Kornelius rettet die Welt

Wenn man ihn nur lassen würde …

«Stefan Kornelius leitet seit 2021 das Politik-Ressort der «Süddeutschen Zeitung» und schreibt in dieser Rolle auch für die Titel der Tamedia.»

Schreibt in dieser Rolle? Hat denn der Qualitätskonzern Tamedia keinen einzigen Redaktor, der diese Rolle spielen könnte? Dafür würde sich doch jeder Volontär eignen; irrwitziger als Kornelius würde der auch nicht schreiben.

Kornelius ist zunächst einer der bestvernetzten deutschen Journalisten. Mitglied der PR-Truppe «Atlantik-Brücke», im Beirat der «Bundesakademie für Sicherheitspolitik», der «Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik», usw. Wenn er schreibt, weiss man nie, wer ihm gerade die Feder führt.

ZACKBUM hat ihn schon als «Trumps allerschärfste Waffe» bezeichnet, denn wer solche Feinde hat, braucht eigentlich gar keine Unterstützer. Als «Verbal-Amok» quält er regelmässig die zahlenden Tamedia-Leser.

Zu seinen Lieblingsvokabeln gehören Aufforderungsverben. «Sollten, müssen, haben zu». Unablässig gibt er Anweisungen und Befehle. Unbeeindruckt davon, dass sie niemals ausgeführt oder umgesetzt werden. Wahrscheinlich verzweifelt er manchmal in seiner Schreibstube daran, dass die Welt so viel besser sein könnte, würde man nur auf ihn hören.

Aber das schreckt ihn nicht davon ab, einen aus wahltaktischen Gründen rausgehauenen Satz von Donald Trump für eine strenge Zurechtweisung aller zu missbrauchen. Von Beginn an lässt er keinen Zweifel daran, was er vom Präsidentschaftskandidaten hält, den das Weisse Haus als «unhinged» bezeichnet: «Das Übersetzungsspektrum reicht von «aus den Angeln gehoben» bis «irre» und beschreibt damit alles, was über den Mann zu sagen ist. Donald Trump ist von der Leine.» Ach, war er vorher angeleint?

«Wenn Trump bereits jetzt als Kandidat diesen Schaden anzurichten in der Lage ist – was erst wird er als Präsident tun?» Ja furchtbar, aber welchen Schaden hat der Mann denn angerichtet, ausser, den Blutdruck von Kornelius in ungesunde Höhen zu treiben? Na, nimm das, du Irrer:

«Trumps Bemerkung zum Nato-Bündnis, frivol leichtfertig dahingequatscht während einer Wahlveranstaltung auf dem Land in South Carolina, zeugt vom Irrsinn, der ihn umwölkt.»

Glücklicherweise für die Welt, also für die kleine Welt der Zwangsleser, entlarvt Kornelius Trump in seinem ganzen Wahnsinn: «Als wäre dies alles nicht dramatisch genug, geht Trump einen Schritt weiter und lädt Russland ein, «zu tun, was zum Teufel es tun will», sollten die Bündnisstaaten ihre Schulden an Amerika nicht begleichen.»

Zittere, Europa, denn was sind die Folgen? «Neun Monate reichen nicht aus, um die Nato, Europa und überhaupt die globale Sicherheitsarchitektur Trump-fest zu machen. Die europäischen Nato-Staaten sind dennoch gezwungen, mit dem plötzlichen Zusammenbruch ihrer Sicherheitsordnung zu rechnen. Wer sich heute nicht auf diese Gefahr vorbereitet, begeht ein historisches Versäumnis.»

Da sind aber die Regierungen in London, Paris, Madrid, Rom und Berlin froh, dass sie Kornelius vor einem historischen Versäumnis bewahrt. Nur, was sollen sie denn eigentlich tun? Da wird Kornelius erschreckend wolkig und schwammig: «Auch die tatsächliche Stärke Russlands und die strategischen Ambitionen Wladimir Putins zwingen zu einer nüchternen Bewertung der eigenen Sicherheit – und zu radikalen Entscheidungen.»

Nun gut, sagen die Regierungschefs Europas, aber Himmels willen, welche Entscheidungen sollen wir denn treffen? Da wird das Orakel, der grosse Ratgeber, der Mann mit Durchblick und Weitsicht, noch dunkler und unverständlicher:

«Der Mann, der am liebsten in den Spiegel schaut und sich selbst bewundert, hält allen anderen ebenfalls einen Spiegel vor. Es wird höchste Zeit, die Selbstbetrachtung zu beenden und zu handeln.»

Öhm, also Trump schaut am liebsten sich bewundernd in den Spiegel, hält ihn aber allen anderen vor. Wie geht das? Ein Wunderwerk der Spiegeltechnik, irgendwie. Aber wer betrachtet sich da eigentlich auch noch selbst, die europäischen Regierungschefs? Im Spiegel, den ihnen Trump vorhält, während er sich selbst, aber das wird nun wirklich kompliziert.

Aber stattdessen soll nun – höchste Eisenbahn – gehandelt werden. Aber was denn, wie denn, wo denn, womit denn? Kein Wunder, dass sich Kornelius sicherlich als männliche Kassandra empfindet; keiner glaubt seinen Weissagungen. Aber daran ist er selber schuld. Denn der Ratschlag «tu was» ist von solch abstrakter Inhaltsleere, dass ihn weder der Leser noch der Machthaber versteht.

Welch ein tragisches Schicksal: keiner versteht Kornelius. Schlimmer aber ist: der Tamedia-Leser zahlt noch dafür, dass er unter diesem Mumpitz leiden muss. Wie sagte da Bill Clinton so heuchlerisch wie richtig: «I can feel your pain». Aber es gäbe Abhilfe – wenn noch mehr Abonnenten handeln würden.

 

8 Kommentare
  1. Ruedi Rudolf
    Ruedi Rudolf sagte:

    Herr Zeyer haben sie ein neues Tool installiert, welches Kommentare nach Schlagwörter blockiert? – Oder sonstige Probleme mit der Kommentar Funktion? – In der Folge, das sich Kommentare in denn Weiten des Internets auflösen. Falls ja, lassen sie denn Webmaster-Chef doch Bitte mal mit der großen Werkzeugkiste nachsehen.

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    • René Zeyer
      René Zeyer sagte:

      Wenn Sie es schaffen, den Kommentar an die richtige Adresse zu schicken, er keinerlei Inhalte hat, die für ZACKBUM juristischen Ärger bedeuten könnten, wird er publiziert, wenn ich dazukomme. Keine Ahnung, was Ihre Bemerkung soll …

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  2. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Nach Kurt W. Zimmermann / Weltwoche überweist die «unabhängige Schweizer Tageszeitung» jährlich eine Million Euro an die Münchner damit diese ihre deutsche Sicht im ganzen Schweizer Mittelland verbreiten können. Da sind Artikel des Influencer der Rüstungsindustrie Kornelius und die copy-paste Texte von Föderl-Schmid inbegriffen. Ohne die Münchner wäre der erste Bund des TA und die 2. Bünde der Regionalzeitungen zu grossen Teilen Zeichenpapier, leer, inhaltlos. Wie war doch der Anspruch der CR mit dem «nationalen Leitmedium?». Für grosse Sprüche, selektive Informationen und peinliche Analysen ist die Frau immer gut!

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  3. Mathias Wyss
    Mathias Wyss sagte:

    Eine Branche boomt in DE: die Rüstungsindustrie. Z.B. Rheinmetall, Aktie +51% in einem Jahr. «Kriegsgewinnler» nannten das früher Links-Grüne und ihre Komplizen in den Medien.

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  4. Simon Ronner
    Simon Ronner sagte:

    Einzig in der Medienbranche finden sogar Dummköpfe wie Kornelius eine Anstellung. Gut für all die Kornelius auf der Welt, schlecht für alle anderen.

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    • Kurt Blumer
      Kurt Blumer sagte:

      Im Dschungel des worldwide web lässt es sich leichtfertig „Dummköpfe“ verteilen. Ich bedaure diese Unsitten sehr.

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  5. Hannes Hofstetter
    Hannes Hofstetter sagte:

    «Zwangsleser»? Die Freiheit, über derlei Ergüsse hinwegzusehen (oder einfach das SZ/Tagi-Abo zu kündigen), bleibt uns mit grosser Wahrscheinlichkeit auch erhalten, wenn Trump wieder Präsident werden würde.

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  6. Kurt Blumer
    Kurt Blumer sagte:

    Nur verständlich, dass ein verzweifelter Stefan Kornelius die Contenance verliert in diesem Umfeld von westlicher Lethargie, Inkompetenz und Verwahrlosung. Sein Rudern an Ort eine Charakteristik in höchst ungewissen Zeiten.

    Bloss die Kriegsindustrie brummt von Nordkorea, über Москва bis London. Börsenquotierte Akteure wie Rheinmetall in Deutschland und BAE Systems (UK) auf einem Allzeithoch. Auch etliche Pazifisten sind plötzlich für einen Ausbau der Wehrfähigkeit.

    https://tools.morningstar.co.uk/uk/stockreport/default.aspx?Site=uk&id=0P000094GI&LanguageId=en-GB&SecurityToken=0P000094GI%5D3%5D0%5DE0WWE$$ALL

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