Penetration des Unsinns

Ein «Content Manager» interviewt Emilia Roig.

Bei Tamedia darf jeder wie er will das Sommerloch penetrieren. Oh, hoppla, falsche Formulierung: «Dass Sex mit Penetration gleichgesetzt wird, ist eine sehr männliche Perspektive. Für Frauen und Menschen mit Vagina, Vulva und Klitoris ist sie nicht die erste sexuelle Praktik, die zu Vergnügen und Orgasmen führt.»

In männlicher Perspektive dachte ZACKBUM, dass die Vulva Vagina und Klitoris umfasst, aber was wissen wir Männer schon. Wir dachten auch, dass Frauen und Menschen mit Vulva das Gleiche sind, aber was wissen …

Roig möchte ihren Punkt klarmachen, und Interviewer Martin Fischer lässt sie sich gerne wiederholen: «Die Penetration ist nicht zu trennen von einem System der männlichen Dominanz.»

Der Interviewer lässt sie auch unverständlichen Unsinn sagen: «Schon die Sprache, die für penetrativen Sex verwendet wird, zeigt das. Es ist meist eine ziemlich gewaltvolle Sprache: «ficken», zum Beispiel. Der Mann erobert, der Mann ist aktiv, die Frau passiv. Das zeigt sich sogar in der Darstellung der Befruchtung. Das Spermium wird aktiv gesehen, und die Eizelle wartet darauf, befruchtet zu werden. Dabei ist auch das Ei aktiv. Das alles fördert die Idee einer Passivität bei der Frau. Man könnte auch anders über Sex reden.»

Aktive Eier, ein wundersames Bild. Abgesehen davon, dass doch wohl auch Frauen «ficken» oder nicht? Wie schaut es aber in Sachen «nicht gewaltvolle Sprache» und Sex aus?

Da sei der westafrikanische Stamm der Yoruba vorbildlich: Da «wird von Einkapselung gesprochen. Dass die Vagina den Penis aufnimmt. Da ist ein ganz anderes Verständnis dahinter

Dass zu dem «ganz anderen Verständnis» der Yoruba die barbarische Sitte der Klitorisbeschneidung gehört, das erwähnt Roig nicht – und der Interviewer ist wie bei Tamedia üblich lausig vorbereitet.

Statt sie auf solche schreiende Widersprüche in ihrem Geschwätz hinzuweisen, bleibt er brav Stichwortgeber, damit Roig ihre dünne These auswalzen und durchdeklinieren kann: «Penetration ist politisch … Wir leben in einer patriarchalen Gesellschaft. Somit ist auch der heterosexuelle Sex patriarchal … Es wird oft so dargestellt, dass die Penetration etwas ganz Natürliches sei … Im Patriarchat ist es ziemlich egal, ob die Frauen Orgasmen haben … Viele können sich gar nicht vorstellen, wie zwei Frauen miteinander Sex haben …»

Das mag vielleicht bei den Yoruba so sein, aber in aufgeklärten westlichen Gesellschaften vermag man sich durchaus vorstellen, wie zwei Frauen Sex haben – und findet nichts Besonderes oder gar Abstossendes dabei.

Dann darf Roig am Schluss des «was wollten Sie immer schon mal unwidersprochen Unsinniges sagen»-Interviews eine unschlagbare Plattitüde von sich geben:

«Gesellschaftlich ist es wichtig, die Sexualität von der Reproduktion zu entkoppeln

Wie bitte? Das dürfte so spätestens seit der Erfindung der Pille der Fall gewesen sein, vorher schon durch jeglichen Einsatz von Verhütungsmitteln oder -methoden – oder etwa nicht? Allerdings ist es durchaus möglich, dass die Yoruba eine solche Entkoppelung nicht sehen. Ihnen ist hingegen nicht egal, ob Frauen bei der Penetration Lust empfinden. Das sollte ausdrücklich nicht der Fall sein, wofür die Genitalverstümmelung, meistens begangen an Kindern, sorgt.

Wer einen Volksstamm, bei dem solche barbarischen Sitten herrschen, unwidersprochen als vorbildlich darstellt, hat sich restlos disqualifiziert. Wer solchen Unsinn unwidersprochen hinnimmt und publiziert, ebenfalls.

Als bräuchte es dafür noch eines weiteren Beweises, interviewt Tamedia auch noch den mehrfach gescheiterten «Korruptionsexperten» Mark Pieth, der sich unlängst mit dem Vorschlag, Russland als terroristischen Staat zu bezeichnen und somit Russengelder in der Schweiz enteignen zu können, nicht nur in Juristenkreisen lächerlich machte. Aber Tamedia, das ist leider feststehende Tatsache, will in einem Interview überhaupt keinen Erkenntnisgewinn herstellten, sondern einfach mit ausgewählten «Experten» die eigenen und die vorgefassten Meinungen der eigenen Gesinnungsblase bestätigen.

Und wenn diese Blase platzt, dann ist Ende Gelände.

2 Kommentare
  1. Petra Hartmann
    Petra Hartmann sagte:

    Gott sei Dank durfte NR Wermuth nicht zu Wort kommen. Man darf sich gar nicht ausdenken, was er für einen opferfeindlichen Unsinn gelabert hätte. Verstümmelte Frauen müssten bis zum 18 zehnten Lebensjahr warten, bis sie durch eine OP, von ihrem Leid erlöst werden. Kosmetische Korrekturen die wegen Gebärmutterhalskrebs bei Frauen erfolgen, könnten nicht mehr möglich sein.

    https://www.blick.ch/politik/sorge-ueber-boom-bei-schoenheits-ops-im-intimbereich-wermuth-stellt-bundesrat-fragen-zu-genitalien-id8494764.html

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Martin Fischer ist im «job enrichment» Programm vom TA, jede/r darf über alles schrieben, Wissen nicht erforderlich. Nicht einmal bei Wikipedia hat er sich kundig gemacht (Roig auch nicht) sonst hätte er erfahren das die Yoruba nicht unbedingt die beste Adresse für Frauenrechte sind. Fischer macht den Yves Bossart, Langzeit/Langeweilephilosoph und Sonntagmorgennervensäge bei SRF, auch der hat Emilia Roig einfache, unterwürfige Fragen gestellt, ohne kritiklischen Ansatz. Roig freuts, Tages-Anzeiger und SRF haben Werbung für sie, ihre Bücher gemacht. SRF die Frau wahrscheinlich klimaschädlich aus Paris eingeflogen!

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