Das passende Tamedia-Thema
Nora Zukker hat Humor. Galgenhumor. Den braucht’s auch bei Tamedia.
Eigentlich soll Zukker angeblich die Literaturchefin von Tamedia sein. Davon merkt man aber wenig, was der Literatur durchaus nicht schadet. Stattdessen kümmert sie sich in der Adventszeit um solche Themen:
«Ein Tag mit einer Bestatterin». Gehört zu den Betroffenheitspornos des Journalismus. So in der Liga «Weihnachten auf einer Polizei- oder Notfallstation» Oder «Eine Nacht mit Obdachlosen unter der Brücke». Irgendwie hat Tamedia dann auch noch Pech mit dem eingeklinkten aufdringlichen Inserat:
Das macht den Kunden sicherlich froh …
Was hat denn die Bestatterin (Achtung, politisch korrekter Ausgleich nach dem «Bestatter»!) so zu erzählen: «Die Särge sind bei uns auch in gekühlten Räumen und nicht im ‹Kühlraum›, da denkt man direkt an den Schlachthof.» Wow, da sind wir aber gleich beruhigt und sehen dem Tod gelassener entgegen. Was plaudert sie denn sonst so aus dem Nähkästchen? Nun, auch Tote können noch tropfen, aber: «Wenn noch etwas aus der Nase rinnt, gibt es eine spezielle Watte, genannt «Engelshaar», die dagegen hilft.» Ob das die gleiche ist, die in der Dubai-Schoggi verwendet wird? Man darf ja wohl noch fragen.
Während der Leser noch weiter jeden Schrecken vor dem Tod verlieren soll, kommt schon wieder so ein blödes Inserat in die Quere:
Slapstick, Realsatire oder pietätlos, was darf’s denn sein?
Was ist denn so das Schlimmste für eine Bestatterin, stellt Zukker dann die Allerweltsfrage. Und bekommt die Antwort, die Bestatter überall auf der Welt geben, es sei «der Geruch der Verwesung. Seit sie ihn einmal gerochen habe, werde sie ihn nie mehr los. Ein bestialischer Geruch, der immerhin nicht schlimmer werde, wenn man ihn immer wieder rieche. «Ich merke auch, wenn irgendwo ein toter Igel liegt», Verwesung sei Verwesung.»
Asche zu Asche, Mensch zu Igel, kann man da nur sagen.
Dann die Arbeit an einer Leiche, da muss Zukker, da muss der Leser durch: die Bestatterin «faltet die Hände, der eine Arm rutscht immer wieder zur Seite, es ist eine komische Szene, auch weil ich das Gefühl habe, dass ich nur flüstern darf, um die Verstorbene nicht zu stören». Das ist aber noch harmlos, denn Zukker kann sich natürlich in der schonungslosen Beschreibung noch steigern, nun muss der Leser ganz stark sein und die Nase zuhalten:
«Es sei eine einzige braune Sauce gewesen, man habe noch die Haare erkennen können, die Beine und den Oberkörper. Abgesehen von den Zähnen, sei der Rest des Gesichts zerfressen gewesen. Von Maden? «Ja, es reicht ein gekipptes Fenster, durch das eine Fliege in die Wohnung gelangt und in einer Körperöffnung Eier legt», sagt sie.»
Der Leser putzt sich die Nase, schüttelt sich kurz und hat ein paar Fragen. Was soll das? Was soll das in der Adventszeit? Hat eine Literaturredaktorin nichts Besseres zu tun? Wieso soll die Beschreibung von verwesenden Leichen den Umgang mit dem Tod den Schrecken nehmen?
Oder aber, soll das eine Allegorie auf den Zustand von Tamedia sein? Soll das die Stimmung auf der Redaktion paraphrasieren, wo zwar nicht Särge, aber Mitarbeiter hinausgetragen werden? Liegt auch im Glashaus schon ein leichter Verwesungsgeruch in der Luft? Herrscht etwa Grabesstille, wenn Raphaela Birrer, Simon Bärtschi oder Jessica Peppel-Schulz durch das Grossraumbüro huschen, wo die Redaktoren so eng zusammengequetscht sind, dass sich der Tierschutz melden würde, handelte es sich um Hühner oder Schweine?
Ist es das, was Tamedia unter einem werbefreundlichen Umfeld versteht?
Man weiss es nicht. Man versteht es nicht. Man will es auch gar nicht wissen oder gar verstehen. Ist der ganze Text eine Allegorie oder enthält er nur Metaphern über den Zustand von Tamedia? Gut, dafür müsste die Tamedia-Redaktion den Unterschied kennen. Ein kleiner Scherz, um die Stimmung bei diesem schriftlichen Leichenbegängnis zu heben. Und das ist eine Metapher.