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Der BBC-Skandal

Wie Gesinnungsjournalismus eine Institution beschädigt.

Gegründet 1922, ist die BBC die älteste nationale Rundfunkanstalt der Welt. Mit Diensten wie dem BBC World Service erreicht sie Hunderte Millionen Menschen in über 40 Sprachen. Sie gilt international als Vorbild für seriösen Journalismus, Qualitätsstandards und Unparteilichkeit.

Im Zweiten Weltkrieg war BBC nicht zuletzt für Deutsche eine unbestechliche Informationsquelle und kein Propagandasender der Alliierten.

Wie man dieses grossartige und einmalige Image kaputtmachen kann, das zeigen die aktuellen Chefs dieser ehemaligen Kathedrale des seriösen, unbestechlichen, so objektiv wie möglich berichtenden Journalismus.

Nicht zum ersten Mal in den letzten Jahren ist die BBC im Kreuzfeuer der Kritik. Diesmal hat sie sich aber einen wirklich bedrückenden Schnitzer geleistet. Zu befürchten ist: nicht aus handwerklicher Unfähigkeit, sondern mit Absicht.

Der Skandal betrifft eine Ausgabe der Sendung «Panorama», in der ein Ausschnitt einer Rede des US-Präsidenten Donald Trump zusammengeschnitten wurde, sodass sie den Eindruck erweckte, er habe direkt zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 aufgerufen. Nachdem er die damaligen Präsidentschaftswahlen gegen Joe Biden verloren hatte.

Eine Niederlage, die Trump bis heute nicht wahrhaben will, man habe ihm damals den Wahlsieg gestohlen, behauptet er wahrheitswidrig.

In dieser Sendung der BBC wurden nicht nur zwei Teile seiner damaligen Rede zusammengespleisst, die in Wirklichkeit 54 Minuten auseinanderliegen. Der erste Teil des Satzes lautet in der Fassung der BBC «wir gehen zum Kapitol», gefolgt von «und kämpfen dort wie die Hölle». In Wirklichkeit rief Trump nach der Einleitung dazu auf, friedlich und «patriotisch» zu demonstrieren.

Ausserdem wurde in diese Rede Material hineingespielt, das zeigt, wie Demonstranten sich Richtung Kapitol aufmachen. Damit wird insinuiert, sie folgten dieser Aufforderung Trumps. In Wirklichkeit entstand das Video vor Trumps Rede.

Das hat der englische «Telegraph» sauber aufgearbeitet, nachdem ihm ein internes Memo zugespielt worden war, das diese Vorgänge kritisiert.

In Folge des Skandals traten wichtige Führungskräfte der BBC zurück, darunter der Generaldirektor Tim Davie und die Chefin der Nachrichtenabteilung Deborah Turness.

Damit haben sie immerhin die Verantwortung für diese Entgleisung übernommen. Allerdings geht das Problem doch tiefer. Denn die BBC beschäftigt rund 22’000 Mitarbeiter. Und bei besonders sensiblen Themen gibt es ganze Hierarchien von Richtlinien, die beachtet werden müssen:

Die «Editorial Guidelines» decken unter anderem ab:

  • Themen wie Genauigkeit, Fairness, Unparteilichkeit, Quellenprüfung, Schnitt und Kontext.

  • Jede Sendung muss nachweisen können, dass sie den Vorgaben entspricht.

  • Bei sensiblen oder politisch brisanten Inhalten ist die Pflicht zur Gegenprüfung («Right of Reply») und Quellenbelegung besonders streng.

Bei der Sendung «Panorama» gibt es eine mehrstufige Kontrolle:

  • Reporter / Produzententeam – recherchiert, schreibt und schneidet die erste Fassung.

  • Senior Editor – überprüft journalistische Integrität, Quellen, Fakten und rechtliche Risiken.

  • Executive Producer / Head of Current Affairs – gibt finale redaktionelle Freigabe.

  • BBC Legal & Editorial Policy Unit – prüft rechtlich heikle Fälle, etwa Verleumdungs- oder Datenschutzrisiken.

  • Commissioning Editor oder Controller BBC News – kann bei politisch sensiblen Themen zusätzliche Prüfungen verlangen.

Schliesslich gibt es noch das Editorial Policy & Compliance Team.

  • Diese unabhängige interne Abteilung kontrolliert, ob Beiträge die BBC-Standards für Unparteilichkeit und Genauigkeit erfüllen.

  • Sie kann Änderungen verlangen oder die Ausstrahlung stoppen, falls Verstösse drohen.

  • Alle freigegebenen Programme erhalten ein «Editorial Policy Approval Record» als Dokumentation.

In diesem Fall haben offensichtlich all diese Kontrollmechanismen versagt. Auch das kann nicht mit Inkompetenz erklärt werden. Sondern ist Beleg dafür, dass die Ablehnung Trumps in der gesamten Redaktion stärker war und ist als das Bedürfnis, all diese journalistischen Goldstandards einzuhalten.

Der Schaden, der durch diese manipulierte Sendung für Trump entstanden ist, ist überschaubar.

Der Schaden für die BBC ist zurzeit noch nicht abzuschätzen.

Die Verallgemeinerung drängt sich auf: wenn selbst diese Institution des fairen angelsächsischen Journalismus dermassen schwächelt, wie steht es dann wohl um die deutschsprachigen Medien?

Von ZDF und ARD weiss man zum Beispiel, dass eine externe NGO damit beauftragt wurde, den Journalisten das richtige Wording bei Migrationsthemen näherzubringen. Der Fall Relotius beim «Spiegel» ist in unguter Erinnerung.

Auch in der Schweiz gibt es nicht nur bei der SRG ellenlange Vorgaben, wie richtig berichtet werden soll. Auch die grossen Printmedienverlage verwandeln sich immer mehr in Echokammern, wo vorgefasste Meinungen vorgegebenen Weltbildern entsprechen. Und Abweichungen nicht toleriert werden.

So beerdigen nicht die Umstände, das Internet, die abwandernde Werbung und die flüchtenden Leser diese Art von Journalismus. Sondern er erledigt sich selbst, macht sich überflüssig, versinkt im Gesinnungssumpf der angeblich einzig korrekten Meinung und Weltsicht.

Ein Verschwörungstheoretiker

Andrian Kreye schreibt über Bari Weiss. Und merkt nicht, dass die über ihn schreibt.

Der Autor der «Süddeutschen Zeitung» diffundiert in den «Tages-Anzeiger». Denn er hat Schreckliches zu vermelden: «Rechte Journalistin übernimmt CBS: Ein Kniefall vor Donald Trump

An dieser Schlagzeile stimmt nun genau nichts. Macht nichts. Hinter dieser Fake News steht Folgendes: Die profilierte Journalistin Bari Weiss wird Chefredaktorin des TV-Senders CBS. Der gelte als «Synonym für überparteilichen Journalismus». Hingegen: «Die 41-jährige Bari Weiss wiederum steht für den Strukturwandel und den Rechtsruck in der Medienwelt.»

Das habe sich darin geäussert, dass Weiss medienwirksam bei der «New York Times» gekündigt habe.

«Nach Essays, in denen sie sich für kulturelle Aneignung und gegen linke Hetze positionierte, hätte die Zeitung sie weder gegen die heftige Kritik noch gegen die Shitstorms in den sozialen Medien verteidigt, so Weiss’ Begründung

Auch diese Behauptung von Kreye enthält nur Spurenelemente der Wahrheit. In Wirklichkeit hatte sie Mobbing im Arbeitsumfeld, ideologische Konformität und den Einfluss von Social Media auf redaktionelle Entscheidungen beklagt. Kann man im Kündigungsschreiben nachlesen. Wenn man will.

Nach ihrem Abgang startete Weiss den Newsletter «Common Sense», der schnell einmal weit über eine Million Abonnenten hatte. Während die Nachrichten-Flaggschiffe von CBS schmerzliche Rückgänge bei den Zuschauern verschmerzen mussten. 2025 beispielsweise um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bei «CBS Evening News». Erschwerend kommt hinzu, dass das Medianalter des Zuschauers bei 63,2 Jahren liegt, was nur im Vergleich zu Trump als jugendlich gelten kann.

Ausserdem versteifte sich CBS wie die NYT darauf, Donald Trump als Gottseibeiuns wegsenden zu wollen und verzichtete zunehmend auf Diversität im Programm und in den Meinungen.

Immerhin gesteht ihr Kreye zu: «Sie ist eine jener Konservativen, die Debatten nicht mit der ideologischen Kettensäge, sondern mit dem intellektuellen Skalpell auseinandernehmen.»

Er hält es hingegen mehr mit dem Zweihänder: «Auf den ersten Blick wirkt die Besetzung für viele trotzdem wie ein Kniefall vor Donald Trump.» Wer da einen solchen ersten Blick wirft, das verrät Kreye allerdings nicht. Ob er von sich selbst im Pluralis Majestatis spricht?

Was der Gesinnungsschreiber allerdings putzig übersieht: er schreibt hier über Weiss, aber die schrieb auch schon über ihn. In einem Interview im gleichen «Tages-Anzeiger» wurde sie nach ihrem Abgang bei der NYT über die Gründe befragt und sagte 2021, als hätte sie Stücke wie das von Kreye über sich vorhergesehen:

«In diesem Sommer der «Black Lives Matter»-Bewegung setzte sich meiner Meinung nach eine bestimmte Entwicklung durch: Dass es immer mehr Journalisten nicht als ihre Aufgabe empfinden, objektiv zu sein, sondern auf der richtigen Seite der Geschichte zu stehen.»

Mit dem intellektuellen Skalpell seziert sie die Blase von «illiberaler Kultur», in der sich auch Kreye bewegt:

«Meine Welt ist das blaue Amerika, das der Demokraten. Und in dieser Welt fürchten die Leute nicht den Illiberalismus der Rechten, sondern haben Angst, von ihren Nachbarn und Freunden aus Schulen, Unis, Jobs gejagt zu werden, weil sie nicht mit der neuen linken Ideologie konform gehen. Es ist kurios, dass unter Linksliberalen inzwischen Leute als Abweichler gebrandmarkt werden, aber es ist so. Und das ist alarmierend.»

So wie sie von Kreye als Beispiel des «Rechtsrucks» in den Medien denunziert wird.

Einen Aspekt hat sie allerdings vergessen: Blasenschreiber wie Kreye neigen auch noch zu Verschwörungstheorien. Fusion Paramount mit CBS und der Blockbusterfirma SkydanceMission Impossible»). Deren Gründer und Chef ist David Ellison, Sohn von Larry Ellison («Oracle») und reichster Mann der Welt.

Der wiederum gelte als «enger Freund von Donald Trump». Und Weiss sei dann direkt David Ellison unterstellt. Schlussfolgerung: Die Aliens sind unter uns und schwarze Helikopter über uns. Nein: «Der Weg ins Weisse Haus ist nicht weit».

So nach der Devise: Trump zu Ellison Senior: sag mal deinem Sohn, er soll Weiss sagen, sie soll den Friedensnobelpreis für mich fordern.

Sagt Kreye, der in einem Medienhaus arbeitet, in dem ähnliche Anweisungen nicht unbekannt sind. Sicher hat Kreye das Buch «Wie ich meine Zeitung verlor» des langjährigen SZ-Reporters Birk Meinhardt überlesen. Und erinnert sich an die Schnüffelei nach einem «Maulwurf» im Plagiats-Skandal um die stellvertretende Chefredaktorin Alexandra Föderl-SchmidJournalisten müssen supersauber sein»). Oder an den Fall Aiwanger.

Aber wieso denn in die Nähe schweifen, das Ferne liegt so nah. Und hat den Vorteil, dass es ein völlig gegendarstellungsfreier Raum ist.

Stehsatz zum Abschalten

Wenn’s KI wäre, wäre es wenigstens intelligent.

Fällt dir sonst nichts ein, dann haut halt Trump eine rein. Das war die letzte Rettung für einfallslose Journalisten, wenn der Klimawandel, die Gefahr von rechts und neue Untaten von Putin gerade mal Pause hatten.

Blöd aber auch: obwohl er garantiert nicht sieben Kriege beendet hat, scheint ihm im Nahen Osten die Quadratur des Kreises gelungen zu sein. Noch ist der Ausgang unsicher. Werden die fundamentalistischen Wahnsinnigen von der Hamas wirklich Waffen und Macht (soweit sie noch darüber verfügen) abgeben? Ist Netanyahu bereit, von rechtsradikalen Fundamentalisten in seiner Regierungskoalition gestürzt zu werden und dann höchstwahrscheinlich in den Knast zu wandern?

Aber wie auch immer, insgeheim wünschen natürlich viele in der Wolle gefärbte Trump-Trampler unter den Journalisten, dass er mit seinem Friedensplan auf die Schnauze fällt.

Sollte das geschehen – oder nach einer schamvollen Pause – wird’s dann fröhlich weitergehen mit dem Trump-Bashing. ZACKBUM, immer gerne bereit, verzweifelten Journalisten eine helfende Hand zu reichen, bietet hier die ultimative Vorlage dafür.

Exakt auf die passende Länge eines Kommentars im heutigen Elendsjournalismus geschnitzt (2000 A) folgt hier copyrightfrei die problemlos wiederverwertbare Abrechnung mit Trump.

Geschrieben von einer KI, also intelligenter als das meiste, was auf diesem Gebiet publiziert wird.

Here we go:

Donald Trump 2025 – Rückkehr einer zerstörerischen Figur

Donald Trump ist zurück – und mit ihm jene Gefahren, die in seiner ersten Amtszeit offen zutage traten. Heute agiert er nicht mehr nur als Populist, sondern als unberechenbarer Machtakteur, der demokratische Normen bewusst unterwandert. Seine politischen Auftritte gleichen Inszenierungen: laute Attacken, Feindbilder und ein ständiger Angriff auf alles, was nicht in sein Narrativ passt.

Er weigert sich nach wie vor, Fehler einzugestehen oder Verantwortung zu übernehmen. Stattdessen bedient er sich weiterhin der Taktik der Desinformation. Indem er Wahlen pauschal als manipuliert denunziert, sendet er ein Signal der Verachtung gegenüber demokratischen Institutionen – und ermutigt Anhänger, Zweifel an einer freien Wahl zu hegen.

In seiner Aussenpolitik erweist er sich erneut als zögerlicher Straftäter eines stabilen Partnersystems: alte Allianzen werden brüskiert, Enthaltsamkeit ist Form geworden. Seine Politik folgt weniger strategischen Überlegungen als spontanen Impulsen – oft abgesichert durch aggressive Rhetorik in Tweets und öffentlichen Auftritten. Politiker anderer Parteien werden diffamiert, Medien als „Feinde“ gebrandmarkt.

Doch der Erfolg, den Trump weiterhin hat, sollte nicht überraschen. Er spricht jene an, die sich vom System verraten fühlen – in wirtschaftlich abgelegenen Regionen, in kulturell gespaltenen Milieus. Indem er Wut kanalisiert, erzeugt er ein Gemeinschaftsgefühl unter seinen Anhängern. Sein Ziel ist jedoch nie die Versöhnung, sondern die Mobilisierung – gegen Institutionen, Gegner und jegliche Kritik.

Was Trump 2025 repräsentiert, ist kein Wandel, sondern die gefährliche Kontinuität eines Populismus, der Wahrheit relativiert, demokratische Regeln missachtet und den Weg für Autoritarismus ebnet. Durch seinen erneuten Einzug ins Weiße Haus steht die amerikanische Demokratie vor einer existenziellen Herausforderung – bereit oder unvorbereitet.

Copy and paste in den Stehsatz, raus aus der Käfigtierhaltung in der Hölle des Newsrooms und ab zum Feierabendbier!

Wieso nicht Trump?

Nicht nur die «Weltwoche» trägt Trauer. Der arme, gekränkte Narzisst …

Wer verdient eigentlich den Friedensnobelpreis? Geht man nach dem Testament vom Stifter Alfred Nobel, soll ihn derjenige bekommen, der sich in besonderer Weise um den Frieden in der Welt verdient gemacht habe.

Oder wörtlich «die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben […] und die am meisten oder am besten für die Verbrüderung der Völker, für die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere und für die Abhaltung oder Förderung von Friedenskongressen gewirkt haben.»

Da gibt es in der Vergangenheit tatsächlich eine ganze Reihe von Preisträgern, die zumindest sehr fragwürdig sind.

Eine unvollständige Liste:

1973 bekam der Kriegsverbrecher Henry Kissinger zusammen mit dem Nordvietnamesen Le Duc Tho den Nobelpreis für die Beendigung des Vietnamkriegs. Tho lehnte ab, weil der Krieg längst nicht beendet war, Kissinger nahm ungerührt an.

1978 bekamen Menachem Begin und Anwar as-Sadat, 1994 Jitzchak Rabin, Shimon Peres und Jassir Arafat den Preis.

1991 Aung San Suu Kyi, obwohl sie später die Verfolgung der Rohingya-Minderheit tolerierte und verteidigte.

2001 Kofi Annan und die Vereinten Nationen, 2012 die Europäische Union.

2009 Barack Obama, bereits nach wenigen Amtsmonaten, und obwohl er während seiner gesamten Präsidentschaft Kill-Listen unterzeichnete.

Oder wer erinnert sich noch an die Preisträger «Organisation for the Prohibition of Chemical Weapons» (2013), das «Tunisian National Dialoge Quartet» (2015), an Abi Ahmed Ali (Äthiopien, 2019) oder an Nihon Hidankyo (Japan, 2024).

Der Preis wurde also schon an Unwürdige, präventiv und an Organisationen verliehen, deren Beitrag zur Friedenssicherung zumindest umstritten ist.

Nun ist María Machado unbezweifelbar eine sehr mutige Frau, und es ist zu hoffen, dass der Friedensnobelpreis ihre Chance steigert, die nächste Zeit zu überleben.

Allerdings hat sie sich nun wohl nicht für die Verbrüderung der Völker, für die Abschaffung stehender Heere oder für das Abhalten von Friedenskonferenzen stark gemacht. Sondern sie führt die Opposition gegen einen korrupten und unfähigen Diktator an.

Donaldes kann nur einen geben, alle sagen das») Trump hingegen hat nur in seiner Parallelwelt sieben Kriege beendet. Und ob es ihm gelingt, das Massaker und die Kriegsverbrechen der israelischen Armee im Gazastreifen zu beenden, muss man erst noch sehen.

Allerdings ist es unbestreitbar, dass auf seinen Druck hin deutliche Fortschritte erzielt wurden. Ob das in einem «ewigen» Frieden für «die nächsten 3000 Jahre» enden wird, nun ja. Eher nicht.

 

Amerika ist beleidigt

Häuptling Gelblocke hat den Friedensnobelpreis nicht gekriegt. Ui.

Offensichtlich hat das Nobelpreiskomitee in Oslo das Stossgebet der «Freiburger Nachrichten» erhört: «Gebt Trump jetzt bloss nicht den Friedensnobelpreis». Allerdings, unkt das Qualitätsmedium «watson»: falls Trump ihn nicht gewinne, «fürchtet sich Norwegen vor Reaktion».  Die SDA behauptet, das sei «Trumps Lieblingstrophäe». «Blick» träumt mit Trump seinen «grossen Traum».

Geplatzt. Obwohl Trump noch vor der UNO darauf hingewiesen hatte, dass ganz Amerika beleidigt sei, sollte er ihn nicht bekommen. Obwohl Israels Ministerpräsident Netanyahu psychologisch geschickt ihn öffentlich für Trump eingefordert hatte. Obwohl Trump sogar den norwegischen Finanzminister Jens Stoltenberg in dieser Sache angerufen hatte. Schliesslich habe Trump, allerdings nur in seiner Parallelwelt, bereits sieben Kriege beendet.

Alle sagten, dass er den Preis verdient habe, behauptete Trump gerne. Eigentlich könne es gar keinen anderen geben, der den Friedensnobelpreis verdient hätte, meint er in der ihm typischen Bescheidenheit. Bekommt Norwegen seine Rache in Form von Strafzöllen zu spüren?

Denn nun schmollt er, lässt mal den Sprecher des Weissen Hauses von der Leine, der über seinen Chef doch tatsächlich sagt:

«Er hat das Herz eines Menschenfreundes, und es wird niemals jemanden wie ihn geben, der allein durch die Kraft seines Willens Berge versetzen kann.»

Dieser Steven Cheung ist auch nicht zu beneiden – als erwachsener Mensch einen solchen Schwachsinn abzusondern.

Nun hat ihn allerdings – verdient – María Corina Machado gewonnen. Aus Angst vor ihrem möglichen Sieg wurde sie vom korrupten Maduro-Regime in Venezuela wegen angeblicher Korruption und «Verrat» für unwählbar erklärt. Statt ihrer wurde von der Opposition 2024 Edmundo González Urrutia nominiert, der höchstwahrscheinlich auch die meisten Stimmen erhielt.

Seit der zunehmenden Repression gegen sie lebt Machado im Verborgenen – in Venezuela. Ganz selten lässt sie sich bei öffentlichen Veranstaltungen kurz blicken.

Und beweist gleich nach dem Empfang der guten Nachricht politische Genialität. Sie widmet den Preis dem venezolanischen Volk – und Donald Trump. Weil nur der in der Lage wäre, Diktator Maduro wegzuhauen.

Human Rights Watch dokumentiert seit den Präsidentschaftswahlen 2025 eine Zunahme von Morden, erzwungenem Verschwinden und aussergerichtlichen Tötungen gegen oppositionelle Aktivisten, Demonstranten und Zivilpersonen.

Machado beweist mit ihrem Verbleiben in Venezuela nicht nur hohen persönlichen Mut. Denn in ganz Lateinamerika ist es bis heute üblich, sich unerwünschter oder störender Kritiker durch Liquidierung zu entledigen. Zudem unterscheidet sie sich damit von Oppositionspolitikern wie Juan Guaidó, der sich 2019 zum «interimistischen Präsidenten» Venezuelas ernannt hatte. Zunächst als neuer Superstar gehandelt, verglühte er schnell und ging 2024 ins Exil und ist marginalisiert.

Genauso wie Freddy Guevara übrigens.

Venezuela sitzt auf den grössten Ölreserven der Welt. Durch die Regimes von Hugo Chávez und noch schlimmer von seinem Nachfolger Nicolás Maduro wurde das Land aber durch Korruption und Misswirtschaft an den Rand des Bankrotts – und darüber hinaus – geführt. Nur ein ausgebauter Repressionsapparat mit den paramilitärischen «Colectivos», der «Guardia Nacional Bolivariana», der Polizei, dem SEBIN («Servicio Boliviariano de Inteligencia Nacional») und der DGCIM («Dirección General de Contrainteligencia Militar») ermöglicht dem Regime das Überleben.

Ob der Friedensnobelpreis das Leben von Machado verlängert oder verkürzt, wird sich weisen.

Wie der Narzisst und Amok Trump auf diese Kränkung noch reagieren wird, auch. Vielleicht hat er einen Lauf und greift in Venezuela ein.

Shaky Jackie

So würde Trump vielleicht Jacqueline Badran nennen.

Es ist eine alte Weisheit: jeder hat das Recht, sich öffentlich zum Deppen zu machen. Davon machen einige im Übermass Gebrauch.

In einem ihrer sogenannten «#Korrigendum» in der «SonntagsZeitung» wütet Badran gegen den «orangen Dauerstargast», gegen den «orangen Widerling», gegen den «orangen Superschurken». Etwas repetitiv, aber bitte, Fantasie ist nicht jedem gegeben.

Ihr Zorn richtet sich auch gegen Brendan Carr, den Direktor der Federal Communication Commission (FCC), die US-Regulierungsbehörde für Medien.

Nun wird ihre Argumentation etwas kurvig, höflich formuliert. Carr habe im «Projekt 2025» prominent Abschnitt 230 des «Communications Decency Act» von 1996, «das Onlineplattformen erlaubt und Anreize schafft schädliche Inhalte wie Hassrede, Aufrufe zur Gewalt oder sexistische Inhalte zu moderieren, ohne haftbar gemacht zu werden, denunziert».

Und weiter: Die FCC hätte laut Carr «eine wichtige Rolle zu spielen wegen der Bedrohung individueller Freiheiten durch Konzerne, die ihre dominante Marktmacht missbrauchen. Heutzutage würden eine Handvoll Konzerne alles beeinflussen können, von der Information, die wir konsumieren, bis zu den Orten, wo wir einkaufen».

Nach der Inauguration  des orangen Gottseibeieuns hätten die grossen Plattformen «alle Moderationen von Inhalten» eingestellt. «Damit war der Pfad zu unbehelligter rechter Propaganda gelegt

What a Bullshit, würde da «das orange Mannbaby» sagen. Völlig zu recht. Denn dieses Gesetz sagt glasklar: “No provider or user of an interactive computer service shall be treated as the publisher or speaker of any information provided by another information content provider.”  Oder auf Deutsch, falls Badran auch nicht Englisch kann:

  • Plattformen wie soziale Netzwerke, Foren, Blogs usw. haften grundsätzlich nicht für von Nutzern gepostete Inhalte.

  • Sie dürfen Inhalte moderieren, entfernen oder sperren, ohne dadurch wie ein „Verlag“ behandelt zu werden.

Oder eben auch nicht. Während alle Medienorgane – auch ZACKBUM – nicht nur für die selbsterstellten Inhalte verantwortlich und haftbar sind, sondern auch für Kommentare oder Fremdbeiträge, gilt das für die sogenannten Sozialen Medien nicht. Wenn also Carr das kritisiert, hat er völlig recht.

In ihrer Aufzählung von mächtige Medienmogulen, die eben dem «orangen Superschurken» helfen würden, erwähnt Badran auch «Medien-Milliardär Rupert Murdoch». Unterlässt aber zu erwähnen, dass der vom «orangen Widerling» auf 10 Milliarden Dollar Schadenersatz verklagt wurde, was nun nicht gerade als Freundschaftsgeste gewertet werden kann.

Aber nach diesen Loopings will Badran auch noch etwas zur Schweizer Medienszene sagen: «Auch das Schweizer Parlament hat die SRG und die Medienlandschaft noch weiter geschwächt.»

Nun, in Wirklichkeit ist das ein weiterer intellektueller und verbaler Schwächeanfall von Badran. Wobei die SoZ hier ihrer Fürsorgepflicht nur unzureichend nachkommt und die Dame nicht davor schützt, sich immer mal wieder öffentlich lächerlich zu machen.

Der Mann spinnt

Leider dokumentiert nur die WeWo Trumps Rede vor der UNO.

Unverständlich, aber gleichzeitig interessant ist das Phänomen, dass es ansonsten zurechnungsfähige Menschen gibt, die Präsident Trump schätzen.

Wenn es noch eines Beweises gebraucht hätte, dass der Mann nicht nur raffgierig, verlogen und gefährlich ist, sondern schlichtweg irr, dann genügt seine Rede vor der UNO, um das zu belegen.

Verdienstvollerweise hat das Trump schätzende Organ «Weltwoche» diese Rede vollumfänglich dokumentiert. Das ist viel subversiver und entlarvender als all das Gemecker, das in den Mainstreammedien erschallte.

Die sind im Übrigen des Triumphgeheuls voll, dass der mittelmässige Comedian Jimmy Kimmel wieder auf Sendung ist. Und feiern das als grossen Triumph der Meinungsfreiheit in den USA. Was genauso bescheuert ist wie die Rede Trumps.

Ein paar Highlights:

Seit Trumps letzten Rede vor sechs Jahren «haben die Waffen des Krieges den Frieden zerstört, den ich auf zwei Kontinenten geschaffen hatte. – Heute, nur acht Monate nach meinem Amtsantritt, sind wir das angesagteste Land der Welt, und kein anderes Land kommt auch nur annähernd an uns heran. Amerika ist mit der stärksten Wirtschaft, den stärksten Grenzen, dem stärksten Militär, den stärksten Freundschaften und dem stärksten Geist aller Nationen auf der Erde gesegnet. – Damit haben wir die USA erneut zum besten Land der Welt für Geschäfte gemacht. – Ebenso habe ich in nur sieben Monaten sieben endlose Kriege beendet. – Kein Präsident oder Premierminister hat jemals etwas Ähnliches getan, und ich habe es in nur sieben Monaten geschafft. Das gab es noch nie zuvor. So etwas hat es noch nie gegeben. Ich fühle mich sehr geehrt, dass ich das geschafft habe. – Ich war zu sehr damit beschäftigt, Millionen von Menschenleben zu retten, also diese Kriege zu beenden. – Vor vielen Jahren habe ich als sehr erfolgreicher Immobilienentwickler in New York, bekannt als Donald J. Trump, ein Angebot für die Renovierung und den Wiederaufbau dieses Komplexes der Vereinten Nationen abgegeben. – Ich sagte damals, dass ich es für 500 Millionen Dollar machen würde, alles neu bauen würde. Es würde wunderschön werden. Ich sagte immer: «Ich werde Ihnen Marmorböden geben.» Das Beste von allem. – Kein anderes Land der Welt hätte das tun können, was wir getan haben. – Wie Sie wissen, habe ich zusammen mit Steve Witkoff und anderen wie Marco Rubio, die meisten von ihnen (israelische Geiseln der Hamas, Red.) zurückgebracht. – Dieser Krieg hätte niemals begonnen, wenn ich Präsident gewesen wäre. – Ich schaue mir London an, wo Sie einen schrecklichen Bürgermeister haben, einen schrecklichen, schrecklichen Bürgermeister. – Ich bin wirklich gut in solchen Dingen. Ihre Länder gehen vor die Hunde. – Ich habe die höchsten Umfragewerte, die ich je hatte. – Der Wind weht nicht. Diese grossen Windräder sind so erbärmlich und so schlecht, so teuer im Betrieb, und sie müssen ständig neu gebaut werden. Sie beginnen zu rosten und zu verrotten. – Washington D.C. ist jetzt wieder eine absolut sichere Stadt, und ich heisse Sie herzlich willkommen. Wir werden sogar zusammen in einem Restaurant in der Nähe zu Abend essen und können zu Fuss gehen. – Ich bin wirklich gut darin, Dinge vorherzusagen. Während des Wahlkampfs hiess es richtigerweise, Trump hatte in allem Recht. Und ich sage das nicht, um anzugeben, aber es ist wahr. Ich hatte in allem Recht. – Und ich mache nur Geschäfte mit Menschen, die ich mag. – Lasst uns die Rede- und Meinungsfreiheit verteidigen.»

Muss man das noch kommentieren? Ausser mit dem Satz, der nur möglich ist, weil der Autor nicht die Absicht hat, in absehbarer Zukunft die USA zu besuchen:

Der Mann spinnt. Hochgradig.Und brandgefährlich.

Watch your words

Trumps Sprache verrät eigentlich alles über den Mann.

«Ich kenne den Mann seit Jahren und halte ihn für sehr klug und sehr stark.» So lobhudelte US-Präsident Donald Trump im April 2018 John Bolton, als er ihn zu seinem Sicherheitsberater machte.

Bolton sei ein «lowlife», Abschaum, nichtsnutziger Penner, ein «sleazebag» (Dreckskerl). Er sei nicht wirklich klug, aber er könnte «sehr unpatriotisch» sein. Plus die Drohung: «Ich werde es herausfinden.» Das sagt Trump heute über seinen Kritiker Bolton.

Über den Chef der US-Notenbank FED sagt Trump: Jerome Powell sei ein «Schwachkopf», der «Mister zu spät», er sei «crazy» (verrückt) und sein «Feind», der so schnell wie möglich zurücktreten müsse.

Seine ehemalige Konkurrentin sei die «crooked Hillary», die korrupte Hillary Clinton, Nancy Pelosi «crazy Nancy». Die Medien ganz allgemein seien die «Feinde des Volkes», was auch Richter treffen kann. Wer ihm unliebsame Artikel verbreitet oder Urteile fällt, sollte gefeuert werden.

Sein allgemeines Abwertungsvokabular umfasst unter anderem die Begriffe «Loser, Clown, disaster, stupid, very dumb, total disgrace».

Also Reaktion auf seine Amok-Zollpolitik würden ihm nun reihenweise Staatenführer den «Arsch küssen».

Sich selbst sieht er als «stabiles Genie», zu allen Themen, über die er sich äussert, hat er den Satz parat «niemand versteht das wohl besser als ich», was sich sogar auf das Wachstum und die Pflege von Rasen bezieht.

Beliebte Sätze sind ebenfalls: «Ich habe mehr für Amerika getan als fast jeder andere Präsident. Meine Rallyes sind die grössten und enthusiastischsten in der Geschichte. Die Leute lieben mich wie niemanden sonst

Auch historische Vergleiche scheut er nicht: «Viele Leute sagen, ich sei wie Abraham Lincoln – aber mit noch mehr erreicht.»

Hinzu kommt, dass Trump lügt, dass sich die Balken biegen und nicht nur über Personen seine Meinung diametral ändert. Das gilt nicht nur für US-Politiker. So ist Russlands Präsident Putin einmal für Trump «ein Genie», dann aber auch ein «madman», ein Verrückter.

Dazu ist Trump völlig skrupellos bei der Selbstbereicherung, was die «Financial Times» mit einer Unzahl Belegen als den «grössten Raubzug am helllichten Tag» der jüngeren Geschichte bezeichnet.

In letzter Zeit kommt es zunehmend vor, dass der 79-jährige Trump vom Thema abweicht, mäandert, sich in Nebensächlichkeiten wie dem Zustand des Grases in Washington D.C. («niemand versteht mehr von Gras als ich») verliert.

Alles, was ihn ausmacht, ist in einem Satz aus dem Wahlkampf von 2016 enthalten:

«I could stand in the middle of Fifth Avenue and shoot somebody, and I wouldn’t lose any voters, OK?»
«Ich könnte mitten auf der Fifth Avenue stehen und jemanden erschiessen – und ich würde keine Wähler verlieren.»

Mit aller gebotenen Vorsicht lässt sich daraus ein Psychogramm des mächtigsten Mannes der Welt erstellen. Von jemandem, der eine solche Kappe trägt und das nicht ironisch meint:

Er ist ein Narzisst mit starkem Bedürfnis nach Bewunderung und niedriger Frustrationstoleranz. Er benützt einfache Botschaften und hat ein klares Freund-Feind-Schema. Er hat ein hohes Bedürfnis nach autokratischer Macht und den Anspruch, allein die richtigen Lösungen zu haben. Er beansprucht Dominanz durch Herabsetzung des Gegners. Sich selbst sieht er gerne in der Opferrolle («Fake News», gestohlene Wahlen). Seine Bewertungen und Einschätzungen ändern sich je nach Loyalität oder Opportunität, gehorchen keinerlei Prinzipien.

Das ist alles nichts Neues; solche Machtmenschen gab und gibt es in der Menschheitsgeschichte immer wieder. Sie haben allerdings eines gemeinsam: von Stalin über Hitler bis Mao sind sie allesamt gescheitert. Das hatte jeweils Millionen von Toten zur Folge.

Keiner von ihnen war so mächtig wie der US-Präsident heute. Was geschieht, wenn ein Narzisst scheitert? Abwehr, Verleugnung, im besten Fall Depression und Rückzug. Im Normalfall Wut und Aggressionsausbrüche, da das Scheitern als Angriff erlebt wird.

Wehe uns.

Meinungs-Karikatur

Silvan Wegmann zeichnet und schreibt. Vielleicht sollte er eins von beidem lassen.

Eine spitze Feder ist eine gute Sache, wenn man Cartoons verfertigt. Aber mancher ist schon an Multitasking gescheitert. Wegmann darf im Kopfblattsalat von CH Media eine «Medienkolumne» füllen. Immerhin, ein Lebenszeichen der komatösen Medienkritik in der Schweiz.

Da fühlt sich ZACKBUM angesprochen, liest – und ist nicht amüsiert.

Es gäbe viel zu schreiben zu diesem Thema. Der klägliche Niedergang des Kopfblattsalats bei Tamedia. Die Herrschaft des Coninx-Clans, des Ringier-Clans und des Wanner-Clans. Über die Leserverarsche, für weniger Angebot mehr Geld zu verlangen und das als angebliche Qualitätssteigerung zu verkaufen. Und dafür noch um staatliche Subventionen betteln.

Aber wieso in die Nähe schweifen, das Ferne liegt so nah. Ein wenig Trump-Bashing ist wohlfeil. Interessiert in den USA keinen, Schweizer Leser nur mässig.

Da hat CBS die «Late Night Show» mit Stephen Colbert nach über dreissig Jahren abgesetzt. Colbert who? Das ist einer der Nacht-Talker, die mit spitzer Zunge und unterstützt von einer ganzen Crew jeden Abend ihr Publikum mit bissigen Kommentaren bespassen.

Und dabei nicht schlecht verdienen. So kassierte Colbert rund 90’000 Dollar pro Show, mal 168 macht runde 15 Millionen pro Jahr.

Das ist bedauerlich. Wäre aber vielleicht Anlass, sich zu fragen, wieso es in der Schweiz nichts Vergleichbares gab und gibt. Roger Schawinski: abgesägt. Viktor Giacobbo und Mike Müller: versendet. Deville? Abgesetzt, wohl nicht zuletzt wegen krampfhaft müden Scherzen.

Und würde es jemand wagen, so wie Colbert, Maher, Oliver oder früher Letterman über alles herzufallen, ohne Rücksicht auf Bedenklichkeiten oder Verluste, es würde nicht mal ein Pilot ausgestrahlt.

Wieso ergreift der Besitzer der meisten Privatradio- und TV-Stationen da nicht die Initiative? Oh, der heisst Wanner, ganz falscher Ansatz.

Mindestens so falsch wie die Gaga-Titelzeile: «Lachen über Donald Trump ist verboten». Aber immerhin: darüber darf herzlich gelacht werden.

So fällt Wegmann über den sich dafür anbietenden Mann mit der interessanten Frisur her. Als Waffe setzt er seinen gesunden Menschenverstand ein:

«CBS begründete die Absetzung finanziell. Sie habe nichts mit dem Inhalt der Sendung zu tun. Präziser gesagt: Was wir meinen, mit unserem gesunden Menschenverstand her­leiten zu können, entspricht nicht der Wahrheit. Kann sein, aber der fade Beigeschmack bleibt.»

Deutsche Sprache ist schwieriger als Zeichnen. Seine hergeleitete Meinung entspricht also nicht der Wahrheit?

Fade und mit Geschmäckle breitet Wegmann seine Verschwörungstheorie aus:

«Was seine «Brothers» Xi, Putin oder Erdogan können, das will der Donald auch. Kuschende Medien und keine Witze über ihn.»

Trumps «Brothers», und Trump wird zum kollegialen Donald? Auch Vergleiche sollten gekonnt sein.

Aber eine so dünne These trägt nicht weit, das sieht selbst Wegmann am Schluss ein. Im Unterschied zu diesen drei autokratischen Herrschern gibt es nämlich in den USA Ausweichmöglichkeiten, die der ebenfalls abgesägte Tucker Carlson zum Beispiel mit grossem Erfolg benützt.

Oder wie es der Medienmeinende formuliert: Im Keller könne man sich  diese Satiriker auf dem Bildschirm weiter gönnen, «auf dem wir uns die Colberts, Jon Stewarts, John Olivers und wie sie alle heissen über«Schwarze-Humor-Streaming-Kanäle» genüsslich reinziehen können».

Also ist es doch, zumindest in den USA, ganz einfach. Gibt es genügend Publikum, das Colbert sehen will – und via Werbung oder Abo das Angebot finanziert –, dann kann der Satiriker noch dreissig Jahre weitermachen, wenn er lustig drauf ist.

Mindestens so lange müssen wir darauf warten, dass sich Wegmann mal sein eigenes Medienhaus zur Brust nimmt. Oder es mit einer Schweizer Medienkritik versucht. Statt mutig über den Atlantik Richtung USA zu wäffeln und sich dafür Schulterklopfen von Gesinnungsgenossen abholen. Die es niemals wagen würden, beispielsweise die Schweizer Regierung so gnadenlos ranzunehmen, wie es in den USA – mit oder ohne Colbert – Gang und Gebe ist.

Meinen darf man immer. Aber seiner Meinung hätte geholfen, wenn er das eine oder andere Beispiel von Colberts amüsanten Aperçus zitiert hätte. Dafür müsste er seine Sendung halt mal geschaut haben. Und Englisch können.

After-Journalismus

Wenn der Wunsch weiter die Feder führt.

Peter Burghardt, diesmal unterstützt von Boris Herrmann, kriegt sich in seinem Trump-Hass mal wieder nicht ein. Nachdem seine düstere Vorhersage «so stirbt die Demokratie» nicht eingetroffen ist, belästigt er seine Leser weiterhin mit seinen aus dem Bauchgefühl gespeisten Absurditäten.

Dass das die Abonnenten der «Süddeutschen Zeitung» aushalten müssen, wo beide in Lohn und Brot stehen, ist eine Sache. Dass die Qualitäts-Auslandredaktion von Tamedia seinen Stuss übernimmt und ihn kostenpflichtig serviert, ist die andere. Im Sommerloch gehen alle Massstäbe verloren, und ZACKBUM wird sich nicht schon wieder ein Tiefenlot kaufen.

«Das Geheimnis einer Freundschaft», titelt die SZ vorsichtig. «Maga-Bewegung erschüttert: «Wunderbares Geheimnis»: Trumps Nachricht an Jeffrey Epstein bringt ihn in Erklärungsnot», legt Tamedia einen drauf.

Schon im Titel wird etwas im Indikativ behauptet, was lediglich eine Meldung des «Wall Street Journal» ist. Donald Trump, beweisbar im Freundeskreis um den verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, soll ihm zum 50. Geburtstag  in einer Gratulationssammlung einen anzüglichen Glückwunsch geschickt haben. Die Skizze einer nackten Frau, in deren Intimbereich die Unterschrift Donald.

Der US-Präsident dementiert kategorisch und verklagt das WSJ, die Muttergesellschaft Dow Jones und den Besitzer Rupert Murdoch persönlich auf ein paar Fantastilliarden.

Das Duo Burghardt/Herrmann verwendet flugs den Indikativ: diese Nachricht «belegt die langjährige Freundschaft der beiden.» Diese Freundschaft wird nicht einmal von Trump bestritten, die bislang als unbewiesene Behauptung dastehende Berichterstattung des WSJ «belegt» überhaupt nichts.

Richtig ist, dass Trump in seiner gewohnt ruppige Art reagiert. Dass seine Justizministerin Pam Bondi nicht gerade eine gute Figur machte, als sie zuerst ankündigte, dass alles auf ihrem Schreibtisch liege und veröffentlicht werde. Um dann hektisch zurückzurudern.

Aber selbst Burgardt/Herrmann müssen einräumen: «Bislang gibt es keinerlei öffentlich bekannte Beweise dafür, dass Donald Trump sich im Zusammenhang mit der Causa Epstein etwas hat zuschulden kommen lassen

Also können sie nur nach über 11’000 A Platz- und Zeitverschwendung schliessen, dass nun doch noch mehr Akten freigegeben werden sollen: «Wie das geht, was da drinsteht und wie vollständig diese Dokumente sind, das ist das nächste Mysterium.»

Nein, das einzige Mysterium ist: Wie ist es möglich, dass im sogenannten Qualitätsjournalismus ein solcher Haufen Müll durch alle Kontrollinstanzen rutscht und sowohl die Leser der SZ wie auch des Kopfblattsalats von Tamedia anstinkt?

Nicht einmal Qualitätspapst Simon Bärtschi hat eingegriffen, obwohl das Meinungsstück die absolute Obergrenze für Artikellängen deutlich nach oben überschreitet.

Ob Präsident Trump oder die amerikanische Öffentlichkeit sich vom kläglichen Zwischenruf beeindrucken lassen? Es steht zu befürchten, dass die Länge seine Aufmerksamkeitsspanne deutlich überschreitet.

Bei Meinungsumfragen über Trumps Beliebtheit hat man die freie Wahl unter Dutzenden Angeboten. Nehmen wir das der «New York Times», die nicht gerade als Trump-freundlich gilt. Da haben die Ankündigungen seiner TACO-Zollpolitik für einen deutlichen Einbruch gesorgt. Aber das Thema Epstein lässt sie recht unverändert. Aktuell knapp 44 Prozent Zustimmung, 53,5 Prozent Ablehnung.

Und wenn Burghardt in Washington und Herrmann in New York herumfragen, welchen Impact ihre Suada in den USA gehabt hat, wird ihnen ein verständnisloses: «What the heck are you talking about?» entgegenschallen.