«Blick» weiss Rat

Unermüdliches Arbeiten in der Hölle des Newsrooms.

Was kommt heraus, wenn man eingepfercht in Verrichtungsboxen ohne Trennwände Journalismus betreiben sollte? Handelte es sich um Hühner, wäre schon längst der Tierschutz eingeschritten. Aber so …

Hier werden auch Eier gelegt, Info-Eier. Zum Beispiel das hier:

Das ist nun ein starkes Stück. Denn zuvor verfolgte der «Blick» jede Nonsens-Aktion der Nationalrätin von ganz nah. So ihre peinliche Reise in die Ukraine. Zu verdanken hatte Irène Kälin diese Hofberichterstattung ihrem Gatten und Kindsvater Werner de Schepper. Den hatte sie schon einmal mit dem Kind alleine gelassen, als sie sich zur Selbstfindung nach Bern zurückzog.

Aber nun scheint’s ernst zu sein: «Gemeinsam mit ihrem Ex-Partner, Werner De Schepper (57), habe Kälin bekannt gegeben: «Wir haben uns schon länger getrennt. Und jetzt ziehe ich von Oberflachs nach Aarau.»»

Habe? Ist das also nicht erhärtet? Oder Hörensagen? Oder weiss der «Blick» auch nicht mehr, wann man Konjunktiv anwendet und wann nicht? Auf jeden Fall: Wenn das so wäre, ist’s gemein. Denn inzwischen hat de Schepper auch noch sein Gnadenbrot als Co-Chefredaktor von «Interview by Ringier» verloren. Was das ist? Ach, so ein Flop, damit sich Marc Walder mit Alain Berset bei der Vernissage des neuen Magazins zeigen konnte. Aber auch das ist ja, aber das würde hier zu weit führen.

Gleich neben dem Liebes-Aus im Hause Kälin-de-Schepper platziert der «Blick» diese Meldung:

Wir wollen nicht wissen, was die Equality-Beauftragte und die Fraktion für korrektes Gendern dazu sagen. Die Forderung «mehr Frauen in leitenden Stellungen» kann hier wohl nicht gemeint sein.

Dann ein paar Beiträge aus der Serie «das wollen wir gar nicht wissen»:

Wobei bei den letzten Beiträgen «Publi Reportage» oder «Paid Content» fehlt …

Jetzt wird’s aber einen Moment lang interessant:

Der «Redaktor Wirtschaft» Nicola Imfeld ist voller Lob und Hudel:

«Karin Keller-Sutter, Kurzname KKS, war in diesem Monat als Finanzministerin in einem Mass gefordert, wie es Bundesräte nur selten sind. … Sie ist zu einem Ergebnis gekommen, das sich angesichts der Umstände sehen lässt … Brilliert hat KKS bei der Pressekonferenz vor zwei Wochen nicht. Doch war sie die einzige am langen Tisch, die einen souveränen Eindruck hinterlassen hat.»

Nicht brilliert, das aber souverän? Wie geht denn das? Item, Imfeld schwingt sich zum Schluss-Tremolo auf:

«Anders als andere Exponenten am Tisch ist sie in der Folge nicht auf Tauchstation gegangen. KKS stand ihre Frau, kommunizierte in den Medien offen und selbstbewusst. So geht Krisenkommunikation. So schafft man Vertrauen.»

Dann gibt er aber vielleicht etwas zu viel Gas: «Hätten die CS-Verantwortlichen in den vergangenen Jahren ähnlich kommuniziert, wäre es kaum zu einem solchen Vertrauensverlust für die Bank gekommen.» Die CS hätte sich ein Beispiel an KKS nehmen sollen? An einer Finanzministerin, der es an jeglichem finanztechnischen Wissen fehlt? Interessante Behauptung.

Auf jeden Fall muss einer dieses Ranschmeisse-Lob mit grosser Beunruhigung lesen. Denn Alain Berset muss daraus zu Recht schliessen, dass er offensichtlich nicht mehr die Knutschkugel des «Blick» ist. «So sad», würde Donald Trump sagen.

Das würde er allerdings auch zum «Blick» sagen. Denn das waren noch Zeiten:

Da war Trump noch US-Präsident. Und Christian Dorer «Blick»-Oberchefredaktor. Aber nichts bleibt ewig, wie es ist …

 

3 Kommentare
  1. Bea Morger
    Bea Morger sagte:

    Peinlich. Die sehr lange Leine von Herrn Michael Ringier scheint das Problem zu sein. Interessant: All diese höchst qualitätsarmen Artikel werden nie gezeichnet von einer verantwortlichen Redaktorin.

    Die für Gender und Diversity-Issues verantwortliche Dr. Annabella Bassler von der Ringier-Konzernleitung, sollte endlich ihre Pflicht erfüllen. Blosse Lippenbekenntnisse reichen nicht.

    Übrigens könnte auch ein Telefonanruf von Herrn Ringier diesen dummen „journalistischen“ Leistungen ein sofortiges Ende bereiten.

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  2. Jürg Streuli
    Jürg Streuli sagte:

    Beim Blick zu arbeiten muss das reinste Tollhaus sein. Da verschwindet mit Christian Dorer ein beliebter Journalist, obschon man ihm nichts Konkretes vorwerfen kann. Man schmeisst ihm einfach noch nach, dass ihm Männer besonders sympathisch sind. Da wandelt eine Ladina Heimgartner mit unbekanntem Leistungsausweis, die offenbar zur Kompensation gebetsmühlenartig das Wort von der „Resilienz“ wie ein heiliges Kruzifix vor sich herträgt. Da bestehen für die Redaktion inhaltliche Vorgaben, so ähnlich wie damals vom Politbüro an die Presse der DDR, welche die Guten und welche die Bösen zu sein haben. Und von ganz weit Oben schaut eine reiche Verlegerfamilie diesem Treiben belustigt zu.

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    • Victor Brunner
      Victor Brunner sagte:

      Immerhin kann die Head of Global Media der Ringier AG Resilienz ohne Fehler aussprechen. Mehr hat die Head bisher nichts zustande gebracht. BLICK seit Jahren Garant für absolute journalistische Anspruchslosigkeit, mit oder ohne Head. Der Dorer ist noch nicht verschwunden, im Impreesum wird er immer noch als Mitglied der Geschäftsleitung geführt, auch Frauen sind in dem Gremium auch unter Mitglied: Nicht mehr lange, bei der Zeitung wird von Externen die Betriebskultur untersucht, bestimmt auch umgangssprachlich angepasst, dann gibt es Mitglieder und Mitvaginas!

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