Saubere Kampagne

Die NZZ ist auf dem Kriegspfad. Gegen die SVP. Mit Wiedererkennungswert 100.

Lange Zeit sah es nach einer mehr oder minder friedlichen Koexistenz aus. Natürlich wurmte es die FDP und ihr Hoforgan NZZ gewaltig, dass die SVP vom Schmuddelkind zur stärksten Partei der Schweiz aufstieg, während die Freisinnigen von Niederlage zu Niederlage wanken.

Aber angesichts Blochers «letztem Auftrag» kommt die alte Tante in Wallungen. Mit voller Kriegsbemalung wirft sich Christina Neuhaus in die Schlacht. Gerade erst topfte sie den SVP-Übervater Christoph Blocher ein, erteilte aber auch Ihren FDP-Bundesräten klare Handlungsanweisungen.

Nun folgt der zweite Streich: «In Deutschland gilt die SVP als Vorbild für die AfD», fängt sie maliziös ihr Interview an. Als Gesprächspartner hat sie sich Damir Skenderovic ausgeguckt, «ein Experte für Rechtsparteien». Das ist leicht untertrieben. Skenderovic ist sozusagen der Marko Kovic für Vergleiche von Rechtspopulisten und anderem Geschmeiß.

Wird das abgerufen, ist er jederzeit zur Stelle. Im Juli 2023 diktierte er dem Rechtsextremismus-Spezialisten Marc Brupbachermit Berset bin ich fertig») ins Mikrophon, dass natürlich die AfD und die SVP zur gleichen Parteienfamilie gehörten. Wichtig dabei: «Es geht darum, sich von Rechtspopulisten klar abzugrenzen. Es geht um die Frage der Zusammenarbeit. Wenn man mit ihnen kooperiert und Allianzen und Koalitionen eingeht, legitimiert man ihre Anliegen.»

Nun darf er seine dünnen Aussagen in der NZZ rezyklieren. Da scheint der Zweck die Mittel zu heiligen, denn anders ist es nicht zu erklären, dass nochmal die gleichen Antworten abgefragt werden wie weiland im Tagi. Lassen sich SVP, AfD und die österreichische FPÖ überhaupt vergleichen? «Bis zu einem gewissen Grad, ja. Bei allen drei Parteien handelt es sich um rechtspopulistische Parteien. In der Geschichtsforschung spricht man von den klassischen Parteifamilien». Eins zu eins rezyklierter Stehsatz des Spezialisten, mit einem Ausflug in die unbekannten Seiten der Geschichtsforschung.

Und was ist nun mit der SVP? Die hat sich «von einer bäuerlich-konservativen Partei zu einer rechtspopulistischen Partei entwickelt». Und was ist denn dann eigentlich Rechtspopulismus, liefert Neuhaus das nächste Stichwort: «Definitionskriterien für Rechtspopulismus sind primär die Anti-Eliten-Haltung, eine nationalistische und fremdenfeindliche Politik und die Ausgrenzung von Minderheiten», rattert Skenderovic herunter.

Auch dass sich die SVP an demokratische Spielregeln halte, salviert sie nicht vom Etikett «rechtspopulistisch»: «Der Ruf nach einem Volksentscheid ist die klassische Forderung jeder populistischen Partei.» Komisch, diesen Ruf stösst aber auch die FDP, sogar die SP gelegentlich, manchmal, nicht zu selten aus. Aber Neuhaus geht es nicht darum, den Westentascherforscher auf logische Fehler hinzuweisen, sondern sie sieht sich mehr als Stichwortgeberin, damit er Altbekanntes nochmal abnudeln kann.

Denn von rechtspopulistisch ist es natürlich nur noch eine kleine Gedankenbrücke zu rechtsradikal: «Wenn in der SVP  jemand nationalsozialistisches Gedankengut äussert oder die Shoah relativiert, distanziert sich die Partei immer sehr schnell. Gleichzeitig pflegen einzelne SVP-Exponenten seit Jahren regelmässig Kontakte zu rechtsextremen Kreisen.»

Da muss sogar Neuhaus pseudo-widerprechen: «Die SVP pflegt weder Kontakte zu ausländischen Parteien noch zu rechtsextremen Parteien oder identitären Gruppierungen.» Darauf demagogisch einfältig die Antwort des «Experten»: «Das nicht, aber es kommt immer wieder zu punktuellen Verbindungen. Andreas Glarner war Mitglied der rechtsextremen Bürgerbewegung Pro Köln, und in Winterthur hat die SVP-Nationalratskandidatin Maria Wegelin die Medienarbeit an Mitglieder der Jungen Tat delegiert. Es gibt eine Geschichte solcher Beziehungen. Was es aber nicht gibt, ist eine Aufarbeitung.»

Nun ja, Glarner hat diese Mitgliedschaft schon lange gekündigt, Wegelin ist von ihren Parteiämtern zurückgetreten, was man vielleicht zur Not als Aufarbeitung bezeichnen könnte. Wenn man nicht übelwollte.

Es ist interessant, wie selbst bei der NZZ die Sicherungen der Qualitätskontrolle durchbrennen, wenn es um diesen Feldzug gegen die SVP geht. Dass ein dünn qualifizierter Experte im Wesentlichen nochmals genau das Gleiche verzapfen darf, was er schon letztes Jahr beim Tagi loswerden durfte, ist ein seltener Tiefpunkt des Intelligenzblatts von der Falkenstrasse.

Hat die Interviewerin dieses inhaltlich fast deckungsgleiche Interview im Tagi vergessen oder schlichtweg ignoriert? Oder findet sie: das kann man nicht häufig genug wiederholen? Auf jeden Fall ist das so peinlich wie die einfältigen Antworten …

18 Kommentare
  1. Manfred
    Manfred sagte:

    Sie haben noch vergessen zu erwähnen, dass bereits im kurzen Anriss auf der Titelseite das Wort ‹rechtspopulistisch› nicht weniger als acht mal verwendet wurde; ein klassischer Fall von Repetition statt Analyse. Klar ist auch, was da von wo importiert wird. Dabei hat Eric Gujer – für den Zackbum immer so hübsche Übernamen findet – in einem seiner lesenswerteren Leitartikel die hysterische Duiskussion in Deutschland schon vor ein paar Wochen trefflich eingeordnet.

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  2. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Man sollte das Original dieses Interviews ganz durchlesen. Billigster linker Populismus auf dem erbärmlichen Niveau eines Deppen-Tagi. Die NZZ verliert massiv an Glaubwürdigkeit und wirkt verzweifelt mit diesen hilflosen Versuchen, den eigentlichen Gesinnungsbruder ihrer FDP niederzumachen und zu diskreditieren.

    Fühlen sich Narzissten gedemütigt (und da muss nicht mal Absicht dahinter stecken), so zerstören sie selbst das, was ihnen und ihrer Sache am meisten dienen würde. Sie wenden alles in ihrer Macht stehende nur noch für den aus ihrer Sicht gerechtfertigten Rachefeldzug auf.

    Eine solche von Prinzipien und Werten befreite Schreiberin wie Neuhaus zeigt in ihren Artikeln regelmässig und sehr anschaulich, mit welch kruder Mischung an Lust und gleichzeitiger Verbitterung diese rein destruktive Art umgesetzt wird.

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    • Anna Geser
      Anna Geser sagte:

      Ihre kampagnenartige Crusade gegen NZZ-Neuhaus tönt nach Notfall und Verzweiflung. Mit ihrem diagnostizierten „linken Populismus“ überzeichnen sie die Aussagen der Inlandredaktorin gewaltig.

      Ihre Volkspartei sollte endlich Volkspartei werden. Die Interessen der einfacher Bürger echt wahrnehmen. Ergänzungsleistungen beispielsweise, müssen ohne viel kompliziertes paperwork und proaktiv ausgestellt werden bei den Bedürftigen. Die jährlichen rund 2,8 Millionen CHF Direktzahlungen für Schweizer Agrarbetriebe zeigen, was möglich wäre, dank SVP und Bauern-Lobby.

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      • Simon Ronner
        Simon Ronner sagte:

        Sie lenken vom Thema ab. Aber bitteschön, wenn Sie wollen: EL «ohne viel kompliziertes paperwork» ausstellen? Wer Geld von anderen will, von dem darf ein Minimum an Mitwirkung bei der Anspruchsbegründung verlangt werden.

        Oh, am liebsten «proaktiv» gar? Kohle einfach so, hätten Sie wohl liebend gerne, was? Nein. Arbeiten, sparen, die Eigenverantwortung eines erwachsenen Menschen wahrnehmen. Alles andere ist infantil, egoistisch, asozial. Oder eben – links.

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        • Roland Moser
          Roland Moser sagte:

          Bitte mehr Zwischentöne Herr Ronner. Gegen 20% der Berechtigten für EL wissen nicht, dass sie eigentlich berechtigt wären dazu. Es gibt in unserer Gesellschaft wirklich Menschen, die intellektuell überfordert sind mit diesen Formularen. Nicht wenige schämen sich gar sowas zu beantragen.

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          • Simon Ronner
            Simon Ronner sagte:

            Potzblitz, das sind ja Zustände! Da mutet es aber eigenartig an, dass in diesem Land augenscheinlich so wenige Leute auf der Strasse ums nackte Überleben kämpfen müssen.

            Aber easy, die Schleusen einfach noch mehr öffnen. Warum nicht auch für jene, die zu faul sind, einen Antrag zu stellen? Am besten gleich ein Grundeinkommen für alle – ist ja Geld, das vom Himmel herabregnet, gell?

            Linke sollten ihre Harmoniesucht, ihre Verdrängungsmechanismen überwinden. Die Traumvorstellung von totaler Gleichheit, Reinheit, Gerechtigkeit und Harmonie sind Illusionen und Zeichen von Unreife. Die versuchte Umsetzung solcher Wahnvorhaben hat bisher immer in Terror, Unterdrückung und Elend geendet. @Zeyer, habe geschlossen.

      • Mathias Wyss
        Mathias Wyss sagte:

        Frau Geser, ohne Paperwork erhalten Sie nicht einmal die AHV-Rente, auch wenn Sie 45 J. oder länger AHV-Beiträge bezahlt haben. Nennt sich «Antrag» und ist quasi eine letzte Bewerbung für solche, die die Erwerbstätigkeit einstellen. Selbst dafür ist ein mehrseitiger Fragebogen auszufüllen, obwohl sämtliche Daten bei der Verwaltung gespeichert sind.

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  3. Reto Fazzini
    Reto Fazzini sagte:

    Ein schockierendes Interview. Hätte ich vom Tages-Anzeiger erwartet. Aber von der NZZ?
    Einseitig, hochgradig tendenziös… dass mittlerweile die Radaikalität vor allem von der linken Seite kommt wird gnadenlos unterdrückt. Mann oh mann… (sorry, das war nicht genderneutral)

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      • Hans Keller
        Hans Keller sagte:

        Sie sind für mich ein Rätsel Brunner V. Kann sie politisch nirgendswo einordnen. Nehmen jetzt gar faktisch Partei für diese Millionären-Volkspartei. Ob FdP oder SVP ist doch „Hans was Heiri“.

        Mein highlight heute: Die 93-jährige Milliardärin Ruth Gottesman in den USA macht mit Riesenspende Medizin­studium kostenlos.
        Die Studiengebühren am Einstein College in New York fallen dank Ruth Gottesman künftig weg. Ihre Spende von 1 Milliarde Dollar ermöglicht künftigen Ärztinnen und Ärzten einen schuldenfreien Start.

        Hier in der Geizhals-Schweiz gibt es kaum Mäzene, die sich für solche wunderbare Anliegen einsetzen. Die Reichen Blocher‘s, Tettamanti’s und Co hocken stattdessenauf ihren Kohlen und finanzieren beispielsweise gar das russische Propaganda-Tool „Weltwoche“. Schäbig.

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        • Rolf Karrer
          Rolf Karrer sagte:

          Gut gesehen. Das Mäzenat-Aufkommen scheint in der Schweiz unterirdisch schlecht zu sein. Es zeigt wohl das Selbstverständnis und den Charakter unsere Landes. Grosse Ausnahme sind hier Hansjörg Wyss und Branco Weiss, die sehr hohe Zuwendungen machten an die ETH und anderswo.

          Dieses Thema wird in den eidgenössischen Medien schamhaft verschwiegen.

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    • C. Wallens
      C. Wallens sagte:

      Warum nicht gleich mit dem Tagesanzeiger und der Süddeutschen fusionieren? Das würde die Kostenersparnis für die bemitleidenswert darbenden Coninxs und Supinos auf ein ganz neues Level heben und inhaltlich passts doch wie angegossen!

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