Schlagwortarchiv für: Putin

Peinlich, peinlicher, Medien

35 Meldungen zum feigen Rückzieher des Zurich Film Festival. Darunter eine kritische von ZACKBUM.

Das Medienarchiv SMD weist seit gestern 35 Treffer für die Stichworte ZFF und Dokumentarfilm auf. Die Medien sind ihrer Berichterstatterpflicht nachgekommen. Sie haben vermeldet, dass Festival-Direktor Christian Jungen eine Kehrtwende hingelegt hat.

«Weil das Leben besser mit Filmen ist». Reine Realsatire.

Der Mann trägt den Smoking gut und kann verbindlich auf dem grünen Teppich in die Kameras grinsen. Hinter dieser Fassade verbirgt sich aber ein feiger Wackelpudding, der vor dem Gegröle des Pöbels von nah und fern einknickt. Alleine die ungehörige und rüppelige Intervention der ukrainischen Regierung hätte dazu führen müssen, dass man diesen Zensoren ein kräftiges «nicht bei uns» entgegen hielte.

Aber doch nicht das Film Festival. Gegen diese massive Zensur hätte selbstverständlich auch die Stadtregierung, die Kantonsregierung, die Landesregierung protestieren müssen. Und sich diese unerhörte Einmischung in innere Angelegenheit und die Freiheit der Kunst verbitten sollen. Wo kämen wir hin, wenn in der Schweiz ukrainische Zustände der Zensur und Unterdrückung herrschen würden. Wo bleibt der Respekt gegenüber einem Land, das Zehntausende von kriegsunwilligen Ukrainern mit Sonderstatus aufnimmt und mit Hunderten von Millionen Franken Steuergeldern durchfüttert.

Das alles hätte man tun können. Das alles hätten die Qualitätsmedien der Schweiz vielleicht erwähnen können. Aber mutig sind deren Journalisten nur, wenn es darum geht, Fernes zu kritisieren. Putin, Trump, Maduro, Kim der Dickere, da kann die Journaille Dampf ablassen, billig herumkrakeelen.

Finden Massaker und Tragödien in der falschen Weltgegend und mit Menschen der falschen Hautfarbe statt, bleiben sie ebenfalls stumm. Myanmar, Sudan, Äthiopien, Eritrea: scheiss drauf. Schlägt aber in der Ukraine eine russische Rakete ein, wird grosses Geschrei erhoben. Schlägt in Russland eine ukrainische aus europäischer Produktion ein, eher nicht.

Aber nun passiert in Velodistanz der Redaktionen von «Blick», NZZ und Tamedia etwas Ungeheuerliches. Ein feiger Festivaldirektor nimmt die Sicherheit des Anlasses zum billigen Vorwand, um Zensurrüpeln nachzugeben.

Ein ungeheuerlicher Vorgang. Lediglich die NZZ, obwohl Veranstalter und Besitzer, wagt ein kritisches Wort, was ihr hoch anzurechnen ist. Und die übrigen Medien? Gebührensender SRF? Sendepause. Tamedia, «Blick», CH Media: möglichst neutrale Meldungen. Alle sonst so meinungsstarken Kommentatoren sind verstummt. Oder überlassen krakeeligen Kommentatoren den Raum, die sich öffentlich zum Deppen machen, indem sie einen Dokumentarfilm als russische Propaganda beschimpfen, den sie nicht einmal gesehen haben.

Russische Soldaten sind nicht generell Kriegsverbrecher, Vergewaltiger, Kriminelle, Tiere, Untermenschen? Keine seelenlose Mordmaschinen, wie sie schon von der Nazi-Propaganda dargestellt wurden? Der Iwan gegen den aufrechten Freiheitskämpfer aus der Ukraine, dessen angebräunte Seele und Verehrung für den Faschisten, Antisemiten und Kriegsverbrecher Stefan Bandera lieber verschwiegen wird. Genau wie die Massaker von Wolhynien und Ostgalizien mit wohl 100’000 von ukrainischen Nationalisten ermordeten Polen. Ist das wirklich unser Schwarzweissbild, mit dem wir russische Propaganda und Zensur kritisieren wollen?

Nein, da gilt kein «die auch, wieso dann wir nicht». Aber Kritik an anderen und an Zensur und an Lügen ist nur dann glaubwürdig, wenn sie keine grossen blinden Flecken aufweist.

Angenommen, am Moskauer Filmfestival wäre die Doku «Russians at War» zuerst angekündigt, dann gecancelt worden. Man sähe die Halszäpfchen der Kommentatoren. Typisch. Putin. Zensur. Die armen Russen. Verblendet und einseitig informiert. Denen fehlt halt unsere westliche Meinungsfreiheit.

Welch elende Heuchelei der Mainstream-Medien. ZACKBUM wiederholt sich. Die schaufeln sich nicht in erster Linie das Grab, indem sie das Skelettieren als Weichenstellung zum Qualitätsjournalismus schönschwatzen. Sondern durch ihre abgründige Heuchelei und feige Doppelmoral.

Ich sage nicht, Sie sind ein Arschloch

Einer der ältesten demagogischen Tricks, immer wieder gerne verwendet.

Der «Stellvertretende Chefredaktor SonntagsBlick», das Ein-Mann-Recherchierteam Fabian Eberhard hat wieder zugeschlagen. Das ist der Crack, der nicht einmal die Büroräumlichkeiten des Internetradios Kontrafunk fand und daraus eine Enthüllungsstory bastelte.

Jetzt hat er neuen Heuler. Dem bayerischen Verfassungsschutz sei es gelungen, «neue Erkenntnisse über die Vorgehensweise von Putins Online-Armee zu gewinnen». Die benutzen nämlich fies westliche Medien für ihr übles Geschäft:

«Der Bericht, den der Verfassungsschutz kürzlich auf seiner Internetplattform aufschaltete, nennt mehrere Medien namentlich. Neben rechtsextremen Seiten und Blogs aus dem Verschwörermilieu gehören auch die «Berliner Zeitung» und die Schweizer «Weltwoche» dazu

Dazu sammelt Eberhard fleissig weitere «Beweise»:

«Tatsächlich verbreitet das Blatt von Roger Köppel seit Russlands Angriff auf die Ukraine immer wieder plumpe Putin-Propaganda. Vor etwas mehr als einem Jahr besuchte der ehemalige SVP-Nationalrat Moskau und traf dort Wladimir Solowjow, den Chefhetzer des russischen Machthabers, der eine Atombombe auf London werfen will, der Schweiz mit Invasion droht – und dafür mit Sanktionen belegt wurde. Köppel aber schwärmte: Solowjow sei «blitzgescheit», «lustig», «Russlands Woody Allen». Im vergangenen Juli war der «Weltwoche»-Chef schliesslich im Kreml selbst zu Gast – als Hofjournalist des ungarischen Autokraten Viktor Orban.»

Also, die Sachlage ist sozusagen erstellt. Was beim Leser bleibt, ist: Putins Internet-Trolle, Missbrauch westlicher Medien, dabei ragt allerdings eines besonders heraus, das auch höchstselbst den Propagandadienst für Putin (und Orban) verrichtet.

Das dementiert – logisch – Chefredaktor Köppel und weist darauf hin, dass auch die «Weltwoche» wie alle anderen Organe, nicht dafür verantwortlich gemacht werden könne, wer wie ihre Inhalte verbreite.

Da nicht nur die WeWo ziemlich angefasst auf diese Unterstellungen einer deutschen Staatsbehörde reagierte, legt sich der SoBli-Mann schon mal selbst in die Kurve:

«In der Tat ist das Vorgehen der bayerischen Staatsschützer heikel. Sie bringen die «Weltwoche» direkt mit Moskaus Propaganda-Operation in Verbindung, obwohl Köppel und seine Mannschaft kaum einen Einfluss darauf haben, welche Artikel die russischen Trollfabriken verbreiten.» Kaum?

Und am Schluss zitiert Eberhard dann eine «überarbeitete Version» dieses Berichts: «Das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz unterstellt explizit nicht, dass die Verantwortlichen der hier aufgelisteten Webseiten russische Propaganda verbreiten oder in Kenntnis darüber sind beziehungsweise es gutheissen, dass ihre Inhalte im Rahmen der Kampagne weiterverbreitet werden.»

Daher lautet dann der vollständige Aufmacher:

Also, die Schlagzeile lärmt: «Russland nutzt «Weltwoche» für Propaganda-Operation». Im Kleingedruckten heisst es dann, «Der Bayerische Verfassungsschutz stellte die Zeitung deshalb an den Pranger – nun muss er zurückkrebsen».

Das ist die demagogisch leicht abgenutzte Anwendung des alten Tricks: Ich sage ausdrücklich nicht, dass Sie ein Arschloch sind. Trotz der gegenteiligen Aussage bleibt natürlich das Wort Arschloch haften, und genau das ist die Absicht.

Man kann nun von Köppels Fehlanalysen der Weltlage halten, was man will. Im Gegensatz zu vielen Schreibtischgenerälen kommt er immerhin etwas in der Welt herum und schaut vor Ort nach. Wie selektiv seine Sicht dabei auch sein mag, sie entspricht einem längst vergessenen journalistischen Prinzip: hingehen, anschauen, aufschreiben. Aber seit Egon Erwin Kisch ist diese Methode genauso in Vergessenheit geraten wie dieser grosse Reporter.

Stattdessen nun Schreibtisch-Heros, die schon bei Ausflügen in die nähere Umgebung ins Hyperventilieren geraten.

Dann machen wir’s doch auch so: ZACKBUM sagt ausdrücklich nicht, dass Eberhard die Karikatur eines Reporters und ein Vollpfosten ist. Niemals nicht.

«Weltwoche» eiert

In den Seilen hängend, wuschig, schlecht gelaunt.

So kann’s gehen. In der heilen Werbewelt preist sich die «Weltwoche» als «unabhängig, kritisch, gut gelaunt» an. Dabei greift sie in die Harfe: «Oberstes Ziel der Weltwoche bleibt es, die Intelligenz ihrer Leserinnen und Leser anzusprechen mit möglichst brillant geschriebenen Artikeln.»

So viel zur Theorie. Die die WeWo durchaus immer wieder und häufiger als die Mainstream-Medien einlöst. Ausser, es geht um Russland. Oder China. Oder das Christentum. Oder Sanija Ameti.

Angesichts eher beschränkten Platzes ist auch Auswahl und Gewichtung ein Thema. Da gibt es aktuell wichtige und unwichtige Ereignisse. Ein wichtiges ist zum Beispiel, dass der russische Präsident Putin die mögliche Lieferung von Mittelstreckenraketen an die Ukraine als direkte Kriegshandlung der NATO gegen sein Land bezeichnet.

Und selbst die Kriegsgurgeln von der «Süddeutschen Zeitung» einen Moment innehalten, ob eine solche Eskalation eine gute Idee wäre oder uns einem Atomkrieg einen guten Schritt näher brächte.

Wenn aber die Titelstory lautet «Free Sanija Ameti» und von Daniel Ryser geschrieben wird, dann ist ein seltener Tiefpunkt höheren Schwachsinns erreicht. Wäre das Cover der aktuellen Ausgabe eine Referenz an «Titanic», das grossartige Satiremagazin, könnte man es noch knapp goutieren. Aber ein Wendehals, der wegen unmöglichen Verhaltens gefeuert wurde, schreibt über eine dummdreiste Provokateurin, die wegen unmöglichen Verhaltens gefeuert wurde? In einem Organ, das er noch kurz zuvor als Hort von Verschwörungstheoretikern, angeführt von einem Jünger Bannons, beschimpfte?

Und ist jemand, der für eine sich in aller herrlichen Freiheit befindende Person «Befreiung» fordert, noch ganz dicht? Ist ein Organ ganz dicht, das das zur Titelgeschichte macht? Damit insinuiert, Ameti sitze im Knast, sei politische Gefangene, müsse befreit werden, so à la Julian Assange? Wie bescheuert ist das denn?

Nebenbei: «Swatch ist unterbewertet», das zeugt wieder einmal von der grossen Wirtschaftskompetenz des Blatts. Sollte eigentlich schadenersatzpflichtig sein, so ein Unsinn.

Da ist das Wort Realsatire zu schwach dafür. Und abgesehen davon: seit dieser Swiss Miniature erschütternde Skandal ausbrach, also seit knapp einer Woche, hat die WeWo sagenhafte 18 Artikel auf dieses Null-Thema verbraten. Dabei hat sie eine Pirouette gedreht, bei der sie auf allzu dünnem Eis einbrach. Zuerst durften Christoph Mörgeli und Philipp Gut zubeissen. Dann bekamen sie einen Maulkorb, und Roger Köppel himself forderte «Gerechtigkeit für Sanija Ameti», obwohl er sich in seinen religiösen Gefühlen durchaus verletzt sah.

Dann griffen alle engelsgleich in die Harfe. Ein selten sanfter Mörgeli forderte «Milde» ein. Köppel gar «Gerechtigkeit». Alex Baur sprach sich gegen Männerfantasien aus: «Finger weg von Ameti».

Und dann die nächste Volte: «Opfer Ameti? Nach der Empörung nehmen die Medien Sanija Ameti allmählich wieder in Schutz. Bei allem Verständnis sollte man nicht vergessen, dass sie symbolisch auf das Fundament unserer Werte geschossen – und die Affäre selbst losgetreten hat».

Ist halt schon blöd, wenn man aus Prinzip immer gegen den Strom schwimmen will – und der Strom ständig seine Richtung ändert. Sie habe das alles selber losgetreten, schimpft Hubert Mooser, ganz ohne Milde oder christliche Nächstenliebe.

Ist das ein Thema, das der WeWo-Leser dermassen ausführlich ventiliert sehen möchte? Als Titelgeschichte? Aufregung um ein Politik-Pin-up-Girl? Die Berichterstattung über dies Bachelorette der Politik zieht sich selbst auf ihr Niveau herab.

Dagegen kann man nichts machen. Das widerfährt Kritikern, Bewunderern, Fans, Verteidigern und der überwältigenden Mehrheit, die überzeugt ist, dass der Primitiv-Provokateurin recht geschah. Die jetzt noch ihre letzte Karte ausspielt: das Drücken auf die Tränendrüse, die Mitleidsnummer. Frau mit Migrationshintergrund, gelegentlich Muslima, lasziv, posierend, immer eine vorbereitete Rempelei auf Lager. Aber sonst nichts. Und nun gehe es ihr ganz schlecht, wisse sie nicht, wie lange sie das noch aushalte. Und dann?

Aktion und Reaktion sind inzwischen gleichermassen widerlich geworden. Daher stellt ZACKBUM hiermit die Berichterstattung über dieses Sumpfgebiet ein. Und befreit sich selbst von Ameti, Rysers und allen anderem Gesocks.

Wussten Sie das nicht?

Vielleicht ist der Zugang von Andrea Fopp doch keine gute Idee.

Die Journalistin dilettierte einige Jahre beim Serbel-Projekt «bajour», das von Hansi Voigt lediglich mithilfe der tiefen Taschen einer Basler Pharmaerbin über Wasser gehalten wird. Sozusagen im Wachkoma an eine Geldtransfusion angeschlossen.

Dann wechselte Fopp im Januar 2024 als Bundeshausredaktorin zur NZZ. Und senkt nun dort das Niveau. Ihr neuster Streich: Die Schweiz sei längst im Krieg, behauptet sie so kühn wie überraschend. Wie das? «Wladimir Putins Bomben sind weit weg. Gegen die Eidgenossenschaft setzt er subtile Waffen ein. Mit verdrehten Wahrheiten versucht er, die freiheitliche Demokratie zu schwächen.»

Wow, Eidgenossen ergreift die Hellebarden und Morgensterne, bezieht das Alpenréduit, der Russe kommt. Fopp hat ihn bereits erspäht. Sie reitet nochmals auf dem Ausrutscher des Nachrichtenportals RT rum, das im Juni behauptet hatte: «Die Schweiz will russische Städte bombardieren lassen». Die SP-Nationalrätin Priska Seiler Graf habe gesagt: Die Schweiz müsse «so schnell wie möglich in den Konflikt einbezogen werden», um Russland «die militärische Stärke des Landes zu demonstrieren».

Das war natürlich Schwachsinn, hergeleitet von ihrem Vorstoss als Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats, dass die Schweiz eine indirekte Weitergabe von Kriegsmaterial, bspw. via Deutschland, erlauben solle. Obwohl das das gültige Kriegsmaterialexportgesetz klar verbietet.

Daraus schliesst Fopp messerscharf: «Die Strategie ist perfid. Desinformation ist häufig schwer erkennbar, da sie auf Tatsachen basiert.» Auf dieses Beispiel trifft das allerdings gerade nicht zu, wie der tiefen Denkerin nicht auffällt.

Aber daraus zieht sie gleich den nächsten Fehlschluss:

«Die Episode zeigt: Die Schweiz befindet sich längst im Krieg. Russland greift zwar nicht mit Panzern und Lenkwaffen an, aber mit Falschinformationen, verdrehten Tatsachen, Lüge. Währenddessen streitet das Parlament in Bern darüber, ob sich die Milliarden für die Verteidigungsfähigkeit der Armee lohnen.»

Defätisten in Bern, während die Schweiz bereits voll unter russischem Dauerfeuer liegt. Aber damit ist Fopp noch nicht am Ende des Märchenlateins. «Die Desinformation ist ein klassisches Mittel der hybriden Kriegsführung. Sie geht zurück auf den chinesischen Militärstrategen Sunzi.» Dessen «Kunst des Krieges» darf in keinem pseudogelehrten Abriss fehlen.

Aber Fopp hat noch mehr historische Erkenntnisse auf Lager: «Kriegstreiber orientieren sich bis heute daran. Die Kommunistische Partei der Sowjetunion betrieb in den 1920er Jahren eine «Abteilung für Agitation und Propaganda» (Agitprop). Sie diente Joseph Goebbels, Propagandaminister von Nazideutschland, später als Vorbild. Seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 hat auch Putin seine Propaganda verstärkt.»

Sowjetischer Agitprop (die damals kein Kriegstreiber, sondern Opfer imperialistischer Invasionen war, aber wozu historische Genauigkeit), Goebbels, Putin, et voilà.

Das ist nun lustig, weil völlig einäugig. Schon mal was von der Atlantik-Brücke gehört, von all den Journalisten im Westen, die auf der Payroll von US-Agenturen sind (so wie es andere gibt, die sich von Russland bezahlen lassen)? Von den brutalen Eingriffen der USA in Twitter und Facebook? Propaganda, seit Edward Bernays den Begriff als Kampfmittel definiert hat (aber den kennt Fopp wohl nicht), spielt seit Anfang des 20. Jahrhunderts eine immer wichtigere Rolle in militärischen Auseinandersetzungen. Man denke auch nur an die Massenvernichtungswaffen- oder Brutkastenlüge der USA; ihre Lüge, um in Vietnam einzufallen.

Aber für Fopp steht der Propagandist und  Russlandversteher  ganz woanders. Genau, da muss man nicht lange raten: «Der «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel und ehemalige SVP-Nationalrat inszeniert den russischen Präsidenten gerne als vom Westen missverstandenen Machthaber, der sich gegen einen «Kreuzzug» gegen den Osten wehren müsse. Und sogar der angesehene Mitte-Politiker Peter Hegglin gab der Ukraine im Ständerat die Mitschuld am Krieg.»

Die Ukraine habe eine Mitschuld am Krieg? War da was mit Bombardierungen des Donbass und Tausenden von Toten vor der russischen Invasion? Ach nein, das sind sicherlich auch nur so Propagandalügen.

Aber Fopp muss mahnen und warnen: «Solche Wortmeldungen nützen nicht nur Putin, sie schaden auch der Schweiz.» Dann gründelt sie ganz, ganz tief: «Die Lüge ist eine anthropologische Grundkonstante. Gelogen wird überall und andauernd, im Privatleben, in der Wirtschaft, in der Politik.» Anthropologische Grundkonstante, aber hallo. Die Wahrheit hier ist: solche Tiefflieger-Kommentare nützen niemandem, schaden aber der NZZ.

Wie weiter, wie mit Lügen und Köppel umgehen? Da fährt Fopp Slalom: «Gefragt ist die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit. Die Freiheit der Rede, der Wettstreit der Meinungen sind Grundvoraussetzungen für die Freiheit jedes Einzelnen. Doch wo die Lüge überhandnimmt, funktioniert der politische Wettstreit nicht mehr.»

Tja, einerseits darf gestritten (und gelogen) werden. Andererseits ist das dann doch nicht so gut. Besteht denn ernsthaft die Gefahr, dass die Lüge in der Schweiz «überhandnimmt»? Da sind die Frauen und Männer draussen im Lande und auch in den Schweizer Städten gefordert: «Jede Bürgerin, jeder Bürger muss erkennen, dass Lüge und Desinformation den Staat unterhöhlen und damit letztlich Freiheit und Wohlstand bedrohen. Die kritische Auseinandersetzung mit Informationen liegt in der Verantwortung jedes einzelnen Mitglieds der Gesellschaft

Also übernehmt endlich Verantwortung; das gilt auch für ZACKBUM-Leser. Setzt euch kritisch mit diesem einäugigen, einseitigen, pseudogelehrten Kommentar von Fopp auseinander, dieser Fortsetzung der Kriegsgurgel Georg Häsler mit anderen Mitteln. Und lernt was draus.

Und merkt euch: der politische Wettstreit wird beschädigt, wenn das Denkerblatt NZZ solche unreflektierte, unrichtige Flachheiten veröffentlicht. Die sich mit der (meist) unbeholfenen und ungeschickten russischen Propaganda beschäftigen. Und die wirkliche Gefahr, die inzwischen mehrfach aufgedeckten Zensur- und Beeinflussungsmassnahmen westlicher Propagandainsitute aussen vor lässt.

Elon Musk veröffentlichte die Twitter-Files, Mark Zuckerberg gestand unlängst ein, dass er sich kräftiger gegen Zensurmassnahmen seitens der US-Regierung hätte zur Wehr setzen sollen. Dazu die Belege, wie während der Pandemie Regierungen die öffentliche Meinung steuerten und beeinflussten. Oder wie steht es um das Schweigekartell vor den letzten US-Wahlen, das bis heute andauert, über den üblen Inhalt des Computers des Biden-Sprösslings Hunter Biden?

Wer (zu recht) russische (und chinesische und nordkoreanische) Propaganda kritisiert, ist völlig unglaubwürdig, wenn er das nicht durch eine Kritik an westlicher Propaganda ergänzt. Gegen Propaganda aus fernen Staaten lässt sich wenig unternehmen. Aber hier bei uns, da könnte kritische Auseinandersetzung mit Information gefragt sein. Nur nicht für Fopp.

Es darf geklittert werden

Ulrich M. Schmid will Slawist, Literaturkritiker und Hochschullehrer sein. Eine Schande.

Über das Niveau der HSG gibt es bereits genügend Darstellungen. Stammen sie nicht von der HSG selbst, sind sie alles andere als schmeichelhaft.

Dafür sorgt auch Ulrich M. Schmid mit seinen regelmässigen Beiträgen in der NZZ. Er perseveriert über die Zukunft des «Vielvölkerstaats Russland nach einer Niederlage in der Ukraine». Er vergreift sich auf tiefstem Niveau an «Lenin, der Untote». Er spielt den kältesten aller kalten Krieger, obwohl diese Zeit längst vergangen sein sollte, selbst in der NZZ.

Nun rezykliert er die Aufzeichnungen von Bogdan Staschinski. Ein KGB-Agent, der den «ukrainischen Nationalisten Stefan Bandera» in dessen Münchner Exil liquidierte. Den «ukrainischen Freiheitskämpfer und Exilpolitiker Bandera».

Dieser «autobiographische Bericht» wurde verfasst, nachdem Staschinski aus der DDR geflohen war, sich gegenüber dem westdeutschen Geheimdienst geoutet hatte und für seine Informationen eine milde Gefängnisstrafe erhielt, aus der er vorzeitig nach vier Jahren entlassen wurde. Seither ist er abgetaucht.

Immerhin bemerkt Schmid, es sei «allerdings bei der Lektüre von Staschinskis Bericht höchste Vorsicht geboten. Es ging dem Überläufer ja darum, für sich selbst ein möglichst günstiges Urteil zu erwirken». Das im Kleingedruckten, im Lead behauptet der Slawist Schmid munter, das Machwerk gebe «Aufschluss über die zeitlosen Methoden des KGB».

Von Quellenkritik hat der Wissenschaftler offenbar nicht viel gehört; eine aus so offensichtlichen Motiven verfasste Selbstentlastung soll die «zeitlosen Methoden des KGB» darstellen. Und morgen erzählen wir ein anderes Märchen.

Immerhin erwähnt Schmid in seiner begeisterten Nacherzählung dieser Schrift: «Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941 kollaborierten die ukrainischen Nationalisten mit der Nazi-Besatzungsmacht. Staschinski erinnert sich daran, wie er als Knabe die Gründung der ukrainischen SS-Division «Galizien» in Lwiw miterlebte. Ebenfalls wurde er Zeuge des Holocaust, bei dem «ständig betrunkene» ukrainische Hilfspolizisten «besonders wüteten».

Das Fazit Schmids: «Man wird nie abschliessend entscheiden können, wo in Staschinskis Bericht die Wahrheit endet und wo die Dichtung beginnt. Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass sich der zweifache Mörder in einem besonders vorteilhaften Licht präsentieren wollte.» Besser wäre wohl die literaturkritische Bemerkung: da sich nichts an diesem Bericht überprüfen lässt, die Absicht überdeutlich ist, endet die Wahrheit vor dem ersten Buchstaben.

Aber Schmids Absicht ist eine ganz andere:

«Gleichzeitig zeigen einzelne Episoden deutlich, wie das KGB-Milieu funktioniert, in dem auch Wladimir Putin seine frühe Karriere absolviert hat. Das Grundprinzip lautet: Nichts ist, wie es scheint, und selbst der Schein ist sorgfältig konstruiert.»

Heissa, welch ein Bogen von einem Lügenmärchen eines Überläufers zu Putin. Aber das ist nicht mal das Schlimmste an dieser Eigenrufschädigung eines Slawisten.

Er bezeichnet Bandera als «Nationalisten, ukrainischen Freiheitskämpfer und Exilpolitiker». In Wirklichkeit war Bandera ein Mörder, ein übler Kollaborateur mit den Nazibesatzern während des Zweiten Weltkriegs. Seine politische Bewegung war massgeblich an Pogromen gegen Juden beteiligt, unter ihm als überzeugter Faschist.

Eines seiner Ziele war die «Säuberung» der Ukraine von Juden, Polen und Russen. Dafür wurde er in Abwesenheit in der Sowjetunion zum Tode verurteilt und floh 1946 nach München.

Im Westen der Ukraine wird der Verbrecher bis heute als Nationalheld gefeiert, mit Denkmälern und Briefmarken, so zu seinem 100. Geburtstag 2009 (siehe Titel).

Wie soll es mit der Tätigkeit eines Hochschuldozenten vereinbar sein, ein solch unwissenschaftliches, parteiliches, einäugiges, historische Fakten übersehendes Machwerk abzuliefern? Wie kann das die NZZ – welch ein Versagen der Qualitätskontrolle – publizieren?

Ein Überläufer will sich selbst im besten Licht darstellen, um ein möglichst mildes Urteil eines deutschen Nazirichters zu erwirken. Als KGB-Agent hatte er den Faschisten Bandera in seinem deutschen Exil getötet.

Darauf macht Schmid einen «Bericht», der angeblich «Aufschluss über die zeitlosen Methoden des KGB» gebe, in deren Tradition auch Putin erzogen wurde. Und aus dem zum Tode verurteilten Verbrecher Bandera macht Schmid einen «ukrainischen Freiheitskämpfer».

Wenn man ein Beispiel für das Wort Geschichtsklitterung bräuchte, hier ist es. Besser als der Duden kann man dieses Stück von Schmid nicht beschreiben: «aus einer bestimmten Absicht heraus verfälschende Darstellung oder Deutung geschichtlicher Ereignisse oder Zusammenhänge». Et voilà.

Wumms: Stefan Kornelius

Kornelius sorgt immer wieder für das organisierte Erbrechen bei den Lesern.

Geht es darum, an Julian Assange herumzumäkeln: Kornelius ist zur Stelle. Die Ami-Justiz sei ihm gegenüber voreingenommen? «Das ist eine groteske Unterstellung, die seit Jahren schon angestellt wird, um den Fall politisch aufzuladen

Auch als Kriegsgurgel schlägt ihn keiner: «Putin führt keinen Wettbewerb um den stärkeren politischen Willen, er führt Krieg um des Krieges willen.»

Seit braunen Zeiten unter Adolf Nazi wurden russische Soldaten nie mehr so als vertierte Unmenschen abgebürstet: «Die Hemmungslosigkeit der russischen Streitkräfte wird gedeckt vom Vernichtungsdrang ihrer Führung. Es ist diese blutige Rohheit, die an die Tradition der Kosaken-Einheiten des zaristischen Russlands erinnert – freie Reiterheere, Krieger-Clans, Männerbünde aus der Steppe, die alle Konventionen des Krieges unterboten und für Grausamkeit im Kampf sorgten.»

Jede anständige Redaktion hätte ihm längst das Wort entzogen, den Computer ausgestöpselt und ihn gebeten, einen anständigen Beruf zu lernen. So aber darf er sich als deutscher Herrenreiter weiter austoben, leider auch weiterhin bei Tamedia. Dem Konzern ist wahrlich jedes Qualitätsbewusstsein, jede Verteidigung eines gewissen Niveaus abhanden gekommen.

Kornelius kann ungehemmt und ungeniert Stuss schreiben, Noten verteilen, Anordnungen geben. Wie ein verrückter General, der in der geschlossenen Anstalt Heere aufeinanderprallen lässt – in seiner Einbildung.

Aber Kornelius macht das in der Realität – oder was er dafür hält. In seiner Realität interessiert es brennend, dass er den US-Präsidenten scharf zurechtweist: «Joe Biden ist der Falsche, um den Supreme Court zu reformieren». Warum? Na, reicht doch, wenn Kornelius das sagt. In seiner Welt.

Angetan ist er hingegen von der Vizepräsidentin, die ihre Partei zweimal nicht zur Präsidentschaftskandidaten machen wollte – bis sie musste. Aber: «Plötzliche Euphorie: Harris` Blitzstart in den Wahlkampf».

Doch besonders am Herzen liegen Kornelius kriegerische Auseinandersetzungen, da ist er ganz in seinem Element, als Westentaschengeneral: «Israel kann nicht siegen», behauptet er in der «Süddeutschen Zeitung», «Einen Mehrfrontenkrieg kann Israel nicht gewinnen», schwächt Tamedia das gleiche Geseire ab.

Es ist mal wieder zum Mäusemelken, dass das israelische Kriegskabinett, die Militärführung oder Netanyahu möglicherweise nicht auf die Unke aus München hören werden. Denn die weiss: «Die Hochrüstung durch den Iran hat die Hizbollah derart schlagkräftig werden lassen, dass eine israelische Überlegenheit nicht mehr garantiert ist. Wenn Israel jetzt die zweite Front eröffnet, könnte es tatsächlich in einen Krieg um seine Existenz schlittern.»

Aber dank Kornelius wird Israel dieses Schlittern vermeiden. Oder nicht? Der Militärstratege macht einen kurzen Ausflug in den Jom-Kippur-Krieg von 1973 und fährt fort: «Heute würde ein Zwei- oder Mehrfrontenkrieg gegen hochgerüstete Terrormilizen nur einen Verlierer kennen: Israel.»

Der kleine Unterschied zu damals ist, was Grossstratege Kornelius vergisst: Israel hat inzwischen die Atombombe. Ist aber nur ein Detail.

ZACKBUM fragt sich: wissen das die Entscheidungsträger dort? Wird ihnen diese mahnende Botschaft wenigstens per reitendem Boten, als diplomatische Depesche, am besten mit ihrer unnachahmlichen Stimme vorgetragen von Annalena Baerbock, überbracht?

Wann wird Kornelius endlich zum militärischen und politischen Sonderberater des israelischen Ministerpräsidenten ernannt? Wenigstens mit einem Orden ausgezeichnet? Wann wird eine Strasse in Jerusalem nach ihm benannt? Ist es nicht überfällig, ihn als «Gerechten unter den Völkern» zu bezeichnen?

Denn so autoritär, wie Kornelius auftritt, kann es doch nicht sein, dass seine Sermone ungehört verhallen, einer nach dem anderen, morgen erinnert man sich schon nicht mehr an den von heute. Oder etwa doch?

Der über Israel war übrigens vom 29. Juli. Heute genauso vergessen wie seine zitierten Vorgänger. Man fragt sich bang: was wird in Kornelius Haupt vorgehen, wenn er sich eingestehen muss, dass schlichtweg nicht mal drittrangige Entscheidungsträger in der Welt auch nur einen feuchten Furz auf seine Meinung geben?

Frieden schaffen bloss mit Gaffen

Bei Tamedia darf ein Schlaumeier schlaumeiern.

Wer gelegentlich in der NZZ zu Wort kommt, muss ein grosser Kopf sein. Denkt sich wohl die Chefredaktion von Tamedia und erteilt dem tschechischen Politologen Janos I. Szirtes das Wort.

Der möchte gerne, dass das Schlachten in der Ukraine weitergeht. Der möchte gerne, dass auf Kosten der Ukrainer der Wertewesten den Unwerteosten fertigmacht. So formuliert er es natürlich nicht, sondern so: «Die Stimmen, die nach Friedens­verhandlungen in der Ukraine rufen, mehren sich. Sie ignorieren, welche Voraussetzungen dafür nötig sind

Dabei ist sich Szirtes mit Rásony und anderen Grossdenkern von nah und fern einig. Zuerst greift er zur Schalmei: «Frieden ist eine zutiefst menschliche Sehnsucht. Mit Friedensforderungen kann man leicht die Herzen – nebenbei und nicht unerheblich auch Wahlstimmen und Ansehen – gewinnen.»

Kein Wunder: «Um Frieden in der Ukraine zu schaffen, gibt es bereits eine lange Schlange von Anwärtern auf Vermittlung: Brasilien, Indien, Südafrika, Türkei, Ungarn, Schweiz, Vatikan sind nur einige von den entsprechenden Ländern. Zusätzlich stehen Parteien und andere Organisationen, ja selbst Einzelpersonen in Bereitschaft. Alle wollen sie vermitteln.»

Aber all diese potenziellen Vermittler wissen nicht, was Szirtes weiss. Das ist alles nur Tand und Tollerei, wenn nicht eine ganze Latte von «bestimmten Voraussetzungen» erfüllt sei. Der tiefe Denker zählt auf:

– Beide Seiten müssen einverstanden sein
– der Vermittler müsse unparteiisch sein
– Die Kriegsparteien seien nicht dumm und könnten selbst Kompromisse finden
– Der Vermittler müsse selbst zur Lösung beitragen
– Dafür sei eine glaubwürdige Persönlichkeit vonnöten
– Es sei ein «sicherer Standort» zu finden
– Ein solcher Friedensvertrag müsse «neue Grundlagen für die internationalen Beziehungen» enthalten

Ganz schön viel. Triviales und Abwegiges. Aber berücksichtige man nicht all das, «muss man sich darüber im Klaren sein, dass Waffenstillstand und Friedensverhandlungen für die Ukraine ausschliesslich zu den Bedingungen Putins möglich sind». Wie Szirtes nach seiner Aufzählung zu dieser Schlussfolgerung kommt, bleibt sein dunkles Geheimnis.

Aber natürlich möchte auch er ein bisschen Frieden, logo. Blöd nur: «Es ist an der Zeit, sich ernsthaft um Frieden zu bemühen, ohne Sprüche und Selbstdarstellungen. Doch derzeit fehlen dafür sowohl die Staaten als auch die Organisationen und Persönlichkeiten.»

Das ist natürlich echt scheisse. Eigentlich sollte man sich ernsthaft um Frieden bemühen. Aber wie bloss? Verflixt auch. Da fragt sich der Laie, der nicht über diese Tiefe des Denkens und Analysierens verfügt, wie es denn überhaupt in der Geschichte der Menschheit möglich war, zu Friedensverhandlungen zu kommen. Denn all diese Voraussetzungen, die es laut diesem Flachdenker braucht, waren niemals nie vorhanden.

Aber irgendwie ging es dann doch. Seltener wegen der völligen Niederlage eines Kontrahenten, häufiger, weil eben doch Friedensverhandlungen stattfanden und erfolgreich endeten. Wahrscheinlich auch deshalb, weil niemand auf Szirtes hörte. Was auch keinen Verlust für die Menschheit darstellt.

 

Gaga gegen gröwa

Biden gegen Trump. Das ist wie Pest gegen Cholera. Aber repräsentativ für so vieles.

Immerhin hat die EU solche Probleme nicht. Da wird die von Alt-Bundeskanzlerin Merkel ins Amt gehievte Ursula von der Leyen problemlos wiedergewählt. Trotz Affären über Affären, trotz Fehlprognosen über Fehlprognosen. Wohl nach der Devise: eine dysfunktionale EU wird am besten durch eine dysfunktionale Chefin repräsentiert.

In den USA gibt es immerhin eine Wahl. Aber was für eine. Der amtierende Präsident verwechselt Selenskyj mit Putin und vergisst den Namen seines Verteidigungsministers. Der ehemalige Präsident behauptet, er werde sämtliche internationale Konflikte beenden und lügt wie gedruckt, sobald er den Mund aufmacht.

Präsident Biden hat die Unterstützung der Auslandchefs von Tamedia und NZZ verloren; daran hat er schwer zu knabbern. Kandidat Trump kann sich dagegen der unverbrüchlichen Unterstützung von Roger Köppel erfreuen («Der Auferstandene»), wenn Köppel nicht gerade die sauberen Strassen und vollen Regale («Schweizer Käse und andere Delikatessen») von Moskau lobt.

Der eine Kandidat ist offensichtlich gaga, der andere grössenwahnsinnig. Beide haben einen Wackelkontakt zur Realität.

Möglicherweise wird Biden noch vor der Zielgeraden der offiziellen Nominierung ausgewechselt. Daran knüpft die «alles, nur nicht Trump»-Journaille ihre allerletzten Hoffnungen, nachdem sie noch vor Kurzem Biden als letzte Hoffnung hochgejubelt hatte. Trump wollte den Geläuterten und Gemässigten geben, konnte es aber nicht lassen, von seinem Redemanuskript abzuweichen und unverständliche Lobeshymnen auf Hannibal Lecter zu singen, den psychopathischen Menschenfresser im «Schweigen der Lämmer».

Die Welt spinnt im Grossen, die Welt spinnt im Kleinen. Der Tagi veröffentlicht eine Untersuchung, in welchen Quartieren das Sterberisiko erhöht sei – «wegen der Hitze». Die NZZ veröffentlicht das «Porträt eines politischen Genies» – über Trump. CH Medien haben den Blick fürs Wesentliche: «Trump bekommt keinen Kuss von seiner Frau».

«Blick» hat keine Antworten, nur Fragen: «Nach riesiger IT-Panne: Wer zahlt für die immensen Schäden?» «Bringt die Juso-Initiative Steuererhöhungen für alle?» «Warum bis du gegen Fleischersatzprodukte?»

Der «Spiegel» glänzt wieder einmal mit einem geschmackvollen Cover:

Ach, und dann wird die Ukraine mit russischen Bomben und guten Ratschlägen aus dem Westen überschüttet, sollen die Ukrainer gefälligst für unsere westlichen Werte verrecken, das sind sie unseren Sandkastengenerälen und Kriegsgurgeln und Sesselfurzern in den Redaktionen schuldig.

Das viel grössere Geschlachte im Sudan, in Äthiopien, in Mianmar  interessiert keinen. Falsche Weltgegend, falsche Hautfarbe, keine strategischen Interessen, keine Rohstoffe.

Ach, und der Tagi trauert, dass Zürich erspart blieb, Millionen Steuergelder für das Fest einer Hupfdohle auszugeben.

Dann lässt der «Blick» ansatzlos auf den früheren BaZ-Redaktor und nachfolgend «Nebelspalter»-Mitarbeiter Daniel Wahl (lustigerweise dort nicht im Impressum aufgeführt) einprügeln, ohne dessen Namen zu nennen:

Wieso Lukas Lippert vom «Beobachter» diese alten Kamellen nochmals aufwärmt, nur weil in Deutschland der Prozess gegen die Rollator-Revolutionäre von den verpeilten «Reichsbürgern» stattfindet, man weiss es nicht.

Die völlig haltlose Tamedia übernimmt von der «Süddeutschen Zeitung» einen Kommentar von Marlene Knobloch: «Wie meinen «Retro»»?» im Original, «Noch jemand wach im Marketing» in der Kopie. Darin rezykliert Knobloch zunächst sämtliche Klischees, die Hänschen klein so über Marketingfuzzis haben kann («köpfen Cremantflaschen, trinken literweise Kaffee, brüten bis tief nachts vor Stehschreibtischen»).

Um dann die neue Kampagne von Adidas zu köpfen. Die preist einen neuen Sneaker, der im Design an Olympia 1972 erinnern soll, mit dem Model Bella Hadid an. Na und? Na, die werde von ihren Fans als «Palestine Queen» gefeiert, sei aber mit einem goldenen Löffel im Mund in den USA geboren worden.

Dann wird Knobloch ziemlich ausfallend: «Was sie nicht daran hindert, ihre über 60 Millionen Follower auf Instagram exzessiv über Palästina zu unterrichten, historisch falsche Landkarten eines angeblich existierenden palästinensischen Staates zu teilen, ausserdem KI-generierte Bilder, die angeblich Rafah darstellen sollen, und auf Demos «From the River to the Sea» zu brüllen

Womit für Knobloch völlig klar ist: «Bella Hadid als grosse Antisemitin zu entlarven, ist gar nicht zwingend nötig.» Deshalb tut sie es auch nicht, das Reizwort «Antisemit» für jeden Kritiker Israels reicht ja schon. Fehlen darf auch nicht: «Adidas sind die Anfangsbestandteile des Gründervaters Adolf Dassler, der mit seinem Bruder und Mitfirmengründer Rudolf Dassler 1933 in die NSDAP eintrat.» Was hat Knobloch für einen Lösungsvorschlag? «Man hätte angesichts der Geschichte, der sensiblen Weltlage auch einfach ein jüdisches oder israelisches Model fragen können

So wird ein simpler Turnschuh zum Schlachtfeld von Antisemitismus, Erinnungen an das Dritte Reich und die braune Vergangenheit des Adidas-Gründers. Wie blöd und primitiv wäre es, gegen die Verwendung eines jüdischen Models zu polemisieren, wenn das nicht die Kriegsverbrechen, die Israel im Gazastreifen begeht, verurteilen würde?

Übrigens ist Adidas bereits eingeknickt und hat Hadid aus den Anzeigen entfernt. Wie darf man das nennen? Erfolgreichen Rufmord? Denunziationskampagne? Antipalästinismus?

Die Welt verliert sich in Nebensächlichkeiten, die Medien japsen ziel- und haltlos durch die Weltgeschichte und haben eine mehr als selektive Weltsicht, kümmern sich am liebsten um Pipifax, der dem beschränkten intellektuellen Niveau, den oberflächlichen historischen und wirtschaftlichen Kenntnissen der Redaktoren entspricht.

«World gone mad», sang Bob Dylan. Sagten wir auch schon. Zweit für eine Sommerpause, demnächst.

 

NZZ, quo vadis?

ZACKBUM wiederholt sich. Die NZZ leider auch.

Wenn ein Klugschwätzer wie Christoph Koopmann im fernen München via Tamedia UnausgegorenesPutin, der Pate») absondert, dann ist das halt eines der vielen Anzeichen des unaufhaltsamen Niedergangs.

Aber Peter Rásonyi ist immerhin Auslandchef der NZZ. Deren Auslandberichterstattung ist (meistens) ein Leuchtturm in der Tiefebene der deutschen Medienlandschaft. Ausser, wenn sich Rásonyi zu den USA äussert. Oder zum Krieg im Nahen Osten. Oder zum Ukrainekrieg.

Da nimmt auch Rásonyi ein von westlichen Geheimdiensten in die Welt gesetztes Gerücht für bare Münze: «Der russische Geheimdienst hat einen Mordanschlag auf den CEO des grössten deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall geplant.»

Hier erhebt sich langsam die Frage, ob der Sohn von Ungarn-Flüchtlingen unbedingt öffentlich ein Familientrauma abarbeiten muss. Dieses Propagandagetöse westlicher Geheimdienste, die notorisch falsch liegen, müsste dringlich auf seine Substanz abgeklopft werden. Sonst ist es nicht mehr als ähnliche unsinnige Behauptungen der russischen Propaganda. Aber für Rásonyi ist alles Anlass, seine ewig gleiche Schallplatte zu spielen: «Der Fall zeigt, dass der Krieg, den Präsident Putin seit mehr als zwei Jahren gegen die Ukraine führt, sich längst auch gegen den ganzen Westen richtet.» Kleines Problem: es gibt keinen Fall.

Aber wenn die Schallplatte sich mal dreht, dann kommt er nicht aus der Rille: «Derzeit stecken Putins Panzer in der östlichen Ukraine fest, aber niemand weiss, wie weit sie fahren würden, wenn sie könnten. Deshalb liegen all die angeblichen Friedensvermittler in Deutschland und ganz Europa falsch.»

Falscher als falsch liegt natürlich einer, der Rásonyi nahe und fern liegt: «Die Nato verhalte sich mit ihrer Unterstützung der Ukraine zunehmend wie eine kriegerischen Organisation, warnte der ungarische Ministerpräsident Orban diese Woche am Nato-Gipfel in Washington.»

Ganz falsch, donnert Rásonyi, denn er weiss, was richtig wäre: «Der Preis für Russlands Raubzug im Westen muss durch die starke Gegenwehr und die Unterstützung der Ukraine so hoch geschraubt werden, dass Putin künftig weder Mittel noch Anreiz zu solchen Verbrechen hat. Nur dann wird Europa wieder in Ruhe und Sicherheit schlafen können. Und genau das tun die Nato-Staaten, wenn sie die Ukraine unterstützen. Wenn die europäische Geschichte etwas gezeigt hat, dann den kontraproduktiven Effekt von Appeasement gegen brutale Diktatoren

Grosse Imperien unternehmen Raubzüge und wollen ihre Flanken schützen. Niemals würden es die USA akzeptieren, wenn Mexiko russische Militärstützpunkte zulassen würde. Als die Sowjetunion selig Atomraketen auf Kuba stationierte, die nicht näher an den USA waren als US-Atomraketen in der Türkei oder der BRD, endete das beinahe im Dritten Weltkrieg.

Schliesslich der «kontraproduktive Effekt von Appeasement gegen brutale Diktatoren». Der ewige schiefe Vergleich mit der Politik Grossbritanniens gegenüber Hitler vor dem Zweiten Weltkrieg. Wie alle Verkürzungen einer komplexen historischen Situation untauglich. Putin ist nicht Hitler mit Atomwaffen. Und hätte der Naziverbrecher solche besessen, wäre die Geschichte ganz anders ausgegangen. Hitler wollte nicht weniger als die ganze Welt erobern und die jüdische Rasse vernichten. Beides will Putin nicht.

Wenn ein Krieg nicht mit Verhandlungen endet, endet er mit der völligen Niederlage einer der beiden Kriegsparteien. Was ist an dieser einfachen, klaren und richtigen Analyse zu schwer zu kapieren? Die USA haben seit dem Zweiten Weltkrieg jede Menge Kriege verloren. Korea, Vietnam, Irak, Afghanistan, dennoch wurden sie niemals für die Verheerungen die sie anrichteten, zur Verantwortung gezogen. Ganz einfach, weil es niemanden gibt, der das einer Atommacht gegenüber tun könnte. Und Russland? Was soll an diesem Vergleich zu schwer zu kapieren sein?

Selbst die Militärmacht USA, die alleine so viel für Rüstung ausgibt wie die zehn nächsten Staaten zusammen, kam an ihre militärischen Grenzen; knapp bevor sie Atomwaffen in Vietnam einsetzte, wie es der verrückt gewordene General Westmorland forderte, so wie es zuvor General McArthur in Korea gefordert hatte. Eine Atommacht aus einem Krieg herausbugsieren, das geht nur mit Fingerspitzengefühl und Verhandlungen. Wer das als «Appeasement» denunziert, der zeigt ein bedenkliches Unvermögen zur Analyse.

Kann jedem passieren. Sollte dem Auslandchef der NZZ nicht passieren. Kann ihm einmal passieren. Aber in dieser hohen Kadenz und Wiederholung? Da hat God almighty Eric Gujer – bei all seiner atlantischen Sympathie – neben Beat Balzli noch ein zweites gröberes personelles Problem. Je schneller er es löst, desto besser für die NZZ.

Wimmel-Wumms bei Tamedia

Es ist ein Graus. Das kann man visualisieren.

Internet für Anfänger ist: wir lassen uns die Werbebutter von Google, Facebook & Co. vom Contentbrot nehmen. Wir präsentieren auf unserer Homepage kunterbunte Content-Wimmelbilder, nach der Devise: wird’s dir ganz blümerant, hast du dich beim Tagi verrannt.

Das fängt oben an (nur eine Momentaufnahme, da wechselt der Content alle Minuten):

Für jeden etwas, für alle nichts. Längst Überholtes («Wo ist Melania?», man ist sexistisch mit Trumps Frau per du), LGBTQ-News («Coming-out von Ralf Schumacher») oder «Analyse» («Europas Rechte wollen als dem Attentat auf Trump Kapital schlagen», ein ganz tiefer Gedankengang).

So wimmelt es weiter:

Das ist nun der Versuch, aus aktuellen Heulern eine eigene Rubrik zu machen. Kleines Problem hier: Rezycling («Wo ist Melania?»), Pipifax, den man schon überall gesehen hat («Schnappschuss während Attentat»), Doppelmoppel («Dieses Bild wird den US-Wahlkampf verändern», «Vom Opfer zum Helden – mehr Medienprofi geht nicht»).  Zusätzliches Problem: zurzeit ist zum Attentat ziemlich alles gesagt …

Nächstes Wimmelchaos. Blitzhochzeiten in Stäfa, Badran und Tonga wollen was, eine Frau macht einen Kleiderladen auf, Darmkrebs. Auch diese Empfehlungen wechseln ständig, je nach Klickrate. Weil es dem Leser meistens eher an einem gewissen Körperteil vorbeigeht, was für Pipifax die Redaktion (nach welchen Kriterien?) empfiehlt.

Dann der «Ratgeber» auf einem Niveau, wo sich selbst «Blick+» schämen würde. Richtiges Zahlungsmittel im Ausland, darf mich der Chef anrufen, Reisegadgets. Vorteil: lässt sich jedes Jahr rezyklieren. Ist wahrscheinlich auch aus dem Stehsatz.

Dann der «Zürich»-Teil, eigentlich die Paradedisziplin vom Tagi, denn hier ist er zu Hause. Aber das Porträt einer «Zürcher Künstlerin», von denen es viele, ach so viele gibt? Aber es gibt nur eine «Teamleiterin im Ressort Zürich», das erklärt einiges. Immerhin, «Mauch zu Bührle im Kunsthaus Zürich». Endlich mal eine eigene Leistung, die Teflon-Stadtpräsidentin wird mit einem Interview genagelt (Pardon, also keine Missverständnisse hier). Leider nein, das schaffte CH Media, der Tagi klappert nur nach. Peinlich. Und schliesslich «Schlauchbootfahrer tot geborgen», «Festbesucher verletzt Sicherheitsmitarbeiter schwer», für diese News muss man den Tagi haben.

Nach dieser Gewaltsanstrengung muss der Tagi etwas verschnaufen. Das mit den Sommerferien hatten wir zwar schon, und viel weiter unten droht dann noch die Rubrik «Reisen». Aber wieso nicht in der Mitte das Mittelmeer? Passt doch, nach der Devise: einer geht noch.

Ein besonderer Leckerbissen im Wimmelwumms. Multichannel. Video. Plus Audio. Wow, den Leser dort abholen, wo er sich langweilt. Mit Brüllern. «Erfolgreiches Anbaggern». Mit echten Flirt-Tipps von «Dr. Love». Wieso unternimmt da die hauseigene Genderpolizei nichts? Das «Hawk Tuah»-Girl. Was das ist, wollen Sie nicht wissen. «Drei Menschen reden offen über ihre Trennungen». Wenn das Sommerloch bis zur Kieferstarre gähnt.

Nein, sorry wir sind noch nicht fertig (doch eigentlich schon, aber da müssen wir gemeinsam durch). Claudia Schumacher, meine Güte. Markus Somm versteht nichts von nichts, das aber mit aller Schreibkraft, Gülsha Adilji darf tatsächlich immer noch, und der Autor der «Süddeutschen Zeitung» Christoph Koopmann darf  seinem Lieblingszeitvertreib frönen: reine Gerüchte zu hübschen Titeln aufblasen («Putin, der Pate»). Reimt sich zwar, ist aber schon ziemlich abgelutscht. Sein Gekeife basiert Koopmann auf «Erkenntnissen westlicher Nachrichtendienste». Darüber lacht nicht mal die Mainzer Karnevalsgesellschaft.

Nach all diesem Graus nun noch etwas zum Lachen. Für einmal kein Wimmelwimmel, sondern sozusagen ein Doppelwumms:

Nein, liebe ZACKBUM-Leser, Ihr seht nicht doppelt, weil Ihr Euch vielleicht in den Alkohol geflüchtet habt. Das ist nicht nur das gleiche Foto, es ist auch die gleiche Story. Unterschied? Nun, einmal erzählt sie Fabian Fellmann, das andere Mal ist’s ein Zusammenschrieb von AFP/DPA durch einen gewissen «ij». Der mündige Leser hat die freie Wahl.

Wir könnten nun noch fortfahren. Aber während der Tagi gnadenlos ist und diese Wimmelsammlungen fortsetzt und fortsetzt, haben wir ein Einsehen mit unseren Lesern und hören auf.

Nicht ohne Resümee: Wer sich bis heute online abzocken lässt, wer null Komma null Digitalstrategie hat (trotz ständigen anderslautenden Behauptungen), wer diesen ungeordneten Wildwuchs auf der Homepage zulässt, wer leitende Mitarbeiter ohne Begründung feuert, wer sich dabei dumm und krumm verdient, ist nicht die Lösung, sondern das Problem.

Nicht nur, dass mit einer Massenentlassung hier ungeheuerlich Geld gespart werden könnte. Jeder Praktikant könnte das Erscheinungsbild vom Tagi besser hinkriegen.

Aber wer ein Widerwort gegen all diese Peinlichkeiten wagt, die überwiegend von peinlichen Frauen verantwortet werden, kriegt eins aufs Dach. Intern. Oder Schreibverbot (extern). Kann nicht ewig gut gehen. Wird nicht ewig gut gehen. Man stelle sich nur vor, was man Sinnvolles anfangen könnte, wenn man zum Beispiel ein Gehalt von 700’000 Franken einsparen würde. Das hätte zwei Effekte. Niemandem würde etwas fehlen (ausser der Amtsinhaberin, natürlich). Und man könnte ein sinnvolles Aufräumen der Homepage finanzieren. Weil das keine Cracks aus London oder Deutschland bräuchte. Sondern nur einen Blick auf die NZZ online.