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Wahn und Wirklichkeit

Die bekannte Unke Peter Burghardt sieht wieder einmal ein Ende nahen.

Der Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung» sah schon das Ende der Demokratie in den USA kommen. Und versuchte verzweifelt, gegen den damals drohenden Wahlsieg von Donald Trump anzuschreiben. Vergeblich.

Aktuell übernimmt das Haus der Qualitätsmedien Tamedia seinen Stuss via München und setzt ihn seinen Lesern zahlungspflichtig vor.

«Weil sich «Post»-Besitzer Jeff Bezos dem US-Präsidenten beugt, laufen der einstigen Bastion für furchtlosen Journalismus Redaktoren und Abonnenten davon. Der frühere Chefredaktor Martin Baron findet deutliche Worte für den Verfall.»

Koinzidenz mit Kausalität verwechseln, ein beliebter Fehler.

Als Kronzeugen für sein Untergangsszenario hat er sich einer sehr glaubhaften Quelle versichert. Des ehemaligen Chefredaktors Martin Baron. Der leitete die WaPo von 2013 bis 2021. «Ich hatte mit dem Schlimmsten gerechnet, aber es ist noch schlimmer», jammert Baron ins Mikrophon. Der Besitzer Jeff Bezos (Amazon) sei vor Trump eingeknickt, indem er der Redaktion untersagte, eine Wahlempfehlung für die gescheiterte Kandidaten Kamala Harris abzugeben. Seither seien «mehr als 300’000 Abonnemente inzwischen bei der «Washington Post» storniert» worden, «genaue Zahlen gibt es nicht». Dafür ist das aber eine ziemlich genaue Zahl.

Die Lage sei furchtbar, unkt Burghardt: «Fast täglich fragen jetzt ehemalige «Post»-Kollegen Martin Baron um Rat. Gehen? Bleiben? Baron spricht mit ihnen die Möglichkeiten durch.» Er erinnert an die glorreichen Zeiten, als zwei mutige Journalisten den damaligen Präsidenten Richard Nixon mit dem Watergate-Skandal zum Rücktritt zwangen.

Das ist Nostalgie, aber die Wirklichkeit sieht mal wieder ganz anders aus, als sie Burghardt beschreibt, der lieber in seiner Gesinnungsblase leben möchte.

Die reale Entwicklung der Abonnentenzahlen sieht so aus:

  • 1993: Die Washington Post erreichte ihren Höhepunkt mit einer durchschnittlichen werktäglichen Auflage von 832.332 Exemplaren und einer Sonntagsauflage von über 1,15 Millionen.

  • 2012: Die werktägliche Auflage sank auf 484.385, was einem weiteren Rückgang von 8,4 % gegenüber dem Vorjahr entspricht.

  • 2016: Die Auflage lag bei 507.615 Exemplaren.

  • 2023: Die durchschnittliche werktägliche Printauflage betrug 139.232 Exemplare.

Digital sieht es so aus:

  • 2018: Über 1 Million digitale Abonnenten.

  • 2023: 2,5 Millionen digitale Abonnenten.

Trotz dieses Wachstums verlor die Zeitung seit Ende 2020 etwa 500.000 Abonnenten und verzeichnete 2023 einen Verlust von rund 100 Millionen US-Dollar. So viel zum erfolgreichen Wirken von Baron.

Das Blatt war am Abserbeln, als es Bezos 2023 für 250 Millionen Dollar in Cash kaufte. Er verpasste ihm den Slogan «Democracy dies in darkness» und investierte seither viele weitere Millionen. Unter Bezos› Führung erlebte die «Washington Post» eine umfassende Digitalisierung und Modernisierung. Dazu gehörten der Ausbau des Entwicklerteams, die Optimierung für mobile Endgeräte und die Einführung neuer Einnahmequellen wie Softwarelizenzen und Partnerschaften mit anderen Medienhäusern.

Ohne diesen Investor gäbe es die WaPo nicht mehr, sicherlich nicht in der heutigen Form. Trotz Abgängen und Sparmassnahmen beschäftigt die Zeitung immer noch rund 940 Redakteure. Der «Tages-Anzeiger» hat dagegen noch rund 300 Mitarbeiter, die SZ ungefähr 450. Wobei es schwierig ist, bei den ganzen Rausschmissen den Überblick zu behalten.

Es ist aber keinesfalls so, dass die WaPo erst neuerdings Abonnenten verliert. Gleichzeitig steht Bezos für die Verluste gerade, die die Zeitung immer noch produziert.

Von den 940 Mitarbeitern verliessen eine Handvoll das Blatt unter grossem Getöse. Dennoch bemüht sich eine dreimal so grosse Redaktion wie beim Tagi, rund um die Uhr News zu produzieren, ohne dabei sehr viele Inhalte von einer anderen Zeitung im Ausland zu übernehmen.

Darunter ein Stück wie das von Burghardt, das an Realitätsferne nicht zu überbieten ist, wo Wille und Gesinnung wichtiger sind als eine nüchterne Betrachtung der Wirklichkeit. Es wäre für den Journalisten ein Leichtes gewesen, sich über die wirklichen Zahlen zu informieren und sie seinen Lesern zu präsentieren.

Stattdessen verliert er sich in solchen Nebensächlichkeiten: «Es ist neun Uhr morgens, Martin Baron, den die meisten einfach nur Marty nennen, beugt sich über seinen Laptop. Er wohnt inzwischen die meiste Zeit in Massachusetts. Hemd, Brille, grauer Bart – 70 Jahre ist er alt, einer der renommiertesten Journalisten der USA.»

Schön, dass wir das nun wissen. Aber wie es wirklich um die finanzielle Situation des Blatts steht, welche Bedeutung die Rettungsaktion von Bezos und seine tatkräftige Hilfe bei der Umstellung aufs Digitale hat, das unterschlägt Burghardt seinen Lesern.

Ebenso jede Erwähnung des aktuellen Inhalts. Da muss der Leser schon selber nachforschen, wenn er des Englischen mächtig ist. Dann wird er sehen, dass die WaPo keineswegs lauter Lobeshymnen auf Trump oder seinen Sidekick Elon Musk anstimmt.

Aber Burghardt schreibt lieber nach der Devise: was nicht passt, wird passend gemacht. Oder einfach weggelassen.

Dabei gehört es eigentlich zum Ehrenkodex jedes zurückgetreten Chefredaktors (wie auch jedes anständigen Politikers), dass er vom Altenteil aus nicht seine Nachfolger mit Kritik und launigen Bemerkungen überzieht.

Blöd auch, dass ihm sein Kronzeuge sogar selbst ins Knie schiesst: «Er» (Baron, ZACKBUM) «überfliegt während des Videocalls die aktuelle Ausgabe. Und? «Sieht ziemlich normal aus», sagt er. Da ist an diesem Tag unter anderem ein kritischer Artikel über Donald Trumps Strafzölle.»

Aber immerhin, ein gewünschtes Quote konnte er Baron entlocken: «Meine Sorge gilt dem Verhalten des Eigentümers. Das untergräbt den Ruf der Zeitung.» Das wird dann in einer Bildlegende hochgejazzt zu: «Der Eigentümer untergräbt den Ruf der Zeitung.» Eine solche Schludrigkeit würde man in der WaPo nicht durchgehen lassen.

Aber Burghardt schreibt halt in einer anderen Liga. Seine Art zu schreiben ist in Wirklichkeit Anlass zur Befürchtung, dass so der Journalismus stirbt, sich überflüssig macht, nichts zur Erkenntnis des Lesers beiträgt. Aber das merkt die Unke natürlich nicht.

 

 

 

Seiten-«Blick»

Vermuten, fragen, raten. Ein Erfolgsrezept. Wenn man Leser verlieren will.

Leservertreibungsmassnahme eins:

Unter wechselnden Titeln (weiter unten steht noch «Darum könnte Trump der Südafrika-Angriff auf die Füsse fallen») versucht sich der «Blick» an einer «Analyse». Verfasst ist sie von Chiara Schlenz, die sich in höchsten Tönen loben lässt: «Ihre fundierte Expertise in diesen Bereichen spiegelt sich in ihren Artikeln wider, die oft die Hintergründe und Nuancen globaler Ereignisse beleuchten.»

Womit beleuchtet sie nun die Begegnung der beiden Präsidenten im Weissen Haus? Mit einer Zusammenfassung von längst Bekanntem und Kommentiertem. Donald Trump stapelte mal wieder eine Fake News auf die andere. In Südafrika fände ein «Genozid» an Weissen, insbesondere an weissen Farmern statt. Cyril Ramaphosa hatte aus dem Selenskiy-Desaster gelernt und versuchte, den Nonsens ruhig richtigzustellen. Ihre tierschürfende Analyse endet mit der Schlussfolgerung: «Trumps Konfrontationskurs könnte also dazu führen, dass die USA geopolitisch an Einfluss verlieren – und China die Lücke füllt

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, ein Modalverb im Konjunktiv, denn es könnte ja auch nicht dazu führen.

Gut, dass diese Erkenntnis nur der Handvoll «Blick+»-Abonnenten vorenthalten ist, während der grosse Rest der «Blick»-Leser frustriert zurückbleibt, weil ihm diese «fundierte Expertise» vorenthalten wird.

Leservertreibungsmassnahme Nummer zwei:

Tja, kommt er oder kommt er nicht? Auch das kann man so oder so sehen. Aber nur, wenn man plusst, sonst wird man an den Fingernägeln knabbern und vergeblich nach einer Antwort suchen. Kleines Trostpflaster: Auch die Plusser erfahren nichts Nennenswertes. Nur zahlen sie noch dafür.

Leservertreibungsmassnahme Nummer drei:

Endlich mal Lebenshilfe und Nutzwert für alle. Es ist eine sträflich unterschätzte Gefahrenquelle im Strassenverkehr: «Alkoholisierte Velofahrerinnen und Velofahrer verursachten in den letzten fünf Jahren im Schnitt 85 Unfälle pro Jahr mit Schwerverletzten.» Ein Massaker. «Blick» hat gnadenlos recherchiert: «Die Kantonspolizei Basel-Stadt hat auf Anfrage mitgeteilt, dass in letzter Zeit keine Intensivierung der Kontrolltätigkeit für Velolenkende vorgenommen wurde.» Man beachte auch die elegante Sprachvergewaltigung «Velolenkende». Die aber nicht alle Trinkende sind. Ach, und es gilt die gleiche Promilleobergrenze wie für Autolenkende.

Leservertreibungsmassnahme Nummer vier:

Schon wieder eine Frage. Die Antwort interessiert nicht wirklich. Aber der Artikel ist nicht nur gratis für alle, sondern am Schluss steht ganz verschämt:  «Bei diesem Beitrag handelt es sich um Werbung.» Wobei Werbung doch eigentlich positive Effekte haben sollte. Sonst ist es keine.

Leservertreibungsmassnahme Nummer fünf:

Oh Wanderer, du wirst sie nie kennenlernen, weil du dir kein Abo leistet. Aber auch hier tröstet ungemein: sie sind ungeschrieben, also nur beschrieben.

Leservertreibungsmassnahme Nummer sechs:

Das ist sicherlich für die Betroffenen im sehr weit entfernten San Diego (wie viele «Blick»-Leser wohl spontan sagen könnten wo das liegt?) bedauerlich. Aber als Aufmacher in der Rubrik Ausland?

Leservertreibungsmassnahme Nummer sieben:

Nun, vielleicht, weil Chrissy wer? nüchtern so viele Schönheitsoperationen nicht erträgt. Auf jeden Fall sagt sie Alkohol-, Pardon, Inhaltsschweres: «Die Wahrheit ist, ich weiss nicht, was ich tue. Ich weiss hundertprozentig, dass ich mich nüchtern besser mag.» Keine Ahnung, ob das anderen auch so geht.

Leservertreibungsmassnahme Nummer acht:

Fragen über Fragen, Rätsel über Rätsel. Diesmal der Aufmacher der Wirtschaft. Allerdings wäre es wohl selbst für Chrissy ernüchternd, wenn sie den Lead lesen würde: «Der Preisüberwacher verknurrt die Hotel-Buchungsplattform Booking.com zu tieferen Gebühren. Darf er das? Und was heisst das für die Kundschaft? Der Beobachter ordnet ein

Wie tut er das? «Da die Hotels zumindest einen Teil der Gebühren auf ihre Gäste überwälzt haben dürften, ist es möglich, dass Übernachtungen in Schweizer Hotels künftig günstiger werden.» Oder es ist vorläufig unmöglich, weil Booking.com gegen diese Entscheidung vors Bundesverwaltungsgericht ziehen wird.

Auch der «Beobachter», bei dem sich der «Blick» hier Kompetenz abholt, hat nicht nur Sternstunden. Sein Ratschlag: «Wer den bestmöglichen Preis für ein Hotel ergattern will, sollte die Angebote immer auf verschiedenen Plattformen vergleichen. Oft bieten Hotels bei einer direkten Buchung den besten Preis – ganz ohne Kommission.»

Die Anzahl Hotelbucher, die das nicht tun, dürfte ungefähr gleichhoch sein wie die der «Blick+»-Abonnenten …

Okay, zugegeben. Das Wort Leservertreibungsmassnahme ist einfach eine höfliche Form für Leserverarschung.

 

Amtlich: Trump ist irr

Wer sollte noch Zweifel haben?

Der US-Präsident Donald Trump nutzte seine Arabien-Reise in erster Linie dazu, seine eigenen Taschen und die seines Clans zu füllen. Nicht nur, dass er sich eine Air Force One schenken liess. Er vereinbarte jede Menge «Deals», die mit neuen Trump-Towers Geld in seinen Beutel klingeln lassen  sollen. Obwohl sie, wie die meisten seiner Projekte, in einem Desaster enden werden.

Ein Raubzug am helllichten Tag, nannte das die  «Financial Times».

All das ist menschlich verständlich. Nach einem Leben voller Flops ist er endlich am Ziel seiner Wünsche angelangt. Als US-Präsident in seiner zweiten Amtstzeit geht es den multipel gestörten Narzissten um nichts anderes als Selbstbereicherung.

Bei Treffen mit dem saudirarabischen Schlächter Mohammed Bin Salman oder beim Handshake mit dem gewendeten fundamentalistischen Irren Mohammed al-Baschir ging es ihm nur um eins: um Deals, die auch seine Taschen füllen.

Dabei liess er den grossen Partner der USA links liegen; Israel, no deal, zero points.

Nachdem er sich bereits als valablen Kandidaten als Papst lächerlich machte, liess er ein neues Video posten, das ihn als musikalisches Multitalent präsentiert.

Seit seiner aberwitzigen Berechnung von Strafzöllen, die er dann Schritt für Schritt zurücknahm, hat er für Handlungsunsicherheit auf den Weltmärkten gesorgt und musste erkennen, dass der Bond-Markt stärker ist als er. Zudem will er die US-Staatsschulden auf Kosten aller Dollar-Besitzer herunterfahren.

All das lässt nur einen Schluss zu: der mächtigste Mann der Welt ist irre geworden.

Das ist ein Fakt. Umso verblüffender ist es, dass es von Köppel abwärts («Friedensfürst») immer noch genügend Fans gibt, die all sein erratisches und unverantwortliches Handeln mit Lobeshymnen begleiten.

Die menschliche Dummheit, im Gegensatz zum Universum, ist unendlich, sagte Einstein so richtig.

Hier zerstört der mächtigste Mann der Welt aus Eigennutz die wirtschaftliche Basis von Verlässlichkeit und Berechenbarkeit der nach wie vor wichtigsten und militärisch stärksten Macht der Welt.

Und bekommt dabei Applaus von Verpeilten und Vollpfosten, die seinem verantwortlosen Handel durchaus Positives abzugewinnnen meinen.

Dabei ist ein skrupelloser Irrer an der Macht, dem es ausschliesslich um die Partikiuärinterressen von ihm selbst und seines Clans geht.

Die angekündigten «Deals» in Multimillardenhöhe von über einer Billion werden sich bei genauerer Betrachtung in Luft auflösen.

Sein Vorgänger versuchte immerhin, finanzielle Engagements mit Unrechtsstaaten wie Saudiarabien, Katar oder den VAE an Bedigungen zu knüpfen. Darunter die, dass kein Technologietransfer zu Staaten stattfinden dürfe,  die die völlige Vernichtung Israels fordern. Oder solche Erkenntnisse an Russland oder China weiterleiten werden.

All das ist dem multipel gescheiterten «Deal Maker» Trump völlig egal. Man muss  ihn nur mit genügend Gold und Pomp und einem dicken Bakschisch empfangen, und schon hat man ihn um den Finger gewickelt.

«World gone wrong», sang Bob Dylan einst. Er wusste nicht, wie die Realität ihn überholt.

Denn  eine Figur wie Trump konnten wir uns in unseren Alpträumen nicht vorstellen.

Das dröhnende Schweigen der Medien

Multimillionenschaden für die CS, Niederlage für SRF, Israel, Sudan und Trump. Ist da was?

Es bröckelt überall. Die UBS muss über eine halbe Milliarde zahlen, um weitere Altlasten der Credit Suisse wegzuräumen. Die hatte trotz Multimilliardenbusse weiterhin US-Schwarzgelder gebunkert – und wurde dabei neuerlich erwischt.

Zudem stellte sich heraus, dass sie ihr sicherstes Asset, Schweizer Hypotheken, ausgelagert und verpfändet hatte. Um weiterhin horrende Boni für ihre Versager zahlen zu können. Und der Hauptverantwortliche Urs Rohner geniesst sein unverdientes Millionengehalt – so wie alle anderen Versagerräte und CEOs und angeblich für Compliance Zuständige.

Und? Arthur Rutishauser arbeitet sich weiterhin unermüdlich an der CS ab, ansonsten herrscht – immer abgesehen von «Inside Paradeplatz» – betroffenes Schweigen.

Das Schweizer Farbfernsehen SRF musste sich nach einer Falschberichterstattung über einen Unternehmer offiziell entschuldigen, wollte die Veröffentlichung mit einer Schweigevereinbarung verhindern, an die sich der Betroffene aber nicht hält. Zudem hat der Gebührensender mit geballter juristischer Kraft von einigen Anwälten versucht, genau das zu unterbinden. Was dieser Spass den Gebührenzahler gekostet hat, bleibt geheim. Und? Da in den Mainstreammedien niemand so richtig Munition für die Initiative zur Herabsetzung der Gebühren liefern will – tiefes Schweigen.

Die isrealische Regierung begeht fortgesetzt Kriegsverbrechen in Syrien, im Libanon und im Gazastreifen. Selbst die Israelfreunde in den Medien, und von denen gibt es viele, schweigen betroffen. oder drücken sich vor klaren Worten.

Sudan, das grösste Massaker der Menschheit zurzeit? Ach, falsche Hautfarbe, falscher Ort, was soll man dazu auch sagen, wenn in der Ukraine zwei Kinder sterben.

Und dann der Grölaz, der grösste Lümmel aller Zeiten. Macht von sich ein Selfie als Papst, behauptet, dass seine Frau das lustig gefunden hat. Der mächtigste Mann der Welt als Clown, der immer mal wieder einen raushaut. Auch Donald Trump hat noch erschreckend viele Anhänger, die über solche Bodenlosigkeit schweigen.

Es bröckelt überall. Die Schweizer Regierung will aus dem existenziellen Vertragsentwurf über den EU-Deal eine Geheimsache machen, gibt nur Ausgewählten Einblick in das 1800 Seiten umfassende Werk. Will das Ständemehr ausschalten, weil zu Recht befürchtet wird, dass es die Chancen einer Ablehnung deutlich erhöhte. Der neue deutsche Bundeskanzler in spe schafft es nicht im ersten Anlauf, gewählt zu werden. In den USA regiert ein Amok. Der ukrainische Präsident warnt vor einer Teilnahme an den Siegesfeierlichkeiten in Moskau. Das Freihandelsabkommen mit China will sich die Schweiz doch nicht durch ein paar chinesische Menschenrechtsverletzungen verderben lassen.

Gibt es Meldungen in den Medien, die all diesem Wahnsinn wenigstens Ausdruck verleihen wollen? Ach was, es wird geschwiemelt, gemeint, es wird der eigene Bauchnabel betrachtet und darüber lamentiert, dass eine solche Karikatur von geldwertem Journalismus immer weniger zahlende Konsumenten findet.

Es ist die Betrachtung einer ganzen Branche im unaufhaltsamen Niedergang. Sie hat kein Geschäftsmodell mehr, sie liefert kaum mehr Mehrwert oder Hilfe zur Orientierung in der Welt. Das liegt an schwindenden Ressourcen, das liegt an der Negativauswahl, dass erfahrene Kenner zu teuer werden und rausgeschmissen. Stattdessen Egoshooter, die die Leser mit ihrer höchsteigenen Meinung über die Welt langweilen und so sinnlos wie umsonst Ratschläge erteilen, an die sich niemand hält.

Ersetzt werden sie durch Kindersoldaten in der Hölle des Newsrooms, wo News schneller rausgehauen werden müssen, als der Verstand der Fliessbandarbeiter nachkommt. Im Fall Schwab hat sich keiner, ausser dem Autor dieses Blogs, an den Skandal Think Tools erinnert, wie ärmlich ist das denn.

Unter dem Leichentuch regt sich manchmal noch etwas, aber man weiss nie, ob das einfach Gärungsprozesse einer verwesenden Leiche sind – oder echte Lebenszeichen.

Was soll man darüber noch Sinnvolles schreiben, ohne sich ständig zu wiederholen?

Ausser, dem eigenen Schreibzwang nachzugeben und vielleicht zum Chronisten eines Niedergangs zu werden, der nach dem absehbaren Ende auch niemanden mehr interessiert.

Trotteleien

Wie ein Präsident die Würde des Amtes ins Lächerliche zieht.

Donald Trump hat weiterhin eine erstaunliche Anzahl von Anhängern, auch in der Schweiz. Er kann die Weltwirtschaft schwer beschädigen, einen grotesken Zickzackkurs mit Zollandrohungen, Zollschranken, Ausnahmen, Ausnahmen von den Ausnahmen und neuen Deals aufführen.

Er kann einen «Deal» mit der Ukraine aushandeln, der das Papier nicht wert ist, auf dem er festgehalten wurde. Reines Wischiwaschi als Inhalt.

Er kann behaupten, dass er den Gazastreifen in eine neue Riviera verwandeln und die dort überflüssigen Palästinenser irgendwohin an einen «schönen Ort» vertreiben werde, wo sie in schönen Häusern ein schönes Leben führen könnten.

Er kann sich als Papst ausgeben und dann etwas zurückrudern, als der Shitstorm zu gross wird.

Er kann sich und seinen Clan schamlos am helllichten Tag bereichern, auf jede erdenkliche Art, inklusive der Herausgabe von irgendwelchen Coins wie $Trump, um mit Bauernfängermethoden blöden Investoren ihr Geld abzunehmen.

Er kann sogar vor einer Entscheidung Börsenempfehlungen abgeben.

Und der kann den Chef der US-Notenbank FED öffentlich beschimpfen:

«Powell ist ein Trottel, der keine Ahnung hat.»

Aber ansonsten möge er ihn, eiert Trump auf seiner eigenen Plattform mit dem bescheuerten Namen «Truth Social». Schon zuvor hatte er ihn als «Loser» oder «Mister zu spät» verhöhnt.

Der unabhängige Notenbankchef Jerome Powell hat dem Drängen Trumps widerstanden, endlich den Leitzins zu senken. Denn der Amok im Weissen Haus befürchtet zu recht, dass seine aberwitzige Zollpolitik zu steigenden Preisen und einem Abschmieren der Wirtschaft in den USA führen wird.

Die Importe aus China sind um 50 Prozent eingebrochen, der Hafen von Los Angeles verzeichnet einen Umsatzrückgang von 30 Prozent.

Überall in den Läden gibt es Sonderangebote, das Zeugs muss noch schnell raus, bevor die Konsumlust endgültig stirbt. Viele US-Firmen sehen der Zukunft mit Bangen entgegen, viele Lieferketten sind zerstört worden, viele Exporteure in die USA rechnen fast täglich durch, ob sich die Produkte mit Zollaufschlägen überhaupt noch verkaufen lassen. Abgesehen davon, dass in diesem Dschungel sowieso niemand mehr den Überblick hat, am allerwenigsten Trump selbst.

Die Rentner in den USA blicken bang auf ihre Pension Funds, die von der Börsenentwicklung abhängig sind, und der geht es gar nicht gut. Alle fürchten die bereits lautstarke Ruhe vor dem Sturm, bevor es dann mit Rezession richtig losgeht.

Zudem ist das nicht ganz der Umgangston und das Verhalten, das man von einem US-Präsidenten erwarten darf.

Trump ist ein Paradebeispiel für das alte Sprichwort: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt’s sich ungeniert.

Nun ist sein Problem, dass er immer wieder einen raushauen muss, um wenigstens seine Anhänger zu unterhalten. Der grosse Friedensmacher in der Ukraine: ein Flop. Der Reindustrialisierer der USA? Blödsinn. Alle werden dank ihm reich und reicher, ein goldenes Zeitalter bricht heran? Schwachsinn.

Die Zölle werden die USA reich machen? Unsinn. Am Handelsbilanzdefizit lasse sich messen, wie unfair die USA behandelt wurden, und aus diesem Defizit, sogar beim Handel mit Pinguinen, berechnet sich dann die Höhe Strafzolls. Das kann  man nicht ernstnehmen.

Aber Trump nimmt sich selbst sehr ernst. Deshalb weiss er, dass er demnächst mal wieder alle verblüffen muss, um von seinen bisherigen Flops abzulenken.

Da drängt sich, haltlose Prognose, eigentlich nur ein Staat auf, nachdem das mit der Annexion Kanadas oder Grönlands nichts wird und auch der Panama-Kanal nicht an die USA zurückfällt.

Der Staat heisst Iran. Und was das so gefährlich macht: auch dort sind Amoks an der Spitze, die dem Volk erklären müssen, wieso es dank den Ayatollen immer ärmer wird, es ihm immer schlechter geht.

Das steht Trump noch bevor, und so eine kleine Rangelei mit den Fundamentalisten dort, die dann in einem wertlosen «Deal» enden wird, das wäre doch genau das Richtige.

Köppel, völlig losgelöst

Ermüdend, erheiternd, ärgerlich. Der Trump-Fanboy.

«Trumps Politik ist eine Schule des Realismus. Von Trump lernen heisst, siegen lernen

Darauf muss man erst mal kommen. Darauf kommt Roger Köppel, völlig losgelöst von der Erde, weil er die kleineren Superlative alle schon verbraucht hat. Hier stellt er noch «Freiheitskämpfer und Freisinniger» dazu. Und sülzt den Irrwisch im Weissen Haus hoch, der sei ein «moderner Konservativer, ein Rechter, der keine Angst hat, die weltweit stärkste, unbeugsamste Gegenkraft zur Linken».

Das Gegenteil ist richtig. Mit seiner Amokpolitik stärkt Trump die Linke weltweit und gibt ihr einen ungeahnten Auftrieb.

Besonders absurd wird Köppel auf seinem ureigensten Gebiet, indem er vom Prozesshansel Trump behauptet: «Er ist ein bis ins Überspannte glaubwürdiger Verfechter der freien Rede und der ungefilterten Meinungsäusserung.» Man kann Trump nun vieles vorwerfen, aber das sicher nicht. Der zutiefst verletzte Narzisst verfolgt gnadenlos jede kritische Äusserung über ihn, findet sogar noch Zeit, sich über ein seiner Meinung nach unvorteilhaftes Porträt in einem Provinzparlament zu beschweren. Daneben verfolgt er diverse Presseorgane mit teuren Schadenersatzforderungen, um ihnen hohe Kosten zu verursachen.

In welch absurder Scheinwelt Trump lebt, beweist eine kleine Episode. So behauptet der Präsident doch steif und fest, auf den Fingern eines zu Unrecht Ausgeschafften seien die Zeichen MS 13 tätowiert, der Beweis, dass es sich um ein Gangmitglied handle. Den verzweifelten Versuchen eines Interviewers, ihn darauf aufmerksam zu machen, dass das blühender Unsinn (ab Minute 8.15) ist, widersteht Trump mannhaft. Ein Präsident als Opfer seiner eigenen Fake News, das ist beängstigend.

Auch die Wirklichkeit ausserhalb Köppels Scheinwelt sieht insgesamt ein wenig anders aus. In nur 100 Tagen hat Trump das Image der USA als verlässlicher Verbündeter auf Jahre hinweg schwer beschädigt. Er hat eine Reihe von Absurdideen ernsthaft präsentiert, so die bewaffnete Annexion von Grönland, des Panamakanals und die Eingemeindung von Kanada. Dort hat das «stabile Genie» (Eigeneinschätzung) dafür gesorgt, dass der Kandidat die Wahlen gewonnen hat, der sich am deutlichsten von Trump distanzierte. Grossartiger Fehlschlag.

Dass sich Trump mit lächerlich berechneten Zöllen – auch für Pinguine – unsterblich blamiert hat, fällt Köppel auch nicht auf. Dass die «Gegenkraft zur Linken» dann nach Druck von Lobbygruppen einknickte und die Zölle zurücknahm, durchlöcherte, so viele Ausnahmen deklarierte, dass kein Mensch mehr drauskommt, das ist nicht die Politik eines Strategen, sondern eines Kurzstreckenläufers, der im Minutentakt Furzideen hat – und sie sofort umsetzt.

Ein Wackelpudding ist eine stabile Sache im Vergleich zum von Trump angerichteten Chaos in der Weltwirtschaft. Stabile Rahmenbedingungen, Handlungssicherheit, Verlässlichkeit, keine Änderung der Spielregeln während des Spiels, darauf beruht eine gesunde Wirtschaft.

All das hat Trump ins Gegenteil verkehrt, und selbst seine Schönschwätzer müssen zur Kenntnis nehmen, dass die USA den höchsten Preis dafür zahlen. Sie biegen bei steigenden Preisen in eine Rezession ein. Seine Schnapsidee, dass er so die USA reindustrialisieren könnte, die glaubt ihm nicht mal der Kern seiner Anhänger. Auch Köppel ist zu clever, um das Thema auch nur zu erwähnen.

Unfreiwillig komisch ist aber dieser Köppel-Satz: «Als Unternehmer weiss er, wie schwer es ist, Geld zu verdienen.» Allerdings, deshalb ist das Trump auch im Verlauf seiner langen Tätigkeit allzu häufig nicht gelungen. Er hat Flop auf Flop gelegt, sich immer wieder in letzter Minute Geld geborgt, um das nächste Desaster zu überstehen. Das einzig Verblüffende an Trump ist, dass er all das überstanden hat, ohne mal wirklich und vollständig Pleite zu gehen.

Jetzt aber, als Präsident, hat er zum grössten Raubzug aller Zeiten angesetzt, am «helllichten Tag», wie die «Financial Times» richtig konstatiert. Und mit kriminellen Methoden, die zur Selbstbereicherung, zur Bereicherung seines Clans und seiner Kamarilla dienen.

Gleichzeitig tut Trump alles, um die Macht zu schwächen, die ihm allenfalls noch gefährlich werden könnte: die Justiz. Denn aus leidvoller Erfahrung weiss er, dass er nicht mit allem davonkommt. Selbst bei einer Schweigegeldzahlung an einen Pornostar stellte er sich so ungeschickt an, dass daraus ein Strafverfahren entstand.

Köppel konstatiert Ähnlichkeiten zwischen Trump und Putin. Dabei lässt er aber einen ähnlich gestrickten Charakter aus: sich selbst. Auch Köppel hat das Problem, dass er ohne Checks and Balances herrscht in seinem Blatt. Wenn er zum Griffel greift und die Titelgeschichte selber schreibt, dann gibt es keinen, der ihm Einhalt dabei gebieten kann, sich aus einer ernsthaften Debatte über das Thema Trump zu entfernen.

Denn das Schlimmste, was einem nach Aufmerksamkeit heischenden Journalisten passieren kann, ist Köppel widerfahren: man kann ihn bei diesem Thema nicht mehr ernst nehmen. Und nur gute Besserung wünschen.

 

Schnitt- oder Bruchstelle

Versinkt nach der Vierten auch die Dritte Gewalt im Elend?

Die Idee war und ist bestechend. Ungeteilte Macht führt zu Willkür und immer ins Elend. Das lehrt Geschichte und Gegenwart.

Also teilt man die staatliche Gewaltausübung in drei Teile. Die einen regieren, die Exekutive. Die anderen bestimmen, wie regiert wird. Die Legislative. Die Dritten kontrollieren, ob in der Gesellschaft und im Staat alle Gesetze eingehalten werden und entscheiden in Streitfällen, sanktionieren, wer sich strafbar gemacht hat. Die Judikative.

Dann kam noch ein kleiner Usurpator hinzu, an den Montesquieu 1748 noch nicht gedacht hatte: die veröffentlichte Meinung, die Medien, die sich dann stolz als Vierte Gewalt bezeichneten.

Man kann im deutschen Sprachraum dabei zuschauen, wie sie selbstverschuldet ins Elend absinken. Vertrauen, Relevanz, Einordnung, Erklärung, Analyse, geldwerte Leistung: Kleingeld liefern, grosse Scheine fordern. Das kann nicht mehr lange gutgehen.

Neuerdings begleitet sie die dritte Gewalt auf diesem Weg. Es gibt eine Schnittstelle zwischen Justiz und Machtausübung, zwischen Gerichten und Demokratie.

Gerade ist der gescheiterte Ex-CS-CEO in der Elfenbeinküste von der Justiz des Landes von der Wählerliste gestrichen worden. Das bedeutet, dass Tidjane Thiam als aussichtsreichster Kandidat nicht bei den Präsidentschaftswahlen im Oktober antreten kann. Nun ist die Elfenbeinküste ein unbedeutender Staat in Afrika.

Zuvor ist Marine Le Pen von der französischen Justiz das aktive und passive Wahlrecht entzogen worden. Zusammen mit einer Gefängnisstrafe für die Zweckentfremdung von staatlichen Geldern. Sie war die aussichtsreichste Kandidatin für die nächsten Präsidentschaftswahlen in Frankreich.

Wird hier eine Schnittstelle zur Bruchstelle?

Der US-Präsident Donald Trump lässt es immer wieder auf eine Machtprobe selbst mit dem Obersten Gerichtshof der USA ankommen. Er foutiert sich um dessen Entscheidungen und handelt nach der Devise: und, was wollt ihr denn machen? Justizbeamte ins Weisse Haus schicken, um mich festzunehmen?

Unrechtsstaaten wie Russland oder China sind auch dadurch gekennzeichnet, dass eine unabhängige Justiz, die den Bürger vor seinem Staat mit dessen Gewaltmonopol schützt, nicht existiert. Deshalb herrschen dort Willkür, Barabarei und Rechtsunsicherheit.

In zivilisierteren Staaten wie der Schweiz ist es schon stossend genug, dass verantwortungslose Medien Personen öffentlich ans Kreuz nageln. Der Geschäftsmann Jean-Claude Bastos ist ein tragisches Beispiel dafür. Er wurde durch die Auswertung gestohlener Geschäftsunterlagen von einer ausser Rand und Band geratenen Sonntagszeitung diverser Vergehen beschuldigt.

Der reine Vermutung- und Denunziationsjournalismus ruinierte Bastos (und kostete viele seiner Angestellten ihren Job). Die Justiz ermittelte in vielen Fällen und Ländern, auch in der Schweiz. Am Schluss wurden sämtliche Verfahren eingestellt, fast immer wegen erwiesener Unschuld. Der verantwortliche, aber verantwortungslose Redaktor wusch seine Hände in Unschuld. Er könne doch nichts dafür, wenn die Justiz aufgrund seiner Artikel ermittle.

Dann gab es den Fall Vincenz, der eigentlich bis heute so unschuldig ist wie jeder unbescholtene Bürger, bei dem aber die Unschuldsvermutung zu einem schlechten Witz wurde.

Dann gab (und gibt) es die #metoo-Welle, die den Schauspieler Kevin Spacey die Karriere kostete und in den Ruin trieb, den Sänger von Rammstein vorverurteilte und viele andere unschuldige Opfer forderte. Von 72 erregten Tamedia-Frauen ganz zu schweigen, die eine ganze Latte von anonymen Vorwürfen öffentlich erhoben. Von denen kein einziger erhärtet werden konnte. Keine einzige der Denunziantinnen wurde gemassregelt.

Das sind Verluderungen. Wenn aber die Justiz in demokratische Entscheidungsprozesse eingreift, wie das nicht nur in der Elfenbeinküste oder in Frankreich der Fall ist, dann wankt die Gewaltenteilung. Auch in Deutschland gibt es Bestrebungen, die laut Umfragen inzwischen wählerstärkste Partei zu verbieten. Es wird befürchtet, dass sich anders die «Brandmauer» gegen die AfD nicht mehr aufrecht erhalten lässt.

In Schaffhausen wurde ein Ständerat aus seinem Posten entfernt, weil nach einem längeren Instanzenzug das oberste Schweizer Gericht befand, dass er nicht alle Voraussetzungen für seine Wahl erfüllt hatte. Dennoch wurden alle Abstimmungen, an denen er somit nicht legitimiert teilgenommen hatte, für weiterhin gültig erklärt.

Ein Gericht muss ein Urteil fällen. Bei aller Berücksichtigung von Umständen ist das eine binäre Entscheidung. Es gibt keine salomonischen Urteile. Nach der grossartigen Anekdote, dass Salomon die eine Partei anhört und ihr Recht gibt. Dann die andere und ihr auch Recht gibt. Worauf ein empörter Zuschauer sagt, dass doch nicht beide recht haben könnten. Worauf Salomon in seiner unendlichen Weisheit sagt: da hast du auch Recht.

Auch die Justiz beginnt an etwas zu leiden, was den Medien schon längst widerfuhr: an Vertrauensverlust. Niemand sollte über dem Gesetz stehen, nicht einmal der US-Präsident. Aber dürfen die Interpreten des Gesetzes so weit gehen, entscheidend in demokratische Ausmarchungen einzugreifen?

Thiam, Le Pen, Trump, wo führt das hin, wo soll das enden? Höchstwahrscheinlich in einem Scherbengericht.

«Die küssen meinen Arsch»

Aber wer möchte schon wirklich Donald Trumps Arsch küssen?

Die Welt muss zur Kenntnis nehmen: der mächtigste Mann der Welt ist ein Soziopath, ein schwer gestörter Narzisst, ein unkontrollierbarer Irrer.

«Ich sage Ihnen, diese Länder rufen uns an und küssen mir den Arsch. Sie brennen darauf, ein Abkommen zu schliessen.» Dann imitiert der US-Präsident Donald Trump angebliche Anrufer: «Bitte, Sir, machen Sie einen Deal.» Oder: «Ich werde alles tun, Sir.»

Erschreckend, ein Vollirrer. Wie würdelos, wie peinlich. Nur noch Roger Köppel bleibt sich und seinem Irrtum treu: «Trump: Befreier des unfreien Freihandels.»

104 Prozent Zoll auf chinesische Importe? China doppelt nach: 84 Prozent Zoll auf Importe aus den USA. Hat es jemals in der Geschichte Sinn gemacht, Zollschranken hochzuziehen? Handelskriege anzuzetteln? Wer profitiert denn davon? Wieso laufen Elon Musk und viele andere Unternehmer Sturm dagegen?

Weil Zölle das Ausüben eines staatlichen Gewaltmonopols sind. Und die Fassade aufrecht erhalten, dass in den USA Entscheide nach rechtsstaatlichen Prinzipen gefällt werden.

Offenbar hört Trump auf den ökonomischem Voodoo-Priester Peter Navarro. Der wiederum nimmt in seinen Büchern, in denen er Zölle als Allerheilmittel preist, Bezug auf einen angeblichen Wirtschaftsexperten namens Ron Vara. «Reiten Sie mit Zöllen zum Sieg», soll dieser Vara gesagt haben, und Trump hört auf die Einflüsterungen von Navarro, der ihn seit Jahren als Berater begleitet.

Nur: Vara gibt es gar nicht, es ist eine fiktive Person, wie Navarro schon selbst zugegeben hat.

Muss man sich mal vorstellen, kann man kaum: Der US-Präsident bedient sich nicht nur einer Fäkaliensprache, er hört zudem auf die Ratschläge eines Irrwisch, der erfundene Personen (Ron Vara ist ein Anagramm von Navarro) sprechen lässt.

Schon Adolf Hitler, der Vergleich liegt leider auf der Hand, hörte auf die Einflüsterungen eines Erik Jan Hanussen, der allerdings ein unschönes Ende nahm.

Dass mehr als 100 Prozent Zoll auf chinesische Importe keinen anderen Sinn als keinen haben sollte, ist für jeden vernünftigen Menschen klar. Dass Zölle Handelsbilanzdefizite heilen könnten, ist reine Voodoo-Ökonomie, die ausserhalb der Fanblase von Trump niemand ernst nehmen kann.

Seine ewigen Beteuerungen, dass so viele Länder (oder sogar Pinguine) die USA ganz schlecht behandelt haben sollen, ist das irre Gerede eines Amoks, der unbeirrt an einem Irrweg festhält, der die Weltwirtschaft ins Chaos stürzt – und der die USA in erster Linie schädigt.

Denn nirgendwo sind die Börsen dermassen runtergekracht, nirgendwo ist die ganze Industrie dermassen abhängig von der Zulieferung aus dem Ausland. Und wie soll eine US-Bude weiterhin ihre Produkte herstellen und zu verträglichen Preisen verkaufen, wenn ihre Zulieferer absurde Zollschranken zu überwinden haben?

Mit seiner kleinen Rede vor ausgewählten Republikanern hat sich Trump entlarvt. Das obszöne Vokabular eines New Yorker Immobilienhais, der nach so vielen sein krankes, narzisstisches Ego beschädigenden Niederlagen endlich als Präsident der USA den grossen Reibach machen kann, das ist sicherlich der Tiefpunkt der Geschichte der Präsidenten der USA.

Man will sich nicht vorstellen, welche Profite seine Kamarilla eingefahren hat, die von seiner Zollankündigung wusste und mit Leerverkäufen sich dumm und dämlich verdiente. Es ist zu hoffen, dass sich einige dabei so bescheuert anstellten, dass man ihnen auf die Schliche kommen wird.

Es gibt immer Traumtänzer und Schönschwätzer, die auch die absurdeste Massnahme Trumps, sein unwürdigstes Verhalten umdeuten und ihn als angeblichen «Retter des Freihandels» preisen, dabei ist er sein Totengräber, der die US-Mittelschicht ihrem Verderben ausliefert.

Andere keifen «Faschist» und Neo- oder Postfaschismus, obwohl Trump keine Ahnung hat, was das eigentlich sein soll. Vor allem unterscheidet ihn vom Faschismus, dass er keine Ethnie als Schuldige für allfällige Probleme der USA stigmatisiert.

Das alles sind nur hilflose Versuche von Flachdenkern, mit einer neuen Qualität der US-Politik zu Rande zu kommen. Die Augen vor einer offenkundigen Tatsache zu verschliessen: Der 47. Präsident der USA ist psychisch krank.

Wer sich öffentlich mit der Bemerkung, «die küssen meinen Arsch» darin suhlt, dass andere Regierungschefs versuchen, ihn davon abzuhalten, seine absurde Zollpolitik zum Nachteil von allen umzusetzen, der ist ein Fall für die Psychiatrie.

Wer sein Regierungsamt nur dazu benützen will, sich und seinen Clan obszön zu bereichern, ist charakterlich für das Amt nicht geeignet.

Wer unablässig Fake News produziert und sie durch andere ersetzt und niemals sich darauf behaften lässt, was er erst gestern verzapfte («Deutschland nimmt ein Kohlekraftwerk nach dem anderen in Betrieb»), ist eine Gefahr für sich und für alle.

So erbärmlich sein Verhalten ist, so erbärmlich ist die Reaktion der Opposition in den USA. Und so erbärmlich ist die Reaktion der Mainstreammedien und der Regierungen in Europa. Inklusive Schweiz.

Was sind das für Amateure im Bundesrat, im Seco und im diplomatischen Chor, die meinten, ein paar freundliche Bemerkungen Trumps über die Schweiz böten Anlass zur Hoffnung, dass er besonders nett zur Alpenrepublik sei. Anstatt zur Kenntnis zu nehmen, dass ihn selbst sein eigenes Geschwätz schon dann nicht mehr interessiert, nachdem er es geäussert hat.

Trump verspricht den USA goldene Zeiten, wie das alle Möchtegern-Autokraten tun. Aber nicht einmal er kann wirtschaftliche Realitäten umlügen. Die Auswirkungen seiner verantwortungslosen Zollpolitik werden in den USA sehr schnell spürbar sein, auch ausserhalb der Börse. Man darf gespannt sein, wem er die Schuld für sein eigenes Versagen in die Schuhe schieben wird.

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Der Artikel erschien zuerst auf «Inside Paradeplatz». 

Fake News von der «Republik»

Wir schalten mal wieder in die Märchenstunde aus dem Rothaus in Zürich.

Sicherlich, es hat etwas Repetitives, aber ZACKBUM muss seiner Berichterstatterprflicht auch aus den Sumpfgebieten des Gesinnungsjournalismus nachgehen.

Dort herrscht bekanntlich ein gröberes Missverhältnis zwischen der Realität und ihrer Wahrnehmung. Die äussert sich in geballter Form in gelegentlichen Newslettern, die zurzeit mit folgender Anrede verziert sind:

«Sehr geehrte Frau Verlegerin, Sehr geehrter Herr Verleger, and everybody beyondZACKBUM ist sich nicht sicher, ob das wirklich sprachlich korrekt alle Gender abbildet. Aber gut, es geht ja um den Inhalt (oder die Inhaltin?). Da behauptet der NL:

«Seit Sie zuletzt von uns gehört haben, ist einiges geschehen. Denn damals, im Januar, war noch nicht klar, ob wir das notwendige Umsatz­ziel von 3,5 Millionen Franken bis Ende Januar erreichen würden.
Doch nun haben wir gute Nachrichten.»

Aber dann kommen doch zuerst schlechte Nachrichten, denn eine gerade Argumentationslinie durchzuhalten, das ist nicht so das Ding der «Republik»:

«Rundherum wirkt es manchmal fast so, als versinke die Welt im Chaos. Faschisten, Populistinnen und Demokratie­feinde drängen vielerorts an die Macht, und nicht nur in den USA scheinen plötzlich Dinge nicht mehr zu gelten, die zuvor in einer Demokratie selbst­verständlich waren. Das macht auch uns grosse Sorgen

«Wirkt fast manchmal so», gäbe es noch einen Textchef in der Postille, hätte er diesen Schwamm entfernt. Und dass die Schreiberlinge mal wieder ernsthaft besorgt sind, das interessiert ausser sie selbst eigentlich auch keinen.

Aber, Halleluja, die Verleger gäben Anlass zu Optimismus: «Denn Ihre Anzahl wird seit Mai 2024 konstant grösser, Monat für Monat. Ausserdem, und das freut uns fast noch mehr, sind unsere bestehenden Verlegerinnen so treu wie noch nie. Im laufenden Geschäfts­jahr haben bisher durchschnittlich über 80 Prozent von Ihnen ihre Mitgliedschaft erneuert. Das sind 5 Prozent­punkte mehr als noch vor einem Jahr! Dank dieser Entwicklungen haben wir unser Umsatzziel im Januar erreicht und sind weiterhin auf Kurs für einen erfolgreichen Abschluss des Geschäfts­jahrs im Juni.»

Wie genau wurde denn nun das Umsatzziel Ende Januar erreicht oder nicht? Diese selbstgestellte Frage zu beantworten, das geruht die Crew der «Republik» allerdings nicht. Stattdessen streut sie fröhlich Fake News, als möchte sie sogar Donald Trump in den Schatten stellen.

Die Anzahl der Verleger werde konstant und Monat für Monat grösser. Hm. Schaut man sich im Cockpit allerdings den gerade vergangenen Monat März an, dann haben hier rund 1800 Verleger das sinkende Schiff verlassen, während etwas über 1250 neu «an Bord» kamen. Also da würde Trump wenigstens eine entsprechende Grafik fälschen, um nicht dermassen plump der Unwahrheit überführt zu werden.

Aber offensichtlich sind die Macher der «Republik» überzeugt, dass «unabhängiger, faktenbasierter, kritischer Journalismus» im Notfall auch darin bestehen kann, dass er von den tiefen Taschen zweier Erblinken abhängig ist, dass er nur dann auf Fakten basiert, wenn sie in den Kram passen, und dass er solchen (wie vielen anderen) Fehlleistungen absolut unkritisch gegenübersteht.

Daher verwundert es nicht, dass viele Verleger davon absehen, solchen Schrott weiterhin finanziell zu unterstützen. Erstaunlich ist hingegen, dass es andere gibt, die das Verröcheln der Wirklichkeit in einer luftdichten Gesinnungsblase weiterhin finanzieren wollen.

Das ist wahrscheinlich nur so zu erklären, dass sie damit ihr schlechtes Gewissen beruhigen wollen und sich davon freikaufen, den jämmerlichen Inhalt auch noch lesen zu müssen.

Fakten, Fakten, Fakten

Das war das Mantra des «Focus»-Erfinders und Chefredaktors Helmut Markwort.

Der zweite Teil: «und an den Leser denken». Damit hatte er als Erster Erfolg, neben dem «Spiegel» ein zweites Nachrichtenmagazin in Deutschland zu etablieren.

Wie sieht das heutzutage aus, in den Zeiten von Fake News und dem Verschwinden der Wirklichkeit in der öffentlichen Wiedergabe der Realität?

Der zweite Teil des Erfolgsrezepts von Markwort, da ist die Analyse einfach. Kaum ein Massenmedium kümmert sich darum, dass dem Konsumenten die Ware zusagen muss, nicht dem Hersteller. Die persönliche Weltsicht des Journalisten überschattet meistens die eigentliche Aufgabe, dem berühmten mündigen Leser oder Zuschauer oder Zuhörer, Entscheidungsgrundlagen für ein besseres Weltverständnis zu liefern.

Manchmal sind solche freihändigen Interpretationen durchaus unterhaltsam, meistens aber auf dermassen erbärmlichem intellektuellem Niveau, dass sie die Leser in Scharen vertreiben. Am ungeniertesten toben sich die Egoshooter bei Tamedia aus. Dort verschwinden Meldungen hinter Meinungen, Rechthabereien, Beckmessereien und aus Frust geborenen Ratschlägen, wie man es besser machen sollte, wenn, verdammt nochmal, nur irgend jemand auf den Journalisten hören würde.

Schwieriger ist die Analyse des Umgangs mit Fakten. Fangen wir mit Banalem an. Ein Fakt ist ein nachweisbarer oder anerkannter Sachverhalt. Wobei auch hier kaum allgemein anerkannte Sachverhalte existieren. Selbst die Aussage, dass die Erde eine Kugel ist und sich um die Sonne dreht, wird nicht von allen akzeptiert.

Dass in Myanmar ein schreckliches Erdbeben stattgefunden hat, dessen Epizentrum ganz in der Nähe der Stadt Mandalay lag, ist ein Fakt. Wie viele Opfer es gefordert hat, ob die Bauweise der Häuser dazu beitrug, wie effizient die Hilfsmassnahmen sind, ob die Diktatur sie behindert oder unterstützt, da verschwimmen bereits die Fakten im Ungefähren.

Und das ist nur eine vergleichsweise nebensächliche Angelegenheit. Dass Donald Trump laut «Washington Post» schon in seiner ersten Amtszeit Tausende von nachgewiesenen Lügen von sich gegeben hat, ist kein Fakt, sondern grob aufgeblasen. Dass Trump wohl eher mehr als andere US-Präsidenten lügt, dürfte hingegen ein Fakt sein.

Dass er beispielsweise bis heute behauptet, ihm sei bei den vorletzten Präsidentschaftswahlen der Sieg gestohlen worden, ist nicht nur eine nachweisliche Lüge, sondern untergräbt zudem das Vertrauen in die US-Demokratie. Dass die peinliche Offenlegung eines strikt vertraulichen Chats zwischen höchsten Vertretern der US-Administration «Fake News» und eine «Hexenjagd» sei, ist faktenfrei.

Gesicherte Fakten brauchen vertrauenswürdige Quellen. In den guten alten Zeiten beendete der Satz «das ist amtlich» (fast) jede Diskussion über Fakten.

Heutzutage werden im grossen Abholzen der wuchernden Staatsbürokratie auch Zahlenquellen zugeschüttet. So richtig das Abstellen völlig sinnloser Geldverröstereien von USAID ist, ist beispielsweise die Einstellung des Programms Demographic and Health Surveys eine helle Katastrophe.

Glaubhafte Statistiken, Zahlenquellen, glaubhafte Vermittlung von Erkenntnissen, das ist die Basis für eine sinnvolle öffentliche Diskussion.

Findet eine solche Diskussion in der Schweiz statt? Die Frage stellen, heisst sie beantworten.

Gibt es Abhilfe? Beschränkt. Der mündige Bürger kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass Bezahlmedien für ihr Geld ihrer Aufgabe nachgehen. Also muss er sich selbst in den Weiten des Internets Informationsquellen zusammensuchen.

Es ist interessant, dass dafür kaum Hilfe angeboten wird, denn nicht jeder ist gelenkig genug, sich ein Nachrichtenportal einzurichten, das ihn zufriedenstellend versorgt. Dabei wäre Hilfe dabei eine klare Marktlücke.