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Zahlen sind Glücksache

Ihre Interpretation auch, sagt sich Tamedia.

Der Artikeltitel ist verblüffend: «Weniger als 8 Prozent der Bevölkerung haben die SVP gewählt». Da wundert man sich natürlich, wie denn die beiden Zahlengenies Yannick Wiget und Patrick Vögeli mit vereinten Kräften auf diese Zahl kommen.

Was angesichts des Folgenden mehr als bedenklich ist: Wiget ist «Leiter Faktencheck-Team» beim Tagi. Die armen Fakten. Vögeli hingegen ist als «Interaction Designer» entschuldigt.

Nun, die beiden gehen von einer Gesamtbevölkerung von 9,7 Millionen aus. Auf diese verblüffende Zahl kommen sie, wenn sie 8,9 Millionen «ständige Wohnbevölkerung» plus 800’000 Auslandschweizer zusammenzählen.Davon ziehen sie knapp 40 Prozent «Nicht Wahlberechtigte» ab. Halt die Unter-18-Jährigen, allgemein nicht-mündige Bürger und Ausländer.

Damit sind sie dann bei 5,83 Millionen Wahlberechtigten. Allerdings: dann hätten wir noch die Wahlbeteiligung. Die lag bei 46.6 Prozent. Somit hätten weitere 3,1 Millionen bzw. 32 Prozent der Gesamtbevölkerung nicht an den Wahlen teilgenommen. Was es allerdings für einen Sinn macht, die als Prozentzahl der Gesamtbevölkerung auszuweisen? Ah, daraus schliessen die beiden Zahlengenies messerscharf, dass lediglich 2,7 Millionen an den Wahlen teilgenommen haben, was gerade mal 28 Prozent der Bevölkerung entspreche.

Davon müsse man noch die ungültigen Stimmen abziehen, womit man bei 27,5 Prozent lande. Das bedeute dann, dass die Wahlsiegerin SVP mit furchtbar wenig Stimmen 28,6 Prozent aller Sitze im Nationalrat «ergattert» habe. Zu den Rechenkünsten kommen wir noch, aber auch sprachlich hapert es schon mal. Denn was soll hier «ergattert» heissen? Wissen die beiden Sprachgenies, was das bedeutet? Offensichtlich nicht.

Aber nun laufen sie auf die Zielgerade ein: das bedeute, dass die SVP von lediglich 7,8 Prozent «der Gesamtbevölkerung» gewählt worden sei, die SP als zweitstärkste Kraft allerdings von bloss 4,9 Prozent.

Oder mit anderen Worten: mit so wenig Prozent habe die SVP so viele Sitze im Nationalrat «ergattert». Was unausgesprochen mitschwingt: ist doch nicht so schlimm, nur eine radikale Minderheit der Schweizer Bevölkerung ist rechtspopulistisch, hasst Fremde und hetzt auch gerne.

Das wäre vielleicht beruhigend, wenn es nicht völlig gaga wäre.

Einen Prozentsatz für eine Partei bei Wahlen in Relation zur Gesamtbevölkerung zu setzen, ist unsinnig, da ja Nicht-Mündige und Ausländer per Definition nicht wählen können. Wieso nicht gleich die Wohnbevölkerung Europas oder der Welt nehmen? Oder Schweizer Kühe? Die dürfen ja auch in der Schweiz nicht wählen.

Aber die Absicht der beiden Zahlenhelden enthüllen sie schon im Lead: «Nur ein kleiner Teil der Schweizer Bevölkerung stimmte wirklich für die Wahlsiegerin.» Dann wird’s echt lustig: «Wie dieses überraschende Resultat zustande kommt.» Na, durch Zahlenzauber, durch Taschenspielertricks, wie denn sonst.

Auch diejenigen, die sich aus welchen Gründen auch immer entscheiden, nicht zu wählen, haben mit dem Wahlresultat herzlich wenig zu tun. Genau wie diejenigen, die zu blöd sind, den Wahlzettel richtig auszufüllen oder die vielleicht mit einer ungültigen Wahl einen leisen Protest ausdrücken wollen.

Ein Wahlergebnis gespiegelt an der Gesamtbevölkerung inklusive Nicht-Wahlberechtigte und Nicht-Wähler. Dafür hat der Ami das einzig passende Wort: Bullshit.

Aber gut, wenn sich selbst das Bundesamt für Statistik verzählt, dann sollte doch auch solch einfältige Zahlenakrobatik erlaubt sein.

 

Schönschwätzen

Nach den Wahlen ist während des Rumeierns.

Allen demokratischen Wahlen ist eines gemeinsam: Es gibt zwar viele selbsternannte Sieger, aber eigentlich keine Verlierer. Wenn man den Aussagen der Parteiführer Glauben schenken will. Was man nicht unbedingt tun sollte.

Selbst die Grünen finden zur Verteidigungslinie, dass das Resultat zwar schon nicht so schön sei, aber schliesslich habe man doch die Mehrheit der bei den letzten Wahlen gewonnenen Sitze behalten können. So what. Grossartig ist auch die «Mitte», die sich mit einem Mini-Gewinn aufplustert, als hätte sie eigentlich die Wahlen gewonnen. Und immerhin die schwächelnde FDP überholt.

Ganz andere, eher undemokratische Töne hört man von der SP: «Wir werden die Entscheide des rechten Parlaments korrigieren müssen», sagt die Co-Präsidentin Mattea Meyer, ohne dass ihr das um die Ohren gehauen wird. Sie lebt offenbar nach der Devise: wenn das Volk so blöd ist, falsch zu wählen, dann müssen wir das eben ausserparlamentarisch richtigstellen.

Überhaupt ist der «Rechtsrutsch» das Angstmonster für viele abgerutschte Linke. Auch die Bachelorette der Politik faselt etwas von «SVP-Hetze», der Einhalt geboten werden müsse. Dabei ist sie selbst sang- und klanglos untergegangen, obwohl sie bis in den Kosovo hinein Wahlkampf betrieben hatte. Wetten, dass sie demnächst wieder über die angebliche Diskriminierung von Menschen mit Migrationshintergrund jammern wird? Oder könnte es sein, dass ihre religiöse Überzeugung, die sie gelegentlich ausspielt, Wähler von ihr abschreckte?

Es wäre auf jeden Fall interessant zu wissen, was sie eigentlich als Muslima von den Untaten der Hamas hält, oder wie sie überhaupt das Verhältnis zwischen Islam und Frauenrechten sieht.

Das kann Rimoldi nicht als Grund ins Feld führen, wieso er sang- und klanglos bei den Wahlen unterging. Schlappe 10’000 Stimmen; das gibt Hoffnung, dass eine Trumpisierung der Schweizer Politik doch nicht möglich ist. Auf der anderen Seite: es gab wirklich 10’000 Stimmbürger, die diesem verantwortungslosen Amok ihre Stimme gaben?

Lustig wird auch die nächste Bundesratswahl. Eigentlich könnte man darüber nachdenken, ob nicht die SVP auf Kosten der FDP einen dritten Sitz bekommen sollte. Stattdessen wollen die grünen Traumtänzer um den bald einmal zurücktretenden Parteipräsidenten Glättli womöglich an ihrer Kandidatur festhalten. Schon fieser ist der Versuch, der FDP einen Sitz abzunehmen und der «Mitte» zu geben.

Aber am meisten zu lachen bietet mal wieder der «Tages-Anzeiger». Denn hier – ZACKBUM wird den Vorwurf der Frauenfeindlichkeit mit Gelassenheit tragen – versucht sich Oberchefredaktorin Raphaela Birrer an einer Kunst, die leider viel mit Können zu tun hat: dem staatsmännlichen – oder unseretwegen staatsfraulichen – Kommentar zu den Wahlen auf Seite eins.

Sie weiss schon im Titel: «Das Stimmvolk will keine Experimente». Das ist schon mal gewagt, angesichts einer prozentualen Verschiebung, die im Ausland marginal wäre, aber in der Schweiz einem Erdrutsch gleichkommt. Aber für Birrer ist das die Erklärung für den «deutlichen Sieg der SVP». Das findet Birrer aber, sie drückt das nur etwas gewählter aus, ziemlich scheisse. Denn: «Mit ihren aufwieglerischen Tendenzen, der Wir-gegen-alle-anderen-Mentalität und der Lust am Konflikt strapaziert sie jedoch die politische Konsenskultur.» Aufwieglerisch? Das ist doch nicht einmal ein Fremdwort; wieso versteht Birrer dessen Bedeutung nicht?

Aber weiter unten lässt Birrer die Katze aus dem Sack, wieso ihr die SVP (und ihr Wahlsieg) überhaupt nicht in den Kram passt: «Zuerst heizte sie den Wahlkampf mit ihrem Einsatz gegen «Gender-Gaga und Woke-Wahnsinn» an – ein Thema, das hochgradig polarisiert.» Mit seinem Gender-Gaga mit seitenweisen Ratschlägen und Regeln für die angeblich korrekte Sprachverwendung und seinem Woke-Wahnsinn hat sich der Tagi, hat sich Tamedia von einer zunehmenden Schar von Lesern verabschiedet, denen solche Themen, wie Birrer selbst schon einräumen musste, laut allen Umfragen schwer an einem hinteren Körperteil vorbeigehen.

Nimmt man die Entwicklung der Auflage- und Abozahlen als kontinuierliches Wahlergebnis für Massenmedien, wäre ein staatsmännischer Kommentar von Birrer überfällig, was sie im eigenen Saftladen dagegen zu unternehmen gedenkt. Aber wie es in der Politik eigentlich nur Sieger gibt, gibt es im Journalismus auch keine Verlierer. Grausame Sparmassnahmen, reine Profitgier des Coninx-Clans, Unfähigkeit des leitenden Clanmitglieds, ungebremster Gender- und Woke-Wahnsinn, jeder Kommentator darf sein Steckenpferdchen vor den Augen des gelangweilten Lesers zu Tode reiten.

Wenn die eigene Befindlichkeit und das Bedürfnis, der Welt Betragensnoten zu erteilen und gute Ratschläge mit auf den Weg zu geben, übermächtiger wird als die Erfüllung der eigentlichen Pflicht, nämlich Meldungen aus aller Welt aufzubereiten und zu analysieren, dann geht es dem Organ so wie den Grünen.

Was aber auch kein grosser Verlust ist.

Wumms: Jan-Dirk Herbermann

Der Tausendsassa und Überjournalist zieht die Schweiz in den Dreck.

Herbermann residiert in Genf. Von dort aus beliefert eine ganze Latte von deutschen und österreichischen Zeitungen. Darunter den «Standard», den «Tagesspiegel» oder «Focus». Auch Blätter von CH Media bestreicht er mit Mitteilungen aus der grossen weiten Welt wie «Hoffnung auf Grenzöffnung in Rafah». Aber zurzeit haben es ihm natürlich die Schweizer Wahlen angetan. Da berichtet er in aller nötigen Objektivität dem deutschen und österreichischen Leser im «Tagesspiegel» Folgendes:

Das Ausland ist bekanntlich der gegendarstellungsfreie Raum, und diese Möglichkeit nützt Herbermann radikal aus. Er begab sich auf Reportage, um seinen vielen Lesern in Deutschland und Österreich die Schweiz, die SVP und deren Absichten näherzubringen.

Er besuchte einen Anlass der «nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei des Kantons Nidwalden». Sozusagen ein Abstecher in das Herz der Dunkelheit. Da gibt’s den «knorrigen Rentner», der ruft «Wir sind alle für die SVP», und dann seinen Süssmost trinkt. Denn hier feiere die SVP, «eine der erfolgreichsten rechtspopulistischen Parteien Europas, aufsehenerregende Triumphe».

Wie macht sie das? «Die SVP bietet heimelige Wohlfühlstimmung … setzt routiniert auf die Furcht vor den Fremden … klassische Sündenpolitik … In der Pause erscheint ein hochgewachsener Herr, kariertes Sakko, durchdringender Blick. Er sagt: „In Deutschland würde ich die AfD wählen.“»

Irgend ein Klischee ausgelassen? Irgend eine sinnvolle Erklärung geliefert, wieso die SVP die Wahlen gewonnen hat? Aber nein, als Zugabe gibt es noch den «Zeithistoriker Damir Skenderovic». Der ist immer zur Stelle, wenn es hauchdünne Thesen über die SVP zum Besten zu geben gilt. Schon die parteipolitisch erfahrene Corona-Kreische Marc Brupbacher interviewte den Professor für Tamedia, wo er ungebremst seine Vergleiche zwischen AfD, SVP und Wurzeln im Faschismus ziehen durfte.

Hier darf Skenderovic auch ungeniert über die SVP herziehen: «Eine ernsthafte Diskussion, ob die SVP mit ihren rechtspopulistischen Positionen überhaupt in der Regierung vertreten sein soll, hat es nie wirklich gegeben.»

Womit nun auch noch der Rechtspopulismus im Kasten wäre. «Wo Angst vor Fremden schon Folklore ist», mit einem solch perfiden Untertitel disqualifiziert sich Herbermann schon als ernstzunehmender Journalist auf der Suche nach der Wirklichkeit. Blöd auch für ihn, dass sich die Realität nicht an sein Drehbuch hält. Denn statt «aufsehenerregende Triumphe» kassierte die SVP in ihrer «Hochburg» eine Niederlage, ihr Kandidat für den Nationalrat scheiterte.

Noch radikaler, aber durchaus im Sinne des Autors schenkt «Focus» den Beitrag ein:

Rechtsextrem, nationalkonservativ, rechtspopulistisch, Sündenbock … Wenn man bedenkt, dass der Mann das Schweizbild von Hunderttausenden von Lesern massgeblich prägt, dann muss man sich nicht mehr wundern, wieso es in Deutschland oder Österreich eine etwas verzerrte Sicht auf die Eidgenossen gibt.

Dass eine solche Schande des Journalismus allerdings auch bei Schweizer Blättern, bei CH Media in Lohn und Brot steht, ist dann doch befremdlich.

Campax spinnt

Eine Lobbyorganisation ausser Kontrolle.

ZACKBUM musste sich schon mehrfach mit Grenzüberschreitungen dieser «Bürger*innenbewegung» befassen, die «seit 2017 Kampagnen zu den wichtigen Fragen unserer Zeit» führt. Edle Zielsetzung: «Wir wollen eine Gesellschaft, in der alle Menschen in Würde und Freiheit leben

Edle Ziele, schmutzige Methoden zur Erzielung. Duftmarke eins: «Nazi-Fratzen hinter der Folklore-Fassade: Die Freiheitstrychler haben bei der “Friedensdemonstration“ letzten Samstag auf dem Bundesplatz ihr wahres Gesicht gezeigt.»

Wenn ihnen der Inhalt eines Artikels nicht passt, wird gleich eine Beschwerde beim Presserat eingereicht und werden die höchsten Entscheidungsträger angebellt, Duftmarke zwei: «Deshalb fordern wir die Familie Coninx und Pietro Supino, den Verwaltungsratspräsident der TX-Group dazu auf, Massnahmen zu ergreifen, um den journalistischen Standard und die Qualitätssicherung der journalistischen Arbeit zu garantieren.»

Nun übertrifft sich Campax selbst, und das ist gar nicht so einfach. Ein Kampagnenleiter Urs ruft zu Spenden auf. Edles Ziel: «Zusammen verhindern wir den Rechtsrutsch!» Wie das? Indem die edlen Spender insgesamt 17’720 Franken aufwerfen sollen. Wofür? Für ein halbseitiges Inserat in der NZZ. Abgesehen von der Frage, ob die NZZ das Inserat überhaupt annehmen würde (wenn nicht, wird dann das Geld zurückbezahlt?): was soll da drinstehen?

Da hält sich «Urs» eher bedeckt. Die edlen Spender sollen für eine Black Box ihr Geld ausgeben. Vom mutmasslichen Inhalt gibt er nur bekannt: «Wissen die Menschen überhaupt, welchen antidemokratischen Kräften sie ihre Stimme geben, wenn sie FDP oder SVP wählen?»

Das ist ungeheuerlich. SVP und FDP sind die grösste und die traditionellste Partei der Schweiz. Sie sind in demokratischen Wahlen zu ihren Stimmen und ihrer Vertretung in Parlament und Regierung gekommen. Im Gegensatz zum «Kampagnenleiter von Campax Urs», der Geld dafür sammelt, um seinen undemokratischen Ansichten eine Plattform geben zu können.

Was ist der Anlass für diese Ausgrenzung?

«Hörst Du den riesigen Aufschrei darüber, dass die Junge Tat den Wahlkampf einer SVP Nationalratskandidatin koordiniert?1) Ich auch nicht. Und genau da liegt das Problem. Es wird immer normaler, dass rechtsextreme Kräfte in unserer Gesellschaft an Macht gewinnen. Diese antidemokratischen Kräfte und ihre Verbündeten werden etwa mit Listenverbindungen bis weit ins bürgerliche Lager normalisiert. Das ist eine Gefahr für unsere Demokratie.»

Campax-Urs bezieht sich dabei auf einen Artikel im «Blick». Sollte es zutreffen, dass eine SVP-Nationalratskandidatin auf einem aussichtslosen hinteren Listenplatz kommunikative Unterstützung der Organisation «Junge Tat» in Anspruch genommen hat, ist das ungefähr so bedenklich oder unbedenklich, wie wenn Campax ihr genehme Kandidaten unterstützt.

Natürlich kann man die politischen Zielsetzungen der «Jungen Tat», der SVP oder der FDP ablehnen, verurteilen, sogar als schädlich ansehen. Natürlich kann man einen Rechtsrutsch befürchten und sich dagegen wehren. Alles in einer Demokratie erlaubt, inklusive freie Meinungsäusserung.

Die hat aber auch ihre Tücken. Denn man ist auch frei darin, Unsinn, Schwachsinn, Entlarvendes zu brabbeln. So wie das Campax häufig tut. Der Organisation rutschen die Worte weg, sie wird keifig, schrill, merkt damit nicht, dass sie sich selbst den Boden unter den Füssen wegzieht.

Denn wer, der nicht völlig vernagelt ist, will schon für ein Inserat spenden, dessen Erscheinen ungewiss ist, dessen Inhalt unbekannt, und von dessen Stossrichtung man nur weiss, dass es SVP und FDP als «antidemokratische Kräfte» denunzieren will?

Bezeichnend: so grob Campax austeilt, so feig wird die «Kampagnenorganisation», wenn man ihr ein paar kritische Fragen stellt. Keine Antwort …

Wer etwas von Demokratie hält und sich als Demokrat sieht, zahlt dafür sicherlich keinen Rappen.

Wir wollten das Positive sehen, Part II

ZACKBUM leidet unter der Berichterstatterpflicht.

Der Plan war gut. ZACKBUM liest je einen Artikel aus der WoZ und aus der «Republik» und betont das Positive. Aber schon die Planwirtschaft ist an der Realität gescheitert.

Die WoZ haben wir hinter uns, nun fehlt noch die «Republik». Wir werden das in aller gebotenen Objektivität tun, obwohl das Organ der guten Denkungsart in seiner Liste der Links zur Berichterstattung über den jüngsten Skandal das Organ, das am ausführlichsten berichtete, nicht aufführt. ZACKBUM-Leser ahnen, welches gemeint ist.

Wir könnten nun gemein werden und «Acht Learnings aus dem Klimalabor» auswählen. Das sind über 15’000 Anschläge darüber, dass die Ankündigung einer Ankündigung nach monatelangem Nichtstun doch immerhin noch besser ist als nichts – tun. Oder?

Die Qual der Wahl war allerdings gross. 30’000 A über ein neues Buch der «linken Philosophin Susan Neiman»? «Sie wollte die Schwangerschaft abbrechen, jetzt hat sie Zwillinge», ebenfalls 30’000 A? Himmel hilf. Dann doch lieber, wir wollen so nett wie möglich sein, «Die den Service public lieben – und die SRG zerstören». Das sind 9400 A, immerhin. Es ist allerdings von Daniel Binswanger.

Aber ZACKBUM ist immer objektiv, der Wahrheit verpflichtet und – das zeichnet uns zuvorderst aus – nachsichtig.

Binswanger fängt mit der SVP an. Nein, er macht’s durchaus nachvollziehbar. Die Partei habe noch vor fünf Jahren fast einstimmig für die No-Billag-Initiative gestimmt, an ihrem Parteitag. Binswanger süffisant: «Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wurde dargestellt als nationale Bedrohung – die ein für alle Mal aus der Welt geschafft werden müsse.»

Aber heute sage die SVP «quasi das exakte Gegenteil». Lassen wir das Aufeinanderprallen von «quasi» und «exakt» ungestraft vorbeiziehen. Denn nun zititiert Binswanger den Präsidenten des Komitees der gerade eingereichten Halbierungsinitiative: ««Wir wollen die SRG. Sie hat eine sehr wichtige Funktion in diesem Land als Service public.» In nur fünf Jahren ist die SRG von einem Anschlag auf die eidgenössischen Grundwerte zu einer wichtigen Grundlage des helvetischen Zusammen­lebens geworden

Ein Schlag ins Kontor. Wer aber nun meint, Binswanger lehne sich anschliessend zurück und versetze der SVP noch ein paar Fusstritte, täuscht sich. Denn nun kommt die «Mitte» dran, genauer deren Präsident Gerhard Pfister. Vorher: «Der SRG ist halt nicht mehr zu helfen», er bezichtigte sie gar, «die Spaltung des Landes» voranzutreiben. Nachher: «Die Schweiz braucht einen starken öffentlich-rechtlichen Sender, das ist diskussionslos», flötet Pfister.

Dann geht’s weiter zur NZZ. Da holte Chefredaktor Gujer weit in die Geschichte aus und schrieb anlässlich der No-Billag-Initiative über die SRG und ihre Geburtsstunde in der Zeit, «als Hitler und Stalin die neue Radiotechnik nutzten, um ihre Propaganda zu verbreiten», daher «sei die Behauptung, «nur ein öffentlich-rechtlicher Sender könne die sozialen Schichten, Regionen und Sprachen verbinden, so vermessen wie totalitär»», zitiert Binswanger.

Neue Töne in der NZZ: «Die SRG produziert gute Informations­sendungen und leistet ihren Beitrag zur Demokratie.» Hier muss man aber einwenden, dass Binswanger einen Kommentar, der die Halbierungsinitiative für eine gute Sache hält, einfach unterschlägt. Ein kleiner Tolgen im bislang blütenweissen Reinheft.

Nun auf zur Erklärung, woher diese Wendungen? «Die SRG-Basher von gestern haben heute lange Nasen.» Warum? Das Scheitern der No-Billag-Initiative habe eben gezeigt, «wie unglaublich populär die SRG auch weiterhin bleibt».

Weil man sie nicht liquidieren könne, müsse sie nun stückchenweise entsorgt werden. Hier greift Binswanger zu einem Sprachbild, das nicht zur Nachahmung empfohlen ist: «Ein Hummer, den man halbiert, kann immer noch etwas die Scheren bewegen – bevor er dann verendet.» Hat Binswanger das etwa bei seinem letzten Ausflug in die gehobene Gastronomie mit eigenen Augen gesehen? Wobei normalerweise Hummer nicht lebendig halbiert werden.

Vom halbierten Hummer geht’s nun zur halbrichtigen Interpretation: «Zweitens verliert ein Sender, der keine Unterhaltung mehr anbietet, sondern nur noch politischen Inhalt, massiv an Reichweite und Relevanz. Die Meinungs­macht des Senders würde stark abnehmen, wenn er ausschliesslich der politischen Meinungs­bildung dienen sollte.»

Hm, das ist doch genau das, was die «Republik» auch macht, oder könnte jemand behaupten, dass die ein Unterhaltungsprogramm biete? Aber nun wird Binswanger grundsätzlich, und da verliert sein Gedankengang leider die vorherige Flughöhe, wobei sich der Abwärtstrend bereits mit dem Hummer ankündigte: «Medien­macht ist Meinungs­macht, Meinungs­macht ist politische Macht.»

Wir kneifen den Leser mit einer Hummerschere wieder wach, denn nun kommt noch das Finale. Der Blick in andere Länder. Wir machen ein lustiges Ratespiel, das jeder Leser gewinnt: welche Namen und Beispiele nennt Binswanger? Ja?

Berlusconi, natürlich. Trump, logo. Netanyahu, okay, ein wenig schwierig muss das Quiz schon sein, aber dann noch Viktor Orbán. Na, geht doch. Nun wird es allerdings, wir müssen objektiv bleiben, etwas wirr: «Ihre Wahlerfolge hängen wesentlich an ihrer Medienmacht – weshalb es heute evidenter scheint denn je, dass wir die öffentlich-rechtlichen Medien ausbauen und sicher nicht amputieren sollten.»

Also Berlusconi ist erfolgreich tot, Trump hat verloren, und wo ist schon wieder dessen Medienmacht? Also wenn das Argumente für den Ausbau der öffentlich-rechtlichen Medien sein sollen, dann gute Nacht am Abstimmungstag. Aber auch Binswanger kann bis dahin noch etwas üben.

Falls – das sagen wir auch in aller Objektivität – diese Kolumne an diesem Ort bis dahin überhaupt noch weiter stattfindet …

Dumm und dümmer, Reloaded

So macht man Öffentlichkeitsarbeit.

Einigen Exponenten der SVP müssen die Oberschenkel wehtun. So oft haben sie sich in diesen Tagen draufgehauen. Und vor Lachen zuerst gegluckst, dann herausgeprustet.

Jedes Mal, wenn ein triumphierender Blödel darauf hinweist, dass die SVP in die Schranken gewiesen worden sei, ihr Video-Clip sei nicht mehr auf YouTube erhältlich, das hätten die Trottel nun davon.

Blödel wie Patrick Frey twittern (oder x-en, das wäre hier sowieso zutreffender), dass der Komponist sich gegen eine Verwendung durch die SVP verwahre. Es ist unklar, ob ihm das wegen der Denunziation eines anderen Dödels einfiel oder nicht.

Damit hat «DJ Tommy» einen noch grösseren Erfolg als hiermit gelandet:

Fast 300 Treffer zählt die Mediendatenbank für den Suchbegriff SVP-Clip. Auf fast 5 Millionen Ergebnisse ist der Begriff bei Google explodiert, weil natürlich jeder Kläffer auf den asozialen Plattformen nochmal darauf hinweisen muss, wie abstossend das alles sei und wie gut, dass die SVP damit nicht länger Propaganda machen könne.

Freundlicherweise geben die SVP selbst und das Anti-Blocher-Organ «Blick» weiterhin allen Gelegenheit, sich beim Anschauen des Videos zu entrüsten.

Schon die wohlgelehrten bis platten Kritiken in den Mainstreammedien sorgten für ganz schön Schub beim Traffic. Auch der 70-jährige Komponist Nile Rodgers freut sich darüber, dass er zumindest in der Schweiz späten Ruhm geniessen darf. Dass sein Hit «We Are Family» aus dem Jahr 1978 ein solches Revival erlebt, wenn auch abgewandelt und nur als Refrain, wunderbar für ihn. Er meckert zwar über die Verwendung durch die SVP, hat aber offenbar die Songrechte längst an Sony verkauft und eigentlich nichts mehr zu husten.

Wenn man die Gratis-Beachtung in Werbefranken umrechnen würde, die die SVP hätte ausgeben müssen, um diese Aufmerksamkeit zu erzielen, dann kann man DJ Tommy alias Thomas Matter nur gratulieren.

Da es kaum denkbar ist, dass weder den Komponisten noch den Produzenten noch den Teilnehmern des SVP-Clips auffiel, dass sie hier einen alten Hit nachsingen, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder war ihnen eine mögliche Copyrightverletzung wurst. Oder aber, sie haben genau mit dem Effekt gerechnet, der nun eingetreten ist.

In beiden Fällen kann man nur sagen: Wenn es Matter mal als Banker langweilig werden sollte, in der PR-Branche könnte er problemlos durchstarten.

Campax keift und keult

Alles rechts von linksradikal ist Nazi.

Ihr freiwilliger Beitrag für ZACKBUM

Campax ist die Rabaukentruppe im Kampagnenunwesen. Adolf Muschg hat zu diesen Gesinnungsbrüdern schon das Nötige gesagt: «Die Canceling Culture, die wir heute haben (…) das ist im Grunde eine Form von Auschwitz.» Das war ein grober Keil auf einen groben Klotz.

Denn Campax, das ist: «Nazi-Fratzen hinter der Folklore-Fassade: Die Freiheitstrychler haben bei der “Friedensdemonstration“ letzten Samstag auf dem Bundesplatz ihr wahres Gesicht gezeigt.» Schwachsinn, geschichtsvergessenes Umdeuten des alten Eidgenossen-Rufs «Harus», der auch von Schweizer Fröntlern verwendet wurde.

Aber damit nicht genug: «Hier klicken und «Kein Postkonto für Faschisten» fordern». Denn die Postfinance stellt den «Freiheitstrychlern», wie jeder nicht verbotenen Organisation, wie auch Campax, ein Konto zur Verfügung. Legal, richtig, erlaubt. Damit outet sich Campax schon mal als antidemokratischer, rechtsstaatsfeindlicher Haufen, der mit den Kampfkeulen «Nazi-Fratzen» und «Faschisten» schnell zur Hand ist. Zum Hohn aller wirklichen Nazi-Opfer.

ZACKBUM fragte beim Mastermind hinter Campax, Andreas Freimüller, nach, ob das ein Ausrutscher eines durchgedrehten Mitarbeiters sei. Nach längerem Schweigen bequemte er sich zur Antwort: «Das ist ein Aufruf von Campax.» Ob er sich von diesem problematischen Inhalt distanziere? «Nein

Bei den Spendenaufrufen verzichtet Campax auf das anerkannte Gütesiegel von Zewo, das die korrekte Verwendung von milden Gaben garantiert. Dazu gab es dann eine originelle Erklärung: «Agiles Handeln (und damit zusammenhängend auch Fundraising) gehört zum Kern der Tätigkeit von Campax. Aus diesem Grund können wir unsere Aktivitäten nicht so steuern, dass es mit den Sammelfenstern der Zewo vereinbar wäre.»

Aber damit nicht genug. Wird ein Artikel im Rahmen der Meinungsfreiheit veröffentlicht, der Campax nicht passt, keift die Plattform in mangelhaftem Deutsch los: mit dem Artikel über eine seriöse Umfrage an ETH und Uni Zürich «wurde zwanghaft probiert irgendwelche antiquierten Rollenbilder zu zementieren».

Es handelte sich um die Berichterstattung über eine wissenschaftliche Untersuchung an ETH und Uni Zürich, deren Ergebnisse Campax nicht passten. Da stieg die Plattmacher-Plattform gleich ganz oben ein:

«Deshalb fordern wir die Familie Coninx und Pietro Supino, den Verwaltungsratspräsident der TX-Group dazu auf, Massnahmen zu ergreifen, um den journalistischen Standard und die Qualitätssicherung der journalistischen Arbeit zu garantieren.»

Völlig belegfrei behauptete die Hetz-Plattform noch: «Dieser Fall ist nicht der erste von sexistischer, sensationsheischender Berichterstattung. Aber jetzt ist es genug

Langsam zieht der Wahlkampf an, da will auch Campax ihr schwarzes Scherflein dazu beitragen. Wenn eine Bewegung den Boden unter den Füssen verliert, dann wird sie kreischig, hysterisch und masslos. Das zeigt Campax, in deren Vorstand übrigens der Obergrüne Balthasar Glättli sitzt, inzwischen gnadenlos.

«FCK NZS», Strassenslang für «Fuck Nazis», auf das SVP-Schaf montiert, das die FDP und die SVP wegkickt. Als launiger Briefkastenkleber erhältlich. In voller Hässlichkeit:

Witzig ist daran, dass die Post selbstverständlich trotzdem legale Wahlwerbung in die Briefkästen verteilt, die diesen antidemokratischen Kreischkleber tragen.

Inzwischen gibt es eine neue Version mit nacktem Schaf. Das Sujet sei «missverständlich», eierte die Hetzorganisation auf Twitter, nachdem aus der FDP sogar Forderungen nach Strafanzeigen laut wurden.

Missverständlich? Nein, schon wieder in den Nachttopf gegriffen mit der Formulierung. Daran ist überhaupt nichts missverständlich. FDP und SVP werden als Nazi-Parteien denunziert. Aber auch ohne den klimavergiftenden Spruch «FCK NZS» ist der Sticker antidemokratisch. Er fordert dazu auf, sich vor den Wahlen nicht über die politischen Ziele der grössten und der ältesten Partei der Schweiz zu informieren.

Zu den demokratischen Spielregeln gehört aber, dass sich der mündige Bürger, der Wähler umfangreich informieren sollte, welche Ziele die legalen, zur Wahl antreten Parteien verfolgen, damit er sich entscheiden kann, welche er wählen möchte.

Aus diesem Prozess zwei Parteien ausschliessen zu wollen, das ist wahrhaft faschistisch. Denn Faschismus bedeutet in erster Linie Ausgrenzung, Denunzierung des Andersdenkenden. Faschismus bedeutet auch den Verzicht auf jedes Argument, auf Logik, auf Debatte, auf Diskussion. Faschismus bedeutet Schnauze halten, wegtreten, niedermachen, auf jegliche inhaltliche Auseinandersetzung verzichten.

Daher ist die Folgerung aus diesem neuerlichen Fehltritt von Campax klar:

Stoppt Campax! Verklagt Campax.

Alle demokratischen Kräfte sollten sich vereinen, um dieser politischen Terrororganisation den Garaus zu machen. Denn sie vergiftet das ohnehin schon aufgeheizte Klima der demokratischen Debatten.

Hat Campax daraus einen Funken Anstand gelernt? Keinesfalls; im neusten Newsletter heisst es stinkfrech: «Ganz schön was los, seit wir unseren Briefkastenkleber lanciert haben…» Und weiter: «In einem offenen Brief an Thierry Burkart, Präsident der FDP Schweiz, fordern wir ihn dazu auf, den Mut aufzubringen und die Listenverbindungen mit der SVP zu beenden. Wir glauben, dass es wichtig ist, dass sich die FDP von einer Partei distanziert, die den Klimawandel leugnet, gegen Flüchtende hetzt, Menschen aufgrund ihres Glaubens diskriminiert und Schulen unter Druck setzt, Bildungstage zum Thema Gender abzusagen

ZACKBUM glaubt, dass es richtig ist, Campax endlich in die Schranken zu weisen.

 

Interview als Abfallhaufen

Tamedia gründelt und gründelt.

Unten, wo der journalistische Bodensatz ist, der Schlamm des Gesinnungsjournalismus, wo Interviews geführt werden, in denen sich zwei Gleichgesinnte in den Armen liegen – genau da ist Tamedia zu Hause.

Bei Tamedia ist ein «Essay» ein selbstverliebtes Gestammel. Ein «Kommentar» eine sprachlich holprige Realitätsfehldeutung. Eine «Reportage» das Gespräch mit drei Meinungsträgern vom Lehnsessel aus. Und ein «Interview» immer wieder die Begegnung zwischen einem Stichwortgeber und einem Schwafeli, der unkritisiert und ungehemmt all das sagen kann, was er schon immer mal sagen wollte.

Marc Brupbacher ist eigentlich «Co-Leiter des Ressorts Daten & Interaktiv». In dieser Eigenschaft wurde er schon während der Pandemie extrem verhaltensauffällig (der Bundesrat sei «völlig übergeschnappt», mit dem damaligen Gesundheitsminister sei er «fertig»). Bis heute mopst Brupbacher gelegentlich mit Schreckenszahlen zur x-ten Corona-Variante nach, was aber – ausser ihn – wirklich keinen mehr interessiert.

Nun – es ist Sommerpause, da darf jeder alles – outet er sich als Politkenner und interviewt einen Geschichtsprofessor, der bislang noch nie öffentlich auffiel:

Damir Skenderovic forsche «seit über 20 Jahren zum Thema Rechtspopulismus und Rechtsextremismus». Das ist erstaunlich, denn erst 2004 doktorierte er, erst seit 2011 ist er Professor für Allgemeine und Schweizerische Zeitgeschichte an der Uni Freiburg. Aber Datenspezialist Brupbacher muss es doch nicht immer mit Daten so genau nehmen.

Nun hat Brupbacher eine tablettengrosse These, die er im Gespräch, also im Stichwortgeben über 10’000 A breitwalzt. Wer den Vorspann gelesen hat, kann sich eigentlich das sogenannte Interview sparen: «In Deutschland legt die AfD deutlich zu. Geschichtsprofessor Damir Skenderovic sagt, wie ähnlich die Partei der SVP ist – und warum diese als Vorbild für Rechtspopulisten in Europa gilt.»

Schon mit seiner ersten Antwort disqualifiziert sich Skenderovic als ernstzunehmender Historiker. Brupbacher fragt ihn, wieso man in Deutschland angeblich über den «hohen Wähleranteil der rechtspopulistischen AfD in Umfragen schockiert» sei, in der Schweiz aber auf die «wählerstärkste SVP gelassener» reagiere.

Da müsste ein Historiker, der die Ehre der Geschichtswissenschaft hochhalten wollte, zunächst einmal problematisieren, was der Begriff «rechtspopulistisch» eigentlich bedeuten soll, dann müsste er gegen die hier schon implizierte Ähnlichkeit zwischen AfD und SVP protestieren. Aber da es sich um zwei Gleichgesinnte handelt, kuschelt sich der Professor in der Antwort gleich an:

«Das hat historische Gründe. Deutschland hat eine andere Erinnerungskultur. Man hat verinnerlicht, was der Nationalsozialismus und seine rassistische Politik angerichtet haben, und reagiert deshalb sehr empfindlich auf den Aufstieg der AfD

Während Brupbacher unwidersprochen AfD und SVP in den gleichen Topf wirft, insinuiert der Professor nun, dass die AfD ihre Wurzeln im Nationalsozialismus und dessen rassistischer Politik, sprich Judenvernichtung, habe. Aber damit nicht genug, Skenderovic fährt fort:

«In der Schweiz ist das Geschichtsbewusstsein zu diesen Themen weniger ausgeprägt, dabei gab es auch einen helvetischen Faschismus. Jungfreisinnige, Katholisch-Konservative und andere politische Milieus zeigten zudem damals Sympathien für autoritäre Regimes, und der Antisemitismus war vor 80 Jahren auch in der Schweiz verbreitet. Das wird gerne vergessen

Das ist nun auch von hübscher Perfidie. Also in der Schweiz wird die SVP nicht so postfaschistisch wie die AfD in Deutschland wahrgenommen, weil das Geschichtsbewusstsein weniger ausgeprägt sei.

Nun stellt Brupbacher eine weitere rhetorische Frage: «Ist denn die SVP überhaupt mit der AfD vergleichbar

Die zunächst ausweichende Antwort: «In der Geschichtswissenschaft sprechen wir von den klassischen Parteifamilien. Es gibt konservative, liberale, kommunistische und sozialdemokratische Gruppen. Seit über 30 Jahren wird nun die Landschaft um die Rechtspopulisten erweitert, die je nach Land ihre Besonderheiten haben.»

Nun spricht allerdings kaum einer von den «klassischen Parteienfamilien». Dafür zieht der Professor im Anschluss eine Linie von Schwarzenbachs Überfremdungsinitiative von 1970 zur SVP von heute, was an Demagogie kaum zu überbieten ist.

Brupbacher arbeitet seine Stichwortliste weiter ab: «Die SVP oder auch die AfD werden manchmal als «Gefahr für die Demokratie» beschrieben. Ist das nicht übertrieben

Die Demokratien seien heutzutage gefestigter als in den 20er- oder 30er-Jahren, leitet der Professor seine nächste Perfidie ein: «Aber es stellt sich die Frage, was heisst Demokratie? Freie Wahlen und freie Meinungsäusserung, das institutionelle System der Demokratie sind wohl nicht bedroht. Aber was ist mit den Menschenrechten, mit dem Schutz der Schwächsten in der Gesellschaft? Es geht bei der Demokratie nicht nur um das politische System, sondern auch um demokratische Grundwerte.»

Also AfD und SVP bedrohen nicht direkt die Demokratie, aber die Menschenrechte und die Schwächsten in der Gesellschaft. So belegfrei wie unverschämt.

Nächste Frage auf der Liste; wie stehe es denn mit der Zusammenarbeit mit solchen Parteien? «Es geht darum, sich von Rechtspopulisten klar abzugrenzen. Es geht um die Frage der Zusammenarbeit. Wenn man mit ihnen kooperiert und Allianzen und Koalitionen eingeht, legitimiert man ihre Anliegen.»

Allein in diesen Ausschnitten gäbe es Anlass für unzählige nötige Nachfragen, um nicht zuletzt auf Widersprüchlichkeiten und baren Unsinn in den Aussagen des Professors hinzuweisen. Darauf könnte er sich vielleicht erklären, der Leser bekäme vielleicht ein anregendes Streitgespräch serviert, das vielleicht keine bedeutende Erkenntnissteigerung beinhaltet, aber wenigstens unterhaltsam wäre.

So aber kriegt er die Bankrotterklärung eines Interviews hingeworfen, wo ein unbekannter Professor auf die dümmlichen Stichworte eines voreingenommenen Redaktors, der offenkundig mangelnde Kompetenz durch überreichlich Gesinnung kompensieren will, das Gewünschte antworten darf.

Und das soll dann eine «Forumszeitung» sein, die sich bewusst ist, dass sie durch das Duopol im Tageszeitungsmarkt dermassen meinungsmächtig ist, dass sie angeblich verschiedene Positionen zulassen will?

Es ist doch an Perfidie schwer zu überbieten, dass im aufkommenden Wahlkampf mit allen Mitteln versucht wird, die SVP in die Nähe der AfD zu rücken. Die zahlreichen und unübersehbaren Unterschiede werden plattgequatscht, durch unwidersprochen bleibende perfide Unterstellungen und Insinuieren werden beide Parteien auf ihre angeblich vorhandenen Wurzeln im Nationalsozialismus, im Faschismus, im Rassismus, in der Judenvernichtung gar zurückfantasiert.

Auch hier muss man sich wieder – vergeblich natürlich – fragen, wo denn die Qualitätskontrolle bei Tamedia bleibt. Wieso hat Brupbacher bei Abgabe dieses Interviews niemand gefragt, ob er nun «völlig übergeschnappt» sei? Ob er ernsthaft meine, dieses Gefälligkeitsgespräch genüge den primitivsten Ansprüchen an ein journalistisch geführtes Interview? Woher er sich die Kompetenz anmasse, als Datenjournalist politisch-historische Vergleiche zwischen einer deutschen und einer Schweizer Partei anzustellen? Wieso er sich einen Gesprächspartner ausgesucht habe, der einzig durch das Bedienen aller gewünschten Klischees auffällt und sich dabei keinen Deut darum schert, dass er damit seinen nicht vorhandenen Ruf ruiniert?

Das sind keine singulären Ereignisse mehr bei Tamedia. Das ist, wie man so schön sagt, ein strukturelles Problem geworden. Es sollte doch in einem meinungsbildenden Medienkonzern zumindest das Bestreben erkennbar sein, ein gewisses Niveau nicht zu unterschreiten. Aber wie sagte man früher so richtig: Tamedia, quo vadis?

Es gibt einen grossartigen Roman von Franz Jung: «Der Weg nach unten». Dieser Titel fällt ZACKBUM immer wieder spontan ein, wenn wir an Tamedia denken. Was für ein Mann, was für ein Leben, was für ein Werk. Sein erstes Buch in seiner expressionistischen Phase trug den Titel «Das Trottelbuch». Passt auch. Nun müsste man allerdings nicht nur Nora Zukker so viel erklären, dass wir es lassen.

Wumms: Sanija Ameti

Und schon wieder verabschiedet sich ZACKBUM von einer Tieffliegerin.

Wir haben uns fürsorglich, belustigt, befremdet oder abgestossen mit der Bachelorette der Politik befasst. Sie hat eine lange Karriere von kräftigen Sprüngen in Fettnäpfchen hinter sich, die immer wieder für einen Lacher oder Aufreger gut waren.

Aber nun ist sie einmal zu viel gesprungen, jedenfalls für ZACKBUM. Sie durfte an einem Podium zu den Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU im Europäischen Parlament sprechen. Das hätte die grünliberale Politikerin besser seinlassen.

In ihrem ewigen Bemühen, gähnlangweiligen Aussagen etwas Pep zu verleihen, rastete sie hier verbal völlig aus. Im Originalton:

«Immer das Gleiche gebetsmühlenartig bei jeder Abstimmung, dann macht das etwas in den Köpfen. Dann wachsen die Kinder in diesem Diskurs, in diesem Narrativ auf. Und ich muss, vielleicht ist das etwas zu krass formuliert, aber das Prinzip ist das selbe wie wenn Putin seit zehn Jahren irgendwelchen Stuss erzählt. Es ist das Ergebnis von jahrzehntelanger Propaganda.»

Ameti geruht hier, die Kritik der SVP an der EU oder dem EuGH mit der Propaganda Putins zu vergleichen. Alle Kontrahenten der «Operation Libero», alle politischen Gegner der Grünliberalen können nur hoffen und beten, dass diese verbale Amokläuferin dort noch möglichst lange ihr Unwesen treibt.

Mit einem solch geschmacklos-schrägen Vergleich, den sie selbst noch als «vielleicht zu krass» einleitet, hat sie sich aber restlos disqualifiziert. «Zbogom» sagt man scheint’s auf Bosnisch, auf Wiedersehen. Auf Nimmerwiedersehen.

Schrotschuss-SVP

Warmlaufen für den Wahlkampf. Mit Fehlzündungen.

Es geht mal wieder um alles. Würde Constantin Seibt sagen, wenn er überhaupt noch etwas sagen oder schreiben würde. Um den Untergang der Schweiz oder ihr Überleben. Um Prosperität oder Elend. Um den Ausverkauf aller Werte oder ihre Bewahrung. Oder um die Luft rauszulassen: es geht um Wahlen.

Da werden überall noch die Kanonen justiert, erste Böllerschüsse abgegeben, um die Reaktionen zu testen. Die Jusos St. Gallen beschimpfen die später siegreiche SVP-Ständeratskandidatin mit unflätigen Ausdrücken wie «Kackscheiss». Da hält sich die Erregung der Mainstream-Medien in Grenzen.

Dann probiert es die SVP mir eher untaugliche Mitteln. Natürlich konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, aus dem Foto von betenden muslimischen Armeeangehörigen im Kampfanzug etwas zu machen. Der erste Versuch war noch einigermassen harmlos. «Wer will, dass die Schweiz Schweiz bleibt, wählt SVP!» Ist im ersten Anlauf nicht schlecht, kann man aber noch daran arbeiten; etwas redundant, nicht wirklich knackig, leicht holperig.

Das schien auch der SVP aufgefallen zu sein, also legte sie nach: «Was kommt als Nächstes? Kinder-Ehen, Scharia-Gerichte, Steinigungen?» Das ist zwar nicht völlig aus der Luft gegriffen, in anderen europäischen Ländern gibt es bereits anerkannte Scharia-Gerichte. Das gab dann auch das gewünschte Hallo, und der SVP wurde die Glaubens- und Gewissensfreiheit um die Ohren gehauen. Die sie mit diesem Tweet allerdings auch nicht in Frage gestellt hatte.

Dann sah sich der Polterer vom Dienst bemüssigt, seinem Ruf nachzuleben: «So, jetzt ist die Armee definitiv verloren», behauptete SVP-Nationalrat Andreas Glarner. Dem Mann sollte man nahelegen, das mit Twittern einfach mal eine Weile zu lassen. Denn das war nun – um den Ausdruck «Kackscheiss» zu vermeiden – reiner Schwachsinn.

Natürlich heult dann Glarner auf, wenn er sich mit dieser Rüpelei der Jusos konfrontiert sieht:

In deren Shop gib es noch mehr Trouvaillen starker Sprüche:

Damit kann man ein starkes Zeichen im Sinne des Dummschwätzers Fabian Molina setzen, der mit seiner Teilnahme an einer unbewilligten Demo (mit Sachschäden) dafür sorgen wollte, dass «Züri stabil Nazifrei» bleibe.

Aber der absolute Liebling von ZACKBUM ist dieser hier; wir wären fast versucht, dafür 20 Franken aufzuwerfen:

Das ist eine schöne Imitation von Vergangenem, das nun nicht wirklich in eine strahlende Zukunft führte:

Oder möchten die Jusos damit andeuten, dass sie es mal wieder mit stalinistischen Methoden der untergegangenen UdSSR probieren möchten?

Man sieht: alle Parteien müssen noch etwas üben, bevor sie die Betriebstemperatur erreicht haben.