Ach, Cavelty

Ein Chefredaktor schreibt sich ins Abseits.

Die Frage ist, ob Gieri Cavelty mit Araldit oder mit Uhu an seinen Sessel geklebt ist. Denn wer überlebt, dass ihm am Montag im Schwesterblatt «Blick» die Knöpfe reingetan werden, und sich der Verlag für einen von ihm verantworteten Artikel im SoBli entschuldigt (der dann auch elektronisch gelöscht wird), der sitzt fest.

Wer den «Impfgegnern totalitäre Züge» unterstellt und sie in die Nähe von Adolf Hitler oder Stalin rückt – dabei auch noch einen missliebigen Bundesrat mit falschen Behauptungen anrempelt –, der ist in seinen Stuhl gegossen und geschraubt.

Das liegt sicher auch daran, dass er ja nur besonders servil his master’s voice spielen möchte. Denn nun steht die Abstimmung über die Steuermilliarde für reiche Medienclans an, und sein Vordenker und oberster Chef Marc Walder hat schon das Seine dafür getan, dass das Referendum Erfolg haben wird.

Fehlt noch Cavelty. Der versucht’s in seinem Editorial so: «Tatsächlich wird der Widerstand gegen das Schweizer Mediengesetz vornehmlich von Publikationen befeuert, die polarisieren – und die ihr Geld nicht so sehr am Markt verdienen, sondern von der Unterstützung reicher Financiers aus dem rechten Lager leben. SVP-Doyen Christoph Blocher mischt seit den 1990er-Jahren als Geld- und Taktgeber in der Medien-Schweiz mit. Er und die Seinen versprechen sich vom Bankrott unliebsamer Konkurrenten einen politischen Vorteil.»

Himmels willen, Cavelty, zählen Sie die NZZ auch zu den Befeuerern? Welche «unliebsamen Konkurrenten» könnten denn Bankrott gehen? Die drei grossen Medienhäuser, die in den letzten Jahren über 3 Milliarden Franken Profit abwarfen, auch während Corona blendend verdienten? Tamedia und Ringier, die alleine durch das Zusammenlegen ihrer Handelsplattformen ihren Unternehmenswert im Milliardenbereich steigerten?

Wer lässt sich so eine Bankrotterklärung von Logo aufs Auge drücken?

Wird der Zuspruch zu dem neuen Mediengesetz nicht von Publikationen befeuert, die ohne Staatsknete noch mehr am Rande des Untergangs stünden? Wie «bajour», «Republik» & Co.? Und ist es dort nicht so, dass die ihrerseits von reichen Financiers aus dem linksliberalen Lager leben? Von reichen Erben, genauer gesagt?

Der Leser lacht schon lauthals, aber Cavelty hat ja noch vorgelegt:

«Das Bedürfnis nach verlässlichen Informationen und klarer Einordnung ist so gross wie lange nicht. Verlässlich sind und waren unsere Informationen schon immer, mit einem ruhigeren Layout schaffen wir nun auch optisch mehr Überblick.»

Verlässlich? Der SoBli? Verlässlich wie gelöschte Artikel, Entschuldigungen, verlässlich wie in der Hetze gegen einen Tennisspieler? Verlässlich mit Fotos, deren demagogischer Gehalt nicht zu unterschätzen ist?

Verlässlich wie ein Chefredaktor, der holzt, rempelt und keilt? Ist es nicht so: Wenn die Ablehnung der Medienmilliarde dazu führen könnte, dass der Ringier-Verlag von seinen 7 Chefredaktoren der «Blick»-Gruppe einen einspart, wäre damit nicht viel gewonnen?

 

 

Genderwahn

Anlagen mit Frauenpower für Frauen mit Frauen, bei Frauen? Bloss Werbesprüche.

Es dauerte eine Weile, aber inzwischen gibt es kaum mehr ein Produkt, dass nicht mit den Schlagwörtern «nachhaltig», «ökologisch», «aus fairer Produktion» wirbt. Wenn das stimmen würde, müsste es der Umwelt täglich besser gehen, der Klimawandel käme zum Stillstand, die Eisbären würden sich freuen und die Pinguine erst.

Karikatur von Greenpeace.

Selbstverständlich auch alle Kindersklaven in den Sweatshops von Bangla Desh und den Minen im Kongo.

Deutschlands «Grüne» haben sogar entdeckt, dass Atomstrom eigentlich grün und nachhaltig ist, alleine schon der CO2-Ausstoss ist ja sagenhaft klein.

Die Schweizer Linken entdecken ihre Liebe zu den Portemonnaies reicher Verlegerclans und wollen denen eine Steuermilliarde reinschrieben, damit ihre serbelnden Lieblingsprojekte auch ein paar Batzeli abkriegen. So wird das Greenwashing, das Etikettieren mit den richtigen Schlagwörtern, immer beliebter – und absurder.

Schon lange wurden die Randgruppen entdeckt. Auch schwule Pärchen waschen gerne mit dem richtigen Waschpulver, auch Alte (tolle Idee: «golden ager») sind sowas von aktiv, sportlich und dynamisch auf dem Hometrainer. Menschen mit dunkler Hautfarbe reinigen sich genauso gerne die Zähne wie Weisse, auch körperlich nicht den Idealmassen entsprechende Personen dürfen Werbung für Unterwäsche oder Badekleidung machen.

Schwules Paar in Migros-Werbung.

Natürlich muss auch die Mehrheit der Menschheit angesprochen werden

Das richtig gesetzte Gendersternchen, die obligatorische Verwendung eines Binnen-I und andere Vergewaltigungen der deutschen Sprache, um deren männliche Vorherrschaft zu brechen, das ist der eine Kampf.

Die Grossgruppe in der Gesellschaft muss auch und besonders bei Finanzdingen speziell betreut werden. Denn die sparsame Hausfrau verwaltet immer noch das Familienbudget, aber das ist ein so altes Klischee, pfui bäh.

Heutzutage will die erfolgreiche Businesswoman investieren, sich agil auf den Finanzmärkten bewegen, dazu auch noch Gutes für die Sache der Frau tun. Das ist die Zielgruppe von «elleXX». «Sinnvoll vorsorgen mit elleXX-3a». Denn der «sogenannte Pension Gender Gap» betrage sagenhafte 37 Prozent in der Schweiz.

Mit schwesterlichem Du wird frau aufgefordert:

«Das wollen wir zusammen mit dir ändern.»

Wie? «Mit der Vorsorgelösung elleXX 3a in Kooperation mit Vontobel und der Vontobel 3a Vorsorgestiftung sorgst du sinnvoll vor.»

Erstes kleines Problem: «elleXX» hat keinerlei Lizenzen für Geldgeschäfte, also muss die Plattform mit dem Slogan «close the gap» immer auf (männlich geführte!) Partner zurückgreifen.

Gemeinsam zum Erfolg stöckeln?

Besonders blöd ist das beim ins Feuer der Kritik geratenen Produkt aus der «elleXX Kollektion». Denn: «Frauenfreundliche und nachhaltige Finanzprodukte? Fehlanzeige. Keine Anlage konnte unsere Ansprüche erfüllen. Deshalb haben wir elleXX gegründet.»

Das ist, mit Verlaub, nicht ganz richtig. Natürlich gibt es solche Finanzprodukte.

elleXX empfiehlt Anfängerinnen ein nicht empfehlenswertes Produkt

Unternehmertum ist schön für die drei Gründerinnen und die Geschäftsführerin Patrizia Laeri. Nach diversen Flops wäre ihr ein Erfolg zu gönnen.

Nur ist der «ElleXX Gender Equality Basket», gefüllt von der Migros Bank und emittiert von der ZKB, zwar «elleXX approved», aber «laut Fachleuten für Frauen ohne Anlageerfahrung nicht zu empfehlen».

Kann stimmen, muss nicht stimmen.

Zu diesem vernichtenden Urteil kommt die nicht gerade für Frauenfeindlichkeit bekannte «SonntagsZeitung».

Kurz zum Technischen:  Es ist ein sogenanntes Tracker-Zertifikat auf einen Aktienkorb aus dreissig Firmen. Es wird ausdrücklich für Anfänger*Innen empfohlen, dem widerspricht ein zugegeben männlicher Finanzexperte in der SoZ: ««Aktiv gemanagte Fonds und Produkte, die sich auf ein bestimmtes Thema konzentrieren, produzieren höhere Kosten und bedeuten mehr Risiko für die Anleger. Daran verdienen nur die Anbieter», sagt der Finanzexperte Erwin W. Heri, Professor für Finanztheorie und Gründer von Fintool, einer videobasierten Internetplattform für Finanzausbildung.»

Gut, das mag nun der typisch männliche Blickwinkel sein, sexistisch, neidzerfressen, unterdrückerisch, nur daran interessiert, bei Finanzfragen die Herrschaft des Patriachats zu verteidigen.

Aber:

«Themenfonds sind Ergänzungen zu einem Portfolio und weniger geeignet für Einsteigerinnen. Frauen, die noch keine Erfahrung haben mit Anlegen, würde ich von so speziellen Produkten abraten.»

Das sagt Olga Miler zu diesem elleXX-Produkt. Verräterin an der Sache der Frau? Sie ist Gründerin und Mitinhaberin der Finanzcoachingplattform «Smartpurse». «ElleXX» bietet Finanzkurse für Frauen an. Durchgeführt von – «Smartpurse».

Es gibt jede Menge Anbieter …

Es gibt keine geschlechtsspezifischen Anlagestrategien

Darf man da von typisch weiblicher Unentschiedenheit sprechen? Einerseits, andererseits? Dafür und dagegen, zuerst mal ein wenig Shopping, dann ein Cüpli? Nein, das wäre sicherlich eine sexistische Kritik.

Die realistische ist aber: aktiv gemanagte Fonds verursachen in Zeiten von Nullzinsen viel zu hohe Kosten. Beim «elleXX»-Produkt über 1 Prozent. Laien wie Anfängern, die ihr Risiko streuen möchten, sind nur ETF zu empfehlen. Das sind nicht-gemanagte Fonds, die automatisiert bestimmte Indizes abbilden und für eine Gebühr von 0,3 Prozent oder weniger zu haben sind.

Zudem sind eng und nach willkürlichen Vorgaben gestreute Fonds (das Migros-Produkt enthält nur 30 Werte, alle ausserhalb der Schweiz) risikohafter als breit gestreute.

Schliesslich gebe es «ein grosses Angebot an sogenannt nachhaltigen ETF, zum Beispiel auf der Plattform JustETF», zitiert die SoZ Thorsten Hens, Professor für Finanzwirtschaft an der Universität Zürich, «so investieren etwa die Gender-Equality-ETF von UBS oder Lyxor in 100 respektive 151 verschiedene Aktien und streuen das Risiko besser. Und dies bei viel tieferen Gebühren von 0,2 bis 0,3 Prozent pro Jahr».

Gut, der Autor des Beitrags Armin Müller ist auch ein Mann, vorausgesetzt, er hat noch nicht von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, sein Geschlecht auf dem Amt zu ändern. Aber der Gewinn ist auch männlich, genau wie der Verlust.

Die Klage ist hingegen weiblich, und genau diese hat Laeri gegen einen Kritiker eingereicht. Hat der sachlich falsch berichtet? Nun, «sexistisch und herabwürdigend». So kann man’s auch sehen.

Klare Kennzeichnung als Werbung. Echt jetzt?

Wie wehrt sich Laeri nun gegen die Vorwürfe von Fachleuten? Mit einem ganz merkwürdigen Argument: Ihr Unternehmen selbst habe «das Produkt nicht beworben». Denn: «Die Produkteseiten auf unserer Homepage sind Werbung und als solche klar gekennzeichnet.»

Schauen wir uns mal die klare Kennzeichnung an. Auf der Seite «Produkte» böllert in der Mitte:

Nichts von klarer Kennzeichnung von Werbung. Wir nehmen die Lupe hervor und schauen oben links hin:

Da ist doch ein violettes Bälkchen. Wollen wir das als «klare Kennzeichnung» durchgehen lassen? Wir wären versucht, aber sobald man die Seite um ein paar Millimeter hochscrollt, was auch nötig ist, um die «elleXX Kollektion» zu entdecken, sieht’s dort so aus:

Schwups, weg ist die klare Kennzeichnung. Man mag uns einen männlichen Blickwinkel vorwerfen, aber «klare Kennzeichnung» ist für uns was anderes

Hilfe, mein Papagei onaniert!

Diesmal zum Thema: Schon wieder tritt ein VR-Präsident der Credit Suisse ab. Ho, ho, Horta.

Die SDA formuliert mit der Zurückhaltung, die sich für eine Newsagentur gehört. Daher übernehmen viele Medienorgane (Pluralismus, Vielfalt) den SDA-Ticker und ergänzen da und dort.

Daher kann zum Beispiel das Fachblatt «Handelszeitung» die Meldung mit «sda/mbü» zeichnen. Sieht doch gleich viel kompetenter aus.

Etwas geheimnisvoller lautet der Autorenname bei der Meldung von srf.ch: «srf/lin;harm». Ähnlichkeiten mit der SDA-Meldung sind sicherlich rein zufällig und nicht beabsichtigt. Das gilt auch für watson.ch, wo eine Salome Woerlen in die Tassen gegriffen hat. Philipp Löpfe ist auch immer unpässlich, wenn’s wo kracht.

«Cash» online vertraut hingegen auf den Wirtschaftsticker AWP, ebenfalls nicht auf eigene Kräfte. CH Media beschallt via seine 21 Blätter die Deutschschweiz einheitlich mit einem Artikel von André Bisseger, der sich seinerseits auf «Material von der DPA» stützt.

Tick, tick, Ticker

Bluewin.ch, das zu den einschaltstärksten News-Plattformen in der Schweiz gehört, lässt es bei der abgespeckten SDA-Version bewenden. «nau.ch» vertraut ausgewogen auf DPA und SDA.

Der «Blick» hingegen bietet immerhin drei eigene Kräfte auf. Den Noch-Wirtschaftschef Guido Schetti, Daniel Kestenholz und Ulrich Rotzinger hauen fast 5000 A ins Netz.

Und der zweite Grosskonzern der gepflegten Eigenleistungen und des Qualitätsjournalismus? Tamedia braucht zunächst mal eine Schrecksekunde, bis dann – gekonnt ist gekonnt – der SDA-Ticker von «chk» verwedelt, Pardon, veredelt wird. Leider ist das Kürzel im Impressum nicht ausgewiesen.

Natürlich lässt die NZZ einen Redaktor ans Gerät, der aber auch nicht viel mehr als die SDA zur Erkenntnis beitragen kann. Wie immer erfrischend ist hingegen Lukas Hässig auf «Inside Paradeplatz»*, da wird die gesamte CS-Führung, insbesondere der für die Personalpolitik zuständige Severin Schwan, kräftig abgewatscht.

Prioritäten setzen

Nun ist es vielleicht ein wenig bedeutender für die Schweiz, was mit ihrer zweitgrössten Bank, «too big to fail», also notfalls dem Steuerzahler aufs Portemonnaie fallend, passiert. Im ersten Anlauf bis Montagmittag haben die vielfältigen Medien – ohne alle Kopien extra hinauszuzählen – rund 75 Artikel zum Thema publiziert. Die meisten stützen sich dabei auf die Gerüste von Nachrichtenagenturen im Abonnement.

Am gleichen Tag erschienen fast doppelt so viele Meldungen – 141 – zu Novak Djokovic. Obwohl der bereits abgereist ist und die Affäre weitgehend beendet. Nimmt man die Zeit seit Beginn des Schlamassels, gibt es fast 3000 Treffer zu ihm in der Mediendatenbank SMD.

1347 beschäftigen sich im weitesten Sinn – inklusive Börsenmeldungen – mit der CS. Das nennt man eine glasklare, kompetente Prioritätensetzung.

Einordnung, Analyse, Auswahl, die wenigen verbleibenden Kräfte werden dafür benützt, wichtige Themen schwergewichtig zu behandeln. Die CS ist ein sehr schwergewichtiges Thema.

Kleines Problem: ausser, es wird richtig saftig, ziehen Wirtschaftsthema viel weniger als knallige Skandalstorys. Und auch bei Tamedia sitzen die Journalisten in ihren Verrichtungsboxen und werden an der Anzahl Klicks gemessen, die ihr Online-Ausstoss generiert. An nicht viel mehr.

Schlampiges als Qualität verkauft

Das hat mit Anpassung an moderne Zeiten viel, mit Qualitätsjournalismus wenig zu tun. Abnehmende Bedeutung und mangelnde Kompetenz wird mit Meinung, mit Kommentar ersetzt. Am liebsten in den gegendarstellungsfreien Raum hinein, und da bieten sich die Probleme eines serbischen Tennisspielers in Australien ideal an.

Die Probleme einer ehemaligen Schweizer Traditionsbank mit einem portugiesischen Tennisfan eher weniger. Bei seinem schlampigen Umgang mit Quarantäne- und Corona-Regeln wurde zwar auch gemotzt und sogar sein Rücktritt gefordert. Aber dann ging man wieder zur Tagesordnung über, die gesamte Dimension des Problems der CS zeichnet höchstens der Einzelkämpfer Hässig ab und an nach.

Denn, merke: auch die grossen Medienclans müssen ihren Finanzhaushalt bei einer Bank regeln. Kleines Geheimnis, die Alternative Bank ist’s nicht …

*Packungsbeilage: René Zeyer publiziert gelegentlich auf «Inside Paradeplatz».

 

 

 

Pfuimedia

«Fairmedia» heissen, für «fairen Journalismus» sein wollen. Theoretisch.

Es gab Zeiten, da raffte sich der Verein «Fairmedia» sogar noch zu Antworten auf Anfragen auf. Das zeugte immerhin von einem minimalen Verständnis von Fairness und Anstand.

«Fairmedia», die sich eigentlich für die kleinen und hilflosen Opfer der Medien einsetzen wollen, machten eine ganze Unterseite frei, um sich in den Dienst von Jolanda Spiess-Hegglin zu stellen. Als «Team Jolanda» sollten auf einer extra gebastelten und auf der Homepage prominent angekündigten Seite Spendengelder gesammelt werden.

Zu welchem Zweck? Nun, damit JSH einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen – aussichtslose, aber teure Prozesse zu führen – weiter nachgehen kann. Aber oh Schreck, plötzlich ist der Link verschwunden:

Zwischen «Aktuell» und «Beratung» war da mal was …

Nur geübten Recherchierjournalisten gelingt es, den Hinweis aufzuspüren. Er befindet sich jetzt auf Seite 3 unter «Aktuell»:

Geschrumpftes und verstecktes Crowdfunding.

Immerhin, mag man denken, aber der Rechercheur forscht natürlich weiter und klickt auf «Details». Eine neue Seite öffnet sich:

Man wähnt sich fast am Ziel und klickt auf den Link zur «Kampagne #TeamJolanda». Aber was ist das:

Man ist noch nicht bang, denn nicht nur hier verspricht «Fairmedia»:

«Gerne schaffen wir Transparenz.»

Genau dazu hat ZACKBUM Gelegenheit gegeben und die einfache Frage eingereicht, warum diese Seite denn verschoben und verschwunden sei. Üppige Antwortfrist, sauber identifiziert mit Absender und Ansprechpartner.

Gerichtet an den einzigen Mitarbeiter von «Fairmedia», der per E-Mail erreichbar ist, der «Geschäftsführer» Jeremias Schulthess. Er sei «die erste Ansprechperson … für alle Fragen rund ums Thema Medienethik und Medienrecht». Das täuscht aber, denn er schweigt verkniffen. Nicht zum ersten Mal straft er eine Anfrage von ZACKBUM mit Nichtbeachtung.

Ein Verhalten, das in den angebotenen «Medientrainings» sicherlich aufs schärfste verurteilt und angeprangert wird. Gerne hätte man die zahlreichen Mitglieder des Vorstands oder des «Patronatskomitee» gefragt, was die von diesem merkwürdigen Verhalten halten. Aber so transparent ist der Verein denn auch nicht, dass er sachdienliche E-Mail-Adressen zur Verfügung stellen würde.

Ist nun JSH auch hier in Ungnade gefallen? Wird es noch einsamer um sie? Will «Fairmedia» nicht mehr länger Geld für sie einsammeln? Oder sind die Geldtöpfe so prall gefüllt, dass eine Pause not tut? Das wüsste man gerne, erfährt aber bei den Sittenwächtern des fairen Umgangs in den Medien nichts.

Kommentar überflüssig. Geschäftsführer überflüssig. Verein überflüssig.

Viel Lärm um fast nichts

Wie eine Finanzjournalistin und eine Anwältin eine schlechte Figur machen.

«Die Plattform, die unsere CEO sexistisch verunglimpfte, musste die entsprechenden Passagen löschen.» So hört sich das Triumphgeheul von elleXX an.

Das ist eine Plattform, die als Motto hat: «Lasst unser Geld zusammenlegen. Für eine frauenfreundlichere Welt.» Aushängeschild ist die in den Medien bestens vernetzte Patrizia Laeri. Nach diversen Flops (CNN Money Switzerland, DACHelles) setzt sie inzwischen voll auf die Karte «weibliche Investmentmöglichkeiten».

Es ist nun leider so, dass der von ihr angepriesene Fonds «elleXX Gender Equality Basket» gnadenlos schlechte Performance mit üppigen Gebühren verbindet. Die in ihm enthaltenen Unternehmen sollen frauenfreundlich sein. Sind sie aber nicht besonders.

Diese Problematik thematisierte «Inside Paradeplatz». Leider hielt es die elleXX-Geschäftsführerin Laeri nicht für nötig, auf ihr vor Publikation zugestellte Fragen zu antworten.

Fragen ignorieren, dann zuschlagen

Dafür griff sie aber danach zum juristischen Morgenstern. IP wehrt sich: «Der eingeklagte Artikel hatte nicht das Frau-Sein von Patrizia Laeri zum Thema, sondern die Performance ihres ersten Banken-Produkts.»

Keinesfalls sexistisch: Selbstdarstellung von Laeri.

Laeri liess vor dem Bezirksgericht Meilen einen Antrag auf eine superprovisorische Verfügung einreichen, die forderte, der gesamte Beitrag solle sofort gelöscht werden: Persönlichkeitsverletzung, Streitwert Fr. 100’000.-.

Das schmetterte der zuständige Richter ab. Die auch für Jolanda Spiess-Hegglin nicht sonderlich erfolgreich tätige Anwältin Rena Zulauf musste sich zudem belehren lassen, dass das Bezirksgericht Meilen nicht für die Firma elleXX mit Sitz in Zürich zuständig sei.

Aber immerhin für Laeri, die in seinem Umkreis Wohnsitz hat. Allerdings gab es noch das zweite Problem, dass bei einem Streitwert von mehr als Fr. 30’000.- für UWG-Ansprüche automatisch das Handelsgericht zuständig wäre. Aber man liess Gnade vor Recht walten; immerhin sei das angerufene Gericht «nicht offensichtlich unzuständig».

Also trat es «einstweilen» auf den Antrag ein. Das war eine Doppelklatsche für die Anwältin. Zudem muss Laeri schon mal einen Kostenvorschuss von Fr. 5000.- leisten.

Laeris Anwältin forderte für den Fall, dass nicht der ganze Artikel gelöscht wird, die Löschung von 9 einzelnen Passagen. 4 davon sind einstweilen verboten. Interessanterweise stehen alle bemängelten Sätze, die sich auf die mangelhafte Performance oder hohe Preise beziehen, weiterhin im Artikel.

Doppelt gemoppelt hält nicht besser

Damit aber nicht genug. Parallel dazu reichte Anwältin Zulauf beim Handelsgericht Zürich ein Gesuch um vollständige Löschung des Beitrags ein; falls nicht, um Löschung von 4 Passagen. Diesmal unter der Rubrik «unlauterer Wettbewerb». Ebenfalls superprovisorisch, also ohne Anhörung der Gegenpartei. Die nächste Klatsche: «Mangels zeitlicher Dringlichkeit ist das Dringlichkeitsbegehren abzuweisen», entschied das Handelsgericht.

Es weist im Weiteren darauf hin, dass auch dieses Gericht einstweilen auf die Behandlung des Gesuchs eintritt, weil es durchaus einen möglichen Konflikt mit dem Bezirksgericht Meilen sieht. Der jedem Laien einleuchtende Hintergrund ist: Man kann nicht vor zwei Gerichten das Gleiche verlangen.

Das Handelsgericht sieht ebenfalls keine Dringlichkeit.

Auch hier ist ein Kostenvorschuss von Fr. 5000.- fällig.

Viel Geld – und Lärm – um fast nichts

Wenn man eine Zwischenbilanz ziehen darf, kann von einem Sieg von elleXX keine Rede sein. Es wurde ohne Not ein Zuständigkeitskonflikt geschaffen, zweimal wurden die Anträge auf sofortige Löschung des ganzen Artikels abgeschmettert. Lediglich 4 von 9 eingeforderten Passagen wurden vom Bezirksgericht gelöscht, das Handelsgericht verwies von vornherein auf den ordentlichen Massnahmeweg mit Anhörung, da es keinerlei Dringlichkeit sah.

Zudem kostet der Spass elleXX, bzw. die Geschäftsführerin Laeri, bislang Fr. 10‘000.- Vorschuss an Gerichtsgebühren. Von den bekanntlich üppigen Honoraren der Anwältin ganz zu schweigen.

Noch schlimmer ist, dass Laeri gegenüber fundierten Kritiken an der Performance eines von ihr angepriesenen Finanzprodukts die Sexismus-Karte ausspielte. Es ist zwar richtig, dass in diesem Artikel Anspielungen auf ihr Äusseres gemacht wurden, über deren Niveau oder Geschmack man trefflich streiten kann.

Dass Laeri ihr Äusseres durchaus ins Spiel bringt, bestätigt schon ein Blick auf das Intro der Kurzzeit-Talkrunde DACHelles, wo die Teilnehmerinnen auf schwindelerregenden High-Heels ins Studio stöckeln und die Kamera auf die hohen Absätze in einer Art schwenkt, die jeden Schuhfetischisten in Wallungen versetzen.

Aufs Köpfchen kommt es in Finanzfragen an.

Also eine Doppel-Null-Nummer bislang. Zwar hat es Laeri geschafft, damit in die Medien zu kommen, aber wie. Zudem kann sie mit diesen Mitteln die inhaltlich berechtigte Kritik an ihrem Finanzprodukt nicht aus der Welt schaffen. Und bei Geldanlagen zählen keine Äusserlichkeiten, kein Feminismus, keine weibliche Solidarität. Sondern die Performance. Das Substantiv ist zwar weiblich, aber der Gewinn ist männlich, der Verlust auch. Völlig egal, ob Geld frauenfreundlich angelegt wird oder nicht.

Verstand keiner, hat sich versendet …

Wem diente der «Einmarsch» russischer Truppen?

Ein Reality Check zur Lage in Kasachstan.

Von Felix Abt

Zum ersten Januar wurde in Kasachstan der Preis für Flüssiggas oder LPG, also der Kraftstoff, den viele Kasachen zum Antrieb ihrer Autos verwenden, verdoppelt. Zwar war die entsprechende Unzufriedenheit der Bevoelkerung verständlich, denn für Millionen Kasachen bedeutete dies einen schmerzhaften Einschnitt ihres Lebensstandards. Beobachter waren dennoch überrascht, wie in einem der Grösse Westeuropas entsprechenden riesigen Land, dessen Zivilgesellschaft über keine Kanäle verfügt, um sich auszudrücken, und wo keine «spontanen» Proteste stattfinden, fast über Nacht gleichzeitig vielerorts massenhafte Proteste stattfanden. Russland, welches aus nächster Nähe miterlebte, wie vor Jahren anfänglich legitime Proteste in der Ukraine von ausländischen Mächten instrumentalisiert wurden, um dort einen Regierungswechsel zu erzwingen und ein russlandfeindliches Regime an die Macht zu bringen, hatte deshalb nicht lange gezögert, auf Bitte der kasachischen Regierung, Truppen nach Kasachstan zu entsenden, um die rasch eskalierenden Unruhen niederzuschlagen.

Eine Gefährdung von Demokratie- und Freiheitswerten?

Die von den U.S. Medien angeführte westliche, einschliesslich Schweizer Presse hatte wieder einmal das Glück, in einem Click-Climax schwelgen zu dürfen, denn der «Einmarsch russischer Truppen» lieferten ihr eine vielbeachtete Steilvorlage für noch mehr Russland-Bashing. Schliesslich ist für sie der «Vormarsch» des von Wladmir dem Schrecklichen angeführten Grossrussland, um dessen «Einfluss auszubauen», wie sie behaupteten, eine ernste Gefahr für die in Amerika wie im Rest der «freien Welt» angeblich hoch gehaltenen Demokratie- und Freiheitswerte.

Der Widerhall der «New York Times» tönt in der NZZ am Sonntag wie folgt: «Ohne ein hartes Einschreiten würden die Kasachen womöglich noch Gefallen an gerechteren Verhältnissen finden und sich aus dem russischen Einflussbereich verabschieden wollen.»

Ist Kasachstan in russischer Hand?

Die von Blindheit geschlagenen Medien haben dabei die Ironie der russischen Missetat übersehen:  Kasachstan ist fest in der Hand amerikanischer und europäischer Konzerne, welche systematisch die riesigen Rohstoffbestände des Landes ausbeuten. Dazu gehören Kupfer, Kohle, Gold, Zink, Wolfram und Eisenerz; und Öl und Gas ist der führende und wichtigste Wirtschaftszweig des rohstoffreichen Landes.

Für ausländische Investoren, die fast 400 Milliarden US $ innert 30 Jahren in diesem Land investierten, gibt es nichts Lästigeres, als wenn Unruhen und andere Störfaktoren die lukrativen Geschäfte sabotieren. Sie müssen den russischen Truppen deshalb wohl dankbar dafür sein, dass sie halfen, die Unruhen in Kasachstan rasch zu beenden und ihnen einen störungsfreien Betrieb zu ermöglichen.

Dankbare kasachische Eliten

Die kasachischen Eliten dürften den russischen Truppen nicht weniger dankbar sein, denn auch sie haben ein Interesse daran, dass es den ausländischen Konzernen, einschliesslich Schweizer Firmen wie Glencore, Sika und Stadler, im Lande blendend ergeht. Auch sind sie den ausländischen Firmen dankbar. Seine Anerkennung hat das kasachische Establishment damit gezeigt, dass es die ausländischen Goldgräber möglichst viele Gewinne scheffeln und möglichst wenig Steuern bezahlen lässt: 2014 unterzeichnete der damalige Präsident Kasachstans, Nursultan Nasarbajew, Erlasse, welche Steuervergünstigungen für ausländische Investitionen gewähren, darunter eine 10-jährige Befreiung von der Körperschaftsteuer, eine 8-jährige Befreiung von der Grundsteuer und ein 10-jähriges Einfrieren der meisten anderen Steuern.

Der kasachische Staat wird so natürlich nicht reich, aber was kümmert das die Eliten, die auch in ihrem armen Staat schamlos reich werden konnten und in grossen Villen in Almaty, London oder anderswo leben und in tollen Luxuskarossen herumfahren.

«The Guardian», 8.1.2022.

Für die scharf kalkulierenden ausländischen Investoren dürfte es natürlich wesentlich vorteilhafter gewesen sein, den vormals armen Eliten gegenüber etwas Grosszügigkeit zu zeigen, anstatt angemessene Steuern zu bezahlen. Ihre freundlichen Zuwendungen dürften sie wohl aus der Portokasse bezahlen.

 Kasachstan, auch ein amerikanisches Eldorado für die Erforschung tödlicher Biowaffen

Was die Medien ebenso geflissentlich übersehen, ist was der frühere indische Botschafter und Zentralasien-Kenner M.K. Bhadrakumar mit scharfem Blick in der «Asia Times» so beschreibt:

«Seit den 1990er Jahren hat das US-Militär biologische Forschungslabore in ehemaligen Sowjetrepubliken aufgebaut. Das Labor in Kasachstan bietet einen einzigartigen Zugang zu ethnischen russischen und chinesischen Gruppen als ‘Specimen’ für die Durchführung von Feldforschungen mit hochpathogenen, potenziellen biologischen Kampfstoffen.»

«Unter dem Deckmantel friedlicher Forschung bauen die USA dort ihr militärbiologisches Potenzial auf.»

Tödliche Experimente lieber in Zentralasien als in Amerikas grösster Wüste

Amerikas Grosse Beckenwüste wäre geeigneter für das Erforschen und Erschaffen tödlicher Keime. Aber die USA haben wohl gewichtige Gründe, gefährliche Experimente, die sie ihren eigenen Bürgern nicht zumuten, nach Zentralasien und anderswohin zu verlagern. «USA Today» berichtete, dass «Hunderte von Sicherheitsvorfällen mit Bioterror-Keimen von geheimen Labors» in einem einzigen Jahr in Amerika passierten.

Das anti-russische Mediennarrativ wird immer mehr vom amerikanischen militärisch-industriellen Komplex beeinflusst, und einflussreiche Medien vertuschen es nicht einmal mehr.

Im August 2019 wurde die Forschung tödlicher Keime nach schweren Sicherheitsverstössen, insbesondere bei der Entsorgung gefährlicher Stoffe, im militärischen Biolabor Fort Detrick eingestellt. Westliche Medien haben es geflissentlich vermieden, darüber zu berichten, dass die U.S. Regierung die mysteriösen Lungenerkrankungen, die im Sommer 2019 in der Nähe dieses Labors auftraten, nicht untersuchen wollte. Sie berichteten umso mehr über die Forderung der U.S. Regierung, das nicht-militärische Labor in Wuhan, China zu untersuchen, dem ein paar Monate später das Covid-Virus entwichen sein soll. Der damalige U.S. Aussenminister und frühere CIA-Direktor Pompeowir haben gelogen, wir haben betrogen, wir haben gestohlen…») erklärte, Beweise zu haben für diese Behauptung. Obwohl er der Öffentlichkeit diese Beweise bis zum heutigen Tag schuldig geblieben ist, haben ihn die Medien seither nicht mit «dummen» Fragen dazu belästigt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Braunes Drecksblatt

Neuer Höhepunkt der linksliberalen Debattenkultur.

Sie sind auf der Verliererstrasse. Sie haben die Deutungshoheit in den Luftkämpfen der öffentlichen Meinung verloren. Sie mussten Niederlagen einstecken.

Das führt bei vielen Pseudolinken zu grenzenlosem Opportunismus. Herausragendes Beispiel sind die deutschen «Grünen», die für Limousine, Chauffeur und wichtiges Gehabe bereit sind, Atomstrom als grün und nachhaltig zu akzeptieren.

Herausragendes Beispiel sind alle Wäffler, die plötzlich ihre Liebe zu den Portemonnaies von reichen Medienclans entdeckt haben und unbedingt wollen, dass denen eine weitere Steuermilliarde reingesteckt wird.

Wie leicht und einfach sind sie zu korrumpieren, nur weil Elendsblätter wie «bajour», «Saiten» oder das inzwischen führerlose Rettungsorgan der Demokratie «Republik» auch ein paar Batzeli abbekommen würden.

Sie japsen gegen «rechtsnationale Milliardäre» wie Christoph Blocher, die das Geld hätten, sich ganze Zeitungen zu kaufen, was natürlich nicht gehe. Dabei wird sowohl «bajour» wie die «Republik» ebenfalls von Multimillionären ausgehalten. Allerdings von Erben, auch ein kleiner Unterschied.

Grenzenloser Opportunismus ist eine Antwort auf den Bedeutungsverlust. Die andere ist Diskussionsverweigerung und bösartige Denunziation.

Natürlich als anonyme Heckenschützen auf den Klowänden der asozialen Plattformen. Wer das Gefühl bekommen möchte, dringend unter die Dusche zu müssen, sollte sich dort nur mal bei einschlägigen In-Groups umtun. Was da für üble Blasen aus unter Luftabschluss verfaulender Gesinnung aufsteigen, beeindruckend. Wäre doch auch einen Selbstversuch von Marko Kovic wert …

Wer so dumm ist, diesen Selbstbestätigungs-Süchtigen ein kritisches Wort entgegenzuhalten, wird sofort weggebissen, gelöscht, beschimpft, gehetzt, gehatet. Zuvorderst auch von der grossen Kämpferin gegen Hass und Hetze im Internet.

Ein weitere Höhepunkt ist dieser Hashtag:

Das wird applaudiert. Hängt sie, gebt ihnen Zyankali, wie tief kann ein Gesinnungslump – feige geschützt durch Anonymität – noch sinken?

JSH mal wieder zackdumm …

#braunesdrecksblatt steht in der glorreichen Tradition von «#halt die Fresse, Tamedia».

Auch hier war JSH natürlich vermeintlich doppelbödig dabei:

Der Treppenwitz der Geschichte ist, dass auch Komiker wie Mike Müller, der immerhin Dick und Doof als Solist spielen kann, mit unqualifizierten Rülpsereien («ungeimpftes Arschloch») wesentliche Beiträge zur handkehrum beklagten Niveaulosigkeit der Debattenkultur leisten.

Die Rechten, die Rechten, die stecken doch alle unter einer Decke, ist auch so ein Lieblingsnarrativ von Pseudolinken. Roger Köppel steckt im Portemonnaie von Blocher, Markus Somm in dem von Tettamanti, kennt man doch. Dabei enthüllt dessen «Nebelspalter» (pfuibäh) gerade ein hübsches Stück linker Beziehungsmauschelei.

Denn in Bern soll es ein neues, höchstwahrscheinlich überflüssiges Online-Organ namens «Hauptstadt» geben. Wir berichteten. Einer der Initianten ist der Journalist und ehemalige Greenpeace-Sprecher Joël Widmer. Das Bezahl-Modell ist massgeschneidert für eine Förderung durch das Medienpaket, sollte das angenommen werden.

Dafür legt sich eine grüne Nationalrätin ins Zeug, insbesondere für die Förderung von Online-Medien. Darf sie, nur: Aline Trede ist verheiratet. Auch das darf sie. Mit Joël Widmer. Ist’s also nur eheliche Liebe oder schon Beziehungskorruption?

Sie lernen es nie: Heuchelei, Gemauschel,  Selbstbestätigung und Gekeife gegen Andersdenkende hat noch nie mehr Wirkung erzielt, als dass sich die Zuschauer die Nase zuhalten und abwenden.

Wie es sein könnte

Philosophischer Sonntag: Erkenntnis macht Spass.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Am liebsten hat er’s kommod.

Haben wir noch nie so gemacht. Haben wir schon immer so gemacht. Da könnte ja jeder kommen.

Mit diesem Dreisprung hält sich mancher alles Ungemach vom Leib, das darin bestünde, eine wohlgeliebte Meinung oder Haltung ändern zu müssen.

Früher, ja früher war alles besser. Das stimmt sogar, zumindest einfacher. Als die Welt noch bipolar war, also ein waffenstarrender Westen einem waffenstarrenden kommunistischen Lager gegenüberstand, herrschte zwar das Prinzip MAD. Das ist Englisch für verrückt und für «mutual assured destruction» – gegenseitig garantierte Vernichtung.

Wer zuerst auf den roten Knopf drückt und den Atomkrieg auslöst, stirbt als Zweiter. Das sorgte für eine gewisse Zurückhaltung. Während im Ersten Weltkrieg noch hemmungslos gehetzt wurde («in Serbien ist gut sterbien, jeder Schuss ein toter Russ»), hielt man sich nach dem Zweiten ein wenig zurück.

Man führte zwar Stellvertreterkriege überall auf der Welt, in Afrika, in Vietnam, in Lateinamerika. Aber alles mit gebremstem Schaum. Der grosse Vorteil bestand darin, dass man die Welt einfach kartographieren konnte. Drei Farben reichten. Die auf unserer Seite, die auf der gegnerischen Seite und die Neutralen.

Einfach ist beruhigend und versichernd

Einfachheit hat etwas verführerisch Beruhigendes. Man fühlt sich zumindest intellektuell als Herr der Welt. Sie wirkt verständlich, überschaubar, man hat einen Kompass, es gibt keine Überraschungen bei der Vermessung.

Vorbei, verweht, nie wieder, wie Kurt Tucholsky sagen würde. Aus der bipolaren ist eine multipolare Welt geworden. Schlimmer noch: alte Zuteilungen funktionieren nicht mehr. Zum Beispiel die, dass der Kapitalismus halt schlichtweg ökonomisch erfolgreicher ist als jeder Versuch einer zentral gelenkten Wirtschaft.

Freie Gesellschaften, was immer man darunter verstehen mag, seien grundsätzlich effizienter als Diktaturen, dem normalen Bürger gehe es besser. Auch diese duale Gewissheit löste sich auf. Den grössten Sprung, was die Verbesserung der Lebensumstände der breiten Masse betrifft, vollbrachte in den letzten Jahren China.

Hunderte von Millionen schoben sich in die Mittelschicht hinein. Dass weltweit die Indikatoren für Armut, Hunger, Analphabetismus nach unten gehen, ist in erster Linie China zu verdanken, gefolgt – mit Abstand – von Indien. Natürlich gibt es immer noch Heerscharen von rechtlosen Wanderarbeitern, natürlich herrschen in vielen chinesischen Fabriken Zustände wie während des Manchester-Kapitalismus.

Aber das Junktim – besseres Leben, freie Markwirtschaft – existiert nicht mehr. Auf der anderen Seite liess sich nicht ausblenden, dass ein Präsident Trump nicht gerade als Sternstunde der demokratischen Entscheidung gewertet werden konnte. Präsident Biden natürlich auch nicht.

Gibt es mehr als eine Form von Demokratie?

Während also der Führer der sogenannten freien Welt schwächelt, wird auch die mitteleuropäische Spielart von Demokratie nicht mehr unbestritten als einzig richtige und überlegene anerkannt. Nicht nur ausserhalb Europas, damit würde man noch fertigwerden. Nein, auch innerhalb der mitteleuropäischen Gesellschaften mehren sich die Tteilhaber, die mehr oder minder skeptisch bis ablehnend den demokratischen Prozessen gegenüberstehen.

Schliesslich hat die Pandemie viele vorher feststehende Überzeugungen ins Wanken gebracht. Amtlich ist amtlich, Regierungen handeln verantwortungsvoll und kompetent. Die Wissenschaft liefert die Handlungsanleitung, wie mit naturwissenschaftlichen Phänomenen umzugehen ist.

Wenn Unsicherheit behagliche Sicherheit ablöst, gäbe es die Möglichkeit, diesen Zustand als bereichernd, interessant, erkenntnissteigernd zu empfinden. Denn die Feststellung «das ist so» ist doch viel langweiliger als die Frage «wieso ist das nicht mehr so

Neugier hält die Hirnzellen im Training, neue Erkenntnisse sollten als bereichernd empfunden werden. Seit der Aufklärung sollten wir uns gewohnt sein, dass gedanklicher und gesellschaftlicher Fiortschritt nur im offenen Widerstreit der Meinungen möglich ist. Im Austausch von Argumenten. In zweckrationalen Diskursen, wo das bessere, fundierte, auf unbestreitbaren Fakten basierende Argument das schlechtere überwindet.

Wer unsicher ist, wird irrational

Aber leider hat Verunsicherung viele negative Auswirkungen. Wer unsicher ist, verschliesst sich, rekurriert auf vermeintlich sicheren Boden. Wird rechthaberisch, grenzt andere Meinungen aus, verweigert sich dem Dialog. Ersetzt vor allem Rationalität durch Emotion.

Es stellen sich viele interessante Fragen. Kommt es wegen der Ukraine zu militärischen Auseinandersetzungen? Kann China noch auf dem Weg zur Weltherrschaft aufgehalten werden? Zeigt die Pandemie, dass wir in Zentraleuropa einige Mechanismen des Zusammenlebens überdenken sollten? Wie werden wir mit den wirtschaftlichen Folgen fertig? Den mentalen? Wie wirkt diese Gesellschaft auf Heranwachsende, Kinder, welche biografischen Schäden entstehen?

Die Zahl der interessanten Fragen nimmt rasant zu. Die Bereitschaft, sich mit Niveau und Debattenkultur damit zu befassen, nimmt rasant ab. Daraus entsteht eine neue Frage: wohin führt das?

Laferi Loser

Schreiben, ohne rot zu werden. Die neue Tamedia-Disziplin.

Philipp Loser beklagt sich darüber, dass das Image der Journalisten stark gelitten habe. Es sei dabei sehr schwierig, «den Moment zu bestimmen, in dem das Verunglimpfen von Medienschaffenden aus einer dunklen Ecke der Gesellschaft bis in den Mainstream rückte».

Wohl wahr, aber im Fall Loser ist das mit Datum und allem haargenau feststellbar. Seinen eigenen Ruf ruinierte er sich nachhaltig, als er das wohl übelste Stück Konzernjournalismus ablieferte, das die jüngere Schweizer Mediengeschichte erleben musste.

Am Ostersamstag des Jahres 2018 erschien unter dem Titel «Der Alte vom Berg» im «Tages-Anzeiger» eine Seite Geschmiere über den Konkurrenten Hanspeter Lebrument.

Loser hofft offenbar auf das Kurzzeitgedächtnis der Tamedia-Leser, dabei wurde ihm sein Unrat auch auf ZACKBUM um die Ohren gehauen:

Über dem «Alten vom Berg» sollen «Geier kreisen», aus dem «Palast Lebrument» sei ein «MausoLöum» geworden, kalauerte Loser, dass es dem Leser die Fussnägel hochrollte. Ein hübsches Stück Rufmord und Kreditschädigung am Somedia-Verleger und Patriarch Hanspeter Lebrument. «Auf der Strecke bleibt: Lebrument und seine Somedia.» Sie sei zu klein, um eine entscheidende Rolle zu spielen. Ob Loser mit dem Titel auf den auch so genannten mittelalterlichen Assassinenführer anspielen wollte, oder auf den Beatles Song «The Fool on the Hill»? Wahrscheinlich nicht, das gibt sein Bildungsniveau nicht her.

Dem Qualitätsjournalisten Loser war es nicht mal gelungen, dem Angepinkelten die Gelegenheit zur Stellungnahme zu geben. Sei in den Ferien gewesen. Offenbar auch die gesamte Führungsetage von Somedia.

Das Stück Kloake wurde gelöscht

Es geschah, was geschehen musste. Das Stück wurde auf Anweisung von ganz oben gelöscht, Loser musste beim Alten zu Kreuze kriechen und sich entschuldigen. Loser wurde nun selbst durch den Sprecher von Tamedia ans Kreuz geschlagen:

«Der Artikel entspricht nicht unseren Vorstellungen über Qualität im Journalismus, weil er weitgehend auf anonymen Quellen basiert, der Porträtierte nicht zu Wort kommt und verschiedene, negative Werturteile nicht belegt sind.»

Es wurde dann, wie im Fall der 78 erregten Tamedia-Frauen, eine «interne Aufarbeitung» angekündigt – und vergessen. Seither darf Loser weiterhin rempeln, rülpsen und rumpeln. Die Burka-Initiative? «Ein Witz», die Schweizer Klassenjustiz sei «gnädig gegen rechts, hart gegen links» – immer, wenn es darum geht, das Niveau noch tiefer zu legen, das Image des Journalismus noch mehr zu versauen – Loser ist zur Stelle.

Also übt er doch sicher Selbstkritik, wenn er sich über den unterirdischen Ruf vieler Journalisten beklagt. Ein Journi wie Loser und Selbstkritik? Genau, da lachen die Hühner: «Konservative von Washington bis Bachenbülach haben Journalistinnen und Journalisten und ihre Medienhäuser systematisch diffamiert und mit jener «Elite» gleichgesetzt, die angeblich gegen die eigene Bevölkerung arbeitet.»

Ich bin Opfer, kräht der Täter. Ich werde diffamiert, jammert der Amateur des Infamen. Wer soll denn Journalismus noch ernst nehmen, bei solchen Mängelexemplaren?

Anständigen Beruf lernen

Am Schluss seiner Selbstbemitleidung und Selbstbeweihräucherung schwingt er sich dann zu diesem Statement auf: «In seinen besten Momenten ist Journalismus immer noch ein Pfeiler der Aufklärung, Garant für unser demokratisches System, oft genug sogar ziemlich aufregend. Und jene, die das Tag für Tag mit ihrer Arbeit möglich machen: immer noch Heldinnen und Helden.»

Auch das mag sein. Aber Loser ist ganz sicher keiner davon. Im Gegenteil. Sein wertvollster Beitrag zur Imagesteigerung würde darin bestehen, sich einen anständigen Beruf zu suchen. Der aber bitte nichts mit Buchstaben zu tun haben darf.

 

 

 

 

 

Lachhaft

Absurdem kann man mit Humor begegnen. Oder mit Stärke.

Ist es weltbewegend, ob ein Tennisspieler in Australien Tennis spielen darf? Ist das Anlass für Hunderte, ja Tausende von Artikeln, Berichten?

Ist es lustig, dass Djokovic inzwischen mehr abgelehnte Visa hat als Grand-Slam-Titel? Bringt’s was zu scherzen, dass er, wenn er wie Jesus sei, doch übers Wasser von Australien weglaufen kann? Dass er wie Jesus am Kreuz gescheitert ist, in seinem Fall am falschen Kreuz bei den Visumfragen?

Ist das wichtiger als Corona, Ukraine, als Biden, Putin oder die chinesische Diktatur? Ist das wichtiger als die Uiguren, Kasachstan, Myanmar, Äthiopien, das anhaltende Schlamassel in den arabischen Ländern? War da mal was mit einer Pandemie?

Oder ist es Anlass, sich an ein brutales Zitat von Johann Nepomuk Nestroy zu erinnern? Wenn man sich die japsende, hyperventilierende, jedes Mass verlierende Medienmeute anschaut?

Wer war denn das?

Schliesslich hat Karl Kraus den österreichischen Autor und Stückeschreiber aufs höchste verehrt, dessen bittersüss-böse Weltsicht später nur von Ödön von Horváth übertroffen wurde. Okay, wer war Kraus, wer war Nestroy, wer war Horváth.

Und wer waren denn die?

Aber auch diese Banausen verstehen zumindest das Zitat: