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Fake News von der «Republik»

Wir schalten mal wieder in die Märchenstunde aus dem Rothaus in Zürich.

Sicherlich, es hat etwas Repetitives, aber ZACKBUM muss seiner Berichterstatterprflicht auch aus den Sumpfgebieten des Gesinnungsjournalismus nachgehen.

Dort herrscht bekanntlich ein gröberes Missverhältnis zwischen der Realität und ihrer Wahrnehmung. Die äussert sich in geballter Form in gelegentlichen Newslettern, die zurzeit mit folgender Anrede verziert sind:

«Sehr geehrte Frau Verlegerin, Sehr geehrter Herr Verleger, and everybody beyondZACKBUM ist sich nicht sicher, ob das wirklich sprachlich korrekt alle Gender abbildet. Aber gut, es geht ja um den Inhalt (oder die Inhaltin?). Da behauptet der NL:

«Seit Sie zuletzt von uns gehört haben, ist einiges geschehen. Denn damals, im Januar, war noch nicht klar, ob wir das notwendige Umsatz­ziel von 3,5 Millionen Franken bis Ende Januar erreichen würden.
Doch nun haben wir gute Nachrichten.»

Aber dann kommen doch zuerst schlechte Nachrichten, denn eine gerade Argumentationslinie durchzuhalten, das ist nicht so das Ding der «Republik»:

«Rundherum wirkt es manchmal fast so, als versinke die Welt im Chaos. Faschisten, Populistinnen und Demokratie­feinde drängen vielerorts an die Macht, und nicht nur in den USA scheinen plötzlich Dinge nicht mehr zu gelten, die zuvor in einer Demokratie selbst­verständlich waren. Das macht auch uns grosse Sorgen

«Wirkt fast manchmal so», gäbe es noch einen Textchef in der Postille, hätte er diesen Schwamm entfernt. Und dass die Schreiberlinge mal wieder ernsthaft besorgt sind, das interessiert ausser sie selbst eigentlich auch keinen.

Aber, Halleluja, die Verleger gäben Anlass zu Optimismus: «Denn Ihre Anzahl wird seit Mai 2024 konstant grösser, Monat für Monat. Ausserdem, und das freut uns fast noch mehr, sind unsere bestehenden Verlegerinnen so treu wie noch nie. Im laufenden Geschäfts­jahr haben bisher durchschnittlich über 80 Prozent von Ihnen ihre Mitgliedschaft erneuert. Das sind 5 Prozent­punkte mehr als noch vor einem Jahr! Dank dieser Entwicklungen haben wir unser Umsatzziel im Januar erreicht und sind weiterhin auf Kurs für einen erfolgreichen Abschluss des Geschäfts­jahrs im Juni.»

Wie genau wurde denn nun das Umsatzziel Ende Januar erreicht oder nicht? Diese selbstgestellte Frage zu beantworten, das geruht die Crew der «Republik» allerdings nicht. Stattdessen streut sie fröhlich Fake News, als möchte sie sogar Donald Trump in den Schatten stellen.

Die Anzahl der Verleger werde konstant und Monat für Monat grösser. Hm. Schaut man sich im Cockpit allerdings den gerade vergangenen Monat März an, dann haben hier rund 1800 Verleger das sinkende Schiff verlassen, während etwas über 1250 neu «an Bord» kamen. Also da würde Trump wenigstens eine entsprechende Grafik fälschen, um nicht dermassen plump der Unwahrheit überführt zu werden.

Aber offensichtlich sind die Macher der «Republik» überzeugt, dass «unabhängiger, faktenbasierter, kritischer Journalismus» im Notfall auch darin bestehen kann, dass er von den tiefen Taschen zweier Erblinken abhängig ist, dass er nur dann auf Fakten basiert, wenn sie in den Kram passen, und dass er solchen (wie vielen anderen) Fehlleistungen absolut unkritisch gegenübersteht.

Daher verwundert es nicht, dass viele Verleger davon absehen, solchen Schrott weiterhin finanziell zu unterstützen. Erstaunlich ist hingegen, dass es andere gibt, die das Verröcheln der Wirklichkeit in einer luftdichten Gesinnungsblase weiterhin finanzieren wollen.

Das ist wahrscheinlich nur so zu erklären, dass sie damit ihr schlechtes Gewissen beruhigen wollen und sich davon freikaufen, den jämmerlichen Inhalt auch noch lesen zu müssen.

Fakten, Fakten, Fakten

Das war das Mantra des «Focus»-Erfinders und Chefredaktors Helmut Markwort.

Der zweite Teil: «und an den Leser denken». Damit hatte er als Erster Erfolg, neben dem «Spiegel» ein zweites Nachrichtenmagazin in Deutschland zu etablieren.

Wie sieht das heutzutage aus, in den Zeiten von Fake News und dem Verschwinden der Wirklichkeit in der öffentlichen Wiedergabe der Realität?

Der zweite Teil des Erfolgsrezepts von Markwort, da ist die Analyse einfach. Kaum ein Massenmedium kümmert sich darum, dass dem Konsumenten die Ware zusagen muss, nicht dem Hersteller. Die persönliche Weltsicht des Journalisten überschattet meistens die eigentliche Aufgabe, dem berühmten mündigen Leser oder Zuschauer oder Zuhörer, Entscheidungsgrundlagen für ein besseres Weltverständnis zu liefern.

Manchmal sind solche freihändigen Interpretationen durchaus unterhaltsam, meistens aber auf dermassen erbärmlichem intellektuellem Niveau, dass sie die Leser in Scharen vertreiben. Am ungeniertesten toben sich die Egoshooter bei Tamedia aus. Dort verschwinden Meldungen hinter Meinungen, Rechthabereien, Beckmessereien und aus Frust geborenen Ratschlägen, wie man es besser machen sollte, wenn, verdammt nochmal, nur irgend jemand auf den Journalisten hören würde.

Schwieriger ist die Analyse des Umgangs mit Fakten. Fangen wir mit Banalem an. Ein Fakt ist ein nachweisbarer oder anerkannter Sachverhalt. Wobei auch hier kaum allgemein anerkannte Sachverhalte existieren. Selbst die Aussage, dass die Erde eine Kugel ist und sich um die Sonne dreht, wird nicht von allen akzeptiert.

Dass in Myanmar ein schreckliches Erdbeben stattgefunden hat, dessen Epizentrum ganz in der Nähe der Stadt Mandalay lag, ist ein Fakt. Wie viele Opfer es gefordert hat, ob die Bauweise der Häuser dazu beitrug, wie effizient die Hilfsmassnahmen sind, ob die Diktatur sie behindert oder unterstützt, da verschwimmen bereits die Fakten im Ungefähren.

Und das ist nur eine vergleichsweise nebensächliche Angelegenheit. Dass Donald Trump laut «Washington Post» schon in seiner ersten Amtszeit Tausende von nachgewiesenen Lügen von sich gegeben hat, ist kein Fakt, sondern grob aufgeblasen. Dass Trump wohl eher mehr als andere US-Präsidenten lügt, dürfte hingegen ein Fakt sein.

Dass er beispielsweise bis heute behauptet, ihm sei bei den vorletzten Präsidentschaftswahlen der Sieg gestohlen worden, ist nicht nur eine nachweisliche Lüge, sondern untergräbt zudem das Vertrauen in die US-Demokratie. Dass die peinliche Offenlegung eines strikt vertraulichen Chats zwischen höchsten Vertretern der US-Administration «Fake News» und eine «Hexenjagd» sei, ist faktenfrei.

Gesicherte Fakten brauchen vertrauenswürdige Quellen. In den guten alten Zeiten beendete der Satz «das ist amtlich» (fast) jede Diskussion über Fakten.

Heutzutage werden im grossen Abholzen der wuchernden Staatsbürokratie auch Zahlenquellen zugeschüttet. So richtig das Abstellen völlig sinnloser Geldverröstereien von USAID ist, ist beispielsweise die Einstellung des Programms Demographic and Health Surveys eine helle Katastrophe.

Glaubhafte Statistiken, Zahlenquellen, glaubhafte Vermittlung von Erkenntnissen, das ist die Basis für eine sinnvolle öffentliche Diskussion.

Findet eine solche Diskussion in der Schweiz statt? Die Frage stellen, heisst sie beantworten.

Gibt es Abhilfe? Beschränkt. Der mündige Bürger kann sich nicht mehr darauf verlassen, dass Bezahlmedien für ihr Geld ihrer Aufgabe nachgehen. Also muss er sich selbst in den Weiten des Internets Informationsquellen zusammensuchen.

Es ist interessant, dass dafür kaum Hilfe angeboten wird, denn nicht jeder ist gelenkig genug, sich ein Nachrichtenportal einzurichten, das ihn zufriedenstellend versorgt. Dabei wäre Hilfe dabei eine klare Marktlücke.

Blattschuss

Wie Woke-Wahn einen Politiker erledigt.

Noch am 3. Januar wusste es die «Süddeutsche» ganz genau:

«Der Vorstand des Grünen-Kreisverbands Berlin-Pankow hat den Bundestagsabgeordneten «Stefan Gelbhaar aufgefordert, auf eine Kandidatur für die Bundestagswahl zu verzichten. Geldhaar steht wegen Vorwürfen sexueller Belästigung in der Kritik

Die NZZ legte am 9. Januar nach: «Nach Belästigungsvorwürfen hat die Ökopartei den Berliner Direktkandidaten in einer Kampfabstimmung abgewählt.» Er hatte vorher einen sicheren Listenplatz für die kommenden Bundestagswahlen; an seiner Stelle ist nun die Landespolitikerin Julia Schneider, die für einen Kreisverband plädierte, «in dem sich Frauen sicher und gehört fühlen können».

Geldbhaar beteuerte von Anfang an seine Unschuld.

Offenbar waren – inklusive eidesstattlicher Versicherungen – Vorwürfe wegen unangemessenem Verhalten bis zu strafbaren sexuellen Übergriffen bei der Ombudsstelle der Grünen Partei eingegangen. Das wurde Ende Dezember zur ARD-Anstalt Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) durchgestochen, der darüber die Öffentlichkeit informierte.

Dann der Knaller: der gleiche RBB gab zu, dass die Hauptbelastungszeugin Anne K. gar nicht existiere (aber im Beitrag von einer Schauspielerin dargestellt wurde)  und die Belästigungen erfunden worden waren. Welch eine Blamage eines Gebührensenders. Der veröffentlicht solche rufschädigenden und potenziell ruinösen Vorwürfe gegen einen zuvor unbescholtenen Parlamentarier, ohne sich wenigstens versichert zu haben, dass diese Zeugin überhaupt existiert.

Als Knall auf Fall die Feministin Shirin Kresse von allen Ämtern zurücktrat und die Grüne Partei verliess, war wenigstens klar, wer dieses Pseudonym erfunden hatte. Sofort setzte der übliche Schwiemel- und Verwedelzirkus ein. Natürlich zeigten sich die Grünen-Chefs nach kurzer Schrecksekunde «persönlich betroffen und erschüttert». Auch Kanzlerkandidat Habeck bequemte sich zur Aussage, die Vorgänge seien «gravierend und schockierend». Und natürlich durfte die Floskel der «rücksichtslosen» Aufklärung nicht fehlen.

Zwischenbilanz: die politische Karriere (und auch der Ruf) von Gelbhaar sind beschädigt, wenn nicht zerstört. Die an seiner Stelle gesetzte Direktkandidatin sieht keinen Anlass, ihrerseits nun zurückzutreten und allenfalls Gelbhaar wieder dorthin zu lassen, wo er vor dieser fiesen Intrige war.

Der RBB hat die entsprechenden Meldungen gelöscht und kurz Asche aufs Haupt gestreut. Die Betrügerin habe aber auch hohe kriminelle Energie gezeigt, da könne man halt nicht viel machen, jammerte er noch.

Schön wäre es, wenn dieser Skandal ein weiterer Sargnagel für die «#metoo»-Bewegung wäre. Er ist zumindest ein Paradebeispiel dafür, wie man heute einen Mann abschiessen kann, wenn einem dessen Position nicht passt. Man greift einfach zur Allzweckwaffe einer «sexuellen Belästigung», unterfüttert die mit angeblichen Zeugenaussagen, übermittelt das an die zuständigen Stellen und sorgt dafür, dass der Vorgang in die Medien und somit die Öffentlichkeit kommt.

Unschuldsvermutung, journalistische Sorgfalt, Versuch der Korrektur des angerichteten Schadens? I wo. Die Kreisparteileitung, die Gelbhaar abgesägt hat, bedauert inzwischen zwar den Vorfall, aber nicht einmal zu einer Entschuldigung – von Wiedergutmachung ganz zu schweigen – kann sie sich aufraffen.

So bleibt dieses Gebiet toxisch. Erschwerend kommt noch hinzu, dass bei solchen angeblichen Delikten immer in Anspruch genommen wird, dass nicht etwa wie üblich Indizien oder Beweise zählen, sondern das persönliche Empfinden des angeblichen Opfers. «Ich habe mich aber belästigt gefühlt», das reicht normalerweise; die Gegenbehauptung des Beschuldigten, «ich habe nicht belästigt und es ist auch objektiv nicht so, wer mich beschuldigt, muss das beweisen», die nützt ihm meistens einen Dreck.

Man erinnere sich an die kollektive Hysterie bei Tamedia. Dutzende von Zeuginnen, eine ganze Latte von Vorwürfen, kleinere wie grössere. Nur: alle anonym, alle nicht verifizierbar. Kein einziger. Musste eine der Frauen, die mit ihrem Pamphlet alle männlichen Tamedia-Mitarbeiter unter Generalverdacht stellten, dafür Konsequenzen tragen? Niemals.

Phantom-Soldaten

Der moderne faktentreue Journalismus am Tiefpunkt.

Die Medien überschlagen sich. Nordkoreanische Soldaten kämpfen auf russischer Seite im Ukrainekrieg. Sie erobern ein Kaff, sie werden zurückgeschlagen, sie werden dezimiert, es müssen bereits frische Truppen herangeführt werden.

Die USA bestätigen, die Ukraine bestätigt, nach einigen Wiederholungen ist es inzwischen in den meisten westlichen Medien ein Fakt, dass nordkoreanische Soldaten an der Front kämpfen und sterben. Allein: im modernen, faktenbasierten Real-Life-Journalism, wo Reporter oft schon vor Ort sind, bevor überhaupt etwas passiert: wo ist der Beleg, der Beweis, zum Beispiel das Foto?

Nun ja, so sieht der «Beweis» auf CNN aus:

Das sollen nordkoreanische Soldaten sein, die sich an einem nicht näher definierten Ort auf ihren Einsatz an der Front vorbereiten sollen. Dazu ein Artikel, in dem ukrainische Quellen behaupten, dass 30 nordkoreanische Soldaten «bei den Kämpfen getötet oder verwundet wurden und drei gelten bei Zusammenstößen in der Nähe der Dörfer Plekhovo, Vorozhba und Martynovka nahe der Grenze als vermisst».

Dazu: «Pentagon-Sprecher Generalmajor Pat Ryder bestätigte am Montag, dass es in der Region Kursk Verluste bei nordkoreanischen Soldaten gegeben habe

Die «Times of India» liefert dieses Video als «Beweis» für die Anwesenheit nordkoreanischer Soldaten:

Hier haben zur Abwechslung Nordkoreaner ukrainische Soldaten getötet, nicht umgekehrt.Der britische Soldatensender BFBS trägt mit diesem Video zur Aufklärung bei:

Die dunklen Gestalten sollen eindeutig nordkoreanische Truppen sein, die in dieser Version der Realität wiederum von ukrainischen Kampfdrohnen massakriert wurden.

Ohne jeden Beweis kommt diese Meldung von «The Guardian» aus:

NBC News vermutet, dass Nordkorea bereits mehr als 3000 Soldaten an die russische Front geschickt habe und untermauert das mit Satellitenaufnahmen des südkoreanischen Geheimdienstes, während das von russischer Seite dementiert wird:

Ds sollen Trainingslager der nordkoreanischen Soldaten in Russland sein. Irgendwo.

Sehr gerne werden auch die zahlreichen Fotos von Militärparaden in Pjöngjang als «Beweis» dafür verwendet, dass nordkoreanische Truppen in Russland kämpfen:

Natürlich echot auch die gesamte deutschsprachige Presse diese Meldungen: «Nordkoreanische Soldaten getötet, bei Kämpfen in der Region Kursk» («Der Standard»), «Laut Ukraine neue nordkoreanische Soldaten im Kursk-Einsatz» («nau.ch», SDA), «Erstmals Nordkoreaner im Angriff» (NZZ), «Russland setzt verstärkt auf nordkoreanische Soldaten» (bluewin.ch), «Nordkorea hat bereits über 10’000 Soldaten nach Russland geschickt» («Tages-Anzeiger»), usw, usf.

Wohlgemerkt: ZACKBUM behauptet keineswegs, dass keine nordkoreanische Truppen in Russland seien, ZACKBUM behauptet auch nicht, dass keine solche Soldaten im Ukrainekrieg kämpften.

Aber: es gab einmal Zeiten im seriösen und faktenbasierten Journalismus, wo etwa nicht zum Fakt wurde, weil es unablässig wiederholt wird. Während bis heute jeder belastbare Beweis fehlt. Bei Tausenden von Soldaten, bei Dutzenden von Toten, es gibt keinen einzigen Gefangenen? Es gibt kein einziges Bilddokument, dass diese Behauptung über jeden Zweifel erhaben stützt?

Eine Lüge so oft wiederholen, bis sie als Wahrheit geglaubt wird. Das ist einer der ältesten Propagandatricks der Welt, immer wieder gerne angewendet von repressiven Regimes, die Mühe mit dem Umgang mit der Wirklichkeit und der Wahrheit haben. Aber die angeblich so freie und unabhängige und seriöse westliche Presse?

Es gibt Satelliten, die können sogar Nummernschilder von Autos lesen, aber eine glaubwürdige Fotografie eines oder mehrere nordkoreanischer Soldaten an der Front, das ist nicht möglich?

Wer sich über Kreml-Propaganda beschwert und jede abweichende Meinung als Sabotage von Diversanten denunziert, wer alles, was «Russia Today» oder «Al Jazeera» ausstrahlt, als Fake News, plumpe Fälschungen, Lügen und Verdrehung der Wirklichkeit beschimpft – der sollte schon selbst ein Beispiel dafür geben, wie man es richtig, wie man es besser macht.

Aber dazu sind offensichtlich die westlichen Medien in ihrem Kriegstaumel auch nicht mehr in der Lage.

 

Peer Teuwsen leidet – an sich

Wenn Journalisten über Journalisten jammern …
… dann bekommt Fremdschämen eine neue Dimension. Und Teuwsen einen neuen Spitznamen.

Denn genau das tut der wohlbestallte (seine Spesenrechnungen sind legendär) NZZaS-Kulturchef Peer Teuwsen. Der hatte, nach etwas trübem Anfang bei der «Schweizer Illustrierte», den er schamvoll in seinem Lebenslauf verschweigt, immer Schoggijobs. Aber das will man ihm nicht vorwerfen.

Beginnen wir das Abkanzeln heimtückisch mit einem Lob. Am Schluss seiner Nabelschau mit Spiegelungen zitiert er Kurt Tucholsky. Dafür hat er schon mal 100 Punkte, die er aber zuvor vergibt. Denn er macht sich Sorgen und Gedanken: «Journalistinnen und Journalisten werden immer linker. Oder immer rechter. Was ist los mit dem Beruf, den ich so liebe?»

So etwa in der Mitte seines (zu) langen Textes behauptet er: «Ich habe mich als Journalist immer als einen verstanden, der sich mit nichts und niemandem gemeinmacht, der Distanz hält. Der nach bestem Wissen und Gewissen alle Seiten zu Wort kommen lässt. Und der keine Marschlieder singt.»

Wenn man so selbstverliebt ist wie er, fällt es einem offensichtlich nicht auf, dass er genau das nicht tut und sogar Tschingderassabum-Marschlieder singt: «Roger Köppel, Besitzer eines eher unbedeutenden Schweizer Magazins, hofiert Wladimir Putin, Angriffskrieger und mutmasslicher Kriegsverbrecher, an einer Pressekonferenz.» Hofiert mit einer Frage? Ist Teuwsen etwa neidisch, weil ihm dieser Spesenausflug nicht genehmigt wurde? Und fällt ihm nicht auf, dass die NZZaS selbst immer unbedeutender wird? Aber er kann noch viel garstigere Marschlieder singen:

«Markus Somm, Besitzer eines unbedeutenden Magazins, tritt in Zürich mit der xenophoben, europafeindlichen Wutbürgerin und AfD-Chefin Alice Weidel auf, um ihr entgegenzubrüllen: «Wir müssen an die Macht!»»

Noch nicht mal, dass Somm Besitzer eines unbedeutenden Magazins ist, stimmt hier. Und wie er eine mögliche Kanzlerkandidatin abkanzelt, ist nicht mal ein Marschlied, das ist demagogisches Gebrüll eines Wutschreibers. Ob Teuwsen wohl, um Äquidistanz (blöd auch, dass ihm dieses Fremdwort nicht eingefallen ist) zu halten, auch Netanyahu als mutmasslichen Kriegsverbrecher bezeichnen würde?

Dann erzählt Teuwsen selbstverliebt, wie er eingeladen wurde, um mit dem Chef von «correctiv» ein Interview bei einer Journalistenveranstaltung zu machen. Offenbar sollte das dann eher ein Podiumsgespräch werden, und Teuwsen hatte furchtbar kritische Fragen dabei.

Das beschreibt Teuwsen, um Distanz nach allen Seiten bemüht, so: «Das ist das spendenfinanzierte deutsche Online-Medium, das im Januar dieses Jahres von einem «Geheimtreffen» in Potsdam berichtete, an dem AfD-Politiker, Unternehmer und andere Gesinnungsgenossen «die Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland» geplant haben sollen. Als Folge der Recherche, die in Aussage und Vorgehen umstritten ist, gingen in ganz Deutschland Hunderttausende «gegen rechts» auf die Strasse.»

Das Medium ist nicht nur spendenfinanziert, sondern wird auch mit Steuergeldern unterstützt. Und die «Recherche» ist nicht nur «umstritten», sondern dem Verein (und allen, die diese Behauptung ungeprüft übernahmen) wurde gerichtlich verboten, diese Fake News einer angeblich geplanten Vertreibung weiter zu verbreiten. Aber solche Fragen hatte Teuwsen nicht «nach Bern mitgebracht». Auch sonst scheint er nicht viel kritische Fragen gestellt zu haben.

Dann jammert er los: «Was ich in Bern erlebte, ist Ausdruck einer grösseren Entwicklung hin zu einer Reideologisierung, die leider auch unseren Berufsstand erfasst hat. Die Parteipresse von damals ist abgelöst worden durch Meinungsmedien.»

Das nennt man den Balken im eigenen Auge nicht sehen. Zuerst trompetet Teuwsen seine abschätzige Meinung raus. Dann zeigt er, dass er sich nicht mal gut auf das Gespräch mit dem «correctiv»-Faktenfälscher vorbereitet hat. Und dann labert er über Meinungsmedien, der Meinungsträger.

Anschliessend muss er noch etwas geistreicheln und fremdwörterln: «Man kann das alles erklären, ohne es zu verstehen. Die Medienbranche ist eine prekäre. Die Digitalisierung hat auf die sogenannte vierte Gewalt derart disruptiv gewirkt, dass sie, wie die Gesellschaft auch, in immer kleinere Einheiten zerfällt.»

Kein modernes Gequatsche, Pardon, kein Diskurs ohne das Modewort «disruptiv». Bedauerlich nur, dass er keine Gelegenheit fand, «resilient» einzuarbeiten. Dafür aber das schwurbelig nachgestellte Adjektiv «ist eine prekäre». Ist das bemüht-peinlich; ob er weiss, dass man das eine Abart von postnominal nennt, der Sprachquäler?

Dann paraphrasiert er noch den grossartigen Spruch von Bernstein «Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche»:

«Die Medienwelt eilt damit, Lemmingen gleich, dem Abgrund entgegen. Wer die Realität so verbiegt, dass sie in den eigenen kleinen Kopf passt, beleidigt die Intelligenz potenzieller Leser.»

Damit hat sich Teuwsen einen neuen Spitznamen redlich verdient: Elch Teuwsen.

Das pure Elend

Korrektur am «correctiv»? Nur unter Zwang.

Die Story war gut. In einer Potsdamer Villa treffen sich finstere Gestalten. Von der AfD, sogar der CDU, dazu Identitäre, dazu Martin Sellner. Sicherlich wurde der Ort absichtlich so gewählt, dass die Wannseekonferenz ganz in der Nähe stattfand.

Und in diesem Geheimtreffen wurden finstere Pläne geschmiedet, was nach einer Machtergreifung alles zu geschehen habe. Das alles wäre niemals ans Licht der Öffentlichkeit gelangt, wenn nicht mutige und ingeniöse Mitarbeiter von «correctiv» das Treffen unterwandert hätten. Einer schlich sich als Teilnehmer ein, andere machten einen Lauschangriff, Dritte fotografierten wie wild so viele Teilnehmer, wie sie erwischen konnten.

Dann die grosse Enthüllung, der Aufschrei in den Medien, das Entsetzen. Ist ja alles noch schlimmer, als befürchtet. Bei diesem konspirativen Austausch wurde darüber fantasiert, dass nach der Übernahme der Regierungsgewalt Massendeportationen stattfinden müssten. Eine Reinigung des Volkskörpers, auch unbeschadet, ob jemand Besitzer des deutschen Passes ist. Die Herkunft, das Erbgut entscheidet, ob er weiterhin in Deutschland bleiben darf.

Das wurde dann lang und breit und rauf und runter in den Medien gespielt, natürlich auch in der Schweiz. Es kam zu Massendemonstrationen «gegen rechts», die versammelte Empörungslinke setzte Zeichen und machte ein betroffen-mutiges Gesicht im Kampf gegen den Neofaschismus.

Über 2000 Artikel verzeichnet das Medienarchiv zum Thema. Da traf es sich auch gut, dass «correctiv» mit viel Steuergeld unterstützt wird, der Mitgründer von «correctiv» Daniel Drepper Ende letzten Jahres Leiter des Rechercheverbundes von WDR, NDR und SZ geworden war. Die Organisation behauptet, überparteilich zu sein. Allerdings gibt nun die Co-Geschäftsführerin ihren Posten auf, um die Grünen im kommenden Wahlkampf zu unterstützen.

So fabulierte dann zum Beispiel das Qualitätsblatt «Tages-Anzeiger»: «Geheimtreffen mit Neonazis: AfD-Politiker sollen Vertreibungspläne gegen Einwanderer geschmiedet haben». Oder: «Die grausamen Ziele der AfD werden salonfähig». Oder: «Scholz vergleicht «Remigrations»-Pläne mit Rassenideologie der Nazis». Und überall wurden Zeichen gegen rechts gesetzt.

Die Story war gut. Die Story war zu gut, um wahr zu sein. Denn erstens war das überhaupt kein Geheimtreffen; nachdem solche Anlässe häufig von Linksradikalen gestört oder sogar sabotiert wurden, wurde mit Einladungen gearbeitet. Kommen konnte jeder, der wollte. Zweitens waren die Behauptungen von «correctiv» über geplante Massendeportationen und erzwungener «Remigration» schlichtweg erstunken und erlogen.

Nun kam aber Teil zwei der Story, die viel zu gut war, um wahr zu sein. Da unter den Teilnehmern auch angesehene und versierte Juristen waren, forderte einer die Medien auf, diese Falschbehauptungen zurückzunehmen, zu korrigieren. Wie es sich gehört. Nur: Weigerung auf breiter Front. Also musste zu juristischen Massnahmen gegriffen werden. «Spiegel», ZDF, NDR und SWR waren nur nach schmerzlichen Niederlagen vor Gericht knirschend bereit, diese Falschbehauptungen zu korrigieren.

Und in der Schweiz? Der «Tages-Anzeiger» verbriet fast 30 Artikel zum Themenbereich «Geheimtreffen». In keinem einzigen macht er darauf aufmerksam, dass die «correctiv»-Behauptungen unwahr sind. Auch sonst herrscht Schweigen im Blätterwelt. Nur die üblichen verdächtigen, die «Weltwoche» und ZACKBUM haben auf diesen Skandal hingewiesen. Und, das muss man ihr lassen, die NZZ. Sie schrieb schon im August völlig richtig:

«Die Plattform «Correctiv» musste den Text «Geheimplan gegen Deutschland» korrigieren. Dennoch halten viele deutsche Medien an der ursprünglichen Version fest. Das zeugt von mangelnder Selbstkritik

Dummschwätzer von «tsüri» behaupten noch heute wider Vernunft und Verstand, dass «correctiv» ein «Geheimtreffen» von «Rechten und Rechtsextremen aufgedeckt» habe, «an diesem Treffen wurde eine Strategie zur Abschiebung von Migranten:innen entwickelt», schmiert das Lückenmedium noch am 25. Oktober in seinen Gaga-Artikel «8 Beispiele, die den Rechtsrutsch der NZZ beweisen». Dabei ist das ein Beispiel, das die schludrige Recherche von «tsüri» beweist.

Auch der «Spiegel» hält an der Mär fest, dass das «Medium «Correctiv» im Januar enthüllt» habe, dass heimlich «über massenhafte «Remigration» aus Deutschland» gesprochen worden sei, wie er noch am 19. Oktober schrieb.

Es ist nachvollziehbar, dass Gesinnungsorgane wie Tamedia und andere begeistert die Lügenstory von «correctiv» kolportierten. Denn sie passt perfekt in die Welt voller Vorurteile der Redaktionen.

Aber nachdem einzelne Teilnehmer sich mühsam eine Richtigstellung vor Gericht erstritten und schon alleine aus finanziellen Gründen nicht jedes Organ einzeln einklagen können, ist es Ausdruck des Elendsjournalismus von heute, dass all die damaligen Schreihälse «Geheimtreffen! Massendeportation! Auch von Deutschen! Neonazis!» nicht den Anstand haben, die Korrektur von «correctiv» wenigstens zu vermelden.

«tsüri» ist entschuldigt, bei solchen Wadenbeissern lohnt sich wirklich nicht der Aufwand, sie zu zwingen, ihre Falschmeldungen zu korrigieren.

Aber ein Qualitätsorgan wie der Tagi? Füttert seine Leser mit Fake News und korrigiert sie nicht? Wie sich seine Redaktoren noch täglich im Spiegel anschauen können – ein Rätsel. Sie keifen gegen den notorischen Lügner Trump, fuchteln mit dem Zeigefinger und sind voll moralischer Empörung, selbst der Wahrheit und Wahrhaftigkeit verpflichtet.

Meinen sie wirklich, dass so viel Heuchelei auf die Dauer gutgehen kann?

Die Verfälscher

«20 Minuten» glorifiziert Migration — gerne auch mit falschen Zitaten.

Von Thomas Baumann
Die Pendlerzeitung «20 Minuten» berichtete kürzlich über einen Artikel in der «SonntagsZeitung», in welchem nach den Gründen gefragt wurde, warum in Schweden die Zahl der Auswanderer diejenige der Einwanderer erstmals seit fünfzig Jahren übersteigt.
Auswanderung ist natürlich nicht per se positiv. Schliesslich kommen die meisten Migranten hierzulande aus Auswanderungsländern — welche genau darum Auswanderungsländer sind, weil dort die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten.
Der Fakt, dass Auswanderung nicht bloss positiv zu werten ist, wird auch in der «SonntagsZeitung» thematisiert. «20 Minuten» fasst die entsprechende Passage aus der «SonntagsZeitung» in seinem Artikel «Flüchtlinge bleiben fern: Schwedens Migrationskurs wirkt» so zusammen:
«Die negative Einwanderungszahl könnte sich langfristig aber als problematisch erweisen, insbesondere angesichts des Fachkräftemangels und der niedrigen Geburtenrate in Schweden, so die ‹SonntagsZeitung› weiter. Es gebe Bedenken, dass gut ausgebildete und ehrgeizige Migranten das Land verlassen, was die wirtschaftliche Zukunft Schwedens gefährden könne.»
Und jetzt die Passage im Original der «SonntagsZeitung»:
«Verlassen die Richtigen das Land? Die schwedische Regierung feiert die negative Einwanderungszahl als grossen Erfolg. Angesichts des Fachkräftemangels und der sinkenden Geburtenzahlen könnte sich eine Netto-Auswanderung allerdings auch als Eigentor erweisen – vor allem, wenn unter den Abgereisten viele gut Ausgebildete sind. «Das ist genau das Problem: Es gibt keine Daten darüber, wer genau das Land verlässt», sagt Parusel. «Aus der Forschung weiss man aber, dass oft jene Migranten weiterziehen, die auch andernorts gute Möglichkeiten haben, also die Fleissigen und Ambitionierten.»
(Anmerkung: Bernd Parusel ist ein deutsch-schwedischer Politologe, der im Artikel zitiert wird.)
Dass die wirtschaftliche Zukunft Schwedens durch die Auswanderung gefährdet sein könnte, steht in der «SonntagsZeitung» nirgends — noch viel weniger werden dort irgendwelche Bedenken in dieser Hinsicht wiedergegeben.
Oder anders gesagt (und um eine Phrase zu bemühen, welche im Zusammenhang mit Donald Trump von gewissen Medien bis zum Exzess bemüht wurde): Die Zeitung «20 Minuten» behauptet ohne Belege, dass Bedenken geäussert wurden, dass die Auswanderung «die wirtschaftliche Zukunft Schwedens gefährden könne».
Und das alles bloss weil man noch ein wenig politisch korrekt sein wollte. In diesem Fall führt politische Korrektheit direkt zu Fake News.

Glatt gelogen

Unsere Qualitätsmedien. Faktencheck vor Publikation? Kä Luscht.

Am Anfang ist wie meist eine Ticker-Meldung der SDA. Gäbe es diese News-Quelle nicht, Schweizer Qualitätszeitungen wären noch dünner, als sie es ohnehin schon sind.

Und SDA vermeldete:

«Die Marke «Radio Grischa» bleibt in den Händen von Somedia
Das Handelsgericht Zürich lässt die Anträge von Roger Schawinski und Stefan Bühler, Initianten von Radio Alpin, abblitzen.»

Das übernimmt die «Südostschweiz», die am Samstag zusammen mit der «Schweiz am Wochenende» von CH Media erscheint und damit die grösste Wochenendzeitung ist, eins zu eins. Redaktionelle Leistung: nullkommanull. Quelle der Meldung: «Laut der Mitteilung von Somedia». Nun könnte es ja vielleicht sein, dass Somedia als Streitgegner von Roger Schawinski nicht ganz objektiv in der Darstellung ist. Möglicherweise.

Also würde doch eine Qualitätszeitung vielleicht zum Telefonhörer greifen und sich bei der Gegenpartei erkundigen, ob diese Mitteilung vollumfänglich der Wahrheit entspricht. Aber wahrscheinlich sind bei der letzten Sparrunde bei CH Media (oder bei Tamedia) auch die Telefone so wie die Papierkörbe entsorgt worden. Lenkt nur ab, macht Umstände, kostet extra, verschwendet unnötig Arbeitszeit des Redaktors in seiner Verrichtungsbox im Newsroom.

Also übernimmt es auch der «Blick»:

Kleines Problem dabei: das ist falsch. Denn es ist – wie meist im Leben – ein wenig komplizierter. Aber da wäre eben die Fähigkeit gefragt, etwas Komplizierteres zu verstehen und für den Leser vereinfacht, aber dadurch weiterhin richtig, herunterzubrechen.

Das wiederum würde voraussetzen, dass der moderne Journalist dazu in der Lage ist und die nötige Zeit dafür hätte. An beidem mangelt’s, aber genau dafür würde der Konsument sicher etwas bezahlen. Für solchen Unsinn hingegen nicht.

Also hat die SDA eine Neufassung der Meldung herausgegeben, diesmal erweitert um eine Stellungnahme von Schawinski, womit die Deutungshoheit nicht mehr bei der einen Partei Somedia liegt.

Zunächst die Triumphmeldung von Somedia laut SDA: ««Die Initianten von Radio Alpin, Schawinski und Stefan Bühler, hatten vergeblich versucht, das Handelsgericht Zürich dazu zu bringen, Somedia die Nutzung der Marke «Radio Grischa» zu untersagen», teilte Somedia am Freitag mit. Das Gericht habe aber sämtliche Anträge zurückgewiesen

Dagegen halten die beiden Radiopiraten fest:

«Es stimme nicht, dass der Markenrechtsstreit um Radio Grischa zugunsten der Somedia entschieden worden sei, widersprachen Schawinski und Bühler gleichentags in einer Stellungnahme. Vor dem Handelsgericht Zürich sei es allein um die Verwendung des Firmennamens Radio Grischa AG gegangen und den könne Somedia nun weiterhin verwenden.
«Über die Nutzung der Marke Radio Grischa befindet hingegen das Eidgenössische Institut für Geistiges Eigentum (IGE) und nicht das Handelsgericht. Das Verfahren vor dem IGE sei weiterhin hängig, schrieben Schawinski und Bühler.
«Wir haben unsere Firma unter dem Namen Radio Alpin Grischa AG vor einiger Zeit gegründet und im Handelsregister eintragen lassen. An der Marke Radio Grischa für unseren Sender halten wir fest», betonen die Radiomacher.»

Die «Südostschweiz» hingegen, das Graubündner Monopolblatt des Familienclans der Lebruments, ergänzte die SDA-Meldung durch weitere objektive Informationen: «Das Handelsgericht weist darauf hin, dass selbst Schawinski zugegeben hatte, dass «Radio Grischa» in der Bevölkerung noch «äusserst beliebt» sei.» Und fährt fort:

«Das Gericht kritisiert ausserdem das Verhalten der Initianten von Radio Alpin. «Entsprechend fragt sich vielmehr, ob es nicht Schawinski und Bühler sind, welche mit ihrem Geschäftsgebaren in die schutzwürdige Marktposition der Gesuchsgegnerinnen (Somedia) eingreifen beziehungsweise sich gar wettbewerbswidrig verhalten.» Schawinski und Bühler müssen nun die Gerichtskosten tragen und Somedia für das Verfahren entschädigen. Somedia begrüsst das Urteil und sieht sich in ihrer Strategie für die Marke «Radio Grischa» bestätigt, wie es in der Mitteilung weiter heisst.»

Also Somedia zitiert sich selbst ausführlich und lässt die Gegenpartei nicht nur mit keinem Wort vorkommen, sondern auch möglichst schlecht aussehen.

Analyse, Einordnung, Hintergründe. Aber nicht doch. Dabei wäre es gar nicht so schwierig.

Zum grossen Ingrimm der Lebruments hat sich Schawinski die Sendekonzession von ihnen geschnappt, womit dem Clan Millionensubventionen verloren gehen. Dagegen gehen sie mit allen rechtlichen Mitteln vor. Und versuchen zudem, mit Lobbyarbeit und allen Schikanen, den Entscheid rückgängig zu machen.

Als Nebenschauplatz ergab sich, dass Schawinski herausfand, dass Somedia den Namen «Radio Grischa» seit mehr als fünf Jahren nicht mehr verwendet. Also mietete er nicht nur die ehemaligen Senderäume von «Radio Grischa» in Chur, sondern beansprucht auch den Namen. Das tut man beim IGE, bei Institut für geistiges Eigentum. Dort versuchen die Lebruments, mit allen Mitteln diese Entscheidung so lang wie möglich herauszuzögern.

Daneben haben sie auf einem alten AG-Mantel die «Radio Grischa AG» aus der Taufe gehoben, während auch Schawinski eine «Radio Alpin Grischa AG» betreibt. Und gegen diese neue AG der Lebruments reichte Schawinski beim Handelsgericht Zürich Klage ein. Die abgeschmettert wurde.

Was bedeutet, dass beide Streitparteien den Namen «Radio Grischa» verwenden dürfen. Das bedeutet aber nicht, dass der Streit ums Markenrecht beendet oder gar zugunsten von Somedia ausgegangen wäre.

Das könnte man in wenigen Worten zusammenfassen und dem Leser darlegen. Wenn man wollte. Wenn man könnte.

«Somedia gewinnt Markenrechtsstreit mit Schawinski um Radio Grischa», diese Schlagzeile hingegen ist eindeutig Fake News. Das ärgert nicht nur Schawinski. Das muss jeden Leser ärgern, der so aufs Glatteis geführt wird, weil die Redaktionen der Qualitätsmedien einfach einen SDA-Ticker übernehmen, die erweiterte Fassung ignorieren (keine Zeit, keine Lust) und  sowieso nicht in der Lage sind, zu beurteilen, was eigentlich ein Markenstreit ist.

Dumb Trump

Einige Müsterchen, auf welchem Niveau sich ein US-Präsidentschaftswahlkampf abspielt.

Alter vor Schönheit. Zunächst ein paar höchsten demokratischen Standards entsprechende Einlassungen von Donald Trump. Zunächst einmal zeigt er, dass er zwar  KI anwenden lässt, aber mit doch durchwachsenen Ergebnissen:

Taylor Swift dürfte diese Fake News nicht sonderlich lustig finden.

Und ob das viele Wähler davon abhält, Kamala Harris ihre Stimme zu geben?

Aber natürlich hat Trump auch inhaltlich und argumentativ einiges zu sagen:

Trump hat nach kürzerem Nachdenken ein Wort gefunden, das seiner Meinung nach die Rache für «weird» sein soll: «moronic», schwachsinnig:

Es gefällt ihm so gut, dass er es auch mit gefakten Hintergründen verbindet:

Trump-Hasser fühlen sich nun bestätigt, Trump-Fans stecken das locker weg.

Allerdings ist schon zu sagen (und freut euch auf die entsprechende Blütenlese bei den Demokraten), dass dieser ungefilterte Schwachsinn eigentlich überhaupt nichts mehr mit einem demokratischen Wahlkampf zu tun hat.

Man kann sich zu recht über die Wahlergebnisse (und den Wahlkampf) in Russland, China oder Nordkorea lustig machen. Aber ob die USA hier als Posterboy dienen können, dass es im freien Westen halt dann schon ganz anders zugehe?

Wie es in Deutschland ludert

Relotius ist nur eine Ausprägung des linken Schreibens in die Bedeutungslosigkeit und Unglaubwürdigkeit.

Zwischen «#metoo»-Erregungswellen und angebliche Enthüllungen über rechtsradikale Schweinereien gibt es nur graduelle Unterschiede – und grosse Ähnlichkeiten.

Ähnlich ist vor allem, dass am Anfang ein Riesengeschrei steht. Kevin Spacey, Rammstein, Copperfield, furchtbar. Irgend einer «enthüllt» den Skandal, die Meute hechelt los und bauscht weiter auf. Bis ein völlig Entgleister sogar forderte – mit Hinweis auf die Unschuldsvermutung –, dass die Konzerte von Rammstein in der Schweiz präventiv abgesagt werden sollten.

Phase zwei ist dann jeweils verkniffenes Schweigen, wenn sich die Anschuldigungen in Luft auflösen – und Organe mit rechtlichen Schritten dazu gezwungen werden müssen, Falschbehauptungen richtigzustellen.

Sehr ähnlich verhält es sich mit dem «Geheimplan gegen Deutschland» der Plattform «Correctiv» oder dem Versuch der «Süddeutschen Zeitung», im Wahlkampf dem Chef der Freien Wähler in Bayern zu diskreditieren. Beides startete bombastisch – und verröchelte winselnd.

Dabei wäre es so schön gewesen. Finstere Rechtsradikale aus AfD und CDU treffen sich insgeheim in der Nähe von Potsdam, um ungeniert «Deportationspläne» von Migranten, sogar solchen mit deutschem Pass, zu besprechen und voranzutreiben. Knallharten Recherchierjournalisten sei es dabei gelungen, an diesem «Geheimtreffen» teilzunehmen, das gar nicht so geheim war.

Inzwischen musste «Correctiv» gezwungenermassen einige Behauptungen korrigieren und zurücknehmen. Sehr dünnhäutig werden sie, wenn ihnen in der medienkritischen Plattform «Übermedien» (sozusagen das deutsche ZACKBUM) vorgeworfen wird, sie hätten nach dem «Prinzip Nichtbeleg und Grossdeutung» angeschwärzt. Die seien «von Neid zerfressen», japste der Geschäftsführer von «Correctiv» zurück. Auch die «Tagesschau» musste in zweiter Instanz dazu gezwungen werden, eine haltlose Behauptung zu löschen. Das Gericht schrieb ihr (und  dem «Spiegel» und vielen anderen Medien) ins Stammbuch: «Prozessual ist von der Unwahrheit der Behauptung der Antragsgegnerin, es sei bei dem Treffen in Potsdam die Ausweisung deutscher Staatsangehöriger diskutiert worden, auszugehen.»

Eine Riesenklatsche. Damit endet vorläufig eine «Enthüllung», die ungeheuerliche Wirkung hatte; Hunderttausende gingen auf die Strasse, um «gegen rechts» zu demonstrieren; Politiker überschlugen sich dabei, diese furchtbaren Pläne zu verurteilen.

Wie demagogisch abgefeimt, suggestiv und ungenau der Text von «Correctiv» ist, dafür nur ein Beispiel: «Knapp acht Kilometer entfernt von dem Hotel (wo das für alle per Anmeldung zugängliche Treffen stattfand, Red.) steht das Haus der Wannseekonferenz, auf der die Nazis die systematische Vernichtung der Juden koordinierten.» Diese üble Assoziation wurde im «Spiegel» nicht etwa kritisiert, sondern als «nicht nur legitim, sondern geboten» gelobt.

Der Treppenwitz dabei ist, dass zum Thema Remigration nur gesagt wurde, was die AfD schon lange öffentlich vertritt: nicht-assimilierte Staatsbürger sollten durch «Anpassungsdruck» zur Rückwanderung gedrängt werden. Während die SPD – natürlich unkritisiert – fordert, Antisemiten auch nachträglich den deutschen Pass wegzunehmen.

Im Fall des bayerischen Politikers Aiwanger wurde ihm von der SZ unterstellt, er habe vor vielen Jahren als Jugendlicher ein abstossendes Flugblatt verfasst, das sich über den Holocaust amüsierte. Als sich herausstellte, dass seine Urheberschaft – von ihm bestritten – in keiner Form belegbar war, entblödete sich der Chefredaktor der SZ (das war noch vor der Plagiatsaffäre) nicht, sich mit diesem Satz von allen journalistischen Prinzipien zu verabschieden: «Auf die Urheberschaft kommt es nicht mehr an, der Rest ist schon schrecklich genug.» Damit meinte er aber nicht das Vorgehen seiner Zeitung.

Seither herrscht verkniffenes Schweigen, alleine die NZZ getraut sich, Klartext zu schreiben: «Die Redaktion musste den Text «Geheimplan gegen Deutschland» korrigieren – viele deutsche Medien scheuen bis heute die Aufarbeitung.» Autorin Beatrice Achterberg führt noch ein weiteres Beispiel der abgrundtiefen Heuchelei der «Correctiv»-Macher an. Einerseits empören die sich über angebliche Deportationspläne der Rechten. Andererseits schreibt einer ihrer Reporter und Mitautor des «Geheimplan»-Schmierenstücks angesichts des starken Zuspruchs für AfD, BSW und Linke in Ostdeutschland, dass es doch nicht angehe, dass «eine Mehrheit der ehemaligen DDR-Bürger, die nur 1/6 der Gesamtbevölkerung stellen, mit der Westbindung das Erfolgsmodell der Bundesrepublik zerstören.»

Sein Lösungsvorschlag: man müsse über eine «Trennung» der neuen Bundesländer, der Ex-DDR, von der BRD nachdenken. Also sozusagen die Zwangsausbürgerung von Millionen von Deutschen.

All das ist dermassen hanebüchen und wirft ein grelles Licht darauf, was ZACKBUM schon lange sagt. Nicht die Arglist der Zeiten oder die Umstände haben die Medien in die Krise geführt. Ein wenig auch, aber in erster Linie ist es dieses Versagen, diese Einäugigkeit, diese Unfähigkeit zur Selbstkritik, diese voreingenommene und angeblich belehrende Schmiere, die Leser und zahlende Konsumenten in Scharen davontreibt.

Denn wer will denn – unabhängig von seiner eigenen politischen Überzeugung – Geld für solch journalistisches Desaster, für Offenbarungseide am Laufmeter, für mit ideologischer Brille geschriebene Propagandamachwerke ausgeben.