In China rettet die KP den Kapitalismus

Dies und andere Dinge, die Ihnen die Medien hierzulande gar nicht oder falsch erzählen.

Von Felix Abt

Im Gegensatz zu den Europäern sind die Chinesen seit jeher ein Volk von Händlern und Kaufleuten und nicht von Soldaten, Abenteurern oder Plünderern. Das zeigt sich in ihrer langen Geschichte. Als sie vor Jahrhunderten eine wirtschaftliche Supermacht waren, hätten sie einen Großteil der Welt erobern können, aber stattdessen zogen sie sich hinter ihre eigenen Grenzen zurück, um sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Ein Tweet (oder “X”-Nachricht) der deutschen ARD-“Tagesschau” über China, der von 152.000 Menschen gesehen wurde, verwendete als Symbolbild – verständlicherweise – ein Foto einer chinesischen Stadt; vermeintlich, jedenfalls. Denn wenn man genauer hinsieht, erkennt man eine japanische Stadt. Berühmt für ihre Pachinko-Spielhallen, betrieben von der Yakuza. Und auf einem der Schilder steht “Karaoke” auf Japanisch.

Schwaches Wirtschaftswachstum – oder schwache Berichterstattung? (Screenshot:Twitter)

Laut “Tagesschau” ist das also eine chinesische Stadt. Oder wollten die ARD-Qualitätsjournalisten etwa andeuten, dass Japan jetzt Teil von China ist? Oh Schreck! Der umgekehrte Fall wäre akzeptabler. Vielleicht würden Japaner die “Tagesschau”-Mitarbeiter “Baka” nennen, was in ihrer Sprache “Narr” bedeutet, ein Schimpfwort ist und ursprünglich aus China stammt… Aber jetzt habe ich schon zu viel gesagt und möchte es dabei belassen, um nicht noch mehr Verwirrung unter den gutgläubigen Tagesschau-Zuschauern zu stiften. Der Fairness halber möchte ich jedoch hinzufügen, dass ein Bild einer chinesischen Stadt auf die Website hochgeladen wurde (nachträglich?). Der Tweet wurde jedoch nicht gelöscht oder ersetzt.

Worum geht es in dem zugehörigen “Tagesschau”-Beitrag? Um schwaches Wachstum in China! Das passt. Aber warum dann nicht statt eines japanischen Fotos eines aus einer deutschen Stadt mit Null- oder Negativwachstum verwenden? Der Journalist zitiert ein paar anonyme Quellen und vermittelt in seinem Bericht sinngemäß den folgenden Eindruck: “Ich habe das Gefühl, dass die chinesische Wirtschaft zusammenbricht, weil die Taxis in Shanghai sehr schnell fahren, weil es weniger Staus gibt, und ich habe ein geschlossenes Restaurant gesehen, als ich hungrig war.

Reuters-Umfrage: die chinesische Wirtschaft wächst 2023 “nur” noch um 5 Prozent (Screenshot: Reuters)

Krise in China?

Die deutsche “Tagesschau” behauptet: “Chinas Wirtschaft steckt in der Krise – und das zeigt sich im täglichen Leben der Menschen.” Es könnte ein Freudscher Versprecher gewesen sein – denn diese Aussage trifft voll auf Deutschland zu. Andere westliche Medien behaupten dasselbe. Dass sich Chinas zuvor bemerkenswertes Wirtschaftswachstum zwar etwas verlangsamt hat, ist unbestritten – aber “Krise” ist eine absurde Übertreibung oder gar westliches Wunschdenken. Es fällt auf, dass die “Lückenmedien” die wahren Ursachen verschweigen, auf die der renommierte amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey Sachs unverblümt hingewiesen hat: “Die Medien sprechen von einer Verlangsamung der chinesischen Wirtschaft, aber sie verschweigen den Grund: Die USA greifen China auf eine Weise an, die eindeutig gegen die Regeln der Welthandelsorganisation verstößt.

Der von den westlichen Medien, Politikern und «Experten» vorhergesagte und herbeigesehnte wirtschaftliche Niedergang Chinas scheint nur von kurzer Dauer zu sein: Die chinesischen Konsumenten haben tiefe Taschen und haben auch während der Covid-Pandemie viel gespart und geben wieder Geld aus, und «Millionen chinesischer Touristen fahren wieder in den Urlaub

Wie schön, dass westliche Journalisten, die in China leben und mit Katastrophenbulletins über die dortige Wirtschaft berichten, dies auf Grundlage eines äußerst dürftigen wirtschaftlichem Grundwissens tun können! Andernfalls hätten sie vielleicht herausgefunden, was Jerry Grey, der seit 20 Jahren in der Volksrepublik lebt und fließend Mandarin spricht, schreibt: “Eines der größten wirtschaftlichen Probleme Chinas ist nicht die oft vorhergesagte, aber falsche Kollaps-Theorie, sondern ein ganz anderes Problem, ein Problem, das viele überrascht und manche sogar schockiert. So gerne die so genannten Experten auch glauben würden, dass es dazu kommen wird, Chinas Wirtschaft ist nicht vom Zusammenbruch bedroht, und einer der Gründe dafür ist, dass das Land einfach zu viel Geld hat; das ist richtig, China hat zu viel Geld, und das ist ein Problem.

“Probleme”, die sich andere wünschen würden

Da kann man nur sagen: Ein solches Problem sollte man sich wünschen, vor allem wenn man in Amerika, in Großbritannien oder in Deutschland lebt, deren Schulden in die Höhe schnellen!
Dass deutsche und andere westliche Journalisten, die in China stationiert sind, in der Regel kein Chinesisch können (und ihre in Japan stationierten Kollegen kein Japanisch), ist nichts Neues. Auch das passt: Wenn man nicht in der Lage ist, den Lesern, Zuschauern und Zuhörern die Unterschiede zwischen Asiaten zu erklären, für die Asiaten sowieso alle gleich aussehen – genauso wie asiatische Schriftzeichen -, dann bleibt die Kirche im Dorf.

Fortsetzung folgt morgen.

6 Kommentare
  1. René Küng
    René Küng sagte:

    Wunderbar.
    Eine Duftmarke ‹aus der anderen Welt› von einem ‹Kirchen’flüchtling ohne Wehwasser-Mänteli.
    Merci 🙂

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  2. Eveline Maier
    Eveline Maier sagte:

    Wenn sich die ASEAN-Länder Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam an Zusammenkünften treffen, so ist die verbindende Sprache immer noch Englisch.

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    • Felix Abt
      Felix Abt sagte:

      Nun, bei den ASEAN-Treffen sprechen der indonesische Präsident Bahasa Indonesia, der vietnamesische Premierminister Tiếng Việt und der thailändische Premierminister ภาษาไทย. Aber wenn Sie betonen wollen, dass Englisch und nicht Mandarin die wichtigste unversale Sprache ist und bleibt, haben Sie recht. Schließlich lernen so gut wie alle jungen Asiaten in der Schule Englisch als erste Fremdsprache, und in China ist das nicht anders.

      Als ich jedoch vor drei Jahrzehnten zum ersten Mal nach Vietnam reiste, sah ich viele junge Menschen, die in Scharen zum Goethe-Institut in Hanoi, Saigon und Danang strömten, um Deutsch zu lernen, und viele andere junge Menschen, die an den Universitäten und den Instituten der Alliance Française in Vietnam unbedingt Französisch lernen wollten. Seitdem hat das Interesse stark nachgelassen, da diese Sprachen als Verlierersprachen angesehen werden. Vor zwanzig Jahren konnte ein junger Vietnamese damit noch gutes Geld verdienen und Karriere machen, aber dieser Glaube ist nun verschwunden. Viele lernen jetzt Mandarin, die Sprache von Vietnams wichtigstem Handelspartner, trotz nationalistischer Gefühle, die dem großen Nachbarn gegenüber kritisch eingestellt sind. Aber Asiaten sind im Gegensatz zu Westlern Pragmatiker und betrachten die Welt nicht durch eine ideologische Brille. All dies können Sie natürlich nicht aus Ihrer Zeitung erfahren.

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      • Ruedi Rudolf
        Ruedi Rudolf sagte:

        Ja, die Asiaten hängen die ganze Welt ab, mit der von Europa kopierten Technik, weil sie es mittlerweile noch besser, und vor allem billiger machen. Technik die vor allem vom in diesem Bereich ehemals Weltweit führenden Deutschland, als Erfinder der meisten Technischen Errungenschaften gekommen ist.

        Deutsch ist nicht nur die Sprache der Dichter und Denker, sondern auch der Intelligenzia und Erfindergeist. Düsenantrieb, Ottomotor, Dieselmotor, TV-Hifi, mp3, und 1000de Dinge mehr, alles Deutsche Erfindungen, Federn die sich jetzt andere an denn Hut stecken. USA ist auch damit zum Imperialisten geworden.

        So gesehen müsste eigentlich Deutsch die Weltsprache sein. Europa, USA, der Westen hat Asien die Technik, Industrie und Produktion für die ganze Welt geschenkt, überlassen oder wie auch immer man das nennen will – selber schuld.

        Technik Know-how freiwillig verschenkt, und jetzt lassen sich die USA und Europa auch noch freiwillig Invasionieren – die Kreuzzüge finden jetzt in umgekehrter Weise statt – ohne Gegenwehr im Gegenteil – mit willkommen und wir schaffen das – und Teddybären verteilen.

        Europa und USA, Kultureller und Wirtschaftlicher Selbstmord durch ihre Bireweichen Politischen Führungen, respektive Regierungen – Der letzte soll das Licht ausschalten. Asien hat die Führung längst übernommen – und die meisten haben es immer noch nicht gemerkt, oder begriffen.

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        • H.v.Atzigen
          H.v.Atzigen sagte:

          Mit Einschränkungen richtig.
          Die Schweiz hatte bis vor wenigen Jahren den höchsten Anteil an Pat. Anmeldungen und Erteilungen je Kopf Weltweit. Davon wurde zu vieles von der heimischen Unternehmerschaft nicht ernsthaft geprüft. Geschweige den Umgesetzt. Viele ZU VIELE Erfinder mussten mit ihren Ideen und Entwicklungen Auswandern. Oder die Sache Vergessen.die Asiaten waren da geneigter und umsetzungsfreudiger.
          So zur Info, Patente laufen nach rund 20 Jahren aus, die Sache gilt danach als Allgemeingut, heisst ALLE dürfen es herstellen. Innzwischen wird der Spielraum für Neuheiten laufend dünner. Das mit gestohlen ist somit nur sehr bedingt zutreffend.

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          • Ruedi Rudolf
            Ruedi Rudolf sagte:

            “Nicht gestohlen kopiert – habe geschrieben überlassen – Know-how geschenkt“

            Es ging im Westen und der Schweiz auch darum, für die Umwelt schmutzige Industrien, Produktion loszuwerden, welche aber für jedes Land wichtig sind, diese zu haben, nicht nur wegen den Arbeitsplätzen, sondern um die Landesinterne Versorgung sicherzustellen. Beispiele: Stoffproduktion, Spinnereien, Webereien. Chemie, Medizin, Gießereien. Ganze Fabriken wurden nach Asien Verkauft, inklusive Ausbildung und Gebrauchsanleitung. Viele haben natürlich auch die Produktion wegen den billigeren Arbeitsplätzen, und weiteren Vorteilen ausgelagert, bspw. Umwelt- Arbeitsplatz-Vorschriften, die mehr Gewinne ermöglichten.

            Es wäre die Aufgabe der Politik gewesen – das zu verhindern – damit essenzielle Produktionen und Arbeitsplätze im Land bleiben. Wir ziehen uns mit Schuhen und Kleidern an, heilen uns mit Medikamenten, die Spielsachen unserer Kinder, Computer und Chips, Elektronik generell, Batterien, Solarpanels, etc, usw. alles kommt aus Asien, kommt irgendetwas nicht aus Asien? – Okay Schoggi und Käse (ironie).

            Indien und China haben so große Bevölkerungen, das sie alleine auf dem Heimmarkt genügend große Nachfrage für Konsumgüter haben – ein riesiger Vorteil.

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