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«Blick»-Mitarbeiter, fürchtet Euch

CEO Marc Walder übt sich im Doublespeak nach Orwell.

Der Umsatz schrumpfte um 13 Prozent auf nur noch 800 Millionen. Der Digital-Anteil am Geschäft ging von zwar beeindruckenden 83 auf 82 Prozent zurück. Walder: «Der Online-Werbemarkt ist nicht mehr gewachsen.» Dabei wächst er weltweit mit zweistelligen Raten, letztes Jahr um über 15 Prozent.

2024 wurden 500 Mitarbeiter entsorgt. Walder verkündete nur den «operativen Gewinn», was davon als eigentlicher Profit übrigbleibt, ist Geschäftsgeheimnis. Auch das kann er knapp schönreden: das Ergebnis sei «gut und zufriedenstellend». Jubel hört sich anders an.

Es habe halt «Portfolio-Bereinigungen» gegeben, Doublespeak für die Schliessung der letzten Druckerei und den Abschied vom Flop «meindeal». Der Zusammenschluss mit Tx bei den Verkaufs- und Handelsplattformen spülte einen noch nicht realisierten Gewinn bei einem möglichen Börsengang in die Kasse. Ob und wann der stattfindet?

Sobald die Platzhirsche Google, Facebook und Amazon ernsthaft in der Schweiz in diesen Markt eindringen, wird das wie Eis an der Sonne schmelzen. Die kassieren bereits heute mehr als 80 Prozent vom Online-Werbekuchen. Dank eines jahrelangen Versagens der Verlagsmanager. Und wer sucht, geht immer auf die grösste Plattform, nicht auf die kleinen Brüder und Schwestern.

Apropos, wer meint, mit dem Trio Ladina Heimgartner, Marc Walder und einem «wie heisst er doch gleich»-«Blick»-Oberofficer für die Zukunft gut aufgestellt zu sein: viel Glück!

Knüppeldick kommt es aber mal wieder für die vermeintlich so glückliche «Blick»-Familie. Das Bezahlmodell «Blick+» plusst überhaupt nicht. Nach einer völlig verunglückten Werbekampagne, die immerhin für Heiterkeit sorgte. Rund 25’000 Abonnenten werden eingestanden, mehr als ein «Ok-Wert» fällt dazu selbst Walder nicht ein.

Dabei ist es nicht klar, wie viele Schnupper-, Gratis- und Kurzzeit-Abos mitgezählt werden.

Dann kommen wir zum Spassfaktor. «Über die vergangenen Jahre sind mehrere Hundert Millionen an klassischem Medienumsatz weggebrochen», jammert Walder, als sei ihm diese Erkenntnis erst neulich gekommen. Aber Ringier bekenne sich sich weiterhin zu einem «qualitativ hochwertigen Journalismus». Auch VR-Präsident Michael Ringier, der trotz fortgeschrittenen Alters (76) sich nicht traut, Walder als seinen Nachfolger zu inthronisieren, behauptet: «Wir sehen einen steigenden Bedarf an gutem Journalismus als Chance

Der Bedarf ist tatsächlich da. Die Ausnützung dieser Chance zeigt die «Blick»-Familie auf allen Kanälen täglich und wöchentlich. Ein enteierter Boulevard, der weiblicher und runder werden will. Was allerdings nur zu einem Regenrohr in den verunstalteten neuen Kasten-Logos geführt hat. Wie viel Schnauf Ringier da hat, zeigte sich auch im Flop «Blick TV».

Das regelmässige Feuern des «Chief Content Officer» und der Aufbau einer amüsanten Riege von Officers, Chiefs, Heads of und Heads off, bei denen niemand mehr weiss, wer wofür zuständig ist, trägt auch nicht zur qualitativen Verbesserung bei. Das Fehlen eines Chefredaktors wie Christian Dorer, der ganz übel entsorgt wurde (und seither gibt es seinen Titel nicht mehr), ein gravierender Fehler.

Nun soll ausgerechnet mit dem Einsatz von KI «mehr Tiefe im Journalismus» erreicht werden. Kleiner Denkfehler: chatgpt und Co. kann inzwischen fast jeder selbst bedienen. Der Unterschied zu dem, was ein Kindersoldat im Newsroom in seiner Verrichtungsbox daraus macht, ist nicht sichtbar.

Grosser Fehler: «Blick» & Co. haben keine USP mehr, kein übergreifendes Konzept, keine Richtung, keine erkennbare Position, keine Mission. Was sich nicht zuletzt in einem Niedergang der Zahl der online-User niederschlägt. Kam der «Blick» mal auf Augenhöhe mit «20 Minuten», ist er inzwischen wieder abgeschlagen.

Und die Print-Auflage beträgt laut letzten Zahlen kümmerliche 73’869 Exemplare. Wie viele davon tatsächlich verkauft werden, ist ebenfalls Betriebsgeheimnis.

Online 25’000 wie auch immer geartete Abos seit dem Start 2023. Bei 800’000 täglichen Nutzern sind das aufgerundet 3,13 Prozent. Darauf kann man eine solide Zukunft bauen. Ganz abgesehen davon, dass alle Leser sauer gemacht werden, die einen «Blick+»-Artikel mangels Abo nicht zu sehen kriegen.

Also in einem Satz: Blickler, fürchtet Euch. Oder eher: ihr 6000 übrig gebliebenen Ringier-Mitarbeiter, fürchtet Euch. Viele werden es nicht zur ersehnten Frühpensionierung schaffen. Und wohin dann?

Oder in Umformulierung des bescheuerten Slogans «Ich bin dabei»: «Ich war dabei.»

Ach du dickes Ei

Päpstliches Geschenk für die Medien.

Ostern ist blöd. Medial gesehen. Wenn der Stau am Gotthard abgefrühstückt ist, dann herrscht normalerweise ziemlich tote Hose. Die Redaktionen sind ausgedünnt, denn auch der Redaktor möchte gerne schon am Mittwochabend aufbrechen, um dem Osterstau zu entgehen und kommt gerne erst am Dienstag im Verlauf des Tages wieder zurück.

Also bleibt das B- oder gar das C-Team, um die Spalten und die Online-Auftritte zu füllen.

Aber das war diesmal ganz anders. Der Papst bot ein Abend- und seitenfüllendes Programm. Zuerst die bange Frage, ob es sein Gesundheitszustand erlauben würde, am Sonntag den Segen «urbi et orbi» zu spenden. Und wenn nein, wer das dann an seiner Stelle tun könne und ob das überhaupt die gleiche Wirkung habe.

Das war schon Anlass genug, tiefschürfende Beobachtungen über den Krankheitsverlauf und die bereitstehenden Stellvertreter des Stellvertreters anzustellen.

Dann das Osterwunder, der Papst wurde ans Fenster gerollt und konnte tatsächlich, wenn auch in abgekürzter Form, die Menge segnen. Zuvor war es dem konvertierten US-Vizepräsidenten Vance noch gelungen, eine Audienz beim Papst zu erhaschen.

Was bösartige Spötter natürlich zur Vermutung verleitete, dass die nachfolgenden Ereignisse durch dieses Erlebnis des Papsts geprägt wurden.

Denn schon am Montag erschallte die traurige Nachricht durch urbi et orbi, dass der Papst nach tapferer Pflichterfüllung von uns gegangen ist. Ein Schlaganfall raffte ihn dahin, nachdem sich schon die katholische Christenheit Hoffnungen gemacht hatte, dass er weiterhin auf dem Weg der Besserung sei.

Aber eben, die Wege des Herrn sind unerforschlich.

Die Reaktion der Medien allerdings nicht.

Nun werden alle Register gezogen. Der Live-Ticker. Die Aufbahrung. Die Todesursache. Die letzten Tage. Die letzten Stunden. «Wer wird Papst? Das sind die aussichtsreichsten Kandidaten», zählt Tamedia auf. Und natürlich: «Wie Argentinien um seinen Papst trauert».

Der «Blick» schaut genau hin: «Erste Bilder von Papst Franziskus im offenen Sarg», dazu ein Ratgeber mit Nutzwert, obwohl das doch der SoBli-Chefredaktor gerade als «Klugscheisserei» kritisiert hatte: «So kommst du am besten nach Rom zur Beerdigung von Papst Franziskus».

Die NZZ spannt ihren didaktischen Muskel an:«Wer folgt auf Papst Franziskus? Die wichtigsten Fragen und Antworten». Dazu «Buenos Aires nimmt Abschied» und natürlich «Das Vermächtnis» des Papstes.

Auch CH Media betritt nicht gerade Neuland: «Die Welt ohne Papst Franziskus – seine Stimme wird fehlen», dazu vielleicht nicht mehr ganz aktuell: «Papst Franziskus ist tot: wie es im Vatikan weitergeht». Und aus dem Standardrepertoire: ««Intensiver Moment, als er mir in die Augen geschaut hat»: Regierungsrat Markus Dieth erinnert sich an Treffen mit Papst Franziskus».

Auch SRF tickert vor sich hin: «Kardinäle planen Papst-Bestattung – Schlaganfall war Todesursache», und natürlich der Blick in die Zukunft: «Kandidaten für Papstamt – «Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus»». Und natürlich die Macht der Bilder: ««Mensch unter Menschen» Prägende Momente seines Pontifikats».

Da muss man ganz unchristlich festhalten: Der Einheitsbrei quillt überall über. Eigentlich bräuchte es in solchen Momenten gar nicht mehr vier Newsrooms. Ein einziger würde doch reichen. Oder noch besser: mit einem simplen Algorithmus, plus etwas AI, könnten sich eigentlich alle Journalisten ein paar Freitage gönnen, Ostereier suchen oder sonst etwas Nützliches tun.

Während die Konsumenten überall in der gleichen Sauce gebadet werden. Die Nacherzählung, die Stationen, der Tod, die Zukunft, die persönlichen Begegnungen, Himmel hilf. Originalität scheint vollständig ausgestorben zu sein.

Will SoBli-Chef seinen Job loswerden?

Es ist mal wieder Flugzeit bei Ringier.

Steffi Buchli hat das Haus Knall auf Fall verlassen. Ausser Gerüchten gibt es keine nachvollziehbaren Gründe für den schwachen Abgang. Ist auch sie mit der Nemesis des Verlags übers Kreuz geraten? Oder mit Aidos? Wir müssen hier etwas gelehrt werden, denn Namensnennungen können gröberen Ärger verursachen.

Also sagen wir nur, dass es sich um eine Bündnerin handelt.

Auf jeden Fall ist das nach Christian Dorer bereits das zweite Bauernopfer bei einer völlig verfehlten Strategie, das Markenzeichen Boulevard des «Blick» zu enteiern.

Da fällt uns spontan der schöne Spruch ein: Es tut der Osterhase kräftig fluchen, wenn Kinder seine Eier suchen.

Bislang sitzt der Chefredaktor «SonntagsBlick» noch einigermassen sicher auf seinem Stuhl. Das scheint er aber ändern zu wollen. Denn in einem Anfall von österlichem Eingedenken schreibt Reza Rafi doch tatsächlich in seinem aktuelle Editorial:

«Heute profiliert sich jeder, der den Zeigefinger hebt. Von Kindererziehung über Sexualität und Lebensverlängerung bis zu Ökonomie und Weltpolitik: An jeder Ecke lauert ein Rechthaber.»

Und haut gnadenlos seiner eigenen, glücklichen (oder nicht so glücklichen) «Blick»-Familie eins in die Fresse:

«Tipps zu geben, ist das billigste Geschäftsmodell für Medien, PR-Leute, Parteienvertreter und alle anderen, die um Aufmerksamkeit buhlen

Um lammfromm zu enden: «Das Osterfest beendet die Zeit des Fastens, das einen zentralen Wert des Christentums fördern soll: die Demut.»

In aller gebotenen Demut, eine Auswahl aus der gleichen Homepage, auf der Rafis Editorial erschien:

Der Wein-Ratgeber.

Der erhobene Zeigefinger.

Die Kritik an Trump.

Die Promotions-Tipps.

Der Ratgeber.

Und noch ein Ratgeber.

Der Besserwisser.

Sucht man auf der Webseite des «Blick» nach dem Stichwort «Ratgeber», poppen 261 Treffer auf. Und hat nicht eine führende Bündnerin im Haus verkündet, dass der Abschied vom Boulevard (und von den meisten Lesern) mit mehr Service und Ratgebern einhergehen sollte?

Also wenn man da Rafi auch ungebeten einen Rat geben darf: in sich gehen, Busse tun, Haupt senken, im nächsten Editorial Gegensteuer geben. Sonst könnten das noch traurige Ostern ohne Auferstehung werden.

«Militärexperte» Keupp: Rohrkrepierer

Der «Militärökonom» an der ETH ist ein kriegsuntauglicher Diversant.

Die Schweizer Armee hat einige Probleme. Eines davon ist leicht zu identifizieren und heisst Marcus Keupp. Der Deutsche ist die Fehlbesetzung auf einem verlorenen Posten. Oder aber, schrecklicher Verdacht: er ist vom Feind bezahlt oder gesteuert.

Wikipedia weiss über ihn: «Als Dozent an der Militärakademie der ETH Zürich unterrichtet er angehende Berufsoffiziere der Schweizer Armee und beschäftigt sich in seiner Forschung insbesondere mit militärischer Logistik.»

Deshalb hat die Schweizer Armee offensichtlich ein Führungsproblem …

Keupp wusste: «Russland wird den Krieg im Oktober verloren haben.» Zu dieser schneidenden Prognose kam er «aufgrund mathematischer Berechnungen». Wahrscheinlich hantierte er mit Fantastillionen, dividiert durch null. Blöd nur: er meinte den Oktober 2023. Blöd nur: das haben die Russen bis heute nicht eingesehen.

Wikipedia weiss auch: «Im April 2024 hielt Keupp an seiner im März 2023 geäußerten Einschätzung fest, dass Russland den Krieg bereits im Herbst 2023 „strategisch verloren“ habe.»

Als Militärökonom erlaubt er sich auch Prognosen allgemeiner Art: «Der Kollaps des russischen Finanzsystems ist nur noch eine Frage von Tagen.» Aber diese Tage verstrichen ohne Kollaps – im März 2022.

Das kann doch einen Wissenschaftler wie Keupp nicht erschüttern. Wenn man ihm ein Mikrophon hinhält, ist er sofort bereit, seinem Lebensmotto zu frönen: nach der Fehlprognose ist vor der Fehlprognose.

«Wenn es so weitergeht, wird Russland den Krieg verlieren.» Mit diesem militärischen Fehlschlag überrascht Keupp aktuell die Welt im «Blick». Das Organ für gehobene Stände hat leider ein kurzes Gedächtnis – oder ist zu höflich, dem Quatschprognostiker seine Fehlprognosen von früher um die Ohren zu hauen.

Kriegsgurgel Keupp hat noch weitere ungebetene Ratschläge auf Lager: «Mit Putin darf man nicht verhandeln. Wer jetzt Verhandlungen mit Russland fordert, ist ein Pseudohumanist.» Dass Keupp ein Pseudomilitärwissenschaftler ist, liegt aber entschieden näher an der Wahrheit. Denn Kriege werden bekanntlich entweder durch die Kapitulation einer Partei – oder durch Verhandlungen beendet.

Dann nimmt der Irrwisch des Krieges noch die ganz grosse Keule hervor: «Es gab damals und gibt heute noch immer so einen Typ Mensch, der denkt, dass Hitler oder Putin gar nicht so falschliegen, dass die doch auch gedemütigt worden seien, dass die sich doch auch wehren dürften. Wer das sagt, ist moralisch verrottet.»

Moralisch verrottet, das Werturteil muss man sich als Berufsrohrkrepierer erst mal trauen. Und was passiert, wenn so moralisch verrottete Menschen, also all diese Putinversteher, die deswegen auch Hitlerversteher waren, die Meinungsführerschaft übernähmen?

«Ja, auch neutrale Staaten wie die Schweiz könnte das jederzeit treffen. All jene, die jetzt poltern, es zähle ja eh heute schon nur das Recht des Stärkeren, die dürften sich noch wundern, was mit ihnen passiert, wenn das regelbasierte System erst mal ausser Kraft gesetzt ist.»

Zunächst muss man sich allerdings Sorgen machen, was eigentlich passiert, wenn eine solche Fehlbesetzung einen wissenschaftlichen Lehrstuhl verunziert und auf Kosten des Steuerzahlers noch grösseren Unsinn als «Russia Today» verzapft. Wobei Keupp offenbar noch nicht mitbekommen hat, dass das «regelbasierte System» tatsächlich ausser Kraft gesetzt wurde.

Mal mit einer Prognose danebenliegen, das kann ja passieren, sollte aber nicht vorkommen, wenn man sich Wissenschaftler schimpft. Aber ständig und ausnahmslos und immer wieder danebenhauen, da muss man schon von einem Systemversagen bei Keupp sprechen.

Wieso ihm der «Blick» allerdings die Spalten öffnet, um sich nochmals lächerlich zu machen, das gehört wiederum zu den Geheimnissen des Qualitätsjournalismus aus dem Hause Ringier.

 

 

Rezyklieren à la Ringier

Das Haus der Qualitätsmedien spart, wo es nur kann.

Wer findet den Unterschied? Der Artikel «Dort leben, wo die Sonne scheint und die Steuern tief sind», erschien ursprünglich in der «Bilanz». Wurde dann in der «Handelszeitung» rezykliert. Und landete schliesslich auch noch im «Blick».

Immerhin überall hinter der Bezahlschranke; also könnte der unaufmerksame Leser gleich dreimal für den gleichen Content zur Kasse gebeten werden.

Das ist mal Sparmassnahme eins. Dann hätten wir die aufdringliche Werbung, zum Beispiel im «Blick»:

Links ist der Wetterbericht, geschrieben von einer «Praktikantin News-Desk». Nun, jeder und jede hat mal klein angefangen. Daneben etwas Politik, aber lediglich in einem «News-Ticker», ein Euphemismus dafür, dass Agenturmeldungen zusammengeschnipselt und aneinandergeklebt werden. Schliesslich rechts reine Werbung, unten drunter reine Werbung, verkleidet mit einem «Präsentiert von …».

Dann nach dünnem Inhalt:

Diesmal nicht «präsentiert von», sondern «Promotion mit …». Macht den ganzen Unterschied. Da geht doch noch einer:

Der gute, alte Wettbewerb. Wer nun meint, das hier sei wenigstens eine Eigenleistung,

irrt, ist einfach eine Meldung der SDA, womöglich etwas zusammengeholzt. Dann hätten wir noch diese Variante:

Eigenleistung? I wo, «Inhalt von Sunrise starzone». Ach, und erwähnten wir schon, dass der «Blick» selbst eigene Artikel auf seiner Homepage mehrfach rezykliert? Doch, tut er.

Nehmen wir als Absackerchen noch den «Green Circle»:

Im grossen Artikel kommt gnadenlos nur nach Qualität ausgesuchte Kosmetik vor. Die drei rechts machen um ihr Sponsoring kein Hehl, entweder ein «Artikel von …» oder wieder das beliebte «Präsentiert von ..

Was aber mit dem nach streng journalistischen Kriterien erstellten Content der Artikel überhaupt nichts zu tun hat, keinerlei Einfluss hat.

Ach, und natürlich werden auch immer wieder Artikel aus der «Schweizer Illustrieret» oder «SI Style» rezykliert. Denn wie soll man sonst mit immer weniger Indianern, aber immer mehr Häuptlingen überhaupt Content ins Internet und auf Papier blasen?

Bloss: was einen Preis hat, sollte auch einen Wert haben. Dann nennt man es preiswert. Verlang man für Wertloses, Rezykliertes oder Abgeschiednes Geld, dann ist das nicht preiswert. Sondern reine Leserverarsche.

Vielleicht die passende Gelegenheit, ein Gedicht von Kurt Tucholsky zu rezyklieren. Liebe Kindersoldaten, einfach mal den Namen googeln, das hilft schon. Und hier wäre das Gedicht von 1931, heute so frisch wie damals:

An das Publikum

O hochverehrtes Publikum,
sag mal: bist du wirklich so dumm,
wie uns das an allen Tagen
alle Unternehmer sagen?
Jeder Direktor mit dickem Popo
spricht: «Das Publikum will es so!»
Jeder Filmfritze sagt: «Was soll ich machen?
Das Publikum wünscht diese zuckrigen Sachen!»
Jeder Verleger zuckt die Achseln und spricht:
«Gute Bücher gehn eben nicht!»
Sag mal, verehrtes Publikum:
bist du wirklich so dumm?

So dumm, daß in Zeitungen, früh und spät,
immer weniger zu lesen steht?
Aus lauter Furcht, du könntest verletzt sein;
aus lauter Angst, es soll niemand verhetzt sein;
aus lauter Besorgnis, Müller und Cohn
könnten mit Abbestellung drohn?
Aus Bangigkeit, es käme am Ende
einer der zahllosen Reichsverbände
und protestierte und denunzierte
und demonstrierte und prozessierte…
Sag mal, verehrtes Publikum:
bist du wirklich so dumm?

Ja, dann…
Es lastet auf dieser Zeit
der Fluch der Mittelmäßigkeit.
Hast du so einen schwachen Magen?
Kannst du keine Wahrheit vertragen?
Bist also nur ein Grießbrei-Fresser –?
Ja, dann…
Ja, dann verdienst dus nicht besser.

«Unrecht darf sich nicht lohnen»

Damit hat Anwältin Rena Zulauf recht.

Das Urteil des Zuger Kantonsgerichts auf Gewinnherausgabe von rund 320’000 Franken ist Rechtsverluderung.

Rechnen mit Richtern. Im Prozess um den angeblich erzielten Gewinn mit vier Artikeln über die einschlägig bekannte Jolanda Spiess-Hegglin stellten die drei Richter das Betreten von Neuland als Rechtsgrundlage dar. Schlimmer noch: die Rechnung ist schlicht falsch.

Sie beruht darauf, dass es einen offiziellen Inserate-Tarif von Ringier von 40 Franken pro 1000 Sichtkontakte im Internet bei Werbung im Umfeld von Artikeln gibt. Daraus errechnet das Gericht einen Gewinn von insgesamt 200’000 Franken alleine für die vier Online-Artikel, die mit persönlichkeitsverletzendem Inhalt über den sexuellen Kontakt während einer Landammannfeier erschienen sind.

Kann es richtig sein, ohne gesetzliche Grundlage so zu rechnen? Schliesslich räumt das Gericht selbst ein, der Zusammenhang zwischen einer bestimmten Berichterstattung und der Gewinnerzielung lasse sich «naturgemäss nicht strikt nachweisen». Dann bezieht es sich auf ein Bundesgerichtsurteil, das mit der konkreten Berechnung rein gar nichts zu tun hat. Wer sich im 57-seitigen Urteil durch die Berechnungstabellen der Richter quält, meint, im kalkulatorischen Nirwana zu weilen.

Das Bundesgericht hob lediglich im Fall der Tennisspielerin Patty Schnyder das Urteil einer untergeordneten Instanz auf, dass deren Vater keine Gewinnherausgabe zustünde. Die Parteien einigten sich daraufhin auf einen Vergleich. Peinlich, dass die NZZ schreibt, das oberste Gericht habe «die Herausgabe des (geschätzten) Gewinns» zugesprochen. Eine konkrete Gewinnberechnung hat noch nie stattgefunden.

Das erfüllt den Tatbestand der Rechtserfindung. Denn entscheidend ist nicht eine Preisforderung, sondern das, was am Markt erzielt werden kann. Wirtschaftskunde für Anfänger: Der Anbieter kann für ein Produkt 10 oder 100 Franken fordern und das als Tarif bezeichnen. Alleinentscheidend ist, welchen Preis er am Markt dafür erzielt. Ein Haus, dass für eine Million am Markt ist, ist solange 0 Franken wert, bis es dafür einen Käufer findet. Zahlt der nur 500’000 Franken, ist das der Marktwert. Hat der Verkäufer dafür 400’000 Franken gezahlt, macht er einen Gewinn. Sonst nicht.

Ringier hat angegeben und durch ein Gutachten belegt, dass sich am Markt mit diesen vier Artikeln lediglich 4900 Franken erzielen liessen. Das Gericht stützte sich dagegen auf ein handgemachtes Gutachten eines selbsternannten Internet-Spezialisten, der sogar von bis zu 120 Franken pro 1000 Kontakte ausging und die herausgegebenen Geschäftsunterlagen dabei ignorierte. Wären die Berechnungen von Hansi Voigt richtig, würde er mit seinen eigenen Internet-Projekten wie «bajour» nicht Schiffbruch erleiden.

Wie absurd diese Unrechtssprechung ist, lässt sich auch noch auf einem zweiten Weg beweisen. Wäre dem so, würden sich die Verlage alleine im Internet mit ihren Publikationen dumm und dämlich verdienen. An einem durchschnittlichen Tag veröffentlicht blick.ch rund 100 Artikel. Selbst unter der Annahme, dass die pro Stück nicht 20’000, sondern lediglich 10’000 Franken in die Kasse spülen, wären das eine Million Franken pro Tag, 365 Millionen pro Jahr. Umsatz, nicht Gewinn. Der gesamte Umsatz des Verlags belief sich 2024 auf 918,9 Millionen Franken, der operative Gewinn auf 105,5 Millionen.

Nicht nur, dass so das Internet kein schmerzliches Verlustgeschäft wäre oder höchstens einen unbefriedigenden Return on Investment ablieferte, Ringier hätte gewaltige Profite gar nicht in seiner Konzernrechnung angegeben.

Darüber hinaus ist das Fehlurteil eine Gefährdung für alle Medien in der Schweiz. Jedes Verlagshaus müsste damit rechnen, dass nach der Feststellung einer Persönlichkeitsverletzung Forderungen nach Gewinnherausgabe in absurder Höhe gestellt werden könnten.

Immerhin hat das Gericht die genauso absurde Honorarforderung von Anwältin Zulauf auf 60’000 Franken zurechtgestutzt; wir wollen nicht erahnen, was ihre Mandantin ihr zahlen muss. Dass die beklagte Partei zudem noch das Gutachten der Klägerin mit über 70’000 Franken entschädigen muss, ist dann noch das Sahnehäubchen. Ringier hat angekündigt, das Urteil ans Zuger Obergericht weiterzuziehen; der Fall wird sicherlich beim Bundesgericht enden.

Natürlich ist es schwierig, den tatsächlich durch die Publikation von Artikeln – Print oder online – erzielten Profit zu berechnen. Wenn das aber mit einem fundamentalen und für jeden nachvollziehbaren Rechenfehler bewerkstelligt wird, werden falsche Überlegungen als Auslegung des Rechts verkauft.

Ladina Heimgartner, CEO von Ringier Schweiz, ist daher zuzustimmen:

«Das Gericht ignoriert in seinem erstinstanzlichen Urteil die von Ringier offengelegten Geschäftszahlen und den eingereichten Gutachten von PwC weitgehend. Hätten wir 2014 (als das Online-Geschäft noch bei Weitem nicht so entwickelt war wie heute) solche Gewinne erzielt, hätten wir heute keine Finanzierungskrise der Medien.»

Und auch ihrer Schlussfolgerung: «Dieses erstinstanzliche Urteil gefährdet die Medienfreiheit in unserem Land.» Dass die anfängliche Berichterstattung der «Blick»-Gruppe keine Sternstunde des Journalismus war, ist unbestritten; der Group CEO Marc Walder hatte sich dafür öffentlich entschuldigt. Dieses Urteil hingegen ist unentschuldbar.

Über die Hutschnur

Schon wieder der «Blick» fürs Wesentliche.

Ist schon alles über Trumps Inauguration gesagt und geschrieben worden? Aber nein, da gibt es noch ein bedeutendes Detail, das nur den scharfen Augen der gesammelten Kompetenz der «Blick»-Familie nicht entgangen ist. Melania Trump hatte. Einen Hut. Auf.

Und was für einen. Da muss der Fachmann ran:

Stil-Experte Jeroen van Rooijen entdeckt dahinter eine «alles andere als frohe Botschaft». Oder ganz einfach: was wollte Frau Trump damit der Welt und ihrem Gatten sagen? «Ihre Botschaft: Bleib mir bloss fern!» Denn van Rooijen «kann dem Hut nichts abgewinnen: «Da ist nichts Fröhliches, Positives, er strahlt nur negative Energie aus.»»

Wow, ein Hut strahlt negative Energie aus. Stimmt, er ist schwarz, und bekanntlich erkannte man die Bösewichter in Western, also zu Zeiten vor «American Primeval», immer am schwarzen Hut. Aber Melania Trump hat noch mehr auf Lager: «Melania schafft nicht nur körperliche Distanz – die Hutkrempe wirkt wie ein Schleier über den Augen, der jede emotionale Nähe oder jeden Ausdruck verhindert. Und wenn sie tatsächlich mal lächelt und dabei eine Reihe perfekter Zähne zeigt, wirkt es eher wie die Drohgebärde eines Raubtiers.»

Ui, verspürt nur ZACKBUM hier einen Hauch Sexismus? Die Frau als Raubtier? Ts, ts. Auch der Gatte spielt mit: ««Die beiden inszenieren sich wie ein ungleiches Traumpaar aus einem Gangsterfilm», so van Rooijen. «Sie lassen wenig Zweifel daran, dass sie einen wütenden Rachefeldzug führen werden.»»

Aber zurück zum Hut: «Es ist ein Gangsterhut aus den 50er-Jahren. Bei Melania ist es eine Mischung aus Mafia-Braut, Zirkusdirektorin und Begräbnis», weiss der Stil-Experte. Der Sexismus-Verdacht verstärkt sich.

Aber am Schluss wird er dann doch wieder unsicher, als hätte er zuvor nicht ganz genau Melania durch den Hut hindurch in den Kopf geschaut: «Was sich Melania bei ihrem Look tatsächlich überlegt hat, wird wie immer ihr Geheimnis bleiben: «Diese Frau sagt oder erklärt ja nie irgendetwas», sagt van Rooijen. «Sie ist eine Sphinx, und dieses Image kultiviert sie gerade sehr entschlossen.»»

Negative Energie, Abweisung, Mafia-Braut, Zirkus-Direktorin und nun auch noch Sphinx. Hier erleben wir die Geburtsstunde einer neuen wissenschaftlichen Disziplin: die Hutkunde. Wir erleben sie hier trotzdem bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, wie es nur ein echter Stilexperte aus dem Hut zaubern kann.

Der weiss auch, wie wichtig dabei der Blick über den Hutrand ist, in die dunkle Vergangenheit hinein: «Der Trick, sich mit Kleidung Distanz zu schaffen, ist nicht neu. So waren einst die ausladenden Röcke von adligen Damen nicht nur Ausdruck von gesellschaftlichem Status, sondern auch eine sichtbare Barriere.» Fehlte nur noch, dass er die dafür nötigen Poschen erwähnt, aber vielleicht ist da die neue Disziplin eben doch noch nicht ganz ausgereift, beim Reifrock.

Aber Hand aufs Herz, das Ganze ist doch nur die Vorbereitung für den nächsten Artikel der Serie: Trennt sich Melania von ihrem Mann? Oder doch nicht? Oder vielleicht? Oder man weiss es nicht, aber wenn die Alternative eine weisser Fleck auf der Homepage wäre …

Wobei, stattdessen dafür sorgen, dass so ein Schwachsinn de Leser über die Hutschnur geht …

 

«Blick» fürs Wesentliche

Endlich mal Boulevard im Nicht-mehr-Boulevardblatt.

Man nehme einen Schnappschuss und mache das Beste draus:

Also eigentlich wäre damit so ziemlich alles gesagt, alles aufgepumpt, alles ins Absurde gesteigert. Aber he, da muss ja auch noch ein Artikel her. Also geht Flynn Müller ans gerät, der «People-Redaktor». Der melkt nun noch aus dem leeren Euter, was die Kuh hergibt. Einleitend wiederholt er, was schon der Lead sagt:

«Hat Mark Zuckerberg (40) ein Auge auf Lauren Sanchez (55), die Verlobte von Amazon-Gründer Jeff Bezos (61) geworfen

Nun, er hat ihr unverkennbar ins Dekolletee geglotzt. Genau dafür sind solche Ausschnitte samt Inhalt auch eigentlich da. Und damit wäre das Thema erledigt. Aber Hilfe, das ist ja selbst für «Blick»-Verhältnisse noch nicht genug, Also muss ein Nebenschauplatz eröffnet werden:

«Die Szene wurde im Netz heiss diskutiert. Auch über das Outfit von Sanchez wurde gesprochen. Viele seien der Meinung gewesen, dass ihr tief ausgeschnittenes Kleid in Kombination mit einem Spitzen-BH unpassend gewirkt habe

Gut, auch abgegrast, was denn nun noch? «Wenige Stunden nach dem Blick in Sanchez› Dekolletee wird der verheiratete Zuckerberg erneut ertappt. Er likt das Bild von Jeff Bezos› Verlobter auf Instagram, seiner eigenen Plattform.»

Aber Himmel hilf, was nun noch? «Jeff Bezos und Lauren Sanchez sind seit 2020 offiziell zusammen. Im Mai 2023 hatten sie sich auf seiner Yacht verlobt. Zuckerberg selbst hat sich bisher nicht öffentlich zu den Vorfällen geäussert.»

Eine solche Null-Story könnte man eigentlich nur durch den Einsatz von Ironie, Sprachwitz und unterhaltsamer Blödelei geniessbar machen.

Aber das sind halt alles Fremdwörter für die kompetente Mannschaft der glücklichen «Blick»-Familie. Ausserdem weiss man dort ja nie, wie weit man mit Anspielungen und dem Thema Sex überhaupt gehen darf, bis einen der Bannstrahl der Dame mit der extrabreiten Visitenkarte trifft. Denn die hat den «Blick» bekanntlich enteiert, auf dass er massenhaft Leser verliert und langsam, aber sicher in den Abgrund wankt.

Pfeifen im Wald

Das kann Samuel Schumacher.

Der Amok fordert schon mal im «Blick», dass Schweizer Reisläufer, die sich in der Armee der Ukraine verdingen, nicht bestraft, wie es den Schweizer Gesetzen entspricht, sondern mit Denkmälern geehrt werden.

Genau vor einem Jahr fantasierte er: «Ohne Impfung gegen die Tyrannei wird die Pandemie des Bösen auch in diesem Jahr weiter wüten.»

Die Pandemie, der Iwan, der slawische Untermensch, wütet weiter. Und Schumacher ist am WEF und versucht, aus der allgemeinen Bedeutungslosigkeit dieses Anlasses Aufreger zu saugen: «Amerika schaut weg. Europa ist gespalten.» Und Selenskyi ist zwar der «Stargast», aber seine ewige Bettelei nach mehr Waffen findet immer weniger Gehör: «Wir müssen uns als starken, unabhängigen Player etablieren, ohne die ganze Zeit nach Washington zu schielen.»

Dabei gibt es doch in Davos das Popo-up «Ukraine House», unterhalten von der Victor Pinchuk Stiftung. Das ist ein ukrainischer Oligarch, der wie viele seiner russischen Kollegen sein Milliardenvermögen mit zwielichtigen Geschäften gemacht hat. Aber he, er ist aus der Ukraine, daher ein Guter. Und wer die Bösen sind, ist doch klar: «Auf einem Panel im oberen Stock erzählen ukrainische Soldaten von der Brutalität der Russen, die Mädchen vergewaltigten und Gefangene köpften

Und was macht die Schweiz? Sie «beschränkt ihr Engagement für die Ukraine weiterhin auf humanitäre Hilfe und diplomatische Floskeln». Statt endlich die Neutralität über Bord zu werfen, Waffen zu liefern und offiziell Soldaten zu schicken.

Aber so bleibt es wohl dabei: Überschattet von der Inauguration des US-Präsidenten welkt das WEF vor sich hin. Riecht immer strenger nach aufgeblasener Wichtigkeit, grossem Gehabe, gepanzerten Limousinen im Stau – und sonst nichts. Blöd für Selenskyi, dass er nicht nach Washington eingeladen wurde, sondern hier mit B-Prominenz vorlieb nehmen muss. Und mit B-Journalisten wie Schumacher, denen nun auch nicht wirklich was einfällt.

Nicht mal am Schluss:

««Und noch einen Grund gäbe es, optimistisch zu bleiben, sagt der schwedische Russland-Kenner  (72) in Davos zu Blick: «Trump hat die Ukraine bei seiner Antrittsrede nicht erwähnt. Das ist ein gutes Zeichen.» Es zeige, dass er vielleicht gar nicht so entschlossen sei, die amerikanische Militärhilfe für die Ukraine zurückzufahren. Überraschungen bleiben möglich. Sie wären bitternötig, damit die Ukraine am nächsten WEF nicht wieder verzweifelt dagegen ankämpfen muss, in Vergessenheit zu geraten.»

ZACKBUM versucht, den verschlungenen Pfaden Schumachers zu folgen. Da gibt es also einen schwedischen «Russland-Kenner», von dem noch nicht so viele gehört haben. Aber hier ist in seiner Funktion als Trump-Kenner gefragt. In dieser Eigenschaft sagt er etwas Absurdes: dass Trump kein Wort über die Ukraine verloren habe, sei ein gutes Zeichen. Hä? Und dann brauche es «Überraschungen» für die Ukraine? Also 840 Treffer in den letzten zwei Tagen für «Ukraine» zeugt nicht gerade davon, dass sie in Vergessenheit gerät, wie Schumacher befürchtet.

Aber eigentlich schreibt er ja selbst gegen das Vergessen an – wer kümmert sich ausser ZACKBUM denn noch um ihn?

Mussolini, Hitler, Musk

Jetzt hat er sich endgültig geoutet. Jedenfalls für die Journaille.

Dass Elon Musk ein etwas erratischer Milliardär ist, wussten wir natürlich schon. Aber jetzt rauscht durch die Schweizer Gazetten: «Elon Musk und der Hitlergruss: das sind die Reaktionen».

Also darf man ihn jetzt auch mit dem Lieblingsschimpfwort aller erregten Gutmenschen belegen, ist er Faschist? Der Beweis: er habe bei seiner Rede sich ans Herz gefasst und dann die Hand nach oben gestreckt, «eine Geste, die stark an den Hitlergruss erinnert». Weiss CH Media. Und SRF. «Tech-Milliardär Elon Musk hat bei einer Veranstaltung zur Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump mit einer dem Hitlergruss ähnlich sehenden Geste für Aufsehen gesorgt», echot der «Blick».

Hat Musk in seiner Rede irgend etwas gesagt? Ach, konzentrieren wir uns aufs Wesentliche, auf diese Handbewegung. Selbst die Anti-Defamation League, jeglicher Sympathien für Trump oder Musk unverdächtig, schreibt: «Es scheint, dass er in einem Moment des Enthusiasmus eine ungeschickte Geste gemacht hat, keinen Nazi-Gruss.»

Und Musk selbst twittert, dass seine Gegner «ehrlich gesagt bessere schmutzige Tricks» bräuchten. Und: «Der ‹Jeder ist Hitler›-Angriff ist so müde».

Der Qualitätskonzern Tamedia übernimmt mal wieder ungeniert die Meinung des Korrespondenten der «Süddeutschen Zeitung». Der orgelt los, dass sich Musk schliesslich in Italien bestens auskenne, nicht zuletzt wegen seiner freundschaftlichen Beziehung zur Ministerpräsidentin Meloni, und die ist bekanntlich auch eine «Postfaschistin».

«Wenn also dieser Elon Musk in der Capital One Arena in Washington zur Amtseinführung seines Idols Donald Trump auf der Bühne vor lauter Begeisterung den Saluto romano, den römischen Gruß zeigt, der in Deutschland als Hitlergruß bekannt ist, dann muss man annehmen, dass er weiß, was er tut.»

Weiterer Beweis laut Marc Beise: «Er würde für sein Leben gern als Gladiator auftreten.» Dann entblödet sich Beise nicht, mal kurz die Entstehungsgeschichte des Grusses zu erzählen, der in deutschen Landen als Hitlergruss bekannt ist. Der sei als römischer Gruss in Italien verboten, in Deutschland übrigens auch.

Wenn Dr. Beise Latein könnte, würde er schliessen: «Das ist also der Zusammenhang, in dem Musk sich gebärdete», quod erat demonstrandum.

Dafür verplempert alleine er 4400 Anschläge. Über den Inhalt der Rede Musks – null.

Wenn das die ersten Vorboten sind, auf welche Art Berichterstattung man sich zukünftig einzurichten hat, dann gute Nacht. Fassungslosen Journalisten beim Hyperventilieren und wildem Denunzieren zuschauen zu müssen, das ist kein schöner Anblick.

Inzwischen werden in den sozialen Medien Fotos herumgeboten, die auch andere mit einer solchen Geste zeigen. Es käme aber wohl niemand auf die Idee, den deutschen Noch-Gesundheitsminister Karl Lauterbach zu bezichtigen, er zeige den deutschen Gruss. Oder doch?

Aber einer weiss es wieder ganz genau, das ehemalige Nachrichtenmagazin, das zur Karikatur seiner selbst verkommen ist der Zerr- und Hohlspiegel:

Der übelste Trick von allen: Wenn du’s nicht selber sagen willst, sag es als Zitat von einem anderen.

Wieso wird eigentlich unerwähnt gelassen, dass Trump seinerseits häufig die geballte rechte Hand erhebt? Also einen Kommunistengruss macht, unter Genossen bis heute beliebt. Himmels willen, also kommen hier rote und braune Fäuste zusammen? Blöd nur, dass man dann Trump nicht mehr als «Faschist» beschimpfen könnte. Aber «Kommunist» zusammen mit «Faschist», das ist doch auch nicht schlecht.