Schlagwortarchiv für: Donald Trump

Röhrenförmiges Blickfeld

Japsen und abschreiben. Das Elend des Journalismus.

Ist Mark Zuckerberg dem designierten US-Präsidenten Donald Trump hinten reingekrochen? Herrschen jetzt im Meta-Universum (Facebook, Instagram & Co.) auch anarchische Zustände wie auf X? Elon Musk plaudert mit der deutschen Kanzlerkandidatin der AfD Alice Weidel. Trump schliesst den Einsatz von Gewalt bei der Aneignung Grönlands und des Panama-Kanals nicht aus.

So nebenbei: tobt in der Ukraine nicht weiter ein Krieg? Legen die Israelis nicht weiter den Gazastreifen in Schutt und Asche, wenn das überhaupt noch möglich ist? Operieren israelische Truppen nicht völkerrechtswidrig im Libanon und in Syrien? Werden im Nahen Osten nicht weiterhin von allen Kriegsparteien Kriegsverbrechen begangen?

Aber es ist ein bekanntes Phänomen, dass sich die Journaille nur schwer auf mehr als ein Überthema konzentrieren kann. Das gilt nicht nur für Kriege, sondern auch für ganze Themengebiete.

Und das Themengebiet Social Media und Plattformen ist mit Mark Zuckerberg und Elon Musk abgedeckt.

Wer hat da noch den Schnauf, über Ma Huateng, Jack Ma, Zhang Yiming oder Jensen Huang zu berichten? Who? Huang ist CEO von Nvidia: der Halbleiterhersteller, der die nötige Technologie für KI-Anwendungen liefert, war letztes Jahr mal der wertvollste Konzern der Welt, mit einer Markkapitalisierung von 3,35 Billionen Dollar. Inzwischen ist er «nur» noch der zweitwertvollste.

Jack Ma und Zhang Yiming, obwohl inzwischen in den Hintergrund getreten (worden), haben Alibaba und Bytedance aufgebaut. Und Ma Huateng schliesslich ist der Chef von Tencent, der wohl umfangreichsten Plattform im ganzen Internet.

Alleine WeChat hat täglich 1,1 Milliarden Nutzer, doppelt so viele wie X. Allerdings haben die Platzhirsche Facebook (3 Milliarden) und YouTube (2,5 Milliarden) noch ein paar mehr, und auch WhatsApp und Instragram (je 2 Milliarden) haben die Nase vorn.

Aber bei den chinesischen Plattformen (inklusive TikTok mit 1,5 Milliarden Nutzern pro Tag) herrscht ein ganz anderes Verständnis von Datenschutz einerseits und Meinungsfreiheit andererseits. Datenschutz ist eigentlich hinexistent, Meinungsfreiheit ebenfalls. Das Sozialkredit-System soll offiziell zu mehr Aufrichtigkeit im Verhalten führen. Allerdings dient es zusammen mit einer ungeheuerlich effizient arbeitenden Gesichtserkenntungssoftware dazu, einen Überwachungsstaat in China zu installieren, gegen den Orwells «1984» Kinderkram ist.

Und schliesslich herrscht in China viel mehr als im kapitalistischen Westen das Primat der herrschenden Partei über die Wirtschaft. Selbst so mächtige Männer wie Jack Ma bekamen das zu spüren, wenn sie sich zu aufmüpfig gebärden. Und schliesslich verfolgen Chinas Machthaber keine Politik von den letzten Wahlen zu den nächsten. Sondern es gibt schlichtweg keine, und die Politik folgt Strategemen, die Zeiträume von 25 Jahren umfassen.

Das sind eigentlich mindestens so interessante Themen wie die Beschäftigung mit Zuckerberg, Musk oder Trump. Aber dafür bräuchte es ja Fachkenntnis und Überblick. Woher soll der auch kommen, wenn in der Hölle des Newsrooms Kindersoldaten und frustrierte Überlebende der letzten Kündigungswelle News am Laufmeter raushauen müssen, weil ihre Leistung an nichts anderem als an der Verweildauer der Leser auf ihren Werken gemessen wird.

Und da die Einschaltquote bei aktuellen Überthemen (Los Angeles, Waldbrand!) riesig, bei anderen wichtigen Themen eher gering ist, ist es klar, welche Themen bevorzugt behandelt werden.

Chor der Dummschwätzer

Make journalism dumb again. 7,2 Millionen Dollar für Alaska, das muss rückgängig gemacht werden.

Da will der bald einmal mächtigste Mann der Welt, Herr über die mit Abstand grösste Militärmaschine, über genügend Atombomben, um den Planeten in die Luft zu sprengen, militärische Gewalt bei der Annexion souveräner Staaten nicht ausschliessen.

Er will noch mehr Faustrecht einführen, als in internationalen Beziehungen ohnehin schon herrscht. Der ganze Kontinent Afrika leidet unter den willkürlichen Grenzziehungen der Kolonialmächte. Dennoch kommt selbst der verrückteste afrikanische Herrscher nicht auf die Idee, eine Veränderung dieser Grenzen, notfalls mit Gewalt, zu fordern. Weil selbst der dümmste afrikanische Herrscher weiss, dass damit das totale Chaos ausbrechen würde, verheerende Bürgerkriege die Folge wären, Massenelend und Zerstörung.

Wenn Russland versucht, sich mit militärischer Gewalt ein Stück von der Ukraine abzuschneiden, wird das zu recht einhellig verurteilt. Wenn Israel ausserhalb seiner Landesgrenzen Kriegsverbrechen begeht und von der Annexion sowie Besiedelung weiterer Gebiete redet, wird das ebenfalls von jedem anständigen Kommentator verurteilt.

Aber wenn das stabile Genie Donald Trump Ungeheuerliches raushaut, dann wird schöngeschwatzt, relativiert, die Idee nicht einfach als absurd-gefährlich abgewatscht, sondern in schlechtester intellektueller Tradition mit wichtiger Miene «reflektiert» und «analysiert». Dabei ist sie nur eins: krank und gefährlich.

Entweder wagt man sich gleich an eine Apologie wie die Schande seines Berufs Hubert Wetzel. Dass zwar die Kommentatoren beim Tagi aufbegehrt haben, von der Redaktion bislang kein Wort gegen dessen Ungeheuerlichkeiten gestellt wurde, ist trauriger Beweis dafür, dass die Rumpfredaktion, vor Angst vor dem nächsten Rausschmeissen gelähmt, Schaumgummi als Rückgrat und opportunistischen Schaum im Hirn hat. Feigheit statt Anstand, was für ein Desaster.

Dass der gleiche Wetzel, der noch das Ende der Demokratie befürchtete, als Trump gewählt wurde, nun eine von dessen beknackten Ideen gar nicht so schlecht findet, ein Stück aus dem Tollhaus.

Die Copycat Urs Gehriger haut wie meist in der «Weltwoche» mal wieder kräftig auf die Kacke:

«Trumps Grönland-Offensive ist kein launischer Akt eines Grössenwahnsinnigen. Sie ist im geostrategischen Kontext zu verstehen.»

Gehriger stellt die Pseudofrage: «Wird Trump tatsächlich einen Krieg gegen einen Nato-Partner vom Zaun brechen?» Das weiss man noch nicht, aber alleine die Drohung damit reicht doch schon.

Der Mann mit der merkwürdigen Frisur und dem verletzten Ego eines häufigen Losers habe das ja auch nicht so gemeint. Was hat er eigentlich gemeint? Nachdem er seine Ansprüche auf souveräne Staaten raushaute, wurde Trump gefragt, ob er zur Umsetzung dieses Wahnsinns ausschliesse, auch wirtschaftliche und militärische Macht einzusetzen.

Zuerst antwortete der Amok mit einem knappen «Nein». Dann legte er nach:

«Nein, bei keinem von beiden kann ich Ihnen eine Zusicherung geben, aber eines kann ich sagen: Wir brauchen sie für unsere wirtschaftliche Sicherheit.»

Das verband er mit der Aufforderung an Dänemark, die Kontrolle über Grönland aufzugeben. Sonst werde er hohe Zölle gegen den Nato-Partner erheben. Von strategischer Bruderhilfe, von der Gehriger fantasiert, war keine Rede.

Was angesichts dieser Ungeheuerlichkeit etwas in den Hintergrund geriet: zum Nahen Osten fielen ihm auch markige Worte ein: «Im Nahen Osten wird die Hölle losbrechen, und das wird nicht gut für die Hamas sein, und es wird – offen gesagt – für niemanden gut sein.» Ausser, die Geiseln seien bis vor seinem Amtsantritt am 20. Januar wieder zuhause.

Absurd, ungenau, der typische Anfängerfehler eines Amoks. Wer wie Obama damals beim Giftgaseinsatz durch das Assad-Regime damit droht, dass ein Überschreiten dieser roten Linie nicht geduldet werde – und dann nichts tut, hat sich blamiert. Trump will sich ganz sicher nicht blamieren.

Der «geostrategische Kontext», von dem Gehringer schwafelt, besteht schlichtweg darin, dass sich die USA privilegierten Zugriff auf die reichen Bodenschätze Grönlands sichern wollen. Dafür ist Trump jeder Vorwand recht, und zu seinem Wohlbehagen gibt es auch unter deutschen Medienschaffenden genügend Blödköpfe, die das mit blumigen Girlanden von wegen Schutz Europas vor Russland und China versehen.

Das Gleiche gilt auch für den Panamakanal. Trumps Behauptung, die Gebühren für eine Passage seien exorbitant zu hoch und benachteiligten die USA, sind, um ein trumpsches Lieblingswort zu verwenden, Bullshit. Sie liegen unterhalb denen des Suezkanals, es wird niemand benachteiligt oder bevorzugt, und die Rückgabe des Panamakanals an Panama ist völkerrechtlich so unangreifbar die die territoriale Integrität der Ukraine.

Wenn schon, könnte Kolumbien nicht nur auf den Kanal, sondern auch auf Panama Anspruch erheben. Denn schliesslich war es ein imperialistischer Akt der USA, dass sich dieser Wurmfortsatz 1903 von Kolumbien abspaltete. Damit die Marionettenregierung den USA erlauben konnte, den Kanal zu bauen und auch gleich sich das Territorium drum herum unter den Nagel zu reissen. Der Hay-Bunau-Vanilla-Vertrag. Man nennt ihn auch den Vertrag, den kein Panamaer unterzeichnet hat. Aber solches historisches Wissen kann man weder bei Trump, noch bei Gehriger noch bei den meisten Schreibtätern voraussetzen.

Bei allem Wahnsinn, der auf der Welt herrscht, hat bislang seit dem Zweiten Weltkrieg kein Irrer versucht, sich einen souveränen Staat einzuverleiben. Im Gegenteil, es entstanden diverse neue Staaten als Abspaltung von grösseren Gebilden.

Da aber die Geschichte weit zurückreicht, findet sich immer ein historischer Anlass, die «Rückgabe» oder die «Übergabe» eines strategisch, militärisch oder wirtschaftlich interessanten Stück Staats zu fordern.

Fängt jemand damit an, bricht der völlige Wahnsinn aus. Der Zar Alexander II. leierte den Verkauf von 1,6 Millionen km2 an die USA an. Im Morgengrauen des 30. März 1867 war man handelseinig: es wurde ein Scheck über lächerliche 7,2 Millionen Dollar für Alaska ausgestellt. Weder die dort lebenden Ureinwohner, noch die dort lebenden Russen wurden gefragt. Dabei wurde sogar ein höheres Angebot von Grossbritannien ausgeschlagen.

Der Check, mit dem Alaska gekauft wurde.

Treppenwitz der Gesichte: zuvor hatte der Zar das riesige Territorium anderweitig zum Kauf angeboten. An das Fürstenhaus von Liechtenstein.

Alleine hier gibt es also genügend Gründe, die Rechtmäßigkeit dieser Transaktion anzuzweifeln. Oder aber, das tut ja Trump im Fall Grönlands auch, einfach auf den Tisch zu klopfen und bei der Rückgewinnung Alaskas wirtschaftliche sowie militärische Mittel nicht auszuschliessen.

«Matto regiert», nannte das Friedrich Glauser, «world gone wrong», sang Bob Dylan. Denn es ist ja nie der Wahnsinn eines Einzelnen. Sondern der Chor von Wahnsinnigen, der die Welt in den Abgrund schieben kann.

Wetzel dreht durch

Tamedia übernimmt inzwischen jeden Schrott aus der Süddeutschen Zeitung.

Schon vor seinem Amtsantritt hat Donald Trump bekanntlich Interesse an diversen souveränen Staaten geäussert. Er hätte gerne Panama, Kanada und Grönland. Vorläufig, so als Anfang. Und bist du nicht willig, brauch ich Gewalt: dabei schliesst er die Anwendung militärischer Mittel ausdrücklich nicht aus. Also ein.

Das ist reiner Wahnsinn, ein Novum in der neueren Geschichte, dass der Oberbefehlshaber der mächtigsten Militärmacht der Welt in spe unverhohlen damit droht, sich andere Länder mit Gewalt anzueignen. Dagegen sind die Handlungen Putins und die Politik Chinas gegenüber Taiwan Kinderkram.

Würden die Herrscher Chinas oder Russlands solche Ansichten äussern, die westlichen Medien wären ausser sich. Aber Heuchelei und Doppelmoral erreichen neue, ungekannte Höhepunkte. Genauso, wie völkerrechtswidrige und verbrecherische Handlungen Israels im Libanon oder in Syrien kleingeredet oder nonchalant berichtet werden, vollziehen erste Journalisten bereits eine atemberaubende Kehrtwende und machen einen Bückling vor einem brandgefährlichen Mann.

Der bereits mehrfach verhaltensauffällig gewordene Hubert Wetzel, für die Süddeutsche Zeitung in Brüssel, hat völlig den Verstand verloren:

«Wenn Trumps Amerika den Europäern hilft, Chinas und Russlands hegemoniale Ansprüche in der Arktis einzudämmern, ist das eine gute Nachricht.»

Es fehlen einem die Worte. 2020 raunte Wetzel noch dunkel: «So sterben Demokratien», als Gruss zum Wahlsieg von Trump. Denn früher war diese Schande seines Berufs für die SZ für die USA zuständig. Dann rief er anlässlich der Ukraine bereits den dritten Weltkrieg aus. Und nun das.

«Trump darf sich gern für Grönland interessieren». Wie bitte? Das «wäre eine gute Nachricht für Europa», behauptet der Mann allen Ernstes, «wenn es ihm um die Sicherheit in der Arktis gehen würde». Man muss sich vor so viel geballtem Wahnsinn zuerst einen Moment sammeln. Da will ein Amok, noch bevor er die Mittel und die Möglichkeit dazu hat, ernsthaft fordern, dass Grönland, ein selbstverwalteter Bestandteil Dänemarks, den USA einverleibt wird. Ob als neuer Bundesstaat, als Kolonie oder einfach als imperiales Eigentum, ist völlig ungeklärt.

Und statt dass ein Aufschrei durch die Medien geht, schreibt der erste Wendehals eine »Analyse», dass man darüber durchaus ernsthaft nachdenken sollte, weil das gar keine schlechte Idee sei. Man kann es nicht oft genug wiederholen: dass Trump – im Duett mit Musk – der gefährlichste Mann der Welt ist, ist eine Sache. Das die ersten Schmierenjournalisten auch in deutscher Sprache versuchen, seine absurden imperialen Fantasien zu rechtfertigen, ist die andere, genauso erschütternde Sache.

Der Schluss von Wetzels Geschmiere ist so ungeheuerlich wie der ganze Rest:

«Bleibt die Frage nach der Methode, mit der Trump eine grönländisch-amerikanische Vermählung erreichen möchte. Wie Wladimir Putin, der die Ukraine durch eine Vergewaltigung in die Zwangsehe mit Russland führen will? Oder über eine andere, völkerrechtlich legale und politisch ausgehandelte Konstruktion, bei der es weder zum Krieg mit Dänemark noch zu einer imperialen Unterwerfung der Grönländer kommt

Die Annexion eines Landes über eine «völkerrechtlich legale Konstruktion»? Grossartig, wieso hat Trottel Putin eigentlich nicht daran gedacht, bevor der die Ukraine überfiel? Das wäre doch auch ein Königsweg für China, sich Taiwan einzuverleiben. Deutschland könnte daran denken, die nach dem Zweiten Weltkrieg an Polen verlorenen Gebiete wieder heim ins Reich zu holen. Wieso dürfte sich Serbien nicht wieder den Kosovo oder Montenegro einverleiben? Schluss mit den von den Kolonialherren in Schwarzafrika gezogenen Landesgrenzen, da sollte wieder zusammenwachsen, was zusammen gehört.

Und wenn wir schon dabei sind: An der Vereinbarung des Zaren mit den USA, ihnen Alaska zu verkaufen, kann doch auch gerüttelt werden, das müsste endlich wieder in den Besitz Russlands überführt werden. Ist doch sowieso irr, dass die USA ausserhalb ihres Stammterritoriums noch so ein riesiges Stück Land besitzen, das ihnen eigentlich gar nicht gehört.

Sollte diese Irrwitzpolitik Trumps Schule machen, ist der Ukrainekrieg nur ein Vorgeschmack auf weltweite Metzeleien, Grenzverschiebungen, Kriege, Eroberungen und Rückeroberungen. Wobei dann der Einsatz von Atomwaffen diesem Irrsinn ein Ende bereiten würde, weil es nichts mehr gäbe, was sich zu erobern lohnt.

Dass solche Gedanken in einem kranken Hirn unter einer merkwürdigen Frisur keimen, nun ja. diesen Präsidenten haben die Stimmbürger der USA gewählt.

Dass aber ein Mitarbeiter einer angeblich seriösen deutschen Zeitung einen solchen Schwachsinn schreibt, ist nochmal eine Steigerung des Wahnsinns. Dass Tamedia sich nicht enblödet, das unkritisch einfach zu übernehmen, ist ein weiterer Tiefpunkt so weit unten, wie man ihn sich, trotz Abhärtung, nicht vorstellen konnte.

Sollte die Menschheit die Präsidentschaft Trumps überleben, muss dieses Machwerk an einen Schandpfahl des journalistischen Niedergangs genagelt werden. Es steht hurrapatriotischem Gebrüll vor und während des Ersten Weltkriegs in nichts nach.

Wenn sich gegen die Publikation dieser Monstrosität nicht hörbarer Widerstand in der Restredaktion von Tamedia entfaltet, ist es leider völlig klar, dass sie nur noch aus feigen Opportunisten besteht, denen ihr Pöstchen wichtiger ist als Haltung, Rückgrat und Anstand.

Willkommen in der Meinungsfreiheit

Mark Zuckerberg will weniger Kontrolle auf seinen Plattformen.

Es erhebt sich grosses Geschrei: denn der Alleinherrscher über das wichtigste Meinungsimperium der Welt (Facebook, Instagram, Threads), der Meta-CEO Zuckerberg, hat angekündigt, man habe «einen Punkt erreicht, wo wir zu viele Fehler hatten und zu viel Zensur».

Deshalb werde die Zusammenarbeit mit externen Fakencheckern Zug um Zug eingestellt und auf das Wirken von Algorithmen gesetzt, die üble Inhalte finden und löschen.

Öffnet das die Türen für Terrorpropaganda, Darstellungen von Kindsmissbrauch, für Drogenhandel, für wilde Verschwörungstheorien, für Fake News und allen Unrat, den kranke Gehirne unter dem Schutz der Anonymität ins Netz kübeln?

Zu welchem Wahnsinn der Mob fähig ist, wenn er feige versteckt ungehemmt randalieren kann, weiss jeder, der sich öffentlich äussert. Wird das vom Betreiber der Plattform eingeschränkt, schreit der Mobber Zensur und fühlt sich in seinem Grundrecht auf freie Meinungsäusserung eingeschränkt.

Umgekehrt behaupten nun viele Kommentatoren, das sei ein Bückling Zuckerbergs vor Donald Trump, ein Nachahmen dessen, was Elon Musk auf seiner Plattform X vorexerziere.

All das geht mal wieder am Kern des Problems vorbei. Der Kern trägt den unverfänglichen Namen «Section 230». Das ist ein Teil des US-Kommunikationsgesetzes aus dem Jahr 1996. Der Kernsatz lautet:

«Kein Anbieter oder Benutzer eines interaktiven Computerdienstes darf als Herausgeber oder Sprecher von Informationen behandelt werden, die von einem anderen Anbieter von Informationsinhalten bereitgestellt werden.»

Auf Deutsch übersetzt: digitale Plattformen – in erster Linie soziale Netzwerke – sind haftungsfrei, was Inhalte betrifft, die Dritte auf ihnen verbreiten. Das geht auf einen Rechtsstreit aus den Anfangszeiten des Internets zurück. Denn damals musste geklärt werden, wie weit die Meinungsfreiheit im Netz geht, ob sie grenzenlos sein kann und wer haftbar für die Verbreitung von anstössigen Inhalten ist.

Gleichzeitig musste geklärt werden, ob die Löschung von Inhalten durch die Plattformbetreiber im Rahmen der Meinungsäusserungsfreiheit statthaft ist. Das Gesamtresultat ist ein kräftiges Jein.

Die Veröffentlichung von Kinderpornografie ist eindeutig strafbar, ihre Löschung unabdingbar. Ebenso die Aufforderung zu kriminellen Handlungen, zu Kreuzzügen, zu Massenmord, etc. Aber oberhalb davon beginnt die grosse Grauzone.

Dabei muss man sich einen gravierenden Unterschied vor Augen halten. Jedes News-Medium, auch dieser Blog, ist für alle Inhalte mitverantwortlich. Was Autoren publizieren sowieso. Aber auch, was Kommentatoren absondern. Völlig egal, ob der Kommentator sich hinter einem Pseudonym versteckt oder nicht: die Plattform, die seine justiziablen Äusserungen publiziert, haftet. Immer.

Ausser, es handelt sich um einen «interaktiven Computerdienst», worunter alles läuft, was wir Social Media nennen. Dank eines US-Sondergesetzes ist das so. Selbstverständlich gibt es nationale Regelungen. Aber man versuche mal, einen US-Riesen wie Meta in den USA einzuklagen. Viel Spass dabei. Viele Nutzer wissen auch ein Liedchen davon zu singen, wie schwierig es ist, anstössige, beleidigende, geschäftsschädigende oder anderweitig strafrechtlich relevante Inhalte löschen zu lassen.

Das zweite Problem bei der Internetkontrolle (oder -zensur, je nach Betrachtungsweise) ist: diese Aufgabe, also die Einhaltung von Gesetzen, ist eigentlich eine staatliche Verpflichtung. Sie wird aber privaten Anbietern übertragen, da sich der Staat ausserstande sieht, die Multimilliarden Posts der über drei Milliarden Facebook-Nutzer zu kontrollieren.

EU-Deutschland hat, so monströs wie der Name ist der Inhalt, mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz versucht, bussgeldbewehrte Compliance-Regeln für soziale Netzwerke zu schaffen. Auch hier begibt sich der Gesetzgeber ins Minenfeld von Verantwortlichkeiten, Datenschutz, Meinungsfreiheit und des Versuchs, Hasskriminalität zu unterbinden.

Auch hier besteht eines der vielen Probleme darin, dass den Netzwerkbetreibern, bspw. Facebook, eigentlich nur staatlich wahrzunehmende Aufgaben übertragen werden. Nämlich die Beurteilung, ob ein Post legal oder illegal ist.

In diesem Sinn ist Zuckerbergs Ankündigung kein Kniefall vor Trump, den er zu dessen grossen Zorn nach dem Sturm aufs Capitol im Januar 2021 auf Facebook sperrte. Sondern es ist mehr die Weigerung, diese eigentlich staatliche Aufgabe länger wahrzunehmen und ständig im Kreuzfeuer von Kritikern zu stehen, die entweder eine zu lasche, eine einseitige oder eine zu rigide Kontrolle (oder Zensur) von Inhalten monieren.

Meinungsfreiheit ist nie grenzenlos. Sie braucht Limiten, Kontrollen und Schutz. Sonst degeneriert sie völlig und wird unbrauchbar. Völlige Freiheit endet immer in Anarchie, Faustrecht und Chaos. Aber wo und wie Grenzen ziehen? Die sind eigentlich vorhanden, es mangelt nur an ihrer Durchsetzung.

Das ist so, wie wenn der Staat die Aufsicht über die Einhaltung von Verkehrsregeln einer privaten Firma übergeben würde und sagte: du sorgst jetzt für die Einhaltung und entscheidest selbst, was ein Verstoss ist und was nicht. Aber wehe, du machst dabei einen Fehler. Dann bis du dran.

Was tun? Höchstwahrscheinlich wäre schlichtweg eine Aufhebung der Sonderreglung mit Section 230 ein Schritt in die richtige Richtung. Aber den kann nur fordern, wer dieses Gesetz kennt. Was schon mal bei den meisten Kommentatoren und Kritikern dieser Entscheidung Zuckerbergs nicht der Fall ist.

So ist’s halt im Elendsjournalismus, und dieses Nichtwissen ist selbstverständlich Bestandteil der Meinungsfreiheit. Denn Dummheit ist (meistens) nicht strafbar. Leider.

Willkommen zum Alptraum

Grössenwahnsinniges Genie plus aufgeblasener Lügner: das Jahr wird spannend.

Schon bevor der Egomane Nummer eins als Präsident inauguriert wird, fabuliert Donald Trump bereits davon, Kanada, den Panamakanal und Grönland den USA einzuverleiben. Dabei schliesst er tatsächlich den Einsatz militärischer Gewalt ausdrücklich nicht aus.

Schon bevor der Egomane Nummer zwei als offizieller Sonderberater im Amt ist, verbeisst Elon Musk sich in Grossbritannien. Will den Brexit-Hero Farage zuerst mit 100 Millionen unterstützen, um dann handkehrum seine Absetzung zu fordern. Gleichzeitig fragt er sich, ob man Grossbritannien nicht von seiner Regierung befreien sollte.

Unermesslicher Reichtum, dazu unermessliche politische, wirtschaftliche und militärische Macht im Besitz von zwei unguided missiles: das nennt man ein Pulverfass mit kurzer Lunte.

Würde der russische oder der chinesische Präsident solchen brandgefährlichen Unsinn quatschen, man sähe die Halszäpfchen sämtlicher Kommentatoren aller Mainstream-Medien. So aber herrscht gedämpfte Fassungslosigkeit.

««Make Greenland Great again» – Trump will Grönland kaufen und schickt seinen Sohn vor», titelt die NZZ. «Trump kündigt «goldenes Zeitalter an» – droht mit Militäreinsätzen» (bluewin.ch). «Rundumschlag bei aufsehenerregender Pressekonferenz» («Blick»), «Denkwürdiger Auftritt: Trump kündigt «goldenes Zeitalter an» (SDA, die Quelle für fast alle), «Bringt er sich gerade als Nachfolger in Stellung?» (Tamedia holzt eine Meldung der SZ über Trump Junior zusammen), «Panamakanal, Grönland und Gaza – Trump droht mit Militär» («20Minuten»), «US-Expansionspläne: Trump schliesst Militäreinsatz nicht aus» (Tamedia kopiert DPA).

Das ist alles?

Dass der reichste Mann der Welt ein gestörter Lümmel und Rabauke ist, dessen zu einem absurden Börsenwert von 1200 Milliarden aufgeblasene Firma Tesla den grössten Börsencrash aller Zeiten auslösen kann, wenn diese Blase platzt – kein Anlass zu ernsthafter Beunruhigung?

Dass der mächtigste Mann der Welt und Oberbefehlshaber der mit Abstand grössten Militärmaschine nicht nur absurde Strafzölle als Big Stick einsetzen will, sondern offen mit bewaffneten Aktionen zwecks Invasion souveräner Länder droht – kein Anlass zu sehr ernsthafter Beunruhigung? Wäre auch nicht das erste Mal in jüngster Zeit, dass die USA in Panama einmarschieren.

Wird mal wieder geschehen, was wir uns nicht vorstellen können, und könnten wir es, es geschähe nicht, um Karl Kraus zu paraphrasieren?

Dass sich hier zwei Gestörte gefunden haben, in einer Folie à deux, wo sie sich gegenseitig verstärken und im Wahnsinn und Murksen übertrumpfen, kann das gutgehen?

Schwer zu entscheiden, wer der gefährlichste Mann der Welt ist, Trump oder Musk. Der eine operiert  ausserhalb jeglicher gesetzlicher oder demokratischer Kontrolle, der andere scheisst drauf, im Zweifelsfall.

Die medialen Flachdenker, herausragendes Beispiel der Tamedia-Auslandchef Christof Münger (ohne Ausland und Verstand) hatten zuerst den senilen Joe Biden als valablen Kandidaten gegen Trump hochgejubelt. Um dann auf Kamala Harris umzuschwenken, als letzter Notnagel auf die Rampe geschoben, Mission impossible.

Und nun herrscht fassungslose Schnappatmung, weil mal wieder niemand die Programmankündigungen Trumps gelesen hat. Man war zu beschäftigt darüber zu debattieren, ob Trump ein post-, proto- oder vollfaschistischer Populist ist oder nur ein einfacher Faschist, wie ihn der Schweizer Politik-Journalist des Jahres dummdreist beschimpft. Obwohl man ihm sicherlich vieles vorwerfen kann, aber nicht, dass er wüsste, was Faschismus überhaupt ist. Aber das unterscheidet ihn ja nicht von den meisten Medienkommentatoren.

Das Duo Infernal Trump/Musk scheint ein neues Zeitalter des Wahnsinns eingeläutet zu haben. Die Stimme der reinen Unvernunft behauptet: «Zeitenwende dank Trump: Zuckerberg befreit Facebook und Instagram». Kommt halt davon, wenn man wie Roger Köppel als Prinzip hat: Wenn alle dagegen sind, bin ich dafür, aber keine Ahnung, worum es eigentlich geht.

So nebenbei: was Zuckerberg macht, ist eine reine Sparmassnahme. Und wer Freiheit als unbegrenzt versteht, hat keine Ahnung, was Freiheit ist. Sie muss immer begrenzt sein, sonst wird sie zu Willkür, Wahnsinn und Perversion. Wer das Recht einfordert, Kinder zu ficken, nimmt damit keine Meinungsfreiheit in Anspruch. Wer fantasiert, möglichst viele Ungläubige abschlachten zu wollen, um in den Himmel zu kommen, ist auch kein Kämpfer für Meinungsfreiheit.

Richtig ist natürlich, dass in den USA eine völlig verlotterte und abgehobene demokratische Partei, die nichts Besseres als einen Biden und dann eine Harris gegen Trump aufzubieten hatte, grosse Schuld an dessen Wahlsieg trägt. So wie eine degenerierte SPD und eine denaturierte grüne Partei zum unaufhaltsamen Aufstieg der AfD beitragen. Frankreich, Italien, Österreich, überall das Gleiche.

Dieser Reihe von Versagern schliessen sich auch die Medien an. Absurde Genderfragen, wildes Gehampel zum Thema Inklusion und Diskriminierung, ausgeleierte Wiederholungen von Framings und Narrativen wie Rechtspopulist, Rassist, Faschist, Sexist, Klimaschutz als wichtigste und drängendste Aufgabe der Menschheit. In der Ukraine werden westliche Werte verteidigt, und Israel tut das auch. Der «Spiegel», der einen Opportunisten zur Kriegsgurgel mutieren lässt, ihm dafür den roten Teppich ausrollt und kein Widerwort wagt als Symbol für den unaufhaltsamen und sich beschleunigenden Niedergang der sogenannten vierten Gewalt, die schon längst ohne Gehalt unterwegs zum Friedhof ist.

Wo soll das alles enden? Gute Frage. Einzig sichere Prognose: Anfang 2026 wird sich die Welt von der heutigen deutlich unterscheiden. Darauf gibt ZACKBUM eine amtliche Garantie.

Der gefährlichste Mann der Welt

Murks mit Musk. Donald Trumps Ratgeber ist zwar unendlich reich und ein Wunderwuzzi. Aber nicht nur.*

Die Firma Tesla ist an der Börse rund 1200 Milliarden US-Dollar wert. Toyota, auf Platz zwei, ganze 262 Milliarden. Die gesammelten grossen Automobilhersteller der Welt bringen es gemeinsam auf knapp 800 Milliarden Dollar.

Das bedeutet, dass Tesla um die Hälfte mehr wert sein soll als die gesamte restliche Automobilindustrie weltweit. Und das bei einem Marktanteil von knapp 2 Prozent. Reiner Irrwitz.

Das ist nicht rational erklärbar. Sondern dadurch, dass Teslabesitzer gewisse Züge von Sektenmitgliedern zeigen. Die allerdings zunehmend irritiert sind durch das gelinde gesagt erratische Verhalten ihres Gurus. Jüngstes Beispiel: noch Mitte Dezember traf sich Elon Musk mit dem englischen Brexit-Kämpfer Nigel Farage in Trumps Geschmacks-Alptraum Mar-a-Lago in Florida. Freude, Friede, mögliche Grossspende von 100 Millionen US-Dollar.

Jetzt aber: Farages «Reform Partei braucht einen neuen Führer. Farage hat nicht das Zeug dazu.» Ursache der Kehrtwende: Farage hatte gewagt, Musks Unterstützung für den einsitzenden englischen Rechtsradikalen Tommy Robinson sanft zu kritisieren, das sei keinesfalls ein politischer Gefangener. Gotteslästerung für Musk.

Nicht zuletzt deshalb wollen frühere Tesla-Fans wie Roger Schawinski inzwischen ihr Auto am liebsten verkaufen, wenn sie damit Musk schaden könnten. Das tut er aber auch schon selbst zur Genüge. Denn neben Spitzenleistungen (SpaceX, Starlink) produziert er auch Flops am Laufmeter:

  • Solarcity läuft immer schlechter, wird zum Mauerblümchen
  • Der Bau der Gigafactory Grünheide in Deutschland war ein klarer Fehlentscheid
  • Der Cybertruck ist eine Totalpleite
  • Die Boringcompany hat keine Zukunft
  • Der humanoide Roboter ist ein Fake, er wurde bei der Präsentation von Menschen ferngesteuert

Das gilt auch für viele seiner Ankündigungen:

  • Seit beinahe zehn Jahren behauptet er, bald werde Tesla ohne Steuerrad unterwegs sein
  • Im Jahr 2030 werde Tesla 20 Millionen Autos verkaufen (2024: 1,79 Millionen, weniger als 2023)
  • Er werde in Mexiko und Indien Fabriken bauen
  • Seine neue Batterie 4680 werde die Technik revolutionieren. Gesehen hat sie noch niemand

Besonders toll war die Ankündigung eines Roadsters. Bis 2020 lief sogar ein Promotionsprogramm, mit dem potenzielle Käufer zum Vertragsabschluss animiert werden sollten. Wer mehr als 50 anwarb, sollte einen geschenkt bekommen. Vor zwei Jahren hätte die Produktion beginnen sollen. Bislang nichts.

Irritierend für die Sektenanhänger ist ebenfalls, wie der grosse Kämpfer gegen den Klimawandel ausgerechnet dessen grössten und bald einmal mächtigsten Leugner mit einer Wahlspende von 250 Millionen unterstützen konnte. Um sich damit Einfluss und bessere Umsetzungsmöglichkeiten seiner Geschäftsideen zu erkaufen.

Unbestritten: vor zehn Jahren waren Teslas revolutionär. Aber fehlender Fortschritt ist bekanntlich Rückschritt. Die technologische Weiterentwicklung bei Tesla stand seither praktisch still, die Konkurrenz, vor allem aus China, holte auf und überholt inzwischen. Es gibt genügend Modelle, die technisch besser sind als ein Tesla – und erst noch preislich günstiger.

Offensichtlich kann Musk hier seinen Apple-Appeal nicht länger aufrechterhalten. Wobei ein Mac eben zwar ebenfalls teurer als die Konkurrenz ist, aber nicht nur eleganter designt, sondern auch mindestens so gut.

Nun könnte man sagen, dass das halt in erster Linie die Probleme der Sektenmitglieder sind, die von ihrem einstigen Idol abfallen und eingestehen müssen, dass auch das Genie Musk gerne Murks macht.

Es gibt aber zwei Probleme, die nicht nur sie, sondern alle angehen. Der Mann ist nicht nur eine unguided missile, sondern eben das, was Trump gerne wäre: stinkreich, gigareich, unermesslich reich. Dabei unterliegt sein Geld (und dessen Verwendung) keinerlei demokratischer oder gesellschaftlicher Kontrolle.

Natürlich sollte auch Musk sich an geltende Gesetze halten. In seiner Funktion als Einflüsterer von Präsident Trump hat er aber gute Möglichkeiten, auf deren Umgestaltung Einfluss zu nehmen. Ganz zu schweigen von seiner Macht, mit Multimillionenspenden (offen oder verdeckt) politische Entscheidungsprozesse, Wahlen, Gesetzgebungen zu beeinflussen.

Das macht ihn ohne Zweifel zum gefährlichsten Mann der Welt.

Zurück zu Tesla. Sollte diese offensichtlich grotesk überbewertete Firma, sollte diese moderne Tulpenzwiebelblase platzen, könnte das ohne Weiteres zum grössten Börsencrash aller Zeiten führen.

Ganz abgesehen davon, was das Dreamteam Trump/Musk noch alles anstellen wird, bevor die beiden Egomanen über Kreuz liegen. Denn zwei solche Alphatiere können niemals friedlich koexistieren.


Dieser Artikel erschien zuerst auf «Inside Paradeplatz». 

Wumms: Thomas Hahn

Keiner zu klein, Demagoge zu sein.

Der ehemalige Sportjournalist und Korrespondent der «Süddeutschen Zeitung» mit Sitz in Tokio kümmert sich nicht mehr um die Probleme von Geishas. Sondern die turbulenten Ereignisse in Südkorea haben seine Aufmerksamkeit erregt und ihn zu einem Kommentar genötigt, den der Qualitätsmedienkopfsalat von der Werdstrasse namens Tamedia mangels eigener Meinung brav übernimmt:

Da hat offensichtlich der südkoreanische Präsident durch die Ausrufung des Kriegsrechts versucht, mit einer Notmassnahme das oppositionelle Parlament auszubremsen. Allerdings ist ihm das nicht gelungen. Hingegen gehört es zum Machtbereich des Präsidenten, so etwas zu tun. Das sieht Hahn aber schon mal anders: «Er hat also einen Putsch versucht gegen die politische Konstellation, die das Ergebnis von freien Wahlen ist.»

Das Aurufen des Kriegsrechts ist an und für sich noch kein Putschversuch, muss man den Sportjournalisten belehren, der hier gleich die rote Karte zückt. Aber diese Überhöhung braucht er nur, um zu seinem eigentlichen Thema zu gelangen:

«Obacht bei der politischen Führungspersonalwahl – das ist die Botschaft dieser Yoon-Anmassung an alle Wähler und Parteien, die sich zu leicht einlullen lassen vom Blendwerk selbstsüchtiger Populisten

Wer’s immer noch nicht gemerkt hat, wen Hahn eigentlich meint, hier legt er nochmals nach: «Solche selbstsüchtigen Populisten» – erkennbar an der gelben Haartolle – «sind nicht geeignet für Spitzenpositionen im Parlamentarismus, weil sie Wahlsiege missverstehen als Lizenz zum Durchregieren nach ihrer eigenen, vereinfachenden Auffassung von Welt».

Nun kann Hahn endlich die Katze aus dem Sack lassen und offen loslegen: «Der designierte US-Präsident Donald Trump ist natürlich das prominenteste Beispiel eines rücksichtslosen Vereinfachers, der eigentlich wenig von der Demokratie versteht.»

Nun muss Hahn allerdings zu eiern beginnen. Denn einerseits: «Yoon Suk-yeol ist als Präsident nicht mehr zu halten.» Was ja bedeutet, dass die Demokratie doch stärker ist als dieser Populist. Aber, merkt auf, ihr dummen Republikaner in den USA: «Das Beispiel von Yoon Suk-yeol zeigt, dass Parteien genauer prüfen müssen, ob ihre Spitzenbewerber überhaupt geeignet sind für die Welt der Demokratie.»

Oder auf Deutsch: der südkoreanische Präsident ist es nicht, Trump ist es ebenfalls nicht. Da wäre es doch wohl nach dem Demokratieverständnis von Hahn angezeigt, dass die blöden US-Stimmbürger, die mehrheitlich – so wie die Südkoreaner – diese Populisten gewählt haben, sich umbesinnen, auf Hahn hören und einen neuen Präsidenten wählen – statt eines ungeeignet.

Diese Wahlen müssten allerdings so oft stattfinden, bis ein Kandidat gewinnt, mit dem Hahn einverstanden sein kann.

Rechthaber-Tagi

Die Welt muss belehrt und verurteilt werden.

Wenn’s nicht mit eigenen Kräften gelingt, dann mit Hilfe eines Nachrichten-Tickers wie DPA. Da hat doch Gottseibeiuns Donald Trump einen weiteren Minister ernannt. Ein «TV-Moderator» seines Lieblingssenders Fox soll Verkehrsminister werden. Sean Duffy «ist ein ehemaliger Reality-TV-Star und einer von Trumps sichtbarsten Unterstützern in den Kabelnachrichten». Gut, er war auch mal fast neun Jahre lang Mitglied des Repräsentantenhauses, trat dann kürzer, weil er wegen der Herzerkrankung seines jüngsten Kindes mehr Zeit für seine Familie haben wollte. Das wird zwar nebenbei erwähnt, aber mehr als Feigenblatt.

Denn eigentlich ist das natürlich eine typische Trump-Idiotie. Unqualifiziert, was soll das. So lässt sich leicht wüten aus dem fernen Europa, weil man weiss, dass weder Trump noch sein designierter Verkehrsminister Tamedia zur Kenntnis nehmen.

Wie wär’s aber, wenn der Tagi in die Nähe schweifen würde? Welche Qualifikation hat zum Beispiel der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck für sein Amt? Den darf man zwar nicht ungestraft als «Schwachkopf» bezeichnen (was ZACKBUM ausdrücklich nicht tut), aber seine wirtschaftlichen Kenntnisse liegen bei null. Vorkenntnisse: null. Fragte man ihn, wo in einer Bilanz das Eigenkapital verbucht wird, würde er mit einer Strafanzeige drohen.

Oder gehen wir noch näher. Die Schweizer Verteidigungsministerin Viola Amherd hat Jus studiert, war mal Stadtpräsidentin von Brig-Gils und dann Nationalrätin. Militärische Kenntnisse: null. Vorbildung, Erfahrung: null. Der Ex-Gesundheitsminister Alain Berset, ein lebenslänglicher Parteifunktionär, der von Gesundheit nichts, von Fliegerei auch nicht viel, aber von Frauen sehr viel versteht.

Noch näher? Bitte. Jacqueline Fehr steht der Direktion der Justiz und des Innern im Zürcher Regierungsrat vor. Sie ist ausgebildete Sekundarlehrerin und hat ein Weilchen Psychologie, Betriebswirtschaftslehre und Politikwissenschaft studiert, ohne Abschluss. Juristische Kenntnisse: null. Vorbildung, Ausbildung auf diesem Gebiet: null.

Noch näher? Bitte: Daniel Leupi. Der Zürcher Stadtrat hat Wirtschaftswissenschaft studiert. Im Zürcher Stadtrat war er schon Leiter des Polizeidepartements (Vorkenntnisse: null) und des Finanzdepartements (Vorkenntnisse: nahe null). Oder Corine Mauch. Sie gab 2012 ihre US-Staatsbügerschaft ab, studierte Agrarökonomie und Sinologie. Sie war Abfall- und Umweltbeauftragte der Stadt Uster, Gemeinderätin von Zürich, SP-Fraktionspräsidentin. 2009 wurde sie ganz knapp zur Stadtpräsidentin von Zürich gewählt. Vorkenntnisse für dieses Amt: null. Praktische Erfahrungen in der Wirtschaft: null. Verständnis für die Interessen von Gewerbetreibenden: null.

Aber da zu motzen, das fällt dem Tagi nicht ein. Dafür muss er der ganzen Welt ungebeten Ratschläge erteilen. Der deutsche Bundeskanzler Scholz telefoniert mit Präsident Putin. Da muss Dominique Eigenmann zur Ordnung rufen: «Mit Putin sprechen? Ja, aber nicht so.» Sondern irgendwie anders, und das soll nicht ein Meinungsrülpser, sondern eine «Analyse» sein.

Die Schweizer Nati kriegt schon wieder auf den Sack? «Drei vermeidbare Gegentore», motzt der Tagi. Klimakonferenz in Aserbaidschan: «Die Schweiz darf zum Unrecht in Berg-Karabach nicht schweigen», fordert Simon Brechbühl lautstark im Tagi. Stefan Häng nimmt sich einen Bundesrat zur Brust: «Röstis Bundesamt verhält sich irritierend». Auch Tim Wirth sieht eine Gelegenheit, der FDP eins über die Rübe zu geben: «Das Genossenschaftsverband-Outing der FDP ist heuchlerisch». Dabei will die Partei – zum Ingrimm der Filzgenossen und Kuchengrünen – nur wissen, welche Zürcher Politiker mit hohem Einkommen dank guter Beziehungen in billigen, mit Steuergeldern subventionierten gemeinnützigen Wohnungen leben.

Und schliesslich muss Clara Lipkowski alle eintopfen, die Joe Bidens Entscheid, der Ukraine den Einsatz von weitreichenden Waffen auf russisches Gebiet zu erlauben, als nächsten Schritt zum Dritten Weltkrieg kritisieren: «Angst vor einer Eskalation durch die USA? Es ist Putin, der eskaliert». Nehmt das, ihr Putinversteher.

Es hat etwas beschämend Peinliches, wenn eine zum Skelett runtergesparte Rumpfredaktion, die immer mehr Inhalt, inklusive Meinung, vom grossen Bruder «Süddeutsche Zeitung» aus München bezieht, der ganzen Welt Ratschläge aufdrängt. Dabei ihre Steckenpferde reitet und sich vor allem im gegendarstellungsfreien Ausland austobt.

Geht’s in den Nahbereich, keilt sie höchstens gegen SVP und FDP; linksgrüne Sumpfblüten, schreiende Inkompetenz in führenden Positionen im Nahbereich ignoriert das Blatt krampfhaft.

Sie Faschist, Sie!

Das Allerweltsschimpfwort von geistig Armen und Verzweifelten.

Der Kampf gegen die braune Brut war schon immer eine Lieblingsbeschäftigung der Linken. Während bürgerliche Kreise die Mär von den braunen und roten Fäusten erfanden und beides gleichsetzten.

Früher, als noch mehr Leute alle Tassen im Schrank hatten, gab es immer wieder Versuche, geschichtlich Stalin und Hitler gleichzusetzen. Da Hitler als Verlierer abgegangen war, die Sowjetunion aber immerhin so eine Art Nachfolgestaat des Stalinismus war, diente das dazu, den Sozialismus zu diskreditieren. Auch das ist mangels Sowjetunion inzwischen obsolet.

Damals gab es auch noch zumindest rudimentäre Kenntnisse darüber, was Faschismus eigentlich ist. Aber das ist verloren gegangen. Heutzutage ist «Faschist» ein wohlfeiles Schimpfwort. Einfach ein Ersatz für «ein bösartiges und gefährliches Arschloch, das ich nicht ausstehen kann», was man aber so nicht sagen kann oder will.

Ganz Vorsichtige verwenden auch gerne das Wort «faschistoid», wenn sie Angst haben, dass sie beim Gebrauch von «Faschist» juristisch eins über die Rübe kriegten. Aber das ist ein nichtssagender Zwitter wie illegitim. Das verwendet man, wenn etwas völlig legal und keinesfalls illegal ist, man es aber dennoch kritisieren möchte. All die Händler mit Leaks- und Papers-Hehlerware verwendeten es gerne, wenn sie unschuldig ans mediale Kreuz Genagelten irgend etwas Illegales unterstellen wollten.

Aber aktuell ist der Begriff «faschistoid» in den Hintergrund getreten. Denn für viele Flachdenker ist klar: Donald Trump ist ein Faschist. In den USA ist der Faschismus an die Macht gekommen. Drohen faschistische Zustände. Schon bald werden die ersten KZs für illegale Immigranten errichtet. Gemischtrassige Ehen werden verboten, der Begriff Rassenschande wiederbelebt. Und bald einmal gibt es wieder lebensunwertes Leben.

Als nächsten Schritt fängt Trump dann den Dritten Weltkrieg an. Das haben Faschisten so an sich.

Der Begriff findet natürlich nicht nur dort reichlich Verwendung. SVP? Mindestens faschistoid. Blocher? Man würde gerne Faschist sagen, aber traut sich nicht, aus Angst vor juristischen Folgen. AfD: sowas von faschistisch. Corona-Leugner? Eigentlich auch Faschisten. Putin? Irgendwie ein Faschist. Meloni? Ganz sicher Faschistin. Le Pen? Verkleidet, aber klar braun. Und so weiter.

Vor allem der neue alte Gottseibeiuns Donald Trump ist nun ein Faschist. Das weiss Constantin Seibt am besten, der grosse Faschismus-Aufspürer, der alles Braune zehn Meilen gegen den Wind wittert. Auch wenn es nur ein Scheisshaufen ist. Gefolgt von diesem Kläffer von Tamedia und weiteren Dummschimpfern.

Dabei gibt es nur ein kleines Problem. Man darf Trump unterstellen, dass er nicht mal weiss, was Faschismus ist. Schlechte Voraussetzungen, um Faschist zu sein.

Es ist aber noch schlimmer: wissen all diese Faschismus-Kläffer überhaupt, was das ist? Wissen sie, dass sie mit der inflationären Verwendung des Begriffs alle wirklichen Opfer von Faschismus beleidigen, entwürdigen, sie missbrauchen?

Nein, dass wissen diese Tröten nicht. Wissen sie wenigstens selbst, was Faschismus ist? Wie bei Trump sei den meisten unterstellt: die haben doch keine Ahnung. Irgendwie so wie Hitler. Oder Mussolini. Oder so. Ganz schlimm halt. Das dürfte die häufigste Antwort sein.

Selbst eine Künstliche Intelligenz ist schlauer; also zum Mitschreiben (und wieder vergessen) ihre Antwort:

Hier sind die wichtigsten Merkmale des Faschismus in Stichpunkten:

  • Autoritäre Herrschaft: Konzentration von Macht in einer zentralen Führungsfigur oder Partei.
  • Nationalismus: Übersteigerte Betonung der eigenen Nation, oft verbunden mit Überlegenheitsdenken.
  • Antidemokratie: Ablehnung von Demokratie, Parlamentarismus und politischen Pluralismus.
  • Militarismus: Verherrlichung von Krieg und militärischer Stärke.
  • Ideologie der Einheit: Forderung nach nationaler oder sozialer Homogenität, Ablehnung von Diversität.
  • Kollektivismus: Vorrang der Gemeinschaft vor individuellen Rechten und Freiheiten.
  • Propaganda und Manipulation: Kontrolle der Medien, Verbreitung von Ideologien durch Massenkommunikation.
  • Gewaltbereitschaft: Einsatz von Gewalt als legitimes Mittel zur Erreichung politischer Ziele.
  • Feindbilder: Konstruktion von inneren und äußeren Feinden zur Mobilisierung der Gesellschaft.
  • Antikommunismus: Ablehnung marxistischer und sozialistischer Ideologien.
  • Kult der Führerfigur: Personenkult um den Anführer als unfehlbare Autorität.
  • Antiliberalismus: Ablehnung individueller Freiheiten und liberaler Werte.
  • Korporatismus: Kontrolle von Wirtschaft und Gesellschaft durch staatlich gelenkte Organisationen.

Wetten, dass die meisten, die «Faschist» krähen, nicht mal drei Merkmale von diesen 13 aufzählen könnten?

Noch schlimmer wird es aber, wenn man wie der emeritierte Geschichtsprofessor Jakob Tanner eine gelehrte Abhandlung über «Trump und der ständige Faschismus-Vergleich» bei Tamedia veröffentlicht. Und doch tatsächlich Umberto Ecos Pamphlet aus den 90er-Jahren als «bahnbrechenden Artikel über «Ur-Faschismus»» lobhudelt. Das schon unzähligen Deppen dafür diente, jeden beliebigen politischen Gegner als Faschisten zu verunglimpfen. Während die meisten Faschist-Gröler nicht wissen, was sie tun, weiss das Tanner sehr wohl. Und das macht ihn so unredlich wie demagogisch gefährlich.

Auch er malt – ein Bruder im Geist von Seibt – den Faschismus in den USA an die Wand. Und behauptet, dass «die institutionellen Sicherungen der amerikanischen Verfassung nicht genügen» würden, um ihn abzuwehren. «Vielmehr ist auf die Resilienz der Zivilgesellschaft zu bauen.» Ob das in Form von militanten linken Bürgerwehren gewalttätig oder anders zu erfolgen hat, darüber gibt Tanner aber keine Auskunft. Er murmelt nur etwas von Gewerkschaften und so.

So jämmerlich ist der politische Diskurs inzwischen geworden. Dass bei der «Republik» niemand Seibt Einhalt bietet, nun ja. Aber bei Tamedia? Da scheint jeder Anspruch auf Qualität und Niveau mit dem jüngsten Rausschmeissen und der Installation von führenden Flachpfeifen verloren gegangen zu sein.

Wenn es allerdings ein Merkmal des Faschismus ist, dass er Ideologie durch Massenkommunikation verbreitet, könnte es dann etwa sein, dass Tamedia auch …? Oder zumindest faschistoid? Oder allermindestens faschistoide Tendenzen? Ein brauner Oberton vielleicht? Oder auf dem Weg zum Faschismus? Zumindest diese Manie der Denunziation von sexistischen Wörtern und die Vorschriften, wie politisch korrektes Schreiben gehe, das hat etwas eindeutig faschistisch Sprachreinigendes. Heiliger Bimbam, das ist ja furchtbar. Hellsichtig warnte Jürgen Habermas schon bei der Studentenrevolte von 1968 vor linkem Faschismus.

Da gilt wohl auch:

Die grössten Kritiker der Elche waren früher selber welche.

Das ist von F.W. Bernstein, dem Mitherausgeber der «Unabhängigen Zeitung für eine sauberere Welt». Und kann bei Tamedia ergänzt werden mit: und sind es noch.

Neues von Langstrecken-Luisa

Die Vielfliegerin findet Zeit für ein Lobhudel-Interview.

Wenn der Qualitätsjournalist Andreas Tobler was nicht mag, dann arbeitet er mit dem Zweihänder und dem Holzhammer. Bei Roger Köppel oder der Bührle-Sammlung zum Beispiel.

Wenn er etwas mag – wie den Genderstern – dann gibt er strenge Anweisungen, was zu tun ist.

Und dann gibt es noch den kuschelig-sanften Tobler, wenn er mit einer Gesinnungsgenossin im Interviewbett liegt. Schön, dass Langstrecken-Luisa Neubauer, «Deutschlands bekannteste Umweltaktivistin», neben ihren Fernreisen im Kampf gegen den Klimawandel Zeit für ihn gefunden hat.

Denn vor Kurzem war sie noch in Pennsylvania, um (vergeblich) Wahlkampf für Kamala Harris zu machen. Und schwups, ist sie schon 9500 Kilometer weiter im Osten, Welt-Klima-Gipfel in Baku, das geht natürlich nicht ohne sie. Berühmt ist auch ihr Selbstbespiegelungs-Video aus einem wohlklimatisierten Hotelzimmer (ganz furchtbar fand sie das) in Dubai.

Aber immerhin, ihre Selfies aus Rundreisen durch Afrika hat sie inzwischen gelöscht. Da gäbe es also durchaus Anlass für die eine oder andere kritische Frage, so im Rahmen des Qualitätsjournalismus, wie ihn Simon (wo ist er denn?) Bärtschi unablässig fordert.

Aber oh Schreck, oh Graus, Tobler genügt diesen Kriterien mal wieder überhaupt nicht. Muss man sich Sorgen um seine Zukunft machen? Wackelt sein Stuhl? Ach was, die richtige Gesinnung betoniert ihn im woken Tagi ein.

Also liefert er Neubauer die Steilvorlagen, um ihr Geseier abzulassen: «Ich glaube, man kann nicht überschätzen, welche desaströsen Konsequenzen diese Wahl hat. Ich habe in den Tagen und Wochen zuvor an zahlreichen Formaten in den USA teilgenommen, Podien veranstaltet, Seminare gegeben, Gespräche mit Aktivisten geführt.»

Die Dame kam wirklich rum in den USA:

«Ich habe an der Ostküste, im Mittleren Westen und in Texas mit Menschen gesprochen, für die eine Wahl von Trump lebensbedrohliche Folgen haben kann.»

In erster Linie wohl die von Neubauer mitverschuldete Klimaerwärmung bedroht diese Menschen. Da wäre möglicherweise Gelegenheit gewesen, nachzufragen, was genau denn diese lebensgefährlichen Folgen seien. Aber doch nicht Tobler.

Und was hatte Neubauer eigentlich dort zu suchen, abgesehen davon, dass ihr Einsatz vergeblich war? «Ich bin in die USA gereist, um herauszufinden, wie dort Aktivismus funktioniert. Meine Annahme war: Wenn aktivistische Ansätze in den USA funktionieren, dann sind sie bulletproof.»

Tobler unterbricht Neubauers Redefluss nur gelegentlich mit einem «Ja?»; so führt ein Qualitätsjournalist ein Interview. Während die Dame eine Sottise nach der anderen zum Besten gibt: «Dabei umfasst eine gute und gerechte Klimapolitik alles, was Faschisten hassen.»

Er lässt ihr sogar durchgehen, dass sie seine Frage, ob Neubauer nochmal mit Greta Thunberg öffentlich auftreten würde, weiträumig umfährt: «Ich glaube, die Klimabewegung wird zukünftig mehr und mehr arbeitsteilig vorgehen und verschiedene Geschichten erzählen … mit Spannungen und Widersprüchlichkeiten umzugehen … den Blick nach vorne zu lenken». Jeder Journalist, der etwas auf sich hält, hätte hier nachgefragt. Aber doch nicht Tobler.

Der liest die nächste Frage von seinem Spickzettel; wie hält es Neubauer mit Klimaklebern und mit Farbanschlägen in Museen? «Zunächst einmal würde ich hier wahnsinnig mit der Sprache aufpassen und die Aktionen in den Museen nicht in einem Nebensatz mit Terrorismus gleichsetzen. Kein einziges Bild wurde beschädigt, als es mit Suppe beworfen wurde.»

Aber es geht noch absurder. Neubauer sei in Baku, «es gibt die Kritik, die Konferenz sei ein Greenwashing des Gastgeberlandes Aserbaidschan, also einer Erdöl fördernden Autokratie», fragt Tobler streng.

Die lustige Antwort: «Ich finde diese Kritik total berechtigt. Die Menschenrechtsverletzungen in Aserbaidschan sind eine Katastrophe. Viele Aktivistinnen sind deshalb überhaupt nicht hier. Zu denen gehört unter anderem Greta Thunberg.»

Tobler will ihr noch mehr Gelegenheit zum Greenwashing in eigener Sache geben und legt nochmals eine Schleimspur aus, auf die Neubauer furchtlos tritt: «Das ist hier keine Happy-Family-Veranstaltung. Aber diese Klimakonferenzen sind bis heute der einzige Ort, wo fast alle Staaten der Welt zusammenkommen und eine Augenhöhe herzustellen versuchen … vernetzen uns … hier machen wir Druck … besser werden könnte», Blabla, Blüblü.

Ist das ein Qualität-Interview? Nein, das ist eine peinliche, unkritische, schlecht vorbereitete Veranstaltung, wo einer eitlen Selbstdarstellerin eine Plattform gegeben wird, mit ihrem Gedöns die Umwelt zu verschmutzen. Dabei ist der Stern der «bekanntesten Umweltaktivistin» nach dermassen vielen Fehltritten und Lustreisen schwer am Sinken, ihre Glaubwürdigkeit beschädigt.

Aber das alles ist Tobler egal, wenn es um das Zelebrieren von Einverständigkeit geht. Auf Kosten des Lesers, der sich schon wieder fragt, wieso er für diesen Stuss bezahlen muss – statt Schmerzensgeld zu bekommen.