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Der Zweikampf

SoZ gegen NZZaS: wer gewinnt?

Ein fairer Wettkampf ist nur mit klaren Regeln möglich. Nach objektiven Kriterien, und am Schluss entscheidet ganz subjektiv ZACKBUM. So macht man das, wie im aktuellen Journalismus halt.

Zunächst haben beide Sonntagsblätter mal wieder echt Pech gehabt. Dass in Syrien der Diktator Assad gestürzt wurde, verdichtete sich erst nach Redaktionsschluss zur Gewissheit. Wie reagiert man darauf, wie fängt man das Thema ein, ohne am Sonntag mit abgesägten Hosen dazustehen?

Überhaupt, welche Anreize bietet man auf der Front, oberhalb des Bundes, als dort, wo der Kioskkäufer zum Zugreifen animiert werden soll?

So versucht es die NZZaS:

Immerhin, es ist diesmal keine verunglückte Illustration. Nein, es ist noch schlimmer. Oder wer will einen spärlich behaarten Mann mit fürchterlicher Operationsnarbe über der linken Brust sehen? «Europa im Chaos», Reportage über Schweizer auf der Spur der Wikinger, etwas heile Welt, ansatzlos ein drohendes, «peinliches Debakel», und «Die letzten Tage eines Diktators». Nach der Devise: da kann man nichts falsch machen. «Will haben»-Reflex: mässig.

Auch die SoZ fängt etwas schwach an; «Festtagsmenü» und «Die besten Geschenke» unter einer Weihnachtsschleife, gähn. Dann aber der unermüdliche Arthur Rutishauser: «Das grosse Versagen des Parlaments» beim Credit-Suisse-Debakel, was ein wahres Desaster ist und durchaus schlagzeilenwürdig. Florian Ast hat keinen Kontakt mehr zu einem seiner drei Kinder von drei Frauen. Schlimm für ihn, uninteressant für den Leser, platz- und bildmässig überverkauft. «Das Drama der Christen im Nahen Osten», das hingegen ist eine elegante Sideline zu Syrien, ein interessantes Thema, unabhängig vom Sturz Assads. Und schliesslich noch ein Aufreger angesichts der aktuellen Debatte im Parlament: «EDA bezahlt 1 Milliarde Franken an NGOs». «Will haben»-Reflex: vorhanden.

Kriterium zwei: Das Editorial. Andreas Kunz bemüht sich in der SoZ um Originalität: «Warum schliesst sich die EU nicht der Schweiz an?» Gute Idee, exemplifiziert an den vielen, grossen Problemen, die der Chaoshaufen EU hat. Dann, man ahnt es, Beat Balzli: «Die Sugus-Affäre verschärft die Wohnungsnot». Kommt halt davon, wenn man in Zürich wohnt und arbeitet, denn diese Affäre interessiert in Romanshorn oder in Freiburg herzlich wenig. Aber macht nichts, bei der Einleitung schnarchen sowieso die meisten weg: «Selten hat ein Wort so schnell seine Unschuld verloren. Gerade eben noch stand «Sugus» für Kindheit …» Traut sich denn niemand, dem Chef zu sagen, dass er nicht der geborene Editorial-Schreiber ist? «Will lesen»-Reflex: bei der SoZ vorhanden, bei der NZZaS abwesend.

Kriterium drei: die Aufmacherstory. Bei der NZZaS kommt der Lieblingsspielplatz der Journalisten zum Zug, wenn wirklich nichts Gescheites eingefallen ist. «Vier Szenarien, wie es mit dem Kontinent wieder aufwärts gehen könnte». Meine Güte, soll das wirklich jemand interessieren, was Markus Bernath und Gordana Mijuk dazu einfällt? Nicht allzu viel, denn übergross hat hier wieder der Illustrator zugeschlagen. Das wäre als Briefmarke schon überverkauft, aber fast seitengross?

Brr. «Steige animiert ins Blatt ein»: nicht vorhanden, stattdessen null Bock

Die SoZ hingegen macht mit der Sideline auf, die durchaus interessant ist, über das Schicksal der Christen in der muslimischen Welt: «Verfolgt, vertrieben, vergessen». Interessante Zusammenstellung, illustrativ, das Symbolbild einer vom Islamischen Staat zerstörten christlichen Kirche: gut, aber auch viel zu gross. «Steige animiert ins Blatt ein»: durchaus.

Kriterium vier: gute Titelideen. Der Titel ist immer der grösste Schuhlöffel, um den Leser in den Artikel zu kriegen. Wie steht’s da? Die SoZ ist da etwas laberig: «Ametis EU-Initiative wird für Operation Libero und Grüne zum Desaster». Da das eigentlich schon der Inhalt der Seite ist, wozu dann noch den Artikel lesen? Oder: «Für Musk ein «illegaler Arm der Regierung» – der grosse Angriff auf das Feindbild NGO». Wieso zu Musk ausweichen, wenn das Thema die Kürzung der Entwicklungshilfsgelder in der Schweiz ist? «Der Schmerzensmann: Psychogramm des Robert Habeck». Gut, wen’s in der Schweiz wirklich interessiert, denn Kanzler wird dieser Wendehals niemals. «In der Rushhour des Lebens beginnt der Motor zu stottern». Erster Preis für den unverständlichsten Titel.

«Leben & Kultur», oh je:

«Festliche Kochtipps», weinende Ariane Grande und HIV-Verbrecher, guten Appetit. Der vergeht einem auch beim übergrossen Symbolbild von Getty Images, offensichtlich aus den USA zu den Kochtipps. Politisch korrekt lacht hier ein Schwarzer, ob in den Sektgläser aber Alkohol drin ist, weil offensichtlich auch gleich Sylvester gefeiert wird? Ach, und dann durfte Eva Dignös nach Lanzerote und titelt überraschungsfrei, dass man «gerade jetzt» auf die Kanaren reisen sollte. Dass diese «Recherchereise» (ja, es darf gelacht werden) nur «zum Teil unterstützt» (es darf nochmal gelacht werden) wurde von «Anbietern, Hotels, Transportunternehmen und Tourismusagenturen», hat mit diesem Titel garantiert nichts zu tun (es darf schon wieder gelacht werden). Gute Titelideen: Fehlanzeige.

Auch die NZZaS fängt ziemlich schwach an: «Who makes Europe great again?» Die x-te Abwandlung von «great again», kann man wirklich nicht mehr ab. «Die Tyrannendämmerung», nun ja, wenn man nicht schreiben will: Genaues weiss man bis Redaktionsschluss nicht. Dann aber, der Kandidat kriegt hundert Punkte, nicht gerade originell, aber immer wieder gut: «Den Reichen reicht’s». Tatä.

Dann wieder der gefürchtete Text-im-Bild-Titel, das Testprogramm des Augenarztes (aber nicht als IQ-Test brauchbar):

Wer den Lead im Wolkenmeer problemlos lesen kann, bekommt 1000 Flugmeilen geschenkt. Und oben drüber hängen sinnlos, aber das sagten wir wohl schon. Auch etwas gewagt: «Ist Kiew das neue Kabul?» Ist Schwarz das neue Rot? Ist heute morgen das Gestern? Ach, und dann ist es der NZZaS auch aufgefallen, dass in Avignon so ein Prozess über widerliche Sexualstraftaten stattfindet. Also her mit der Übertragung auf die Schweiz, sagt sich Patrizia Messner, und titelt dräuend: «Spuren, die bleiben». Dann vergibt die NZZaS weiter Punkte, indem sie offenbar diese Dracula-Variante von Titeltypo zur stehenden Einrichtung machen will:

Und noch der Fehltitel des Tages:

Haben sich die Brötchen beim Grösserwerden irgendwie geschlechtsumgewandelt? Metastasen gebildet? Oder war einfach kein Brötchenbild zur Hand? Gute Titelideen? Ein Knaller, sonst trübe.

Kriterium fünf: quick and dirty, wie viele Artikel würde ZACKBUM in der SoZ, wie viele in der NZZaS lesen? Insgesamt standen in beiden Blättern 139 Texte zur Auswahl. Bei der SoZ haben es 7 geschafft, in der NZZaS 6.

And the winner is die «SonntagsZeitung», aber im Fotofinish. Wahrscheinlich wird’s auf Weihnachten hin immer schlimmer …

Grauenhaft

Was passiert, wenn der Brachialpolit-Aktivist und Andreas Tobler aufeinandertreffen? «The Horror», würde Marlon Brando sagen.

Jan Böhmermann ist – gelinde gesagt – umstritten. Ob er sich mittels eines geschmacklosen Gedichts mit dem türkischen Machthaber anlegt, ob er regelmässig offenkundigen Unsinn verzapft wie den, dass ein AfD-Politiker am Oktoberfest eine Runde Champagner mit 200 Flaschen bestellt haben soll – regelmässig ist er in Rechtshändel verwickelt, die er dank der wohlbestückten juristischen Abteilung des öffentlich-staatlichen Rundfunks locker wegstecken kann.

So unterstellte er dem ehemaligen Präsidenten des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik Nähe zu russischen Geheimdiensten. Damit erlitten er (und das ZDF) vor Gericht eine bittere Niederlage; Fake News.

Über den wirren, missionarischen und unausgegorenen Gast-Beitrag Böhmermanns in der «Zeit» urteilte noch der gleiche «Tages-Anzeiger», die Zeilen des sogenannten Komikers hätten «die intellektuelle Schärfe eines Butterbrots».

Nun kommt Böhmermann in die Schweiz, also eine gute Gelegenheit, ihm auf den Zahn zu fühlen. Der Lead in der «SonntagsZeitung» verspricht immerhin: «Im Gespräch nimmt er Stellung zur Kritik an seiner Arbeit». Das ist aber ein leeres Versprechen, so wie die Behauptung Böhmermanns, dass seine Politverarsche lustig sei.

Denn Andreas Tobler (welche Fehlbesetzung für dieses Interview) versucht es nun mit Fragen, weich wie ein gut gewässertes Butterbrot.

Hier kann Böhmermann nun unwidersprochen blanken Unsinn verzapfen. Was passiere bei seinem Gastspiel in der Schweiz? «Wir reichen uns die Hand über den Graben und schauen, was das andere politische Lager so zu bieten hat.» Das hat immerhin einen gewissen Charme einer Realsatire. Denn im Vergleich zu Böhmermann arbeitet selbst Andreas Glarner mit ganz feiner Klinge.

Wie Böhmermann Kritiker seiner Sendung verortet, lässt auch an Realitätsferne nichts zu wünschen übrig: «In Berlin hatten wir bei einem unserer letzten Auftritte eine grosse Demo gegen unser Konzert. Da haben sich Querdenker, Rechtsextreme und Verschwörungsmystiker zusammengeschlossen.»

Aber dann rafft sich Tobler zu einer pseudokritischen Frage auf. Pseudo deswegen, weil er das scheunentorgrosse Loch in Böhmermanns Antwort nicht für eine einzige kritische Nachfrage verwendet. Tobler sagt, natürlich abgedämpft durch «viele nehmen Sie anders wahr», dass Böhmermann ein politischer Aktivist sei:

«Aber das Bild ist falsch. Das «ZDF Magazin Royale» ist nichts anderes als eine sehr gut recherchierte, extrem mühevoll hergestellte, auf Faktentreue bedachte, von vielen schlauen und kreativen Menschen gemeinsam verfasste und aufgeführte Meinungskolumne. Also im Grunde das genaue Gegenteil von dem, was Roger Köppel alle zwei Tage auf seinem «Weltwoche»-Blog rausballert.»

Das tut Köppel sogar täglich, aber das ist der gut recherchierenden, auf Faktentreue bedachten Redaktion um Böhmermann offenbar entgangen.

Aber während sich bei diesem «Interview», das den Namen nicht verdient, zwei Gesinnungsgenossen in den Armen liegen und den Leser in den Schlaf wiegen, hört sich der Original-Böhmermann, wenn er die Hand zu Andersdenkenden reicht, so an:

«Sackdoof, feige und verklemmt
ist Erdogan, der Präsident.
Sein Gelöt stinkt schlimm nach Döner,
selbst ein Schweinefurz spricht schöner.»

Über Maybrit Illner schnödete er, dass die fleissig AfD-Mitglieder in ihre Talkshow einlade, damit sie selbst nach deren Machtergreifung weiterhin eine Sendung habe.

Auch vor billigsten Scherzen schreckt er nicht zurück: «Die letzte deutsche Produktion, die im Ausland so sehr in der Luft zerrissen wurde, war von Messerschmitt

Auch unübertroffen geschmackvoll:

«Nicht immer die Nazi-Keule rausholen, sondern vielleicht einfach mal ein paar Nazis keulen.»

Ebenfalls geschmackssicher: «Die Queen ist tot und auch Putin ist vergänglich.»

Auch vor Resultaten demokratischer Wahlen hat er nicht wirklich Respekt, wenn sie ihm nicht passen: «Wer hat die durchgeknallten, rechtsextremen Corona Leugner in den Reichstag gelassen? Etwa wir alle bei der letzten Bundestagswahl

Es hätte allerdings genug Material gegeben, um «Kritik an seiner Arbeit» zu untermauern. Aber doch nicht Tobler. Der findet auch einen Mordaufruf gegen Köppel ganz okay, sei doch nur ein «Theatermord». Ansonsten kümmert er sich seitenlang um Sprachvergewaltigung und Leserquälung mit Gender-Sternchen und ähnlichem Unfug. Drischt faktenfrei auf die Bührle-Sammlung im Kunsthaus ein. Und interviewt den Bruchpiloten Böhmermann in sanfter Umarmung zweier Gesinnunsgenossen.

Sicher, der arme Arthur Rutishauser als Chefredaktor ohne Redaktion kann sich auch nicht um alles selber kümmern. Aber solchen Schrott hätte er früher nicht in seine SoZ gelassen.

«Blick»-Leute, fürchtet euch!

Euer Chief Content Officer ist ratlos.

Zum «Kleinreport» sagt Steffi Buchli einen denkwürdigen Satz: «Die jüngsten Leserschaftszahlen seien «bedauerlich», so die Content-Chefin, sie bedeuteten aber nicht, dass die Inhalte nicht ankämen.»

Bedauerlich? Innert fünf Jahren haben 40 Prozent der Printleser beim Abschied leise servus gesagt. Und dabei gilt nicht einmal die übliche Entschuldigung. Die Umstände, die Inserate, das Leseverhalten und Blabla. Denn die überlebenden Konkurrenzblätter SoZ und NZZaS haben bei weitem nicht einen solchen Einbruch zu verzeichnen.

Also ist eigentlich Alarmstufe rot, nur nicht für Buchli: «Der ‚SonntagsBlick‘ liefert jede Woche starke Recherchen, spannende Geschichten und setzt nationale Themen, wie zuletzt mit dem Fall von GLP-Politikerin Sanija Ameti, den Ungereimtheiten um die Forschungsarbeiten von Adriano Aguzzi an der Uni Zürich oder die Fifa-Zuschüsse für Giovanni Infantino», fantasiert sie völlig losgelöst von der Wirklichkeit.

Um noch einen draufzusetzen: ««Massnahmen zur Stabilisierung und Neugewinnung von Lesern und Leserinnen» seien «eingeleitet» worden, so Steffi Buchli weiter gegenüber dem Klein Report.»

Damit meint sie wahrscheinlich die Einstellung des «Magazins» vom SoBli, womit das Angebot noch flachbrüstiger wird.

Nun sind Krisen auch immer Chancen, wie es im schönsten Manager-Bullshit-Talk heisst. Wenn sich die Nachfrage nach einem Angebot im freien Fall befindet, die Mitbewerber mit ähnlichen Angeboten aber durchaus stabile Verkäufe zu verzeichnen haben, dann liegt die Schlussfolgerung auf der Hand: beim SoBli, überhaupt beim «Blick» läuft etwas furchtbar falsch.

Was falsch läuft, lässt sich eindeutig benennen und zeitlich verorten. Da ist der 8. März 2023. An diesem Tag wurde bekannt, dass der «Blick»-Oberchefredaktor Christian Dorer in eine sechsmonatige Auszeit geschickt wurde. Mit nebulöser Begründung und der Ankündigung einer Untersuchung, deren Ergebnisse niemals bekannt gegeben wurden.

Dabei war der eigentliche Grund klar. Dorer stand jemand anderem in der Sonne, zudem musste ein Sündenbock für eine völlig verfehlte Strategie her. ZACKBUM nannte das das «Tal der Beliebigkeit». Oder wie das die Dame mit der extrabreiten Visitenkarte so unnachahmlich formulierte:

«Wir nennen es nicht mehr Boulevard. Wir verstehen uns als Newsplattform, die schnell ist und auch komplexe Themen sehr einfach erklären und erläutern kann. Dabei stellen wir immer den Menschen ins Zentrum – das macht uns aus, dafür stehen wir.»

Plus Bezahlschranke und dahinter viel Ratgeber und Service. Plus eine neue Führungsstruktur mit einem Kopfsalat von Heads, Chiefs, Teamleitern und überhaupt furchtbar vielen Häuptlingen. Plus ein verunglücktes Redesign nach dem anderen. Wobei man immerhin sagen muss, dass Regenrohr und Kästchenlogo schnell wieder verschwunden sind. Wobei man nicht wissen möchte, was der angebliche Starwerber Frank Bodin dafür kassierte. Aber immerhin konnte er sicherlich mit dem Geld eine neue geschäftliche Bruchlandung vermeiden.

Allerdings ist die Wurzel der Probleme von «Blick» und SoBli nicht in der Überbevölkerung auf der Kommandobrücke zu suchen. Sondern der steile Absturz ist einer völlig verfehlten Strategie geschuldet, die von einer Managerin entwickelt wurde, die von Print, Newsmedien oder der DNA des «Blick» ungefähr so viel Ahnung hat wie eine Stubenfliege von Quantenphysik.

Wenn ein Manager einen Gewaltsflop zu verantworten hat, der eindeutig und einwandfrei seiner Kette von Fehlentscheiden anzulasten ist, dann wird er normalerweise entsorgt. Mehr oder weniger höflich. Er wird nicht direkt gefeuert, sondern damit betraut, die Entwicklung des Lesermarkts in Schwarzafrika ganz vertieft zu untersuchen. Oder so.

Bei Ringier läuft das anders, die Managerin wird befördert. Dabei schützt sie ein dreifacher Panzer. Ihr Geschlecht, ihre sexuelle Orientierung und ihre Herkunft aus einer sprachlich-kulturellen Randgruppe. Das – und ein paar Schwächeanfälle des amtierenden CEO Marc Walder – machen sie unkaputtbar.

Natürlich wäre es furchtbar sexistisch, einen Zusammenhang zwischen Flops und Geschlecht ganz allgemein in den Medien herzustellen. Daher ist es sicherlich reiner Zufall, dass sie Skelettierung von Tamedia von einer Jessica Peppel-Schulz zusammen mit einer Raphaela Birrer durchgeführt wird, wobei eine Kerstin Hasse immerhin über die Klinge springen musste.

Aber zurück zum SoBli und der nicht mehr so glücklichen «Blick»-Familie. Wenn das, was früher einmal Chefredaktor hiess, eine desaströs Entwicklung der Zahlen als «bedauerlich» bezeichnet, dann gilt für die Mannschaft (inklusive weiblicher Teil und alle beyond): fürchtet euch! Zittert und zagt. Das ist mit der Beschäftigung von Kindersoldaten im Newesroom nicht aufzufangen. Auch nicht alleine mit der Einstellung des «Magazin». Sondern ihr müsst das leider so sehen:

CH Media hat mit dem grossen Rausschmeissen angefangen. Tamedia hat nachgezogen. Selbst die SRG macht ein paar Sparübungen. Wer fehlt im Umzug? Genau. Und noch ein kleiner Tipp: normalerweise wird nicht bei den Häuptlingen gespart. Auch nicht bei Heads und Chiefs. Sondern bei den Indianern. Also schwingt euch auf die Pferde und reitet um euer Berufsleben. Nur: wohin bloss?

 

 

Immer wieder Sonntag

ZACKBUM war gespannt: wie sieht die erste SoZ ohne eigene Redaktion aus?

Aber eigentlich war die Antwort vorhersehbar: so unanimiert, wie man das in einer solchen Situation erwarten darf.

Der Velo-Unfall von Zürich, Prügel für die inklusive Schule, eine Meinungsumfrage zu AKW. Schnarch. «Die Sex-Skandale von P. Diddy und Al Fayed», eigentlich etwas für den Boulevard. Max Frisch und die Zimtschnecke, hier mieft Aufgewärmtes vor sich hin.

Und Banalitäten als Titel: «Der Tod des Hizbollah-Führers verändert die Kriegssituation». Dabei hätte der arglose SoZ-Leser gedacht, dass das Kriegsverbrechen überhaupt keine Auswirkung haben wird.

Allerdings: was gedruckt wird, ist von mässiger Relevanz. Relevant ist vielmehr, was nicht gedruckt wird. Ein Satz zum Versuch, eine Sonntagszeitung mit einem Chefredaktor, aber ohne eigene Redaktion zu machen? Nix.

Am gröbsten stört aber das finstere Schweigen zu einem Skandal, der sich in Velodistanz der Nicht-mehr-Redaktion der SoZ abspielt. Das Zurich Film Festival, neuerdings bekannt als Zensur Film Festival (ZFF), knickt vor Drohungen und Druck der Ukraine ein und nimmt einen Dokumentarfilm über russische Soldaten an der Front aus dem Programm. Auch wenn die «Weltwoche» schneller war, mindestens ein Interview mit der Autorin oder den renommierten Produzenten des Dokumentarfilms hätte es schon sein sollen.

Aber stattdessen? Wohlfeile Prügel für die Velo-WM in Zürich, zu deren Lobsängern Tamedia bislang gehörte. Ein Loblied auf Albert Rösti, medizinisches Personal aus Osteuropa will lieber in der Schweiz besser verdienen, ein Interview mit einer Tierschützerin im «Fokus», Fehlbehandlungen von Asylsuchenden, «Männer als Monster», ein verzweifeltes Eigeninserat:

Fall Benko, «den Kantonalbanken droht ein Abschreiber in Millionenhöhe», gähn. «Leben & Kultur» macht mit Kammerdienerbemerkungen des Verlegers Siegfried Unseld über seine Autoren (und was diese Primadonnen voneinander hielten) auf. Schnarch.

Dann drei Hämmer: «Zimtschnecken ganz neu gedacht». Sicher der Start einer Serie, als nächstes Gipfeli, Cremeschnitten und Nussgipfel. Dazu die weltbewegende Frage: «Kann man Kühe klimafreundlich machen?» Indem man ihnen das Furzen abgewöhnt?

Schliesslich die Autoseite für den Otto Normalverbraucher:

Ach, und dann noch eine Zugfahrt für den typischen SoZ-Leser:

Wunderbar für Ulrike Hark, dass sie acht Tage in der Suite President verbringen durfte. Aufrecht der Abbinder: «Diese Reise wurde unterstützt von der spanischen Eisenbahngesellschaft Renfe». Noch ehrlich wäre gewesen: Die Publireportage wurde von Renfe bezahlt. Denn sie wäre wohl etwas ausserhalb des Sparbudgets des Schrumpfqualitätsorgans SoZ gelegen. Sieben Nächte in dem Luxuszug kosten schlappe 14’500 Franken für den Alleinreisenden. Wer es sich als Pärchen gönnt, drückt vergleichsweise günstige 16’800 Franken ab. Natürlich inkl. Verpflegung und Ausflüge, exklusive Anreise.

Man dürfte von der aufgelösten SoZ-Redaktion nicht harsche Worte zur Unfähigkeit der Führungscrew von Tamedia erwarten. Noch viel weniger könnte man von der publizistischen Leiter Simon Bärtschi eine Stellungnahme «In eigener Sache» oder so erwarten. Obwohl es der Abonnent der SoZ vielleicht verdient hätte, darüber aufgeklärt zu werden, dass er zukünftig mit dem Einheitsbrei der Einheitsschrumpfredaktion abgefüttert wird.

Vielleicht wäre es auch angebracht gewesen, dafür eine Preissenkung in Aussicht zu stellen. Aber doch nicht bei Tamedia.

Vielleicht hätte auch der Chefredaktor ohne Chef und Redaktion ein launiges Wort darüber verlieren können, dass man ihm die Räder abmontiert hat, nachdem er die SoZ eigentlich hübsch unter Dampf setzte. Man kann und sollte sich auch die Frustration der verbliebenen SoZ-Ressortleiter und Häuptlinge vorstellen. Nach langer Wegstrecke endlich auf der Karriereleiter eine Stufe nach oben geklettert – und zwack, wird die Leiter weggetreten.

Aber passiver Widerstand, Dienst nach Vorschrift, mangelnde Motivation, Lethargie, das tropft dieser SoZ aus jeder Seite. Richtig Spass macht eigentlich nur noch Reiseredaktor; einer der letzten Jobs, bei dem man aus dem Glashaus kommt und sich den Wind der Wirklichkeit um die Nase wehen lassen kann. Sogar in einem Luxuszug, wobei Poirot ausschliesslich den Orient Express frequentierte. Aber Bücherlesen war noch nie so die starke Seite von Reiseredaktoren.

Was bleibt, ist natürlich die Frage: braucht es die SoZ noch? CH Media hat am Sonntag bereits den Schwanz eingezogen. Die NZZaS kann auch nicht so weitermachen wie in letzter Zeit. Der SoBli? Dümpelt, mit gelegentlichen Glanzleistungen, irrelevant vor sich hin. Vielleicht ist die gloriose Zeit der Sonntagszeitungen einfach vorbei.

Bleibt nur die bange Frage: Was macht dann Rutishauser?

Die SoZ macht sich

Wer hätte gedacht, dass die SoZ die NZZaS abtrocknet?

Journalismus ist halt ein People’s Business. Der Mann (oder die Frau) am Steuerrad entscheidet. Da hat sich in jüngster Zeit einiges zum Schlechteren verändert.

Längere Zeit waren Christian DorerBlick»-Familie), Arthur Rutishauser (Tamedia) und Patrik Müller (CH Media) die Platzhirsche im Tageszeitungsgeschäft. Auf einem anderen Planeten schwebt Eric Gujer (Chefredaktor, Geschäftsleiter und God Almighty der NZZ).

Dann wurden Dorer und Rutishauser übel gemobbt. Nach einer angeblichen «Untersuchung», deren Ergebnisse niemals bekannt gegeben wurden und angeblichen Gesprächen über eine Weiterbeschäftigung, war Dorer weg. Und ist seither Leiter der Migros-Kommunikation. Rutishauser wurde nach einem Protestbrief von 78 erregten Tagi-Frauen, die niemals belegte, vage Anschuldigungen erhoben, die alle männlichen Mitarbeiter unter Generalverdacht stellten, zum SoZ-Chefredaktor zurückgestuft. Nur Müller konnte sich halten und gewann sogar den Nahkampf mit der publizistischen Leiter nach unten Pascal Hollenstein. Der desavouierte sich als Sprachrohr für Jolanda Spiess-Hegglin und wurde von einem Tag auf den anderen entsorgt.

Sozusagen als Kollateralschaden musste auch Jonas Projer sein Pult bei der NZZaS räumen; nachdem seine Nachfolgerin auf der Zielgeraden absagte, wurde Beat Balzli, eigentlich vorgesehen als Booster für die Deutschland-Offensive, notfallmässig sein Nachfolger bei der NZZaS. Und Gieri Cavelti legt Wert auf die Feststellung, dass er sein Pult als Chef des SoBli freiwillig geräumt habe.

Was nachkam, nun, auch auf die Gefahr hin, der Misogynie bezichtigt zu werden: ein Frauenbonus wird in leitenden Positionen schnell zum Malus …

All diese Hintergründe muss man kennen, wenn man aktuell konstatiert: Der SoBli unter Reza Rafi hat weitgehend seine Bedeutung als ernstzunehmende Stimme am Sonntag verloren. Die NZZaS dümpelt mit Belanglosigkeiten vor sich hin, seine noch nicht vollständig in die NZZ integrierte Restmannschaft frönt ihren Pläsierchen, der Chefredaktor blamiert sich mit Editorials, die deutsche Unwichtigkeiten enthalten.

Und die SoZ läuft unter Rutishauser zu alten Formen auf. Höchstens Lukas Hässig mit seinem «Inside Paradeplatz» übertrumpft sie im CS-UBS-Bashing, dank Rutishausers Quellen und Beziehungen – und seiner ungebrochenen Schreibkraft.

Aber auch das Geschäft des Breitbandangebots beherrscht er. Während die NZZaS mit einer verunglückten Konservenbüchse aufmacht, setzt die SoZ auf einen Promi, der seinen runden Geburtstag feiert:

Auch wenn die SoZ gelegentlich unter einem verunglückten Layout leidet, das zu jedem Seitenaufmacher ein Riesenfoto verlangt, was dann oftmals an Banalität nicht zu überbieten ist, hat man hier ein nettes Porträt des Schneemenschen Reinhold Messner ausgegraben. Dazu ein kleiner Aufreger, eigentlich zwei. «Klimagesetz ist unsinnig und unsozial», da werden im Kreis 8 vegane Müeslis auf die SoZ gespuckt. Und «Schweizer Pistolen schützen Putin»; schlimmer wäre nur, wenn er auch noch eine Schweizer Uhr trüge. Hoppla, er trägt gelegentlich eine Schweizer Uhr, der böse Schlingel.

Auch der Immer-noch-Redaktor Peter Burkhardt bastelt aus Versatzstücken eine nette Rempelei-Story gegen den reichsten Schweizer zusammen. Denn Klaus-Michael Kühne hat wie viele Erben ein bewunderndes Verhältnis zu seinem Vater, der allerdings während dem Braunen Reich in üble Geschäfte verwickelt war, was der Sohn nicht wahrhaben will. Beziehungsweise den Deckel auf allen entsprechenden Dokumenten und Untersuchungen draufhält.

Dann noch ein «Heimkind», das «an den Behörden verzweifelte», Neues von der «Fettwegspritze»,  und als Auflockerung Tim und Struppi. Alleine der inhaltliche und visuelle vergleich mit der NZZaS lässt wenig Fragen offen:

Im Editorial regt sich Rutishauser wohlfeil auf: «Dass Russland mit Schweizer Waffen Krieg führt, ist eine Schande». Ist zwar etwas aufgepumpt – auch Rutishauser lässt sich gelegentlich von der Pumpstation Tagi anstecken –, aber erregt den Leser, was ja der Sinn der Sache ist.

Dann ein Schulthema, nicht weltbewegend, aber immer für Aufreger gut. Diesmal nicht wieder ein Verriss der letzten, gescheiterten Schulreform, sondern die Frage, wie die Schulen gegen die Handy- und Smartwatch-Plage vorgehen sollten.

Schliesslich der aufgepumpte Aufreger:

Issja furchtbar; hoffentlich haben die Waffen dann nicht Ladehemmung, was bei Schweizer Sturmgewehren leider vorkommt.

Dann beginnt eine nicht ganz brandneue, aber doch den Leser nicht wirklich amüsierende Werbekampagne mitten im redaktionellen Umfeld:

Geht auch so:

Ob sich der hier sicher genannt sein wollende Online-Händler damit einen grossen Gefallen tut?

Der alte, erfahrene USA-Kenner Martin Suter, der vielen «wir hassen Trump und lieben Harris»-Flachdenkern kräftig auf den Zeiger geht, weil er sich im Gegensatz zu den meisten anderen bemüht, so genau wie möglich die Wirklichkeit abzubilden, weist dann wieder auf die alte Erkenntnis von Bill Clintonit’s the economy, stupid») hin:

Dann kommen wir zu einem absoluten Stehaufmännchen. Marcel Salathé. War der nicht mal der grosse Corona-Guru der Schweiz? Überpräsent auf allen Kanälen? DER Fachmann? Und dann weg? Denn ohne Corona kein Salathé. Während aber viele seiner Kollegen (und Kolleginnen, man erinnert sich an Isabella Eckerle «Die Schweiz braucht einen Lockdown»?) in der Dunkelheit der Laborforschung verschwunden sind, hat sich Salathé neu erfunden. Schluss mit Epidemiologe, her mit dem «Co-Leiter des neuen KI-Zentrums der ETH Lausanne». Eine Wiedergeburt erster Klasse. Und um grosse Worte war er noch nie verlegen:

Und er weiss, zur Message gehört auch das entsprechende Foto:

Wie von Rodin gemeisselt. Gekonnt ist gekonnt, ein Profi halt, ein Meister der Selbstinszenierung. Aber eben gut.

Bei so viel Interessantem kann man wohlgemut eine Seite Ewiggestriges überblättern. Oder wer will schon lesen, welche Gedanken sich Bettina Weber über das verblühte Supermodell Christy Turlington macht, das letztes Jahr (!) verkündete, sie wolle keine plastische Chirurgie, was Weber spät, aber immerhin auffällt. Jacqueline Badran erinnert sich an ihre erste Anti-AKW-Demo – und daran, dass sie seither nichts dazugelernt hat. Und Markus Somm beschäftigt sich auch noch mit einem verglühten Polit-Pin-up-Girl, das nun wirklich allen zum Hals raushängt.

Aber selbst der «Sport», von ZACKBUM konsequent überblättert (überklettert, machte das Korrekturprogramm draus, endlich eins mit Humor), macht mit einem interessanten Interview mit Yeti Reinhold Messner auf, der schon mehrfach gezeigt hat, dass er nicht nur in seinen Händen Muskeln hat, sondern auch genügend Hirnzellen sein eigen nennt. Und wunderbar: das Interview ist mit Bordmitteln von Christian Brüngger erstellt.

Dann liefert Rutishauser, nach der Kühne-Sause, seinen Aufreger der Woche ab:

Selbst Jorgos Brouzos, der gerne gepflegte Langeweile versprüht, scheint seine Beförderung zum Wirtschafts-Chef gutgetan zu haben.Er erzählt eine hübsche Skandalgeschichte aus dem Unterholz der internationalen Wirtschaftswelt nach. Beteiligt ist das Imperium von Inder Gautam Adani (100 Milliarden Vermögen), die Behauptung des US-Leerverkäufers Hindenburg, dass Adani mit verdeckten Aufkäufen die Aktienkurse seiner Firmen hochmanipuliere und ein Urteil der Genfer Justiz, das 310 Millionen Dollar auf Schweizer Konti gesperrt hat, die darin verwickelt sein könnten. François Pilet veröffentlichte das zuerst auf seinem munteren Blog «Gotham City». Der wurde dann mit DoS-Angriff (Dental of Service, ein Server wird mit so vielen Anfragen bombardiert, dass er schlapp macht) fast in die Knie gezwungen.

Hübsche Crime-Story.

Dann geht’s man kann ein Niveau halt nicht durchhalten, bergab:

In der Schweiz soll es ungefähr 40’000 Transmenschen geben. Das sind 0,44 Prozent der Bevölkerung. Randgruppe trifft es nicht mal ganz. Also ist der Artikel für 99,5 Prozent aller SoZ-Leser zum Überblättern. Dann noch die Autobiographie von Frank Zappa. Nein, der ist schon ein Weilchen tot und kann sich nicht dagegen wehren, dass seine Tochter von seinem Ruhm zehrt und ihre Autobiographie schreibt.

Aufreger, Aufreger, Schauspielerin Gillian Anderson, die auch schon gloriosere Zeiten hatte, hat ein Buch über geheime Sex-Fantasien geschrieben. Von Frauen. Boach, geil.

«Hackbraten», eine Seite über Hackbraten. Weniger geil. Es gibt ein Einzelstück des Porsche 917. Überhaupt nicht geil. «Tintin flog natürlich Swissair», mässig lustig. Der Autor eines neuen Reiseführers über «Bikepacking» darf Gratis-Werbung machen. Auch nicht lustig.

Aber: Zwischen dieser SoZ und der NZZaS liegen Welten. Peinlich für die NZZ.

 

Das kann Ärger geben

Die SoZ unter Rutishauser quält die Gesinnungsblase.

Während der «Tages-Anzeiger» und der von ihm abhängige Kopfsalat immer mehr zu einem Organ der Gesinnungsblase unter Luftabschluss verkommt, traut sich der SoZ-Chefredaktor Arthur Rutishauser immer mal wieder was.

Mit dem (belegten) Titel, dass durch die Migration der Wohlstand sinkt, ärgert er die abbröckelnde Phalanx der Willkommenskulturanhänger. Dabei ist es ganz einfach. Wohlstand misst man am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf. Schrumpft das, sind alle anderen Wachstumszahlen nebensächlich.

Dann hat die SoZ sogar mal wieder eine Bildidee. Nicht rasend originell, aber schön auf die Schweiz adaptiert. Jugendfotos unserer Politiker. Schon der Aufmacher ist ein kleiner Knaller, denn hier würde man Karin Keller-Sutter mit ihrer typischen 80er-Jahre-Frisur wirklich nicht wiedererkennen.

Und auch bei einem zweiten Thema, das jeden Anhänger eines toleranten Austauschs mit dem Islam leicht durchschüttelt, kennt Ruti nichts:

Hier kann man höchstens hinzufügen, dass er eigentlich nie weg war. Die Methoden werden immer abscheulicher. Während eines Volksfests, das ausgerechnet «Festival der Vielfalt» hiess, sticht ein fundamentalistischer Wahnsinniger (nein, da gilt keine Unschuldsvermutung) auf die Hälse von Festbesuchern wahllos ein, flüchtet im Chaos und stellt sich dann ohne Gottvertrauen (sonst hätte er sich doch in der Hoffnung auf viele Jungfrauen im Himmel erschiessen lassen) der Polizei.

Die Schweiz hat (bislang) ausgesprochen Glück gehabt, aber niemand weiss, wie lange das anhält. In Deutschland hätte sich die AfD keine bessere Wahlhilfe wünschen können, während die Grünen, die Linken und die SPD herumeiern. Und sich vorwerfen lassen müssen, dass sie viel zu viel Energie auf das gescheiterte Verbot einer rechtsradikalen Zeitschrift gelegt haben, während sie die fundamentalistische Gefahr, vor allem durch eine unkontrollierte Masseneinwanderung, sträflich unterschätzen.

Und es sind ja nicht nur die einzelnen Irren; in vielen Städten Deutschlands bildet sich eine Parallelgesellschaft, in der die Scharia mehr bedeutet als die deutschen Gesetze.

In der Schweiz hingegen, wie Armin Müller belegt, sinkt der Wohlstand – wegen des Bevölkerungswachstums. So viel zur Theorie, dass der Arbeitsmarkt, der Wohlstand und Blabla von einer hemmungslosen Einwanderung abhänge. Dass die Wohnungssituation, die Infrastruktur, das Bildungssystem nur positive Auswirkungen verspüre. Das können die woken Gesinnungslinken leicht sagen. Dort, wo sie sich ballen, im Zürcher Kreis 8, ist der Anteil von Kindern, die in Privatschulen gehen, mit Abstand am höchsten. Denn wer es sich leisten kann, schickt sein Kind doch nicht in eine Klasse, wo Mitschüler mit Migrationshintergrund die absolute Mehrheit stellen.

Als wollte Rutishauser die Tagi-Redaktion richtig ärgern, stellt er dann noch ein weiteres kantiges Stück ins Blatt:

Rechtsexperte Ulrich Meyer ist nicht irgendwer. Er war Präsident des Bundesgerichts – und ist SP-Genosse. Da kann die Juso-Präsidentin Mirjam Hostetmann, die schon mit anderen unglücklichen Formulierungen ins Fettnäpfchen trat, nur noch japsen: «Ich finde es verwerflich, dass Swissmem ein Gutachten kauft, um die Stimmbevölkerung zu beeinflussen.» Als ob sich ein ehemaliger Bundesrichter kaufen liesse. ZACKBUM ist gespannt, ob sie schon wieder zurückkrebsen muss …

Als wäre er auf einem Feldzug, schiebt Ruti dann noch ein Interview mit dem Maghreb-Experten Beat Stauffer nach, der Italiens rigide Asylpolitik lobt (Meloni!) und auch für die Schweiz radikale Lösungen fordert. Spätestens hier fällt dem Leser im Zürcher Kreis 8 das Bio-Vollkorngipfeli in den Chai Latte mit Hafermilch.

Er fischt es auch nicht heraus, wenn er von USA-Kenner Martin Suter lesen muss: «Die demokratische Kandidatin vermeidet es tunlichst, ihr politisches Programm preiszugeben.» Denn im Vergleich zu Kamala Harris hat sogar Donald Trump eins.

Wenn auch nicht ganz «Fokus»-würdig, ist die Strecke über Jugendfotos unserer Politiker durchaus lustig. Aber natürlich kann auch die SoZ dieses Niveau nicht immer durchhalten. Richtig, die Seite «Standpunkte». Hier stammelt Gülsha Adilji in ihrem Pseudo-Jugendsprech («immer noch a thing … to be honest … Future-Boy-Friend … Lookalike … fancy … and then watch the face of the waiter»). Thema ihrer Suada ist die Pizza Hawaii, was an Originalität, you know, schwer zu überbieten ist, watch it. Höhepunkt: «nennt man Leute, die sowas essen, tatsächlich immer noch Menschen?» Viel dringlicher ist die Antwort auf die question: wie lange darf die das noch, for heaven’s sake?

Und wer sagt ihr mal, dass eingestreute Anglizismen nur nerven, got it?

Nebendran schreibt der Unaussprechliche. Immerhin jubelt er mal nicht Selenskyj zum Grögaz (grösstes Genie aller Zeiten) hinauf, aber dass man ihm durchgehen lässt, Eigenwerbung für seinen schwindsüchtigen «Nebelspalter» zu machen?

Der Aufmacher der «Wirtschaft», der Chefwechsel bei Nestlé, ist dann allerdings mehr Pflichtstoff. Erstaunlich dann, dass der gegangene Nicht-mehr-Wirtschaftschef Peter Burkhardt immer noch in die Tasten greift, obwohl doch sogar schon sein Nachfolger bestallt ist. Herausragend dann wieder Rutishausers Eigenleistung über die Tragödie des Regionalspitals Wetzikon:

«Leben & Kultur» schliesslich? Nun, es kann nicht alles gelingen. Aber besonders gelungen und dem Portemonnaie des Durchschnittslesers angepasst ist wieder einmal die Auto Seite:

Nein, lieber Leser, du kannst dir nicht einmal die Uhr leisten, und an der hängt dann sowieso der 16-Zylinder von Bugatti, und den kannst du dir erst recht nicht leisten. Falls doch: die Uhr kostet 350’000 Franken, die Karre wohl über 4 Millionen.

Nun, wem das doch zu teuer ist, wieso nicht eine umweltfreundliche Reise nach Sri Lanka oder in die Wüste um Palm Springs? Man gönnt sich doch sonst nichts.

Aber gut, ZACKBUM setzt seine neue Serie fort: ein dickes Lob für diese Ausgabe. Das ist kein Gesinnungspreis, sondern bezieht sich darauf, dass endlich mal wieder Nahrung und Inhalt geboten wird, aktuelle Themen aufgegriffen werden und die Befindlichkeit des Autors sowie der Zustand seines Bauchnabels keine Rolle spielen.

Die Frage ist allerdings, wie lange Rustishauser das noch machen darf. Denn je besser seine SoZ, desto peinlicher Birrers Tagi …

Sommer mit Loch, Part II

Die «SonntagsZeitung» hat ein Problem? Das wäre gelinde untertrieben.

Ihr «Fokus» war früher einmal ein ernsthaftes Gefäss für Grossreportagen, Untersuchungen, Primeurs, gewaltige Stücke. Dann denaturierte es immer mehr zum Interview-Abfüllgefäss, wobei das Niveau der Interviewten (und der Fragen) immer mehr ins bodenlos Seichte abglitt.

In dieser Tradition steht auch die aktuelle Ausgabe. Nichts gegen den «Genusswanderer» Richi Spillmann. Aber will man wirklich auf zwei Seiten wissen, «warum er meist ein kaltes Plättli bestellt, wo es die beste Gerstensuppe gibt – und was er nicht mehr auf der Karte sehen will»? Eben.

Aber vorher ist’s auch nicht viel besser. Fällt dir keine andere Alternative zu einem leeren Blatt ein, dann gehe einer «neuen Umfrage» nach. Die zeige «enorme Zunahmen von homophoben, muslimfeindlichen und antisemitischen Teenagern in der Schweiz». Ja sage mal, echt jetzt? Und auch gleich noch mit Kästchen «Hier finden Eltern Unterstützung», und natürlich einem Interview mit der «Zentralpräsidentin des Lehrerverbandes».

Die wird mit knallharten Vorwürfen konfrontiert: «Man sei zu «woke». Daraufhin darf sie schwabbeln: «Mit solchen Aussagen läuft man Gefahr, dass die Schule sagt: Wir fassen heikle Themen gar nicht mehr an.» Ein anständiger Interviewer würde nun nachhaken und darauf aufmerksam machen, dass das wohl keine Antwort auf die Frage sei. Aber doch nicht Arielle Peterhans und Roland Gamp; war wohl zu heiss dafür.

Dann eine frohe Nachricht für alle Lohnabhängigen: «Mobben war noch nie so einfach». Davon können viele Männer bei Tamedia ein Lied singen.

Aber wenn alle Stricke reissen, dann liefert die SoZ wenigstens noch Nutzwert: «Wie viel Trinkgeld gibt man in anderen Ländern? Und wie gibt man es richtig?» Steht zwar in jeder Reiseapp, aber hallo, vielleicht gibt es ein paar ältere Leser, die sich diese Seite rausreissen und mitnehmen.

Das sollte man bei der Seite «Standpunkte» eher unterlassen. Hier vertritt Min Li Marti die ferienabwesende Jacqueline Badran mit dem «Korrigendum», das meist weitgehend aus Korrekturbedürftigem besteht. Wir wollen ja über ihn schweigen, aber wenn Historiker Markus Somm ein Ausschnittchen aus der langen, komplizierten und von beiden Seiten nicht gerade freundlich geführten konfliktiven Beziehung zwischen Polen und Russland nimmt, ohne ein Wort über die Folgen von Brest Litowsk zu sagen, dann wird er mal wieder zur Schande seiner Profession, zum oberpeinlichen Renegaten, der bis ins höhere Alter öffentlich Abbitte für jugendliche linke Verirrungen leisten muss. Zum Fremdschämen.

Zur Höchstleistung von SZ-Knobloch, die mal kurz das Model Bella Hadid als angebliche Antisemitin abwatscht, hat sich ZACKBUM bereits geäussert.

Aber auch die SoZ hat eine kleine Sternstunde, die besteht im Interview mit der Bankenprofessorin Anat Admati, die kein Blatt vor den Mund nimmt, gewaltig mehr Eigenkapital fordert und schlichtweg festhält: «Die UBS ist ein untragbares Risiko für die Schweiz».

Aber auch hier, wie gewonnen, so zerronnen. Das nächste Interview führen Alexandra Kadves und Andreas Tobler mit der Westentaschenphilosophin Barbara Bleisch. Vorbei die Hoffnung, von ihr nie mehr etwas in Tamedia lesen zu müssen. Aber das Sommerloch muss wohl grauenerregend gähnen. Wer sich dieses Stück antut, ist stärker als ZACKBUM und geniesst unsere Bewunderung. Oder auch nicht.

Aber, geben wir’s zu, das wollten wir doch immer schon mal wissen:

Blöd nur: so ein Text kommt jeden Sommer. Garantiert. Zwischen dem Badi- und dem Glacetest. Unglaublich gähn.

Dann aber, ist das ein Blick in die Zukunft von Tamedia, ein echt abkühlendes Thema:

Dann sind sie wenigstens eine Zeitlang nicht so einsam. Der Text ist es übrigens auch nicht; hier rezykliert die deutsche Autorin Shoko Bethke, was sie schon im «ND» oder in der «taz» breitschlug. Aber Schweizer Medien zahlen zweifellos besser als deutsche, verständlich.

Dann erhebt aber wieder der Klimawandel sein hässliches Haupt, ZACKBUM vermisste ihn schon:

Es geht doch nichts über ein knackiges Getty Images-Symbolbild über einem Text der Klimakreische Joachim Laukenmann. Apropos, wow ist eigentlich Corona-Kreische Marc Brupacher? In den Ferien oder Hitzschlag?

 

 

Wumms: Andreas Durisch

Der «Mid Risk»-Mann als Kommunikationsberater.

In den Chefetagen der Schweizer Wirtschaft wird immer der gleiche Fehler begangen. Zum einen holt man McKinsey als Berater. Das endet regelmässig im teuer bezahlten Desaster. Aber macht nix, sieht auf jeden Fall nach energischem Handeln aus, Kompetenz abholen, Wichtigtuerei, Gedöns.

Dann weiss inzwischen jeder: perception is reality. Die Wahrnehmung ist die Realität. Also braucht’s auch noch Kommunikationsspezialisten, die das manchmal unbeholfene Gestammel von Führungsfiguren glattföhnen. Interviews in watteweiches Geschwafel verwandeln. Für das «Wording» zuständig sind. Aus grossem Rausschmeissen strategisches Fokussieren machen. Aus krachenden Millionenverlusten dank Managementfehlern eine Neuausrichtung an veränderte Marktbedingungen. Und so weiter.

Perception is reality, so meinen die Führungskräfte, sie hätten in der Öffentlichkeit erfolgreich alles schönschwätzen lassen.

Für diese edle Tätigkeit werden die drei McKinseys auf diesem Gebiet regelmässig engagiert. Entweder Lemongrass oder die Konsulenten oder die Dynamics Group. Alles Abklingbecken für abgehalfterte Journalisten, die aus früheren Zeiten dicke Adressbücher mitbringen und behaupten, mit allen wichtigen Meinungsträgern, Politikern, Entscheidern, amtierenden Chefredaktoren auf Du und Du zu sein.

Unternehmenskommunikation ist das Gegenteil von Journalismus. Ehemalige Journalisten zu engagieren, das ist etwa so, wie wenn man sagt, ein Gärtner hat doch was mit Bäumen zu tun, also eignet er sich sicherlich als IT-Spezialist, da kommen Kabelbäume vor.

Dafür wird dann ein Haufen Geld zum Fenster rausgeschmissen. Zum Beispiel für Andreas «Dusch das»-Durisch. Das sei «ein vielfach erprobter Kommunikations-Experte mit Erfahrung in der Unter- nehmensberatung, in Krisensituationen und im Umgang mit Medien».

Logo, er leitete das Weltblatt «Schweizer Familie», beerdigte «Facts» und war 13 Jahre lang Chefredaktor der «SonntagsZeitung». «Ich bin kein Napoleon», räumte er bescheiden ein. Un holzte wegen des Mid-Risk-Journalismus zurück: «Die ganze Polemik um den Mid-Risk-Journalismus widerspiegelte den Konkurrenzkampf der Medien. Man gibt sich Saures, sofern sich die Möglichkeit bietet.»

Nun gibt Durisch im Solde des Migros-Bosses Mario Irminger allen Saures, die dessen Herkules-Aufgabe, den schlingernden orangen Riesen wieder auf Kurs zu bringen, kritisch beäugen. Unterstützt wird er dabei von einem ehemaligem Kollegen, dem Ex-«Blick»-Oberchefredaktor Christian Dorer. Der ist mehr der Mann fürs Grobe und hat sich schon liebevoll seines Ex-Verlags Ringier angenommen, als der «Blick» Kritisches schrieb. Denn da hat Dorer noch eine Rechnung offen, nachdem er mit einer unverständlichen Begründung abserviert worden war.

«Dusch das»-Durisch ist eher der Mann der leisen Töne. Der sich auch gerne aussichtsloser Fälle annimmt. Denn er begleitete CS-Präsident Urs Rohner in den Untergang. Da war dann halt nichts schönzuschäumen.

Nun also Irminger. Wie viel Kompetenz der sich für einen unbekannten Betrag wohl einkauft? Allerdings ist dieses Mandat doch einfacher als die vergebliche Beratung von «weisse Weste»-Rohner. Denn heutzutage sind die meisten Medien gerne bereit, gegenüber einem der letzten Grossinserenten die Beine breit zu machen.

«Ich berate Irminger in der strategischen Kommunikation», verriet Durisch «Inside Paradeplatz». Was ist denn das? Wikipedia hilft: das «steht für Text- und Medien-gestützte Aktivitäten, mit denen Einzelpersonen, Gruppen oder Organisationen bei ausgewählten Zielgruppen die Verbundenheit mit ihren politischen, ökonomischen, rechtlichen oder anderweitig motivierten Interessen halten oder stärken möchten. Dazu werden vor allem geheim gehaltene, oft aufwendige Strategien eingesetzt.»

Nun, mit der Geheimhaltung ist es so eine Sache. Aufwendig hört sich aber gut an. Für Durisch.

Wo bleibt der Geist?

Pfingsten ist die Hölle für Sonntagszeitungen.

Zum einen ist nur das B-Team am Gerät, weil jeder, der kann, natürlich in den Ferien ist. Zum anderen ist die Nachrichtenlage erfahrungsgemäss eher flau. Und ausserdem sind die armen Arbeiter sehr motiviert, ein tolles Blatt zu machen. Statt blau.

Aber muss man seinen Frust gleich so am Leser ausleben?

Man könnte es ja vielleicht mit noch ein paar Anrissen mehr auf der Front versuchen. Aber wozu auch, zwei Polizisten, eine sympathische Demonstrantin, was braucht es mehr, um (fast) den Teil über den Bund zu füllen? Wird doch sicher einen Kaufrausch am Kiosk auslösen.

Dass die Kufiya in der Arafat-Version schwarzweiss sein sollte, na und. Wer war den Arafat schon wieder, wird sich die Demonstrantin sicher sagen.

Aber, das muss man der «SonntagsZeitung» lassen, ganz zum Schluss hat sie noch einen Knaller auf Lager, der einen einfach sprachlos zurücklässt:

ZACKBUM fragt sich, ob das auch mit Hamstern, Wellensittichen oder Schildkröten möglich ist. Da bleibt dieser Artikel leider etwas unscharf. Auf der anderen Seite sind wir gespannt auf die Reaktion des Schweizer Tierschutzes. Denn ob der Hund da wirklich freiwillig mitgemacht hat und sein Einverständnis zur Abbildung auf der letzten Seite der SoZ gegeben hat, ist doch sehr die Frage.

Aber dazwischen gibt es noch einen seltenen Lichtblick:

Das ist eine hochinteressante Untersuchung. Jeder, der Medien konsumiert, kann das nur bestätigen. Allerdings bleibt völlig unverständlich, wieso sich dieses Phänomen auf Kommentare beschränken soll. Oder aber, es ist eine hinterlistige Kritik an den eigenen Kommentarschreibern. Wenn man zum Beispiel an Markus Somm  («Höckes Hitler»; Achtung, Stabreim!) oder Gülsha AdiljiUnterschätzte Form des Protests»; sie durfte ein «Referat» halten) denkt, dann kann man den Dunning-Kruger-Effekt live beobachten.

Da braucht’s etwas Erholung, leichte Kost, gleichzeitig etwas unübertrefflich Lachhaftes. Genau, Auftritt «Bellevue» des «NZZamSonntag Magazin». Da hätten wir mal diesen Fingerzeig des Wahnsinns:

Was das ist? Nun, angeblich Kissen. Das kleinere, nun ja, Ding, kostet bloss schlappe 720 Franken. Weiter zum Sauglattismus:

Das ist nun echt ein Schnäppchen; 345 US-Dollar. Plus Shipping and Taxes, of course, und nur für den Rock-Stofffetzen. Was das Top mit Crevettencocktail kostet, lässt sich nicht eruieren. Dass sich Frauen so eine Anspielung auf «hier fischelt’s» freiwillig anziehen, ist aber hoffentlich zu bezweifeln.

Immer, wenn man denkt, mehr bescheuert geht nicht, setzt aber «Bellevue» noch ein weiteres Glanzlicht:

Wer’s nicht merkt: das Teil soll ein Stuhl sein. Das deutsche Designerteam preist ihn so an: «RUG’N ROLL is a play of contrast – soft looking yet highly robust.» Das Teil sieht verknautscht aus und erweckt den Eindruck, dass es zwar hässlich, aber vielleicht bequem sei. Ätsch, sagt da das Designerteam, das Teil wiegt 15 kg, weil es – aus Beton ist. 2000 Euro. Nein, die kriegt man nicht als Schmerzensgeld, die muss man zahlen.

Darauf einen Schluck? Aber sicher, wie wäre es mit dem «Lava Cup»?

«Erleben Sie die perfekte Mischung aus Ästhetik und Funktionalität in unserem Lavabecher», preist das die Künstlerin an. ZACKBUM würde eher von einer perfekten Mischung von unpraktisch, unhandlich und gequält «Achtung, Kunst» blökend sprechen. Dafür kostet er auch nur 290 Euro. Plus 22 Euro für den Versand. Für einen Vierertisch ist man also mit rund 1200 Euro dabei.

Ach, und das Mutterblatt, was bietet das Hochstehendes an Pfingsten?

Vielleicht etwas besser als Hunde-Yoga. Aber wie verzweifelt muss eine Redaktion sein, wenn sie das abgelutschteste aller abgelutschten Themen mit so einer fürchterlichen Illu zum Aufmacher macht? Apropos Illu, hier hat ZACKBUM die Lektüre eingestellt. Auch wir haben Gefühle.

 

Schnarch

ZACKBUM wagte einen Blick in die heutige «SonntagsZeitung».

Stunden später sind wir wieder aufgewacht. Ein doppelter Espresso befähigt uns, über den Inhalt der Schnarchhilfe zu berichten. Mal im Ernst, liebe SoZler:

Holt irgend etwas davon die Oma aus dem Koma, angesichts der Altersstruktur Eurer Leser? Es gibt immer mehr Ausländer an der ETH? Schnarch. Usian (da war doch mal was) Bolt? Gähn. «Prämieninitiative: Reiche Kantone profitieren», wegnick. Dazu noch «Liebe im Alter», «Mount Everest» und gar «Richtig packen»? Echt jetzt?

Ein Leitartikel über die «toxische Männlichkeit des Brian K.»? «Krach» zwischen Keller-Sutter und Ermotti? Weil sie Wattebäusche wirft, die im Parlament noch mit Weichspüler übergossen werden? Come on.

«Es braucht viel mehr grosse Kraftwerke als angenommen», das wusste ausserhalb der Klimakreischen-Fraktion in der SoZ sowieso schon jeder. «Meret Schneider will zurück ins Bundeshaus»; Meret who? Die abgewählte Grüne will in knapp vier Jahren wieder antreten? Erschütternd, Grund für eine Seite und ein Riesenfoto?

Dann Deutscher über Deutschen (SZ-Rossmann über CDU-Merz) oder Deutscher über Chinesen (SZ-Müller über China-Xi). Dann Nebel-Somm über den 1. Mai, der angeblich zu «einem Nazi-Tag verkam». Der gelernte Historiker weiss offenbar nicht einmal, dass Hitler den 1. Mai in Deutschland zum Arbeiterkampf- und Feiertag machte. Und sein Geständnis «Ich bin kein Linker mehr», das mag auch nicht wirklich überraschen.

Daneben steht Gülsha Adilji, und das war dann der Knock-out-Tropfen.

Wirtschaft? «Behindern Eltern die Berufswahl ihrer Kinder?» Die Enthüllung: «Väter und Mütter haben einen starken Einfluss auf den Bildungsweg ihrer Kinder». ZACKBUM dachte bislang, dass es umgekehrt sei. Aber so lernt man täglich dazu.

Und schliesslich, last and least: «Kroatien überholt Nemo – Diese vier Acts könnten uns den Sieg streitig machen». UNS?

Schlimmer als Tamedia (34’000 A im «Magazin», geschrieben von Feigling Gertsch) ist eigentlich nur SRF. Da lässt sich die Musikredaktorin Gini Mühlhaus zu Nemo so zitieren: «Dieser Song sitzt nicht nur, dieser Song klebt.» Ja, ungefähr wie ein Kaugummi an der Fusssohle.

Aber SRF traut sich was, wovor selbst die SoZ zurückschreckt:

Non-binär, für unsere Kleinen erklärt. Das müssen die schliesslich wissen. So blöde Sachen wie Rechtschreibung oder Rechnen ist doch was für Streber und leistungsbereite Blödis.

Allerdings: beim Durchblättern dieser SoZ fragt man sich schon, ob Primarschüler dafür wirklich lesen lernen sollten.

Tief in den Schlaf wiegte uns dann allerdings dieser Artikel:

Weil eine Homestory über eine «Kommunikationsberaterin» auch ausserhalb der SI schnarchlangweilig ist? Das auch, aber:

Die genau gleiche schnarchlangweilige Homestory erschien bereits am 28. April bei Tamedia. Gut, ein Service für die Alzheimerkranken unter den Lesern, das Gedächtnis bei Omas (und Opas) ist allgemein nicht mehr das beste. Aber das Gleiche immer wieder sonntags? Und dafür noch Geld verlangen in der SoZ? Obwohl es eine Woche vorher gratis war? Das ist schon nassforsch. Passt aber prima zu Tamedias Strategie, die Leser zu vergraulen.