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Sonntagssommerloch

Zugegeben, es ist hart, wenn alle anderen in der Badi liegen …

Da wird sogar die NZZaS schwach und pflegt Sauglattismus auf der Front:

Macht irgendwie Sinn. Viele Dinosaurier waren Vegetarier. Aus verfaulenden Dinosauriern entstand Öl. Wird als Treibstoff in Autos gekippt. Aber werden die nun auch zu Fossilen? Und wenn ja, wird Öl draus? Oder Gras? Daraus ergibt sich die Frage, ob man auch bei der NZZaS verbotene Substanzen raucht

Aber immerhin, nebendran hat das Sonntagsblatt mal wieder einen Knaller zu bieten: «SVP-Nationalrat kassierte heimlich ein Einkommen». Das gehe aus einem internen E-Mail-Verkehr hervor. Das wird heisse Köpfe geben, und das bei dieser Sommerhitze. Sicherlich kommt dann als Fortsetzung die Enthüllung, dass das auch in der SP, in der Mitte, bei den Grünen, den Grünliberalen – und gar bei der FDP der Fall ist. Da capo.

Wenn wir schon bei Parteipolitik sind: sympathisiert die NZZaS im Zweifelsfall mit der FDP? Gut, die Frage ist etwa so intelligent wie: macht Wasser nass? Daher gibt es auf der Front schön ausbalanciert auch noch eine Watsche Richtung SP: «Der zweite Bundesratssitz der SP ist gefährdet. Interne Kritiker schlagen Alarm.» Was sie extern via NZZaS tun. Auch hier sind wir sicher, dass der gleiche Artikel über die FDP erscheinen wird, denn auch deren zweiter Sitz wackelt

Wir müssen dann bis Seite 15 durchhalten, um wieder ein Stückchen Sauglattismus bewundern zu dürfen, denn der Chefredaktor himself verlässt seinen angestammten Platz auf Seite 2 und kalauert: «Für die Schweiz schlägt die Kilowattstunde der Wahrheit.» Das ruft nach Fortsetzungen: «Das Ölglas ist nur halbvoll.» Oder: «Ohne Gas kein Spass». ZACKBUM empfiehlt allerdings einen staatsmännischen Auftritt des Chefredaktors und erinnern ihn an den unerreichten Klassiker aus dem Hause NZZ: «Ordnungspolitischer Zwischenruf». Höchstens steigerbar zu «Ordnungspolitischer Weckruf». Denn merke: «Blick TV» war gestern …

Auf S. 23 zeigt die NZZaS dann, was eine fotografische Handschrift ist:

Man beachte: auf dem Cover steht der Mann links, hier rechts. Wunderbar, nur: wo bleibt die Frau? He? Typisches männliches Rollenbild, Frauen können nicht autofahren. Ein klarer Fall für die Gender-Beauftragte im Hause NZZ. Von allen weiteren Gendern, mühsam zusammengefasst unter divers, wollen wir gar nicht reden. Auf jeden Fall erwarten wir einen geharnischten Protest betroffener NZZ-Mitarbeiterinnen. Vielleicht sogar von Mitarbeiter:innen. Mitarbeiter!innen? Mitarbeiten*den*? Wie auch immer.

Heiss, Sommerloch, wo gähnt es bei der NZZaS am vernehmlichsten? Hier:

Das ist mit Verlaub ein Thema, das von unsterblicher Zeitlosigkeit ist. Gestern, vorgestern, heute und morgen aktuell bleibt. Diese Erkentnis ist so uralt, dass sie eigentlich auch schon ein Fossil geworden ist. Wir warten auf die Fortsetzungen: So schaffen wir den Weltfrieden. Mit diesen Mitteln liesse sich die Klimaerwärmung stoppen. So wird der Fundamentalismus milde. Oder: Wenn alle Chinesen gleichzeitig hopsen, gibt’s ein Riesenerdbeben.

Nächster Beitrag aus dem Sommerloch. Man nehme: eine starke Typolösung, persönliche Betroffenheit des Autors, ein herzzerreissendes Thema und viel Nutzwert. Et voilà:

Man ist hin und  hergerissen, ob das böse Wort vom Schicksalsporno hier zutrifft oder nicht.

Und als Absackerchen eine Merkwürdigkeit:

 

Martina Läubli geht hier der Frage nach, wie es Autorinnen in die Bestsellerliste schaffen. Eventuell mit geschicktem Marketing? Die aufgeführte Christine Brand, «erfolgreichste Krimiautorin der Schweiz», zeigte vor Kurzem in der NZZaS, dass Bestseller nur begrenzt mit literarischer Qualität zu tun haben müssen, so schlecht war der Artikel geschrieben. Claudia Schumacher hat sich über die Jahre in der WeWo und seit Neuerem bei Tamedia einen Ruf als Beziehungskolumnistin erschrieben. Die Dritte im Bunde arbeitete jahrelang im Journalismus, auch bei der NZZ, bis sich Seraina Kobler selbstständig machte und seit 2020 in schöner Regelmässigkeit einen Roman über dies und das publiziert. Die «schönsten Wald- und Wiesensträusse» oder «Zürich-Krimi» im immer noch marketingstarken Diogenes erschienen …

Die Autorin Martina Läubli wiederum ist Redaktionsleiterin von «Bücher am Sonntag», die NZZaS-Beilage, und schreibt selbst über eher nicht bestsellerverdächtige Themen: «Subjekt mit Körper. Die Erschreibung des Selbst bei Jean-Jacques Rousseau, Karl Philipp Moritz und W.G. Sebald».

Bleibt noch ausgewogen Platz für die Konkurrenz? Ein Plätzchen für die SoZ:

Solche zwei Coverstorys kann man nur als Verzweiflungstat im Hitzestau verstehen:

Aber schön, dass es keinen Tomatenmangel im Sommer gibt.

Wer nun meint, das sei doch eine stramme Ansage unserer Bundesrätin, sollte sich dann das Titelquote des Interviews zu Gemüte führen:

Und wir dachten, das könne jemand garantieren. Man beachte auch die weichste aller Politiker-Schwurbelformulierungen: «kann nicht ausschliessen». ZACKBUM kann auch nicht ausschliessen, dass wir diesen Winter noch erscheinen werden. Wir wollen aber die Leser vor Einschränkungen schützen. Ehrenwort.

Dafür kann die Konferenz von Lugano jetzt schon als voller Erfolg gewertet werden:

Unter vier Augen! Ganz persönlich! Im gleichen Raum! Nur: wer will schon ein Gespräch mit Flinten-Uschi, der blonden Betonfrisur aus deutschen Landen, die auf die undemokratischste Art überhaupt EU-Kommissionspräsidentin wurde. Ohne für das Amt zu kandidieren. Aber das wird Cassis sicherlich nicht ansprechen.

Und wo gähnt hier das Sommerloch am lautesten? Voilà:

Der letzte der ganz grossen Welterklärer erklärt die Welt. Peter Scholl-Latour schaut von oben zu und denkt sich sicherlich: Ach, Erich Gysling, das hätte ich aber viel besser hingekriegt.

Und der SoBli?

Den Chefredaktor mussten wir ja schon zurechtweisen. Was der SoZ ihre Sommaruga ist, ist dem SoBli seine Keller-Suter:

Auch hier prasseln im Sommerloch ungeheuerliche neue Erkenntnisse wie ein warmer Regenschauer auf uns ein: Die Bundesrätin «rechnet mit mehr Flüchtlingen». Da haben sich doch alle verrechnet, die mit weniger rechneten …

 

 

Entrüstung über Jonas Projer

Sich von der Konkurrenz porträtieren lassen? Ziemlich mutig.

Journalisten haben ein Problem. Also sie haben viele Probleme, aber eines der grössten ist: sie nehmen sich selbst viel zu wichtig. Der Bote kommt ihnen mindestens so bedeutend vor wie die Botschaft. Eitel sind sie auch noch, und Kritik vertragen sie eher schlecht bis überhaupt nicht.

Es gibt also einige Gründe dafür und dagegen, sich in einem Medium porträtieren zu lassen. Es braucht eine besondere Art von Mut, das von der direkten Konkurrenz bewerkstelligen zu lassen.

Jonas Projer hat diesen Mut – oder soll man von Tollkühnheit sprechen? Er ist noch nicht einmal ein Jahr amtierender Chefredaktor der NZZaS. Schon bevor er diese Stelle antrat, fiel es einem Tamedia-Konzernjournalisten ein, ihn präventiv wegschreiben zu wollen:

«Als jetziger Chefredaktor bei einem Boulevardmedium wie Blick TV widerspricht Projer auch dem Qualitätsanspruch der «NZZ am Sonntag» – und der linksliberalen Positionierung des Blattes

Der Autor Andreas Tobler wetteifert mit Philipp Loser darum, der willigste Konzernjournalist zu sein. Loser ging mit einem Schmierenstück über den Verleger Hanspeter Lebrument unangefochten in Führung, bekam dann aber wegen übertriebener Härte die rote Karte gezeigt. Tamedia entschuldigte sich, der Artikel wurde gelöscht, weil er angeblich nicht den Qualitätsstandards des Hauses entsprach.

Das Qualitätsorgan Tamedia sah aber keinen Handlungsbedarf, als Tobler sehr viel Verständnis für einen Mordaufruf gegen den Verleger und Chefredaktor Roger Köppel zeigte. Ganz vorne dabei ist Tobler auch, wenn es um die Beförderung der Genderwahns geht. Ganz klein und hässlich wird er allerdings, wenn man ihm Gelegenheit zur Stellungnahme geben will. Austeilen ja, rechtfertigen niemals.

Also alles in allem ein Schreiberling, von dem man sich nicht wirklich gerne porträtieren lassen möchte. Aber Tobler hat, wie damals Loser, den Auftrag gefasst. Wieso allerdings Projer mitmachte und ein paar Quotes beisteuerte, muss wohl sein süsses Geheimnis bleiben.

Es ist allerdings wohl kein Zufall, dass es bislang kein von der Konkurrenz geschriebenes Porträt über Arthur Rutishauser, Patrik Müller oder Christian Dorer gibt.

Projers unverdientes Glück ist allerdings, dass Tobler ein selten schwacher Recherchierjournalist ist. Schwatzhaft, wie die Branche so ist, hätte es doch möglich sein sollen, ein paar saftige, natürlich anonyme Anschwärzungen auszugraben. Insbesondere von ehemaligen Mitarbeitern der NZZaS, die ihren Abgang mehr oder minder Projer zu verdanken haben. Oder denen er in der Sonne steht, weil sie selber gerne Chef geworden wären.

Aber um ein Riesenfoto herum schafft es Tobler eigentlich nur, eine einzige News auszugraben, die er auch gleich im Titel verbrät: Projer hatte sich am Anfang des Ukrainekriegs eine Auszeit genommen. Oder um es im demagogischen Duktus von Tobler zu formulieren: er kam an seine Grenzen, «brauchte bereits eine Auszeit». So etwas ist Tobler noch nie passiert, das wäre angesichts seines mageren Ausstosses auch überraschend.

Aber hier kann Tobler nur raunen, dass sich «seit einigen Wochen die Zeichen häufen, das(s) bei Projer vieles nicht mehr rundläuft: Mehrere namhafte Journalisten kündigten innert kürzester Zeit ihre Jobs.»

Was hat Tobler denn sonst noch so ausgegraben? Himmels willen, als Mitglied der «Zunft zum Schmieden» schlug Projer doch tatsächlich das Thema «aussterbender Beruf des Schmieds» vor. Das habe «auf der Redaktion zu reden gegeben», will Tobler wissen. Damit hat er aber bereits seine «News» verballert; so ungefähr ab der Mitte des ellenlangen Stücks wird es grausam repetitiv.

Und belehrend: «Sollte man als Chefredaktor nicht seine Kräfte besser einteilen und seine Grenzen kennen, um solche Absenzen zu vermeiden», fragt Tobler streng. Er ist offenbar der Auffassung, dass nur ein ewig präsenter Chef seine hohen Massstäbe erfüllt, und eine zweiwöchige Absenz von Rutishauser könnte sich Tobler offensichtlich niemals vorstellen.

Eigentlich gibt es eine verblüffende Parallelität zwischen der verunglückten Reportage von Rafaela Roth über eine Waffenshow und diesem Versuch, dem Chef eines Konkurrenzorgans eine reinzuwürgen. Vom Versuch, ein wirklichkeitsnahes Porträt abzuliefern, sind beide Stücke meilenweit entfernt. Gerade über Projer, der nun tatsächlich als Quereinsteiger und Multitalent eine interessante Figur ist, könnte man ein spannendes Werk abliefern.

Aber die Voraussetzung dazu ist natürlich: wenn man das könnte. Wenn man das wollte. An beidem hapert es bei Tobler. Da bleibt nur, Geheimrat Goethe zu zitieren: «So fühlt man Absicht, und man ist verstimmt.»

Oder moderndeutsch formuliert: sackschwach. Gewollt und nicht gekonnt. Übler Konzernjournalismus. Und erst noch nix ausgegraben. Zeitverschwendung.

Sohohohntag

Die gnadenlos subjektive Presseschau.

Die SoZ hat sich diesen Sonntag als Lautsprecher eines Antidemokraten disqualifiziert. Also strafen wir ihr sonstiges Schaffen mit Ignoranz.

Die «NZZamSonntag» überrascht mit einer nicht ganz taufrischen, aber mutig umgesetzten Kunst-Aktion: Sprayer Nägeli lebt und sprayt das Blatt voll. Das ist so schräg und mutig, dass wir es bei einer Verneigung bewenden lassen. Denn auch sonst, siehe Belfast, ist der Inhalt mehr künstlerisch als nachrichtlich. Ausser im Beitrag von Zoé Baches, die vor Augen führt, was genau es bedeutet, wenn eine weitere Person (oder Firma) auf der ominösen Sanktionsliste der USA landet.

Also bleibt ja nur der «SonntagsBlick», seufz. Der probiert’s auf dem Cover auch mit etwas Künstlerischem:

Kannst du etwas nicht fotografieren, lass es zeichnen. Etwas armselig, aber immerhin, ein Aufreger. Dafür danken wir auch von Herzen, denn Chefredaktor Gieri Cavelty widmet den Arbeitsbedingungen bei der Migros-Tochter Digitec Galaxus sein Editorial, eingeleitet mit dem Thema, ob der orange Riese nun Alkohol direkt in seinen Filialen verkaufen sollte oder nur über Denner und andere Anhängsel. Dabei verwendet er nicht ein einziges Mal das Wort Ukraine; Zeichen und Wunder.

Dachte ZACKBUM, bis wir zur Seite 27 vorstiessen. Denn was ist dort? Genau, ein Kommentar von Cavelty über – den Krieg des Unrechtsregimes. Nein, er meint nicht die Türkei. Auch nicht Saudi-Arabien. Er meint Russland.

Aber immerhin, man soll auch loben können, der Bericht über die Arbeitsbedingungen bei Versandhändlern wie Digitec Galaxus ist aufrecht. Die Enthüllung, dass das Schweizer Farbfernsehen im Suchen nach vorzeigbaren Feministinnen deren rechtsradikale Wurzeln übersah, sehr schön.

Auch die Berichterstattung, dass unsere Nationalratspräsidentin sich nicht scheut, nach Kiew zu reisen, um ihre «Solidarität» auszudrücken und ein Zeichen zu setzen, sich aber auch nicht scheut, sich neben der aserbaidschanischen Parlamentspräsidentin fotografieren zu lassen und sie mit warmen Worten im Nationalrat zu begrüssen, ist aufrecht.

Ob’s den drei Eidgenossen im Hintergrund den Magen gekehrt hat?

Denn was soll’s, dass Aserbaidschan einen schmutzigen Krieg gegen Bergkarabach führte. Mit Streubomben, Kriegsverbrechen und allem. Aber, wo ist das schon wieder? Wer ist das? Ist doch alles weit weg, keine Kameras dort, wozu dorthin reisen oder gar ein Wort drüber verlieren. Denn wie sagt Irène Kälin so unnachahmlich einfältig: «Bei aller berechtigten Kritik muss man sehen, dass es nach Kriegsende auch positive Signale gibt.» Na dann. Das sieht nach grossem Bahnhof für den russischen Parlamentspräsidenten aus, wenn der Krieg in der Ukraine beendet ist.

Eher peinlich ist dann das traditionelle Wohlfühlinterview mit dem abtretenden Swisscom-Chef Urs Schäppi. «Ich habe nichts vermasselt», darf der schon im Titel-Quote behaupten, und dann badet er in Zuckerwatte-Fragen. Pleiten, Pech und Pannen? Netzausfälle, nicht funktionierende Notrufnummern? Ach je, kleine Probleme gibt’s doch überall.

Wenn der Schleim aus dem Blatt tropft …

Noch ein launiges Foto mit Schäppi neben Spiderman, und tschüss.

Ganz blöd für das People-Blatt war natürlich, dass der Sieger des Eurovision Song Contest bis Redaktionsschluss nicht feststand. Nicht einmal, dass die grosse Schweizer Hoffnung Markus Bear («Bearenstarker Auftritt», Titelscherz lass nach) es nur auf den vorletzten Platz schaffte. Mit nicht allzu viel Wagemut hätte der SoBli doch die Ukraine zum Sieger ausrufen können. Im schlimmsten Fall wäre das eine Ente geworden, im besten hätte die Konkurrenz gestaunt und die Leserschaft applaudiert.

Nun müssen wir alle ganz stark und mutig sein. Warum? Darum:

Nein, die Weltlage ist trübe genug, wir haben ein Einsehen mit unseren Lesern und ersparen ihnen die Exegese des Schwurblers Lukas Baerfuss. Wir lassen es kommentarlos bei einem Zitat bewenden. Sein Thema ist die Streichung des Wörtchen «besonders». Dagegen haben im Vorfeld viele protestiert; wieso soll es Bärfuss dann nicht im Nachhinein nochmals tun? Nützt zwar nix mehr, aber ist ein Anlass, grimmig zu schauen und Nonsens zu verzapfen:

«Der wichtigste zeitgenössische Schweizer Schriftsteller», laut SoBli. Eine Beleidigung für die wirklich wichtigen.

Der hebt zu seiner üblichen Schlussapotheose an:

«Während an jenem schönen Maitag das Parlament in Bern das Gemeinwohl vergass (als es der Streichung zustimmte, Red.), verteidigten die Menschen in der Ukraine es mit ihrem Leben.»

Teil dieser Verteidigung ist übrigens eine Pressezensur, die der russischen in nichts nachsteht …

Blöder Sonntag

Womit füllt man die Sonntagsblätter, wenn man das Abstimmungsresultat noch nicht kennt?

Das ruft nach unserer beliebten Fotoromanza, denn viel inhaltlich Beachtliches lässt sich an diesem 13. Februar nicht lesen.

Beginnen wir mit der «Sonntagszeitung». Woran merkt man, wenn wirklich nur saure Gurken geboten werden können? Man macht mit einem Interview mit einer nach Öffentlichkeit gierenden Alt-Bundesrätin auf, die ihren Namen hier sicher gerne lesen möchte. Und mit einer Blödelschlagzeile:

Saure Gurke, die Fortsetzungen. Macho-Sprüche und anzügliche Bemerkungen unter Journalisten sind schon durch, in der Gesellschaft allgemein, in Hollywood im Speziellen auch. Geht da noch einer? Aber klar:

Saure Gurke, die Fortsetzung:

Fortsetzung:

Fofofo…

Wir haben’s kapiert, daher zum Schluss ein neuer Beitrag zum Thema «Eigeninserate, die den Leser ratlos zurücklassen»:

Wir finden heraus und wechseln zum «SonntagsBlick».

Früher einmal, ja früher, da hätte sich das Boulevard-Blatt für ein solches Cover in Grund und Boden geschämt:

Das war früher, heute ist das noch steigerbar. Man prügelt schon vor Kenntnis des Abstimmungsergebnisses auf die Kampagne ein, an der man doch selbst beteiligt war:

Selbstkritik? Was ist das, wo gibt’s das, wie kann man das gar nicht erst mal ignorieren? Stattdessen ein weiteres, lustiges Eingeständnis, wie unfähig man selber war. Ja, damit ist auch Reza Rafi gemeint, natürlich. Der muss nämlich die «Republik» zu Hilfe nehmen. Die habe untersucht, welchen Journalismus denn die Gegner der Medienmilliarde betrieben. Und habe zum Beispiel herausgefunden, dass «Die Ostschweiz»* sich mit «abenteuerlichen Thesen über das Virus» und einen «missglückten Genozid-Vergleich profiliert» habe. Das ist ungefähr so tiefschürfend, wie die Ansichten von Rafi anhand seiner Frisur zu beurteilen.

Nun aber im Ernst, was hat der SoBli denn an Tiefgang, interessanten News, Enthüllungen, knalligen Storys zu bieten? Räusper, nun ja, wir haben gesucht. Und gesucht. Und gesucht. Und nur das hier gefunden:

Wollen wir das Geheimnis hier lüften? Nein, darum wollen wir einen Kriminaltango machen. Nur so viel: Er fand ein wässriges Grab …

Aber nun, die Rettung, das Highlight, vorbildlich, Tiefgang, grosse Denke, souveräne Themensetzung, abgeklärte Behandlung, kenntnisreiche Analyse. Ach, Sie vermuten all das in der NZZamSonntag? «You dreamer, you», würde Magdalena Martello Blocher sagen.

Der Tagi setzt auf den 15. Februar als Tag des Kriegsbeginns. Da sind wir mal gespannt. Der unrasierte, streng blickende Herr rechts ist übrigens Jonathan Franzen. Der wird zwar von Werk zu Werk schlechter, ersetzt das aber durch Umweltaktivismus. Trifft sich doch gut für den neuen «grünen Bund» der NZZaS. Und da soll noch einer sagen, alte Tanten gingen nicht mit dem Zeitgeist. Oder schlurften ihm wenigstens hinterher.

Hast keinen Primeur, mach einen in eigener Sache:

Ist das der gleiche Franzen, der auch schon …? Ja, ist er. Nur ist er hier gezeichnet, das macht dann schon einen Unterschied.

Macht die neuste Medienkritik der Alleskritisiererin und Nichtskönnerin Aline Wanner einen Unterschied zu ihren Vorgängern? Nicht wirklich:

Die Talks seien dann so bescheuert, dass sie Stefan Raab für sein «Nippelboard» hätte verwenden können. Leider wird Wanners Medienschelte nicht verfilmt. Noch nicht, steht zu befürchten.

Geht hier noch einer? Na ja, Nicole Althaus schreibt über Menopause-Probleme – nicht. Sondern über ihr Zusammenleben mit ihrer Tochter. Das ist fast so interessant wie der Farbe an der Wand beim Trocknen zuzuschauen. Nur entschieden weniger lustig.

Wir gestehen, nach diesem Stück sind wir in eine Art Dämmerzustand verfallen, schreckten nur hier nochmal kurz auf:

Dann fiel uns glücklicherweise ein, dass es sich wohl um ein Inserat handeln dürfte. Das war’s dann, mit der Lektüre der NZZaS.

 

*Packungsbeilage: René Zeyer schreibt regelmässig für die «Ostschweiz».

Hilfe, mein Papagei onaniert

Auch sonntags. Die beiden Konkurrenzblätter im Schnelldurchlauf.

Man soll ZACKBUM nicht eine Fokussierung auf das einzige Intelligenzblatt am Sonntag vorwerfen können. Daher – für unsere Leser tun wir (fast) alles – die Höhepunkte aus dem «SonntagsBlick» und der «Sonntagszeitung».

 

Hä?

Hä?

Es folgen 21 Pandemie-Seiten, als hätte der SoBli wirklich Schiss, dass das Thema dann mal erledigt sei.

Hä?

Wir dachten, er habe am 21. Dezember 2021 angefangen.

Hä?

Wem das bekannt vorkommt: copy/paste ist immer besser als selbst recherchieren.

Hä?

Wenn man Angstschweiss in Buchstaben giesst, kommt so etwas heraus.

Hä?

Da will der «Sonntagszeitung»-Leser nun aber unbedingt hin. Massenweise. Echter Service.

Hä?

Die modebewusste Dame (auch für Non-Binäre und Diverse geeignet) trägt diese schmucke Verhüllung mit Perlenkette.

Hä?

Wie man ein Interview mit der frischgebackenen NZZaS-Kolumnistin Patti Basler führen kann, ohne sie zu fragen, ob sie ihren «Penissimo»-Schwachscherz immer noch lustig findet …

Hä?

Wenn aus Angstschweiss ein Inserat entsteht …

War das alles bei der SoZ? Leider ja. Ausser dem immer wieder gerne genommenen Thema, dass in Altersheimen Alte gequält werden. Aber das ist Januar-Loch im Februar.

Kalter Kaffee, dünn eingeschenkt

Drogenkrimi, Morde, Geldwäscherei, Credit Suisse. Tolle Story. Gähn-Story.

So hat es das «Recherchedesk» von Tamedia gerne. Ein zwielichtiger, bulgarischer Drogenhändler. Morde auf offener Strasse. Tonnenweise Schmuggel von Kokain. Und die Schweizer Bank wird verdächtigt, wie üblich Handlangerdienste geleistet zu haben.

Das ist immer einen Aufmacher beim Wirtschaft-Bund wert. Saftige Sonntagslektüre für die Leser, noch vor der Endabrechnung mit Vincenz.

Aber es wäre natürlich nicht die SoZ, wenn die Story nicht mit diversen Haken und Ösen gespickt wäre. Zunächst einmal sollen sich die Straftaten zwischen 2003 und 2007 abgespielt haben. Der Hauptbeschuldigte Evelin Banev soll von «Gerichten in Italien, Bulgarien und Rumänien zu gesamthaft 36 Jahren Gefängnis verurteilt» worden sein. Schliesslich soll die CS 55 Millionen Franken Drogengelder gewaschen haben.

Kriminaltango, Schweinerei, die toxische Mischung: bulgarischer Gangster, Kokain, Geldwäsche, pfui. Aufhänger: diese Woche beginne der Prozess vor dem Bundesstrafgericht. Denn die Bundesanwaltschaft  habe «nach jahrelangen Ermittlungen nicht nur zwei bulgarische Bandenmitglieder angeklagt, sondern wegen Geldwäscherei auch eine ehemalige CS-Mitarbeiterin und gleich noch die ganze Bank selber».

Endlich einmal eine erfolgreiche Anklage der Bundesanwaltschaft?

Spätestens hier müsste der aufmerksame Leser stutzig werden. Denn seit den Tagen der grossen Mafiajägerin Carla Del Ponte, die keinen einzigen Mafiosi verurteilen konnte, ist die BA mehr durch Skandale, Flops und Pleiten als durch juristische Erfolge bekannt geworden.

Die Leiter der Behörde gaben sich alle Mühe, die oberste Strafverfolgungsbehörde durch ihr Verhalten lächerlich zu machen. Aber nun soll’s ernst werden. Die Ermittlungen dauerten zwar mal wieder ein paar Jährchen; genau gesagt 15, aber jetzt geht’s los. Blöd aber auch, dass der grosse Bösewicht Banev auf freiem Fuss ist.

Zuletzt wurde er in Kiew verhaftet, zeigte dort aber einen ukrainischen Pass vor und entging damit der Auslieferung. Die widerfuhr ihm vor einigen Jahren nach Italien, wo er zu 20 Jahren verknackt, an Bulgarien ausgeliefert, dort freigesprochen und aus dem Knast entlassen wurde. Das italienische Urteil wurde inzwischen von der Revisionsinstanz ans Gericht zurückverwiesen.

Behaupten wir mal kühn, dass in Italien einigermassen rechtstaatliche Sitten herrschen. Das kann man nun von Rumänien und Bulgarien nicht wirklich sagen. Die bulgarischen Strafverfolger sollen gegenüber der Bundesanwaltschaft zum Beispiel mit falschen Anschuldigungen gearbeitet haben.

Wer leuchtet in die bulgarische Dunkelkammern?

Welche Rolle spielten in diesem Schlamassel der ehemalige bulgarische Ministerpräsident Borisov, sein Innenminister Tzvetanov und der Chef der Verfolgungsbehörde gegen organisierte Kriminalität? Wurde 2013 die damals 10-jährige Tochter Basevs in Sofia entführt und anderthalb Monate später wieder freigelassen, um ihm zu bedeuten, dass er gefälligst die Schnauze halten solle?

Hat die Credit Suisse damals wie üblich keine allzu grossen Anstrengungen unternommen, die Herkunft ihr anvertrauter Summen zu überprüfen? War sie damals überhaupt dazu verpflichtet? Natürlich sagt sie tapfer: «Die Credit Suisse weist die in dieser vergangenheitsbezogenen Angelegenheit gegen sie erhobenen Vorwürfe in aller Form zurück

Nun hat sich die BA zu einer über 500 Seiten dicken Anklageschrift verstiegen, die der SoZ offenbar durchgestochen wurde. Deshalb kann sie fröhlich aus bankinternen Abläufen zitieren oder mit Geldsummen jonglieren, die bar eingezahlt oder abgehoben wurden. Das nennt man mediale Landschaftspflege.

Die SoZ spielt gross auf und lässt dann stark nach

Um die Spannung zu schüren, beginnt die SoZ mit dem brühmt-berüchtigten szenischen Einstieg:

«Ein trostloser Parkplatz in der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Ein stämmiger Mann in rotem Gilet und mit einem grossen Tattoo auf dem Oberarm will gerade in seine Limousine steigen. Da springen maskierte und behelmte Spezialeinheiten aus einem Polizeiwagen, überwältigen den Mann und fesseln ihn auf dem Boden liegend.»

Das zeige ein Polizeivideo, und beim Mann handle es sich um «Banev, der Kopf einer berüchtigten bulgarischen Drogenbande». Dummerweise wurde er später wieder freigelassen, und selbstverständlich gilt auch hier die «Unschuldsvermutung».

Statt solchen Mätzchen wäre es gut und interessant gewesen, mal einen tieferen Blick in die bulgarischen Abgründe zu werfen, wo von Rechtsstaatlichkeit wirklich nur von Fall zu Fall die Rede sein kann; Korruption und Staatsversagen an der Tagesordnung sind.

Aber das lässt sich eben nicht am Zürcher Schreibtisch erledigen, wo man aber eine Anklageschrift ausschlachten kann, die einem zugesteckt wurde. Auch das ist Leserverarschung und wird seine Quittung am 13. Februar kriegen.

Genderwahn

Anlagen mit Frauenpower für Frauen mit Frauen, bei Frauen? Bloss Werbesprüche.

Es dauerte eine Weile, aber inzwischen gibt es kaum mehr ein Produkt, dass nicht mit den Schlagwörtern «nachhaltig», «ökologisch», «aus fairer Produktion» wirbt. Wenn das stimmen würde, müsste es der Umwelt täglich besser gehen, der Klimawandel käme zum Stillstand, die Eisbären würden sich freuen und die Pinguine erst.

Karikatur von Greenpeace.

Selbstverständlich auch alle Kindersklaven in den Sweatshops von Bangla Desh und den Minen im Kongo.

Deutschlands «Grüne» haben sogar entdeckt, dass Atomstrom eigentlich grün und nachhaltig ist, alleine schon der CO2-Ausstoss ist ja sagenhaft klein.

Die Schweizer Linken entdecken ihre Liebe zu den Portemonnaies reicher Verlegerclans und wollen denen eine Steuermilliarde reinschrieben, damit ihre serbelnden Lieblingsprojekte auch ein paar Batzeli abkriegen. So wird das Greenwashing, das Etikettieren mit den richtigen Schlagwörtern, immer beliebter – und absurder.

Schon lange wurden die Randgruppen entdeckt. Auch schwule Pärchen waschen gerne mit dem richtigen Waschpulver, auch Alte (tolle Idee: «golden ager») sind sowas von aktiv, sportlich und dynamisch auf dem Hometrainer. Menschen mit dunkler Hautfarbe reinigen sich genauso gerne die Zähne wie Weisse, auch körperlich nicht den Idealmassen entsprechende Personen dürfen Werbung für Unterwäsche oder Badekleidung machen.

Schwules Paar in Migros-Werbung.

Natürlich muss auch die Mehrheit der Menschheit angesprochen werden

Das richtig gesetzte Gendersternchen, die obligatorische Verwendung eines Binnen-I und andere Vergewaltigungen der deutschen Sprache, um deren männliche Vorherrschaft zu brechen, das ist der eine Kampf.

Die Grossgruppe in der Gesellschaft muss auch und besonders bei Finanzdingen speziell betreut werden. Denn die sparsame Hausfrau verwaltet immer noch das Familienbudget, aber das ist ein so altes Klischee, pfui bäh.

Heutzutage will die erfolgreiche Businesswoman investieren, sich agil auf den Finanzmärkten bewegen, dazu auch noch Gutes für die Sache der Frau tun. Das ist die Zielgruppe von «elleXX». «Sinnvoll vorsorgen mit elleXX-3a». Denn der «sogenannte Pension Gender Gap» betrage sagenhafte 37 Prozent in der Schweiz.

Mit schwesterlichem Du wird frau aufgefordert:

«Das wollen wir zusammen mit dir ändern.»

Wie? «Mit der Vorsorgelösung elleXX 3a in Kooperation mit Vontobel und der Vontobel 3a Vorsorgestiftung sorgst du sinnvoll vor.»

Erstes kleines Problem: «elleXX» hat keinerlei Lizenzen für Geldgeschäfte, also muss die Plattform mit dem Slogan «close the gap» immer auf (männlich geführte!) Partner zurückgreifen.

Gemeinsam zum Erfolg stöckeln?

Besonders blöd ist das beim ins Feuer der Kritik geratenen Produkt aus der «elleXX Kollektion». Denn: «Frauenfreundliche und nachhaltige Finanzprodukte? Fehlanzeige. Keine Anlage konnte unsere Ansprüche erfüllen. Deshalb haben wir elleXX gegründet.»

Das ist, mit Verlaub, nicht ganz richtig. Natürlich gibt es solche Finanzprodukte.

elleXX empfiehlt Anfängerinnen ein nicht empfehlenswertes Produkt

Unternehmertum ist schön für die drei Gründerinnen und die Geschäftsführerin Patrizia Laeri. Nach diversen Flops wäre ihr ein Erfolg zu gönnen.

Nur ist der «ElleXX Gender Equality Basket», gefüllt von der Migros Bank und emittiert von der ZKB, zwar «elleXX approved», aber «laut Fachleuten für Frauen ohne Anlageerfahrung nicht zu empfehlen».

Kann stimmen, muss nicht stimmen.

Zu diesem vernichtenden Urteil kommt die nicht gerade für Frauenfeindlichkeit bekannte «SonntagsZeitung».

Kurz zum Technischen:  Es ist ein sogenanntes Tracker-Zertifikat auf einen Aktienkorb aus dreissig Firmen. Es wird ausdrücklich für Anfänger*Innen empfohlen, dem widerspricht ein zugegeben männlicher Finanzexperte in der SoZ: ««Aktiv gemanagte Fonds und Produkte, die sich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren, produzieren höhere Kosten und bedeuten mehr Risiko für die Anleger. Daran verdienen nur die Anbieter», sagt der Finanzexperte Erwin W. Heri, Professor für Finanztheorie und Gründer von Fintool, einer videobasierten Internetplattform für Finanzausbildung.»

Gut, das mag nun der typisch männliche Blickwinkel sein, sexistisch, neidzerfressen, unterdrückerisch, nur daran interessiert, bei Finanzfragen die Herrschaft des Patriachats zu verteidigen.

Aber:

«Themenfonds sind Ergänzungen zu einem Portfolio und weniger geeignet für Einsteigerinnen. Frauen, die noch keine Erfahrung haben mit Anlegen, würde ich von so speziellen Produkten abraten.»

Das sagt Olga Miler zu diesem elleXX-Produkt. Verräterin an der Sache der Frau? Sie ist Gründerin und Mitinhaberin der Finanzcoachingplattform «Smartpurse». «ElleXX» bietet Finanzkurse für Frauen an. Durchgeführt von – «Smartpurse».

Es gibt jede Menge Anbieter …

Es gibt keine geschlechtsspezifischen Anlagestrategien

Darf man da von typisch weiblicher Unentschiedenheit sprechen? Einerseits, andererseits? Dafür und dagegen, zuerst mal ein wenig Shopping, dann ein Cüpli? Nein, das wäre sicherlich eine sexistische Kritik.

Die realistische ist aber: aktiv gemanagte Fonds verursachen in Zeiten von Nullzinsen viel zu hohe Kosten. Beim «elleXX»-Produkt über 1 Prozent. Laien wie Anfängern, die ihr Risiko streuen möchten, sind nur ETF zu empfehlen. Das sind nicht-gemanagte Fonds, die automatisiert bestimmte Indizes abbilden und für eine Gebühr von 0,3 Prozent oder weniger zu haben sind.

Zudem sind eng und nach willkürlichen Vorgaben gestreute Fonds (das Migros-Produkt enthält nur 30 Werte, alle ausserhalb der Schweiz) risikohafter als breit gestreute.

Schliesslich gebe es «ein grosses Angebot an sogenannt nachhaltigen ETF, zum Beispiel auf der Plattform JustETF», zitiert die SoZ Thorsten Hens, Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Zürich, «so investieren etwa die Gender-Equality-ETF von UBS oder Lyxor in 100 respektive 151 verschiedene Aktien und streuen das Risiko besser. Und dies bei viel tieferen Gebühren von 0,2 bis 0,3 Prozent pro Jahr».

Gut, der Autor des Beitrags Armin Müller ist auch ein Mann, vorausgesetzt, er hat noch nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, sein Geschlecht auf dem Amt zu ändern. Aber der Gewinn ist auch männlich, genau wie der Verlust.

Die Klage ist hingegen weiblich, und genau diese hat Laeri gegen einen Kritiker eingereicht. Hat der sachlich falsch berichtet? Nun, «sexistisch und herabwürdigend». So kann man’s auch sehen.

Klare Kennzeichnung als Werbung. Echt jetzt?

Wie wehrt sich Laeri nun gegen die Vorwürfe von Fachleuten? Mit einem ganz merkwürdigen Argument: Ihr Unternehmen selbst habe «das Produkt nicht beworben». Denn: «Die Produkteseiten auf unserer Homepage sind Werbung und als solche klar gekennzeichnet.»

Schauen wir uns mal die klare Kennzeichnung an. Auf der Seite «Produkte» böllert in der Mitte:

Nichts von klarer Kennzeichnung von Werbung. Wir nehmen die Lupe hervor und schauen oben links hin:

Da ist doch ein violettes Bälkchen. Wollen wir das als «klare Kennzeichnung» durchgehen lassen? Wir wären versucht, aber sobald man die Seite um ein paar Millimeter hochscrollt, was auch nötig ist, um die «elleXX Kollektion» zu entdecken, sieht’s dort so aus:

Schwups, weg ist die klare Kennzeichnung. Man mag uns einen männlichen Blickwinkel vorwerfen, aber «klare Kennzeichnung» ist für uns was anderes

Fotos lügen nicht!

Es gibt da so einen serbischen Tennisspieler. Den man ganz objektiv porträtiert.

Serbe. Veganer. Arrogant und grössenwahnsinnig. Impfverweigerer. Meint, er sei was Besonderes. Hat unseren Roger vom Thron gestossen. Und sein Vater erst. Geht’s noch schlimmer? Eigentlich nicht.

Aber die Worte laufen inzwischen in Endlosschleife, bis dann bald die nächste Sau durchs Mediendorf gejagt wird. ZACKBUM präsentiert aber zuvor die Galerie des Grauens.

Sagt da jemand etwas von demagogisch, abartig und hinterfotzig? Ach, das muss dann wohl ein weiterer irrer Serbe sein. Denn unsere Qualitätsmedien kämen doch nie auf die Idee, jemanden mit bösartiger Fotoauswahl hinzurichten.

Rechts die Stimme der Vernunft, links … (im «Blick»).

 

Wer will dem in einer dunklen Seitenstrasse begegnen (in der SoZ)?

 

Vorsicht, Gebiss und irrer Blick (im SoBli).

 

Kann der auch freundlich? (in nau.ch)

 

«20 Minuten» versucht, neutral zu bleiben.

 

Immerhin, die NZZ auch bildlich die Stimme der Vernunft.

 

Selbst die deutsche «Bild am Sonntag» ist zahm im Vergleich.

 

Vielleicht müsste jemand Marc Walder so im kleinen Kreis flüstern, dass die serbische Regierung hinter Djokovic steht – und es gibt ein Ringier-Produkt dort …

Von Tennisspieler zu Tennisspieler …

Aktueller Nachtrag: Offenbar darf die Nummer eins des Tennis laut Richterspruch einreisen. Ein kleiner Schlag in die Fresse für alle Fachjournalisten, die schon Fiasko, Abgang, arrogante Fehleinschätzung diagnostizierten.

Es darf gelacht werden: immer sonntags

Slapstick Heiterkeit und Gelächter: die Sonntagspresse hat zugeschlagen.

Zunächst ein echter Brüller:

Die SoZ in Roooaaar-Stimmung.

Wie formuliert die dem Klimaschutz zugetane und männlichen Penisverlängerungen völlig abholde Redaktion der SoZ?

«Bereits die technischen Daten versprechen eine atemberaubende Performance und rennsportliche Dynamik, und das in einem 2,2 Tonnen schweren SUV.»

Wunderbar, sonst noch was? «Dieser Rennstreckenmodus öffnet nicht nur alle Klappen im Auspuff, sondern strafft auch noch das Fahrwerk und schärft die Motor- und Getriebekennlinie.»

Rooaar, brum, boller, gluglug. Das Unsinnige daran ist, dass von diesem völlig überflüssigen SUV schlappe 15’000 Exemplare verkauft wurden bislang und sein Preisschild (ab 250’000, Occasion) ihn sowieso für all SoZ-Leser (ausser vielleicht Supino) unerschwinglich macht. Warum dann im Papiermangel eine Seite aufs «Bollern» verschwenden?

Apropos Verschwendung; wieso darf im Ressort «Gesellschaft» der längst pensionierte Münchner (!) Ex-Bürgermeister Christian Ude seiner Katzenliebe frönen? «Wenn das Büsi schnurrt, ist alles in Ordnung», heisst der Schwachsinnsbeitrag.

Hätte uns das der Papiermangel nicht ersparen können?

Übrigens rezykliert vom 15. Oktober: «Mit dem Schnurren einer Katze wird alles gut», hiess der Originaltitel in der «Süddeutschen Zeitung». Dass Tamedia jeden Schrott aus München übernehmen darf, ist doch noch lange kein Grund für so was …

In der SZ macht’s wenigstens noch halbwegs Sinn …

Gut, bislang war das Blatt noch keinen Rappen wert, kommt vielleicht mal was Ernsthaftes? In der «Wirtschaft» zum Beispiel?

Laeri, die Stehauffrau, unterwegs zum nächsten Flop.

Gut, das Gefäss heisst ja «es darf gelacht werden». Aber hier schmerzt dann doch das Zwerchfell. Die Flop-Queen Patrizia Laeri (die kürzeste Chefredaktorin aller Zeiten, die kürzestes Talkshow-Produzentin) will nun Frauen helfen, ihr Geld richtig anzulegen. Na, das ist natürlich für die SoZ ein gefundener Kontrapunkt zum Lamborghini. Nur: vor lauter Lobhudelei vergisst Maren Meyer ein paar Kleinigkeiten.

Fängt beim Namen an. «ElleXX». Genial, bis man mal «ElleXXX» eingibt. Kicher. Dass die grossartige Frauenunterstützung in Zusammenarbeit mit der Migros-Bank unverschämte Fees, Gebühren, Verwaltungskosten usw. ziemlich intransparent ausweist: na und. Ein ETF ist bereits ab 0,3 Prozent zu haben, was beim heutigen Nullzinsumfeld nicht schlecht ist.

Wieso frau mindestens 1,3 Prozent für ihre Vermögensanlage via Laeri ausgeben soll, diese Frage hatte auf der Dreiviertelseite Lob und Hudel leider keinen Platz. Statt «will Frauen beim Investieren helfen» sollte es wohl besser heissen: will Frauen beim Geld rausballern helfen.

Ist also auch der Wirtschaftsbund ein Flop? Leider ja:

CS plante vielleicht, unter Umständen, wird gemunkelt.

Das ist eine gut hingeprügelte Schlagzeile. Im Kleingedruckten wird dann die Luft rausgelassen: «Die SonntagsZeitung hat nun von mehreren Quellen von einer geplanten Überwachung erfahren ….  Demnach plante die Bank … Ob die Observation durchgeführt wurde, ist unklar.»

Auf Deutsch: Die SoZ kolportiert ein Gerücht über eine mögliche Observation. Es darf gelacht werden, oder sagten wir das schon?

Dass Banken-Büttel Prof. Kunz den starken Max markieren darf und Bussen gegen Banken fordert – im sicheren Wissen darum, dass das in der Schweiz nicht stattfinden wird –, macht die Sonntagskatastrophe auch nicht kleiner.

Aber, man soll auch loben können, Oberchefredaktor Arthur Rutishauser ist offensichtlich schwer angefasst durch die unablässigen Skandale der Credit Suisse: «Es ist ein Hohn. Wenn es irgendwo in der Welt einen Finanzskandal gibt, die Credit Suisse ist mit dabei. Mit kriminellen Machenschaften rund um die Kredite für Moçambique schickte sie eines der ärmsten Länder in den Konkurs, mit der Bespitzelung der eigenen Angestellten und ihrer Angehörigen gibt sie sich der Lächerlichkeit preis.»

Geht doch, statt Antidemokraten wie Denis von Burg hier ihren Stuss absondern zu lassen. Ach, und Bettina Weber gehört zu den ganz wenigen Tamedia-Frauen, die sich nicht angelegentlich um den eigenen Bauchnabel, Genderfragen und Sprachvergewaltigungen kümmern: «Ausgerechnet die Partei, die sich dem Kampf gegen das Patriarchat verschrieben hat, lässt Opfer häuslicher Gewalt im Stich – wenn der Schläger fremder Herkunft ist.» Sie meint damit natürlich die SP.

Sie hat allerdings noch einen zweiten Pfeil im Köcher:

ZACKBUM legt Wert auf die Feststellung: real, keine Satire. Realsatire.

Hier versucht sie gegenüber brüllendem Wahsinn ein ernstes Gesicht zu machen: «Als eine Labour-Abgeordnete sich den Hinweis erlaubte, nur Frauen verfügten über eine Gebärmutter, man also doch bitte die Frauen direkt ansprechen solle, warf ihr die LGBTQ-Community vor, «anti-trans» zu sein. Schliesslich gäbe es Transmänner und non-binäre Menschen, die sich nicht als Frau fühlten, aber trotzdem einen Zervix hätten. Sie würden dank der neuen Formulierung endlich nicht mehr diskriminiert.»

Nun gut, der Ami und der Brite spinnen, aber auf Deutsch ist doch wenigstens immer noch das Sternchen das Problem? «Die SPD forderte in Sachsen kürzlich zum Beispiel am Weltmenstruationstag im Mai Gratis-Produkte für «menstruierende Männer und menstruierende nicht-binäre Personen in öffentlichen Männertoiletten». Der staatliche Sender MDR schrieb zum selben Anlass auf seiner Website ganz selbstverständlich von «menstruierenden Menschen»».

Wahnsinn, kann man da als Körper mit Hoden und Pimmel nur sagen.

Ganze 490 A ist dem Sonntagsblatt eine Riesendemo wert: «Tausende Gegnerinnen und Gegner der Corona-Politik haben sich gestern in Bern zu einer nationalen Grosskundgebung versammelt.» Das ist ziemlich blöd, denn nachdem am letzten Donnerstag nur wenige Manifestanten in Bern anwesend waren, frohlockte Tamedia schon, dass diesen Verirrten und Verpeilten nun endlich der Pfupf ausgehe und von Burg seine Angstmacherei vor deren angeblich unglaublich grossen Einfluss auf den Bundesrat einstellen könnte.

Und nun das; von Burg, übernehmen Sie!

Woran merkt man, wenn einer ganzen Redaktion der Pfupf ausgegangen ist? Wenn sie das hier als Aufmacher auf Seite eins stemmt:

War’s vor 50 Jahren? Oder vor 100? Oder vor 47? Egal, die SoZ braucht jetzt einen Aufmacher.

Nichts gegen den Altrocker Vescoli, aber echt jetzt? Und noch ein Absackerchen:

Oh, das ist ja in einer bezahlten Beilage erschienen. Nur: woran merkt man das eigentlich?

 

 

 

Hilfe, mein Papagei onaniert!

Zur Erinnerung: das war ein Titel aus der Qualitätszeitung SoZ. Hier dient er für die Sammlung von Bescheuertem.

Man muss so dreinschauen, um richtig Schwachsinn erzählen zu dürfen:

Der dunkle Seher mit dem grimmigen Blick.

Denn Verpackung ist alles, wenn der Inhalt nichts ist. Der Büchner-Preisträger Lukas Bärfuss, in jeder Beziehung das Symbol für den Niedergang von Literatur, Preisvergabe und Kultur, darf mal wieder im Organ für die gebildeten Stände, für tiefes Nachdenken und hohes Niveau, Gedankengänge tieferlegen:

«Raven Saunders hatte Glück. Während der Olympischen Spiele starb ihre Mutter.»

Völlig egal, in welchem Zusammenhang der Schrumpfkopf diesen Satz für den «SonntagsBlick» formulierte: nie bedauerten wir mehr, dass der Titel «Schriftsteller» nicht aberkannt werden kann. Wir hingegen hatten Pech: Bärfuss hat weiterhin keinen Schreibstau.

Mangels anderer Objekte für Beschimpfungen geht es Bärfuss diesmal ums IOC, um das Olympische Komitee. Das habe seinen Sitz «in einem Land auch, mit dem es nicht nur viele Werte, wie etwa die Neutralität, sondern auch manche Funktionäre und sogar die Soldatinnen teilt.»

Tief sei das Dichterwort, dunkel und raunend. Für uns Normalsterbliche nicht leicht zu durchdringen oder zu verstehen. Das ist doch der Sinn der Dichtung seit Platon und so. Aber Bärfuss ist nicht nur Dichter, dabei nicht dicht. Sondern auch noch Rechtsgelehrter. Doch, diese Disziplin beherrscht er auch (man beachte das dichterisch nachgestellte «auch»), was bei der Fülle seiner sonstigen Fähigkeiten vielleicht etwas unterging:

«Die Reglemente für die Olympischen Spiele, festgehalten in der Charta, gehen weit darüber hinaus und untersagen den Sportlerinnen und Sportlern, ihr Recht auf freie Meinungsäusserung wahrzunehmen. Nicht nur in der Schweiz ist dies ein Grundrecht. Und ein Vertrag, der verlangt, auf dieses oder einen anderen Grund zu verzichten, ist nach dem Schweizerischen Zivilgesetzbuch sittenwidrig und damit ungültig. Art. 27 ZGB definiert: «Niemand kann sich seiner Freiheit entäussern oder sich in ihrem Gebrauch in einem das Recht oder die Sittlichkeit verletzenden Grade beschränken.»»

Wir wissen nun, dass die Jurisprudenz echt Schwein gehabt hat. Denn in erster Linie vergeht sich Bärfuss an der Sprache, an der Logik und am argumentativen Essay. Wenn wir uns schreckensbleich vorstellen, dass er sich am Rechtsstaat vergreifen würde, wird uns ganz anders.

Immerhin, wenn Bärfuss seine seherischen Fähigkeiten bemüht, darf gelacht werden. So sah er schon italienische Zustände bei der Corona-Pandemie in der Schweiz um der Ecke lauern; also Chaos, Leichenberge, schlimm. Traf nicht ein, aber wer sehen kann, kann’s nicht lassen:

«Tokio ist vorbei, aber nach den Spielen ist vor den Spielen. Und die Kritik wird lauter.»

Nun gut, es soll in der Schweiz ausgezeichnete Hals-Nasen-Ohrenärzte geben, wirklich wahr.

Aber bevor ärztliche Kunst zum Einsatz kommen kann, schwingt sich Bärfuss wie in jeder seiner SoBli-Kolumnen zum abschliessenden Crescendo auf:

«Im nächsten Februar werden Soldatinnen und Soldaten der Schweizer Armee ihren Dienst fürs Vaterland im fernen Peking leisten. Offizielle Vertreter der Schweiz werden damit Teil der chinesischen Propaganda, werden Werbung machen für deren Verletzung der Menschenrechte und für den Genozid an der uigurischen Minderheit. Die jungen Menschen werden für den Kommerz und autoritäres Regime instrumentalisiert. Der militärisch-industrielle Komplex, der die totale finanzielle, politische und sportliche Macht in seinen Händen hält und ihnen sogar die Grundrechte nimmt, zwingt sie, zu diesem Unrecht zu schweigen.»

Oh, ihr Tellensöhne (und -töchter), beruft Euch auf Art. 27 ZGB und erhebt die Stimme gegen solches Unrecht.

Vertraut den seherischen Fähigkeiten des Dichters. Der männlichen Kassandra, der leider niemand glaubt.

Denn auch für die Zukunft der Schweizer Zivilgesellschaft hat Bärfuss nur dunkle Aussichten anzubieten: «Drei Lebenshaltungen werden die Post-Covid-Gesellschaft prägen: die Genusssucht, die Verzichtskultur und jene, die alles der Wirtschaft unterordnet.»

Wir gestatten uns nur ermattet die Frage: wie kann ein Verlagshaus im Ernst annehmen, dass es Konsumenten gibt, die für einen solchen Unfug, der gurgelnd durch das Regenrohr in den Boden sickert, Geld ausgeben wollen?

Schwund herrscht leider überall, auch in der SoZ

Aber auch Qualitätsmedien leiden unter Schwund. Schwund an allem. Platz, Gehirnschmalz, Themen und Kompetenz. Wenn dir gar nichts, aber wirklich nichts einfällt als Blattmacher, was machst du dann? Richtig geraten, dann machst du das hier:

Oder die vierte Welle ist zu hoch. Oder das Aufmerksamkeitsdefizit …

Inhalt, Aussage, Relevanz, Newswert? Egal, eine Seite der «SonntagsZeitung» ist gefüllt, uff.

Aber oh Schreck, nach der vollen Seite droht die nächste leere Seite, nur unzulänglich mit einem der seltenen Inserate gefüllt. Also gut, dann halt nochmal:

Die Buzzwords vereint: Corona, SVP, Angriff.

Geradezu ein Geniestreich. Nochmal Covid, diesmal in Verbindung mit dem Feindbild SVP. Uff. Aber, alte Blattmacherregel, nach der vollen Seite ist vor der leeren Seite. Nun, da hilft nur noch ein Trend. Also ein kleiner Trend mit einem riesengrossen Foto:

Ist das noch Korrekt-Deutsch?

 

Das nimmt ZACKBUM allerdings persönlich, denn wir sind weder Agglo-Jungs, noch fahren wir das ohne Helm, noch sind wir Jungs:

Unser Chopper, Frechheit aber auch.

Das ist das Dienstfahrzeug von ZACKBUM, allerdings schon ein Jahr in Betrieb. Sind wir nun die Vor-Trendsetter? Einfach ohne Agglo und Jungs?

Was macht der Blattmacher, wenn er Covid, Agglo und Trend durchhat? Er verzweifelt? Fast; er ruft in den Raum: wo bleibt das Klima? Nein, bitte nicht mehr den Bericht, der ist inzwischen älter als das Gewitter von vorgestern. Aber Klima, Berg, Schweiz, da muss doch etwas gehen.

Geht doch:

Es gibt noch mutige Tellensöhne.

Geröllbrocken, Gezimmertes, ein trutziger Gemeindepräsident, uns Ogi, die beruhigende Nachricht, dabei dachten wir schon, dass Kandersteg selbstmordgefährdet sei. Uff.

Gibt es sonst noch News aus aller Welt, womit kann man den Leser in der Sonntagshitze kalt abduschen? Mit einer brandneuen, geradezu Waldbrände verursachenden Erkenntnis:

Datum anstreichen: seit dem 15. August weiss das die Welt.

Dabei muss auch die SoZ vorsichtig herumeiern:

Ich weiss nicht, was soll ich bedeuten …

«Soll fallengelassen haben»; ist natürlich blöd, wenn der «Tages-Anzeiger» dieser Ente nachwatschelte und kräftig Erregungsbewirtschaftung betrieb. Bloss: kommt halt davon, wenn man sich dem modernen Recherchierjournalismus verschreibt. Man sitzt in seinem Käfig im Newsroom und lässt sich von einem gelinde gesagt eher merkwürdigen Studenten anfüttern.

Geht noch einer? Also gut, ein letzter:

Früher gab es nur BB, heute sogar BBB, dank der SoZ.

Die News ist alt, aber wenn man schon so einen schönen alliterierenden Titel hat, auch eine brandaktuelle Fotografie, dann kann man doch nicht widerstehen, den Leser mit Aufgebackenem zu langweilen.

Wir entlassen mit der NZZaS in diesen Montag

Wo bleiben Gerechtigkeit und die NZZaS? Also gut, eine Duftnote am Schluss. Die gute Nachricht zuerst: die schreibende Sparmassnahme, der Wortschnitzer aus dem Pensionärswinkel, also Rentner Müller macht Pause bei der Medienkritik. Die schlechte Nachricht: deshalb ist Aline Wanner dran.

Die wurde von einer Fotografie berührt, die auch auf der Frontseite der NZZ war. Eine alte Frau, Panayiota Noumidi, 81,vor der Feuerhölle auf der griechischen Insel Euböä. Sicherlich anrührend, ein lucky shot, wie man das in der zynischen Fotografensprache nennt. Das hat Wanner berührt, geradezu angefasst, überwältigt. Das ist schön für sie, dass sie zu solch menschlichen Regungen fähig ist.

Nur: wozu und wohin bewegen Medien?

Aber wenn Gefühle regieren, hat der Denkapparat Sendepause:

«In einem Sommer, in dem der Klimawandel so nah und präsent ist wie kaum je zuvor, wurde plötzlich klar: Wir alle könnten Panayiota Noumidi sein.»

Öhm, also da sagen wir mal: nein. Wir alle könnten Charlie Hebdo sein, wir könnten sogar Fidel sein, wir können mit #metoo dabei sein, auch beim #aufschrei oder gar #netzcourage und gegen Hass und Hetze im Internet hassvoll hetzen.

Es darf peinlich berührt gelacht werden.

Aber, Pardon, Noumidi könnten wir nicht sein. Wanner nicht, ZACKBUM nicht, ihre Leser nicht, unsere Leser nicht, Sorry, geht nicht, blöder Schluss, falsches Pathos, statt ins Erhabene abgeschwirrt ins Lächerliche geplumpst. Kommt halt davon, wenn es keine anständige Medienkritik mehr gibt.