Nach dem Feuern ist davor …

Tamedia macht’s schon wieder: rausschmeissen.

Tamedia arbeitet unermüdlich daran, das Qualitätsniveau weiter zu steigern – mit immer weniger Mitarbeitern. Ein Wunder in der Liga von Wasser in Wein verwandeln. Denn schon rauscht die nächste Kündigungswelle durch den Newsroom und durch das Glashaus.

Psychologisch geschickt nützt die unfähige Teppichetage die Spalte zwischen Nationalratswahlen und Monatsende. Da sind doch hoffentlich die anderen Medien ausgelastet. Wahlen, Naher Osten, ein wenig Ukraine, wo soll’s da noch Platz für die Meldung geben, dass schön nach Ressorts aufgeteilt mal wieder unerfreuliche Nachrichten verkündet werden mussten.

Im neu eingeweihten, schnuckeligen Newsroom, wogegen die Käfigtierhaltung geradezu grossräumig und grosszügig erscheint, hat einer der Gekündigten vor lauter Freude über einen so sozialen und verantwortungsbewussten Arbeitgeber dermassen fest in einen Papierkorb getreten, dass man in den Verrichtungsboxen kurz aufschreckte.

Schon bei der letzten Sparrunde wurden manche Ressorts faktisch halbiert. Aber wenn die Überlebenden meinten, dass man nun ein Skelett nicht mehr weiter abmagern könne, dann haben sie sich getäuscht. Einer geht noch, muss wohl die Devise von oben sein.

Die Stimmung erreicht neue Höhepunkte in der Tamedia-Mannschaft. Überall wird geschmürzelt, gespart und gefeuert. Nur nicht beim hypertroph aufgeblasenen Overhead. Ganz oben sind es Familienbande, im Verwaltungsrat regiert vernetzte Hilflosigkeit, aber in der Redaktionsspitze ist der einzig entscheidende Faktor das Geschlecht. Peinlichkeit ist hingegen hier kein Kriterium, Untätigkeit auch nicht.

Also, liebe Überlebende, weint den Verflossenen nicht zu viele Tränen nach. Spart noch ein paar für euch selbst auf.

6 Kommentare
  1. tx
    tx sagte:

    dem kübeltreter wurde nicht gekündigt, es war ein ausdruck von solidarität mit den geschassten, resp. wut über die sparmassnahmen.

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    • René Küng
      René Küng sagte:

      Danke, dass ‹ihr› (Treter oder Freund*in) mitlest.
      Ja, wir sitzen alle im gleichen Boot.
      Und sie sagen es uns ja: das Boot ist zu voll.

      Nur schade, wenn wir es erst merken und solange mitmachen, bis wir aufhören oder aufgehört werden, uns an die Lohntüte zu klammern.
      Ich verstehe auch, wie schwierig das ist, wenn zuhause Kinder am Mittagstisch warten, die was zum essen drauf haben wollen.

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  2. Schorschli
    Schorschli sagte:

    Und dann kommt so eine Headline zustande: «Weniger als 8 Prozent der Bevölkerung haben die SVP gewählt». Das Milchmeitschi mit dem Milchbüechli hätte gesehen, dass eine solche Berechnung für jede Partei gilt. Aber eben, wenn man eine Lehrerin als Chefin hat, ist jede Rechnerprüfung mit einer 6 bewertet.Man will ja niemandem weh tun.

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  3. Tim Meier
    Tim Meier sagte:

    Who cares. Wo gross Analyse draufsteht und viel Meinung drin ist, für das will man kein Geld aufwerfen. Dazu brauchts keinen Daten-, Recherchen- und WasAuchImmer-Desk.

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  4. Guido Kirschke
    Guido Kirschke sagte:

    Kann es sein, dass KI den «Qualitätsjournalismus» vom Tagi in noch höhere Sphären treibt? Ich denke, dass wird in der Plüsch-Etage durchaus so gesehen. Wie sonst liese sich eine Steigerung der «Qualität» mit Einsparungen beim Personal erklären? Spitzenpersonal haben sie ja schon länger (fast) keines mehr.

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  5. Victor Brunner
    Victor Brunner sagte:

    Nicht neu bei dem «Leidmedium mit der ausgezeichneten Führungskraft der nächsten Generation», interne Bad News werden nicht kommuniziert. Stellenabbau, Mobbing, Transformation zu Tagi-Belle (mehr Divers in Reaktionen, mehr Belle, weniger relevantes), Kim’s Grounding, schleichende Transformation zur Regionalzeitung der Süddeutschen!

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