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Hotdog

Merkwürdige Essvorstellungen des US-Präsidentschaftskandidaten.

In Springfield essen Immigranten Katzen und Hunde. Sagt ein Mann, der sich ernsthaft um die US-Präsidentschaft bewirbt. Womit amtlich wäre: Donald Trump hat nicht mehr alle Latten am Zaun. Alle Tassen im Schrank. Mindestens eine Schraube locker. Ist gaga. Für das Amt ungeeignet. Eine Witzfigur samt merkwürdiger Haar- und Gesichtsfarbe, von der Frisur ganz zu schweigen.

Wahrscheinlich kommt er demnächst auf die Idee, dass das uramerikanische eingeklemmte Würstchen nicht nur Hotdog heisst, sondern gerne auch aus Hunden hergestellt wird. Nur von Immigranten, natürlich.

Schuld daran sind übrigens, wer sonst, die Deutschen. Denn Frankfurter Brühwürste (doch, so etwas gibt es tatsächlich) hatten einstmals den Übernamen «Dackel», der von der nicht unähnlichen Farbe und Form abgeleitet wurde. Das wurde in die USA exportiert, und seither ist eine gebrühte, anschliessend gegrillte, in ein pampiges und leicht süssliches Brötchen gesteckte Wurst, die mindestens mit Senf, oft auch mit Gurken, Sauerkraut und ähnlichem Zeugs aufgepeppt wird, ein Hotdog.

Obwohl das «heisser Hund» heisst und man eigentlich nie so genau weiss, was in einer Wurst verwurstet wird, dürfte es eher selten sein, dass dazu auch Hundefleisch gehört.

Zur haitianischen Küche gehören Hunde eher selten. Obwohl natürlich in allen Kulturen auch Haustiere verspeist werden, wenn die Alternative Hunger ist. In der Schweiz ist übrigens der Verzehr von Hunden nicht verboten; allerdings sind Belege dafür nicht aufzutreiben. Aber es halten sich hartnäckig Gerüchte, dass das im Rheintal, dem Appenzell oder der Innerschweiz durchaus vorkomme.

Die wie immer vertrauenserweckende Quelle «SonntagsBlick» berichtete 2008, der «Rheintaler Bauer Bruno D.» habe erzählt: ««Ich esse mindestens einmal im Jahr geräucherten Hund.» Auch als Gulasch sollen die Tiere angeblich vorzüglich schmecken.»

ZACKBUM nimmt gerne Berichte von kulinarischen Selbstversuchen seiner Leser entgegen.

Erwiesen ist hingegen, dass in Asien, vor allem in Korea, Vietnam und China, Hundefleisch eine teure Delikatesse ist. Aber schliesslich sind die Asiaten dafür bekannt, dass sie alles essen, was Beine hat oder fliegt. Ausser, es handelt sich um einen Tisch oder ein Flugzeug.

Aber zurück zu einem Präsidentschaftskandidaten, der sich darüber beklagt, dass Immigranten den armen Einheimischen ihre Haustiere wegfuttern. Er ist auch davon überzeugt, laut eigener Aussage, dass er als Präsident in kurzer Zeit so ziemlich alle Konflikte der Welt lösen wird, insbesondere den Ukrainekrieg. Ansonsten besteht sein Wahlprogramm daraus, Spenden zu sammeln:

Nein, das wäre nun zu sehr Trump, er hat schon ein Wahlprogramm. Das besteht allerdings schlichtweg darin, dass er allen alles verspricht. Inklusive, dass er dafür sorgen wird, dass Männer im Frauensport nichts mehr zu suchen hätten. Dazu auch alle Städte wieder aufzubauen, sie dabei sicher, sauber und wunderschön zu machen.

Ganz anders dagegen die demokratische Kandidatin:

Hoppla, dann treten wir doch auf der Webseite ein:

Ähm, ach, hier sind ja die «Visionen» der Kandidatin. Steuererleichterungen für die Mittelschicht. Senkung der Gesundheitskosten. Niedrigere Energiekosten. Plus Prügel für das Wahlprogramm Trumps. Also genauso inhaltsleer wie das ihres Konkurrenten.

Wie das alles finanziert werden soll? Nachdem die USA ihren gigantischen staatlichen Schuldenberg allein im letzten Monat um über 300 Milliarden Dollar erhöht haben?

Um solche Kleinigkeiten kümmert sich keiner der beiden Kandidaten.

Was für eine Wahl. Ein Gaga-Kandidat gegen eine lächelnde Sphinx, die bis vor Kurzem in ihrer eigenen Partei für so unwählbar gehalten wurde, dass man lieber auf einen deutlich abbauenden Greis setzte, der immer mehr Aussetzer produzierte.

Das kann man sich weder schönsaufen, noch mit dem Verzehr von Hotdogs geniessbar machen.

Dumb Democrats

Auch der Wahlkampf von Kamala Harris ersetzt Inhalt durch Häme.

Für eine richtige Schlammschlacht braucht es immer zwei. Donald Trump hat bereits einiges vorgelegt, aber die Demokraten bemühen sich nach Kräften, aufzuholen. Umso mehr, als ihre frischgebackene Kandidatin Kamala Harris noch ein wenig Mühe hat, ein Wahlprogramm zu präsentieren.

Das wird nun zusammengenagelt, aber eigentlich wissen auch die Demokraten, dass solche Nebensächlichkeiten diesen Wahlkampf nicht entscheiden werden. Sondern einfach die Frage: how low can you go? Trump versucht es da nicht immer glücklich mit KI-generierten Fakes, während die Demokraten mehr auf die Kraft der Propaganda setzen:

Das ist natürlich nicht nett von Trump, sollte er das gesagt haben. Zudem vertrauen die Demokraten auf die Macht der Zahlen, woher die sind oder ob sie stimmen, also wirklich, wer will das schon so genau nehmen:

Wählt Harris, kauft Euch ein Haus, und ihr kriegt 25’000 Dollar auf die Hand; wenn das keim Angebot ist. Trump dagegen kostet die durchschnittliche Familie 3’900 Dollar. da kann die Wahl doch nicht so schwer sein. Aber man kann auch direkt auf den Mann spielen:

«Verurteilter Schwerverbrecher», das zergeht natürlich auf der Zunge, dazu noch durchgeknallt und untauglich, also gleich nochmal, denn feige ist er auch:

Aber auch das famose «Projekt 2025», von dem Trump manchmal nichts wissen will, es manchmal durchaus für interessant hält, manchmal einverstanden ist, manchmal überhaupt nicht, und manchmal weiss er nicht einmal, was das sein soll. Aber auf jeden Fall:

«Donald Trumps Blaupause für Rache und Vergeltung», aber hallo. Und weil’s so hässlich ist, gleich nochmal:

«Entkernt Checks and Balances», das Grundprinzip der amerikanischen Demokratie, «sucht Rache und verbietet Abtreibung landesweit». Mit einem Wort: unwählbar, der Mann.

Auch hier gilt das Gleiche wie bei den Republikanern: Harris-Hasser finden das unerhört, Harris-Fans werden das locker wegstecken und sagen, macht der doch noch viel schlimmer.

Aber nochmals übersehen beide Lager, dass so etwas mit einem demokratischen Wahlkampf schlichtweg so viel zu tun hat wie ein Striptease bei einer Versammlung von Mullahs.

Dumb Trump

Einige Müsterchen, auf welchem Niveau sich ein US-Präsidentschaftswahlkampf abspielt.

Alter vor Schönheit. Zunächst ein paar höchsten demokratischen Standards entsprechende Einlassungen von Donald Trump. Zunächst einmal zeigt er, dass er zwar  KI anwenden lässt, aber mit doch durchwachsenen Ergebnissen:

Taylor Swift dürfte diese Fake News nicht sonderlich lustig finden.

Und ob das viele Wähler davon abhält, Kamala Harris ihre Stimme zu geben?

Aber natürlich hat Trump auch inhaltlich und argumentativ einiges zu sagen:

Trump hat nach kürzerem Nachdenken ein Wort gefunden, das seiner Meinung nach die Rache für «weird» sein soll: «moronic», schwachsinnig:

Es gefällt ihm so gut, dass er es auch mit gefakten Hintergründen verbindet:

Trump-Hasser fühlen sich nun bestätigt, Trump-Fans stecken das locker weg.

Allerdings ist schon zu sagen (und freut euch auf die entsprechende Blütenlese bei den Demokraten), dass dieser ungefilterte Schwachsinn eigentlich überhaupt nichts mehr mit einem demokratischen Wahlkampf zu tun hat.

Man kann sich zu recht über die Wahlergebnisse (und den Wahlkampf) in Russland, China oder Nordkorea lustig machen. Aber ob die USA hier als Posterboy dienen können, dass es im freien Westen halt dann schon ganz anders zugehe?

«Spiegel» spinnt

Das ist keine Kritik, sondern eine Therapiesitzung.

Auf der Couch liegt eine Redaktion, die durchgedreht ist. Es gibt eine unselige «Spiegel»-Tradition von Trump-Covern, die völlig den Kontakt mit der Realität verloren haben. Es gibt den absurden Ansatz, dass der «Spiegel» es sich zur vornehmsten Aufgabe gemacht hatte, Trump «wegzuschreiben». Und es gibt den Relotius-GAU.

Aus all dem hat die Redaktion nichts gelernt, sondern sie verliert sich immer mehr in einer Welt, die nur noch aus Wille und Wahn besteht.

Anders ist ein solches Titelblatt, kurz vor deutschen Landtagswahlen, nicht zu erklären:

Auf der Gewaltstrecke von 62’886 A versuchen Lothar Gorris und Tobias Rapp in der Titelgeschichte «Die heimlichen Hitler» aufzuspüren. Sie nennen ihre Teufelsaustreibung überheblich «Über den Versuch, das Böse zu erkennen».

Damit kein Zweifel bleibt, in welcher Tradition das heutige Böse steht, beginnt der ellenlange Artikel mit einem ganzseitigen Schwarzweissfoto, das Adolf Hitler 1937 in Berlin zeigt:

Das ist der vollendete Faschismus, jetzt aber zu seinen Neuanfängen, symbolisiert in Donald Trump, Marine Le Pen und natürlich Björn Höcke. Die allesamt auch mal so dastehen wollen, wenn man sie nicht rechtzeitig daran hindert.

Die unendliche Titelgeschichte beginnt mit der Beschreibung des Brettspiels «Secret Hitler». Es gehe darin darum, «Adolf Hitler zu enttarnen und zu töten, bevor er Reichskanzler werden kann». Aufgepasst: «»Secret Hitler« kam 2016 auf den Markt, kurz bevor Donald Trump zum US-Präsi­denten gewählt wurde

Also gerade noch rechtzeitig, oder zu spät, wenn es nach den beiden Therapiebedürftigen ginge. Sie sehen, ahnen, wittern Faschismus fast überall auf der Welt. Sollen nun – dank ihnen – die neuen Hitlers auch aufgespürt und getötet werden, aber natürlich nur im Spiel? In bestem Whataboutism-Stil rühren sie zusammen, was nicht zusammengehört:

«Der Rückfall in den Faschismus ist die Urangst der modernen demokratischen Gesellschaften. Doch was lange etwas hysterisch klang und unvorstellbar, erscheint inzwischen ernst und real. Wladimir Putins imperiale Ambitionen. Narendra Modis nationalistische Hindu-Regierung in Indien. Der Wahlsieg Giorgia Melonis in Italien. Marine Le Pens Normalisierungsstrategie in Frankreich. Javier Mileis Sieg in Argentinien. Viktor Orbáns autokratische Dominanz in Ungarn. Die Comebacks der FPÖ in Österreich oder von Geert Wilders in den Niederlanden. Die AfD in Ostdeutschland. Nayib Bukeles autokra­tische Herrschaft in El Salvador, eher unbeachtet, aber erstaunlich zielstrebig, wo das Parlament mit Waffengewalt zu Entscheidungen gezwungen wird. Die drohende Wiederwahl Trumps und die Angst davor, dass er in einer zweiten Amtszeit wirklich ernst machen könnte. Die Überfälle britischer Mobs auf ­Migranten-Unterkünfte. Der Neonazi-Aufmarsch in Bautzen. Die Pandemie. Der Krieg in der Ukraine. Die Inflation.»

Immerhin versuchen die beiden Faschismus-Warner sich an einer Definition des Begriffs. Denn eigentlich ist «Faschist» schon längst zu einem beliebigen Schimpfwort denaturiert, mit dem Linke alles belegen, was ihnen nicht passt. Also zitieren sie einen US-Autor, der ihnen in den Kram passt: «Moderner Faschismus sei, schreibt Stanley, ein Führerkult, der einer gedemütigten Nation die Wiedergeburt verspricht

Damit ist der Begriff, mit Verlaub, entkernt, ins Beliebige entlassen, wird anwendbar auf jede autoritäre Gestalt, auf jeden Potentaten oder Möchtegern-Demagogen. Die zehn Punkte, die Stanley dann aufzählt, treffen von Hitler bis Putin, von Trump bis Sarkozy, von ReaganMake America Great again») bis Orbán auf alle und alles zu, was einem verängstigten Gutmenschen als Gottseibeiuns vorkommt.

Damit wird der Hitler-Faschismus, und dafür sollte dieses Wort reserviert bleiben, verniedlicht und verharmlost, werden seine Opfer verhöhnt. Ohne dass damit neue Erkenntnisse gewonnen wären. Ausser: all diese politischen Führer mögen wir Gutmenschen überhaupt nicht. Ausser Reagan, aber den haben sie vergessen.

Und Führer, die sie nicht mögen, sind Faschisten. Das sagen nicht nur die Autoren: «Timothy Snyder spricht bedächtig und leise, aber mit großer Gewissheit. Putin ist ein Faschist. Trump ist ein Faschist. Der Unterschied: Der eine ist an der Macht. Der andere nicht. Noch nicht.» Das ist natürlich eine Analyse von überlegener Denkkraft, denn sie wird von einem «der wichtigsten Intellektuellen Amerikas» ausgesprochen. Ob das Amerika weiss?

Wie klein der Denker ist, zeigt seine verpeilte Analyse der Entstehungsgeschichte des deutschen Faschismus im letzten Jahrhundert: «Die Marxisten der Zwanziger- und Dreißigerjahre, so Snyder, glaubten, der Faschismus sei nur eine Variante des Kapitalismus. Die Oli­garchen, wie wir sie heute nennen würden, hätten den Aufstieg Hitlers überhaupt erst ermöglicht. Aber das stimme nicht.»

Vielleicht sollte der Denker mal «Der Faschismus» von Reinhard Kühnl lesen, so als Einstiegslektüre in ein Thema, von dem er sehr wenig versteht. Aber natürlich brauchen moderne Faschisten wie Trump auch Helfershelfer, sozusagen die modernen Krupps und Thyssens, und da heisst der grösste Gottseibeiuns Elon Musk: «Er ist die Nummer eins. Niemand hat in den vergangenen ­anderthalb Jahren so viel dafür getan, dass der Faschismus auf dem Vormarsch ist», macht sich der Denker Snyder völlig lächerlich.

Und so weiter und so fort. So mäandern sich die zwei durch ihre Weltreise zu ausgewählten Intellektuellen, die jeweils wie auf der Sprechbühne ihren Auftritt haben und wieder verschwinden.

Aber nach vielen Irrungen und Wirrungen landen die beiden dort, wie sie von Anfang an hinwollten: natürlich in Greiz, Ostdeutschland. Der Wahlkreis von Björn Höcke. Da sind die beiden zunächst hin und her gerissen: «Höckes Auftritte in den Medien haben oft etwas Verspanntes, sein Blick flattert dann panisch und empört. Hier in seinem Wahlkreis strahlt er Souveränität aus. Er ist, das muss man sagen, ein guter Redner, er spricht ohne Manuskript, er scheint sich zu Hause zu fühlen auf der Bühne.»

Blöd aber auch, weil sie ihn am Ende seiner Rede nicht eindeutig des Faschismus überführen können, maulen sie am Schluss: «Man bleibt etwas ratlos zurück.»

Aber, nochmal blöd, selbst die längste Strecke geht mal zu Ende, nun muss noch eine Schlusspointe hergeprügelt werden. Da sie selbst doch ziemlich schwächlich daherkommt, wird sie mit einem hübschen Scherz eingeleitet:

«In Berlin machte Ivan Krastev einen dieser Krastev-­Witze. Ein amerikanischer Richter habe mal gesagt: Er könne Pornografie zwar nicht definieren, »aber ich erkenne sie, wenn ich sie sehe«. Mit dem Faschismus, sagt Krastev, sei es genau umgekehrt: einfach zu definieren, aber schwierig zu erkennen, wenn man ihn sieht.

Das »F-Wort«. F wie in Faschismus oder wie in »Fuck you«. Man darf, das hat ein ­Gericht in Meiningen verfügt, Höcke einen Faschisten nennen. Die Frage bleibt, was man davon hat

Womit der Artikel auf der Primitivst-Ebene endet:

Es bleibt die Frage, was der Leser von diesem Artikel hat. Ausser der Gewissheit, dass der «Spiegel» sich endgültig vom Anspruch verabschiedet hat, die Wirklichkeit zu umgreifen und zu begreifen. Stattdessen gibt er sich dem eschatologischen Wahn hin, in der Welt «das Böse» erkennen zu wollen. Für Bibeltreue ist das ein gehörntes Wesen, schwarz behaart mit Bocksfüssen und einem Schwanz. Für den Zerrspiegel sind das alle Menschen, die die Redaktion nicht mag und denen man das Etikett «Faschist» ankleben kann.

Was man davon hat? Nichts, ausser einem wehmütigen Abschied von einer medialen Institution, die sich selbst mit wiederholten Anläufen mit Schmackes demoliert und zerstört.

Wow, weird

Ein Wort macht Karriere und wird angehimmelt.

Es soll der PR-Coup des Wahlkampfs sein. Die Demokraten in den USA haben offenbar beschlossen, nicht mehr inhaltlich oder mit Fakten auf die vielen Lügen von Donald Trump zu reagieren. Auch das Bashing seines Vizekandidaten tritt zurzeit in den Hintergrund.

Das Analyseportal «Blick» weiss: «Wie Kamala Harris Trump mit einem Wort zur Weissglut treibt». Tamedia ist immer noch auf der «haut den Trump»-Schiene: «Trumps plumpe Sätze über Harris bringen den Rassismus in den Wahlkampf». Kleiner Denkfehler: Die USA sind zutiefst rassistisch. Der Tagi legt aber auch nach: «Ist er «weird»? Wie Trump mit einem simplen Wort entzaubert wird».

Und der «Spiegel» frohlockt sogar: «Was sich von den US-Demokraten für den kämpf gegen die AfD lernen lässt». Womit wieder einmal klar wäre, wer der Feind des angeblichen Nachrichtenmagazins ist.

Was ist denn passiert, ist den US-Demokraten hier wirklich ein Coup gelungen? Wohl eher ein neues Strohfeuer, angefacht von der Journaille, die nach jedem Strohhalm greift, um ihrer Hoffnung Ausdruck zu verleihen, dass Trump bitte, bitte, niemals nicht wieder Präsident der USA werde.

Dass sie sich damit darum foutieren, dass er wie auch immer mindestens von fast der Hälfte aller US-Stimmbürger gewählt wird, dass es vielleicht mal interessant wäre, sich über die Gründe schlau zu machen, das Buch von Vance zu lesen, statt es nicht mehr zu verlegen, das kommt diesen verpeilten Gesinnungsjournalisten gar nicht erst in den Sinn.

Also was ist denn der wahltechnische Durchbruch der Demokraten? Nicht viel, bloss ein Wort: «weird». Seit es der demokratische Gouverneur Tim Walz zur Beschreibung von Trump verwendet hat, ist es «das Wort, das Donald Trump zerstören soll», wie die «Welt» behauptet.

«Weird» bedeutet seltsam, schräg, wirr, auch unheimlich. Ein solcher Mensch ist ein «Weirdo», aber das verwenden die Demokraten (noch) nicht.

Zwei Dinge (die der Journaille natürlich nicht auffallen) sind hier bemerkenswert. Die Demokraten wollen offenbar darauf verzichten, sich weiterhin inhaltlich mit Trump auseinanderzusetzen. Indem sie ihm seine Lügen um die Ohren hauen oder seine Ankündigungen all seiner zukünftigen Wundertaten mit Fakten als leere Behauptungen entlarven. Stattdessen begeben sie sich auf sein Niveau hinunter, was nun nicht unbedingt toll ist.

Das ist sicherlich irritierend für Trump, der bislang der unangefochtene Meister im Ring war, mit wilden und üblen Etikettierungen seiner Gegner. «Sleepy Joe» (Biden), «Crooked Hillary» (Clinton), «Sloppy Steve» (sein ehemaliger Berater Bannon), «Low Energy Jeb» (Jeb Bush), «Wild Bill» (Clinton), «Birdbrain» (Nikki Haley), «Laffin› Kamala» (Harris), «Crazy Bernie» (Sanders), «Pocahontas» (Elizabeth Warren); «Little Rocket Man» (Kim Jong-un); die Liste ist lang und unvollständig.

Nun ist er plötzlich selbst der «weird» Donald Trump, das trifft natürlich. Das kann man auch mit seinen lobenden Erwähnungen von Hannibal Lecter untermauern, oder seiner Überlegung, ob er auf einem lecken Elektroboot lieber durch einen Stromschlag oder einen nahenden Haifisch umkommen wolle (Stromschlag).

Der Mann ist nicht ganz dicht, das ist spätestens seit dem entlarvenden Interview von Tucker Carlson klar. Da mäandert sich Trump ungebremst in absurde Wortwolken hinein, dass einem Angst und Bange wird.

Also ist «weird» gar nicht schlecht. Aber ob es wahlentscheidend ist? Wohl kaum. Ob es eine Halbwertszeit von mehr als ein paar Wochen hat? In der Öffentlichkeit nicht, in den «wir hassen Trump»-Medien sicher.

ZACKBUM ist jetzt schon gespannt, ab wann und wie sich die Medien in die Kurve legen werden, wenn sich eine Niederlage von Harris abzeichnet. Aber damit haben diese Wendehälse und Opportunisten nicht das geringste Problem. Das haben sie schon beim armen Biden gezeigt. Vom einzig richtigen Kandidaten, von der grossen Hoffnung, von demjenigen, der die besten Chancen hat, Trump zu verhindern, zum senilen Greis, der sofort wegmuss, dauerte es nur weniger Augenblicke.

Fast wie bei Orwells Wahrheitsministerium, das bei Gelegenheit mitten im Satz kehrtmacht und im zweiten Teil das Gegenteil vom ersten behauptet. Nur ist das in seiner Dystopie Bestandteil eines Gedankenpolizeistaats, der die vollständige Kontrolle über die Hirne seiner Untertanten erlangen will.

Soweit sind wir in der Schweiz noch nicht, daher passiert hier nur eines: die Glaubwürdigkeit der Medien geht flöten, die Leser wenden sich mit Grausen ab – und damit verlieren diese Organe ihre Existenzberechtigung und krähen vor dem Untergang höchstens noch nach Staatssubventionen.

Trump macht’s allen

Früher gab es noch Spurenelemente eines Wahlprogramms …

Anscheinend setzen die Demokraten neuerdings auf Kamala Harris. Wunderbar, wenigstens ein Kandidat unterhalb de Pensionierungsalters. Alle Trump-Hasser jubilieren, gratulieren, wollen sie mit der Macht der Buchstaben ins Weisse Haus schreiben. Natürlich vergeblich.

Nur: hat Harris eigentlich ein Wahlprogramm? Google hilf. Google hilft nicht. Vielleicht weiss das Weisse Haus mehr, schliesslich war sie ein paar Jährchen Vizepräsidentin?

«As Vice President, she has worked to bring people together to advance opportunity, deliver for families, and protect fundamental freedoms across the country.»

Nun ja, das hilft auch nicht wirklich weiter. Selbst CNN, durchaus nicht als demokratenfeindlich bekannt, hat seine liebe Mühe, irgendwelche Ziele oder Positionen von Harris zusammenzukratzen. Also solche, die über diese Flachheiten von Harris hinausgehen: «In this moment, I believe we face a choice between two different visions for our nation: one focused on the future, the other focused on the past.»

Immigration? Heikles Thema, da hat Harris als Vizepräsidentin versagt. Wirtschaft? Davon hat sie keine grosse Ahnung. Aussenpolitik? Als sie zur Bürgenstockshow entsandt wurde, empfand man das allgemein als Affront. Staatsschulden? Lieber schweigen als reden. Gesellschaftspolitik? Ein Wackelpudding; eigentlich progressiv, aber sie muss natürlich Rücksicht auf den Bible Belt und den Rust Belt und die stockkonservativen Wähler in der Mitte der USA nehmen. Ob die allerdings eine farbige Frau wählen würden?

Wenn man Harris an dem misst, was eigentlich essentiell bei Wahlen sein sollte, ist sie ein Totalausfall. Denn der Wähler sollte doch wissen, was er kriegt, wenn er seinen Präsidenten wählt; immerhin das mächtigste Amt der Welt.

Sieht es denn bei Donald Trump besser aus? Nun, da gibt es eine sogernannte «Agenda 47» und das «Project 2025» von der Heritage Foundation. Das ist immerhin mehr als bei Harris. Wobei, die «Agenda47» ist nichts anderes als eine Wundertüte mit Versprechen für alle.

«Die Amerikaner müssen die niedrigsten Kosten für Energie und Elektrizität auf Erden haben» «Rettung der Autoindustrie von den desaströsen Jobkiller-Programmen Bidens» «Todesstrafe für Menschenhändler» «Das Ende der Obdachlosigkeit für Veteranen».

Dazu Friede auf Erden, jedem sein tägliches Müesli and chicks for free.

Spricht Trump vor Bibeltreuen, hält er fromm eine Bibel in der Hand, obwohl er sicherlich noch keine Zeile drin gelesen hat. Spricht er an einem Bitcoin-Event, will er den Bitcoin befreien und stärken.

Und der überdicke Wälzer «Project 2025», der so ziemlich alle feuchten Träume der Rechtskonservativen der USA enthält? Da macht es Trump wie immer. Mal ist er dafür, mal dagegen. Mal findet er die Ideen gut, mal kennt er sie nicht mal. Mal ist der Bitcoin gefährlich und Unsinn, mal ist er sinnvoll und gut.

Obwohl auch Harris ihre Positionen wie eine Wetterfahne in den Wind dreht, ungeniert opportunistisch Unverbindliches oder Vages sagt, ist ihr Trump darin weit überlegen. Er hat verstanden, dass der Inhalt seiner Reden, seine Positionen überhaupt keine Rolle spielt. Wenn er behauptet, er werde in seiner Präsidentschaft sämtliche Konflikte auf der Welt beenden, die Biden verursacht habe, inklusive Ukrainekrieg, dann gibt es dazu nur zwei Positionen.

Der Mann spinnt und weiss nicht, was er brabbelt. Obwohl er sich selbst für ein «ziemlich stabiles Genie» hält. Oder aber, der Mann hat perfekt verstanden, dass der Inhalt seines Gequatsches vollkommen unwichtig ist. Im orange gefärbten Gesicht die weissen Beisserchen blitzen lassen, die ewig gleiche Handbewegungen, die immer kühner über unbehaarte Stellen hingefönte Blondfrisur, die möglichst häufige Verwendung von «great, best, huge, victory, better» und ähnlichen Floskeln, mehr braucht es nicht.

Was dabei allen «Beobachtern» und «Analysten» und «USA-Kennern» völlig entgeht; hier treten zwei Personen für das mächtigste Amt der Welt an, die keine ernstzunehmende Vision, kein Programm, keine behaftbaren Ziele haben. Deren einzige klare Wahlaussage ist: wählt mich, nicht den anderen, nicht die andere.

Nicht eine mögliche zweite Präsidentschaft Trumps sollte Angst machen. Sondern diese völlige Sinnentleerung der US-Politik. Aber um das zu erkennen – obwohl es offensichtlich ist – braucht es eben mehr Grips als für das ewige «alles, nur Trump nicht».

Münger rides again

Der Mann ist reif für die Pensionierung. Als Auslandchef ungeeignet.

Natürlich ist es frustrierend, sich «Auslandchef» nennen zu dürfen, dabei ist er nur Sachverwalter, denn das Ausland beim Qualitätsmedienkonzern Tamedia (oder «Tages-Anzeiger», man weiss gar nicht mehr, wie der zurzeit heisst) wird bekanntlich von der «Süddeutschen Zeitung» bespielt. Oder besser gesagt grausam malträtiert.

Kann ich auch, sagt sich Christof Münger, und greift selten, aber umso heftiger zu dem, was ein Auslandchef ohne Ausland und Verstand halt bespielen kann: den Leitartikel.

Man kann sich nun darüber streiten, ob es gut oder schlecht ist, wenn schon der Titel keine Frage mehr offenlässt. Allerdings: rund die Hälfte der Amis wollen eine Gefahr wählen? Echt jetzt? Unbestreitbar bescheuert ist bereits der Lead:

«Es geht bei diesem Wahlkampf nicht um politische Programme, sondern darum, das Comeback von Donald Trump im Weissen Haus zu verhindern. Wie man zu Kamala Harris steht, wird zur Nebensache.»

Bei einem Wahlkampf gehe es nicht um politische Programme? Das gilt vielleicht für Venezuela. Es geht nicht darum, sich zwischen zwei Kandidaten zu entscheiden, sondern einen zu verhindern? What a nonsense, wie der Ami sagt. Was man von der Kandidatin hält, sei Nebensache? What a bullshit, wie der Ami sagt.

Es geht holterdipolter weiter: «… der politische Boxmatch des Jahres … Donald Trump foutiert sich um diesen traditionellen, überparteilichen Konsens … hat sich ein irritierender Both-Sideism breitgemacht, neudeutsch für die Tendenz, beide Kandidaten als gleichwertig zu behandeln … Trump lässt sich nicht «entteufeln» … Trump ist nicht nur Präsidentschaftskandidat, sondern eine Gefahr für die amerikanische Demokratie … man kann ihr nur viel Glück wünschen im Boxkampf für die Demokratie.»

Dieses Gelalle erinnert einen unwillkürlich an eine Rede von Joe Biden, wenn der sie nicht vom Teleprompter ablesen konnte. Es erscheint fast aussichtslos, Münger vorsichtig wieder an die Wirklichkeit heranzuführen. Die sieht nämlich so aus.

Trump ist der nominierte Kandidat einer der beiden vorherrschenden Parteien in den USA. Unabhängig von seinen Charaktereigenschaften, der Inhaltsleere seiner Versprechungen, seiner Unfähigkeit als Geschäftsmann und seiner Fähigkeit, sich selbst ständig zu widersprechen oder Lügen zu verbreiten: rund die Hälfte aller US-Stimmbürger wird ihn wählen. Und das ist ihr demokratisches Recht.

Wer ihnen das abspricht – wie Münger – ist selbst eine grosse Gefahr für die Demokratie, denn er ist ein Antidemokrat. Man kann auch als aussenstehender Beobachter persönliche Präferenzen haben, Und wenn die Wahl zwischen Biden und Trump derjenigen zwischen Pest und Cholera glich, so ist’s nun wohl zwischen Typhus und Cholera.

Denn Harris ist schlichtweg eine Blackbox. Sie hat kein Wahlprogramm, kein Profil; PR-Fuzzis und Spin Doctors bemühen sich inzwischen, diese leere Leinwand bunt anzumalen. Wer in vier Jahren als Vizepräsident dermassen blass und unscheinbar (und unbeliebt) blieb, dass die Demokraten mehrfach den bedenklich senil werdenden Biden ihr vorzogen, der wird nicht plötzlich ein anderer Mensch, nur weil er für Flachdenker wie Münger zur letzten Hoffnung gegen Trump wird.

Der aussenstehende Beobachter darf seine persönlichen Präferenzen haben, auch wenn er nominell Auslandchef eines Organs ist, das mit seinem Kopfblattsalat mehr als eine Million Leser beschallt. Aber er dürfte eigentlich nicht offen antidemokratische Ansichten äussern.

Einerseits ist das gut so. Denn damit lässt Münger keinen Zweifel an seinen Überzeugungen, seinem Tunnelblick – und seiner fehlenden Qualifikation, ein nicht unwichtiges Ressort zu leiten. Vorausgesetzt, man ist sich noch einig, dass es die Aufgabe einer Auslandredaktion ist, den Lesern das Ausland – fern, bunt, kompliziert – so gut wie möglich zu erklären und näherzubringen.

Zu behaupten, die Hälfte der US-Wähler wollten einen «Möchtegernautokraten» als Präsidenten, beleidigt rund 80 Millionen registrierte Stimmberechtigte. Wer ein so grobes Schwarzweissbild hat, ist für jede differenzierte Analyse ungeeignet: «schwarze Frau gegen alten weissen Mann, ehemalige Staatsanwältin gegen kürzlich verurteilten Straftäter». Wer das wieder einmal zum ewigen Kampf zwischen Gut und Böse hinaufschreibt, «der Jahrzehnte prägen könnte», hat Mass und Mitte verloren.

Wer demokratische Wahlen «als politischen Boxmatch» abqualifiziert, ist schon in der ersten Runde K.o. Und sollte den Ring Richtung Ruhestand verlassen. So wie Biden.

Yes we wobble

Wackeln, schwanken, flattern. Fahnen im Wind, die Medien.

Der arme Joe Biden ist entsorgt als das, was er schon seit Längerem ist: ein seniler alter Mann mit schlechtem Gedächtnis, der nur beschränkt aufnahmefähig ist und daher schon längst für das Amt des mächtigsten Herrschers der Welt ungeeignet.

Trump bleibt Trump und ist vorläufig leicht derangiert. Sein Lieblingsgegner ist ihm abhanden gekommen, nun ist er der einzige Alte im Ring. Vorläufig beschimpft er seine neue Gegnerin einfach mal unflätig («crazy, nuts»), aber ihm wird sicher noch Besseres (oder Schlimmeres) einfallen. Natürlich sie zu verklagen, das gehört in den USA zum Brauchtum. Sie dürfe nicht die Wahlspenden verwenden, die für das Zweierticket Biden/Harris eintrudelten. Gaga, aber wenn man genug Geld hat …

Phänomenal ist die Hochschreibung von Kamala Harris zur neuen, farbigen Hoffnung. 1500 Treffer im Medienarchiv, seitdem Biden seinen Rücktritt von der Kandidatur bekannt gegeben hat. (Fast) alle Lobhudeleien.

Zuerst die Ausnahme: «Manchmal tanzt sie, manchmal ist sie eine schreckliche Chefin: Die Widersprüche von Kamala Harris», titelt der USA-Korrespondent von CH-Media Renzo Ruf. Und wagt sich immerhin an ein differenziertes Porträt.

Ansonsten spitze Jubelschreie und Artikel, bei denen neue Hoffnung die Feder führt, dass uns doch Trump erspart bleiben möge. Darunter natürlich die Umfragen: Harris «liegt jetzt vor Donald Trump», begeistert sich «20 Minuten». Aber auch Schreckensmeldungen: «Trump will Harris Zugriff auf Spenden verhindern», orakelt das St. Galler «Tagblatt». Auch die NZZ ist nicht ganz überzeugt von ihr: «Reiche besteuern, den Rest schonen: Harris und ihr Hang zum Linkspopulismus».

Die «Süddeutsche Zeitung» hingegen wird geradezu lyrisch: «Räuber und Gendarm» titelt sie, in Anspielung auf die Verurteilung Trumps und die Tatsache, dass Harris mal Staatsanwältin war. «Harris mit viel Rückenwind», weiss die «Südostschweiz». «Im Trump-Lager herrscht Panik», diagnostiziert die «Welt». Dagegen weiss Tamedia: ««Yes We Kam» – plötzlich herrscht Euphorie». «Moderne Frau gegen alten Mann», bringt es die «Frankenpost» auf den Punkt. Und der österreichische «Falter» flattert in der heissen Luft: «Amerikas letzte Hoffnung», der «Standard» sekundiert: «Kamala Harris startet voll durch».

Auch der «Blick» weiss genau: «Harris ist der Gegenentwurf zu Trump».

Das ist alles sehr erstaunlich. Und hofft auf das Kurzzeitgedächtnis der Leser. Denn wir erinnern uns. Beim ersten Amtsantritt von Biden, der damals schon die Notlösung gegen Trump war, war Harris die Notnotlösung. Man hoffte, dass sie im besten Fall schon in der ersten Amtszeit das Zepter von Biden übernehmen könnte, so nach zwei Jahren. Aber auf jeden Fall dann nach seiner ersten Amtszeit als Präsidentschaftskandidatin antreten würde.

Da kam dann leider etwas dazwischen. Nämlich die Tatsache, dass Harris nie ein eigenes Profil entwickeln konnte, in Beliebtheitsumfragen unter ferner Liefen auftaucht, kein Charisma hat, weder den Frauen-, noch den Farbigenbonus ausspielen konnte, obwohl sie zum Amtsantritt hochgejubelt wurde. So schwärmte Priska Amstutz (die war mal was bei Tamedia): «Frauen und Männer auf der ganzen Welt haben die Wahl einer Frau zur ersten Vizepräsidentin der USA dringend gebraucht». Und sie fuhr verliebt wie ein Backfisch fort: «Harris kann während ihrer Amtszeit als Coach in Female Leadership dienen.» Damit nicht genug: «Madam Vice President, Sie haben das Wort.»

Amstutz ist Geschichte, solche Lobeshymnen auch. Das sahen auch die Bosse der Demokratischen Partei so. Zuerst wurde gecancelt, dass Harris die Präsidentschaft von Biden übernahm. Dann wurde gecancelt, dass sie an seiner Stelle in den Ring gegen Trump steigt. Obwohl schon damals allen Entscheidungsträgern bewusst war, welches Risiko sie mit einem senilen Biden eingehen. Aber lieber ein Gaga-Greis als eine unbeliebte, profillose, schwache Rednerin, eine Opportunistin, die immer ihr Mäntelchen in den Wind hängt.

Das war noch vor wenigen Monaten die Entscheidungslage, lauthals begrüsst von (fast) allen Kommentatoren, die sogar daran herummäkelten, dass Biden sich wieder für Harris als Vizepräsidentin entschieden hatte. Könnte seine Wahlchancen nicht gerade steigern.

Man muss es der Journaille lassen. Sie braucht nicht einmal mehr eine Schrecksekunde (wie damals, als Trump wider all ihre Erwartungen Präsident wurde).

Von «Biden ist die beste Option gegen Trump» zu «Biden muss weg», von «Biden kann Trump schlagen» zu «Biden kann Trump nicht schlagen». Von «ein wenig merkt man sein Alter, aber der Mann ist immer noch kregel» zu «wie kann man nur so einen Gaga-Greis nochmal antreten lassen».

Von Harris war dabei höchstens am Rand die Rede. Bei Spekulationen über allfälligen Ersatz kam sie meistens als «okay, die Vizepräsidentin wäre auch eine Möglichkeit, aber doch eher unwahrscheinlich» vor.

Und jetzt? «Yes we Kam», Aufbruchstimmung, die wird Trump schlagen, die kann Trump schlagen, wir sind begeistert.

Aber glauben die Damen und Herren von Amstutz abwärts, von Münger aufwärts im Ernst, dass sie ihr Publikum noch ernst nimmt? Unterhaltungsprogramm, gut, das ist denkbar. Man hat ja heutzutage so wenig zu lachen. Aber sonst? Auch über Lachnummern kann man nicht ewig kichern.

Vor allem, wenn sie immer wieder die gleiche Nummer zum Besten geben: gestern sage ich das, heute dies, morgen jenes. Oder umgekehrt. Ist doch egal.

 

Der gemässigte Trump

Gaga-Biden hat aufgegeben, Amok-Trump macht weiter.

Donald Trump lässt kein Fettnäpfchen aus; und wenn keins rumsteht, stellt er’s selber hin. Dass ihn die Kugel eines Attentäters knapp verfehlte, das interpretiert er als Zeichen Gottes, der alte Heuchler, der sich auch schon mit Bibelfanatikern in frommem Gebet ablichten lässt. Oder mit der Bibel in der Hand, obwohl er auch in diesem Buch noch keine Zeile gelesen hat.

Der Mordanschlag habe ihn «auferstehen» lassen, frömmelt der WeWo-Chef Roger Köppel, der auf seine älteren Tage hin auch immer mehr zum Gottesfürchtigen mutiert. Trump sei nun sanfter, zurückhaltender, einfach noch besser geworden.

Blöd nur, dass Trump halt Trump bleibt, wenn man ihn lässt. Weicht er von seinem Redemanuskript ab, das auch er vom Teleprompter abliest, dann perseveriert er plötzlich über Hannibal Lecter, ohne dass es einsichtig wäre, was er damit meint.

Richtig sauer ist Trump, dass ihm sein Lieblingskonkurrent Joe Biden abhanden gekommen ist. Vom Zweikampf seniler Alter gegen Amok-Alter ist nur noch einer übriggeblieben. Also redet sich Trump schon mal gegen seine neue Konkurrentin warm: «Ich nenne sie lachende Kamala», polterte er bei einer Wahlveranstaltung gegen Harris los.

«Man kann sehr viel aus einem Lachen schliessen. Sie ist verrückt («crazy»), sie ist plemplem («nuts»).»

Mal schauen, zu welcher Diagnose wir bei diesen Aussagen kommen: «staatsmännische Würde … eine Art Wiedergeburt. Zum Guten? … bewährte sich als Held … reckte er, nicht zu bändigen, in unbesiegter Kämpferpose seine kraftvoll geballte Faust empor … eigenes Heldengemälde in Echtzeit … eine Schicksalsfügung Gottes … Das gottlose, heuchlerische Frömmlertum sah in Trump den Teufel …»

Mal Hand aufs Herz: ist solches Lobhudeln nicht crazy und nuts? Kann man den Autor solch wahnhafter Anbetung noch ernst nehmen? Ist sein Reflex, immer gegen den Strom zu schwimmen, aus Prinzip und ohne Reflexion, ausreichend als Entschuldigung?

Die NZZ sieht neuerdings in Donald Trump ein politisches Genie. Viele versuchen, diesem Phänomen auf die Spur zu kommen. Wie kann es sein, dass ein vielfach gescheitertes Grossmaul mit der Moral eines Strassenköters («you can grab ‹em by the pussy»), ein Lügner, ein Greis mit absonderlicher Frisur und merkwürdiger Gesichtsfarbe, ein TV-Star, ein Narzisst, ein Heuchler, dazu völlig ungebildet, weitgehend kenntnisfrei, was die amerikanische oder die Weltgeschichte betrifft, Präsident der USA werden konnte?

Wie kann es sein, dass er – obwohl er seine letzte Niederlage bis heute leugnet, einen Mob zum Sturm aufs Capitol anstachelte, vergeblich versuchte, sich zusätzliche Stimmen zu bescheissen – nochmals antritt, im auch nicht mehr jugendlichen Alter von 78, und nicht nur begeisterten Zuspruch erfährt, sondern mit null Programm oder Vision nochmals eine gute Chance hat, gewählt zu werden?

Dass grosse Teile der US-Stimmbürger für ihn sind, ist mit mangelhaften Alternativen zu erklären. Mit dem Ennui über ein Politsystem in Washington, das dysfunktional, korrupt und völlig abgehoben funktioniert.

Aber wie können ansonsten zurechnungsfähige Journalisten in Hirnstarre und Schnappatmung verfallen, wenn sie über ihn berichten? Die einen, wenigen, weil sie ihn bewundern, geradezu anhimmeln. Die anderen, vielen, weil sie Schübe und Wallungen kriegen, wenn sie nur seinen Namen hören.

Das Grossmaul verspricht allen alles, so will er sämtliche internationalen Konflikte lösen, die USA wieder gross machen, illegale Einwanderung stoppen, Sachen reparieren, die gar nicht kaputt sind. Dabei äussert er sich unflätig über alle, die nicht auf seiner Seite sind – oder die es mal waren, sich aber mit Grausen abwandten, wie viele seiner Helfershelfer.

Und so eine Witzfigur hat ernsthafte Chancen, zum zweiten Mal zum Präsidenten der stärksten Militärmacht und noch stärksten Wirtschaftsmacht der Welt gewählt zu werden. In die mächtigste Position, die zu vergeben ist. Mit der Möglichkeit, einen Atomkrieg anzufangen. Sprunghaft Geschirr zu zerschlagen, ungeniert eigene Interessen (oder die seines Familienclans) mit den Möglichkeiten seines Amts zu verquicken (wie es auch schon der aktuelle Präsident tut).

Die Journaille scheitert regelmässig daran, dieses Phänomen zu erklären. Das beweist, dass auch hier das Niveau bedenklich gesunken ist. Wenn ein Artikel mit dem Satz beginnt: Unser Redaktor ordnet ein, weiss der kundige Leser, dass er weiterblättern oder scrollen sollte. Aber wohin nur?

Das Ende des seriösen Journalismus

Die Totenglocke läutet Peter Burghardt.

Der US-Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung», der dank Sparmassnahmen auch die Leser der Blätter des Qualitätskonzerns Tamedia beschallt, gibt in typisch deutscher Manier den Tagesbefehl aus.

Auch Burghardt weiss es  im Nachhinein besser, was er vorher anders sah: «Natürlich hätte Joe Biden früher aufgeben sollen, am besten wäre er gar nicht erst angetreten

Nachdem derselbe Burghardt (oder ein Klon?) die Kandidatur Bidens noch lauthals bejubelt hatte, sucht er nun krampfhaft nach Alternativen. Dabei lobhudelte er (der Klon?) noch vor einem Jahr: «Für einen doch schon etwas älteren Herrn ist Joe Biden in diesen Tagen wieder gut unterwegs. Reicht seine Energie, um Donald Trump zu stoppen? Das ist die Hoffnung.» Oder sollte man ihn doch auswechseln? «Sinn machen sie (solche Überlegungen, Red.) eher nicht mehr, weil es voraussichtlich zu spät ist.» Wusste Burghardt im November 2023. Und noch im Februar 2024 pfiff er im Wald: «Am Ende könnte Biden schon deshalb wieder eine Mehrheit bekommen, weil wie 2020 eine Mehrheit Trump nicht will.»

Schliesslich war sich Burghardt noch im März 2024 sicher: «Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Biden beim Parteikongress im August offiziell nominiert, um dann am 5. November wie vor vier Jahren wieder gegen Donald Trump anzutreten. Auch wenn seit einiger Zeit die sehr vage Theorie herumwabert, er lasse sich angesichts seines Alters und gelegentlicher Versprecher womöglich doch noch auswechseln.» So viel zu einer herumwabernden, sehr vagen Theorie.

Nachdem die nun nicht mehr wabert, wird Burghardt mit der Vizepräsidentin auch nicht so recht warm und gönnt sich erst mal eine Runde «hau den Trump»:

«Die Republikaner folgen Trump wie eine Sekte ihrem Guru. Im Duett mit J.D. Vance wird der Serienlügner, Mehrfachangeklagte und verurteilte Betrüger von seinen Fans vergöttert, umso mehr nach seinem überstandenen Attentat

So, dann wieder zurück zu den Demokraten. Was haben die zu tun? Natürlich auf Burghardt hören: «Wenn die Demokraten wirklich glauben, dass sie (Kamala Harris, Red.) das schaffen kann, dann müssten sie möglichst rasch alle prominenten Fürsprecher hinter ihr vereinen, von Barack Obama über die Clintons bis zu George Clooney, die Gönner sowieso

Die wichtigste Gruppe vergisst der Besserwisser glatt: die Grossspender. Oder nennt er sie euphemistisch «Gönner»? Aber Burghardt ist eine richtige Wundertüte an guten Ratschlägen: «Öffentliche Zweifel in den eigenen Reihen jedenfalls wären fatal

Man erahnt die Qualen, die dieser Mann erleiden muss. Er wüsste eigentlich ganz genau, wie’s geht. Was die Demokraten tun müssten. Und was sie zu lassen haben. Bloss: nicht mal in München, nicht mal in Zürich, Basel oder Bern hört man auf ihn. Keinen interessiert’s wirklich, zu unstet ist der Mann in seinen Fehlanalysen.

Und am Schluss geht er wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nach, dem Pfeifen im Wald:

«Denn eine Mehrheit gegen Donald Trump kann es nach wie vor geben.»

Und es ist möglich, den Hunger in der Welt zu besiegen. Auch Frieden kann allerorten ausbrechen. Die Menschheit ist unterwegs ins Paradies. Sie wäre es, wenn bloss auf Burghardt gehört würde. So aber leiden wir weiter im Jammertal. Und müssen uns das Gejammer und Gegreine dieser Fehlbesetzung anhören.

Hat denn wenigstens Tamedia ein Einsehen mit seinen gequälten Lesern? Ist die Chefredaktion mit Betrachtungen über blanke Busen völlig ausgelastet? Könnte wenigstens der Auslandchef ohne Ausland mal ein Machtwort sprechen und diese Unke abstellen? Gegen Burghardt sind sogar Kommentare von Christof Münger eine Labsal, und das will nun wirklich etwas heissen.

Wobei, betrachten wir Müngers Gequatsche mal genauer: «Joe Biden bleibt der aussichtsreichste Kandidat, um Donald Trump zu verhindern, ungeachtet der miesen Umfragewerte. Hoffentlich realisieren die Amerikanerinnen und Amerikaner, dass sie am 5. November 2024 nicht nur über einen alternden Präsidenten befinden, sondern eine Weiche stellen. Dabei geht es um mehr als um Amerika

Wir nehmen die vorherige Aussage zurück …