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Schnarchblatt

Nachreichung der NZZaS.

So sieht es wohl in den Redaktionsstuben der NZZaS aus. So fühlt sich auf jeden Fall der Leser. Denn alles gute Zureden hilft nichts:

«Selbsthilfegruppe der Superreichen»? Mag sein, dass das allerhöchstens die 300 Reichsten laut «Bilanz» interessieren könnte. Aber sonst? Den NZZaS-Leser? Null. Und aufgemerkt, es gibt den Hype um die sogenannte «Dubai-Schokolade». Schnarch.

Kann man das noch steigern? Aber sicher:

Merkels Selfie mit einem Flüchtling anno 2015, das «ich bin verzweifelt und mir fällt einfach nix ein»-Thema «Das Für und Wider des Trinkens», ein guter Ratschlag an den Bund und ein Skiprofi mit Liebeskummer. Da schlägt die Stirn unsanft auf der Zeitung auf, aber der Besitzer merkt es nicht, weil er zuvor in Tiefschlaf versetzt wurde.

Dann, es war zu befürchten, das Editorial von Beat Balzli. Immerhin diesmal mit Selbstkritik: «Ich weiss nicht, wie es Ihnen geht» (das ist mal wieder ein genialischer Einstieg), «aber ich kann es nicht mehr hören.» Oh, meint er damit das Verlesen seiner Editorials? Mutig, mutig. Nein, er polemisiert gegen «die radikalste Kariesförderung, seit es Dubai gibt». Hä? «...wohlstandsverwahrloste Gesellschaft … süsses Gift des Eskapismus … lieber Krümel statt Krieg, lieber Schoko statt Schüsse.» Glücklicherweise sind ihm hier die Stabreime ausgegangen, und man fragt sich (vergeblich), was dem Mann denn über die Leber gelaufen ist. Hat er die neusten Leserzahlen gezeigt bekommen?

Aber die NZZaS fragt sich: gibt es tatsächlich noch Leser, die noch nicht weggeschnarcht sind? Das lässt sich ändern – mit einem Rösti-Interview, sauglatt illustriert:

Augen auf, man beachte den Hammergag: der Tacho steht auf null.

Noch mehr Sauglattismus im Illustrativen? Aber sicher:

Achtung, Gag, komm heraus, du bist umzingelt. «Kampf», hihi, «rote Zahlen», hoho. Und drüber hängen drei verschieden grosse Typos in der Luft, oder sagten wir das schon. Also der AD vom Tagi ist nach vollbrachter Untat wenigstens nach Berlin abgehauen …

Weiter im Text? Muss das sein? Markus Bernath erteilt aus dem fernen Wien Angela Merkel und den Deutschen eine Lektion, was sie wirklich zu tun hätten: «Dabei wäre heute Anerkennung der Realität von Krieg und Wirtschaftswandel gefragt», ihr Schnarchnasen und Nostalgiker.

Und dann? Dann geht das grosse Blättern weiter, sollte man aufgewacht sein. Oder könnte einen eine solche Story innehalten lassen?

Anstatt viel zu meinen, könnte Kulturchef Peer Teuwsen mal für etwas Kultur in seinem Gärtchen sorgen. Oder soll das hier irgend etwas mit diesem Begriff zu tun haben?

Ein Ranking der TV-Weihnachtswerbung? Das würde sich nicht mal «watson» trauen, und die machen aus allem ein Listical.

Aber, nicht verzweifeln, ab hier beginnt der wahre Lesespass:

ZACKBUM konnte sich angesichts der Überfülle von hässlichen Dingen schwer entscheiden, aber in unsere engere Wahl ist das hier geraten, vielleicht ein neckisches Geschenk für Elch Teuwsen:

Dicht gefolgt von diesem Weihnachtsbaum:

Einer geht noch:

Sowohl für den traditionsbewussten wie auch für den modernistischen Vogel. Und als Absackerchen, was darf in einer solchen Sammlung niemals fehlen? Richtig, die unpraktischste Saftpresse der Welt, dafür von Philippe Starck:

Aber Vorsicht, die darf nicht vor dem Leser der NZZaS stehen, das kann zu Kopfverletzungen führen, wenn das Haupt darniedersinkt.

 

 

Lest einfach ein paar gute Bücher

ZACKBUM hat vorgelegt, die NZZaS hat versagt, ZACKBUM legt nach.

Während die Bücherbeilage der NZZaS das Niveau tiefergelegt hat (es fehlte eigentlich nur die Erwähnung von lustigen Heftchen aus Entenhausen oder das Werk einer mit ihrer Geschichte seit Jahren durch die Medien tingelnden Geschändeten), sollen hier noch einige Bücher empfohlen werden, mit denen man wirklich (mit oder ohne Schnee) geruhsame Lesestunden verbringen kann.

Steht natürlich nicht auf der NZZaS-Liste, ist aber ein herausragendes historisches Buch. Dem Autor David Grann gelingt es, die unglaubliche Geschichte eines englischen Flottenverbands so nah wie möglich an der Wirklichkeit nachzuerzählen. «Eine wahre Geschichte von Schiffbruch, Mord und Meuterei», lautet der Untertitel. Was hier Menschen ausgehalten haben, bis 1742 30 Überlebende des königlichen Eroberungsschiffes «Wager» an der brasilianischen Küste landen; nach einer Odyssee in einer Nussschale über mehr als 2000 km, das ist einfach unglaublich. Dann werden noch 3 Überlebende an Chiles Küste angeschwemmt, die ebenfalls nach einer unglaublichen Reise von einer unwirtlichen Insel als Letzte davongekommen sind. Kälte, Hunger, Entbehrungen, harte Hierarchie, Meuterei, dann sogar noch ein Prozess in England, das sprengt alles die menschliche Vorstellungskraft und wird nüchtern, flüssig lesbar erzählt.

Oder wie wäre es mit noch einem James Ellroy: «Die Rothaarige. Die suche nach dem Mörder meiner Mutter».

Dieses Verbrechen von 1958 war die Keimzelle, der Beginn der Schriftstellerkarriere des wohl bedeutendsten zeitgenössischen Krimiautors («Die schwarze Dahlie», «Ein amerikanischer Thriller», «Blut will fliessen», «L.A. Confidential», «Ein amerikanischer Alptraum»). Dokumentation und Fiktion, niemand benützt diese Mischung so virtuos wie er, dazu seine treibende, brutale Sprache, der schwarze Zynismus eines enttäuschten Moralisten. Keine friedlichen Weihnachtsgeschichten, aber echte «page turner», wie man das auf Englisch nennt.

Sie wollen auch etwas unterhaltsame Bildung? Unbedingt, dann müssen Sie zu Philipp Blom greifen.

Die Herrschaft der Vernunft, ist das wirklich der Weg aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit? Oder gibt es nicht auch den Alptraum der Vernunft, die Angst vor «der intellektuellen Hybris derer, die sich im Besitz der absoluten Wahrheit wähnen und deren Namen sich wie eine breite Blutspur durch die Geschichte ziehen». «Gefangen im Panoptikum», ein grossartiges Buch, so aktuell wie 2017, als es erschien. Und wer von Blom (der allerdings auch Schwächeanfälle hat) nicht genug bekommt, unbedingt noch «Böse Philosophen. Ein Salon in Paris und das vergessene Erbe der Aufklärung» lesen und an Denis Diderot, den so schmerzlich unterschätzten Aufklärer und Philosophen, erinnert werden. 400 Seiten, die sich unbedingt lohnen. Genauso wie die beiden Bände «Der taumelnde Kontinent, Europa 1900 – 1914» und «Die zerrissenen Jahre, 1918 – 1938». Panoramen, mitreissend, kenntnisreich geschrieben, die Mosaiksteine fügen sich zusammen wie in einem Puzzle, man wird bestens unterhalten und belehrt.

Oder, wenn wir schon bei diesem Zivilisationsbruch sind, durch den Ersten Weltkrieg verlor die Aufklärung und Europa endgültig ihre Unschuld; vielleicht nicht ganz auf dem Niveau von Blom, aber als Kaleidoskop fast nicht zu übertreffen:

Ein Jahr, von Florian Illies in Scheiben geschnitten seziert und als überbordender Lesespass dargeboten, als «1913. Der Sommer des Jahrhunderts». Lesespass, das Stichwort für Charles Lewinsky, der sich gerade gegen idiotische Vorwürfe wehren muss, einige dicke Schinken vorlegte, aber mit «Rauch und Schall» uns ein wunderbares Juwel von Buch schenkte.

Der grosse Dichterfürst Goethe hat plötzlich eine Schreibblockade (und Hämorrhoiden), damit beginnt der moderne Schelmenroman über das Schreiben und die Schwierigkeiten dabei. Hier bedauert man, dass die unaufdringlich gebildete Unterhaltung nach 296 Seiten zu Ende ist, was man bei den 944 Seiten «Melnitz» nicht unbedingt sagen kann.

Montaigne (1533 – 1592) ist auch so ein Denker und Schriftsteller, dessen Bedeutung gerne unterschätzt wird, der – ausser in seinen Aphorismen – nicht ganz für voll genommen wird als Philosoph. Ein Irrtum, beweist Volker Reinhardt.

«Philosophie in Zeiten des Krieges», treffender kann ein Untertitel kaum sein, auch heute noch kann man viel von Montaigne lernen, der distanziert sich und die Welt betrachtete und eine beeindruckende Fähigkeit entwickelte, die Dinge «plötzlich von ganz anderer Seite» zu betrachten. Eine Eigenschaft, die heutzutage immer mehr Mitmenschen abgeht.

Für Putin-Versteher, solche, die es werden wollen, aber auch für Putin-Hasser sei ein Buch empfohlen, das so vieles erklärt, was bis heute die sowjetische, die russische Politik, ihre Machthaber, ihr Denken prägt. Es ist natürlich die Oktoberrevolution von 1917 und der anschliessende grausame Bürgerkrieg bis 1921, in dem beide Seiten, die Revolutionäre und die Konterrevolutionäre, mit unglaublicher, äusserster Brutalität vorgingen. Da wurden im wahrsten Sinne des Wortes keine Gefangenen gemacht, mit unmenschlicher Fantasie Todesarten ausgedacht und angewendet, mit der brutalen Grausamkeit aufeinander eingeschlagen, die es selbst im Zarenreich so nicht gegeben hatte. Antony Beevor versucht sich an einer Gesamtschau der Ereignisse. Sie wurden schon unzählige Male dargestellt, aber noch nie so erhellend wie hier. Man darf sich vom ungeheuerlich umfangreichen Personal der handelnden Figuren nicht abschrecken lassen; viele Namen muss man sich nicht merken.

Allerdings ist auch das ein Wälzer für eher lange Winterabende mit seinen 668 Seiten:

Und noch zwei kleine Wunderwerke als Absackerchen.

Wer meint, Bildbetrachtungen seien nun so was von öde, wird das nach der Lektüre von Patricia Görg nie mehr denken. Elf kleine Wunderwerke über bekannte und weniger bekannte Bilder, denen die Autorin Tiefe, Erkenntnis und Durchdringung angedeihen lässt, die den Leser beglückt und bereichert zurücklassen. Und Urs Hafners längst überfällige Biographie über Karl Bürkli (ja, der mit dem Bürkliplatz). Patrizier, Frühsozialist, Ideengeber für Coop und Zürcher Kantonalbank, Weltreisender nach Texas und Nicaragua, Befürworter des Frauenstimmrechts und Kneipenwirt. Man staunt, dass die Schweiz im vorletzten Jahrhundert (Bürkli lebte von 1823 bis 1901) solche Charakterköpfe hervorgebracht hat.

Das wäre mal eine kleine Auswahl von wirklich lesenswerten Büchern.

 

Die wievielte schlechte NZZaS?

Schon das Cover macht schlechte Laune. Aber das ist erst der Anfang.

«Die 100 besten Bücher?» Echt jetzt? Waren die Ideen für «die schönsten Weihnachtsgeschenke» gerade aus? Gibt es nicht schon unzählige solcher «die 100 besten» Irgendwas? Hier sollen es gleich die 100 besten Bücher «des 21. Jahrhunderts» sein.

Ehrlich gesagt: ZACKBUM hat nicht mal 10 darunter gefunden, die dieses Prädikat verdienen würden. Von Anne Applebaum «Roter Hunger»? Von dieser Kampfschreiberin gegen alles Linke und Rote? Ihr Nachtret-Buch über Stalin? Kann doch nicht wahr sein. Der Egotrip von Karl Ole Knausgard? Und nichts gegen Joanne Rowling, aber ein Harry-Potter-Buch? Die Autobiographie von Elton John?

Bei Position 37 sind wir dann ausgestiegen, denn so geht’s wirklich nicht. Auf der ist der Holperpolterpoet Lukas Bärfuss verewigt. Der soll eines der besten Bücher des 21. Jahrhunderts geschrieben haben? Zudem gesteht ZACKBUM, obwohl nicht unbelesen: die meisten Autoren dieser angeblich besten Bücher kennen wir nicht. Dafür vermissen wir spontan mindestens 100 andere Bücher, die es problemlos auf eine solche Liste schaffen würden. Brr.

Zu verantworten haben das Chefredaktor Beat Balzli und die leitende Rektorin Martina Läubli. «Ich bin gespannt, was Sie von der Auswahl halten», schreibt die kühn in ihrem Editorial. Das können wir kurz beantworten: nicht viel.

Aber zurück zum Anfang, der eigentlich auch ein Ende ist. Denn auf Seite zwei ergreift wieder Beat Balzli das Wort im Editorial. ZACKBUM will hier eins zu eins sein Leseerlebnis wiedergeben: «Der Begriff Freiheit durchlebt schwierige Zei ...» und tschüss.

Genauso geht’s leider weiter. Wie zu befürchten war, nimmt sich Nicole Althaus nochmal des Falls Pelicot an. Schwüler Titel («Das Dornröschen-Syndrom»), schwüle Illustration («Sleeping Beauty»), schnarchiges Thema: «… wirft ein Schlaglicht auf eine der am wenigsten erforschten Sexualstraftaten: die Vergewaltigung einer sedierten oder schlafenden Frau».

Ach nein, der Einsatz von K.o.-Tropfen ist nicht erforscht? Interessant. Und gibt es da nicht eine ehemalige Kantonsrätin, die bis heute publizistischen Wirbel mit einer angeblichen Schändung veranstaltet? Hier ist ZACKBUM bei diesem Satz ausgestiegen: die Anzahl Schändungen (das sind sexuelle Handlungen mit einer nicht urteilsfähigen oder zum Widerstand unfähigen Person) sei «in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, von 143 Fällen im Jahr 2013 auf 281 im Jahr 2023. Das entspricht fast einer Verdoppelung». Von ganz, ganz wenig auf ganz wenig.

Wäre es nicht sinnvoller, stattdessen über Genitalverstümmelung zu schreiben? Das Bundesamt für Gesundheit weist darauf hin: «In der Schweiz leben schätzungsweise 24’600 Frauen und Mädchen, die von Genitalverstümmelung betroffen sind oder der Gefahr ausgesetzt sind, beschnitten zu werden.» Ist diese brutale und menschenverachtende Praxis nicht eher ein Thema, um auf zwei Seiten ausgebreitet zu werden? Mit Tausenden von Betroffenen? Statt spät auf die Erregungswelle über diesen unappetitlichen Prozess in Avignon aufzuspringen?

Dann aber, immerhin eine Ehrenrettung für Robert F. Kennedy Jr., dem designierten Gesundheitsminister der USA. Denn er will das Land der Übergewichtigen von Junk Food und Chemikalien in den Lebensmitteln befreien. Wird ihm wohl nicht gelingen, aber der Versuch ist ehrenhaft.

Dann ein etwas erstaunliches Loblied ausgerechnet auf Polen:

Interessanter Ansatz, interessanter Text. Wenn man meckern will: wieso weiterhin diese verunglückte Kopfzeile, wo in viel Weissraum Buchstaben schweben? Und wieso ein Riesensymbolbild mit der Aussagekraft einer Pizzaschachtel? Aber ZACKBUM findet das sofort wieder grossartig, im Vergleich zu dieser Gaga-Fotomontage:

Mal im Ernst, war beim Seitenaufriss hier kein Erwachsener dabei?

Aber ZACKBUM kann auch mit dieser verunglückten Fotomontage leben, wenn die nächste Illustration uns erspart geblieben wäre:

Lieber «visueller Journalist» Simon Tanner, kennen Sie denn keine Gnade mit dem Leser?

Licht und Schatten, dann kommt ein schön bösartiger Beitrag über Michael Elsener «Komische Geschäfte». Guter Titel, der Lead packt den Knüppel aus: «Als Satiriker scheiterte er beim Schweizer Fernsehen. Nun engagiert er sich als Abstimmungshelfer der Linken». Nicht etwa aus Überzeugung und pro bono. Sondern mit Videos, die vom Gewerkschaftsbund oder dem Mieterverband mit Tausenden von Franken gesponsert werden. Ohne dass Elsener das ausweisen würde.

Schon während der Coronazeit kassierte Elsener für Beiträge zu sogenannten «Transformationsprojekten im Kulturbereich» vom Zuger Regierungsrat satte 87’000 Franken, erinnert die NZZaS.

Wer im Glashaus sitzt, mag man bei der nächsten Story denken. Da schreibt eine Svitlana Prokopchuk nichts Nettes über die russisch-orthodoxe Kirche; die betätige sich «unter ihrem Moskauer Patriarchen Kirill als Kriegstreiber». Vielleicht hätte dem Leser der Hinweis geholfen, dass es sich bei der Autorin um eine ukrainische Journalistin handelt, die das Thema sicherlich mit der gebotenen Objektivität angeht.

Das gilt auch für Anne Applebaum, die dank ihren eher flachbrüstigen, aber gefälligen Büchern zurzeit der Darling der Medien ist – und wieder einmal interviewt wird, von Alain Zucker und Gordana Mijuk. Gähn. Sie sagt so Flachheiten wie: «Die Putin-Versteher haben die gleiche Funktion wie einst die extreme Linke, welche Sowjetpropaganda wiederholte.» Schnarch.

Auch Chappatte, ob da irgendwas ansteckend ist, war schon mal lustiger:

Wer es noch nicht wusste: «Saurierknochen sind das neue Musst-have der Superreichen». Gut, dass wir das jetzt wissen, wir Nicht-Superreichen. Dann gibt es noch einen Beitrag zu «die Genderisten spinnen». Denn sie entdecken in der Vergangenheit immer mehr schlimme Dinge. Zum Beispiel «Fascht e Familie». War für Schweizer Verhältnisse ziemlich lustig, aber:

Das ansonsten zurechnungsfähige Anstandsblatt «Die Zeit» wirft Autor Charles Lewinsky vor, er habe Frauenrollen geschrieben, die «vor sexistischen Klischees» strotzten. Aber damit nicht genug, die Tochter der damals mitspielenden farbigen Schauspielerin Sandra Moser will auch ins Rampenlicht. Dass ein «weisser Mann» das Drehbuch geschrieben habe, findet sie «eine heftige Vorstellung». Schliesslich habe sie mit ihrer Mutter viel über Rassismus gesprochen, «aber bis heute nie über jenen in «Fascht e Familie».

Furchtbar, 1994 strotzten Frauenrollen vor sexistischen Klischees, weisse Männer schrieben rassistische Drehbücher für farbige Schauspielerinnen, ein Graus. Und heutzutage, das ist der wahre Graus, muss sich doch tatsächlich Lewinsky gegen solche Anwürfe verteidigen. Es fehlt nur noch (aber das kommt sicherlich), dass ihm Antisemitismus vorgeworfen wird.

Tja, das war’s dann soweit, will man die schon x-mal erzählte Story der idiotischen Rückgabe von Museumsstücken an den Herrscher von Benin nicht extra erwähnen.

Fazit: Viel Schatten, wenig Licht. Inhaltlich umfangreiche Flachlandschaften, darin einige wenige Erhebungen. Dafür aber auch tiefe, dunkle Löcher wie gleich am Anfang. Und was die Präsentation betrifft: da geht der Wettbewerb mit dem Online-Auftritt von Tamedia weiter: wer hat das hässlichste Layout? ZACKBUM kann sich nicht entscheiden …

NZZ am Sinken

So muss man inzwischen NZZaS ausschreiben.

Wie tief kann’s noch gehen? Sagen wir so: wenn ein Kommentar von Frank A. Meyer im «SonntagsBlick» geistreicher und eleganter geschrieben ist als das meiste, was in der neusten Ausgabe der NZZaS steht, dann steht es schlecht um sie.

Meyer zieht hier über die jammernden Linken her, dass es eine Art hat und Leselust bewirkt.

Während sich die NZZaS mehr auf das Auslösen des Gähnreflexes konzentriert:

Wie erziehe ich mein Kind richtig, ein Cover-Aufmacher für die NZZaS? Und drunter die Reklame für ein Buch, das ein tieffliegender Tagi-Redaktor zusammen mit einem Ex-Redaktor geschrieben hat? Als grosse Aufmacher.Story? Wie verzweifelt muss diese Redaktion mal wieder gewesen sein.

Selbst dem stellvertretenden Editorial-Schreiber Daniel Foppa fällt nichts Bemerkenswertes ein, und dabei ist man sich von Beat Balzli schon Einiges gewohnt. Gesteigert wird das Elend wie üblich noch durch riesige Illustrationen im Post-Gaga-Dada-Stil:

Gut getroffen, dass das illustrierte Haus aber völlig gerade und waagrecht steht. Auch eine solche halbseitige Platzverschwendung lässt einen am gesunden Menschenverstand aller Beteiligten zweifeln:

Was die Platzverschwendung oberhalb des Fotos betrifft, scheint die NZZaS in einen Wettbewerb mit der Online-Ausgabe vom Tagi treten zu wollen: wer kann schlimmer?

Ich, ich, sagt die NZZaS:

Markus Bernath, die Unke aus Wien, scheint den Trump-Schock nicht ganz überwunden zu haben. So fantasiert er in seinem Aufmacherkommentar: Trump wolle «keinen ukrainischen Präsidenten Selenski, der vor der Kamera erklärt, dass die USA sein Land im Stich lasse, und der dann womöglich an die Front geht, um den Heldentod zu sterben». Selenski und Heldentod? Echt?

So labert es sich dahin; selbst die Autobiografie der Rapperin Loredana ist der NZZaS eine Seite wert.

Wie kann man das Elend noch beschreiben? Die «Reise»-Beilage, natürlich bezahlte Werbung, ist interessanter als das Hauptblatt. «Z, die Substanz des Stils», überbietet sich wieder mit absurd bepreister Mode. «Oberteil und Jupe aus Viskose von Bottega Veneta» schlappe 8000 Franken. Oder ein «Langhaar-Sportmantel», für dessen Tragen man Schmerzensgeld verlangen müsste, der aber 14’030 Franken kostet. Richtig beruhigend, dass wieder Diverses «Preis auf Anfrage» ist. Ein Collier von Chopard allerdings nicht, das nette Weihnachtspräsent kostet bloss 205’500 Franken.

Und wenn das «NZZ am Sonntag Magazin» mit der «Vermessung der Unterwelt» tatsächlich mal einen interessanten Beitrag hat, dann verdirbt Paula Scheidt, «Chefredaktorin Magazin», mit einem weiteren überflüssigen Editorial die gute Laune. Auch sie muss, Überraschung, noch ihren Senf zur Wahl von Trump geben und leitet dann zu einem hemmungslosen Lob über: «Meine kluge Kollegin Kerstin Netsch und ihr Lifestyle-Team kuratieren die Bellevue-Seiten Woche für Woche mit viel Detailliebe, Expertise und Stilbewusstsein für Sie».

Das gelingt ihnen so toll, dass sich ZACKBUM Mal für Mal aus reiner Qual darüber lustig macht. Wie auch dieses Mal. Als Aufmacher eine «Winter Vegan Capuche», die so aussieht, wie sie heisst. Ungeniessbar:

Dazu passend der «Vegipass» mit «150 Bons für 115 vegane Angebote», ein Deospray für müffelnde Turnschuhe (kein Witz) und ein Buch einer gewissen Jovana Reisinger: «eine atemberaubend eloquente Tour de Force durch die Luxus-Triade Schlaf (meterlange Hotelbett-Laken!), Nahrung (Schlemmermaus!) und Kleidung (Dior, aber fake!)» (Klappentext).

Kann man auch billiger haben, aber nach der Lektüre hilft sicher das hier:

Richtig, das ist ein elastischer Boxsack namens «Punch a Wall», ein weiterer Höhepunkt aus «Bellevue».

Problemblatt NZZaS

Leider (noch) keine Besserung in Sicht.

Immerhin, eine gewisse Konsequenz ist Chefredaktor Beat Balzli und seinen Mannen (generisches Maskulin) nicht abzusprechen.

Balzli hangelt sich in seinen Editorials von einem Tiefpunkt zum nächsten. Entweder ist es unverständlich, was er vor sich hinmurmelt, oder von erschreckender Banalität: «Wie werden Historiker im Rückblick urteilen?», hebt er diesmal an. Na, wie immer: mit überlegenem Wissen im Nachhinein. Aber nicht mal das weiss Balzli, stattdessen räumt er ein: «Wir wissen es nicht. Wir kennen die Zukunft nicht – die Vergangenheit und die Gegenwart hingegen schon.» Das sind Sätze von wahrhaft erhabener Einfalt.

Wie die Faust aufs Auge passen dazu auch die übergrossen Illustrationen dieser Ausgabe.

Echt jetzt? Die rasend originelle High-Noon-Visualisierung durch die Beine des Revolverhelden? Und wenn der kleine Mann hinten Donald Trump sein soll, wer ist dann der vorne? Der Autor Markus Bernath? Und ist «Der Wunsch nach dem starken Mann» gutes Deutsch? ZACKBUM fragt ja nur.

Auch die NZZaS, darin ähnelt sie langsam dem Tagi, kann noch einen drauflegen:

Echt jetzt? Wer ist denn hier der Pisolero hinter den Rauchschwaden? Eindeutig  nicht Trump; falsche Haarfarbe. Und wieso schiesst der knapp am Betrachter vorbei? Sind das Fliegen, die ihn umschwirren, oder löste der Schuss Schmutzränder von der Kleidung? Und dann dieser rote Fleck rechts neben der Knarre. Wurde er selbst getroffen? Soll das einen Streifschuss symbolisieren? Aber dann müsste er doch am Ohr sitzen. Schliesslich: stimmt die Perspektive beim Revolver oder sitzt die Mündung direkt auf der Trommel?

Lustig ist dann auch, dass sich ein Mann – Andreas Mink – Gedanken darüber macht, «warum Frauen ihn wählen». Wo Trump doch ein sexistisches Schwein ist, eigentlich («grab them by the pussy»). Aber wenn die NZZaS mal einen Illustrator beschäftigt, dann muss der im Multipack liefern und lässt dafür kein Klischee aus:

Echt jetzt? Was will uns «American Heartbreak» sagen? Eine Anspielung auf das Album von Zach Bryan? Oder gar «Brokeback Mountain», der Film über schwule Cowboys? Und reitet der einsame Cowboy hier in den Sonnenuntergang (eher) oder in den Sonnenaufgang (auch denkbar)? Und was hat das alles mit unseren Kenntnissen der USA zu tun?

Schliesslich, was meint Alan Cassidy mit dieser selbstkritischen Feststellung: Obwohl wir alle ein Stück weit Amis seien,  seien wir «wenn es um amerikanische Politik geht, auch machtlos. Wir nehmen an ihr Teil, aber haben nichts zu sagen». Nun ja, das sagt der Autor aber auf rund 7700 A.

Dann zeigt die NZZaS, dass man nicht nur Illustrationen, sondern auch Symbolbilder in den Sand setzen kann:

Zudem ist die obere Seitengestaltung das Allerletzte, oder sagten wir das schon? Völlig verloren hängen Schweiz, NZZ am Sonntag in Versalien und die Seitenzahl in der Luft. Drunter viel sinnloser Weissraum, dann ein aufgeblasenes Symbolfoto, damit der Lead Weiss auf Hellgraublau reinpasst. Brr.

Aber, die ZACKBUM-Leser ahnen es, die NZZaS kann sich noch weiter steigern. Wie sie das schafft? Mit einer Illustration plus einem Schuss Sauglattismus (man achte auf den sauglatten Titel):

Ein echter Schenkelklopfer. Vornehme NZZaS-Leser klopfen leise auf den Tisch oder lassen die Kaffeetasse mit dem Löffel erklingen.

Irgendwie passt dazu das missglückte Inserat der Migros:

Hier versinkt gerade ein Blumenkohl in hellbraunem Resopaltisches, eventuell Laminat. Und ob man den Slogan (abgesehen davon, dass er bescheuert ist) wirklich so schreibt? «Migros macht meh für d’Schwiiz»? Wieso nicht auf Deutsch? Wäre noch genauso beknackt, aber lesbarer. Und wieso macht die Migros mehr, wenn sie doch im Bild und im Preis weniger macht? Weniger ist das neue Mehr? Au Backe.

Dafür kann die NZZaS nichts; für dieseIllustration hingegen schon:

 

 

 

 

 

 

Toll sind auch immer Wimmelbilder mit vielen Soldaten, hier sogar noch apart farblich sortiert:

Aber auch alleine mit einem Titel kann man schon eine gehörige Portion Nonsens vermitteln, nicht wahr, Patti Basler: «Damit eine Ampel funktioniert, darf nur eine Farbe leuchten.» Dada oder gaga, das ist hier die Frage.

Wohin es führt, wenn man auf Teufel komm raus alliterieren will, zeigt die NZZaS hier:

Irgendwie wird auch die Werbung in der NZZaS mit leichtem Wahnsinn infiziert, muss man schon sagen:

Das kommt heraus, wenn man auf Teufel komm raus ein Foto von Trump in seiner Werbung verwenden will. Operation gelungen, aber Message tot.

Neben Balzli gibt es auch noch eine zweite Kolumnistin, die mit jedem Beitrag um Hilfe fleht: denn ihr fällt wirklich nichts ein:

Echt jetzt? Hohl, hochtrabend, Wortgeklingel, pseudogelehrt. Ein echter Nicole Kopp halt. Dann ist Peer Teuwsen mal wieder jeder Vorwand recht, um eine Dienstreise zu tun:

Der Initiator dieser Schulen sitzt in New York. Das war dann wohl doch zu teuer, also musste Teuwsen mit Amsterdam Vorlieb nehmen, weil dort angeblich «das Epizentrum einer Bewegung» sei.

Aber zurück zu misslungenen Illustrationen:

Echt jetzt? Liess sich der Illustrator von der Migros-Werbung inspirieren und zeigt deshalb einen ins Kornfeld sinkenden Clausewitz? Aber auch aus einem solchen Augenpulver kann man noch Trost ziehen: das war’s dann. Für diesen Sonntag. Lieber Herr Gujer … Aber der Herr scheint etwas harthörig zu sein.

Für Frustrierte

Es fehlt noch die NZZaS selbst. Auch da musste ZACKBUM durch.

Es ist immer ein Kopfzerbrecher. Was macht man mit Redaktionsschluss Samstagabend, wenn am Dienstag die Präsidentschaftswahlen in den USA stattfinden?

Vor acht Jahren hätte man noch fröhlich den Wahlsieg von Hillary Clinton prognostiziert. Aber diesmal ist man aus Erfahrung vorsichtig geworden und und will nicht einfach auf Kamala Harris setzen. Also was tun? Grübel. Also Trump ist sicher der grössere Aufreger als Harris. Somit ist er gesetzt.

Fehlt nur noch die Titelstory. Nach hirnerweichendem Brainstorming kam die NZZaS auf diese grossartige Idee:

Blöd nur: beides weiss man nicht. Das wird dann auf den Seiten 2 bis 5 ausgebreitet. Um die leichte Inhaltsleere zu überspielen, wird mit Riesenfotos gearbeitet. Allerdings hatte es dennoch Platz für ein weiteres der gefürchteten Editorials von Beat Balzli. Also wenn schon mal ein Chefredaktor öffentlich darum gebeten hat, ihn endlich von seiner Aufgabe zu entbinden, dann er.

Kann man es besser machen, wenn man die Leser schon im ersten Satz abschrecken will, als so? «Was würden Psychologen als Erstes über Bundesräte sagen? Dass sie am Ende auch nur Menschen sind.» Eine Hammererkenntnis, ein Hammereinstieg, der Hammer.

Hat Balzli noch weitere Weisheiten auf Lager? Aber immer: «Schweigen gehört zur Staatsräson wie Rivella zum Skifahren.» Rivella dankt, aber was soll das? Nun, der SVP-Bundesrat Albert Rösti hat doch erkennen lassen, dass er eher für Trump sei. Pfuibäh, sagt Balzli: «Unabhängig von der Frage, ob man als Demokrat dem Feldherrn der Capitol-Stürmer öffentlich huldigen sollte, muss sich ein Bundesrat Kommentare zu ausländischen Wahlen verklemmen.» Nimm das, du Schwätzer. Aber wie wäre es, wenn sich Balzli wenigstens weitere Editorials verklemmen würde?

Nun kommen wir zu einem ordnungspolitischen Zwischenruf zuhanden des AD der NZZaS. Wir haben es schon bemängelt, wir tun’s nochmal:

Das ist doch einfach grauenhaft. Oben links klebt verschämt in Grossbuchstaben die NZZ am Sonntag. Rechts ebenfalls in Grossbuchstaben und viel grösser die Rubrik. Daneben dann die Seitenzahl, nochmals in einer anderen Grösse. Drunter zwei verschiedene Titelschriften und eine Gaga-Illustration. Also wenn man mit dem Layout ausdrücken will: Leser, leck mich, dann so.

Aber immerhin, man reizt die NZZ nicht ungestraft:

Nachdem das Selbstverteidigungsministerium sich wie ein Wald voll Affen über die Berichterstattung über das opulente Beratungshonorar einer Pensionärin aufregte, die NZZ übel beschimpfte, bleibt nun die NZZaS am Ball und stochert weiter in die verborgene Welt der üppigen Beraterverträge der Landesregierung hinein.

Dann nochmal eine Spitzenleistung des Geeiers. Denn Gordana Mijuk möchte auch noch etwas zu Trump sagen, weiss aber, dass sie spätestens am Dienstag von der Aktualität eingeholt wird. Also dann so:

Wer war’s, dąs ist immer eine gute Frage, wenn die Rückkehr des Gottseibeiuns lediglich «real scheint». Und übrigens, wie die Zusammenlegung von zuvor getrennten Bünden grafisch gelöst wurde, grauenhaft.

Herausragend, eben Sonnen- und Schattenseiten – dann wieder der Bericht von Mirko Plüss über die Erfassung von Gesichtsdaten. Nicht nur von staatlichen Stellen; jeder kann mittels der Gratis-Software Pimeyes selbst geschossene Fotos im Internet verifizieren und nachschauen, wenn er da zufällig geknipst hat. Beunruhigend.

Die Kultur hat einen Aufmacher, der an Originalität und Brisanz kaum zu überbieten ist:

Bundesrat Parmelin fotografiert den Blumenstrauss im Bundesratszimmer. Wahnsinn. Seit sieben Jahren. Unglaublich. 300 Blumenbilder habe er gesammelt, Cool. Erzählte er der «Schweizer Illustrierte». Eigentlich genug Stoff für eine Kurzmeldung. Aber wie pumpt man das auf eine Seite auf? Na, indem Linus Schöpfer Locken auf der Glatze dreht. Ferdinand Hodler, van Gogh, Renoir, holländische Blumenmaler, Oscar Wilde, Fischli/Weiss, Georgia O’Keeffe, und dann ist endlich, endlich die Seite gefüllt. Bleibt nur die Frage: Wieso die Anspielung im Titel auf die «Fleurs du Mal»?

Bei aller Geistreichelei kommt Baudelaire doch gar nicht vor.

Aber dann auch hier die gute Nachricht: es ist vorbei.

Drei Facetten eines Gesamteindrucks. Das Magazin «Z», das «NZZaS Magazin» und schliesslich das Hauptblatt NZZaS. Wenn man ein Fazit ziehen will: Himmel, hilf. So kann das wirklich nicht ungestraft weitergehen. Hier ist einiges aus dem Leim gegangen, dürfen sich Schreibkräfte in einer Art austoben, dass es eine Unart ist.

Dabei gibt es doch ab und an Glanzpunkte. Aber sie flackern unsicher in Düsternis, im Wirken einer Redaktion, die ausser Rand und Band geraten ist. Ist es einmal so weit gekommen, kann nur ein neuer Chef wieder für Ordnung sorgen.

Oder aber, die Lieblingsthese von ZACKBUM; God Almighty Eric Gujer lässt das Blatt absichtlich verkommen, damit er es umso leichter selbst übernehmen kann und völlig in seinen Machtbereich eingliedern. Mit dem Schlachtruf: da musste durchgegriffen werden.

Nur: wie lange zögert er noch?

Die NZZaS antizipiert den Leser

Anders kann man den neusten Geniestreich auf dem Cover nicht erklären.

Auf jeden Fall setzt ZACKBUM dagegen ein klares Zeichen: wir verschliessen unsere Augen keinesfalls vor all dem Negativen, das die NZZaS wieder serviert. Wir meiden auch nicht«mittlerweile schlechte Nachrichten».

Das ist mal die anmächelige Titelgeschichte an diesem Sonntag. Drunter sorgt lediglich Leo Eiholzer etwas für Aufsehen, indem er verkündet: «Bundesräte lassen heikle Sitzungen nicht protokollieren».

Weiter unten regiert dann wieder das untere Mittelmass:

«Zu wenig Akademiker», das ist der Zwilling von «zu viele Akademiker». Den gnadenlos gut illustrierten «Trost der Natur» verspürt die US-Schriftstellerin Sigrid Nunez. Sigrid who? Never mind.

Und wann gibt es denn schon mal keine «neue Debatte um Sterbehilfe», und wann sind Michelin-Sterne schon nicht Fluch und Segen.

Auf Seite zwei setzt Beat Balzli seine Erfolgsserie niemand versteht meine Editorials fort. Soll er darüber schreiben, sinniert Balzli, dass «der Uno-Generalsekretär in der Show der Brics-Staaten zu Putins Hofnarren schrumpft?» Oder sollte er sich darüber freuen, dass die Schuhmarke Künzli gerettet wurde? So eiert er sich mal wieder durch. Er wolle nicht schwadronieren, behauptet er, über einen erschlaffenden «Resilienzmuskel», über Hypersensibilität, über «woke Beschallung mit Achtsamkeitsparolen». Hä? Never mind, versteht keiner, versteht er wohl selbst nicht. Am Schluss schreibt Balzli: «Ich danke Ihnen, dass Sie durchhalten». Bitte sehr, aber einfach ist’s nicht.

Der Rest der Doppelseite ist – Überraschung – dem Ukrainekrieg gewidmet, unter dem merkwürdigen Titel «Der neue Feind heisst Crink». Das scheint ein neues Gestaltungselement zu sein, die Story über Sahra Wagenknecht und Oscar Lafontaine trägt den Titel «Bünzli meets Marx».

Der Anfang der Story ist auch nicht viel verständlicher, auch wenn ein leichter Oberton von Häme mitschwingt:

«Oskar chauffiert, schwarzer Audi, schwarze Klamotten, der 81-Jährige bringt das Gefährt sicher auf dem Haltestreifen vor der Halle des Flughafens Saarbrücken zum Stehen. Auf der Beifahrerseite entsteigt Madame im knapp sitzenden Kostüm. Sahra Wagenknecht muss zur Arbeit, auf nach Berlin, wieder ein bisschen deutsche Politik kaputthacken.»

Alter Sack kann noch autofahren, «Madame» trage ein knapp sitzendes Kostüm, worin sie deutsche Politik «kaputthackt». Dass Markus Bernath unerträglich ist, hat er schon vorher unter Beweis gestellt.

Dann aber eine Thema, das die ganze Schweiz bewegt. Also einen Teil. Also einen kleinen Teil. Also eigentlich niemanden, nicht mal die Kühe:

«In Zeiten von Laktoseintoleranz»? Oh je.

Der AD oder wer auch immer darf sich immer ungehemmter in der NZZaS austoben. Titelschrift ist Titelschrift? Ach was, geht doch auch anders:

Plötzlich Grossbuchstaben, plötzlich Halloween-Schrift? Oder hat man in der normalen Typo bloss nicht das Sonderzeichen für Tod gefunden? Aber auf jeden Fall: was soll das, und was ist der erkennbare Sinn? In diesem Unsinn.

Apropos, fällt dem Illustrator gar nichts ein, vergreift er sich am berühmten Bild des armen Poeten in seinem Kämmerchen von Carl Spitzweg:

Eigentlich zeigt hier Simon Tanner nur, dass das Original viel besser ist:

Aber das ist nicht mal das Hauptproblem. Wieso soll der modernisierte arme Poet einen Artikel illustrieren, der über den angeblichen «Rückzug aus der Welt» sinniert? «Fast die Hälfte der Bevölkerung verzichtet inzwischen auf News», lamentiert Alain Zucker. Kein Wunder, kann man nur sagen … Unfreiwilliger Humor strahlt immerhin ein Zwischentitel aus: «Sind News wie Zucker»? Eher nein.

Herausragend wieder das «historische Bild», das die verzweifelte Beäugung von Lochkarten zeigt, auf denen im Jahr 2000 in Florida die damaligen Präsidentschaftswahlen entschieden wurden. Bush wurde per richterliches Dekret zum Sieger erklärt, wahrscheinlich hatte aber in Wirklichkeit Al Gore gewonnen.

Ressort «Wirtschaft»? Totalpleite. Oder interessiert wirklich irgend jemanden das hier?

Wieso nicht einfach das Eingeständnis: mir ist mal wieder einfach gar nichts eingefallen?

Und schon schwirrt die NZZaS wieder ins Unverständliche ab:

«Tückische Tränen»? Gibt es ausser der Alliteration irgend einen Grund für diesen Titel? Und für dieses Symbolbild?

Dann aber der Hammer, der Skandal. Nach dieser Story wird der Beruf der Blumenarrangeurin nicht mehr der gleiche sein:

Und selbst bei einem so traurigen Thema kann es die NZZaS nicht lassen, ein trauriges Symbolbild dazuzustellen.

Und dann, ja dann, widmet sich Peer Teuwsen einem bislang noch völlig unbeackerten Kunstthema.

Über Marina Abramovic haben nun wirklich schon alle alles geschrieben. Alle, ausser Teuwsen. Hätte es wirklich nicht gebraucht.

Dann, das ist wohl die beste Nachricht, ist auch diese NZZaS zu Ende. Sagen wir es mit Balzli: man muss dem Leser gratulieren, der es bis hierher ausgehalten hat. Denn leicht macht es ihm die NZZaS nicht. ZACKBUM zweifelt langsam an God Almightys Allgegenwart. Es kann doch niemand erzählen, dass Eric Gujer diesen Schrotthaufen liest und dabei keine Adrenalinschübe kriegt. Oder aber, schrecklicher Gedanke, ist Gujer doch nicht unfehlbar, sondern fehlbar? Kann auch er sich irren? Hält er diese NZZaS vielleicht für gut?

Aber nein, solch gotteslästerlichem Gedanken wollen wir nicht anhängen. Die Wege des Herrn sind halt unerfindlich. Aber irgendwann passiert dann mal was, beim Teutates.

 

Unter Beobachtung

Die NZZaS setzt ihr Geeier fort. Aber es gibt auch gute Nachrichten.

Zuerst natürlich die schlechten. Wer mit «Der neue Clash der Geschlechter» aufmacht und dazu eine Illustration verbricht, die an Unklarheit nichts zu wünschen übrig lässt, könnte auch gleich schreiben: lies mich nicht.

Der Gag, einen Anriss auf der Front mit einer Illustration zu versehen, hat sich langsam abgenutzt. Und die aktuelle passt wir die Faust aufs Auge:

Hier geht es um Modewörter wie «angefasst» oder «ganz bei dir». Die nerven zwar tatsächlich, aber sie fäusteln nicht. Auf Seite zwei begrüsst einen Beat Balzli mit einem weiteren unverständlichen Editorial. Eigentlich kann der Mann doch schreiben, wieso tut er es dann nicht?

Hingegen ist die traurige Geschichte der Uno-Mission im Südlibanon ein netter Zusammenschrieb, der die ganze Ohnmacht der Vereinten Nationen illustriert und nachzeichnet.

Ob das hier allerdings wirklich eine Seite wert ist?

Kinder imitieren auf allen Vieren Tiere, in Köln ist die Maus von der «Sendung mit der Maus» geklaut worden, beides muss natürlich vermeldet werden. Oder auch nicht. Bei dieser Gelegenheit: Wer diesen Kopf der Seiten designt hat, müsste dem Leser Schmerzensgeld zahlen. Unaufgeräumt, unstrukturiert, Platzverschwendung. Aber wer sich solche Illustrationen leistet, wie sie das ganze Blatt verunstalten, der hatte sowieso einen schweren Geschmacksunfall.

Langsam steigt die Hektik bei der Berichterstattung über die US-Wahlen. Der «jetzt kommt Kamala Harris und räumt ab»-Effekt ist schwer abgetaucht; kluge Korrespondenten wagen keine Prognosen mehr und halten sich lieber an Bewährtes, wie Besuche in den Swing-States:

Immerhin ist’s keine gezeichnete Illustration, aber auch dieser Seitenschmuck ist reine Platzverschwendung. Mitsamt dem Weissraum unter dem Rubrikentitel (wieso immer wieder Kapitälchen in sind?) wird hier eine halbe Seite zum Fenster rausgeschmissen:

Und diese Art von Titeltypo; Weiss auf hellem bis weissem Hintergrund, ruft eigentlich auch spätestens im Lead: lies mich nicht.

Dann eine Seite Porträt Anna Rosenwasser. Für ein FDP-Organ eine mutige Sache, zudem recht wohlwollend. Nur: wenn eine Neu-Parlamentarierin abgefeiert wurde, dann die.  Wieso sich nun auch noch die NZZaS hinten in den Umzug einreiht, schleierhaft.

Die NZZaS muss sparen, aber ob die Verwurstung von zwei Gefässen in einem Bund so gelungen vermittelt wird?

Dann die lang erwartete Titelstory. Immerhin, Nicole Althaus beschäftigt sich für einmal nicht mit dem Thema Erotik im Alter. Wäre aber vielleicht besser gewesen. Denn auch nach Lektüre der Doppelseite versteht man nicht wirklich, wieso die Gleichstellung von Männlein und Weiblein gescheitert sein soll, wenn es angeblich bei den Jugendlichen einen «ideologischen Graben, der breiter ist als bei ihren Grosseltern» gäbe.

Aber wir sind beruhigt, in ihrer Kolumne begibt sich Althaus dann wieder auf vertrautes Gebiet:

Allerdings gibt ZACKBUM zu, schon beim Titel ausgestiegen zu sein – nix verstan.

Grossartig ist hingegen – wie meist – das Historische Bild:

Die Story dazu ist einfach spitze. Die Dame wurde von Arbeitern in London angestellt, sie pünktlich zu wecken, damit sie nicht den Schichtbeginn verpassten, was zu grossem Ärger führen könnte. Also benützte sie dieses Blasrohr, um getrocknete Erbsen an die Fenster der Aufzuweckenden zu pusten – während die anderen weiterschlafen konnten.

Diese Tätigkeit fand erst ihr Ende, als sich auch das Proletariat einen Wecker leisten konnte.

Und dann wieder dieser merkwürdige Doppelrubrikentitel, wobei «Invest» niemals einen eigenen Bund hatte:

Komischer Obertitel, schreckliches Symbobild, fürchterliche Illustration. Aber immerhin, die Schrift ist diesmal Schwarz auf Weiss, das tröstet ein wenig.

Auch auf die Gefahr hin, uns zu wiederholen:

Guter Text über den Noch-Milliardär Martin Haefner. Aber grauenhafte Platzverschwendung mit Weissraum und eine nicht minder grauenhafte Illustration. «Geld & Geist», ein Gespenst hat einen Geldsack in den Händen, das Ganze vor grün-pinkem Hintergrundverlauf. Schon wieder: lies mich nicht, lass es.

Und aller schlechten Dinge sind drei:

Hier frönt zudem die so seriöse NZZaS einem Brauch, der im Boulevard gerne gepflegt wird. Ein Knaller-Titel als Lockstoff, der dann aber sofort im Lead zurückgenommen wird: «Doch Fachleute sind skeptisch». Offenbar möchte auch die NZZaS mal Leserverarsche betreiben.

Ach, offenbar will die Kultur die Politik nachmachen und sich hinten im Umzug einreihen. Über das neue Buch vom Grinsonkel Thomas Gottschalk haben sich nun schon alle die Mäuler zerrissen. Nur noch nicht Denise Bucher, also gönnt man ihr das Pläsierchen. Auf Kosten des Lesers.

Das gilt auch für das Interview von Martina Läubli mit dem Schriftsteller Antonio Scurati. Es lässt die schmerzlich grosse Lücke, die der Tod von Umberto Eco hinterlassen hat, bedrückend aufklaffen. Eco hätte nie Flachheiten gesagt wie «Italien hat seine faschistische Vergangenheit nie wirklich aufgearbeitet». Oder er hätte sie zumindest eleganter formuliert …

Dann zerreisst eine deutlich angepisste Bucher den Film «Lee» in der Luft. In Kate Winslets Herzensprojekt spielt sie die amerikanische Kriegsfotografin Lee Miller, deren Bad in Hitlers Badewanne zu einer ikonischen Fotografie geworden ist und deren Bilder vom Zweiten Weltkrieg den Vergleich mit männlichen Fotografen nicht zu scheuen brauchen. «Hauptsache, tough», wird holprig getitelt, Winslet bringe einem den Menschen Lee nicht näher, gegiftet.

Und tschüss.

Man muss sich weiterhin Sorgen machen. Balzlis Editorials sind völlig von der Rolle. Das letzte Redesign kann in teuren Kursen als Beispiel für «so sollte man es nicht machen» verwendet werden. Viele Texte üben sich in Beliebigkeit, was einzelne Trouvaillen nicht rausreissen.

Aber wirklich Brainfood für den Sonntagmorgen liefert die NZZaS weiterhin nicht. Langsam bewundert ZACKBUM die Engelsgeduld von Eric Gujer und fragt sich, ob God Almighty Ladehemmung beim Blitzschleudern hat.

 

 

«Blick»-Leute, fürchtet euch!

Euer Chief Content Officer ist ratlos.

Zum «Kleinreport» sagt Steffi Buchli einen denkwürdigen Satz: «Die jüngsten Leserschaftszahlen seien «bedauerlich», so die Content-Chefin, sie bedeuteten aber nicht, dass die Inhalte nicht ankämen.»

Bedauerlich? Innert fünf Jahren haben 40 Prozent der Printleser beim Abschied leise servus gesagt. Und dabei gilt nicht einmal die übliche Entschuldigung. Die Umstände, die Inserate, das Leseverhalten und Blabla. Denn die überlebenden Konkurrenzblätter SoZ und NZZaS haben bei weitem nicht einen solchen Einbruch zu verzeichnen.

Also ist eigentlich Alarmstufe rot, nur nicht für Buchli: «Der ‚SonntagsBlick‘ liefert jede Woche starke Recherchen, spannende Geschichten und setzt nationale Themen, wie zuletzt mit dem Fall von GLP-Politikerin Sanija Ameti, den Ungereimtheiten um die Forschungsarbeiten von Adriano Aguzzi an der Uni Zürich oder die Fifa-Zuschüsse für Giovanni Infantino», fantasiert sie völlig losgelöst von der Wirklichkeit.

Um noch einen draufzusetzen: ««Massnahmen zur Stabilisierung und Neugewinnung von Lesern und Leserinnen» seien «eingeleitet» worden, so Steffi Buchli weiter gegenüber dem Klein Report.»

Damit meint sie wahrscheinlich die Einstellung des «Magazins» vom SoBli, womit das Angebot noch flachbrüstiger wird.

Nun sind Krisen auch immer Chancen, wie es im schönsten Manager-Bullshit-Talk heisst. Wenn sich die Nachfrage nach einem Angebot im freien Fall befindet, die Mitbewerber mit ähnlichen Angeboten aber durchaus stabile Verkäufe zu verzeichnen haben, dann liegt die Schlussfolgerung auf der Hand: beim SoBli, überhaupt beim «Blick» läuft etwas furchtbar falsch.

Was falsch läuft, lässt sich eindeutig benennen und zeitlich verorten. Da ist der 8. März 2023. An diesem Tag wurde bekannt, dass der «Blick»-Oberchefredaktor Christian Dorer in eine sechsmonatige Auszeit geschickt wurde. Mit nebulöser Begründung und der Ankündigung einer Untersuchung, deren Ergebnisse niemals bekannt gegeben wurden.

Dabei war der eigentliche Grund klar. Dorer stand jemand anderem in der Sonne, zudem musste ein Sündenbock für eine völlig verfehlte Strategie her. ZACKBUM nannte das das «Tal der Beliebigkeit». Oder wie das die Dame mit der extrabreiten Visitenkarte so unnachahmlich formulierte:

«Wir nennen es nicht mehr Boulevard. Wir verstehen uns als Newsplattform, die schnell ist und auch komplexe Themen sehr einfach erklären und erläutern kann. Dabei stellen wir immer den Menschen ins Zentrum – das macht uns aus, dafür stehen wir.»

Plus Bezahlschranke und dahinter viel Ratgeber und Service. Plus eine neue Führungsstruktur mit einem Kopfsalat von Heads, Chiefs, Teamleitern und überhaupt furchtbar vielen Häuptlingen. Plus ein verunglücktes Redesign nach dem anderen. Wobei man immerhin sagen muss, dass Regenrohr und Kästchenlogo schnell wieder verschwunden sind. Wobei man nicht wissen möchte, was der angebliche Starwerber Frank Bodin dafür kassierte. Aber immerhin konnte er sicherlich mit dem Geld eine neue geschäftliche Bruchlandung vermeiden.

Allerdings ist die Wurzel der Probleme von «Blick» und SoBli nicht in der Überbevölkerung auf der Kommandobrücke zu suchen. Sondern der steile Absturz ist einer völlig verfehlten Strategie geschuldet, die von einer Managerin entwickelt wurde, die von Print, Newsmedien oder der DNA des «Blick» ungefähr so viel Ahnung hat wie eine Stubenfliege von Quantenphysik.

Wenn ein Manager einen Gewaltsflop zu verantworten hat, der eindeutig und einwandfrei seiner Kette von Fehlentscheiden anzulasten ist, dann wird er normalerweise entsorgt. Mehr oder weniger höflich. Er wird nicht direkt gefeuert, sondern damit betraut, die Entwicklung des Lesermarkts in Schwarzafrika ganz vertieft zu untersuchen. Oder so.

Bei Ringier läuft das anders, die Managerin wird befördert. Dabei schützt sie ein dreifacher Panzer. Ihr Geschlecht, ihre sexuelle Orientierung und ihre Herkunft aus einer sprachlich-kulturellen Randgruppe. Das – und ein paar Schwächeanfälle des amtierenden CEO Marc Walder – machen sie unkaputtbar.

Natürlich wäre es furchtbar sexistisch, einen Zusammenhang zwischen Flops und Geschlecht ganz allgemein in den Medien herzustellen. Daher ist es sicherlich reiner Zufall, dass sie Skelettierung von Tamedia von einer Jessica Peppel-Schulz zusammen mit einer Raphaela Birrer durchgeführt wird, wobei eine Kerstin Hasse immerhin über die Klinge springen musste.

Aber zurück zum SoBli und der nicht mehr so glücklichen «Blick»-Familie. Wenn das, was früher einmal Chefredaktor hiess, eine desaströs Entwicklung der Zahlen als «bedauerlich» bezeichnet, dann gilt für die Mannschaft (inklusive weiblicher Teil und alle beyond): fürchtet euch! Zittert und zagt. Das ist mit der Beschäftigung von Kindersoldaten im Newesroom nicht aufzufangen. Auch nicht alleine mit der Einstellung des «Magazin». Sondern ihr müsst das leider so sehen:

CH Media hat mit dem grossen Rausschmeissen angefangen. Tamedia hat nachgezogen. Selbst die SRG macht ein paar Sparübungen. Wer fehlt im Umzug? Genau. Und noch ein kleiner Tipp: normalerweise wird nicht bei den Häuptlingen gespart. Auch nicht bei Heads und Chiefs. Sondern bei den Indianern. Also schwingt euch auf die Pferde und reitet um euer Berufsleben. Nur: wohin bloss?

 

 

Unser Sorgenkind am Sonntag

Wer sich so eine Cover-Illu aufs Auge drücken lässt …,

der lässt sich auch diesen Fleck verkaufen:

Gut, der beige-orange-rötliche Fettfleck passt wahrscheinlich sehr gut zum Geschreibsel von Gülsha Adilji, man könnte ihn also als subversiven Akt des AD sehen. Aber letztlich ist’s einfach Leserverarschung.

Immerhin, vielleicht hatte Beat Balzli nach den ermahnenden Worten von Peter Rothenbühler und ZACKBUM ein Einsehen; das Editorial schreibt diesmal Daniel Foppa. Er will aber nicht unbedingt seinen Chef übertrumpfen. Wahrscheinlich weise Arbeitsplatzsicherung, allerdings auf Kosten des Lesers.

Dann wärmt Gisela Dachs die Geschichte des Mossad nochmals auf; kann man kalter Kaffee noch steigern? Doch, mit einem Grauenhaft-Layout:

Da dürften nicht zu wenige Leser den Eindruck gehabt haben, dass da blöderweise das Negativ in die Druckmaschine geriet.

Aber auch mit farbigen Fotos kann man ganz schön Unheil anrichten:

Ein Symbolfoto, you know, sagt da der AD. Vollbescheuert, müsste da der Chefredaktor oder der Blattmacher oder sonst ein zurechnungsfähiger Mitarbeiter sagen.

Aber irgendwann gibt wohl jeder auf, und der Traum jedes schwarzgekleideten AD wird wahr: er kann machen, was er will:

Aber auch inhaltlich gilt Jekami, kein Thema, kein Anlass, kein Schreibniveau zu flach, um es nicht ins Blatt zu schaffen:

Wenn in einer Kolumne der Satz vorkommt «so erzählte mir vor ein paar Tagen eine Bekannte, die ich zufällig im Zug traf», dann sollte ein zurechnungsfähiger Blattmacher spätestens hier sein Veto einlegen, wenn ihm der Leser noch etwas bedeutet. Wobei allerdings der Titel durchaus zu dieser Ausgabe der NZZaS passt. Hier haben allerdings diverse Kontrollinstanzen aufgegeben. Und ja, das ist Versagen, auch wenn Nicole Althaus das anders sieht.

Nicht nur im Grossen, auch im Kleinen. Wer akzeptiert denn so eine Bebilderung eines Interview?

Dagegen bräuchte der Leser eigentlich Polizeischutz, denn das ist dümmer, als die Polizei erlaubt.

Ist das Kultur? Ist das was Neues, dass die Ukraine nun Künstler an die Front schickt, zwecks Bespassung der Truppe?

Und schon hat’s der Leser hinter sich, bzw. die Verlagsbeilage «Zurich Film Festival» noch vor sich. War früher mal ein dickes Magazin. Aber eben, der Zahn der Zeit und der Sparmassnahmen nagt und nagt.

Irgendwie ist es ZACKBUM nach einigermassen überstandener Grippe nach Masochismus, also taten wir uns noch das Magazin an. Das sorgte beinahe für einen Rückfall:

Und was machen Männer, die diesen Scheiss lesen müssten? Schmerzensgeld verlangen?

Da will die neue Chefredaktorin, die fahrlässigerweise das Editorial in diesem Dünnblatt wieder eingeführt hat, nicht hintanstehen: «Dann kam  mir eine Frau auf dem Velo entgegengefahren, schon von weitem brüllte sie: «Tolles Kleid!» Und ich dachte: wow. Genau so.» Sind wir vielleicht froh, dass das kein Mann war. Was Paula Scheidt da zurückgebrüllt hätte?

Dann kommt die volle Härte. Wenn man meint, mit dem Interview einer «Edel-Prostituierten», der mediengeilen Berliner Nutte Salomé Balthus, sei der Tiefpunkt der Interview-Serien «Radikale Liebe» erreicht, täuscht sich, da können Sacha Batthyany und Rafaela Roth noch ganz anders. Denn wer möchte nicht weiterlesen, wenn schon das Zitat unter dem anmächeligen Foto lautet: «Ich habe den fucking Jackpot geknackt»?

Adilji gibt so wundersauglatte Antworten wie: «Haben mich Dates unfassbar gelangweilt» (wie es den Dating-Partner wohl ergangen sein mag?), sie suche natürlich «einen Multimillionär», wieso sie immer Witze reissen müsse, nun, «das müsste ich mit meiner Therapeutin besprechen». Und wer zahlt dem Leser den Therapeuten?

Und wollen wir wirklich die Hintergründe ihres «Libidoverlusts» mit ihr ergründen, der von einem «heissen Rugby-Spieler» geheilt wurde (nein, «Scherz», sagt sie dann, und der Leser bekommt Zahnschmerzen).

Überraschung, auch hier darf sich das Layout und die Fotografin (wäre es ein Mann gewesen, man, Pardon, frau hätte ihn verklagt) austoben:

 

Geht noch einer drunter? Aber ja:

«Ein Riss in meinem Rektalmuskel ist einfach zum Kreischen lustig. Der Arzt spritze mir Botox in den Arsch. Das muss man doch erzählen.»

Kreischen stimmt noch, und nein, das muss man nicht erzählen. Und wenn sie muss, dann muss man das nicht aufschreiben. Und wenn man’s aufschreibt, dann muss man damit nicht den Leser belästigen.

Irgendwie passt aber die nächste Story nahtlos dazu:

Nach dieser «Rehabilitation einer Konsistenz», die im Magazin der NZZaS aus allen Seiten tropft, erwartet ZACKBUM die längst überfällige Kulturgeschichte des Furzes.

Vielleicht sind wir noch nicht ganz auf dem Damm, aber «Bellevue» und Kochrezept schafften wir nicht auch noch. Man muss seine Grenzen kennen.

Diese oberpeinlichen Interviews verkaufen die zwei sicherlich als erfrischend, authentisch, aufregend, gar als tabulos. In Wirklichkeit sind sie nur Verstösse gegen die Menschenrechte, und die hat auch der Leser.

Kennt jemand einen guten Therapeuten nach dieser Tortur?