Ein Tamedia-Flop und seine Geschichte
Vierte Lieferung. Hier werden Fundstücke obduziert, um ihre Todesursache zu finden. Diesmal die Behauptung, BR Berset hätte ein Angebot abgelehnt, in der Schweiz Impfstoffe zu produzieren.
Primeurs sind schön. Daran labt sich der Journalist, obwohl es dem Leser eigentlich schnurz ist, wer was zuerst publiziert. Ein Primeur mit Wirkung und Hallo, das ist die Steigerung. Ein Primeur, bei dem eine ernstzunehmende Partei gleich eine Parlamentarische Untersuchungskommission fordert, das ist der Olymp.
Es gibt den aus Erfahrung gespeisten bösen Spruch: nur was man selbst erfindet, hat man exklusiv. So einfach ist das bei der Berset-Lonza-Story von Tamedia natürlich nicht. Aber genau das ist hier das Problem.
Die Story eines angekündigten Flops
Am 11. März platzierte Tamedia den Primeur: «Bund wollte keine eigene Impfproduktion». Der Tagi zeigt sogar das Foto einer grasenden Schafherde, die von einer Impf-Produktionsanlage vertrieben worden wäre. «Das Happy End war so nahe, aber der Mut fehlte», doppelte Autorin Isabel Strassheim in einem Kommentar nach.
Sie ist eine Kennerin der Pharma-Szene – und Mitunterzeichnerin des Protestschreibens einiger Tamedia-Frauen.
Beides spielt hier eine Rolle. Auch die Tatsache, dass sich Strassheim auf «verschiedene Quellen» berief. Anonyme Quellen, versteht sich. Diese Methode ist seit ihrer ständigen Anwendung durch die «Republik» etwas in Verruf geraten. Dennoch können Informanten helfen. Aber umso grösser das Thema, desto besser muss das abgesichert werden.
Dieser Primeur gab – wie erwartet – ein Riesengebrüll. Der Gesundheitsminister Alain Berset habe «das Lonza-Angebot abgelehnt», legte Tamedia zwei Tage später nach. Strassheim wird bereits von zwei männlichen Kollegen unterstützt. Am 17. März dann ein halber Offenbarungseid: Tamedia erklärt nun, wieso die Gespräche zwischen Berset und Lonza im Sand verlaufen sein sollen. Und in einem kleinen «Korrektur»-Kasten krebst der Medienkonzern von seiner ursprünglichen Kernaussage zurück.
Vorwärts, wir ziehen uns zurück
«Neue Recherchen» hätten gezeigt, dass es nicht um das Angebot einer bundeseigenen Impfstoffproduktion bei Lonza gegangen sei, sondern lediglich um eine «staatliche Mitfinanzierung». Kleiner Unterschied? Nein, kleingespielter Unterschied, denn Berset hatte bereits offiziell die erste Aussage dementiert. Die FDP, schon in Kampfeslaune mit einer PUK, stand plötzlich mit abgesägten Hosen da und sagte öffentlich Tapferes, im Hintergrund nicht Zitierbares.
Tamedia mopste noch etwas nach, Lonza sei am Limit, im System «knirscht» es, wie auch immer, die «Schweiz braucht eine eigene Impfstoffproduktion». Als man sich bei Tamedia schon wichtigeren Problemen zuwenden wollte; wer untersucht die anonymen Sexismus-Vorwürfe zum Beispiel, meldete sich die NZZamSonntag zu Wort.
Mutig durchs Labyrinth: Pacman NZZaS.
Zu Worten; dreieinhalb Seiten, über 30’000 Anschläge, als wär’s ein Stück der «Republik». Birgit Voigt und Multitalent Peter Hossli, der schon Alt Bundesrat Moritz Leuenberger in die Bredouille interviewt hatte, blätterten nochmal die Geschichte der Impfstoffsuche durch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf.
Unvermeidbare und vermeidbare Fehlentscheide
Überraschungsfrei ist das eine komplizierte Kiste, geprägt von nur im Nachhinein als kapitale Fehler kritisierbaren Entscheiden und tatsächlichen Fehlentscheiden, eben typisch für die Entscheidungsaversion von Beamten.
Befeuert durch die völlige Fachfremdheit des damaligen BAG-Direktors Pascal Strupler, der nur durch Connections in dieses Amt gehievt worden war, weil man nicht im Traum daran dachte, dass das BAG einmal mit einer solchen Krise konfrontiert werden könnte. Natürlich mischt sich auch die grossartige Task Force to the Bundesrat ein, während die eigentlich zuständige Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF) schlichtweg vergessen geht und erst später dazugerufen wird.
In all der damaligen Gemengelage, wie schlimm wird die Pandemie, auf welchen Impfstoff soll man setzen, was ist eigentlich diese neue mRNA-Methode, vom Startup Moderna und von Pfizer/Biontech vorangetrieben? Soll die Schweiz überhaupt eigene Impfstoffproduktion aufnehmen? Von wem sollte man wie viel Dosen kaufen? Wie lange dauert die Bewilligung durch die zuständigen Schweizer Behörden?
Der einfache Ansatz, lieber auf diverse Pferde setzen mit dem Risiko, dass einige nicht ins Ziel kommen, lieber zu viele, statt zu wenige Impfdosen ordern, lieber auf verschiedene Produktionsmethoden setzen als auf eine, das widersprach natürlich Schweizer Sparsamkeit und der Unwilligkeit komplizierter Apparate, einfach gemeinsam Vollgas zu geben.
Ein einziges, kurzes Gespräch zwischen Berset und dem Lonza-Chef
In diesem ganzen Kuddelmuddel gab es dann offenbar ein einziges Gespräch zwischen Berset und dem VR-Präsident der Lonza Group. Albert Baehny wurde dann ans BAG weitergereicht, wo er «einige Ideen skizzierte». Aus edlen Motiven: «Ich bin zum Bund gegangen als Schweizer Staatsbürger, der zur Krisenbewältigung beitragen will.»
Zur entscheidenden Frage, ob er dem Bund die Finanzierung und Übernahme einer ganzen Produktionslinie oder nur eine finanzielle Beteiligung vorschlug, antwortet er im NZZaS-Interview sehr diplomatisch: «Das wäre doch denkbar, oder?» Aber, nachdem er vorgetragen hatte, «gab es keinen weiteren Kontakt mehr». Darüber sei der Schweizer Staatsbürger zwar «perplex» gewesen, suchte aber seinerseits offenbar auch nicht mehr den Kontakt.
Also ist sowohl der Artikel wie auch das Interview mit dem Lonza-Chef genau betrachtet keine Bestätigung der These, dass Berset (oder das BAG) das Angebot einer staatlichen Impfproduktion abgelehnt habe. Es ist nicht mal klar, mit welcher Priorität Lonza das als mögliche Idee vorgetragen hat.
Tamedia hebt den Kopf wieder über die Wasserlinie
Aber wer liest heutzutage schon 30’000 A, sagt sich Tamedia völlig zu recht. Und poltert: «Lonza-Debakel: Jetzt braucht es volle Aufklärung», fordert der Wirtschaftschef von Tamedia höchstpersönlich. Und Peter Burkhardt endet unheilsschwanger: «Die Frage wiegt schwer: Wurde da eine einmalige Chance verpasst? Und wenn ja, wer trägt die Schuld?»
Wieso Debakel? Was ist noch nicht voll aufgeklärt?
Unterstützt natürlich durch «Lonza-Präsident widerspricht Berset». Was er zwar nicht tut, aber wenn auch wieder Parlamentarier neuerlich «Aufklärung und Untersuchung» fordern, dann ist die Welt doch wieder in Ordnung.
Es rauscht auch im Blätterwald, vor allem an dem Baum, an dem die gesammelten Kopfblätter von Tamedia hängen, plus «20 Minuten». Nur srf.ch behält noch einigermassen den kühlen Kopf: «Aussage gegen Aussage bei der Frage der Impfstrasse.»
Liegt zwar auch nur im Streubereich der Wahrheit, aber immerhin. Auch auf die Gefahr hin, uns zu wiederholen: die Recherchierfähigkeiten der Schweizer Qualitätsmedien, die Fähigkeit zum Verstehen auch längerer Artikel, das alles liegt nicht im Argen. Das liegt auf der Intenstivstation, wird künstlich beatmet, damit sich der Brustkorb noch bewegt, während schon längst der Hirntod eingetreten ist.
Was ist von Isabel Strassheim zu erwarten? Nicht viel! So wie sie Briefe mit unbelegten Behauptungen der Mimösli-Gruppe unterschreibt, so schreibt sie Artikel. Der Redaktion des TA hat mittlerweil Übung unten links, klein eine Berichtigung zu platzieren. Besonders peinlich, wenn Frau Isabel sich verrannt hat müssen Männer ran und zurecht rücken! Zeigt die Qualität der Frau!
Es stimmt, dass die Recherchen betreffend Lonza von anfang an nicht wirklich professionell gehandhabt wurden. Ihre Kritik an die Tamedia / NZZ ist absolut gerechtfertigt.
Ich glaube aber auch, dass Berset jetzt fertig hat. Dass er immer noch denkt, er wäre der Beste für den Job, sagt nach einem Jahr Pleiten, Lügen und Pannen einfach alles. Ich hoffe, dass diese Geschichte ihm die «Kraft» geben wird, sich wohlverdient und für immer in die Südsee zu verdrücken.
Der Tagi war über viele Jahre mein Leibblatt. Dann folgte der Linksruck mit Verharmlosung von Ausländerkriminalität und linker Gewalt aus ideologischen Gründen. Heute ist Tamedia wie Ringier das Sprachrohr der Behörden. Man glaubt das „Neue Deutschland“ der ehemaligen DDR zu lesen, welches man sich bei Tagesausflügen nach Ostberlin erstanden hatte.
Bereits in den Achtzigern hatte der Tagi linke Schlagseite. Mit der Propaganda für die Armeeabschaffungsinitiative der GSoA nahm man Anlauf, um dann bei der EWR-Abstimmung so richtig hässlich zuzuschlagen. Allen, die nicht dafür waren, wurde noch Jahre danach bedeutet, sie seien nichts als Abschaum. Eine saudumme, primitive Zeitung.
Wer für einen solchen Schwachsinn zwecks Informationsbeschaffung Geld ausgibt, der ist nur noch zu bemitleiden. Der «Tages-Anlüger». Du bist, was Du liest.
Die lendenlahme Ausrede Bersets im nicht aufgeklärten «Erpressungsversuch an einem Unerpressbaren» liess gerade deshalb aufhorchen, weil es die Betroffenen jeweils nicht lassen können bewährte oder übliche Floskeln zu verwenden, um das «Schlimmste» abzuwenden.
Es ist also «… kein Geld geflossen …» oder: » Das ist Privatsache und soll es auch bleiben, darum …».
Und genau so macht es auch bei genauer Betrachtung des Berset-Dementis im Fall Lonza (oder Berset?) ganz einfach Klick! Das kennen wir doch? Warum diese bemüht korrekte Wortwahl, die den Anschein erwecken soll, dass etwas behauptet wird, was so gar nicht so behauptet wurde und darum als Killer-Gegenargument auch richtig scheint ( … kein konkretes Angebot …). Haarscharf daneben und vehement glaubwürdig gemacht.
Ich habe das Gefühl, dass auch Sie, Herr Zeyer, wieder einmal (und zugegeben eher selten), sich hier etwas vehement verrannt haben.
Was für Sie logisch oder auch unangemessen erscheint, muss erst geklärt werden. Will heissen: Der Datenmüll, der juristische Kleister und der abgeplatzte Lack müssen erst vorsichtig – Schicht für Schicht – abgetragen werden, um solchen Spielchen auf die Schliche zu kommen.
Dazu haben alle (auch die TX-Group) das Recht, weiter zu graben, zu mutmassen und die Mechanik freizulegen.
Im Gegensatz zum BAG interessieren uns alle weniger die Zahlen, als die Hintergründe und Ränkespiele.
Solche scheinbar logische Ausreden von Berufspolitikern brauchen wir genau so wenig, wie hanebüchene Scheinentschuldigungen für offensichtliche Fehlleistungen ohne entsprechende Verantwortung zu ertragen (nicht übernehmen!).
Verrannt haben sich alle Medien mit ihrer anpasserischen Berichterstattung. Von den völlig überforderten Chefbeamten im Bund und unserer Regierung darf man keine weiteren Worte verschwenden.
Schweizer des Jahres 2021 ist ganz klar der Lonza-CEO und VR-Präsident Albert M.Baehny. Bereits im April 2020 (vor einem Jahr!!!) ist er mutig und entschlossen ein Abkommen mit dem US-Impfproduzenten Moderna eingegangen, für die Produktion dieser Impfung in Europa und der USA. In Rekordzeit hat er die Produktionsstelle in Visp und in den USA ausgebaut. Dank diesem bedeutsamen Hebel von Lonza hätte die Schweiz Inc. alle Optionen offen gehabt – und dieser Hebel wurde aus völliger Dummheit nicht genutzt.
In Grossbuchstaben: SCHWEIZER DES JAHRES 2021 IST ALBERT M. BAEHNY.
Er brachte Tugenden mit sich, die alle Hasenfüsse nicht haben; auch der egozentrische Vielschwatzer Daniel Koch («Mr. Corona») nicht.
Erstaunlich, dass dieser entschlossene Vordenker Albert Baehny in unseren Medien kaum gewürdigt wurde. Ganz klar, wäre seine Lonza ein äusserst wichtiger HEBEL gewesen, um mit der Moderna Therapeutics in Cambridge, MA einen schweizfreundlichen Deal zu bekommen.
Diese überforderten Bürokraten in Bern hatten kein Gespür und keine Vision in dieser Krise. Der selbstsüchtige Mister Corona fand es gar lustig, anlässlich seiner Pensionierung mit Anzug und Krawatte baden zu gehen in der kalten Aare……….
Gehe einig mit Sam Thaier, dass die proaktive, höchst mutige Leistung von Albert Baehny unter dem Radar blieb. Er ist der echte Mister Corona und der Schweizer des Jahres zugleich.
Diese stümperhaften Hasenfüsse haben es völlig verbockt. Lonza unter dem Biologen und CEO Baehny hätte mit seiner Idee einer eigenen Impfstrasse in Visp, viele Probleme in der Schweiz gelöst. Dieser Querdenker verdient Bewunderung.