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Unmensch Trump

Stellt der doch einfach mal die Entwicklungshilfe ein.

Beim Thema Entwicklungshilfe gibt es einen Satz, dessen Wahrheit man nicht oft genug wiederholen kann: sie nützt nichts, schadet im schlimmsten Fall nur. Deshalb fordert die sambische Wissenschaftlerin Dambisa Moyo seit Jahren – so in ihrem Bestseller «Dead Aid», Todeshilfe – die sofortige Einstellung.

Nicht zuletzt, weil in Afrika korrupte Regierungen diese Einnahmen fest eingeplant haben und sich jeglicher Verantwortung für ihre leidende Bevölkerung entziehen. Weil in Schwarzafrika seit der Unabhängigkeit mehr als zwei Billionen US-Dollar gepumpt wurden – und es den Ländern so elend geht wie nie zuvor.

Nun haben die USA mit Abstand das grösste Entwicklungshilfe-Budget der Welt. Die USAID hat unter der Präsidentschaft Joe Bidens an 181 Staaten auf der Welt rund 240 Milliarden Dollar ausbezahlt. Dabei hat sich das Budget in den letzten 25 Jahren «versiebenfacht», wie die NZZ weiss.

Nun hat die neue Trump-Regierung kurzerhand einen Stop der meisten Zahlungen für 90 Tage beschlossen und die Behörde der Aufsicht des Aussenministers Marco Rubio unterstellt. Lebensrettende Hilfeleistungen sind davon nicht betroffen.

Aufschrei ist das richtige Wort, das diese Massnahme auslöste. Dadurch stürben Menschen, Kinder verhungerten. Elend breite sich aus. Dieser Unmensch, Zyniker, will auf dem Rücken der Ärmsten sparen, Skandal.

Zudem bibbern die rund 4700 Mitarbeiter von USAID um ihren Job.Das ist verständlich, denn bei der Verwaltung des Elends lässt es sich prächtig leben. Die Perversion des Berufs Entwicklungshelfer besteht darin, dass er sich durch seine Arbeit eigentlich überflüssig machen sollte. Das möchte er aber tunlichst vermeiden.

Wer etwas in der Welt herumgekommen ist, weiss: sieht man irgendwo in der Pampa zwei, drei dicke SUVs auftauchen, dann steigt entweder der lokale Stammesfürst aus – oder ein Entwicklungshelfer einer NGO.

Das gleiche Bibbern ist natürlich auch bei den Schweizer NGOs ausgebrochen, die mit viel Steuergeldern ebenfalls nutzlos Gutes tun. Entweder sind sie schockstarr verstummt wie Swissaid, oder aber sie rufen aus wie HEKS und andere. Die wenden sich mit einem «offenen Brief» an Bundesrat Cassis oder malen mal wieder den Untergang an die Wand: «Weltweite humanitäre Versorgung vor dem Zusammenbruch».

Kleiner haben es solche NGOs nie; es ist ihr Geschäftsprinzip, unablässig Alarmrufe auszustossen, vor Hungersnöten, Massensterben und verhungernden Kindern zu warnen. Dass trotz all ihren Bemühungen das Elend in der Welt nicht kleiner wird, das verschweigen sie lieber. Wenn tatsächlich die Zahl der Armen in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen hat, dann ist das nicht ihrer Arbeit, sondern der Entwicklung Chinas zu verdanken. Das Reich der Mitte ist intelligent genug, niemals Entwicklungshilfe in Anspruch zu nehmen.

Und was China – in durchaus imperialistischer Absicht – in Afrika tut, trägt viel mehr zur Wohlstandsvermehrung bei als die Arbeit aller NGOs zusammen.

Nun haben auch Schweizer NGOs ein kitzeliges Problem. Wenn man ihre Arbeit auf den Prüfstand legt und vor allem auf Wirkung und Effizienz untersuchen würde, dann befürchten sie zu Recht, dass man da gewaltig am Speckgürtel, am Overhead, an überbezahlten Geschäftsleitungsmitgliedern sparen könnte.

Schliesslich, was all die selbstlosen Entwicklungshelfer immer zu erwähnen vergessen, leben sie selbst sehr gut davon. Ausserdem würden sie mit ihren jämmerlichen Qualifikationen nirgend wo anders einen so gutbezahlten und bislang sicheren Job kriegen.

Brandmauern

Die Mauer zum Brandschutz ist in vielen Köpfen verbaut.

«Notfalls müssen X oder TikTok gesperrt werden», verkündet die ins Parlament gerutschte Grüne-Nationalrätin Meret Schneider in der «SonntagsZeitung». In Deutschland ist «Brandmauer» das politische Schlagwort des Wahlkampfs.

Der Grüne Abwrack-Minister Robert Habeck (bitte nicht einklagen) und Kanzlerkandidat weigerte sich, mit der Kanzlerkandidatin Alice Weidel zu debattieren. Dafür durfte der Noch-Kanzler Olaf Scholz gegen den CDU-Kandidaten Friedrich Merz antreten. Obwohl seine SPD etwas oberhalb der Grünen dahindümpelt und die AfD laut Umfragen nach der CDU mit 22 Prozent die wählerstärkste Partei ist.

Asylanten begehen Attentate in Deutschland, Brandmauer. US-Aussenminister Vance hält in München eine Rede. Brandmauer. Bundesrätin Karin Keller-Sutter vermag seinem Aufruf zu Demokratie und freier Rede etwas abgewinnen. Grosse Brandmauer. Der SP-Berufspolitiker und Funktionär Cédric Wermuth übertrifft sich wieder mal selbst: «Anbiederung an den Neofaschismus». Da fehlen die Worte vor so viel dumpfer Demagogie.

In den USA werden Auswüchse des Genderwahns zurückgeschnitten, es gibt wieder nur zwei Geschlechter. Grosse Firmen stellen ihre absurden Diversity-Programme ein. Ganz grosse Brandmauer.

Ursprünglich wurde der Begriff geprägt, um klarzustellen, dass keine der anderen Parteien etwas mit der AfD zu tun haben will. Als der CDU-Vorsitzende Merz im deutschen Bundestag mit den Stimmen der AfD einen Vorschlag zur Verbesserung des Asylchaos erfolgreich einbrachte, stürzten unzählige Brandmauern über ihm ein. Der Vorschlag sei zwar durchaus vernünftig, aber vergiftet und falsch, weil ihm die Bösen zustimmten.

Schon längst sind solche Brandmauern in den Köpfen vieler Journalisten angekommen. Wer ein Widerwort gegen ihre immer verzweifelteren Versuche wagt, mit wokem Geschwafel und der Sprachvergewaltigung Korrekt-Deutsch an den Lesern vorbeizuschieben, wird ausgegrenzt. Debatte war gestern, heute ist Brandmauer.

In der Mediendatenbank SMD gibt es alleine im letzten Monat 1415 Treffer dafür. «Kontoverse Debatte» hingegen kommt 209 mal vor. Sagt einer was, Brandmauer. Was hat er eigentlich gesagt? Völlig egal, er ist Teil der dunklen Seite der Macht.

Aus Verantwortung, weil es in der Schweiz nur zwei grosse Medienkonzerne mit einem wahren Kopfblattsalat gibt, die die öffentliche Debatte beherrschen (und noch ein wenig «Blick»), sie wenigstens als Podiumsorgane zu führen – vergiss es. Das wurde beim grossen Aufräumen und dem Ergiessen von Einheitssosse in alle Organe mit heiligen Eiden beschworen – es findet nicht statt.

Sexismus ist nach wie vor das Lieblingshobby von Tamedia. Dem «Fall Travis» wird online bereits eine eigene Rubrik gewidmet, ständig ausgebaut. «Was den Spitzenfussball so anfällig macht für sexuelle Gewalt», «Der FCZ holt sich mit Benjamin Wendy ein gewaltiges Problem ins Haus», «Unser Dokfilm zeigt, wie ein Zürcher Party.Influencer Frauen sexuell ausnützt». Aber natürlich gilt die Unschuldsvermutung, kicher.

Jenseits jeder Brandmauer ist auch alles, was mit einem Wort zu tun hat: Trump. «Wird die Schweizer Politlandschaft «trumpisiert»?», «Es wächst die Sorge vor einem perfiden Plan des US-Präsidenten». Eine gleichhohe Brandmauer wird um den zweiten Gottseibeiuns aufgezogen: Elon Musk.

Der Ton wird im Allgemeinen keifiger; immer vorne dabei Jacqueline Badran:

«Weshalb schreiben Journalisten lieber Schüleraufsätzchen über die vierte Staffel der Trump-Show, statt über dessen krasse Inkompetenz zu berichten

Berechtigter wäre die Frage: wieso schreiben Journalisten Schüleraufsätzen gegen alles vermeintliche Übel in der Welt, statt sich ihrer eigenen Inkompetenz bewusst zu werden?

Natürlich ist es für Flachköpfe hilfreich, die Welt in ein einfaches Raster zu pressen. Was auch immer Trump, Musk (von Putin ganz zu schweigen) tun, ist übel. Falsch. Gefährlich. Wenn die AfD irgend etwas zustimmt, dann wird das dadurch falsch, auch wenn es vorher vielleicht richtig war. Das macht die Navigation in einer unübersichtlichen Welt einfach. Überall schwimmen Heulbojen im Meer des Nicht-Verstehens, die vor Untiefen und Ungeheuern warnen.

Herausragend ist und bleibt der «Spiegel». «Chaos ist das neue Normal», ««Die Europäer sind feige»», «Eure Empörung hilft nur der AfD», «US-Regierung will gefeuerte Beamte wieder einstellen – hat aber keine Kontaktdaten mehr», «Die Kotzbrocken-Doktrin» (muss jemand raten, wer gemeint ist?), «Erleben wir gerade einen Staatsstreich, orchestriert aus dem Weissen Haus?», «Trumps Feldzug gegen die Wahrheit», «Warum Trumps Vize der AfD hilft», «Wer kann Donald Trump noch stoppen?»

Wie der Schwimmer, der mehrfach Hilfe schreit, und dann absäuft, weil ihn niemand mehr retten will, schreien diese modernen Grossinquisitoren «Faschist, Rechtspopulist, Rassist» bei jeder Gelegenheit, bis sich die Begriffe so abgenützt haben wie ein Reifen ohne Profil. Beliebt sind auch «instrumentalisieren, skrupellos» und «Hass schüren».

Es wird nicht mehr informiert, sondern vergeblich indoktriniert. Nach der alten Propagandamethode: wiederhole das ewig Gleiche immer wieder, und dann nochmal. Es bleibt hoffentlich in den Köpfen stecken.

Gegenseitiges Schulterklopfen in der Journaille ist die einzige Resonanz, die sie bekommen. Wer einem Beruf beim Verelenden zuschauen will, hier wird’s öffentlich aufgeführt.

 

First, we take Greenland

Donald Trump wandelt einen alten Leonard-Cohen-Song um.

Bislang gibt es nur offene Münder und ein «das darf doch nicht wahr sein» als Antwort. Dass er will, ist klar. Kann er auch?

«First, we take Manhatten, then we take Berlin». Eine poetische Zeile, die sich als prophetisch erweisen könnte. Denn mal Hand aufs Herz, auf Grönland gibt es die US-Air-Base Thule mit zurzeit vielleicht 130 US-Soldaten. Die Verteidigung der Rieseninsel obliegt dem winzigen Dänemark. Das Land unterhält dafür ein Arktisk Kommando mit 60 Soldaten. Dann dürfen wir die Sirius-Schlittenpatrouille nicht vergessen, die auch als Parkaufsicht figuriert. Die gesamte dänische Armee umfasst genau 16’700 Wehrmänner, dazu kommen noch 12’000 Reservisten und 51’000 Freiwillige der Heimwehr.

Die US-Streitkräfte zählen rund 1,4 Millionen ausgebildete aktive Soldaten, die mit 860’000 Reservisten verstärkt werden können. Was dazu noch an Maschinenpark dazukommt, wollen wir nicht aufzählen. Es reicht wohl die Erwähnung, dass das US-Militärbudget von knapp 900 Milliarden US-Dollar so gross ist wie das der nächsten zehn Militärmächte der Welt zusammen.

Also gegen die Eroberung Grönlands ist der Einsatz militärischer Mittel gegen Panama schon eine Herausforderung, obwohl die USA das letztes Mal 1989 problemlos bewältigt haben. Nun gibt es da aber noch ein kleines Problem. Denn sowohl die USA wie Dänemark sind Mitglieder der NATO. Die könnte, ohne USA, 2,1 Millionen Soldaten mobilisieren. Und ein Angriff auf Grönland wäre nun eindeutig ein sogenannter Bündnisfall. Im Vertrag heisst es in Artikel fünf, dass ein Angriff auf ein NATO-Mitglied eine gemeinsame Reaktion auslöst.

Dieser Bündnisfall wurde das erste Mal in der Geschichte des transatlantischen Pakts nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ausgerufen. Zuvor gab es noch die Operation Allied Force gegen die Bundesrepublik Jugoslawien im Jahr 1999. Allerdings: was passiert, wenn ein NATO-Mitglied ein anderes angreift, dafür reichte die Fantasie nicht aus.

Obwohl es die leidige Geschichte zwischen Griechenland und der Türkei gibt. Die Hellenen traten 1974 aus der NATO aus, als das NATO-Mitglied einen Teil Zyperns besetzte. Und im Streit um Ägäis-Inseln konnte 1996 nur mit viel Mühe ein Krieg zwischen zwei NATO-Mitgliedern verhindert werden, da Griechenland wieder in den Pakt zurückgerudert war. Damals machten aber vor allem die USA klar, dass sie eine solche Auseinandersetzung nicht dulden würden. Aber hier wären sie selbst Kriegspartei.

Also nehmen wir an, die USA erfinden nach bewährter Manier (Stichwort Zwischenfall von Tongkin, nordvietnamesische Schnellboote sollen US-Kriegsschiffe beschossen haben, Fake News und 1964 der Startschuss für die US-Militärintervention im Vietnamkrieg) einen Vorwand zum Anlass, in Selbstverteidigung militärisch auf einen Angriff der Sirius-Schlittenpatrouille reagieren zu müssen. Vielleicht besteht auch der Verdacht, dass die Schlittenhunde Massenvernichtungswaffen mit sich führen. Schon alleine der Lebertran, meine Güte.

Und dann? Dann erobern die US-Truppen Grönlands Hauptstadt Nuuk und setzen dort eine provisorische Regierung ein, die diese Intervention als Befreiung begrüsst. Und während die EU wie üblich am Eiern ist, finster die Stirn runzelt und von einem inakzeptablen Vorgehen spricht, dazu drohend mit dem Zeigefinger wackelt, ist die Trump-Regierung gerne bereit, das Hilfsersuchen der neuen Regierung zu akzeptieren und Grönland zum Protektorat zu erklären.

Und dann gilt der gute alte Satz: Kommt doch und versucht, Grönland zurückzukriegen. Oder fresst lieber Griessbrei.

NZZaS, ach herrje

ZACKBUM wollte sich mal wieder laben. Aber an solchem Gelaber?

Der schlechten Tradition folgen, als Aufmacher eine mittelmässige Illustration, die pseudo-beängstigende Frage: «Macht er uns ärmer?» Als ob das zurzeit jemand wissen könnte. Dann als neues grafisches Element ein Aufkleber auf den Zeitungskopf, was man eigentlich nicht mache sollte. Und erst noch zu was für einem Thema.

Nicole Althaus über Umea, «der schwedische Ort gilt als Welthauptstadt der Gleichberechtigung». Au weia. Aber dieses Grauen kommt erst weiter hinten.

Zunächst kommt das naheliegendere. Muss man das beschreiben? Ach, manchmal sagt ein Seitenbild wirklich mehr als tausend Worte:

Doch, der Versuch, die Cover-Illustration zu unterbieten, ist bravurös gelungen.

Um die vorangehende Leidensstrecke dem Leser zu ersparen, zitiert ZACKBUM nur den Schluss des Editorials von Beat Balzli, dem sich offenbar bis heute niemand traut zu sagen, dass er das doch einfach seinlassen sollte:

«Ein gestärkter Binnenmarkt plus die überfällige Kapitalmarktunion können Europa gar Luft für eine Entrümpelungsaktion verschaffen, Schlüssel für das Comeback sein – und auch für den Erhalt des Schweizer Wohlstands, was nicht allen klar ist. Denn der grosse Bruder findet Davos «ein schönes Dorf». Dass er die schöne Schweiz verschont, hat er nicht gesagt.»

Der letzte Satz ist wieder mal so ein Dunkeltext, den niemand versteht, ausser: Ende Gelände fürs Editorial. Der Satz davor ist brüllend falsch. Eine «Kapitalmarktunion»? Himmels willen, hat es denn nicht gereicht, was passiert, wenn Griechenland zu gleichen Zinsen Kredite aufnehmen kann wie Deutschland oder Norwegen? Eine immer dysfunktionaler werdende EU soll den Schweizer Wohlstand erhalten? Den die Schweiz dadurch errungen – und verteidigt hat –, dass sie eben so wenig wie möglich an dieses unfähige Monster angeflanscht ist?

Dann ein Interview mit Bundesrat Guy Parmelin; die USA drohten mit irgendwas, und schon das Titelzitat macht die Lektüre überflüssig: «Wir werden versuchen, diesen Entscheid umzustossen». Diesem Versuch sieht Trump sicher mit Bangen entgegen.

Dann wird Dennis Frasch wieder verhaltensauffällig. Welch ein Titel, welch ein Lead, welch ein Schwachsinn:

«Und schon tanzen sie auf den Trümmern. Mit der Brandmauer wollten die politische Mitte und die Linke in Deutschland die AfD ausgrenzen. Jetzt riskiert Friedrich Merz ihren Fall. Ein Nachruf.» Der Nachruf auf den Kanzlerkandidaten der CDU: «Merz nimmt in Kauf, dass es Mehrheiten mit der AfD geben könnte.»
Himmels willen, welches Verständnis hat Frasch denn von Demokratie? Die AfD ist zurzeit die grösste Oppositionspartei im Bundestag. Sie liegt nach Meinungsumfragen nur hinter der CDU, mit 20 Prozent weit vor SPD, Grüne und dem Rest. Erschwerend kommt noch hinzu, dass es wohl mehr Überschneidungen zwischen AfD und CDU gibt als mit der SPD, dem BSW, der FDP oder gar der Linken. Die Grünen sind vielleicht eine Ausnahme, diese Partei der Opportunisten und Wendehälse kann sich überall einfinden.
Dann wird Frasch wirklich frech: «Die SVP ist zwar nur bedingt mit der AfD zu vergleichen, trotzdem bildet sie mit der SP regelmässig ihre «unheiligen Allianzen» – pragmatische Zweckbündnisse, die man achselzuckend zur Kenntnis nimmt. In Deutschland ist das anders.» Die SVP sei nur «bedingt», aber immerhin mit der AfD zu vergleichen. «Trotzdem», wieso trotzdem, bilde sie mit der SP «unheilige Allianzen». Was soll daran, ausser für einen gläubigen Kirchgänger des Gottesdiensts der einzig richtigen Gesinnung, unheilig sein?
In Deutschland sei durch den Hitlerfaschismus die Erkenntnis gereift, «dass die parlamentarische Zusammenarbeit mit Antidemokraten nicht nur deren Macht stärkt, sondern letztlich die Demokratie selbst zerstört». Also die bedingt vergleichbare SVP, dann die AfD als Antidemokraten und dahinter die NSDAP. Wie kann die NZZaS nur zulassen, dass so ein Unsinn publiziert wird?
Es folgt ein Titel, den gute Sitten und Anstand eigentlich auch verbieten würden: «Der talentierte Herr Ritter». Pech für ihn, dass sein Nachname die Verballhornung von «Der talentierte Mr. Ripley» von Patricia Highsmith anbietet. Ritter ist Bundesratskandidat, Ripley ein eiskalter Soziopath und Mörder. Wunderbar.
Kann man das noch steigern? Kaum, aber doch: «Verhindern Sexpuppen Gewalt?» Hm, die Idee, im Gazastreifen oder in der Ukraine es mal mit Sexpuppen zu probieren?
Dann noch eine schwüle Brise: das Kino entdecke, «was junge Männer längst fasziniert: die Anziehungskraft älterer Frauen, die ihr Begehren ausleben». Hui. Schliesslich  in dieser Reihe noch «Erben ist sehr schambehaftet», nichts erben hingegen ist scheisse.
Und damit ist’s mal wieder überstanden und die Frage offen, ob das jemals wieder besser wird.

Alte und neue Medien

Joe Rogan & Co.? Noch nie gehört? Schwerer Fehler.

Während sich die klassischen Medien aufplustern und über mangelnde Resonanz staunen, sind die neuen schon da.

Die «Financial Times» (FT) widmet fünf «Schlüssel-Podcastern» eine lesenswerte Analyse. Bei der Inauguration Donald Trumps sassen sie auf den besten Plätzen. Denn Trump bespielt die Medien wie kein anderer. Er liess Klassiker wie die berühmten «60 Minutes» aus und verbrachte geschätzte 1000 Minuten, rund 17 Stunden, im Gespräch mit einem Cluster von Podcastern in den USA, schreibt Anna Nicolaou.

Joe Rogan, mit insgesamt 34 Millionen Abonnenten auf YouTube und Spotify, ist der grösste von allen. Dazu gehören auch Theo Von, Lex Friedman, Andrew Schulz und Logan Paul. Wer noch nie von ihnen gehört hat, hat die Wahlen in den USA schon verloren.

Die FT schreibt: «Es gibt eine riesige und wachsende Medienwelt, die dem Mainstream-Publikum verborgen bleibt. Die heutigen Podcast-Stars sind einerseits sehr berühmt – sie füllen zum Beispiel den Madison Square Garden –, andererseits aber einem großen Teil der Amerikaner unbekannt. Meine Eltern, die in ihren Siebzigern sind und immer noch den ganzen Tag „die Nachrichten“ im Fernsehen laufen lassen, haben noch nie von ihnen gehört. Für die jüngeren Generationen hat YouTube das Kabelfernsehen abgelöst.

Stilistisch ist die „Manosphere“ in vielerlei Hinsicht das Gegenteil dessen, was die traditionellen Medien zu tun lernen. Als Journalisten werden wir gebeten, kurz und prägnant zu sein. Fernsehnachrichten sind eine raffinierte und weitläufige Produktion: Die Moderatoren sind mit Make-up bestäubt, sitzen in aufwendigen Kulissen und sprechen formell und überlegt.

Diese neuen Shows bestehen dagegen größtenteils aus mäanderndem Geplauder. Ein Livestream auf Twitch kann acht Stunden oder länger dauern. Die Moderatoren sind keine Journalisten und wollen es auch nicht sein.

Medienumwälzungen gehen normalerweise auf ein neues Format oder eine neue Technologie zurück. Podcasts und YouTube gibt es jedoch schon seit Anfang der 2000er Jahre. Stattdessen erleben wir radikale Veränderungen durch die Schattenseite eines Internets, das zunehmend Nischeninteressen bedient und es den Menschen ermöglicht, ihre Mediendiät und Informationsquellen zu verfeinern

Wie sangen die Buggles 1972 in ihrem einzigen grossen Hit: «Video killed the Radio Star». Also MTV entmachtete die DJs der Radiostationen. Obwohl Bewegtbild natürlich viel teurer ist als Radio, profitierte MTV davon, dass Musikfirmen Gratis-Videos zur Promotion zur Verfügung stellten.

Bei Podcasts fällt das weg, aber die Einkommenslage ist disruptiv im Vergleich zu den grossen TV-Stationen:

«Podcasts verdienen hauptsächlich durch Werbung Geld. Wenn der Moderator selbst eine Produktempfehlung vorliest, ist der Gewinn beträchtlich. Für Podcaster mit einer großen Fangemeinde ist viel Geld zu verdienen. Galloway schätzt, dass die Leute in den Top 10 der beliebtesten Podcasts 10 bis 50 Millionen Dollar pro Jahr verdienen. „Bei einer Million Downloads verdient man 50.000 bis 100.000 Dollar pro Monat“, schätzt er.

Ohne die Kosten für die Infrastruktur – Hauptsitz, Anwälte, Buchhalter, Sicherheit – sind die Gewinne „riesig“, sagt Galloway. „Allein das Einschalten des Lichts für eine [Fernseh-]Sendung kostet wahrscheinlich mindestens 2 oder 3 Millionen Dollar im Jahr. Einen Podcast kann man für Zehntausende von Dollar starten.“ Der Pivot-Podcast soll dieses Jahr 7 bis 10 Millionen Dollar Umsatz machen

Interessante Sache. Hat man darüber in deutschsprachigen Medien schon etwas gelesen? Nein; die breite Hutkrempe von Melania Trump ist doch viel wichtiger und umfangreicher Beschreibung wert.

Raubtier gegen Sozialarbeiter

Wenn Eric Gujer zum anderen Blick ansetzt, dann scheppert es.

Wie erbärmlich Tamedia ist, lässt sich auch am Gefäss Leitartikel festmachen. Beim Qualitätskonzern an der Werdstrasse darf ein Schmierfink wie Andreas Tobler den Leitartikel missbrauchen, um davor zu warnen, die Politikern Alice Weidel als Mensch zu porträtieren. Unsäglich, müsste mit sofortiger Entlassung oder mindestens Schreibverbot geahndet werden.

Und wenn Chefredaktorin Raphaela Birrer zum Griffel greift, erinnert sich schon während des Lesens niemand mehr daran, was sie eigentlich im Leitartikel sagen will. Hand aufs Herz: was war ihr letzter, und worum ging es da? Eben.

So in einer Mittelliga schwebt Patrik Müller von CH Media. Immer schön fluffig, geschrieben, als hätte er auch noch den Schwiegermuttertraumsohn-Charme von Christian Dorer geerbt. Und Reza Rafi, nun, da herrscht Bandbreite. Von exzellent bis schwachsinnig. Ach, Steffi Buchli? Leitartikel? Es darf gelacht werden.

Ganz anders bei Eric Gujer. Welch Oase der eleganten Schreibe, der komplexen, aber heruntergebrochenen Denke. Man muss nicht mit seiner Meinung oder Analyse einverstanden sein: lehrreich und erhellend ist es alleweil.

Aktuell vergleicht er zwei Weltmächte so: «Trump ist ein Raubtier, und die Europäer sind Sozialarbeiter. Es ist klar, wer da gewinnt». Natürlich ist die Wirtschaft dabei im Zentrum:

«Der Kontinent kommt nicht vom Fleck. Wirtschaftliche Dynamik findet sich in Asien und den USA, während die EU einen bürokratischen Albtraum nach dem anderen gebiert: Nachhaltigkeitsrichtlinie, Lieferkettenrichtlinie oder die Lasche, die den Deckel mit der Plastikflasche verbindet. Nichts ist zu gross, um reguliert zu werden, und nichts zu klein.»

Was von Befürwortern eines EU-Beitritts der Schweiz gerne verdrängt wird: «Deutschland befindet sich seit zwei Jahren in der Rezession, Frankreich türmt rekordhohe Schulden auf. Der Niedergang erfolgt schleichend. Es ist wie bei einem Autoreifen, aus dem unmerklich die Luft entweicht. Irgendwann fährt man auf der Felge

Und noch ein weiteres schlagendes Beispiel:

«Auch der Sozialstaat hat die Inklusion auf die Spitze getrieben. Deutschland gibt jährlich 37 Milliarden Euro für Sozialhilfe aus, kann aber inmitten einer Rezession 700 000 Stellen nicht besetzen

Dann wechselt Gujer auf die politische Ebene und stellt ein Versagen der Zentrumsparteien fest: «Die etablierten Parteien hingegen sind paralysiert. Der Brandmauer-Fimmel macht eine Zusammenarbeit mit dem rechten Rand unmöglich, bis die Realität wie in Österreich ein Umdenken erzwingt

Allerdings schreckt er dann doch vor letzten Konsequenzen zurück. Es ist offenkundig, dass der Aufstieg rechter Parteien wie AfD, FPÖ, Fratelli d’Italia oder Rassemblement National nicht an der überlegenen Strahlkraft ihrer Parteiprogramme festzumachen ist. Da steht, wie ZACKBUM schon belegte, mehr oder minder die ähnliche Sosse wie bei allen anderen Parteien.

Nein, es ist deren krachendes Versagen, das den Wähler verzweifelt nach Alternativen Ausschau halten lässt. Die Wurzel des Versagens liegt darin, dass die überwiegende Mehrheit der Wähler inzwischen Anspruchsgruppen sind, die auf die eine oder andere Art am Staatstropf hängen. Aber keine Partei traut sich, zum Beispiel dem Wählerblock Rentner zu sagen, dass die Renten deutlich gekürzt werden müssen, wenn der Raubzug an jungen Beitragszahlern nicht einfach weitergehen soll. Auch in der Schweiz handelt es sich hier jährlich um Milliarden.

Aber wer das sagt – und auch Rechtsparteien trauen sich nicht –, der kann auch gleich die Parteiauflösung beschliessen. Die deutsche FDP mit ihren zaghaften Versuchen ist ein warnendes Beispiel.

Woran sich dann auch Gujer nicht traut: damit kommt die Mehrheitsdemokratie an ihre Grenzen. Denn welche Anspruchsgruppe stimmt schon gegen ihre Interessen. Welche politische Bewegung will es sich mit grossen Wählermassen verderben.

Ist da, laut einem Bonmot Churchills, die Demokratie wirklich die schlechteste aller Herrschaftsformen, abgesehen von allen anderen? Das wäre doch mal einen anderen Blick wert.

«Blick» spinnt, reloaded

Kreisch, heul, jammer. Boulevard mit anderen Mitteln.

Simplifizieren und dann einen Wumms drauf. Das ist das Rezept für Billig-Boulevard. Kann man machen, wenn man’s kann. Denn es ist ein schmaler Grat, eine feine rote Linie zwischen erlaubten Krachern und demagogischer Hetze.

Die überschreitet «Blick» in jüngster Zeit mehrfach. Zuerst das unsägliche Meinungsstück von «Ausland-Reporter» Samuel Schumacher. Er behauptet, zur «Verteidigung unserer Werte» in der Ukraine sollten Gesetzesbrecher, die sich dort als Reisläufer betätigen, nicht bestraft, sondern dekoriert und mit Denkmälern geehrt werden. Denn dort rümpfe man «ob des helvetischen Abseitsstehens ohnehin schon die vom dreijährigen brutalen Angriffskrieg zertrümmerte Nase». Wenn die Gedanken entgleisen, fährt die Sprache ins Unterholz. Und wird die Neutralität als unnützer Ballast über Bord geworfen.

Neu legt der «Redaktor News» Daniel Jung noch einen drauf. Der zeigt schon im Titel, was primitive Polemik ist: «In den Klauen der Populisten: Wie Europa «vertrumpt»». Ein übles Stück Hetze, abgezeichnet aus dem Bilderbuch der Demagogie. Alle für solche Zwecke geeigneten Triggerwörter sind vorhanden:

«Klauen, Rechtspopulisten, rechtspopulistische Kanzler, Rechtspopulisten, gefährden, Postfaschistin, rechtsextremistischer Verdachtsfall, einer der ältesten rechtspopulistischen Parteien Europas, europäische Rechtspopulisten, Spaltung verschärft, Rechtspopulisten vorerst noch stärker werden».

 

Immerhin gab’s dann einen Anfall von Scham: Aus den Klauen wurde «Populisten an der Macht». Aber immer noch ein Sammelsurium von billigen Schlagwörtern, die repetitiv dem Leser eingehämmert werden. Auffällig auch die völlige Absenz von Logik und innerem Zusammenhang. Wie Europa nun «vertrumpt» (und was das sein soll): hinter dem dummen Spruch gähnende Leere. Was «Rechtspopulisten» eigentlich sein sollen, Sendepause. Ob so unterschiedliche Figuren wie Meloni, Weidel, Orban oder Kickl über den gleichen Kamm geschert werden können: blankes Nichts als Antwort.

Immerhin leiht sich Jung, mangels eigener Fähigkeit, die einzige Erklärung für dieses angebliche Phänomen vom «Wall Street Journal»: «Der Rechtsruck wird durch die Ängste der Arbeiterklasse in Bezug auf die Wirtschaft und die Einwanderung angeheizt – sowie durch die zunehmende Ermüdung bei Themen wie Klimawandel und Identitätspolitik.»

Ängste der Arbeiterklasse? Lustig, dass das Hoforgan des modernen Kapitalismus einen altmodischen Ausdruck des marxistischen Vokabulars bemüht. Was allerdings richtig ist: wenn die regierenden Parteien immer mehr die Interessen breiterer Schichten der Bevölkerung nicht vertreten, eine verpeilte Energie- und Umweltpolitik beispielsweise in Deutschland zum industriellen Niedergang und nicht zuletzt zur Existenzkrise der Automobilindustrie führt, dann ist es doch kein Wunder, dass der Wähler ranzig wird und nach Alternativen Ausschau hält.

Es ist ja nicht so, dass die Amis Trump gewählt haben, weil sie blöd sind oder ihn ganz toll fänden. Sie haben Trump gewählt, weil die Alternative, ein seniler Biden oder eine unbeliebte und blasse Harris noch schlimmer waren. Sie wählen in Deutschland auch nicht Alice Weidel und die AfD, weil die Partei so überzeugende Lösungen anbietet. Sondern weil das zerbrochene Trio Scholz/Habeck/Lindner krachend versagt hat.

Wer einen Kinderbuchautor über Jahre als Wirtschaftsminister wüten lässt (bitte nicht einklagen), der muss sich doch nicht wundern, wenn ihm die Wähler weglaufen. Wer als grüne Partei sämtliche Prinzipien verrät, nach einer gescheiterten Energiewende wieder auf Gas und Kohle setzt, als ehemalige pazifistische Partei zur Ansammlung von Kriegsgurgeln verkommt, der muss sich auch nicht wundern, dass er unwählbar wird.

Während Jung all diese Wählerreaktionen, die ihm nicht passen, als «vertrumpen» denunziert, mangels Argumenten das Wort «rechtspopulistisch» bis zum Erbrechen wiederholt, demaskiert er sich selbst als etwas Übles: als Antidemokrat, dem die Ergebnisse freier Wahlen einfach nicht in den Kram passen. Er wäre doch niemals auf die Idee gekommen, nach der Regierungsbildung von Roten und Grünen mit freundlicher Hilfe der FDP in Deutschland zu schreiben, dass sich das Land nun in den «Klauen» dieser Parteien befände; in den Klauen von Scholz und Habeck und Baerbock.

Eine Klaue ist ein scharfer, normalerweise schmaler und gebogener Nagel an der Zehe eines Tieres. Krallen können zum Kratzen, Greifen, Graben oder Klettern geeignet sein.

Was ist von einem Schreibtischtäter zu halten, der Politiker, die von beachtlichen Prozentzahlen von Wählern an die Regierung gebracht werden, mit Klauen versieht? Sie also vertiert. Wer das mit Menschen tut, früher war auch gerne das Bild von Ratten im Schwang, bräuchte mindestens einen Sensibilisierungskurs. Oder eher eine Abmahnung. Oder einen Tritt in den Hintern für diese Sittenverluderung. Stattdessen suhlt er sich in seinem Gesinnungssumpf und findet sich ganz toll.

Old News

Ein Widerspruch in sich selbst? Nein, ein Tagi-Prinzip.

Als USA-Korrespondent Fabian Fellmann am 5. Januar den Artikel verfasste, war Mike Johnson tatsächlich noch nicht als Speaker gewählt. Als der Artikel am 6. Januar immer noch unverändert auf der Homepage des Tagi stand, schon. Allerdings widerspricht sich Feldmann dann im Artikel selbst:

«Speaker Johnson wurde noch einmal gewählt. Der Vorgang lässt erwarten, dass die nächsten Monate im Kongress unvorhersehbar und chaotisch werden, jede wichtige Abstimmung wird zur Zitterpartie.»

Oder auf Deutsch: Fellmann wünscht Trump alles Schlechte. Zu seiner Entschuldigung kann man höchstens anführen, dass die schlampige Tagi-Redaktion dieses «In Kürze» unverändert stehen liess. Kä Luscht, kä Ziit, wir sind im Genderkurs mit Andreas Tobler. Oder so.

Dazu gehört auch die brandaktuelle Aufzählung vergangener und gegenwärtiger Untaten Trumps. Der «Tag der Schande» am 6. Januar 2021, als Trump-Anhänger das Capitol stürmten und die formelle Auszählung der Wahlmännerstimmen zu verhindern suchten. Die daraus resultierende Anklage gegen Trump, die nach seiner Wiederwahl eingestellt wurde. Die Verkündung des Strafmasses im Prozess um seine Schweigegeldzahlung an eine Pornodarstellerin. Die selbst war nicht strafbar, aber für den Versuch, sie in der Buchhaltung zu verschleiern, wurde Trump schuldig gesprochen.

Und schliesslich: «Trotz der Verurteilung in New York will Donald Trump am 20. Januar triumphal seine Amtseinführung feiern – eine Tradition, die er selbst vier Jahre zuvor mit Füssen getreten hat.»

Das alles ist ein übellauniger Rempler, mit dem der Journalist klarstellt, dass von ihm keine einigermassen objektive Berichterstattung über Präsident Trump zu erwarten ist. Seine persönliche Einstellung sei ihm unbenommen, und es gibt tatsächlich mehr als genug Gründe, die Person Trump unausstehlich zu finden. Allerdings wäre es die Aufgabe eines Zeitungskorrespondenten, den fernen Lesern in der Schweiz begreiflich zu machen, wieso eine Mehrheit der US-Stimmbürger diesen Mann gewählt haben – und welche Pläne er verfolgt.

Stattdessen aber ein Rehash von Vergangenem, fern der Aktualität und Realität.

Die Welt ist nicht nur schlecht, sie wird auch immer schlechter. Denn ein Trump ist nicht genug. Da gibt es im Süden der Schweiz die italienische Ministerpräsidentin Meloni. Im Westen Marine Le Pen. Im Norden Alice Weidel und die AfD. Dazu im Osten Herbert Kickl und seine «in Teilen rechtsextreme FPÖ». Das weiss Verena Mayer, «Korrespondentin für Österreich, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Moldau und Slowenien» für die «Süddeutsche Zeitung», womit auch das Qualitätsmedienhaus Tamedia ihre Ansichten übernimmt.

Denn so wie viele Journalisten immer noch am Wahlsieg Trumps zu knabbern haben, kommen sie auch nicht darüber hinweg, dass die FPÖ die Wahlen in Österreich gewann, aber nicht mit der Regierungsbildung beauftragt wurde. Nachdem das Gewürge, eine Koalition der Wahlverlierer zu formen, gescheitert ist, kommt nun wieder der demokratische Brauch zum Zuge, dass der Gewinner die Chance auf Regierungsbildung bekommt. Oder wie Mayer das formuliert: «Der Nachricht, die wie eine Kugelbombe in die österreichische politische Landschaft einschlug, war ein ereignisreiches Wochenende vorausgegangen.»

Eine Nachricht als Kugelbombe? Die Dame hat wohl die Nachwirkungen der Silvesterfeier noch nicht ganz verdaut. Genüsslich zitiert sie nun frühere Aussagen des neuen ÖVP-Chefs, der wohl als Juniorpartner unter Kickl amtieren wird. Der sei ein «Hochrisiko mit radikalen Ideen» und eine Gefahr «nicht für die Sicherheit, sondern auch für die Demokratie in diesem Land», meinte Christian Stocker zuvor. Aber es zeichnet ja nicht nur in Österreich den Politiker aus, dass er problemlos das Gegenteil vom Gegenteil sagen kann, immer begleitet von «ich habe schon immer gesagt».

Für völlig überflüssig hält es die Korrespondentin, ihren Lesern die Wahlresultate in Erinnerung zu rufen. Die FPÖ siegte mit 28,8 Prozent, auf den Plätzen folgten die ÖVP mit 26,3 und die SPÖ mit 21,1 Prozent. Dabei brach die ÖVP um über 11 Prozent ein, die Grünen um 5,66 Prozent, die SPÖ blieb einigermassen stabil, während die FPÖ um 12,68 Prozent zulegte. Das nennt man normalerweise einen Erdrutsch. Ausser, es handelt sich um eine «in Teilen rechtsextreme Partei».

Nun ist die FPÖ tatsächlich selbst für österreichische Verhältnisse (niemand schlägt eine schöne Wiener Hofintrige) schillernd. Erinnert sei an Jörg Haider oder Heinz-Christian Strache (Ibiza-Affäre). Allerdings muss sich die ÖVP mit Christian Kunz oder die SPÖ mit dem bekennenden Marxisten Andreas Babler auch nicht verstecken. Zuerst war 2023 ein Hans-Peter Doskozil als neuer SPÖ-Parteivorsitzender ausgerufen worden. Dann wurde zerknirscht eingeräumt, dass die Stimmen vertauscht worden seien, in Wirklichkeit habe Babler gewonnen.

Nun sind die Ausflüge der FPÖ in den braunen Sumpf tatsächlich zahlreich. Allerdings hat Österreich traditionell einen überproportionalen Anteil  an Anhängern des Hitler-Faschismus gestellt, und angebräunte Ansichten sind in der Alpenrepublik heute noch im Schwang.

Das sind zwei weitere Beispiele von Gesinnungsjournalismus, der die Leser nicht aufklären, informieren, orientieren will. Sondern belehren, beeinflussen, mit persönlichen Meinungen bedrängen und belästigen.

Wer ein Abo hält, entrichtet damit also einen Gesinnungsobolus. Wer einfach informiert werden will, schmeisst sein Geld zum Fenster raus.

 

Musk, der neue Monsterman

Erratisch, jünger, reicher. Der neue Medienzombie an der Seite Trumps.

Wenn George Soros sich mit Think Tanks, Multimillionen und Propagandaplattformen in innere Angelegenheiten osteuropäischer Staaten einmischt, dann tut er das im Namen von Freiheit und Demokratie. Also ist das lobens- und bewundernswert; Massnahmen dagegen sind ein typischer Fall von Zensur und Repression autokratischer Regimes.

Wenn Elon Musk auf seiner Plattform X ein paar Sprüche gegen deutsche Politiker raushaut, dann ist im wahrsten Sinne des Wortes der Teufel los. «Pöbel-Attacke», japst die Presse über den neuen Gottseibeiuns, der glücklose deutsche Gesundheitsminister Lauterbach behauptet, Musk mache «Profit mit Hass und Hetze». Der noch glücklosere deutsche Kinderbuchautor und Wirtschaftsminister Habeck (bitte nicht einklagen) keift sogar, das sei ein «Frontalangriff auf die deutsche Demokratie», doppelt nach: «Finger weg von unserer Demokratie, Herr Musk!» Und will Muskeln gegen Musk zeigen: «Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie autoritäre Gesinnung hoffähig gemacht wird.»

Furchtbar, aber was hatte Musk denn Fürchterliches getan? Er hatte den unfähigen deutschen Bundeskanzler (der klagt wenigstens nicht so schnell) Olaf Scholz als «unfähigen Narr» betitelt und den Bundespräsidenten Steinmeier als «antidemokratischen Tyrann».

Ausserdem hatte Musk auf Einladung der «Welt» ein Essay geschrieben, in dem er die AfD lobte und ihr einen grandiosen Wahlsieg prognostizierte. Obwohl in der gleichen Ausgabe eine scharfe Entgegnung des designierten neuen Chefredaktors der «Welt» erschien, kündigte daraufhin die Chefin der Meinungsseite fristlos. Damit setzte sie sicherlich ein Zeichen für eine offene Debattenkultur.

Noch kreischiger reagierten die Medien, als Musk das deutsche Magazin «Der Spiegel» als «korrupt» beschimpfte. Das seien «Verschwörungstheorien», wurde zurückgeholzt; der «Spiegel» selbst hatte zuvor schon ausgeteilt: «Wer Deutschland regieren will, muss Elon Musk in die Schranken weisen».

Da sich das abgedriftete und schwindsüchtige Organ bei Trump nicht mehr steigern kann, arbeitet es sich nun an Musk ab:

Links ein Monster, rechts ein Monster im Zerrspiegel.

Staatstragend wurde zudem bemängelt, das seien alles unerwünschte, unverschämte, eigentlich unerlaubte «Einflussnahmen auf den deutschen Wahlkampf», wie die deutsche Regierung zu formulieren pflegte.

Eher im Kleingedruckten wurde dann wiedergegeben, wie Musk seinen Vorwurf begründete: «Interessant, dass Gates Geld an den ‹Spiegel› schickt, der dann attackierende Schlagzeilen über mich schreibt».

Was, lässt sich etwa das Sturmgeschütz der Demokratie von einem anderen Multimilliardär finanziell aushalten? Eine bösartige Unterstellung, eine typische Verschwörungstheorie dieser Fake-News-rechten Spinner. Oder auch nicht. Über mehrere Jahre hinweg zahlte die Stiftung von Gates rund 6 Millionen Dollar an den «Spiegel».

Natürlich ging und geht der allen seinen journalistischen «Projekten ohne jeden Einfluss der Stiftung» nach, wie das Magazin schon vor Jahren bei der Offenlegung dieser Spenden schrieb. Dabei handle es sich feinsinnig auch nicht um Spenden, sondern um eine «Unterstützung», da das Magazin mit einem Umsatz von immerhin einer Viertelmilliarde sonst nicht in der Lage wäre, ihm am Herzen liegende Reportagen zu unternehmen.

Zu dementieren, dass durch ein paar Millionen auf den Inhalt direkt Einfluss genommen werden wolle oder könne, das ist nun das übliche Buebetrickli aller Medienorgane. Nur Blödis vermuten oder meinen, dass solche Sachen so laufen, dass Gates den Chefredaktor des «Spiegel» anruft und sagt, ich hätte dann mal gerne eine positive Story über meine Stiftung und eine Hinrichtung von Musk.

Dass ein paar Millionen keinen Einfluss kaufen, ist allerdings auch eine Meinung von Blödis. So wie Reisereportagen, eine Auswahl von Kosmetika, ein Fahrbericht über ein neues Auto selbstverständlich in aller Objektivität geschrieben werden (Scherz lass nach), gibt es unzählige Beweise dafür, wie Einfluss in den Medien gekauft wird, ein gewisser Spin hergestellt wird, Journalisten bearbeitet werden, zu «Informationsreisen» und «Hintergrundgesprächen» an verführerisch schöne Orte mit luxuriösen Hotels eingeladen werden. Manchmal reicht auch schon ein alkoholgetränktes Abendessen, notfalls mit Escort-Service als Zugabe.

Und Hand aufs Herz; obwohl die Information öffentlich erhältlich ist, wie viele ZACKBUM-Leser wussten bislang, dass Bill Gates ein paar Millionen in den «Spiegel» gesteckt hat?

Und nochmal Hand aufs Herz, wer hat dieses Buch gelesen, das weder von einem Spinner, noch von einem Verschwörungstheoretiker geschrieben wurde?

Ist das die einzige Spende, Pardon, Unterstützung für den «Spiegel»? Vielleicht müsste da mal Claas Relotius eine gnadenlose Recherche durchführen. Oder, noch besser, das könnte ein Fall für «correctiv» sein. Oder eher nicht, die werden ja selbst bis über die Ohren «unterstützt». Oder vielleicht sollte das «Organized Crime and Corruption Reporting Project» (OCCRP) nach dem Rechten schauen. Oh, das hiesse ja auch, den Bock zum Gärtner zu machen. Aus dieser Quelle bediente sich übrigens (neben SoZ, SZ und vielen anderen) auch der «Spiegel».

Das neue Jahr fängt so an, wie das alte aufgehört hat: mit journalistischem Trauerspiel auf allen Medienbühnen. Mit verschnupften Politikern, die sonst allen Ländern der Welt gerne und ungefragt Ratschläge geben, was die zu tun und zu lassen hätten (aktuell gerade mal wieder die deutsche Aussenministerin Baerbock in Syrien, die einen langen Katalog von Forderungen verliest, deren Erfüllung die Voraussetzung für eine engere wirtschaftliche Zusammenarbeit seien).

Aber das ist etwas ganz, ganz anderes.

Bleibt noch die Frage, wieso sich Musk gerade jetzt so intensiv um Deutschland kümmert. Beantwortet auch kein japsendes Medium, dabei ist die Frage so interessant wie berechtigt.

Die einfache Antwort: in Deutschland laufen Musks Geschäfte gerade nicht so super, eher mies, eher sehr mies.

Das wird auch so bleiben, denn aktuell räumt China seinen Vorsprung mit Tesla ab und übernimmt die Marktführerschaft. Und das ist für einen Egomanen mit autistischen Tendenzen (eingestanden) unerträglich.

Also dürfen wir uns wahrlich auf ein spannendes Jahr mit dem Dreamteam Trump-Musk freuen. Jeder, der meint, die beiden würden nun endlich mal durchgreifen und aufräumen, wird sich noch schwer wundern, was für eine Amokfahrt das werden wird.

Lachen ist gesund

Deshalb lobt ZACKBUM schon wieder den «Blick».

Eigentlich wollten wir’s lassen, aber der «Blick» ist stärker als ZACKBUM. Spätestens hier war’s um uns geschehen:

«Das Beste von BLICK+», echt jetzt? «Beim Freitod nah dabei», soll das eine Anspielung auf den «Blick» selbst sein?

Dann das Video-Trio:

Wahnsinn, Wanderfalken machen Halt in Zürich. Was sagt eigentlich der Tierschutz dazu, dass sie nicht wandern? Dann das «Erklärvideo», was im Körper passiere, «wenn du Zucker isst». Wollen wir das genauer wissen? Und eine posierende Ringerin, wieso denn nicht, wenn man die Lage im Griff hat.

Das kann man vom Titelmacher beim «Blick» nicht unbedingt sagen:

Echt jetzt? Dann stimmen die Gerüchte doch, dass Macron schwul und seine Frau eigentlich ein Mann sei? Aber Trump auch? Unglaublich.

Dann wird es richtig schön:

Die schönsten Natursaunen und Schneeschuhwanderungen sind schon gefunden, nach den Skigebieten wird noch gesucht.

Auch hier darf der Ratgeber nicht fehlen, denn «Blick» ist bekanntlich das Ratgeber-Organ:

Lesch,

Tja, die Gfrörnis kriegen endlich raus, wieso sie so sind, und erst noch mit ärztlicher Hilfe. Und die abenteuerlichen Wintersprotarten? Snowkiten, Fatbike, Eisklettern, Heliskiing (Kämpfer gegen den Klimawandel, weggeschaut), und schliesslich noch Eistauchen. Da kann man gleich fünfmal herzlich lachen, welches andere Organ schafft das schon.

Wer das Editorial von Chefredaktor Reza Rafi liest, bekommt die Halskehre, denn er muss sich um 180 Grad verbiegen (oder um 360, wie Deutschlands Aussenministerin Baerbock – bitte nicht klagen – sagen würde). Denn er versucht sich an einer politischen Analyse seines Lieblingsfeinds. Denn ernennt er zunächst zum «europaweiten Sonderfall».

Denn: «Auf dem ganzen Kontinent entstanden allerlei rechte, rechtskonservative und rechtspopulistische Parteien mit hartem Migrationskurs und europakritischer Haltung. Nur die SVP konzentrierte sich stramm auf wirtschaftsliberale Werte: tiefe Steuern, schlanker Staat, möglichst wenig Umverteilung (ausser bei den Bauern).»

Komisch, da müssen wir die Überfremdungsinitiativen geträumt haben. Nun verabschiede sich die SVP auch noch vom schlanken Staat, weiss Rafi, und eben, einen harten Migrationskurs habe es bei der SVP ja nie gegeben. Aber, neben der Befürwortung eines dicken Staates und der «Fremde, seid willkommen»-Politik gebe es dann doch wieder ein neues, altes Schlachtfeld für die SVP: «Jetzt aber steht erst mal der Kampf gegen das Rahmenabkommen an. Da kann die Partei um Blocher noch einmal klare Kante zeigen.»

Ein solcher zusammenhangsloser Schlusssatz ist nur dadurch zu erklären, dass Rafi plötzlich merkte: oha, da ist ja dann mal der Platz alle für weitere Buchstaben, jetzt eine Vollbremsung mit einem quietschenden Satzfragment.

Dann der obligate Beitrag mit hohem Jö-Faktor:

Aber leider, leider, das Herzensstück hat der «Blick» mal wieder nicht selbst geschaffen, es ist aus der «GlücksPost» ausgeliehen.

Und als Absackerchen noch ein echter Skandal, den «Blick», nun ja, enthüllt:

Aber oh je, nur Abonnenten von «Blick+» dürfen lesen, ob und wieso das so ist. Alle anderen fragen sich vergeblich, wieso diese unhygienische Sitte immer mehr, nun ja, Einzug hält. Und wieso man auf dem Bild nicht nur Badehosen sieht …