Dumme Einäugigkeit

Markus Somm manövriert sich weiter ins Aus.

Seine Kolumne in der «Sonntagszeitung» ist sein einziges Sprachrohr, mit dem er noch etwas Einschaltquote generiert. Nachdem er bereits festgehalten hat, dass die Israelis die unbestreitbar Guten seien (womit alle anderen die Bösen sind, und Gute können niemals böse sein, so war das schon in alten US-Western), hat er nun im «Wall Street Journal» eine erschreckende Notiz gelesen.

Dort wurde nämlich enthüllt, dass auf Karten der chinesischen Plattformen Alibaba und Baidu zwar die Landesgrenzen von Israel korrekt wiedergegeben seien, aber, oh Schreck, der Name Israel fehle. Daraus schliesst Somm messerscharf: «Was die Hamas-Terroristen und ihre Anhänger im Westen fordern, nämlich die Vernichtung des Judenstaats, ist in China bereits vollzogen worden.»

Zudem dekretiert Somm – merkt Euch das, Ihr Weicheier Biden, Blinken, UNO oder EU: «Waffenstillstand bedeutet: man hilft der Hamas».

Dazu kann ZACKBUM nur sagen: wir haben zwar einen Doktor, sind aber kein Arzt.

Dafür geben wir ein anderes Beispiel einäugiger Berichterstattung. In der israelischen Regierung sitzt als Minister ein gewisser Amichai Eliyahu. Der Minister für Kulturerbe ist Mitglied einer rechtsradikalen Partei und meinte in einem Radiointerview, der Einsatz einer Atombombe im Gazastreifen sei «eine Möglichkeit». Er nennt alle Einwohner des Gazastreifens «Nazis», fordert die Wiederinbesitznahme durch Israel und ist strikt gegen jegliche humanitäre Hilfe. Die Einwohner des Gazastreifens, diese «Monster»,  sollten laut ihm nach «Irland oder in die Wüste» verfrachtet werden. Er fügte hinzu, jeder, der eine palästinensische oder eine Hamas-Flagge trage, sollte nicht länger auf «dem Antlitz der Erde» leben.

Solch ein Amok ist immerhin Minister im Kabinett Netanyahu. Er wurde nach diesen verbalen Attacken von weiteren Kabinettssitzungen suspendiert, und der Ministerpräsident stellte klar, dass diese Aussagen «keine Basis in der Realität» hätten.

Aber Eliyahu ist doch laut Somm unbezweifelbar ein Guter, und wer etwas anderes sagt, ist einwandfrei ein Antisemit, wenn nicht Schlimmeres. In Wirklichkeit wäre es genauso idiotisch, wie aus chinesischen Landkarten die dort vollzogene «Vernichtung des Judenstaats» zu folgern, aus diesen Entgleisungen eines Ministers der israelischen Regierung den Einsatz einer Atombombe als Absicht zu unterschieben.

Aber das Beispiel illustriert perfekt, wohin Einäugigkeit, Einseitigkeit, unreflektierte Parteinahme führt. Ins Aus, in die intellektuelle Wüste, ins Flachdenken.

Wie heisst es so schön im Abc des Journalismus: «Der Kommentar nimmt im Regelfall zu einer aktuellen Nachricht Stellung. Er erläutert die Wichtigkeit des Themas, interpretiert die Bedeutung, macht mit Zusammenhängen vertraut, stellt Kombinationen an, wägt unterschiedliche Auffassungen ab, setzt sich mit anderen Standpunkten auseinander und verhilft dem Leser dazu, sich ein abgerundetes Bild über das Ereignis zu machen.»

Obwohl nicht mehr der Jüngste, sollte Somm vielleicht – neben dem Abc der Führung eines Mediums – nachsitzen und das Abc des Journalismus büffeln. Aber leider ist er völlig beratungsresistent.

16 Kommentare
  1. Karl Warth
    Karl Warth sagte:

    So einäugig ist das nicht. Dresden wurden während des Krieges in Schutt und Asche gebombt – nicht weil jeder Dresdener ein überzeugter Nazi gewesen wäre, sondern um das Terrorregime in die Knie zu zwingen. Dresdener und Deutsche haben nun aber nicht 70 Jahre lang perfide Terroranschläge verübt und es als Befreiungskampf geschönt, sondern haben erkannt, dass sie unterlegen waren, wiederaufgebaut und dafür gesorgt, dass sie nicht erneut unter die Herrschaft von Extremisten geraten. Krieg führen zu wollen, heisst neben Krieg zu gewinnen auch Krieg zu verlieren. Das erkannten die Deutschen, bislang aber nicht die Palästinenser.

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    • Slavica Bernhard
      Slavica Bernhard sagte:

      Danke, Herr Warth, für den interessanten und ergänzenden Kommentar.
      Nur eine kleine Anmerkung meinerseits: Ich bin mir nicht so sicher, ob die Deutschen nicht doch (schon) wieder unter die Herrschaft von Extremisten geraten sind. Herr Küng meint ja auch, so dumm können diese deutschen Extremisten doch gar nicht sein?

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    • René Küng
      René Küng sagte:

      Treffende Analyse der Politik des grösseren Hammers.
      80 Jahre später haben aber verschiedenste Mächte auf dieser kleinen Kugel so grosse Werkzeuge, dass es nach einem Kampf mit dieser archaischen Denke,
      nix mehr zum siegen hat…..

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    • Victor Brunner
      Victor Brunner sagte:

      Der Unterschied zum Nahen Osten, aus Besatzer wurden Befreier, grosszügige Aufbauer, Marschallplan. Ist gleiches zu erwarten? Wohl nicht, Israel wird kaum annektierte Gebiete zurückgeben, kaum einen freien Korridor zwischen Gaza und Palästina zulassen. Hoffnungslosigkeit ist Nährbodenn für den Terrorismus

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  2. Peter Bitterli
    Peter Bitterli sagte:

    Ach, solch rabulistische Ideologiekritik nennt sich jetzt „Medienkritik“? Naja, solange die Fanboys und -girls zuverlässig mit Schäumchen vor dem Mund auf der Vuvuzela genau das nachtröten, was der Meister auf kunstvollem Instrument immerhin meist virtuos vorträgt, kann man sich wahrscheinlich noch in dieser Illusion wiegen lassen.

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  3. Niklaus Fehr
    Niklaus Fehr sagte:

    Man kann den Somm getrost ignorieren. Macht eigentlich keinen Sinn, wenn er durch Kritik zusätzlich Aufmerksamkeit erhält. Gerade dadurch erhalten solche Menschen die Bestätigung dass sie zur Kenntnis genommen werden. Keine Resonanz auf Blödmänner. Bis er sich fragt, interessiert sich eigentlich jemand für das was ich schreibe? Nein, Somm, aber mach nur weiter, es ist alles gut.

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    • René Küng
      René Küng sagte:

      Leider dürfen wir die nicht ignorieren, Herr Fehr.
      Wenn es galoppierend (schleichend war mal) vorwärts geht, dass ‹Qualitäts’medien und sogenannt zivilisierte Personen ohne rot zu werden mit Worten wie mit scharfen Waffen um sich schlagen, dann muss das so stark wie möglich kritisiert werden.
      Diese ignoranten (oder machten sie es absichtlich, bewusst?) Hetzer haben gegen die gegeifert, die beim Corona-Verbrechen das Hirn nicht in der Hose hatten.
      Die haben solidarisch Hunderttausende ukrainische und russische Menschen in den Tod geklatscht, allein aus der Wahnvorstellung, es ginge hier um unsere heile westliche Freiheit – die steht sowieso zum Ausverkauf an Black Rock & Co.
      Für die Ukraine schon zynische Realität.
      Und jetzt machen alle auf ‹Selbstverteidigung› und bombardieren flächendeckend, wie es nur der WerteWesten seit bald hundert Jahren immer wieder gekonnt hat.
      Darum müssen Fanatiker wie Somm, Guyer (und seine schon angesteckte Redaktion) scharf kritisiert werden – die weggedriftete Regierung Israels zeigt, wohin es führt, wenn die Scharfmacher am Gerät sind.

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      • Niklaus Fehr
        Niklaus Fehr sagte:

        Ich habe geschrieben «Man kann…», Sie schreiben «Leider dürfen wir die nicht…». Das ist eine überhebliche Formulierung. Sie bestimmen «leider» nicht was ich darf. Ich habe Sie noch nie kritisiert für Ihre schwer lesbaren Texte. Kritik nützt nur wenn die andere Seite kritikfähig ist. Sonst ist es Zeit- und Energieverschwendung. Ich unterstütze die Gescheiten, dann beschäftige ich mich mit etwas Positivem.

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        • René Küng
          René Küng sagte:

          Herr Fehr, Sie waren nicht gemeint.
          Sie können und dürfen, was immer Sie wollen.
          Wer zu den ‹wir› gehören will, die solchen Stimmen, die unsere Gesellschaften immer mehr spalten, zerrütten und Aggressionen schüren, noch entgegen treten wollen, das soll jede/r selber entscheiden.
          Ich wäre nicht hier, wenn Herr Zeyer nicht täglich energisch dafür eintreten würde, der Vernunft und einer möglichst unvoreingenommenen Sicht für verschiedene Seiten Raum zu geben.
          Nicht immer einfach, tagesaktuell und bei aller herrschenden Verlogenheit und Bösartigkeit, den schmalen Grad und das richtige Mass zu halten.
          Wenn die aufrichtige Tendenz stimmt, dann sind mir persönlich harsche Worte lieber, als gesalbte Diplomatie.
          Denn die gewählten Beispiele von zackbum zeigen immer wieder, dass die Chaoten, Despoten und Psychopathen aus höheren Etagen absolut keine Hemmungen mehr haben, sich zu entblössen, anzugreifen.
          Wehret dem Fortschreiten, der Zustand der Weltherren und Zudiener hat sich in den letzten vier Jahre dramatisch verrannt.

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  4. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Und immer wieder stellt sich die Frage was kann Somm wirklich? Unternehmer kann er nicht, Historiker vielleicht wenn er andere zuhilfe nimmt. Gegenwart und Naher Osten kann er nicht da ihm seine Voreingenommenheit und Unfähigkeit nicht gestattet Fakten zu akzeptieren und einzuordnen. Hetzer gibt es zum Nahen Osten genug, Somm hat sich eingereiht!

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    • Marcella Kunz
      Marcella Kunz sagte:

      Lieber Victor, Markus Somm ist bekanntlich Ihre Spezialdisziplin. Schreiben Sie doch eine nicht autorisierte Biografie: «Markus Somm – Stationen eines Scheiterns». Zeitliche Ressourcen scheinen Sie doch zu haben.

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    • C. Wallens
      C. Wallens sagte:

      Somm kann Propaganda. In einem neokonservativen Think-Tank könnte er so richtig aufblühen. Geld braucht er ja nicht. Das hat er geerbt.

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