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Mein, meine, Meinung

Die «SonntagsZeitung» als müdes Meinungsblatt.

Wie wirkt sich die Rückstufung von Bauernopfer Arthur Rutishauser auf den Posten des SoZ-Chefredaktors aus? Soweit erkennbar – überhaupt nicht. Es werden weiterhin dünne Bretter gebohrt und viel, sehr viel gemeint. Gut gemeint, schlecht gemeint, über alles gemeint.

Rutishauser geht dabei als Vorbild voran und meint im Editorial: «Die Credit Suisse fährt gegen die Wand, doch in Bern interessiert das keinen.» Hier stapelt er aufrecht – als sei er der ins Archiv entsandte Sonderkorrespondent – alle Gehaltsexzesse, Fehlentscheide und das Wirken der ständig wechselnden Führungspfeifen aufeinander.

Und zitiert sich gleich selbst: «Ein Jahr ist es her, dass wir an dieser Stelle vor … möglichen Blackouts gewarnt haben. Blackout gab es keinen», dafür habe die Axpo einen Rettungsschirm von 4 Milliarden gebraucht. Oder auf Deutsch: damals lag Rutishauser daneben. Gutes Argument, um seine düsteren Warnungen bei der Credit Suisse zu stützen.

Und worüber redet eine Redaktion, wenn es mal nichts zu meinen gibt? «Der Winter sagt noch einmal kurz Hallo.» Und sonst so? «Dünn ist wieder hip».

Von ZACKBUM diskriminierungsfrei beschnittenes Aufmachersymbolfoto.

Was gibt es noch für Möglichkeiten, den wertvollen Platz sinnlos zu füllen? So:

Nichts gegen die Abgebildete, aber gibt es irgend einen nachvollziehbaren Grund, dieses banale Porträt dermassen aufzublasen?

Die Frage bleibt auch hier ohne Antwort:

Vermummter Jugendlicher nachts neben durchfahrendem Zug, der auf der anderen Hälfte der Doppelseite weiterfährt. Ob das als Kunstwerk durchgehen soll?

Aber dann wird wieder gemeint, und wie. Wie meist ziemlich schräg in der Landschaft steht Markus Somm: ««Tatsächlich ist es vielleicht das dümmste Gesetz, das wir haben. Es ist kein Kriegsmaterialgesetz, sondern ein Antikriegsmaterialgesetz.» Das ist vielleicht der dümmste Kommentar, den er je geschrieben hat.

Wenn der «Politchef» Denis von Burg den Zweihänder schwingt, müssen Anstand, Logik und Vernunft in Deckung gehen, kommen aber trotzdem nicht unverletzt davon. Von Burg – seine Spezialität seit Corona-Zeiten – nimmt sich mal wieder unsere Landesregierung vor und ist überhaupt nicht mir ihr zufrieden: «Dem Bundesrat fehlt Mut und Führungskraft». Nimm das, du schlapper Haufen: «Die Schweizer Regierung stolpert in der Aussenpolitik ohne stringente, zukunftsorientierte Strategie von einer Baustelle zur nächsten – und schadet damit sich und dem Land.»

Als sei er einen Moment vor sich selbst erschrocken, behauptet von Burg: «Das ist keine billige Polemik.» Nein, das ist es nicht, es ist zusammenhangsloses, dummes Gewäffel und Geschwafel: «… agiert aussenpolitisch so orientierungslos und abwehrend, dass es einer Dienstverweigerung gleichkommt … nicht in der Lage … Neupositionierung … geht alles seinen bürokratischen Gang … voller innerer Widersprüche … versteckt sich billig hinter der Rechtslage … Position der Schweiz moralisch und politisch nicht mehr haltbar … im Parlament brechen derweil chaotische und zum Teil groteske Glaubens- und Grabenkämpfe … aus … hat das Europa-Dossier infiziert …»

Wieso man es zulässt, dass sich ein führender Meinungsträger mit solchen Gebabbel lächerlich macht, ist völlig unverständlich – ausser, man hasst ihn kräftig. Was hat der Wüterich denn als Gegenmodell anzubieten? Couchepin und dann Micheline Calmy-Rey und Eveline Widmer Schlumpf. Die hätten «das Bankgeheimnis beerdigt und bewahrten die Schweiz auf diese Weise vor der drohenden wirtschaftspolitischen Isolation». Das wird auch in der Wiederholung nicht schlauer oder richtiger. Widmer Schlumpf gab ohne Not das wichtigste Asset eines Kleinstaats auf: die Verteidigung seiner Rechtssouveränität gegen die imperiale Durchsetzung der extraterritorialen Gültigkeit von US-Gesetzen auch in der Schweiz. Durch diese Bresche, diesen Kunden- und Mitarbeiter- und Prinzipienverrat, marschierten dann unzählige weitere Staaten und holten sich Milliarden ab – bis heute.

Geradezu erholsam ist die ewige Leier von Gülsha Adilji, die sich weiterhin an ihrem «Ex-Boyfriend» abarbeitet. Wen interessiert eigentlich, dass sie inzwischen bereit sei, ihm zu verzeihen? Wohl nicht mal ihn selbst, sonst wäre er ja nicht der Ex. Und wieso darf diese Frau den Leser damit belästigen? Dumme Frage, bei diesem Namen, der Eigenschaft Frau und der Berufsbezeichnung «Autorin und Journalistin». Schliesslich muss doch jemand die Lücke füllen, die de Weck und Bleisch hinterliessen.

Kann man das noch steigern? Schwierig, aber die SoZ probiert’s. Mit einer Seite über Isabel Pfaff. Nichts gegen die Schweiz-Korrespondentin der «Süddeutschen Zeitung». Wobei man sich natürlich fragt, wieso die SZ so jemanden überhaupt noch braucht, wo doch der «Tages-Anzeiger» fast alles aus München übernimmt und auch seinen bescheidenen Inhalt dort gerne anbietet. Aber item, Pfaff will nun «Bärndütsch» lernen. Wahnsinn, ein Vorhaben, an dem auch die meisten Zürcher, Basler oder St. Galler scheitern würden. Ohne dass die SoZ darauf eine Seite verschwendete (hoffentlich).

Und was den Leser ungefähr gleichstark wie die Beziehungsproblem von Adilji interessiert. Aber Frau ist immer und überall gut, auch hier: «Die Frauen sind auch am Berg keine Anhängsel der Männer mehr». Das beruhigt ungemein, dass sie nicht mehr wie die Eselin davor stehen und anschliessend als Anhängsel von Männern auf die Bergspitze geschleppt werden müssen.

Aber dann reitet Rutishauser nochmals sein Lieblingssteckenpferd: die grosse Wirtschaftsstory. Also die kleine Story, ob vielleicht nicht CS und UBS fusionieren sollten. Gähn mit grossem, dafür völlig aussagelosem Foto nach SoZ-Art:

Zwei Männer starren dich an, lieber Leser. Mach was draus.

Sehr bitter ist dann, dass das Interview mit Peter Sloterdijk beweist, dass selbst dieser Grossdenker manchmal schwächelt und uninteressante Meinungen vertritt. Zu seiner Entschuldigung kann man vielleicht anführen: wer von Andreas Tobler interviewt wird, hat’s natürlich nicht leicht, einen klaren Gedanken zu fassen und zu formulieren.

Dann haben wir einen Meinungsbeitrag zum Thema: Trend, komm heraus, du bist umzingelt:

Kleiner Tipp: ein Trend, selbst ein Retro-Trend, sollte etwas Neues sein. Nicht etwas Altes, Gewohntes, Gewöhnliches. Und so hübsch die Sardinendosen, die eigentlich Sardinenbüchsen sind, auch von aussen daherkommen: ihr fetttriefender, grätiger Inhalt mit ungeniessbarem Kopf und Schwanz, na ja.

Und eine leicht lösbare Quizfrage zum Schluss: Darf der Berichterstatter über Tourismus in Montenegro vielleicht seiner Meinung Ausdruck verleihen, dass es dort eher beschissen sei? Die Antwort liefert die Fussnote seines völlig objektiven und nach rein journalistischen Kriterien abgefassten Artikels: «Diese Reise wurde unterstützt von One & Only und Luxury Dreams». Da muss es reiner Zufall sein, dass das Luxushotel der «One and Only Resorts» als einziger Geheimtipp vorkommt, allerdings nicht wirklich für jeden geeignet («in der Hauptsaison steigen die Preise auf über 1000 Fr.» Pro Nacht im Doppelzimmer.).

Vielleicht ist es ein erstes Anzeichen von altersbedingter Erschöpfung, aber nach dieser Überdosis Meinungskrampf war ZACKBUM zu ermattet für weitere Sonntagszeitungslektüre. Da haben NZZaS und SoBli Glück gehabt. Denn anscheinend hat Gieri Cavelty wieder ein «Editorial» geschrieben …

 

 

Geschützte Werkstatt

Auch nebelspalter.ch unterliegt dem Fluch der Mäzene.

Wer ein Polster von ein paar Millionen Franken einsammelt, um dann loszulegen, hat eine gewisse Narrenfreiheit. Das tut meistens nicht gut.

«TagesWoche», «Republik», «bajour», ein hübsches Polster verleitet zu allerlei Narreteien. Das gilt auch für nebelspalter.ch. Wie Verleger und Chefredaktor Markus Somm und Geschäftsführer Christian Keller im ersten grossen Interview auf persoenlich.com einräumen, muss nach 20 Monaten kräftig auf- und umgeräumt werden.

Wie auch ZACKBUM mehrfach bemängelte, waren hier nicht besonders Internet affine Herren in die Fänge eines Luftikus geraten, der ihnen nicht nur eine proprietäre CMS-Lösung aufs Auge drückte, sondern auch noch als Geschäftsführer und als Inserateverantwortlicher versagte.

Wir liessen die sogar mal von zwei Cracks analysieren und wären auf eine Reaktion aus dem Hause Nebelspalter gespannt gewesen, denn die Webseite war ein Desaster. Leider war da dann nix.

Einen eigenen Maschinenraum basteln, wie das auch die «Republik» tat, das ist bei einem ausreichenden Angebot von Open-Source-Programmen arroganter und teurer Wahnsinn. Eine harte Paywall hochzuziehen und an ihr festzuhalten, auch. Beinahe werbefrei erscheinen ebenfalls. Und schliesslich nicht auf den Namen Somm setzen, sondern ausgerechnet ein traditionelles Satire-Magazin im Print weiterzuführen und im Internet neu aufzustellen, das war auch Wahnsinn.

Im Interview bestätigen die zwei die von ZACKBUM schon im Mai genannte Zahl von rund 4000 Abonnenten. Das ist ein radikales Minderheitenprogramm, das keinesfalls dem Aufwand entspricht, der dafür betrieben wurde. Schon die Werbekampagne reihte sich in die untauglichen Versuche ein, Aufklärung für Corona zu betreiben oder gute Stimmung für das Milliarden-Subventionspaket für reiche Verlegerclans zu machen. Sie war ein Totalflop.

Zudem ist der nebelspalter.ch verschlossen wie eine Auster, wenn es um die Beantwortung von Fragen geht. Nach mehreren Versuchen hatte ZACKBUM aufgegeben.

Nun aber wird das grosse Aufräumen angekündigt. Die Payroll wurde bereits dramatisch verkleinert. Nun wird die Webseite neu aufgesetzt («wir werden alles neu machen»). Das bedeutet mit anderen Worten: Die Unsummen, die ins eigene CMS gesteckt wurden, waren rausgeschmissenes Geld. Der Hersteller des alten CMS, Geschäftsführer und Inserateverantwortliche musste gehen, taugliche und untaugliche Mitarbeiter ebenfalls.

Das wurde teilweise eher ruppig inszeniert; man hatte sowieso den Eindruck, dass sich vor allem Somm eher in einer geistigen Wagenburg befand und sowohl übel- wie gutmeinende Ratschläge abtropfen liess. Es soll zu eher chaotischen Szenen innerhalb der Redaktion gekommen sein, wie die berühmten Insider berichten.

Sicherlich rudert jedes Start-up am Anfang, sicherlich macht man Fehler, sicherlich kann man daraus lernen. Aber Start und Performance des Internet-Nebi waren bislang ein gigantischer Fehler. Dabei sind genügend Medienkenner an Bord. Aber Internet ist eben nicht das Gleiche wie Print, das mussten schon manche schmerzhaft merken.

Wenn man sich dann noch einen Auftritt und eine Paywall und ein CMS und eine Werbefreiheit aufschwatzen lässt, ohne sofort den Stecker beim Verantwortlichen zu ziehen, dafür die Payroll aufbläht, dann würde man normalerweise auf dem Friedhof der doch nicht so guten Ideen landen.

Aber aktuell zeigen gleich drei Beispiele, dass man als Untoter problemlos weiterleben kann. Wenn man zwar im Koma liegt, aber künstlich beatmet wird und immer wieder eine Geldspritze verpasst bekommt.

Es ist allerdings von aussen nach wie vor schwer zu entschieden, welcher der drei Versuche – «bajour», «Republik» oder nebelspalter.ch – der überflüssigste ist. «bajour», über das wir uns wirklich auch nicht mehr äussern wollen, ist sicherlich der peinlichste, inkompetenteste und irrelevanteste. Die «Republik» wird wohl dank Mäzenen, die schliesslich immer noch die leise Hoffnung haben, ihre Darlehen vielleicht mal wieder zurückzukriegen, weiterhin als Zombie durch die linke Glaubensblase wanken.

Nachdem nebelspalter.ch nach 20 Monaten einen veritablen Neustart versucht, ist immerhin eine gewisse, wenn auch verlangsamte Lernfähigkeit zu konstatieren. Allerdings: neben allen Formalien und Internetgebräuchen ist halt schon etwas anderes das Wichtigste bei jedem Medium. Der Inhalt, oder neudeutsch der Content.

Da ist nebelspalter.ch trotz gewaltigen Schreibanstrengungen von Somm und den wenigen verbleibenden Getreuen wie Feusi eher schwach auf der Brust. Gäbe es Philipp Gut nicht, der freundlicherweise gelegentlich einen Primeur und Aufreger dort deponiert, wäre der nebelspalter.ch kein einziges Mal in den übrigen Medien erwähnt worden. Sicher, denen passt die ganze Richtung nicht. Aber wenn ein Knaller produziert wird, müssen sie wohl oder übel darauf anspringen.

Dann wünschen wir gutes Gelingen beim Neustart. Und weisen diskret darauf hin, dass das in den mehr als zwei Jahren der Existenz von ZACKBUM noch nie nötig war. Wir haben ein völlig ausreichendes CMS mehr oder minder von der Stange. Wir haben einmal ein wenig Geld für ein Erscheinungsbild samt Logo ausgegeben. Und wir sind vor allem schlank aufgestellt. Deshalb gibt es hier keinen Grund, irgend etwas zu ändern oder zu verbessern. Ausser natürlich die Tippfähler.

Aber es gibt genügend Leser, die die uns genüsslich um die Ohren schlagen. Diesen Spass wollen wir denen doch nicht verderben.

Sie ist eine Echse!

Die «Republik» glaubt an Science Fiction.

Man sieht doch das Böse im Gesicht dieser Frau. Oder nicht? Angeblich soll es sich um die Schauspielerin Jane Badler handeln. Offenbar erinnern sich einige Mitarbeiter der «Republik» an die SciFi-Serie «V – die ausserirdischen Besucher kommen». In den 1980er-Jahren erschreckte dieses Weltraummärchen so manchen Zuschauer.

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Die Story: über der Erde erscheint eine Flotte von UFOs. Die Besatzung behauptet, man käme in friedlicher Absicht. Das humanoide Aussehen der Ausserirdischen täuscht aber. In Wirklichkeit haben sich eklige Reptilien so verkleidet, und diese Kommandantin Badler wird dabei beobachtet, wie sie gelegentlich eine Maus verspeist – die sie mit ihrer gespaltenen Reptilienzunge fängt. Brr.

Badler, immer noch mit Maske, im Jahr 2014.

Ein Redaktor der «Frankfurter Rundschau» erinnert sich schreckensbleich an sein TV-Erlebnis als Jugendlicher: «Die Aliens im feschen Dress verstehen sich gut auf das Manipulieren der Medien, gründen gar eine Jugendorganisation, reißen immer mehr Menschen in ihren Bann, die die Besucher und ihr Symbol frenetisch feiern.»

Aber glücklicherweise entsteht auf der Erde tapferer Widerstand, ihr an Hauswände gespraytes «V» für Victory wird zum Symbol der menschlichen Resilienz gegen solche Verführung.

Daran haben sich offensichtlich die Verschwörungstheoretiker von der «Republik» erinnert. Das Organ zur Rettung der Demokratie eröffnet nochmals den Kampf gegen Raubreptilien. Genauer gegen Menschen, die an solche Reptilien glauben. Und gegen Menschen, die sie daran glauben lassen wollen. Vielleicht wird diesmal der Buchstabe R an Wände gesprayt. R wie Reptilien. Wie Resilienz. Wie «Republik».

Das ist die dialektische Weiterentwicklung des Serien-Plots. Dank der «Republik» wissen wir nun, dass finstere Verschwörer wie Roger Köppel, Markus Somm oder Stefan Millius den Glauben an solche Echsenmenschen befördern. Nicht etwa jeder für sich. Sondern alle zusammen ziehen da am gleichen, nun ja, Echsenschwanz.

Am Schluss dieser abstrusen Behauptung will die «Republik» noch einen Funken Hoffnung versprühen, nachdem sie den schreckensbleichen Leser auf eine zweiteiligen «Reise ans Ende der Demokratie» mitgenommen hat. Aber immerhin, Echsen müssten sich gelegentlich häuten, weiss die «Republik». Lasst uns also Ausschau halten nach Reptilienhäuten in der Umgebung dieser Verschwörer.

Allerdings hat das Hauptquartier der Reptilienrecherche für den riesenlangen Riemen über angeblich konspirierende «Infokrieger» zwar rund 30 namentlich genannte Reptilien-Verführer und ein gutes Dutzend ihrer Organe denunziert, dafür aber lediglich mit einem einzigen solchen Krieger gesprochen.

Wieso wiederholen wir das? Ganz einfach: damit hat die «Republik» die Reise ans Ende des Journalismus absolviert. Ihre früheren, geplatzten Versuche, mit angeblichen Skandalen Aufmerksamkeit zu erregen, ihre Drohungen mit Selbstmord, das ist alles Pipifax im Vergleich zu diesem brüllenden Wahnsinn.

Journalismus hat als Fundament Glaubwürdigkeit und Vertrauen. Das erwirbt man sich, indem man anständig, so faktentreu und so akkurat wie möglich berichtet. Dabei sorgfältig auf eine Trennung von Faktenbeschrieb und Kommentar achtet. Zum Anstand gehört auch, namentlich Kritisierten und Denunzierten die Möglichkeit zur Replik zu geben.

Wer all das nicht tut, hat sich von der Welt des ernstzunehmenden Journalismus verabschiedet. Damit wurden schon wieder viele Millionen zum Fenster rausgeschmissen. Damit ist die «Republik» zu einem Sektenorgan für gläubige Haltungsmenschen verkommen, die keine «Expeditionen in die Wirklichkeit» lesen wollen, sondern fiktionale Märchenerzählungen, wo die Welt hinter Wille und Wahn verschwindet.

Kein Anlass für Frohlocken, denn das ist ein Trauerspiel.

Wumms: Markus Somm

Damit verabschieden wir uns von der Berichterstattung über den verpeilten Historiker.

Das Blatt, von dem er Chefredaktor ist, lesen im Schnitt 4000 Nasen. Oder haben’s zumindest abonniert. Höchstwahrscheinlich aus Mitleid. ZACKBUM hat mehr Leser …

Aber Markus Somm darf weiterhin in der «SonntagsZeitung» unter Beweis stellen, dass er sich nicht nur bis heute für seine linke Vergangenheit schämt, sondern der Meister der schrägen Geschichtsvergleiche ist.

Neuster Streich: «Wer sich aber gleicht, ist Kissinger & Co. und Neville Chamberlain, der glücklose britische Premierminister, der in den 1930-Jahren die Politik des Appeasements erfand.» Da sei dem Brachialvergewaltiger historischer Fakten doch einfach die Lektüre von «München» empfohlen. Das sehr genaue Werk von Robert Harris wurde auch verfilmt, da versteht man dann die Zusammenhänge noch besser.

Womit hat sich denn der uralte Henry Kissinger diesen Vergleich eingehandelt? Er empfahl am WEF, realpolitisch zu werden und die Annektion der Krim sowie des Donbass plus die Neutralität der Ukraine zu akzeptieren.

Oder in der Version von Somm: «Kurz, Herr Selenski, geben Sie endlich auf», sei der Ratschlag dieser Appeaser. Wahrscheinlich mag Somm den grossen deutschen Stückeschreiber Bertolt Brecht auch nicht besonders. Aber ein Zitat zum Thema des grossen Dialektikers könnte er sich hinter die Ohren schreiben:

«Das grosse Karthago führte drei Kriege. Nach dem ersten war es noch mächtig. Nach dem zweiten war es noch bewohnbar. Nach dem dritten war es nicht mehr aufzufinden.»

König Pyrrhos I soll 279 v.u.Z. nach einer Schlacht gesagt haben: «Noch so einen Sieg über die Römer, dann sind wir vollständig verloren.» Vielleicht hätte hier ein guter Rastschlag auch Schlimmeres verhindern können.

Aber der Vorteil eines Historikers ist ein doppelter. Er kann beliebig mit den historischen Fakten spielen. Und er ist in keiner Form für seine Ratschläge verantwortlich zu machen. Allerdings: Irgendwann wird’s dann einfach zu blöd.

Somm, der Anti-Leninist

Die grössten Kritiker der Elche waren früher selber welche.

Ihr freiwilliger Beitrag für ZACKBUM

Markus Somm hat einen weiten Weg ideologisch zurückgelegt. Von linksaussen nach rechtsaussen. Das ist sein gutes Recht. Meinungen und ideologische Positionen darf man ändern. Es gibt nichts Schlimmeres als das Politikerwort: «Ich habe schon immer gesagt.»

Nun haben Renegaten es so an sich, dass sie übertrieben oft und massiv auf das einschlagen müssen, was sie früher einmal lobten oder bewunderten. Und welcher Linke bewunderte nicht den Geniestreich Lenins, mit einer Handvoll Revolutionären aus der Schweiz nach Russland zu reisen und dort die erste sozialistische Revolution der Welt durchzuführen.

«Gestern wäre es zu früh gewesen, morgen ist’s zu spät.» Es ist nicht sicher überliefert, ob er das wirklich sagte. Aber es war unbezweifelbar ein politischer Geniestreich. Die wenigen Jahre, die ihm blieben, verbrachte Lenin mit ständigem Lernen und dem Führen eines Überlebenskampfs der von allen Seiten bedrängten Revolution.

Die Fahrt im plombierten Wagen durch Deutschland ging in die Geschichte ein; Historiker Somm ordnet ein: «Wenn es ein Ereignis gibt, das bis heute Europa heimsucht, dann die Russische Revolution von 1917. Was die Deutschen beförderten, um zu siegen, führte sie selbst ins Elend.»

Bevor er diese schräge Geschichtsthese weiter ausführt, erinnert er sich an seine eigenen Ausflüge an die Spiegelgasse in Zürich und sieht die Gedenktafel dort mit heutiger Brille:

«Seltsam, weil auffällig neutral, wenn nicht ehrerbietig gehalten – wenn man bedenkt, dass hier an einen der Massenmörder der Weltgeschichte erinnert wird, der nicht nur sein eigenes Land ins Unglück geführt hat, sondern die ganze Welt

Dann bricht er nochmals den Stab über das, was für Linke die grosse Oktoberrevolution war und ist:

«Es gibt wenige Ereignisse, die so verheerende, so tödliche, so weitreichende Folgen hatte wie die Russische Revolution. Rund 100 Millionen Tote weltweit. Der Ruin Russlands. Die Russische Revolution destabilisierte nach dem Ersten Weltkrieg halb Europa, insbesondere Deutschland und die osteuropäischen Länder. Indirekt bereitete sie damit auch dem Zweiten Weltkrieg den Weg (weitere 60 Millionen Tote).»

Welch ein einäugiger Blick durch eine dunkle Demagogenbrille, typisch für Renegaten. Welche Zustände vorher im zaristischen Russland herrschten, welche dekadente, unfähige Schicht von Fürsten und Grossgrundbesitzern an der Macht war, in welchem Elend die Bevölkerung lebte, mit welcher Unfähigkeit adlige Kommandeure ihre Truppen ins Gemetzel schickten, also schlichtweg: welche Ursachen die russische Revolution hatte, das ist dem Historiker Somm scheissegal.

Aber er hat sich erst warmgelaufen, nun nimmt er sich seines ehemaligen Idols an. Lenin, der «Opportunist», sogar mitschuld am Ukrainekrieg (und indirekt am Zweiten Weltkrieg). Lenin, der «Grossverbrecher». Und wer ist an ihm schuld? Der Zar, das Elend in Russland, der degenerierte Adel? Nein, «vor allen Dingen die kaiserliche Regierung des damaligen Deutschen Reiches. Lenin war ihr Mann. Die kommunistische Revolution war ihr Werk.»

Fritz Platten, deutsche Politiker, die Zugfahrt, die Ankunft in St. Petersburg: «Unversehens nahm er sein Zerstörungswerk auf.» Das fiel allerdings nicht so wirklich in einem zerstörten und zerrütteten Russland auf. Aber schliesslich:

«Lenin, der scheinbar nützliche Idiot, stellte sich als jener heraus, der die Deutschen wie Idioten aussehen liess. Er wusste es besser: «Es gibt keine Moral in der Politik. Es gibt nur den Zweck. Ein Schurke kann für uns von Nutzen sein, nur weil er ein Schurke ist.»»

Mit dieser Erkenntnis stand Lenin ganz alleine in der Politik da. Und die Deutschen waren nach Somm Idioten, weil nach der russischen Revolution auch in Deutschland zumindest der Versuch einer Revolution unternommen wurde. Woran auch Lenin schuld war, nicht etwa der grössenwahnsinnige Kaiser, seine blutsaufenden Generale und ein verlorener Angriffskrieg. Lenin als Produkt einer deutschen Intrige zwecks Destabilisierung des Kriegsgegners Russland. Diese Gähn-These wurde schon mindestens so häufig wie die Dolchstosslegende behauptet.

Geschichte wird immer umgeschrieben – mal schlau, mal blöd

Jedem ist es freigestellt, die Geschichte neu umzupflügen. Das passiert insbesondere in Deutschland häufig im Zusammenhang mit den beiden Weltkriegen. Die «Dolchstosslegende» nach dem Ersten Weltkrieg des deutschen militärisch-industriellen Komplexes, um von der Verantwortung von herrschender Klasse und Militär für die Niederlage abzulenken. Dann die notorischen Versuche, den Überfall von Hitler-Deutschland auf die UdSSR zu einem Präventivschlag umzulügen.

Und nun noch der spätberufene Somm, der Lenin als Wurzel allen Übels entdeckt. Nach marxistischer Auffassung sind Klassenkämpfe der Motor geschichtlicher Entwicklungen, und Revolutionen ihre Lokomotive. Individuen sind Charaktermasken im Dienste ihrer Klasse, deren Bedeutung von der bürgerlichen Geschichtsschreibung grob überschätzt würde. Berufsrevolutionäre wie Lenin stellen sich dabei in den Dienst des Proletariats.

Selbst die SP hing dieser Auffassung an, bis sie von Opportunisten und Karrieristen gekapert wurde. Und Somm soll in seinen Jugendjahren sogar mit dem Trotzkismus sympathisiert haben, war Mitglied der GSoA und galt später als Sozialdemokrat ohne Parteibuch.

Was treibt diesen Mann um?

Wieso er allerdings öffentlich noch viele Jahre später sich selber Abbitte leisten muss, und das erst noch in der Halböffentlichkeit eines «Nebelspalter»-Memo, das lässt sich wohl nur psychoanalytisch erklären.

Er nimmt dabei in Kauf, sich seinen Ruf als Historiker zu bekleckern und Ansichten zu formulieren, die nicht weit von Verschwörungstheorien entfernt sind. Auf jeden Fall stehen sie denen näher als der historischen Wirklichkeit.

Die Vergangenheit ist nicht tot. Sie ist nicht einmal vergangen. Seit es Geschichtsschreibung gibt, wird sie immer wieder aufs Neue umformuliert, umgeschrieben, den jeweils herrschenden Narrativen angepasst. Ganz einfältige Historiker tragen ihre Ansichten und Vorurteile in die Geschichte hinein und vermelden triumphierend, dafür angebliche Belege und Beweise gefunden zu haben.

Das ist ein sehr erkenntnisfreies Tun, das nichts zur Aufklärung beiträgt, höchstens zur Gefahr, aus mangelnder Einsicht die Geschichte wiederholen zu müssen. Ob sich Somm noch an diesen Satz von Karl Marx erinnert?

«Hegel bemerkte irgendwo, dass alle grossen weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen sich sozusagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce.»

Auf die Geschichtsschreibung angewendet, ist Somm dann aktuell die Farce, nach seiner jugendlichen Phase, die er rückblickend als Tragödie empfindet.

 

 

 

 

 

 

Nebi: erschütternd wenig Abos

Exklusiv: Insider enthüllen die Abo-Zahlen des «nebelspalter.ch»

Seit etwas mehr als einem Jahr gibt es den neuen «nebelspalter.ch». Seit mehr als einem Jahr erscheint er faktisch werbefrei. Seit mehr als einem Jahr gibt er keinerlei Zahlen bekannt. Abonnenten, Einschaltquote, Einnahmen? «Kein Kommentar», sagt Chefredaktor Markus Somm routiniert.

Zwei voneinander unabhängige und mit der Materie vertraute Quellen haben ZACKBUM gegenüber die Zahl der Abonnenten enthüllt. Sie ist besorgniserregend. Es handelt sich um durchschnittlich 4000.

Da «nebelspalter.ch» konsequent seinen Inhalt hinter einer Bezahlschranke versteckt (erst seit Kurzem gibt es ein Schnupper-Abo), entsprechen die 4000 Abonnenten auch den Lesern.

 

Das ist erschreckend. Das bedeutet, dass monatlich rund 60’000 Franken reinkommen. Werbeeinnahmen null. Demgegenüber steht eine aufgeblasene Payroll. Selbst nach dem grossen Köpferollen vor Kurzem, als endlich auch der völlig unfähige Geschäftsführer gefeuert wurde, besteht die Redaktion noch aus 9 Nasen. Ob Ralph Weibel als Chefredaktor des Print-«Nebelspalter» oder der Kommunikationsberater Philipp Gut wirklich dazugehören, sei dahingestellt. Dazu kommen noch 14 «ständige Mitarbeiter und Kolumnisten», sowie der «Geschäftsführer» und, nobel, eine «Assistentin der Chefredaktion».

Die monatlichen Ausgaben dürften sich locker auf rund 200’000 Franken läppern. Bei Einnahmen von 60’000. Man rechne.

Erschwerend kommt hinzu, dass es geradezu an absichtliche Verweigerung grenzt, wenn ein Online-Organ, das Werbung eigentlich mit weit gespreizten Beinen entgegennehmen möchte, nach einem Jahr werbefrei erscheint. Das ist unfassbar.

Eigentlich tödlich ist, dass es dem Nebi nach einem Jahr nicht gelungen ist, mehr als 4000 Nasen zum Abschluss eines Abos zu bewegen. Das bedeutet, dass der Neugier-Faktor des Beginns restlos aufgebraucht ist und allerhöchstens die Abgänge teilweise kompensiert werden. Zum Start hatte der Nebi dank Werbekampagne und Neugierfaktor sicherlich mehr als 4000 Abonnenten. Was bedeutet, dass es nicht gelungen ist, die Leserbasis zu verbreitern – oder zu halten.

Womit wir beim zentralen Problem angelangt sind. Der Nebi hat in diesem ganzen Jahr nie einen Primeur gelandet (abgesehen von einem Geschenk Guts). Der Nebi hat es nicht geschafft, in anderen Medien zitiert zu werden. Der Nebi hat es nicht geschafft, Artikel zu produzieren, die Pflichtlektüre sind. Wer sich selbst und alle anderen fragt, bekommt immer die gleiche Antwort: gibt es einen Artikel im Angebot, den  man unbedingt lesen möchte und dafür auch 15 Franken zahlen? Die Antwort ist nein. Zu  vorhersehbar, eintönig, von den ewig gleichen Autoren stammt der Content. Dazu Somm auf allen Kanälen und als Vielschreiber. Nicht immer sehr kompetent, aber eloquent.

Bei dieser Burn-Rate kann man ausrechnen, wann das eingesammelte Startkapital verbraten ist. Schlimmer ist, dass keinerlei Besserung zu erkennen ist. Im Gegenteil, viel zu spät wurde auf die Kostenbremse getreten. Aber durch das Feuern diverser Mitarbeiter wird der Content auch nicht besser.

Das fundamentale Problem scheint aber zu sein: weder Somm, noch der alte wie der neue Geschäftsführer, noch der Verwaltungsrat haben auch nur die geringste Ahnung, wie Internet funktioniert; wie man Einkommen generiert, wie man sich ins Gespräch bringt.

Was sagt Chefredaktor Somm zu diesen Abozahlen? Nein, das wird kein Intelligenztest. «K.k., kein Kommentar».

Also steht zu vermuten: die Beerdigung wird in aller Stille stattfinden.

Wumms: Markus Somm

Rechnen: ungenügend. Geschichte: setzen.

Historiker Markus Somm hat’s nicht so mit den Zahlen. Das merkt man am Geschäftsverlauf beim «Nebelspalter». Bzw. man merkt es nicht, weil auch nach einem Jahr keine einzige Zahl das Licht der Welt erblickt hat. Leser, Abonnenten? Einschaltquote? Entwicklung? Nix, nix, nix und nix.

Auch bei grossen Zahlen ist Somm etwas verloren, wenn er über die Hintergründe der Siegesfeier der Sowjetunion (heute Russland) über Hitlerdeutschland berichtet:

«Zwar stellten sich ihnen 3 Millionen sowjetische Soldaten entgegen, sie besassen 11 000 Panzer und 9000 Flugzeuge.
• Doch die Russen waren chancenlos. Allein in dieser Anfangsphase verloren sie fast 5 Millionen Soldaten.»

Das war natürlich dramatisch; auf 3 Millionen 5 Millionen Verluste, phänomenale Wiederauferstehung.
Auch historisch ist Historiker Somm nicht ganz sattelfest. Er will die unbestreitbaren Leistungen und Anstrengungen der Sowjetunion im Kampf gegen den Hitlerfaschismus verkleinern:
«In den kommenden vier Jahren diente der Westen der Sowjetunion als Arsenal. Es war unerschöpflich. Die Russen erhielten vom Westen jede Art von Rüstungsgütern, Munition, Bomben und Granaten

Also führte die UdSSR eigentlich nur einen Krieg mit Leihwaffen, laut Somm. Dass es der Sowjetunion gelang, mehr Waffen als Deutschland herzustellen: wenn’s nicht ins Narrativ passt, lassen wir’s doch weg.

Immerhin legt er sich dann noch in die Kurve:
«Kein Land hat unter den Nazis mehr gelitten, kein Land hat mehr Opfer gebracht, um Hitler, das Monster, das uns alle bedrohte, niederzuringen:
• man geht von 20 Millionen Kriegstoten aus
• Das Land war nachher wirtschaftlich ruiniert»

Man geht zwar von mindestens 25 Millionen Kriegstoten aus, und das Land rappelte sich nach dem Vernichtungskrieg der Nazis mit einer ungeheuerlichen Anstrengung schnell wieder auf und wurde zur Militär-, Atom- und Weltraummacht.

Aber sonst stimmt alles.

Der Vielgerügte zum Nebi

Daniel Wahl ist Rekordhalter. 9 Rügen vom Presserat. Jetzt beim «Nebelspalter» an Bord.

Von Anfang an war der neue «Nebelspalter» online ein wenig die alte BaZ. Alle, die nirgendwo anders Fuss fassen konnten, scharten sich wieder um den ehemaligen BaZ-Chefredaktor Markus Somm.

Dominik Feusi, wiederauferstanden als «Feusi Fédéral». Serkan Abrecht, sogar David Klein darf ab und an Gift und Galle spucken.

Daniel Wahl hielt es noch länger bei der BaZ aus, die allerdings nicht mehr mit ihm. Im Dezember letzten Jahres wurde er Knall auf Fall freigestellt. Im Januar berichtete «bajour», dass Wahl eine weitere Rüge kassiert hatte und Chefredaktor Marcel Rohr ihn suspendierte. Daraufhin liess sich Wahl krankschreiben; wieder gesundet, ereilte ihn die Kündigung.

«Wir sind an einen Punkt gekommen, an dem ich ihn nicht mehr gegen aussen und gegen innen schützen kann», erklärte Rohr.

Diese Aufgabe scheint nun Somm übernehmen zu wollen. Nach 9 Rügen sieht es ganz danach aus, als ob er sozusagen als letztes Aufgebot einen Krawallmacher an Bord holt, damit der «Nebelspalter» endlich einmal in den übrigen Medien wahrgenommen wird.

Es steht zu vermuten, dass Wahl dann die zweistellige Zahl von Rügen erreichen wird. Falls der «Nebelspalter» noch solange existiert.

Spaltet den Nebel!

Wie geht’s dem Nebelspalter? Schwer zu sagen. Daher ein Experiment.

Der «Nebelspalter» online ist nun über ein Jahr am Markt. Normalerweise werden schon viel früher Zahlen bekannt gegeben. Resonanz, Single Visitors, Klicks, Page Impression, was auch immer. Aber doch nicht beim Organ, das sich für Transparenz einsetzt: «Wir hassen den Nebel und das Nebulöse.» Ausser bei uns selbst, müsste man ehrlicherweise hinzufügen.

Also kann man nur über Umwege herauszufinden versuchen, wie’s denn so geht. Ein Indiz ist das Inserateaufkommen. Das liegt auch nach einem Jahr bei nahe null. Eine Anpreisung der neuen Tournee von Marco Rima. Wenn dem Mitarbeiter und Quotenbringer der normale Tarif verrechnet wurde, wäre das mehr als unfreundlich. Obwohl der «Nebelspalter» von Advertorials über Sponsoring und Tags so ziemlich jede Werbeform anbietet, war monatelang tote Hose. Seit einiger Zeit verstaubt eine Reihe von Auto-Werbetexten auf der Homepage. Der jüngste von Anfang Februar, immer mit dem gleichen Autor.

Nicht gut.

Nach einem Jahr trennte sich der «Nebelspalter» Knall auf Fall von seinem Geschäftsführer und Werbeakquirierer, von dem man für teures Geld eine Insellösung als CMS eingekauft hatte – und sich damit bis heute völlig von ihm abhängig macht. Über die Qualität der Webseite gibt es vernichtende Urteile von Fachleuten …

Nicht gut.

Die Webseite ist immer noch weitgehend hinter der Bezahlschranke versteckt, obwohl nach einem Jahr nun zum ersten Mal ein Schnupperabo abgeschlossen werden kann. Zudem hat die Webseite diverse Redesigns hinter sich.

Nicht gut.

Unter «Redaktion» sind inklusive Chefredaktor Markus Somm 11 Angestellte aufgeführt. Wir haben alle angefragt, ob sie auch tatsächlich noch für den «Nebelspalter» arbeiten. Unter «ständige Mitarbeiter und Kolumnisten» sind 14 weitere Publizisten aufgereiht. Darunter auch der VR-Präsident Konrad Hummler. Wir haben auch sie angefragt, ob sie tatsächlich für den «Nebelspalter» ständig tätig sind.

Das Ergebnis ist ernüchternd. Von der elfköpfigen Redaktion geruhten nur 3 zu antworten. Einer mit einer Abwesenheitsnotiz, einer, dass er nur noch bis zum 1. Mai dabei sei, und einer, dass er «glaub’s» in diesem Impressum stünde. Von den 14 ständigen Mitarbeitern verfügen schon mal 8 über keine E-Mail-Adresse beim «Nebelspalter», von den übrigen mochten nur Konrad Hummler, Reto Brennwald und Gioia Porlezza ihre Tätigkeit bestätigen. Ein weiterer Mitarbeiter antwortete mit der bangen Bemerkung: «Mal sehen, wie lange noch …»

Nicht gut.

Gerne hätten wir Chefredaktor Markus Somm die Gelegenheit gegeben, sich hier zu einigen Fragen zu äussern. Ob es denn stimme, dass der neue Geschäftsführer, um gleich mal ein Zeichen zu setzen, fast alle festangestellten Mitarbeiter entlassen habe. Wobei sich sein Leistungsausweis auf das Führen einer munzigen Lokal-Onlineplattform beschränkt. Oder wann man zum ersten Mal Zahlen serviert bekommt; Abonnenten, Einnahmen, Ausgaben, Break-even, Finanzflussplanung, Perspektiven. Leider beliess es der sonst immer so um Aufklärung und Transparenz bemühte Somm bei einer sehr knappen Antwort: «kein Kommentar

Nicht gut.

Wumms: Markus Somm

Wenn ein Historiker die Geschichte umbiegt.

Da kaum jemand hinter der Bezahlschranke den «Nebelspalter» liest, versucht es Chefredaktor Markus Somm auf anderen Kanälen, zum Beispiel mit seinen «Memos». In Nummer 68 schreibt er unter anderem:

«Gleicht damit die Lage nicht der Situation in Afghanistan? Nachdem die Sowjets das Land 1979 überfallen hatten, um ein kommunistisches Regime in Kabul an der Macht zu halten, unterstützte der Westen den afghanischen Widerstand – mit Waffen, mit Material, mit Geheimdienstinformationen. Zehn Jahre lang bissen sich die Sowjets die Zähne aus, bis sie 1989 abzogen, ohne gewonnen zu haben. Fast 15’000 sowjetische Soldaten waren gefallen.»

Dass Russland die Ukraine überfallen hat, das ist genauso unbestreitbar wie die historische Tatsache, dass damals die UdSSR einem Hilferuf der afghanischen Regierung nachkam. Die Sowjetunion wollte das linke und sekuläre Regime (Bodenreform, Entmachtung der Oberschicht und der Clans, Bildung für alle) gegen die Mudschahedin unterstützen, reaktionäre und fundamentalistische Islamisten.

Durch die Unterstützung dieses «afghanischen Widerstands» züchteten die USA eine Generation von nicht nur fanatischen, sondern bestens ausgerüsteten Gotteskriegern heran.

Die zu Tode gefolterten Leichen des letzten Präsidenten
und seines Bruders wurden öffentlich zur Schau gestellt. 

Die nach dem Rückzug der UdSSR die Regierung massakrierten und unter Führung der Taliban einen grausamen, mittelalterlichen Gottesstaat errichteten. Als Treppenwitz der Geschichte versuchte die CIA später, die von ihnen gelieferten Stinger-Luftabwehrraketen zurückzukaufen – weil sie von islamistischen Terroristen gegen die USA selbst eingesetzt wurden.

Nach der damaligen Logik des Kalten Kriegs war der Feind meines Feindes mein Freund. So unappetitlich der auch sein mochte. Für breite Bevölkerungsschichten in Afghanistan, vor allem Frauen, war der Rückzug der UdSSR keinesfalls Anlass für Triumphgefühle.

Über all das huscht Historiker Dr. Somm hinweg, um sein Bild von der historischen Parallelität – Überfall Ukraine, Überfall Afghanistan – aufrecht zu erhalten.

Dabei ist es ein ahistorisches Zerrbild. Ein völlig untauglicher Vergleich.