Oops, she did it again
Nora Zukker erträgt sich nur beschwipst. Der Leser braucht einen Vollrausch.
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Wenn man mal einen Einstieg gefunden hat, soll man daran festhalten. Ob Cüpli auf einem Zürcher Friedhof, ob sich «zwei Beine in kurzer Hose» neben die Literaturchefin von Tamedia auf den Barhocker setzen: Wein, Weib und kein Gesang ist ihre Devise.
Daher beginnt auch Nora Zukkers jüngstes Werk so:
«Montagabend in einer Zürcher Bar. Wir zeigen Zertifikat und Ausweis und bestellen Wein.»
Eine nüchterne Beschreibung einer völlig überflüssigen Information. Denn eigentlich soll es um Lara Stoll gehen – und ihr erstes Buch «Hallo».
Sie sei die «Punkerin der Schweizer Poetry-Slam-Szene». Denn sie lässt offenbar längst vergangenen Theater-Unsinn wieder aufleben: «Erst hat sich das Publikum in SRF-Sendungen regelmässig erschrocken, wenn sie plötzlich schrie oder als Spermium auf dem Boden zuckte.»
Megakrasse Partys bei Stoll
Auch privat hat es Stoll echt megakrass, mit ihren «Frittierpartys»: ««Frittiere, was du findest, vorzugsweise in der Küche.» Gleichzeitig werden Haschkekse gebacken, die dann so krass einfahren, dass alle Gäste schnell nach Hause gehen und Stoll ihre Schuhe anzieht, in einen Club geht und erst zwei Tage später wieder nach Hause kommt.»
Saufen zieht sich auch hier wie ein Leitmotiv durch das Porträt: «Also, was spricht denn mit Mitte dreissig überhaupt noch für den 3.95-Franken-Wein aus dem Denner, wenn man genug Geld verdient? «Nichts, absolut gar nichts. Ich habe viel zu oft Kopfschmerzen, aber auch von teurem Wein», sagt Stoll.»
Kante geben, «leicht betrunken ein Hörbuch aufnehmen», das Leben im Rausch, aber keinesfalls berauschend. Nun gut, aber das Werk der Poetin? Wo bleibt das Werk? Das fällt Weinliebhaberin und Literaturhinrichterin Zukker gegen Schluss ihres infantilen Textes auch auf. Also zitiert sie eilfertig ein Werk, mit vollmundiger Ankündigung: «Sie setzt die Pointen gekonnt, und ihr Blick auf die Dinge ist zart.»
Wir sind gespannt – und dann das:
«Mir sind alli elai / bim Rüschte / sind elai / mitem Basilikum / Mir sind immer elai / mit üsne Molekül /». Es ginge noch weiter, aber es gibt Menschenrechte.
Zukker ist gnadenlos, sie hat noch einen Werkkasten dazugestellt, der den Leser weiter quält: «Lara Stoll beweist in ihrem ersten Buch Wortakrobatik vom Feinsten.»
Beispiel? Beispiel, ein «Liebesbrief» an den Duden:
«Ich bin mähnlich schlanger von dir. In mir wächst die Neue peutsche Rechtstreibung! Mund deskalb: Pist du doch seinfach ein verdampfter Nacho. Unser warmes Rind, es raucht doch seinen Kater.»
Flasche leer, wir haben fertig, geben uns die Kante, wollen gar nicht mehr aufwachen. Und nie mehr einen Text von Zukker lesen müssen. Hat denn im Heim des Qualitätsjournalismus niemand Mitgefühl mit der Literatur? Soll dem Leser wirklich ein Widerwillen gegen Bücher eingeflösst werden? Traut sich niemand, diese Schneise der Verwüstung namens Zukker aufzuhalten?
Wohl eher nicht. Sie ist eine Frau …
«Absolut crazy»: Wo sie recht hat, hat sie recht.
Anderseits stellt sich die – rhetorische – Frage: Welcher Literaturinteressierte greift schon nach dem Tagi? Ergo ist es egal, ob die neuste Denner-Aktion oder Zukkers «Buchbesprechung» abgedruckt wird.
Achtung Herr Zeyer, verletzen Sie nicht die Würde eine TA Media Schreiberin. Das kann schief gehen und eine vierstellige Spendensumme nach sich ziehen.
Nora Zukker macht Mut. Sie beweist dass jede Frau / jeder Mann ohne grössere Befähigung LiteraturchefIn werden kann. Durchschnittliches Deutsch, Erzählkünste 4. Primarklasse und eine sich wiederholende «Duftmarke» genügt. Bei Zukker ist es trinken, vorzugsweise Alkohol, benebelt zuverlässig dern Verstand und den Anspruch!