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Wumms: Jan-Dirk Herbermann

Der Tausendsassa und Überjournalist zieht die Schweiz in den Dreck.

Herbermann residiert in Genf. Von dort aus beliefert eine ganze Latte von deutschen und österreichischen Zeitungen. Darunter den «Standard», den «Tagesspiegel» oder «Focus». Auch Blätter von CH Media bestreicht er mit Mitteilungen aus der grossen weiten Welt wie «Hoffnung auf Grenzöffnung in Rafah». Aber zurzeit haben es ihm natürlich die Schweizer Wahlen angetan. Da berichtet er in aller nötigen Objektivität dem deutschen und österreichischen Leser im «Tagesspiegel» Folgendes:

Das Ausland ist bekanntlich der gegendarstellungsfreie Raum, und diese Möglichkeit nützt Herbermann radikal aus. Er begab sich auf Reportage, um seinen vielen Lesern in Deutschland und Österreich die Schweiz, die SVP und deren Absichten näherzubringen.

Er besuchte einen Anlass der «nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei des Kantons Nidwalden». Sozusagen ein Abstecher in das Herz der Dunkelheit. Da gibt’s den «knorrigen Rentner», der ruft «Wir sind alle für die SVP», und dann seinen Süssmost trinkt. Denn hier feiere die SVP, «eine der erfolgreichsten rechtspopulistischen Parteien Europas, aufsehenerregende Triumphe».

Wie macht sie das? «Die SVP bietet heimelige Wohlfühlstimmung … setzt routiniert auf die Furcht vor den Fremden … klassische Sündenpolitik … In der Pause erscheint ein hochgewachsener Herr, kariertes Sakko, durchdringender Blick. Er sagt: „In Deutschland würde ich die AfD wählen.“»

Irgend ein Klischee ausgelassen? Irgend eine sinnvolle Erklärung geliefert, wieso die SVP die Wahlen gewonnen hat? Aber nein, als Zugabe gibt es noch den «Zeithistoriker Damir Skenderovic». Der ist immer zur Stelle, wenn es hauchdünne Thesen über die SVP zum Besten zu geben gilt. Schon die parteipolitisch erfahrene Corona-Kreische Marc Brupbacher interviewte den Professor für Tamedia, wo er ungebremst seine Vergleiche zwischen AfD, SVP und Wurzeln im Faschismus ziehen durfte.

Hier darf Skenderovic auch ungeniert über die SVP herziehen: «Eine ernsthafte Diskussion, ob die SVP mit ihren rechtspopulistischen Positionen überhaupt in der Regierung vertreten sein soll, hat es nie wirklich gegeben.»

Womit nun auch noch der Rechtspopulismus im Kasten wäre. «Wo Angst vor Fremden schon Folklore ist», mit einem solch perfiden Untertitel disqualifiziert sich Herbermann schon als ernstzunehmender Journalist auf der Suche nach der Wirklichkeit. Blöd auch für ihn, dass sich die Realität nicht an sein Drehbuch hält. Denn statt «aufsehenerregende Triumphe» kassierte die SVP in ihrer «Hochburg» eine Niederlage, ihr Kandidat für den Nationalrat scheiterte.

Noch radikaler, aber durchaus im Sinne des Autors schenkt «Focus» den Beitrag ein:

Rechtsextrem, nationalkonservativ, rechtspopulistisch, Sündenbock … Wenn man bedenkt, dass der Mann das Schweizbild von Hunderttausenden von Lesern massgeblich prägt, dann muss man sich nicht mehr wundern, wieso es in Deutschland oder Österreich eine etwas verzerrte Sicht auf die Eidgenossen gibt.

Dass eine solche Schande des Journalismus allerdings auch bei Schweizer Blättern, bei CH Media in Lohn und Brot steht, ist dann doch befremdlich.

Campax spinnt

Eine Lobbyorganisation ausser Kontrolle.

ZACKBUM musste sich schon mehrfach mit Grenzüberschreitungen dieser «Bürger*innenbewegung» befassen, die «seit 2017 Kampagnen zu den wichtigen Fragen unserer Zeit» führt. Edle Zielsetzung: «Wir wollen eine Gesellschaft, in der alle Menschen in Würde und Freiheit leben

Edle Ziele, schmutzige Methoden zur Erzielung. Duftmarke eins: «Nazi-Fratzen hinter der Folklore-Fassade: Die Freiheitstrychler haben bei der “Friedensdemonstration“ letzten Samstag auf dem Bundesplatz ihr wahres Gesicht gezeigt.»

Wenn ihnen der Inhalt eines Artikels nicht passt, wird gleich eine Beschwerde beim Presserat eingereicht und werden die höchsten Entscheidungsträger angebellt, Duftmarke zwei: «Deshalb fordern wir die Familie Coninx und Pietro Supino, den Verwaltungsratspräsident der TX-Group dazu auf, Massnahmen zu ergreifen, um den journalistischen Standard und die Qualitätssicherung der journalistischen Arbeit zu garantieren.»

Nun übertrifft sich Campax selbst, und das ist gar nicht so einfach. Ein Kampagnenleiter Urs ruft zu Spenden auf. Edles Ziel: «Zusammen verhindern wir den Rechtsrutsch!» Wie das? Indem die edlen Spender insgesamt 17’720 Franken aufwerfen sollen. Wofür? Für ein halbseitiges Inserat in der NZZ. Abgesehen von der Frage, ob die NZZ das Inserat überhaupt annehmen würde (wenn nicht, wird dann das Geld zurückbezahlt?): was soll da drinstehen?

Da hält sich «Urs» eher bedeckt. Die edlen Spender sollen für eine Black Box ihr Geld ausgeben. Vom mutmasslichen Inhalt gibt er nur bekannt: «Wissen die Menschen überhaupt, welchen antidemokratischen Kräften sie ihre Stimme geben, wenn sie FDP oder SVP wählen?»

Das ist ungeheuerlich. SVP und FDP sind die grösste und die traditionellste Partei der Schweiz. Sie sind in demokratischen Wahlen zu ihren Stimmen und ihrer Vertretung in Parlament und Regierung gekommen. Im Gegensatz zum «Kampagnenleiter von Campax Urs», der Geld dafür sammelt, um seinen undemokratischen Ansichten eine Plattform geben zu können.

Was ist der Anlass für diese Ausgrenzung?

«Hörst Du den riesigen Aufschrei darüber, dass die Junge Tat den Wahlkampf einer SVP Nationalratskandidatin koordiniert?1) Ich auch nicht. Und genau da liegt das Problem. Es wird immer normaler, dass rechtsextreme Kräfte in unserer Gesellschaft an Macht gewinnen. Diese antidemokratischen Kräfte und ihre Verbündeten werden etwa mit Listenverbindungen bis weit ins bürgerliche Lager normalisiert. Das ist eine Gefahr für unsere Demokratie.»

Campax-Urs bezieht sich dabei auf einen Artikel im «Blick». Sollte es zutreffen, dass eine SVP-Nationalratskandidatin auf einem aussichtslosen hinteren Listenplatz kommunikative Unterstützung der Organisation «Junge Tat» in Anspruch genommen hat, ist das ungefähr so bedenklich oder unbedenklich, wie wenn Campax ihr genehme Kandidaten unterstützt.

Natürlich kann man die politischen Zielsetzungen der «Jungen Tat», der SVP oder der FDP ablehnen, verurteilen, sogar als schädlich ansehen. Natürlich kann man einen Rechtsrutsch befürchten und sich dagegen wehren. Alles in einer Demokratie erlaubt, inklusive freie Meinungsäusserung.

Die hat aber auch ihre Tücken. Denn man ist auch frei darin, Unsinn, Schwachsinn, Entlarvendes zu brabbeln. So wie das Campax häufig tut. Der Organisation rutschen die Worte weg, sie wird keifig, schrill, merkt damit nicht, dass sie sich selbst den Boden unter den Füssen wegzieht.

Denn wer, der nicht völlig vernagelt ist, will schon für ein Inserat spenden, dessen Erscheinen ungewiss ist, dessen Inhalt unbekannt, und von dessen Stossrichtung man nur weiss, dass es SVP und FDP als «antidemokratische Kräfte» denunzieren will?

Bezeichnend: so grob Campax austeilt, so feig wird die «Kampagnenorganisation», wenn man ihr ein paar kritische Fragen stellt. Keine Antwort …

Wer etwas von Demokratie hält und sich als Demokrat sieht, zahlt dafür sicherlich keinen Rappen.