ganz, ganz klein im Einstecken. Der eigene Bauchnabel als Weltersatz. Das eigene Empfinden als Empathie-Ersatz. Geklautes Leiden, geheuchelte Betroffenheit, moralische Unfehlbarkeit wie früher beim Papst, ein unstillbares Bedürfnis, der Welt die eigene Meinung aufzudrängen, als ob die auch nur schon die eigenen Leser interessieren würde.

Das ist das jammervolle Bild, das der Journalismus heute abgibt. Er wird unbeeindruckt von solchen Beschimpfungen in die Grube fahren. ZACKBUM begleitet ihn dabei als Ein-Mann-Orchester.

 

 

Depp des Monats August

Immer wieder verblüffend, wie verpeilt Politiker sind.

Man muss nicht glattgefönt, kantenlos und glitschig wie ein Aal sein, um in der Politik seine Interessen zu vertreten und Karriere zu machen. Ausser, man ist Grüner.

Andererseits sollte man sie nicht so hirnlos wie Rimoldi, die Bachelorette der Politik, der Depp des Jahres Voegtli oder Campax vertreten. Nun haben sie Gesellschaft bekommen. Nein, es ist nicht SVP-Glarner.

Sondern Mathilde Mottet. Mathilde who? Bis vor Kurzem war sie eine recht unauffällige Gemeinderätin und Juso-Politikerin im Wallis. Bis sie zu Ehren des 1. August ein Selfie postete. Im Hintergrund eine Schweizer Berglandschaft samt Fahne. Im Vordergrund ein Stinkefinger der Dame.

Damit keine Zweifel aufkommen, schrieb sie darunter: «Bei all diesen Schweizer Fahnen muss ich kotzen.» Was löst denn den Brechreiz aus? Irgend etwas Unverdautes von Hierarchien, Ausgrenzung und so.

Dazu das übliche Gedöns: «Die Schweizer Flagge ist auch das Symbol eines Landes, das lieber in Panzer und Maschinengewehre investiert als in Gesundheit und das Recht auf Wohnraum.» Vielleicht sollte sie sich mal kundig machen, wofür der Staat mit Abstand am meisten Geld ausgibt …

Nach der Aktion und der Reaktion – vor allem aus SVP-Kreisen – gab es den üblichen Shitstorm. Mottet will Strafanzeigen einreichen und bleibt standhaft: «Provokation ist ein akzeptables Mittel, um auf die menschenverachtende Migrationspolitik der Schweiz aufmerksam zu machen.»

Das dachten sich sicherlich auch Rimoldi, die Bachelorette oder Voegtli. Oder Campax. Nur: Provokation will gekonnt sein. Aufmerksamkeit in der reizüberfluteten Gesellschaft ist schwer zu erregen. Aber wenn man das schafft, indem einen die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung für ein Riesena…  hält, ist es wohl etwas in die Hose gegangen.

Sich in Braunau am Inn zeigen, die «feige» Neutralität abschaffen wollen, sich am Gotthard vor den Verkehr setzen, SVP und FDP «Fuck Nazis» zurufen – und nun der Schweizerfahne den Stinkefinger zeigen und sie zum Kotzen finden – das erzürnt die Öffentlichkeit, bringt ausser in der überschaubaren eigenen Gesinnungsbubble keine Punkte.

Donald Trump, aber auch Sarah Wagenknecht oder Alice Schwarzer, die können’s. Bevor’s hier einen Shitstorm gibt: damit ist nicht der IQ oder die Sinnhaftigkeit des politischen Tuns qualifiziert. Einzig die Fähigkeit, mit relativ bescheidenen Mitteln (bei Trump in jeder Beziehung) grosse Aufmerksamkeit zu erzielen.

Apropos: Das «Manifest für den Frieden» von Wagenknecht und Schwarzer ist seit Februar dieses Jahres von 850’000 Menschen unterzeichnet worden. Darunter auch von ZACKBUM. So macht man das.

Mag Infantino zu wenig die Frauen?

Was ist los mit dem Schweizer Journalismus?

Von der «Walliser Zeitung»*

Es fragt sich: Was ist los mit dem Schweizer Journalismus? Sofern man hier überhaupt von Journalismus noch sprechen kann. Sogar die Fotos der journalistischen Beiträge sind gleich. Wow. Eine abgekartete wiegleich als billigst leicht zu erkennende Aktion.

Der «Walliser Bote» bzw. Pomona.ch empörte sich und am nächsten Tag der «Blick». Im Kreuzfeuer ein Mann aus Brig. Es scheint ein abgekartetes Spiel. Regelrecht orchestriert zwischen den Redaktionsstuben.

Vom Wallis bis ins Aargau. Denn nicht nur «Watson», «Blick», «Walliser Bote», sondern auch die «Aargauer Zeitung» oder die BZ Basel entrüsten sich 1 zu 1.

Sogar mit den gleichen Überschriften 1 zu 1. Tristesse bzw. Medien-Monotonie lässt grüßen. Es fragt sich: Was soll das? Ist das journalistische Qualität? Voneinander abzuschreiben und Kampagnen so faul zu starten, daß man nichtmal die Texte großartig ändert oder wenigstens kaschiert und etwas anpasst.

Die Schmutz-Kampane ist so billig wie augenfällig.

Infantinos “Schuld”

Doch was hat Infantino denn verbrochen? Was hat er sich so Schlimmes zuschulden kommen lassen, dass – schon wieder – die Schweizer Redaktionsstuben-Journalisten auf ihn einhacken?

Infantino ist offenbar vielen Journalisten zu wenig «woke», zu wenig an Frauen bzw. dem Frauenfussball interessiert.

«Blick» entrüstet sich:

«Man fragt sich: Wo ist Gianni Infantino? Wenige Fotos und nur vereinzelte Auftritte während WM-Spielen bestätigen, daß der Schweizer in Ozeanien weilt. Das Rampenlicht scheut Infantino aber.»

Schon zuvor sah sich Infantino dem Hass vieler Journalisten ausgesetzt. Dies, weil er das Verhalten im Fußball als rassistisch brandmarkte und dem sogenanntem Werte-Westen Arroganz vorwarf.

Das alles rief dann international finanzierte sogenannte NGOs auf den Plan. Walliser Zeitung berichtete.

Doch was hat Infatino sich jetzt wieder «zuschulden kommen lassen»?

Der «Blick» empört sich auf der Titelseite über zu wenig Interesse Infantinos am Frauenfußball:

«Bei der Männer-WM in Katar 2022 war Gianni Infantino allgegenwärtig. Ganz anders sieht die Situation bei der Frauen-WM aus.»

Da könnte sich der «Blick» auch genauso gut über jeden Schweizer und jede Schweizerin empören. Denn – und das ist statistisch erwiesen: Die meisten Leute interessieren sich, warum auch immer, einfach nicht so sehr für den Frauenfussball.

Woke kann man eben nicht erzwingen.

Was ins Auge sticht, ist die Geplantheit der Kampagne, die Orchestrierung zwischen den Redaktionsstuben. Nicht nur die Schlagzeilen sind vom «Zofinger Tagblatt» über «Watson» bis hin zum «Walliser Boten» oder «Blick» gleich, sondern sogar die redaktionellen Inhalte.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

 

 

*Mit freundlicher Genehmigung der «Walliser Zeitung», in der dieser Beitrag zuerst erschien.

Hirnlos, Part III

Es ist offenbar eine Epidemie ausgebrochen …

Neu in dieser Kategorie begrüssen wir Reena Krishnaraja. Reena who? Also bitte, die «Gewinnerin SRF 3 Best Talent Comedy 2022». Zur Preisverleihung hielt sie eine comedyfreie Rede, in der der Ausdruck «fuck it» den meisten Applaus erhielt. Immerhin ist sie auf ihrer Webseite ehrlich: «20i and no idea what i’m doing». Vielleicht einen Englischkurs besuchen …

Dann gibt es Andri Silberschmidt, die grosse weisse Hoffnung der FDP. Nationalrat und Vizepräsident der FDP. Und Unternehmer. Und Kolumnist bei Tamedia, zusammen mit einem Kim Irgendwas. Als ob das der Dynamik noch nicht genug wäre, gibt es auch noch einen Andri Silberschmidt Podcast. Der heisst «Lustig, frögsch», und den betreibt er zusammen mit der sehr unlustigen Krishnaraja.

Die neuste Ausgabe moderiert er mit Grabesstimme an, worauf Krishnaraja furchtbar lustig sein will, was meistens mit nur furchtbar endet. Sie stöhnt über eine Arbeit, die sie an der Uni habe machen müssen und auf den letzten Drücker abgegeben habe. Es habe nicht mal zum Durchlesen gereicht, hi, hi.

Worüber denn, fragt Silberschmidt. «Äh, how people differ, ach ich weiss doch auch nicht», ist die furchtbar lustige Antwort, «es ist megaspannend».

Sei aber auch ein Stress gewesen, ho, ho. Glücklicherweise habe sie ChatGPT verwendet, dabei sei aber eine Einleitung wie bei einer Freundin herausgekommen, kicher. Die habe sie dann etwas abgeändert, schenkelklopf, und überhaupt das Ganze etwas im Niveau tiefergelegt. Silberschmidt wendet dann staatstragend ein, dass doch wohl KI verboten sei in einer Uni-Arbeit. Ja, das sei so, gesteht Krishnaraja, sie habe da auch so etwas unterschreiben müssen, und wenn da jemand von der Uni zuhöre, au weia. Ein Brüller.

Das sei «megalustig, ich hab’s auch immer abgeändert, volles Risiko», giggelt Krishnaraja.

Daraus ergeben sich ein paar nicht so lustige Fragen. Wieso findet Silberschmidt das lustig? Passt so ein hirnloser Quatsch zu einem Vizepräsidenten der FDP? Und wieso hat Krishnaraja einen Preis als bestes Comedy-Talent gewonnen? Ist das die Bonusakkumulation «jung, dunkelhäutig mit Migrationshintergrund»? Also ihr Talent oder ihr Werk kann’s ja wohl nicht gewesen sein.

 

 

 

 

Hirnlos, Part II

Linkes «Nazi»-Gekeife ist unerträglich.

Wenn man’s positiv sehen will: da die Linken die Diskurshoheit verlieren, viele öffentliche Debatten schwer an ihnen vorbeilaufen, sie keine mehrheitsfähigen Lösungen zu Themen wie Masseneinwanderung, Altersversorgung, Energieproduktion oder Gesundheitssystem anzubieten haben, werden sie zunehmend hysterisch und kreischig.

Negativ daran ist, dass nicht nur Organisationen wie Campax jedes Mass verlieren. Ob es «FCK NZI» heisst oder ob irgend jemand direkt als «Nazi» beschimpft wird, ob das Adjektiv «faschistisch» oder die Abschwächung aus juristischen Gründen «faschistoid» nachgeschoben wird, ob Angebräuntes denunziert wird oder an braune Zeiten erinnert: die Diffamierung mit braun Anstreichen wird inflationär.

Vorne dran sind meistens Provokateure, die mangelnde Hirnmasse durch die Wucht der Polemik auszugleichen versuchen. Sei das in Deutschland der sogenannte Satiriker Jan Böhmermann, der unliebsame Konkurrenz aus der Talkshow-Ecke oder gleich die CDU unverblümt oder verbrämt als «Nazis mit Substanz» beschimpft, oder in der Schweiz der Brachialblödler MikeArschloch») Müller, der von einer «Reichskristallnacht» faselt.

So hält Christina Neuhaus in der NZZ fest, dass Nazivergleiche inflationär geworden sind, «in den sozialen Plattformen macht sie gefühlt jeder, der entweder ein Zeichen «gegen Hass und Hetze im Netz» setzen will oder sich als Opfer fühlt.»

Diese Entwertung einer historischen Monstrosität wird aber nicht nur von Linken verbrochen; auch Coronapolitik-Gegner, die sich einen gelben (Juden)Stern mit der Aufschrift «ungeimpft» aufklebten, trugen dazu bei, das Böse zu banalisieren.

So empört sich Neuhaus: «Mit jeder Äusserung wird der Nationalsozialismus banalisiert. Jede Gleichsetzung ist eine Verhöhnung der Opfer. Wenn sich schon die Schweizer FDP mit Nazis gleichsetzen lassen muss, haben sich die Grenzen des Sagbaren nicht nur verschoben, sie sind bereits gefallen

Sie muss sich allerdings vorhalten lassen, dass sich die NZZ erst dann kräftig ins Zeug legt, wenn es auch die FDP trifft. Das Problem dahinter ist, dass für viele Dummbeutel, die am politischen Diskurs teilnehmen, das Wort «Nazi» oder «Faschist», jeder offene oder verklausulierte Vergleich mit dem Dritten Reich schlichtweg ein Ersatz für die Verwendung des Wortes «Arschloch» ist. Da das aber strafbar wäre, schleicht man sich halt auf braunen Umwegen so nahe wie möglich daran heran.

Wobei «Verhöhnung der Opfer» noch eine sehr staatsfraulich-zurückhaltende Formulierung ist. Es gibt ein paar wenige Ewiggestrige, die tatsächlich heute noch der Ideologie des Nationalsozialismus anhängen, insofern das überhaupt ein erkennbares Denkgebäude war. Sie darf man getrost als Nazis bezeichnen.

Allen anderen gegenüber ist die Verwendung dieses Vokabulars viel mehr als eine Verhöhnung der damaligen Opfer, eine Relativierung eines singulären Jahrhundertverbrechens, eine geschichtsvergessene Hirnlosigkeit. Wer diese Begrifflichkeit zur Herabsetzung des politischen Gegners missbraucht, ist nicht nur ein Idiot. Er ist schlichtweg ein Arschloch, ihm sollte das Rederecht entzogen werden.

Ins Bild passt auch, dass diese imbezilen Brandstifter nicht im Traum daran denken, sich für ihre geschmacklosen, primitiven, dummen, geschichtsvergessenen Ausrutscher zu entschuldigen. Daher ist die Vermutung erlaubt: sie tun es nicht, weil sie es nicht besser wüssten. Sie tun es mit Absicht, es ist keine Fahrlässigkeit, es ist pure Bösartigkeit. Wenn es jemand verdient hat, von allen Demokraten aus dem öffentlichen Diskurs verbannt, ausgegrenzt und mit Schimpf und Schande in seine Löcher zurückgejagt zu werden, dann sind es all die, denen das Wort «Nazi» so locker sitzt, als wäre es eine erlaubte Qualifikation.

So wie es gegen wahre Nazis kein Zögern oder Zaudern geben darf, so müssen all diese kleinen oder grossen Böhmermanns oder Müllers geächtet werden.

 

Hirnlos

Wacken und Mass-voll: viele Gemeinsamkeiten.

Das Heavy-Metal-Festival in Deutschland ist mal wieder im Schlamm versunken. Dennoch haben die Teilnehmer Spass, obwohl ihre Anzahl beschränkt wurde. Viele Gemeinsamkeiten mit «Mass-voll» und ihrem Chefprovokateur Nicolas Rimoldi.

Auch bei diesem Haufen kam es schon zu einem wahren Exodus von Mitgliedern und führenden Figuren, im Dezember 2021. Seine Daseinsberechtigung sieht der Präsident, der sich gerne im Che-Guevara-Jesus-Look präsentiert, in der hirnlosen Provokation.

Das Thema Covid hat er inzwischen zu Tode geritten und sich eine dritte Klatsche an der Urne eingefangen. Damals keifte er: «Die Schweiz ist auf dem Weg in eine dystopische Hölle. Die freie Schweiz ist am Sterben. Wir sind die letzte Chance, um den weltweiten ‹grossen Reset› zu verhindern.» Wenn das so wäre, müsste man wirklich das Ende der Welt herbeiwünschen. Aber das ist glücklicherweise nur dummes Gequatsche.

Im verzweifelten Bemühen, in den Schlagzeilen zu bleiben, ist ihm jede Hirnlosigkeit recht; so zum Beispiel die Forderung, dass man auch in der Schweiz verdeckt Waffen tragen dürfe. Aber selbst auf diesem Gebiet gehen ihm langsam die Ideen aus.

Also begab er sich nach Wien, um dort an einer Demonstration teilzunehmen, die unter anderem von den sogenannten Identitären veranstalten worden war. Grundthema ist ein angeblicher Masterplan, die (weisse) europäische Gesellschaft durch Masseneinwanderung «auszutauschen». So kann man ein tatsächliches Problem desavouieren.

Eigentlich sollte Rimoldi mit der Bachelorette der Politik ein Traumpaar bilden. Die entblödet sich nicht, in Pristina ein Wahlplakat für ihre Kandidatur in den Nationalrat (Schweiz) aufzuhängen und die Abschaffung der Schweizer Neutralität zu fordern. Alles Erregungsbewirtschaftung, mit der sie es in den «Blick» schafft, aber sicher nicht zu einem Erfolg an der Wahlurne.

Auch Rimoldi überlegte sich, dass ein Selfie aus Wien vielleicht doch nicht genug Aufmerksamkeit erregen könnte. Also machte er einen Zwischenstopp in Braunau am Inn. Und behauptete dann tatsächlich, es sei ihm nicht bekannt gewesen, dass das die Geburtsstadt von Adolf Hitler sei.

Wie hirnlos ist das denn? Offenbar nicht hirnlos genug für einige Kantonalparteien der SVP, die mit diesem Irrwisch tatsächlich Listenverbindungen eingehen wollen. Dabei gilt für ihn wie für die Bachelorette das, was man im TV als Publikumsgift bezeichnet. Nur ist das in der Glotze manchmal ungerecht; auch begabte Menschen treiben das Publikum dazu, sofort die Fernbedienung zu betätigen, tauchen sie auf dem Bildschirm auf.

Bei diesen zwei ist es aber wohlverdient, dass man sie eigentlich nur dem schärfsten politischen Gegner an den Hals wünschen kann. Während die Bachelorette ihr Werk bei den Grünliberalen und der «Operation Libero» verrichtet, schlägt Rimoldi eine Schneise der Zerstörung in rechtskonservativen Kreisen.

Da sieht man mal wieder, dass sowohl links wie rechts einige Politiker einen ganz kleinen Löffel dabei hatten, als Gott Hirn vom Himmel regnen liess.

X für ein U?

Kann Rebranding funktionieren?

Twitter gibt es seit 2006. Im Jahr 2022 gab es nach nicht finalen Zahlen 368 Millionen Nutzer. 2023 sollen es nur noch 354 Millionen sein.

Das ist eher ein Zwerg im Ranking der grössten Social Networks. Platzhirsch ist immer noch Facebook mit rund 3 Milliarden monatlich aktiven Nutzern (MAUs), gemessen im Januar 2023. Danach kommt Googles YouTube mit 2,5 Milliarden MAUs, dann WhatsApp mit zwei Milliarden.

Allerdings hat Twitter eine gewisse Bedeutung in politischen Auseinandersetzungen, Kampagnen und Wahlen. Berühmt und berüchtigt wurde es durch Debatten über Beeinflussungsversuche von ausländischen Mächten und natürlich durch die Verwendung (und den Rausschmiss) von Donald Trump.

Twitter und Tweet, das ist in den allgemeinen Wortschatz übergegangen. dafür wurde ganz hübsch Werbekohle ausgegeben. Apropos Ausgaben, 2021 machte die Plattform bei einem Umsatz von 5 Milliarden US-Dollar einen Verlust von über 220 Millionen.

Dennoch hat Elon Musk 44 Milliarden Dollar für den Kurznachrichtendienst ausgegeben. Anschliessend sorgte er mit einer gelinde gesagt erratischen Personal- und Plattformpolitik für ein schweres Erdbeben. Zurzeit wird der Wert von Twitter auf nicht einmal mehr die Hälfte seiner Investition geschätzt.

Da passt es irgendwie, dass Musk nun entschieden hat, auf Logo, Name und Begriff zu verzichten. Die Plattform heisst nicht mehr Twitter, der blaue Vogel ist auch weg, und statt eines Tweets soll man nun ein «X» absetzen.

Dahinter stehe der Plan, sagt Musk, aus Twitter, Pardon, aus X die berühmte Plattform für alles zu machen, von der viele Nerds schon lange träumen und die wohl vom chinesischen «WeChat» am ehesten realisiert ist.

Das würde bedeuten, dass nicht einfach alter Wein in neue Schläuche gegossen würde. Sonst wäre das Unterfangen etwa so wahnsinnig, wie Markennamen und Flaschenform von Coca-Cola zu ändern, aber immer noch die gleiche braune Brause anzubieten.

Rebranding ist meistens dann angebracht, wenn der Name einer Firma oder eines Produkts dermassen verbrannt ist, also negativ besetzt, dass er in einem Neustart nicht mitgenommen werden kann. Es ist nicht mal so selten. Aus Facebook wurde Meta, aus Google Alphabet, wobei aber die Trademarks beibehalten wurden.

Weniger günstig lief es für Karstadtquelle, das in Arcandor umbenannt wurde und dann pleite ging. Andere neue Namen entstanden aus Fusionen, wie Novartis aus Ciba-Geigy und Sandoz. AWD wiederum, der skandalumwitterte Finanzberater von Carsten Maschmeyer, wurde zuerst von Swiss Life für teures Geld aufgekauft, um dann als Namen zu verschwinden; das Produkt heisst heute «Swiss Life Select».

Also ist eine Namensänderung nicht von vornherein der Vorbote einer Katastrophe oder der Befreiungsschlag, der in ganz neue Dimensionen der Profite führt. Allerdings stellt sich bei Twitter tatsächlich die Frage, ob dieser Name und das Logo dermassen verbrannt waren, dass sie durch einen neuen Auftritt ersetzt werden mussten.

Zum Zweiten ist «X» offensichtlich eine Marotte von Musk, ob sich der Buchstabe allerdings tatsächlich für einen Kurznachrichtendienst eignet, ist fraglich. Während twittern lautmalerisch ist und als Begriff in viele Sprachen übernommen wurde, wird sich «x» wohl kaum als Bezeichnung für das durchsetzen, was für (fast) alle bis heute immer noch twittern heisst.

Nun kann man einwenden: als Musk mit der Behauptung antrat, dass er das Autogeschäft revolutionieren werde und das erste massentaugliche und erschwingliche E-Auto bauen, wurde er auch schallend ausgelacht. Er tat nicht nur das, sondern machte seine Produktion von Zulieferketten und Fremdpatenten unabhängig, indem er alles selbst entwickeln liess. Anfänglich ein Riesenaufwand, der sich aber bezahlt machte.

Trotz allem Lärm (und der damit verbundenen Gratis-Werbung) um das X ist und bleibt Twitter bislang ein Nischenprodukt. Nur wenn es Musk gelingt, zu den grossen Playern aufzuschliessen, hat er eine Chance, seine Investition wieder herauszuholen. Dass er das kann, hat bereits mehrfach unter Beweis gestellt. Dass er etwas sprunghaft ist, auch. Tesla läuft schon länger nicht mehr so rund wie am Anfang, während er aber mit SpaceX weiterhin gutes Geld verdient.

Also wird’s echt spannend mit X. Weder die Unken, die eine Bauchlandung prognostizieren, noch die Musk-Fans, die davon überzeugt sind, dass er es schon wuppen wird, haben bislang Recht bekommen.

Da ZACKBUM im Besitz der Glaskugel ist, mit der wir in die Zukunft schauen könne, wollen wir es hier weltexklusiv verraten. X wird … (oh, diese Prognose wurde uns soeben mit einer Superprovisorischen verboten). Nein, mehr dürfen wir nicht verraten, sonst schickt jemand eine Kampfdrohne mit Gesichtserkennungssoftware.

 

Wumms: Raphaela Birrer

Sie wiederholt sich, ZACKBUM auch.

Mal schauen, wer zuerst aufgibt. Unsere Wetterprognose: ZACKBUM. Aber vorher: Raphaela Birrer hat ihr Leib-und-Magen-Thema gefunden:

Das ist lustig, denn diesen guten Ratschlag könnte sie doch auch den Missbrauchern auf der eigenen Redaktion erteilen – oder gar deren klimahysterische Artikel abdämpfen oder gar streichen. Wozu ist sie denn sonst Oberchefredaktorin?

Sicherlich nicht, um mit Schulaufsätzen als Leitartikel die Leser zu quälen. Zunächst die obligate Aufzählung von Waldbränden, der Windböe von La Chaux-de-Fonds, den Temperaturen im Mittelmeerraum. Dabei versucht sie sich an einem ersten intellektuellen Aufschwung: «Hier der zwanglose Hedonismus der Feriengäste, da die existenzielle Bedrohung durch die züngelnden Flammen – die Sicherheit der Zivilisation ist brüchig.» Also von existenzieller Bedrohung kann bei null Toten unter den Touristen wohl keine Rede sein, aber das soll ja auch nur einleiten:

«Unweigerlich drängen sich biblische Analogien auf. Ist das die Strafe für die fröhliche Unbekümmertheit über den Zustand der Welt? Ist hier, auf dieser Erde, in diesem Sommer etwas ganz grundsätzlich aus dem Lot geraten? Sind die Flammen, die Stürme, die Hagelbälle, die Extremtemperaturen gar Vorboten der nahenden Apokalypse

Statt diese rhetorische Frage mit einem klaren Nein zu beantworten, wechselt Birrer nun die Spur: «Die starke Symbolkraft dieser Ereignisse macht sie missbrauchsanfällig für politische Kampagnen.» Die einen so, die anderen anders. Klimakleber oder «Klimawandel-Skeptiker».

Schlussfolgerung Birrer: «Seht her, ihr Schuldigen – es ist der Klimawandel! Traut den Panikmachern nicht – es ist nur das Wetter! Es ist dies die unterkomplexe Diskussion zu einem überkomplexen Thema.» Wunderbar, dass nun Birrer sich dieses überkomplexen Themas gewachsen zeigt und die Diskussion auf ein höheres Level hebt: «Weder apokalyptische Szenarien noch schamlose Leugnung sind angebracht.» Salomonisches Urteil.

Hätte sie es dabei belassen … Aber leider: «Der Klimawandel lässt die Bäume nicht einfach aus dem Nichts lodern, wie nun teilweise suggeriert wird. Wie rasch und grossflächig sich das Feuer ausbreitet, hängt aber unter anderem von der Trockenheit und insofern auch von der Hitze ab. Das Ausmass der Brände wird also durch den Klimawandel begünstigt, die Kausalität hingegen ist falsch.»

Richtig ist, dass sich die Bäume nicht selbst entzünden. Fast alle Feuer sind menschengemacht – Brandstiftung. Dass es im Sommer in vielen Gegenden heiss und trocken ist – das ist nun auch keine welterschütternde Erkenntnis. Und wenn die Hitze eben keine Rolle beim Entstehen von Waldbränden spielt, dann ist Birrers Kausalität falsch.

Aber kein Kommentar ohne gute Ratschläge. Was soll denn der existenziell bedrohte Tourist machen? Da weiss Birrer was: «Man kann den einst lebensfrohen italienischen oder griechischen Sommer betrauern. Oder man kann einen Beitrag leisten – und die Ferien in den Frühling oder Herbst verlagern

Damit leistet «man» einen Beitrag wozu? Wäre es dann nicht auch konsequent, die grossen Ferien in den Frühling oder Herbst zu verlegen? Und wozu eigentlich? «Für viele wird die Hochsaison am Mittelmeer künftig zu heiss sein. Dafür ist das Wetter im Sommer in der Schweiz beständiger.» Beständig kühl und regnerisch, kann man diesen Sommer sagen.

Also am Schluss ein banaler Werbespot für Schweiz Tourismus? Hoffentlich war’s nicht gratis.

1. August ohne Feuerwerk

Das gilt auch fürs Mediale.

Nehmen wir als Beispiel das Mittelmass. Also CH Media. Das Wanner-Imperium profitiert normalerweise davon, dass es zwar nicht so intellektuell ist wie die NZZ, dafür aber auch nicht so gender-kreischig wie Tamedia. Das erspart es CH Media häufig, in die ganz grossen Fettnäpfchen zu treten.

In die kleinen schon gelegentlich, wenn es sich auf Art des Hauses an der Hatz auf den ehemaligen Chefredaktor des «Magazin» beteiligt, dafür den Big Boss von Tamedia anrempelt – und zerknirscht eine öffentliche Entschuldigung vor den gelöschten Artikel stellen muss.

Idealtypisch wird Mass und Mitte vom Überchefredaktor Patrik Müller verkörpert. Kein Zufall, dass er inzwischen der einzige Überlebende des Triumvirats Christian Dorer, Arthur Rutishauser und eben Müller ist. Dorer wurde in ein «Nie mehr»-Sabbatical geschickt, Rutishauser wurde als Bauernopfer auf den Rang eines SoZ-Chefredaktors zurückgestuft.

Müller hingegen leitet, zeigt sich im «Sonntalk» und absolviert überhaupt einen Marathonlauf. Und schreibt den obligaten Kommentar zum 1. August.

Der fängt harmlos an: «Die Neutralität ist genial – aber sie braucht dringend einen neuen Anstrich.» Es gab da allerdings schon mal so einen Anstreicher, aber gut, Bilder sind so eine Sache. Dann wird Müller geschickt persönlich, Familienferien im Norden, Zwischenstopp in Brüssel, der zehnjährige Sohn tippt als Wunsch für Europa ein: «Neutral sein wie die Schweiz

Wunderbar, Leser abgeholt, sich als Familienvater gezeigt, schon Sohnemann beweist mit zehn Jahren politisches Bewusstsein. Bis hierhin wäre es einfach ein 08/15-Kommentar. Aber leider muss Müller dann Gas geben.

Neutralität sei identitätsstiftend, «solange daraus nicht Selbstgefälligkeit und die Neutralität nicht zum Götzen wird». Ohä, und wie könnte sie dazu denaturieren? Na klar, Ukrainekrieg: «Eigentlich war klar, dass es bei einem solch krassen Verstoss gegen das Völkerrecht keine neutrale Haltung geben konnte

Zuvor vergleicht Müller die Invasion der Ukraine mit dem Überfall Hitler-Deutschlands auf Polen. Ohne sich bewusst zu sein, dass die Schweiz damals auch neutral war – und blieb. Aber mit historischen Vergleichen ist es halt so eine Sache, wenn Leichtmatrosen unterwegs sind.

Die aber mit starken Worten nicht sparen: «Es scheint, als wirke die Neutralität wie ein politisches Narkotikum, auch mehr als ein Jahr danach: Das Aufspüren russischer Oligarchengelder gehen unsere Behörden im Halbschlaf an. Da erstaunt es nicht, dass aus den USA Vorwürfe auf die Schweiz einprasseln, sie finanziere Putins Krieg.»

Dann legt sich Müller wieder in die Kurve, das sein «grösstenteils pure Polemik». Aber eben, bei den nachrichtenlosen Konti sei anfänglich auch unterschätzt worden, welche Bedeutung Kritik aus den USA habe – «was den Ruf der Schweiz beschädigte und den Anfang vom Ende des Bankgeheimnisses markierte».

Richtig wäre allerdings, dass das der erste Anschlag auf die Schweizer Rechtssouveränität war, dem weitere folgten, bis sich der Bundesrat tatsächlich entschloss, US-Gesetze auch in der Schweiz gelten zu lassen. Was damals im Übrigen von ebendiesem Müller scharf kritisiert worden war. Aber seither sind einige 1.-August-Feiern ins Land gegangen.

Aber dieses Geholper soll nur auf die Zielgerade führen; die Bevölkerung sei schon viel weiter «als manche Ideologen in der Politik:Neutralität als Mittel zum Zweck statt als Selbstzweck. Entwickeln wir sie nicht weiter, so wie das seit ihrer Begründung 1815 wiederholt geschah, verliert sie ihre Genialität – und wird zum falschen Zauber.»

Das ist wieder einmal ein Gedankenflug, dem nur schwer zu folgen ist. Neutralität war noch nie Selbstzweck, was sollte das auch sein? Sie solle weiterentwickelt werden? Wieso nicht, kann man darüber diskutieren. Aber einleitend meinte Müller ja, dass es bezüglich des Ukrainekrieg keine Neutralität geben könnte. Hätte die Schweiz auch 1939 diesem Prinzip nachgelebt, wären aber wohl Diskussionen über Neutralität überflüssig; wozu auch in einem durch den Krieg zerstörten Land.

Werde sie nicht weiterentwickelt, offenbar in Richtung partieller Aufgabe, verlöre sie «ihre Genialität», werde gar «zum falschen Zauber». Genial an der Neutralität war und ist allerdings, dass sie beinhaltet, dass sich die Schweiz mit nichts und niemandem gemein macht. Weder mit der guten Sache, noch mit der schlechten. Wenn die gute Sache aber behauptet, wer nicht mit ihr sei, unterstütze die schlechte, dann muss man das aushalten und als machtpolitischen Egoismus durchschauen.

Statt schon wieder auf den falschen Zauber der USA hereinzufallen. Die haben tatsächlich das Schweizer Bankgeheimnis geknackt. Und sind seither noch unbestrittener der sichere Hort für Schwarzgeld, für kriminelle Gelder, betreiben die grössten Geldwaschmaschinen der Welt, in denen Milliarden Drogengelder blütenweiss werden – und pfeifen auf jede Teilnahme an Informationsaustauschsystemen wie den AIA. Im Gegenteil, mit ihrer Datenkrake FATCA zwingen sie alle Finanzhäuser der Welt, mittels der Weltmacht Dollar, alle Informationen herauszurücken, auf die die USA lustig sind. Umgeht gilt allerdings nicht.

Das ist falscher Zauber, nicht das Festhalten an der Schweizer Neutralität. Vielleicht sollte sich Müller doch leichtere Themen für seinen 1.-August-Kommentar aussuchen.

 

Penetration des Unsinns

Ein «Content Manager» interviewt Emilia Roig.

Bei Tamedia darf jeder wie er will das Sommerloch penetrieren. Oh, hoppla, falsche Formulierung: «Dass Sex mit Penetration gleichgesetzt wird, ist eine sehr männliche Perspektive. Für Frauen und Menschen mit Vagina, Vulva und Klitoris ist sie nicht die erste sexuelle Praktik, die zu Vergnügen und Orgasmen führt.»

In männlicher Perspektive dachte ZACKBUM, dass die Vulva Vagina und Klitoris umfasst, aber was wissen wir Männer schon. Wir dachten auch, dass Frauen und Menschen mit Vulva das Gleiche sind, aber was wissen …

Roig möchte ihren Punkt klarmachen, und Interviewer Martin Fischer lässt sie sich gerne wiederholen: «Die Penetration ist nicht zu trennen von einem System der männlichen Dominanz.»

Der Interviewer lässt sie auch unverständlichen Unsinn sagen: «Schon die Sprache, die für penetrativen Sex verwendet wird, zeigt das. Es ist meist eine ziemlich gewaltvolle Sprache: «ficken», zum Beispiel. Der Mann erobert, der Mann ist aktiv, die Frau passiv. Das zeigt sich sogar in der Darstellung der Befruchtung. Das Spermium wird aktiv gesehen, und die Eizelle wartet darauf, befruchtet zu werden. Dabei ist auch das Ei aktiv. Das alles fördert die Idee einer Passivität bei der Frau. Man könnte auch anders über Sex reden.»

Aktive Eier, ein wundersames Bild. Abgesehen davon, dass doch wohl auch Frauen «ficken» oder nicht? Wie schaut es aber in Sachen «nicht gewaltvolle Sprache» und Sex aus?

Da sei der westafrikanische Stamm der Yoruba vorbildlich: Da «wird von Einkapselung gesprochen. Dass die Vagina den Penis aufnimmt. Da ist ein ganz anderes Verständnis dahinter

Dass zu dem «ganz anderen Verständnis» der Yoruba die barbarische Sitte der Klitorisbeschneidung gehört, das erwähnt Roig nicht – und der Interviewer ist wie bei Tamedia üblich lausig vorbereitet.

Statt sie auf solche schreiende Widersprüche in ihrem Geschwätz hinzuweisen, bleibt er brav Stichwortgeber, damit Roig ihre dünne These auswalzen und durchdeklinieren kann: «Penetration ist politisch … Wir leben in einer patriarchalen Gesellschaft. Somit ist auch der heterosexuelle Sex patriarchal … Es wird oft so dargestellt, dass die Penetration etwas ganz Natürliches sei … Im Patriarchat ist es ziemlich egal, ob die Frauen Orgasmen haben … Viele können sich gar nicht vorstellen, wie zwei Frauen miteinander Sex haben …»

Das mag vielleicht bei den Yoruba so sein, aber in aufgeklärten westlichen Gesellschaften vermag man sich durchaus vorstellen, wie zwei Frauen Sex haben – und findet nichts Besonderes oder gar Abstossendes dabei.

Dann darf Roig am Schluss des «was wollten Sie immer schon mal unwidersprochen Unsinniges sagen»-Interviews eine unschlagbare Plattitüde von sich geben:

«Gesellschaftlich ist es wichtig, die Sexualität von der Reproduktion zu entkoppeln

Wie bitte? Das dürfte so spätestens seit der Erfindung der Pille der Fall gewesen sein, vorher schon durch jeglichen Einsatz von Verhütungsmitteln oder -methoden – oder etwa nicht? Allerdings ist es durchaus möglich, dass die Yoruba eine solche Entkoppelung nicht sehen. Ihnen ist hingegen nicht egal, ob Frauen bei der Penetration Lust empfinden. Das sollte ausdrücklich nicht der Fall sein, wofür die Genitalverstümmelung, meistens begangen an Kindern, sorgt.

Wer einen Volksstamm, bei dem solche barbarischen Sitten herrschen, unwidersprochen als vorbildlich darstellt, hat sich restlos disqualifiziert. Wer solchen Unsinn unwidersprochen hinnimmt und publiziert, ebenfalls.

Als bräuchte es dafür noch eines weiteren Beweises, interviewt Tamedia auch noch den mehrfach gescheiterten «Korruptionsexperten» Mark Pieth, der sich unlängst mit dem Vorschlag, Russland als terroristischen Staat zu bezeichnen und somit Russengelder in der Schweiz enteignen zu können, nicht nur in Juristenkreisen lächerlich machte. Aber Tamedia, das ist leider feststehende Tatsache, will in einem Interview überhaupt keinen Erkenntnisgewinn herstellten, sondern einfach mit ausgewählten «Experten» die eigenen und die vorgefassten Meinungen der eigenen Gesinnungsblase bestätigen.

Und wenn diese Blase platzt, dann ist Ende Gelände.