Münger wallt
Und Münger würde Biden wählen.
Nun können Katzen nicht einkaufen, und Christof Münger kann in den USA nicht wählen. Aber Katzen können nur miauen oder schnurren, der Auslandchef von Tamedia muss gelegentlich ein Lebenszeichen von sich geben, da ja die eigentliche Auslandberichterstattung fast vollständig von der «Süddeutschen Zeitung» in München erledigt wird. Mit klar deutscher Perspektive.
Nun fürchtet Münger, dass es für den amtierenden Präsidenten Joe Biden bei den nächsten Wahlen in einem Jahr eng werden könnte. Das erfüllt ihn mit ähnlichen Gefühlen wie sie wohl auch eine Katze erlebt, wenn die Büchse leer ist.
Nun passiert es Präsidenten eher selten, dass sie nur eine Amtszeit ausüben können. Als erster verlor John Adams die Wiederwahl gegen Thomas Jefferson. Gerald Ford wurde sogar nie gewählt, weil er nur für den zurückgetretenen Richard Nixon nachgerückt war. Schliesslich verloren auch Jimmy Carter und George W. H. Bush. Und Donald Trump, obwohl der das bis heute nicht wahrhaben will.
Biden hat zurzeit drei gröbere Probleme. Wirtschaftlich reisst er keine Bäume aus. Im Nahen Osten wird er vom israelischen Ministerpräsidenten vorgeführt, der zunächst auf seine Forderung nach einer Waffenpause (für manche Kreischen ist Biden deshalb schon ein Antisemit) pfiff. Aber vor allem sagt in Umfragen eine satte Mehrheit, der bei einer Wiederwahl 82-Jährige sei schlichtweg zu alt für das Amt. Das finden bei Trump lediglich 39 Prozent. Ob’s an seiner Haartolle liegt?
Auf jeden Fall eilt Münger nun Biden zu Hilfe. Ob das den Umschwung bringen wird? Zunächst holt der Auslandchef ohne Ausland weit in die Geschichte aus: «Amerika hat Erfahrung mit gebrechlichen Präsidenten: Abraham Lincoln war depressiv, Franklin D. Roosevelt im Rollstuhl, und bei Ronald Reagan setzte gegen Ende seiner Amtszeit mutmasslich Alzheimer ein.»
Dennoch seien das alles Heroen gewesen, lobt Münger und sieht dafür vor allem bei Reagan über hässliche Flecken (Iran-Contragate) hinweg. Und nun sei es an Biden, mal wieder den freien Westen vor üblen Gesellen zu bewahren: «Als Verteidiger der Demokratie möchte der 46. US-Präsident in die Geschichte eingehen, als einer, der sich gegen die Kräfte des Chaos, des Terrors und der Diktatur gewehrt hat. In dieses Bild passen seine beiden Frontbesuche in Kiew und Tel Aviv, riskante und für einen 80-Jährigen anstrengende Trips. Der letzte US-Präsident, der sich in einem Krieg so weit vorwagte, war Abraham Lincoln.»
Biden, Lincoln, wow.
Hingegen sein mutmasslicher Herausforderer: «Kehrt Trump ins Weisse Haus zurück, wird eine gefährlich gewordene Welt noch gefährlicher.» Helm auf; wie schon bei den letzten und vorletzten Wahlen stimmt Münger recht früh in das Gekreische von deutschsprachigen Journalisten ein, die es damals wie der «Spiegel» als vornehmsten Aufgabe ansahen, Trump «wegzuschreiben». Auf Erklärungsversuche, wieso denn eine Mehrheit der US-Stimmbürger Trump gewählt hatte, verzichteten sie weitgehend. Oder liessen Fälscher wie Relotius etwas hinschmieren, was ihren Vorurteilen Zucker gab.
Münger ist bereits auf dem Kriegspfad: «Umso wichtiger scheint, dass das Trump-Comeback verhindert wird.» Das gibt Hoffnung, dass die Berichterstattung von Tamedia über die nächsten Präsidentschaftswahlen in umsichtiger Ausgewogenheit versuchen wird, dem Leser die US-Politik näherzubringen.
Bereits heute versucht es Münger mit einem Stossgebet:
«Joe Biden bleibt der aussichtsreichste Kandidat, um Donald Trump zu verhindern, ungeachtet der miesen Umfragewerte. Hoffentlich realisieren die Amerikanerinnen und Amerikaner, dass sie am 5. November 2024 nicht nur über einen alternden Präsidenten befinden, sondern eine Weiche stellen. Dabei geht es um mehr als um Amerika.»
In diesem Schluss ist mal wieder alles Elend des modernen Journalismus versammelt. Münger will den US-Stimmbürgern von seiner Verrichtungsbox im Glashaus an der Werdstrasse Zürich vorschreiben, was sie zu realisieren haben. Danach folgt die Binse, dass die Wahl eines US-Präsidenten eine Weichenstellung sei. Diese Erkenntnis, ähnlich wie bei allen Wahlen, ist von umwerfender Originalität. Aber Münger kann noch einen Draufsetzen: Es geht um mehr als Amerika. Auch das ist unbezweifelbar richtig, dass die Wahl des Präsidenten des militärisch mächtigsten Landes der Welt durchaus Auswirkungen auf die übrige Welt haben wird.
Wir fassen die Sparbüchse müngerscher Gedankenflüge kurz zusammen. Biden schwächelt bei Umfragen, das liegt nicht zuletzt an seinem gebrechlichen Zustand und Alter. Aber es habe auch schon andere angeschlagene Präsidenten gegeben. Nur nicht so alte, vermeidet Münger dabei zu sagen. Aber Biden sei wie auch immer der geeignete Mann, um einen neuerlichen Präsidenten Trump als Gottseibeiuns zu verhindern. Der hat allerdings immerhin in seiner Amtszeit keinen Krieg angefangen oder massiv unterstützt, sagt Münger nicht.
ZACKBUM hat da einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn Münger Werbung für Katzenfutter machte und an seiner Stelle eine Katze Kommentare schriebe? Deren Äusserungen könnte man mithilfe von KI problemlos übersetzen. Damit wäre allen gedient. Ausser den Herstellern von Katzenfutter.
Man fragt sich, ob dieses intellektuelle Waterloo wirklich auf Müngers Gedanken beruht, oder ob er einfach das schreibt, was er schreiben muss, um noch ein Jahr oder zwei auf der Payroll zu bleiben. Schliesslich ist die politische Gesinnung beim Tagesanzeiger kaum verhandelbar.
Und wenn das alle täten (müssten),
haben wir dann das, was wir haben? Flächendeckend, nicht nur in den Medien.
Ein erschreckender Gedanke,
guter Start in den Montagmorgen………
Zum Glück gibt’s das humoristische Gleichnis vom Katzenfutter, was zum schmunzeln.
Ansonsten gibt’s nur die traurige Ahnung, dass der Artenschutz von gleich senil zu gleich senil uns allesamt in die nächsten Kriege aller Art rein schwatzen, schreiben, hetzen will.
Mit dem gewichtigen Unterschied, dass der Biden-Clan sich als gefrässige, räuberische Grosskatzen schon ein Leben lang am Blut ihrer Opfer voltgefressen hat,
während Münger wohl eher an zu magerem Futter den Raubtieren nach dem Munde plappert.