Genderwahn
Anlagen mit Frauenpower für Frauen mit Frauen, bei Frauen? Bloss Werbesprüche.
Es dauerte eine Weile, aber inzwischen gibt es kaum mehr ein Produkt, dass nicht mit den Schlagwörtern «nachhaltig», «ökologisch», «aus fairer Produktion» wirbt. Wenn das stimmen würde, müsste es der Umwelt täglich besser gehen, der Klimawandel käme zum Stillstand, die Eisbären würden sich freuen und die Pinguine erst.
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Karikatur von Greenpeace.
Selbstverständlich auch alle Kindersklaven in den Sweatshops von Bangla Desh und den Minen im Kongo.
Deutschlands «Grüne» haben sogar entdeckt, dass Atomstrom eigentlich grün und nachhaltig ist, alleine schon der CO2-Ausstoss ist ja sagenhaft klein.
Die Schweizer Linken entdecken ihre Liebe zu den Portemonnaies reicher Verlegerclans und wollen denen eine Steuermilliarde reinschrieben, damit ihre serbelnden Lieblingsprojekte auch ein paar Batzeli abkriegen. So wird das Greenwashing, das Etikettieren mit den richtigen Schlagwörtern, immer beliebter – und absurder.
Schon lange wurden die Randgruppen entdeckt. Auch schwule Pärchen waschen gerne mit dem richtigen Waschpulver, auch Alte (tolle Idee: «golden ager») sind sowas von aktiv, sportlich und dynamisch auf dem Hometrainer. Menschen mit dunkler Hautfarbe reinigen sich genauso gerne die Zähne wie Weisse, auch körperlich nicht den Idealmassen entsprechende Personen dürfen Werbung für Unterwäsche oder Badekleidung machen.
Schwules Paar in Migros-Werbung.
Natürlich muss auch die Mehrheit der Menschheit angesprochen werden
Das richtig gesetzte Gendersternchen, die obligatorische Verwendung eines Binnen-I und andere Vergewaltigungen der deutschen Sprache, um deren männliche Vorherrschaft zu brechen, das ist der eine Kampf.
Die Grossgruppe in der Gesellschaft muss auch und besonders bei Finanzdingen speziell betreut werden. Denn die sparsame Hausfrau verwaltet immer noch das Familienbudget, aber das ist ein so altes Klischee, pfui bäh.
Heutzutage will die erfolgreiche Businesswoman investieren, sich agil auf den Finanzmärkten bewegen, dazu auch noch Gutes für die Sache der Frau tun. Das ist die Zielgruppe von «elleXX». «Sinnvoll vorsorgen mit elleXX-3a». Denn der «sogenannte Pension Gender Gap» betrage sagenhafte 37 Prozent in der Schweiz.
Mit schwesterlichem Du wird frau aufgefordert:
«Das wollen wir zusammen mit dir ändern.»
Wie? «Mit der Vorsorgelösung elleXX 3a in Kooperation mit Vontobel und der Vontobel 3a Vorsorgestiftung sorgst du sinnvoll vor.»
Erstes kleines Problem: «elleXX» hat keinerlei Lizenzen für Geldgeschäfte, also muss die Plattform mit dem Slogan «close the gap» immer auf (männlich geführte!) Partner zurückgreifen.
Gemeinsam zum Erfolg stöckeln?
Besonders blöd ist das beim ins Feuer der Kritik geratenen Produkt aus der «elleXX Kollektion». Denn: «Frauenfreundliche und nachhaltige Finanzprodukte? Fehlanzeige. Keine Anlage konnte unsere Ansprüche erfüllen. Deshalb haben wir elleXX gegründet.»
Das ist, mit Verlaub, nicht ganz richtig. Natürlich gibt es solche Finanzprodukte.
elleXX empfiehlt Anfängerinnen ein nicht empfehlenswertes Produkt
Unternehmertum ist schön für die drei Gründerinnen und die Geschäftsführerin Patrizia Laeri. Nach diversen Flops wäre ihr ein Erfolg zu gönnen.
Nur ist der «ElleXX Gender Equality Basket», gefüllt von der Migros Bank und emittiert von der ZKB, zwar «elleXX approved», aber «laut Fachleuten für Frauen ohne Anlageerfahrung nicht zu empfehlen».
Kann stimmen, muss nicht stimmen.
Zu diesem vernichtenden Urteil kommt die nicht gerade für Frauenfeindlichkeit bekannte «SonntagsZeitung».
Kurz zum Technischen: Es ist ein sogenanntes Tracker-Zertifikat auf einen Aktienkorb aus dreissig Firmen. Es wird ausdrücklich für Anfänger*Innen empfohlen, dem widerspricht ein zugegeben männlicher Finanzexperte in der SoZ: ««Aktiv gemanagte Fonds und Produkte, die sich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren, produzieren höhere Kosten und bedeuten mehr Risiko für die Anleger. Daran verdienen nur die Anbieter», sagt der Finanzexperte Erwin W. Heri, Professor für Finanztheorie und Gründer von Fintool, einer videobasierten Internetplattform für Finanzausbildung.»
Gut, das mag nun der typisch männliche Blickwinkel sein, sexistisch, neidzerfressen, unterdrückerisch, nur daran interessiert, bei Finanzfragen die Herrschaft des Patriachats zu verteidigen.
Aber:
«Themenfonds sind Ergänzungen zu einem Portfolio und weniger geeignet für Einsteigerinnen. Frauen, die noch keine Erfahrung haben mit Anlegen, würde ich von so speziellen Produkten abraten.»
Das sagt Olga Miler zu diesem elleXX-Produkt. Verräterin an der Sache der Frau? Sie ist Gründerin und Mitinhaberin der Finanzcoachingplattform «Smartpurse». «ElleXX» bietet Finanzkurse für Frauen an. Durchgeführt von – «Smartpurse».
Es gibt jede Menge Anbieter …
Es gibt keine geschlechtsspezifischen Anlagestrategien
Darf man da von typisch weiblicher Unentschiedenheit sprechen? Einerseits, andererseits? Dafür und dagegen, zuerst mal ein wenig Shopping, dann ein Cüpli? Nein, das wäre sicherlich eine sexistische Kritik.
Die realistische ist aber: aktiv gemanagte Fonds verursachen in Zeiten von Nullzinsen viel zu hohe Kosten. Beim «elleXX»-Produkt über 1 Prozent. Laien wie Anfängern, die ihr Risiko streuen möchten, sind nur ETF zu empfehlen. Das sind nicht-gemanagte Fonds, die automatisiert bestimmte Indizes abbilden und für eine Gebühr von 0,3 Prozent oder weniger zu haben sind.
Zudem sind eng und nach willkürlichen Vorgaben gestreute Fonds (das Migros-Produkt enthält nur 30 Werte, alle ausserhalb der Schweiz) risikohafter als breit gestreute.
Schliesslich gebe es «ein grosses Angebot an sogenannt nachhaltigen ETF, zum Beispiel auf der Plattform JustETF», zitiert die SoZ Thorsten Hens, Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Zürich, «so investieren etwa die Gender-Equality-ETF von UBS oder Lyxor in 100 respektive 151 verschiedene Aktien und streuen das Risiko besser. Und dies bei viel tieferen Gebühren von 0,2 bis 0,3 Prozent pro Jahr».
Gut, der Autor des Beitrags Armin Müller ist auch ein Mann, vorausgesetzt, er hat noch nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, sein Geschlecht auf dem Amt zu ändern. Aber der Gewinn ist auch männlich, genau wie der Verlust.
Die Klage ist hingegen weiblich, und genau diese hat Laeri gegen einen Kritiker eingereicht. Hat der sachlich falsch berichtet? Nun, «sexistisch und herabwürdigend». So kann man’s auch sehen.
Klare Kennzeichnung als Werbung. Echt jetzt?
Wie wehrt sich Laeri nun gegen die Vorwürfe von Fachleuten? Mit einem ganz merkwürdigen Argument: Ihr Unternehmen selbst habe «das Produkt nicht beworben». Denn: «Die Produkteseiten auf unserer Homepage sind Werbung und als solche klar gekennzeichnet.»
Schauen wir uns mal die klare Kennzeichnung an. Auf der Seite «Produkte» böllert in der Mitte:
Nichts von klarer Kennzeichnung von Werbung. Wir nehmen die Lupe hervor und schauen oben links hin:
Da ist doch ein violettes Bälkchen. Wollen wir das als «klare Kennzeichnung» durchgehen lassen? Wir wären versucht, aber sobald man die Seite um ein paar Millimeter hochscrollt, was auch nötig ist, um die «elleXX Kollektion» zu entdecken, sieht’s dort so aus:
Schwups, weg ist die klare Kennzeichnung. Man mag uns einen männlichen Blickwinkel vorwerfen, aber «klare Kennzeichnung» ist für uns was anderes …
Langfristig anlegen, so 4-7, besser 10 Jahre. So tönt es aus allen Banken. Hahah, und im sechsten bis spätestens siebten Jahr brauche ich das Geld für mein Hauskauf, mein Wunschauto, neue Eigentumswohnung, Wohnwagen, neues Auto. Und genau in diesem 6 und 7 Jahr liege ich im Minus. Trotzdem kaufen Leute wie wild seit Jahrzehnten immer noch Fondanlagen, Tracker, ETF usw.
Der innere Kern der Finanzszene weiss aber seit Jahrzehnten: Nur Handel bringt Gewinne. Natürlich kann er auch Verluste liefern. Wer Geld verdienen will muss Indexe handeln. Nasdaq 100, Russell 2000, S&P 500, Nasdaq 100, DAX, SMI. Daneben noch Devisen wie GBP.NZD, EURO.USD, EURO.CHF, AUD.USD.
Langfristig ist es DAS Bombengeschäft für Banken. Langfristig das grösste Verlustgeschäft für Privatanleger.
Als Abwechslung auch GBP.NZS
Der preisgünstige ETF-Ansatz ist ganz klar den teuren Modeprodukten «Zertifikaten» vorzuziehen. Wer gar dem Label «Nachhaltigkeit» nachleben will, kann dies seit wenigen Jahren auch problemlos tun per ETF.
Der renommierte Indexbetreiber MSCI hat ein mittlerweile weltweit anerkanntes ESG-Rating etabliert. In dieses Rating fließen 37 Kriterien ein. Dazu gehören unter anderem:
– der Umgang des Unternehmens mit dem Klimawandel,
– wie sehr es natürliche Ressourcen schont,
– wie es für Gesundheit und Sicherheit der Mitarbeiter sorgt und
– wie es die Mitarbeiter entlohnt.
Nachhaltige ETF- Finanzprodukte und ESG*-Anlagestrategien sind hier selbstverständlich weit vorn eingestuft. Mit dem MSCI World SRI ( socially responsible investing) gibt es sogar einen eigens dafür eingerichteten ETF, in dem nachhaltig wirtschaftende Unternehmen gesammelt sind.
*ESG stammt aus dem Englischen und steht für eine Orientierung in den Bereichen Environment (Umwelt), Social (Gesellschaft) und Governance ( Unternehmensführung).
Hoffe der bestens informierte Dozent und Finanzexperte Erwin W. Heri und der kenntnisreiche Journalist Armin Müller, kommen jetzt nicht auf den Radar des aktivistischen Teams von elleXX.